Augustin Weltzel — „Geschichte des Ratiborer Archipresbyterats“, 1885


Transcript

Inhaltsübersicht:

Geschichte
des
Ratiborer Archipresbyterats.


Historisch topographisch statistische
Beschreibung
der zu demselben gehörigen Dörfer,
Kirchen, Kapellen, Schulen u. s. w.
als Ergänzung der Kirchengeschichte Ratibors
und als Beitrag zur Adelsgeschichte Oberschlesiens.

Aus Urkunden und amtlichen Acten verfaßt
von
A. Weltzel,
Geistlichen Rath und Pfarrer von Tworkau.

Im Selbstverlage.

Ratibor 1885.
[gleich lautender Innentitel]
Sr. fürstbischöflichen Gnaden
dem
Hochwürdigsten Fürstbischof von Breslau
Herrn Robert Herzog
Sr. Heiligkeit Hausprälaten und Thron-Assistenten
Doctor der Theologie etc. etc.
dem Beförderer Schlesischer Geschichtsschreibung
in
tiefster Ehrfurcht
gewidmet.
[frei]

Vorrede.

Vorliegende Blätter sind ein Beitrag zur Geschichte des Breslauer Bisthums, dessen Ansehn und Reichthum kein anderes im Osten der Elbe und in den slavischen Ländern erreichte. Wie eine sachgemäße, zuverlässige, gediegene und umfassende Darstellung der Universalgeschichte nur auf Grundlage emsiger Forschungen auf den einzelnen Gebieten aufgebaut werden kann, so erfordert auch die Geschichte jedes Bisthums ein tieferes Eingehen auf die Gestaltung, das Leben und die Schicksale der einzelnen Pfarreien.

Wir besitzen zwar in unserer Diöcese ein umfangreiches, mit ungemeinem Fleiß gearbeitetes Werk, welches die Entwicklung der Kirche Schlesiens bis zum Jahre 1648 urkundlich darstellt, aber abgesehen von der Vertheilung des Stoffes, (wobei z. B. die Bischöfe, statt an der Spitze des Ganzen, erst im 8. Hauptstück des zweiten Buches eine Stelle finden) und abgesehen von dem Uebermaß bei Citaten, da Druckort und Jahr bekannter Werke immer wieder angeführt und nicht blos die Seitenzahl, sondern auch Zeitraum, Abtheilung und Abschnitt beigefügt sind, ist die Enttäuschung der Leser bisweilen groß, wenn sie auf Grund des Registers belangreiche Denkwürdigkeiten für einzelne Orte hoffen, aber nur dürftige Angaben über die erste Erwähnung des Namens finden.

Zweckmäßiger hat mein verstorbener Freund Dr. Gregor Wolny, ehemals Subprior im Benedictinerstift Raigern, seine kirchliche Topographie von Mähren in 9 Bänden ausgearbeitet und geordnet, indem er zunächst eine historische Skizze der Bischöfe, dann eine Uebersicht der geistlichen Orden, deren Klöster oder Collegien gab und hierauf die Archipresbyterate und Dekanate mit den zugehörigen Pfarreien unter Beschreibung der Kirchen und Kapellen, Aufzählung der Seelsorger, Angabe der Emolumente etc. folgen ließ.

Für die Geschichte der Bisthümer sind in der ersten Reihe Pfarrchroniken von besonderer Wichtigkeit. Anfänge zu denselben stammen schon aus früher Zeit. Zunächst wurde vorzugsweise der Zweck verfolgt, die Kirchengüter vor Verlusten zu bewahren. Bischof Peter Nowak verordnete auf der Diöcesansynode 1454, daß sowohl bei der Domkirche und den Collegiatstiften als auch bei den Pfarrkirchen zwei Verzeichnisse angelegt werden; in ersterem sollen die Einkünfte, die zu den einzelnen Benefizien gehören, im anderen die kirchlichen Geräthschaften gewissenhaft eingetragen und die Nachweisungen von ersteren durch den Dekan, von letzteren durch die Erzpriester dem Bischofe eingereicht und in seiner Kanzlei aufbewahrt werden. Daß der Archidiakon noch in der Zeit vor der Glaubensspaltung eine Matrikel über die Emolumente der Pfarreien führte, ist Seite 27 nachgewiesen.

Da viele kirchliche Benefizien verloren gingen, weil die Urkunden und Privilegienbriefe abhanden kamen, befahl Bischof Martin Gerstmann auf der im Jahre 1580 gehaltenen Synode, solche Schriftstücke in der Kirche aufzubewahren. Die Archidiakone sollten von den Pfarrern die Fundations= und Bestätigungsurkunden, die Gerechtsame und Privilegien sich vorzeigen lassen, damit sie in einem Buche verzeichnet und in der nächsten Synode vorgelegt werden. Die Diöcesansynode unter Bischof Andreas v. Jerin aus dem Jahre 1592 beschäftigte sich gleichfalls mit den Temporalien der Benefizien.

Aus der Zeit der Glaubenstrennung haben sich in Oberschlesien, außer bei Collegiatstiften und Klöstern, fast gar keine kirchlichen Urkunden erhalten. Es scheint, daß die Prediger, nachdem die Erbfürstenthümer zur Mutterkirche zurückgekehrt waren, die Schriftstücke entfremdet haben. Als z. B. Sohrau 1629 wieder katholisch geworden, nahm der Pastor Ignatz Lison zwei Urkunden über Altäre, die sich dessen Vater und Vorgänger im protestantischen Stadt-Pfarramte vom Bischof Carl (1608—1624) hatte bestätigen lassen, nach Ungarn mit. Der katholische Pfarrer Molicer hatte, als er den alten Stiftungen nachforschte, alle Mühe, eine Abschrift zu erlangen.

Bischof Franz Ludwig erließ 1695 an die Archidiakone und Erzpriester die Weisung: über die Namen sämmtlicher Kirchen des Bisthums, über das Alter derselben und über die Heiligen, zu deren Ehren sie gestiftet worden, sorgfältige Ermittlungen anzustellen. Von höchstem Werthe für die Geschichte der Pfarreien und Schulen sind die noch erhaltenen Berichte, welche bei den kanonischen Visitationen über sämmtliche Parochien im 17. und im Anfang des 18. Jahrhunderts verfaßt und gesammelt wurden (S. 15). Auch die Beschreibungen der Kirchen und Schulen, Einkünfte etc., welche die Schlesische Kammer und später die Kgl. Regierungen von den Pfarren einforderten, bieten einigen Stoff zu Pfarrchroniken.

Ein kräftigen Anlauf nahmen die Verhandlungen bei dem Ratiborer Archipresbyteratsconvent am 12. Mai 1810 unter dem Vorsitze des Erzpriesters Seypold. Es wurde der Vorschlag gemacht, daß von jedem Pfarrer des Cirkels eine genaue Beschreibung der Inventarstücke, der Rechte und Nutzungen, der Art und Weise des Gottesdienstes, Angabe: wem das Patronat zustehe etc. doppelt ausgefertigt, ein Exemplar bei der Pfarrei, das andere im Archipresbyteratsarchiv aufbewahrt werde. Das Generalvicariatamt erwiderte auf das eingesandte Protokoll: Nicht blos die älteren Synodalstatuten, sondern die neuere Instruction, welche den Erzpriestern bei ihrer Anstellung mitgetheilt wird, setzen fest, daß bei jedem Benefiz die Gerechtsame, Einnahmen etc. der Kirche und Parochie in besonderen Büchern vermerkt und diese sorgfältig aufbewahrt werden sollen. Dieselbe geistliche Behörde gab in der Schilderung des Nutzens vortheilhaft angelegter Beschreibungen die Art und Weise an, wie die Arbeit ausgeführt werden solle. Durch zweckmäßige Darstellung wird sich jeder Pfarrer ein Verdienst für seine Nachfolger erwerben, wenn diese sogleich alle erforderlichen Nachrichten vorfinden. Mancher Anstoß in der Gemeinde, manche Verlegenheit in der Amtsführung, die Abhängigkeit von untergebenen Kirchenbeamten, bei denen sonst Belehrung gesucht werden müßte, auch Processe werden dadurch vermieden. Würde der Beschreibung zugleich eine Chronik über merkwürdige Schicksale und eine Charakteristik der Gemeinden in Ansehung ihrer Bildung, Sittlichkeit, ihrer lebhaften oder geringen Theilnahme an der Förderung des Schul=Unterrichts u. s. w. beigefügt, so würde solche für die Nachfolger noch nützlicher sein, ihnen zweckmäßigen Stoff zu Gelegenheitsreden geben.

Das 9. Heft der 1829 erschienenen Zeitschrift: Von der kathol. Kirche muntert gleichfalls zu historisch-topographischen Beschreibungen auf: Am Kirchweihfeste und Patrocinium, die alljährlich wiederkehren, hegen wohl die meisten Zuhörer den Wunsch, Aufschlüsse über die Vergangenheit, der sie das Bestehende zu verdanken haben, zu erhalten, eine ansprechende Auskunft auf die Fragen: wer sind die Besitzer des Orts gewesen, wann ist die Kirche erbaut und erneuert worden, welche Schicksale hat sie erfahren, wer hat sich besonders verdienst gemacht, was für Ereignisse, Gefahren, Nothstände haben obgewaltet und manche Stiftungen veranlaßt? Jeder Pfarrer hat für das ihm theure Gotteshaus auch liebevollen Sinn und Eifer seiner Gemeinde möglichst zu wecken und zu mehren; er wird diesen Zweck leichter erreichen, wenn er Ursprung, Veränderung, Wohlthäter und sonstige Merkwürdigkeiten mittheilt.

Die Nützlichkeit der Pfarrchroniken ist auch in der Geschäftsverwaltung des verewigten Dr. Sauer § 88 gebührend hervorgehoben. Mehrere Artikel des Schlesischen Kirchenblatts, so namentlich Jahrgang 1868 Nummer 39 und 40, enthalten eine Anleitung zur Bearbeitung.

Unterzeichneter hatte sich neben seinen Berufsgeschäften ehemals mit der Geschichte Norddeutschlands und seit fast 5 Jahrzehnten ausschließlich mit der Vorzeit Oberschlesiens vertraut gemacht und aus allen ihm zugänglichen Archiven reiche Sammlungen angelegt, auch mehrere Städtechroniken und Monographien hervorragender Adelsgeschlechter veröffentlicht, als er nach Erscheinen der 2. Auflage der Geschichte der Stadt Ratibor, in welcher die kirchlichen Verhältnisse ausführlich behandelt sind, angeregt wurde, auch eine historisch-topographische Beschreibung sämmtlicher zum Archipresbyterat Ratibor gehörigen Landpfarreien auszuarbeiten. Behufs zweifelloser Sicherheit ging er nochmals die schon früher benutzten Archivalien (Urkunden, Acten, Kirchenmatriken), wie solche S. XI verzeichnet sind, durch, vervollständigte das Material mit neuen Auszügen und bietet hiermit die gewonnenen Erfolge den Freunden Oberschlesischer Geschichte dar mit dem Bemerken, daß die Veröffentlichung nur durch die Freigebigkeit Sr. fürstlichen Gnaden, des hochwürdigen Herrn Fürstbischofs Robert, möglich geworden, weil dieser hohe Gönner und Förderer vaterländischer Geschichtsschreibung die ansehnlichen Druckkosten aus eigenen Mitteln huldreichst gewährte und somit den Verfasser, wie alle Freunde der Heimathskunde zum lebhaftesten Danke verpflichtet.

Was die Anordnung des Stoffs betrifft, so wurde für angemessen erachtet, die Geschichte des Oppelner Archidiakonats und des Ratiborer Commissariats an die Spitze zu stellen, da diese kirchlichen Aemter in innigster Verbindung zu dem untergebenen Curatclerus stehen und über jene Würdenträger der Breslauer Diöcese, außer einem im Schles. Kirchenblatte mitgetheilten Aufsatze Kastners, das Neisser Commissariat betreffend, nirgendswo etwas Zusammenhängendes gegeben ist. Die Vorbesitzer der Rittergüter wurden, soweit als möglich zurückreichend nach Stand und Namen, mit Erwerbszeit und genealogischen Angaben verzeichnet, weil sie meist nicht blos Patrone der Kirche, sondern auch Wohlthäter derselben gewesen sind. Die Communalverhältnisse aller zu jeder Pfarrei gehörenden Ortschaften wurden wegen der Zugehörigkeit zu den Pfarrgemeinden erörtert. Die eingehende Behandlung der Schulen in besonderen Abschnitten findet ihre Rechtfertigung in der Thatsache, daß die Schule stets eine Tochter der Kirche gewesen ist. Die Lehrer der Gegenwart und Zukunft erhalten zugleich ausgiebige und zuverlässige Nachrichten für die Erweiterung der ihnen aufgetragenen Orts- und Schulchroniken.

Sollte die getreue Schilderung der Schulzustände aus älterer Zeit manche Leser befremden, so möge nicht vergessen werden, welch furchtbare Verwüstung auch Oberschlesien in dem 30jährigen Kriege wie in der Zeit von 1741—1745 und 1757—1763 erlitten, wie die Landbevölkerung unter der Robotpflicht gedrückt wurde, bis 1785 die Urbarien-Commissionen in Bezug auf Lasten und Dienste zwischen Unterthanen und Herrschaften billige Vergleiche schlossen. Von jener Zeit ab hoben sich die bis dahin traurigen Verhältnisse in erfreulichem Fortschritte. Auch ist zu beachten, daß es bis zur zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts keine Schulseminare gab. Entweder lernten Lehrersöhne das Wenige, was sie zu ihrem Amte brauchten, vom Vater, oder strebsame Jünglinge, die das höhere Studium nicht fortsetzen konnten, Wirthschaftsschreiber, welche keine feste Stellung bei der Oeconomie erhielten, schritten zum Lehrfach und führten meist bei überaus geringen Einkünften ein bescheidenes, eingezogenes Leben. Die endliche Errichtung von Seminarien und deren Unterhaltung wurde nur dadurch möglich, daß seit 1765 jeder Pfarrer bei Antritt seines Beneficiums den 4. Theil seiner Jahreseinkünfte (Quarta Seminaristica) für diesen Zweck erlegte und seit 1833 eine jährliche Kirchencollecte für die katholischen Schullehrer-Seminare zu Breslau und Oberglogau vorgeschrieben ist.

Die Citate unter dem Text wurden möglichst kurz nur für die ersten Abschnitte gegeben, weil für jeden Satz der folgenden Abschnitte die Quelle vom aufmerksamen Leser in dem nachfolgenden Verzeichnisse ohne Mühe gefunden werden kann.

Tworkau, den 4. December 1885.

Der Verfasser.

Handschriftliche Quellen.

  1. Breslau.
    1. Königliches Staatsarchiv.
      1. Landbücher der Fürstenthümer Oppeln-Ratibor von 1532 bis 1740. 18 Folianten.
      2. Gerichtsbücher derselben Fürstenthümer, von 1558 bis 1724, 7 Folianten.
      3. Urbarien der Herrschaft Ratibor von 1532, 1567, 1595, 1642
      4. Lorenzens Privilegiensammlung, enthält die Copien der ältesten Gutskäufe
      5. 181 Urkunden des Collegiatstiftes Ratibor von 1308—1752
      6. Matrikel desselben (Kapitelsverhandlungen) von 1432 ab
      7. 103 Urkunden der Dominikaner von 1258—1809
      8. 181 Urkunden der Dominikanerinnen von 1291—1809.
      9. Orts- und Personalacten, meist aus den Archiven des ehemaligen Oberamts und der Schlesischen Kammer.
    2. Domarchiv.
      Catalogus cleri 1724.
    3. Fürstbischöfliche Kanzlei.
      Visitations-Protokolle des Oppelner Archidiaconats von 1679, 1687, 1713, 1719
    4. Registratur des General-Vicariatamtes.
      Visistationsberichte der Erzpriester, Schulsachen, Fundationsurkunden, Jahresrechnungen.
    5. Vicedechantei.
      libri Ordinandorum von 1652 ab.
    6. Alumnat.
      Liber morum 1731 und Alumni Seminarii Clericalis Vratisl. 1790—1785, pars II (der erste Theil ist verloren), zeitweise mit Notizen über Anstellungen und Versetzungen. Der Aufenthalt im Alumnat war ehemals nicht obligatorisch; ein großer Theil des oberschlesischen Clerus erhielt die Weihen außerhalb der Diöcese.
  2. Oppeln. Registratur der Königlichen Regierung.
    1. Bekenntniß- und Befundtabellen des Fürstenthums Ratibor von 1723 bis 1725, 15 Folianten. Im Bureau der Steuerverwaltung befinden sich im Ganzen 120 starke Bände dieser für die Statistik Oberschlesiens ergiebigen Tabellen.
    2. Acten katholischer Kirchensachen, Angelegenheiten derselben; für jede Kirche meist mehrere Fascikel, in denen auch Gesuche um vacante Stellen mit biographischen Notizen sich vorfinden.
    3. Acten katholischer Schulen, Visitationsprotokolle seit Gründung der Centralstelle.
  3. Ratibor.
    1. Das Archiv der Pfarrkirche ist überaus reichhaltig; außer den alten Currenden sind unzählige Schriftstücke vorhanden, welche zum Theil, leider meist ohne Auswahl mit Rücksicht auf den Inhalt, vor mehr als 50 Jahren in Fascikel zusammengeheftet worden sind. Hauptsächlich aus diesen Sammlungen war es bei unendlicher Mühe möglich, den Abschnitt über das Commissariat, dessen Archiv 1822 in Loslau verbrannt ist, auszuarbeiten.
    2. Das Schloßarchiv enthält Acten über Anstellung von Pfarrern an Kirchen, Lehrern an Schulen, die unter dem Herzoglichen Patronat stehen, Bauten etc.
    3. Das Königliche Landrathsamt enthält umfangreiche Acten über Erfindung und Bauten der Schulen, Statistisches über Guts- und Gemeindebezirke.
    4. Das Königliche Landgericht. Das Grundbuchamt enthält Originalurkunden aus den letzten 3 bis 4 Jahrhunderten über Gutskäufe, Eheverträge, Leibgedinge, Testamente, sämmtlich mit den Siegeln und eigenhändigen Unterschriften der Aussteller und Zeugen, und ist für Sphragistik und Genealogie eine hochwichtige Quelle.
    5. Die Oberschlesische Fürstenthumslandschaft führt eine Matrikel über den Besitz und Erwerb der Rittergüter seit 1770, hat auch Acten über letztere.
    6. Magistratsarchiv
      1. Urkunden über Studzienna von 1364—1704
      2. Acten über die Schule in Neugarten
  4. Altendorf.

    Das Archipresbyteratsarchiv enthält Acten und Rechnungen aus allen Pfarreien. Das Proventenbuch von 1722, von dem in den Schriftstücken einiger Pfarreien Excerpte enthalten sind, ist nicht aufzufinden und wahrscheinlich bei dem wiederholten Wechsel der Standorte verloren gegangen. Wie der Catalogus Cleri von 1724, so war auch dies Revenüenverzeichniß aus den Aufzeichnungen bei den kurz vorher gehaltenen kanonischen Visitationen geschöpft und ist deshalb der Verlust nicht wesentlich fühlbar.

  5. Rauden. Schloßarchiv.

    Origo humaniorum studiorum 1744—1816 ist ein Schülerverzeichniß mit Angabe, wer Priester geworden.

  6. Außerdem sind die Tauf-, Copulations- und Todtenbücher, Proventenbücher etc. jeder Pfarrei des Archipresbyterats und einiger angrenzenden Parochien benutzt worden.

Gedruckte Hilfsmittel.

Syllabus Defunctorum sodalitatis Marianae 1652—1767.

Syllabus Confoederatorum sodalitatis Marianae 1732—1751 und 1831. Diese beiden aus Rhedigers Bibliothek stammenden, im Breslauer Stadtarchiv befindlichen Verzeichnisse sind überaus wichtig. Von ersterem hatte selbst der Präses der Sodalität Dr. Herber keine Kenntniß, weßhalb seine Angaben im Schlesischen Kirchenblatt 1836 Seite 361 über den Anfang der lateinischen Bruderschaft in Breslau um 91 Jahr zu spät datirt sind. Die im Verzeichniß angegebenen Todestage der Mitglieder geistlichen und weltlichen Standes aus dem 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts sind um so werthvoller, als die Todtenbücher vieler Pfarreien nicht soweit zurückreichen.

Der Catalogus Cleri aus dem Jahre 1748—1757 und 1765 ist im Breslauer Stadtarchiv, spätere Schematismen sind im Archiv der Ratiborer Pfarrkirche vorhanden. Die älteren Schlesischen Provinzialblätter und die Amtsblätter enthalten bisweilen Anstellungen resp. Versetzungen . Die Instanziennotiz von 1744 ab bringt die Namen der Archidiacone und fürstbischöflichen Commissare, das Diöcesanblatt 1803—1822, die Breslauer Zeitschrift für Theologie 1831—1833, das Schlesische Kirchenblatt seit 1835 berichten Todesfälle und Anstellungen der Priester.

Zimmermanns Beiträge für Schlesien 1784, Knie's Uebersicht der Dörfer etc. 1845, und Triest, Topographisches Handbuch von Oberschlesien (Breslau 1865) enthalten Statistisches.

Codex dipl. Silesiae II., VI. und VII. (Breslau 1859, 1865 und 1868.)

Inhalts-Verzeichniß.

Das Oppelner Archidiaconat Seite 1.

Das fürstbischöfliche Commissariat Ratibor Seite 21.

Das Archipresbyterat Ratibor S.39.

Parochie Altendorf. Dorf S. 51, Pfarrkirche S. 64, Hospital 90, Pfarrschule 91, Neugarten Dorf 105, Schule 109, Studzienna Dorf 113, Schule 119, Niedane Dorf 123, Schule 126, Proschowitz 128, Ottitz 129.

Parochie Pawlau. Dorf 130, Pfarrkirche 137, Pfarrschule 142, Wilhelmsdorf, Schardzin 145.

Parochie Benkowitz. Dorf 146, Pfarrkirche 162, Hospital, Pfarrschule 187, Sudol Dorf 197, Gratialkirche 203, Schule 206, Bojanow Dorf 209, Kapelle 214, Schule 215.

Parochie Janowitz. Dorf 219, Pfarrkirche 225, Pfarrschule 239, Hospital 246, Kornitz Dorf 249, Schule 254, Lekartow 257, Ottitz Dorf 258, Schule 261, Schardzin 261, Pobiehof 263.

Parochie Polnisch-Krawarn. Dorf 265, Pfarrkirche 274, Pfarrschule 282, Dorf Makau 286, Adjuncta 293, Pfarrschule 297.

Parochie Kreuzenort. Dorf 299, Pfarrkirche 305, Pfarrschule 319, Roschkau Dorf 321, Kapelle, Schule 323.

Parochie Lubowitz. Dorf 325, Pfarrkirche 330, Pfarrschule 347, Brzesnitz Dorf 353, Kapelle 365, Schule 366; Elgot 367, Ganiowitz 369, Grzegorzowitz 371.

Lokalie Zawada. Dorf Leng 375, Schule 376, Schichowitz 378, Dorf Zawada 379, Kirche 380, Schule 383.

Parochie Ostrog. Schloß 390, Schloßkapelle 395, Grabkapelle 401; Bosatz 402; Dorf Ostrog 407, Pfarrkirche 417, Pfarrschule 431; Plania Dorf 441, Schule 444.

Parochie Rudnik. Dorf 449, Pfarrkirche 463, Pfarrschule 469; Silberkopf Dorf, Kapelle 481.

Parochie Tworkau. Dorf 483, Pfarrkirche 501, Feldkirche St. Urban 520, Pfarrschule, 522; Elgot 536.

Lokalie Ruderswald. Dorf 537, Kirche 539, Pfarrschule 544.

Lokalie Zabelkau. Dorf 550, Kirche 553, Schule 559; Annaberg Dorf 562, Schule 563.

Parochie Woinowitz. Dorf 566, Pfarrkirche 570, Pfarrschule 582.

Kirchensiegel 587.

Schulen-Inspectoren 588.

Priester, die aus den Dörfern des Archipresbyterats stammen Seite 588.

Nachträge 599.


Druck von Rudolph Müntzberg in Ratibor.

Das Archidiaconat Oppeln von 1230—1810.

Der Bischof hat die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten in seinem Bezirke. Da es den Kirchenoberen wegen des großen Umfanges der Diöcesen und wegen bisweiliger Abwesenheit von ihren Sprengeln unmöglich wurde, selbstständig alle Geschäfte zu übernehmen und auszuführen, so übertrugen sie die Verwaltung der Diöcese und die Ausübung der geistlichen Gerichtsbarkeit nächst dem Official den Archidiaconen.

Das Bisthum Breslau finden wir um die Mitte des 13. Jahrhunderts in vier Archidiaconate Gr.=Glogau, Liegnitz, Breslau und Oppeln eingetheilt. Jedem derselben war eine Anzahl von Archipresbyteraten zugewiesen, die wieder einen bestimmten Kreis von Pfarrsprengeln umfaßten. Das Amt des Archidiacon, für welches man immer einen der tüchtigsten und geschäftsgewandtesten Priester wählte, war namentlich in älterer Zeit umfassend und einflußreich. Er prüfte die Candidaten des geistlichen Standes und führte die Angestellten in ihr Amt ein, hatte das Aufsichts- und Strafrecht über den Clerus, ertheilte Dispensationen, sendete die bischöflichen Verordnungen den Erzpriestern zur weiteren Publication an die Seelsorger zu und erstattete der geistlichen Behörde genauen Bericht über den Zustand der Kirchen und Schulen, wie er ihn auf den Visitationsreisen gefunden 1). Das Archidiaconats-Amt war meist mit einer Stiftspräbende verbunden. Als Capitulare der Cathedrale v. Montbach, Stat. synod. p. 10, 46, 161, 209. werden genannt die Archidiacone von Breslau Stefan 1189 bis 1200, Egydius 1202—1216, Johann 1220—1226, Raceslav 1226—1234; des Collegiatstiftes Gr.=Glogau: Archidiacon Theoderich 1228—1234 1). Doch finden wir in Liegnitz lange vor Gründung des Collegiatstiftes (1348) Archidiacone, nämlich 1262 Milejus, der 1268 Archidiacon von Glogau wurde und bis 1284 lebte, 1285 Stefan, 1288—1298 Heinrich.

Auch in Oppeln erscheint der Archidiacon schon vor Stiftung des Collegiums, in welchem er dann unter den Prälaten die 2. Stelle einnahm und von 1295 bis zum Ausgange des 17. Jahrhunderts zugleich Pfarrer der Deutschen war, während der Decan die Seelsorge für die Polen ausübte.

Reginald (Reinhold) war Mai 1223 noch Pfarrer an der St. Adalbertskirche in Oppeln, im September desselben Jahres bereits Erzpriester daselbst und von 1230 bis 1245 Archidiacon 2). In dem Vergleiche zwischen Herzog Heinrich und Bischof Lorenz, vermittelt durch Bischof Wilhelm v. Modena, über Gerichtserträge im Neisse'schen am 5. Januar 1230 ist er einer der vielen Zeugen. Als derselbe Herzog zu Oppeln 2. October 1232 der Kirche des hl. Grabes in Miechow die Verleihungen seiner Vorgänger bestätigte, war er gleichfalls Zeuge. Ebenso steht er nächste dem Bischofe aufgeführt, als dieser 15. Juni 1233 die Kirche in Pramsen fundirte. Auch erschien er am 6. Juli d. J. auf der Synode in Siwierz, wo er den Titel Magister führt.

Die Benedictiner, welche aus dem Stift auf dem Elbing bei Breslau entfernt worden waren, machten von Tiniec aus wiederholt Versuche, in den früheren Besitz, den inzwischen Prämonstratenser eingenommen, zurückzugelangen. Diesen Streit zu schlichten, wurde nächst dem Bischofe und dem Dechant Gregor in Krakau unser Archidiacon erkoren und erfolgte am 6. Februar 1234 durch deren Grünhagen, Regesten Nr. 55—741. ibidem Nr. 265—635. Schiedsspruch auf dem Bischofshofe zu Breslau ein Vergleich, dessen unverbrüchliche Festhaltung beide Parteien mit Handschlag gelobten. Reinhold verdient noch in anderer Beziehung hervorgehoben zu werden, als er der erste Pfarrer ist, der in oberschlesischen Urkunden auftritt, während in Niederschlesien ein solcher schon 1217 in Arnold Pfarrer von Löwenberg erscheint 1). Vorher begegnen uns Dom= und Stiftsherren, Vicare, bischöfliche und Hofkapläne, Priester, Aebte und Mönche, aber nie die Bezeichnung Pfarrer, obgleich Parochien schon zu Ende des 12. Jahrhunderts, namentlich bei Klöstern aufgeführt werden. Es ist wahrscheinlich, daß die Pfarrsprengel erst im Anfange des 13ten Jahrhunderts abgegrenzt wurden, so daß bestimmte Kirchen ihre besondere Parochie erhielten und dem eingesetzten Geistlichen die cura plebis übertragen wurde, wovon er den Namen plebanus erhielt.

Im Laufe des Jahrhunderts mehrten sich die Kirchen und Altäre und mit ihnen die Geistlichen (Hilfspriester, Altaristen), die unter dem Pleban standen, der sie leitete und regierte und deshalb den Namen Rector ecclesiae erhielt. Daß beide Ausdrücke gleichbedeutend sind, ersehen wir aus einer Streitsache, welche 1283 zwischen zwei Pfarrern durch den Hofofficial entschieden wurde. Letzterer nennt die Pfarrer Volkmar von Petrowitz und Hermann von Schönwald Rectoren, sie selbst aber nennen sich plebani 2).

Auch über Kapellen gab es Rectoren, so war 1340 Jacob Rector der Vogteikapelle in der Pfarrkirche zu Neisse 3). Unter Archidiacon Reginald von Oppeln war die Kirche zum hl. Kreuz daselbst zu einem Collegiatstift erhoben worden. Da der Verfasser der Geschichte von Oppeln und der Autor der Breslauer Bisthumsgeschichte in der Zeitbestimmung um 130 Jahr differieren, indem Idzikowski S. 40 die Gründung um fast 80 Jahre zu früh und Heyne I., 832 ibidem Nr. 175. Stenzel, Heinrichau S. 179. Stenzels Bisth. S. 281. dieselbe um 50 Jahre zu spät ansetzt, so wollen wir einige Data mittheilen, aus denen hervorgeht, daß die Stiftung circa 1240 fällt.

Bekanntlich nennt Bischof Rudolf 1471 seinen Vorgänger Thomas als Stifter des Collegiums zu Oppeln, welche Thatsache das Capitel selbst noch 1579 und 1622 festhielt. Da wir nun unter den Inhabern des bischöflichen Stuhles zu Breslau zwei Männer Namens Thomas haben, von denen der erstere von 1232—1268, der letztere von 1270—1292 regierte, so dürfen wie über 1232, als das Antrittsjahr des erstgenannten nicht zurückgehen. Sehen wir uns auf dem Schauplatze seiner Amtswirksamkeit einigermaßen um, so begegnen wir schon im 1. Jahrzehnt dem Dasein jenes Stiftes. Herzog Mesko von Oppeln erneuerte nämlich am 22. December 1240 die dem Collegiatstifte gemachten Schenkungen seiner Vorfahren, indem er 4 Mk. Silber von der Münze zu Oppeln und das Recht in der Oder eine Mühle anzulegen bestätigte.

Diese Urkunde ist allerdings nur einem Transsumpt von 1271 entnommen, in welchem sehr leicht der spätere Name Stift statt Kirche gebraucht werden konnte, aber der 1239 genannte Propst Gregor von Oppeln war sicher schon Domherr, und wenn dies Amt nicht als Stifts-Prälatur gelten sollte, so steht doch 1243 neben ihm Maczko ausdrücklich als Canonicus in Oppeln aufgeführt 1). Unserm Reginald begegnen wir zum letzten Male in Ratibor am 12. April 1245, als Herzog Mesco dem Kloster Leubus im Austausch gegen Schönau und Gläsen das Gut Kasimir und zwei Dörfer verliehen 2).

Die Archidiacone Boguslav von Breslau und Magister Stefan von Oppeln waren am 8. März 1260 in der bischöfl. Residenz zu Neisse Zeugen, als Herzog Heinrich III. von Breslau sich für eine Schuld verbürgte, welche sein Bruder Boleslaus von Liegnitz dem Bischofe zu entrichten Grünhagen, Regesten Nr. 527 u. 593. ibidem Nr. 635—635. hatte. Denselben Stefan finden wir am 14. Mai d. J. zu Ottmachau bei dem Bischofe, am 30. November bei Herzog Wladislav zu Slawentziz und am 15. December zu Oppeln a, herzoglichen Hofe. Am 16. März 1262 erscheint er wieder in Neisse, von wo ab er zugleich als Domherr von Breslau auftritt, nämlich noch am 28ten Juni 1262 zu Breslau 1).

In einer Urkunde vom 19. März 1264, in welcher Bischof Thomas I. den Cisterziensern von Rauden die Incorporation der Kirchen zu Matzkirch und Stanitz gestattet, und in einer anderen vom 20. Juni 1264 wegen Zehntentausch desselben Klosters, steht Archidiacon Thomas von Oppeln an der Spitze der Zeugen. Dieser Thomas, aus dem berühmten Geschlecht der Zaremba, war der Schwestersohn des gleichzeitigen Bischofs Thomas und Neffe des Canonicus Magister Eckehard und erscheint schon 1252 als Breslauer Domherr, bischöfl. Notar und Propst in Neisse.

Am 28. Juli und 2. August 1264 war Thomas mit Archidiacon Milejus von Liegnitz am herzoglichen Hofe und bei dem Bischofe in Breslau; dann begegnen wir ihm am 13. und 15. Mai und 10. September 1265, endlich am 9. Januar 1268, als Bischof Thomas das Domcapitel begabt 2).

Unser Archidiacon wurde März 1268 Custos der Breslauer Cathedrale 3), und als sein Oheim 30. Mai desselben Jahres starb, zum Bischof ausersehen. Doch bestieg er erst 2 Jahre später den bischöflichen Stuhl, für welchen ihn das Capitel nach dem Tode des Wladislav Erzbischof von Salzburg gewählt.

Sein Nachfolger in Oppeln war Magister Francko, seit 1260 Domherr. Als Thomas I. am 23. März 1268 von seinen Einkünften die 10. Präbende in Oppeln stiftete und dieselbe dem bisherigen Archidiacon, dann Custos der Regesten Nr. 1039, 1046, 1066, 1069, 1129. Regesten 1179, 1182, 1188, 1189, 1206, 1207, 1214, 1289. Regesten Nr. 1295. Breslauer Cathedrale, verlieh 1), und als er am 17. Mai d. J. die Besitzungen der Kreuzherren in Neisse von allen Lasten des polnischen Rechts befreite, war der neue Archidiacon zugegen. 20. October 1271 war er in Breslau Zeuge einer bischöflichen Urkunde. Im Schlosse des Herzogs Heinrich finden wir am 26. November die Bischöfe Thomas II. von Breslau und Wilhelm von Lebus, der aus dem Neisse'schen stammte. Unser Archidiacon hatte damals die Stifts-Privilegien von 1240 seinem Herzoge Wladislav von Oppeln vorgelegt und bewirkt, daß dieselben durch Vorlesen seitens des Lebuser Bischofs zur öffentlichen Kenntniß gelangten.

Als Bischof Thomas II. am 8. Januar 1272 zu Ujest dem herzoglichen Ministerial Bogdal und dessen Erben bewilligte, den Zehnten von seinen Aeckern in Czerwentzitz nach freiem Ritterrecht zu geben, welcher Kirche er wolle, finden wir den Archidiacon von Oppeln an der Spitze der Zeugen. In demselben Jahre treffen wir ihn am 24ten März und 7. Juni noch in der Umgebung des Bischofs; dann entschwindet er fast 10 Jahre. Herzog Bernhard Herr zu Löwenberg hatte 18. März 1281 den Johannitern das Patronat der dortigen Kirche verliehen. Als Bischof Thomas 19. April 1282 die Schenkung bestätigte, war auch Francko Zeuge. Letzterer dotirte 30. September d. J. während seiner Anwesenheit in Neisse bei dem dortigen Hospital der Kreuzherrn zum hl. Grabe eine Altaristenstelle, indem er 3 Hufen Acker, Geld auf einen Kelch und eine von ihm eingerichtete Kapelle dem Procurator überwies. Letztere war so nahe dem Hospitale, daß die Kranken in ihren Betten die tägliche hl. Messe hören und das Altarssacrament sehen konnten. An seinem Todestage sollte ein Jahresgedächtnis stattfinden und 2 Kerzen auf dem Altare brennen.

Am 3. März 1283 war er bei einer den Zehnt betreffenden Entscheidung des Bischofs Zeuge in Breslau und am 29. und 30. Juli 1284 Zeuge zweier in Ottmachau Collegiatstift Oppeln Nr. 2. ausgestellten bischöflichen Urkunde. Am 28. August 1284 wiederholte er die Dotirung des Altaristen im Neisser Hospitale 1), dann verschwindet er, denn die in den Regesten Nr. 2064 mitgetheilte Urkunde ist um 6 Jahre zu spät datirt und Nr. 1703 bereits verzeichnet; auch die in Tzschoppes und Stenzel's Urkundensammlung der Städte S. 411 mitgetheilte Copie einer Urkunde, angeblich aus dem Jahre 1291, in welcher Magister Francko zu Neisse erwähnt wird, als der Bischof die durch Herzog Heinrich und Bischof Thomas I. geschehene Gründung der Stadt Weidenau bestätigte, trägt ein viel zu spätes Datum und muß wenigstens 8 Jahr zurückgestellt werden, da der bischöfliche Procurator Peter in Ujest, der 1272 auftritt, bereits 1283 in Stanislaus einen Nachfolger hatte 2). Francko's Andenken wurde im Kloster zu Czarnowanz alljährlich am 5. Juni geehrt 3).

Als die Herzoge Mesco und Przemyslav von Ratibor am 13. November 1288 drei Dörfer des Klosters Czarnowanz von Lasten und Diensten befreiten, unterschrieben sich Stephan, Archidiacon von Oppeln und seine Brüder, die Ritter Jasko und Przibislav, wahrscheinlich aus dem Geschlechte der Kornitz 4).

Von dem Jahre 1254—1295 hatten die Dominikaner in Oppeln die Pfarrrechte ausgeübt. Von da ab wurde das Collegiatstift zugleich Pfarrkirche 5).

In der Stiftungsurkunde des Jungfrauenklosters zu Ratibor (1299—1306) bezeichnet Herzog Przemyslav eine Hofstätte, die dem verstorbenen Archidiacon von Oppeln namens Stefan gehört hatte, welche derselbe noch bei Lebzeiten den Nonnen bestimmt habe 6).

Auf der Synode zu Breslau, die 1305 unter Bischof Heinrich I. gehalten wurde, begegnen wir bereits dem Archidiacon Johann von Oppeln 7). Am 13. Juni 1306 war der Bischof in Oppeln und traf mehrere Einrichtungen für Regesten 1303, 1377, 1380, 1386, 1398. Reg. 1740. Zeitschrift v. Schl. I. 227. Regesten Nr. 2091. Oppelner Collegiatstiftsurk. N. 3. Cod. dipl. Sil. II. 113. v. Montbach Stat. syn. S. 9. das Collegiatstift. Auch hier erschien Johann 1). Er hatte schon 1307 einen Nachfolger in Christian, der am 14. Aug. als Zeuge auftritt, als Bischof Heinrich der neugestifteten Burgkapelle und deren Caplan den Decem anwies. 2).

Andreas von Wiesenburg, zugleich Canonicus in Breslau, begegnet uns von 1318—1335 als Archidiacon von Oppeln 3).

Aus dem Jahre 1335 hat unser verdienstvolle Landsmann Theiner in seinen Monum. Pol. I. 369 ein Decemregister mitgetheilt, in welchem die Archipresbyterate und viele Pfarrkirchen aufgezählt werden. Das Archidiaconat Oppeln umfaßte damals die Decanate Rosenberg, Groß-Strehlitz, Tost, Ujest, Gleiwitz, Sohrau, Teschen, Ratibor, Cosel, Oberglogau, Zülz und Falkenberg 4).

Im Jahre 1336 war bereits Johann Archidiacon 5).

Im März 1352 genehmigte Papst Clemens, daß Arnold, Cardinalis S. Sixti, als Archidiacon von Oppeln die Visitation durch einen Andern verrichten lassen könne 6).

Von 1356—1360 war Heinrich von Dambrau Vicearchidiacon 7).

Der Archidiacon Johann, Sohn des Johann Pakoslaus, verkaufte 1365 den Mühlplatz auf dem Grund und Boden seiner Präbende dem Erbvogt Peter zu Oppeln mit der Bedingung, daß er dem Capitel jährlich ½ Mark zinse und dem jedesmaligen Archidiacon bestimmtes Getreide, auch Mehl etc. liefere. Vicearchidiacon war damals Saulus 8). Am 18. December 1385 tritt der Decan Mathias von Strobicz als Vicearchidiacon auf 9). Coll.-Urk. Nr. 5. Ebendaselbst Nr. 7. Cod. dipl. Sil. I. 29; II. 124; V. 166 u. Oppl. Coll.-Urk. N. 14. Zeitschrift für Schles. VII. 291—302, mitgeth. von Curatus Schade. Die Namen sind meist glücklich entziffert, nur ist unter magna villa (wielowieś) Langendorf, Stinavia Steinau, Gostomi Simsdorf statt Gostoria zu verstehen und statt Bolensis Solecensis (Solec = Altzülz) zu lesen. Cod. dipl. Sil. V. 12 und Theiner Mon. Pol. 375 seq. Theiner Mon. Pol. II 537. Cod. dipl. Sil. VI. Nr. 25 und Theiner Mon. Pol. II. 597. Coll.-Urk. Nr. 2 und Heyne II. 531. ibidem Nr. 27.

Der Archidiacon Nicolaus Talkenberg und sein Bruder Bartholomäus liehen dem Stefan von Witoslawitz, dessen Ehefrau Offca und dem Paschko von Wronin 200 Mark. Herzog Conrad der Kanthner gab am 16. Mai 1414 die Erlaubniß zu dieser Anlage auf Zins (20 Mark) 1). Auch im nächsten Jahre tritt der genannte Archidiacon auf 2), Um diese Zeit war Nicolaus Deutscher Vicearchidiacon und wird das Archidiaconatssiegel erwähnt 3). Am 8. Januar 1421 finden wir ihn an der Spitze einiger Prälaten bei dem bejahrten Herzog und Bischof Johann auf dem neuen Schlosse bei Oppeln, als dieser einige wohlthätige Stiftungen machte 4).

In einer Collegiatsurkunde (Nr. 124) aus dem Jahre 1428 tritt Peter v. Heltpurg als Archidiacon auf.

Im Jahre 1446 und 1447 war Nicolaus Wolf decretorum doctor Archidiacon. Es ist dies wahrscheinlich derselbe, welcher 1429 als bischöflicher Consistorialadvocat erscheint 5). Ihm verdanken wir ein Verzeichniß sämmtlicher Decanate und Pfarreien seines Bezirkes, das er auf Befehl des Bischofs Conrad wegen der Einsammlung des Peterspfennigs angefertigt. Das Archidiaconat Oppeln war das größte des Bisthums, es umfaßte damals noch 12 Archipresbyterate mit 237 Pfarreien 6).

Von 1453—1462 war Magister Caspar Weigel, Lehrer der hl. Schrift, Archidiacon zu Oppeln und Breslau. Er war zu Heinzendorf bei Wohlau geboren, hatte in Leipzig studirt, Cod. dipl. Sil. I. 125. Coll.-Urk. Nr. 96 u. Heyne II. 531. Cod. dipl. Sil. I. 125. Idzikowski Gesch. von Oppeln. Heyne II. 479. Obgleich Heyne, der im I. Bande S. 697 folg. die Namen der Pfarreien zum Theil verstümmelt brachte, im II. Bande S. 112 viele Verbesserungen machte, so ist doch noch mancher Ortsname zu berichtigen. D., II., 4 ist nicht Boyczow, sondern Bujakow gemeint, ersteres ist bei dem Archipresbyterat Ujest aufgezählt; 22, ist unter Endersdorf Ornuntowitz zu verstehen; VI. 16 Alt Krzepitze liegt bei Sternalitz, aber schon im Posenschen; die 1267 daselbst fundirte Pfarrei gehörte laut Archidiaconatsacten noch 1720 zum Archipresbyterat Rosenberg; VIII. 13 ist Grodzisko statt Groschowitz zu lesen. war 1452 Pfarrer in Schweidnitz und Kanzler des Bisthums geworden. Er starb 1462 und ruht in der Cathedrale neben der Sacristei 1). Ende November 1462 erscheint Magister Martin Lindner als Nachfolger 2). Auch er war bischöfl. Kanzler und Domherr zu Breslau. 1464 wird er Secretär des Bischofs Jost genannt, dem er in Neisse das vom Legat Hieronymus, Erzbischof von Creta, zu Breslau ergangene Verbot in Bezug auf Besitzveränderungen befestigter Orte überreicht 3). Der Archidiacon, welcher aus Leschnitz stammte und 1482 starb 4), begegnet uns noch von 1466—1480 im Cod. dipl. Sil. I. 131, VI. 325 und im Incorporationsbuch des Bischofs Jodokus fol. 166.

Am 22. März 1501 bezeugte Bischof Johann nachträglich, daß vor dem Archidiacon Nicolaus Panaczek und dem Notar Henesch Jacob von Sprzentziz in Langendorf die Collatur des Altares zum hl. Geist in der alten Kapelle der Pfarrkirche zu Strehlitz den Herzögen Johann und Nicolaus (1467—1497) von Oppeln übergeben habe 5). Herzog Johann schenkte 1519 die erste Fleischbank auf der Kreuzgasse an der Pfarrkirche in Oppeln und bezog der Archidiacon jährlich zwei Stein Inselt (liquati saevi) 6).

Melchior Przyssowski, seit 1504 Baccalaureus der freien Künste 7), Canonicus von Oppeln, bischöfl. Commissar für das Oppler Archidiaconat, transsumirte am 16. Dec. 1516 auf Ansuchen des Herzogs Johann ein Breve Leo X. in Bezug auf die beiden Minoritenklöster in Oppeln 8). Herzog Johann empfahl 1524 unsern Melchior als Archidiacon dem apostolischen Stuhle 9). Letzterer war in oder bei Gleiwitz geboren, verkaufte 1537 nebst seinem Bruder Christoph die Hälfte seines Stammsitzes Preiswitz dem Heyne III. 452., Zeits. f. Schles. XVII. 205. Neisse, Lagerb Script. Rer. Sil, IX. 30. Hanke de Siles. erud. 159 Cod. dipl. Sil. VI. 448. Oppler Pfarrarchiv lib. memorabilium p. 10. Muczkowski lib. prom. 139. Cod. dipl. Sil. VI. 493. Theiner Mon. Pol. II. 424. Joh. Gieraltowski auf Chudoba und kaufte dafür mit seinem Bruder von Nicolaus Pückler von Grodisk Dzielau und Grzendzin, das er 1541 nach des Bruders Tode dem Landeshauptmann Johann Jordan von Alt-Patschkau veräußerte 1). Melchior war damals auch schon Domherr von Breslau 2) und erlangte 1540 die Magisterwürde in Krakau 3). Unter ihm hatten am 10. November 1531 der Herzog und der Bischof dem Collegiatstifte Oppeln alle Privilegien bestätigt. In dieser Urkunde (Nr. 206 der Oppler Collegiatstiftsurkunden), welche wegen ihrer Wichtigkeit auch in den Oppler Landbüchern (I., 74—79) Aufnahme fand, sind alle Besitzungen nach den einzelnen kirchlichen Würden und Präbenden ausführlich enthalten und erfahren wir über die Einkünfte des Archidiacon Folgendes: Die zweite Stelle rechts im Chor nimmt ein der Archidiacon Melchior Przyssowski, Magister der freien Künste, er besitzt ein Haus an der Mauer neben dem Custos und eins in der Vorstadt an dem nach Czarnowanz führenden Wege; in der Fischerei hat er ein Vorwerk und Garten, dann acht Gärten und Wiesen zwischen den Bürgerfeldern, 2 Weinberge, 1 Garten mit Scheuer vor dem Beuthener Thore, 1 Fleischbank auf der Kreuzgasse; in der Odervorstadt besitzt er Gärten in den Viehweiden und bezieht den Zins von den Hospitalgärten und von der Stelle an der Stadtmauer. Neudorf zahlt von jeder Hufe 1 Vierdung, welche Summe er mit dem Custos theilt, nachdem der Schulrector den 4. Theil erhalten. Von Birkowitz bezieht er gleichfalls 1 Vierdung pro Hufe. In Twardawa und Nesselwitz hat er den Feldzehnten, Sprentschitz giebt 21 Groschen. Es gehören ihm Niewke im Gr.-Strehlitzer Kreise und die Stibelgasse zwischen Ujest und Slawentziz, wie auch einige Hufen Acker außerhalb der Gartenverzäunung gegen Slawentziz hin. Den Zehnten hat er fast auf allen zu Oppeln gehörenden Oppler Landbücher I. 25, 29, 279. Kastner, Archiv I. 286. Muczkowski, lib. promot. 197. Feldern, von einem halben Feld bei Goslawitz und einem in Sakrau, den ganzen Zehnt in Kl.-Stein, Chrzowitz, Schodnia, Kraszeyow, Chronstau, Lendzin, Slynitze 1), Chrzelitz, Gr.= und Kl.=Schimnitz, Boguschütz und Konty. Sein Vicar, der deutsche Prediger, hat ein eigenes Haus bei der neuen Vicarie und der Dechantei, Messalien aus Oppeln und wo er die Seelsorge ausübt. Melchior gab unter Genehmigung des Kapitels dem Schulzen von Niewke einen Freibrief über 2 Hufen.

Von 1548—1556 begegnen wir in der Ratiborer Collegiatsstiftsmatrikel und in den Landbüchern wiederholt dem Bartholomäus Christof Czornberg von Galowitz, Sohn des Christof Czornberg auf Schierot. Er war Canonicus in Ratibor, wurde daselbst 1556 Cantor und starb 1560. Das Concil von Trient hob in mehreren Verordnungen einzelne Rechte der Archidiacone, namentlich das Excommunicationsrecht auf, entzog ihnen die Gerichtsbarkeit in Ehe- und Strafsachen und verlangte, daß sie entweder Lehrer der Theologie oder doch Doctoren resp. Licentiaten des canonischen Rechtes seien.

Nach einem Zinsregister des Ratiborer Collegiatstifts bezog der Archidiacon als Canonicus den Decem von 7 Dörfern im Oppler Gebiete, 1 Schock vom Vorwerk in Czerwentziz (Ratiborer Fürstenthum); im Teschner Gebiete hatte er zwar den Zehnt von 6 Dörfern, aber seit einigen Jahren verweigerte der protestantische Herzog denselben. Anfang Mai 1555 ist er in Oppeln Zeuge des Verzichts der Schwestern Talkenberg von Tietierzin, welche quittiren, von ihren Brüdern das elterliche Erbtheil erhalten zu haben 2).

Aus einem Bittschreiben der städtischen Bevölkerung an die Königl. Commissare v. J. 1566 erfahren wir, daß Lendzin und Slynitze wurden 1560 zu einem Teiche verwendet. Landbücher, Oppeln V. 120. in Oppeln die deutsche Nation in letzteren Jahren merklich zugenommen und die deutsche Sprache den Vorzug hatte 1).

Jacob Joachim Schwinka, seit 1548 Canonicus in Ratibor, berieth 1561 als Canonicus von Oppeln die Landesordnung der Fürstenthümer 2), war bischöfl. Commissar in Oppeln und erscheint 1569 als Archidiacon. Er fundirte ein Anniversar für 50 Thlr.

Georg Scholz (Sculteti), 1573—1588 Archidiacon, war 1578 Domherr in Breslau, wurde Abt bei St. Vincent und von 1605—1613 Weihbischof (Episc. Lyddensis), † am 17. September 3)). Der Erbherr v. Wyssoka, Martin v. Dzierzanowski, nahm sich seines Pfarrers Daniel wegen des Decem an und verklagte 1573 den Archidiacon bei dem Landrecht 4)). Am 8. November 1580 verkaufte der Archidiacon einen zu seiner Jurisdiction gehörigen Garten 5). 1583 beschwerte er sich gegen Balthasar von Pückler auf Falkenberg, der die Prädikanten nicht entfernen wollte 6).

Johann Kuna, geb. in Wansen, ordinirt 1581, 1585 Canonicus in Neisse, war Archidiacon von 1590—1599, intercedirte am 3. März 1591 bei dem Bischof für Nicolaus von Blacha, welcher für das von ihm gepachtete, im Tost'schen Kreise belegene Czarnowanzer Stiftsgut Radun, das gegen den Willen der Prämonstratensernonnen jedoch mit Kaiserl. Genehmigung dem Georg v. Reder für 1500 Thlr. verkauft worden, gern den doppelten Preis zahlen wolle 7); erschien 1592 auf der Diöcesansynode und überreichte mit den übrigen Archidiaconen die Visitationsberichte, lieh 1594 dem Wenzel Przyssowski auf Preiswitz Geld für einen Zins von 24 ung. Gulden (Oppler Ldb. VIII., 44), und starb 1607 als Pfarrer von Wansen 8).

Von 1599—1612 tritt auf als Archidiacon Christofor Lachnit v. Hardenberg 9). Er schloß am 18. Juni 1600 Dipl. Beiträge IV. 146. Schikfuß Chronik III. 451. Zeitschrift X. 423. Oppelner Gerichtsbücher 98. Colleg. 232. Rescript des Oberamts 47. ibidem 27. Kastner Archiv I. 130 und III. 359. Idzikowski 149. einen Contract mit Joh. Christof Freiherrn v. Proskau über den Decem in Boguschütz, für welchen das Schloßrentamt 10 Rthlr. jährlich zahlte 1).

David Jüngling, Archidiacon in Oppeln, Pfarrer in Gr.-Carlowitz, wurde Dec. 1615 Propst am Collegiatstift zu Neisse und fürstbischöfl. Commissar 2), 1619 Pfarrer in Zuckmantel.

Georg Walter bestätigte Juni 1617 unter dem Archidiaconatssiegel die Privilegien des Schulzen zu Niewke, fundirte ein Anniversar zu 50 Rthlr. und wurde am Himmelfahrtfeste 1622 bestattet. Die Leichenrede hielt der Propst von Falkenberg, der sein Nachfolger wurde, nämlich:

Bartholomäus Reinhold von Reichau 1622 bis 1652. Er wird 1630 in den Neisser Lagerbüchern S.647 erwähnt. Ein großer Theil der Kirchen war seit Mitte des 16. Jahrhunderts in protestantische Hände gekommen, wurde aber nach dem Restitutionsedict von 1629 den Katholiken zurückgegeben. In Gegenwart des Archidiacon und des Pfarrers Joh. Srenest von Tarnau und Stubendorf ist 12. Juli 1638 zwischen dem Decan und Adam Skrzidlowski auf Schimischow über die Rückstände des Decem aus Kl.-Rosmirz und Jendrin ein Vergleich geschlossen worden 3). Nach den Capitelsbeschlüssen von 1637 und 1642 hatte der Archidiacon das Recht, in Oppeln Rector, Cantor, Organist und Gehilfen dem Capitel zu präsentiren, hatte aber nach alter Ueberlieferung die Pfarrschule zu repariren und darin dem Rector angemessene Wohnung zu geben. Reinhold wurde am 7. Juni 1649 Canonicus in Ratibor und fundirte 100 Rthlr. auf ein Anniversar.

Vom 23. Mai 1653 bis 20. März 1686 war Archidiacon Johann Franz Ignaz Welczek, Freiherr von Groß=Dubensko und Petersdorf, geb. 1628, wurde protonot. apost., Kanzler der Cathedrale, 1652 Decan in Ratibor, war Pfarrer in Leschnitz, woselbst er einen Vicar hielt. Da lib. memor. 34. Kastner, Neisse II. 363. Grundacten von Jendrin. der Kaiser beschlossen, daß die von den Protestanten occupirten Kirchen in seinen Erbfürstenthümern den Katholiken zurückgegeben werden, so wählte zur Uebernahme derselben Bischof Carl Ferdinand auf der October 1653 gehaltenen Synode für die 6 Fürstenthümer je einige Commissare und zwar für die Fürstenthümer Oppeln, Ratibor, Teschen und die Herrschaft Pleß unseren Archidiacon nebst Constantin Iwanicki jur. utr. Doctor Decan in Oppeln, Commissarius in Spiritualibus, und Andreas Scodon Propst in Ober-Glogau, Custos in Ratibor, Canonicus von Oppeln 1). Als die Protestantin Cath. Skrzydlowska in Xiązlas im Febr. 1669 starb, ertheilte der Archidiacon Erlaubniß, sie in der Gruft der Kirche beizusetzen und ein Epitaphium zu errichten.

Aus seiner Zeit sind uns umfangreiche Visitationsberichte erhalten. Am 6. Juli 1679 hatte nämlich der Cardinal Friedrich Landgraf von Hessen, da der Archidiacon krank war, den Erzpriester von Namslau, Lorenz Joansthon, beauftragt, die Fürstenthümer Oppeln-Ratibor nach der Ernte canonisch zu visitiren, welchem Befehle dieser von August bis November nachkam und auf 615 Folioseiten Bericht erstattete. Diese Notizen sind ein kostbarer Schatz für oberschlesische Kirchen- und Schulgeschichte, da nicht blos die Gebäude (Altäre, Glocken, Orgel) sorgfältig beschrieben, die Einkünfte und eingepfarrten Ortschaften genau verzeichnet, sondern auch die Personalien der Geistlichen und Lehrer gewissenhaft angegeben sind. Spätere Berichte von 1688, 1713 und 1719 enthalten vielfach das Jahr des Kirchen- und Schulbaus, die Zahl der Communicanten, die Feier des Gottesdienstes, die Gelöbnißtage der einzelnen Gemeinden, Vor- und Zuname der Patronatsinhaber etc. etc.

Welczek hatte, wie sein Codicill bezeugt, seine Residenz als Archidiacon und das zugehörige Präbendengut, die er aus dem 30jährigen Kriege in desolatem Zustande vorgefunden, aus eignem Vermögen aufgebessert, fundirte 250 von Montbach, Stat. Syn. 292. Rthlr. auf ein Anniversar in Oppeln und 300 Gulden zu einer wöchentlichen Messe in der Thursokapelle, wo er bestattet ist. Den vom König Kasimir von Polen erhaltenen Ring mit einem Saphir und Diamant vermachte er dem Weihbischofe. Die dem Prälat vom Jesuit P. Hohmann zu Breslau gehaltene Leichenrede ist in der Stadtbibliothek aufbewahrt.

Vom 2. December 1686—1709 amtirte als Archidiacon Martin Teofil Stephetius v. Thurstern, geboren in Oppeln 1641, erwarb in Prag den Doctorhut, erhielt zu Breslau 6. September 1671 die niederen Weihen, 1672 die Priesterweihe, wurde am 31. October 1674 Pfarrer in Kostenthal und dann nach Oppeln versetzt, wo er am 22. December 1709 starb und vor dem Hochaltare bestattet wurde. 1687 visitirte er seinen Bezirk, der sich bis hinter Teschen erstreckte und die Archipresbyterate Cosel mit 19. Gleiwitz mit 17, Rosenberg mit 16, Oppeln, Tost, Ratibor mit 14, Glogau und Zülz mit je 13, Groß-Strehlitz, Ujest, Loslau mit je 11, Sohrau mit 9 Pfarreien umfaßte. Das Fürstenthum Teschen hatte die Archipresbyterate Bielitz, Friedek, Teschen und Freistadt. Das ganze Archidiaconat zählte damals 193 Pfarrer, 18 Administratoren, 26 Kapläne; an Kirchen 122 gemauerte, 268 hölzerne; an Kapellen 6 massive, 9 von Holz und 31 Hospitäler.

Wir haben bereits mitgetheilt, daß dem Archidiacon das Dorf Niewke und die Stibelgasse in Ujest gehörten. Beide Orte erhielten am 27. Februar 1688 ein Urbar, nachdem die ganze Gemeinde den Eid der Treue vor ihrem geistlichen Grundherrn in Gegenwart des Canonicus Paul Szydlowski, des Pfarrer Peter Kaptur aus Wyssoka als Seelsorger von Niewke und des geschworenen Schöppen aus Oppeln Lucas Stefanides geleistet. Der Archidiacon und der Decan Georg Wilh. Alois Stablowski aus Oppeln bestätigten als bischöfliche Commissare einen zwischen den Vicaren und Dominikanern zu Ratibor in Bezug auf die Begräbnisse getroffenen Vergleich am 2. October 1691 1). Collegiatstiftsmatrikel Ratibor II. 238. Der Archidiacon Stefetius von Thurstern hat ein Denkmal in der Pfarrkirche. Auch ein als Geschenk hinterlassenes Missale daselbst trägt noch seinen Namen und ein redendes Wappen (Thurm und 3 Sterne).

Von den nachfolgenden Archidiaconen geben uns Kunde die Grundacten der bäuerlichen Stellen zu Niewke, da der Archidiacon als Grundherr bei Hegung des Gerichts Erbbriefe ertheilte und Käufe bestätigte.

Heinrich Groutars, ord. 6. April 1704, Canonicus in Neisse, war Archidiacon von 1713—1719 und hielt im Winter 1714 zu 1715 canonische Visitation, wie seine Unterschrift in den Kirchenbüchern bezeugt.

Gottfried Ferdinand Zimmermann, geb. 1673 zu Neisse, ordinirt 1707, wurde 1716 Pfarrer in Groschowitz, wo er einen Vicar hielt, und war Archidiacon bis 1722.

Aus dem Visitationsberichte von 1719 erfahren wir, daß der Canonicus Martin Wolny in Oppeln die deutsche Kanzel unter sich hatte. Interessant ist der Zusatz: die deutsche Curatie war früher nicht Canonicat, sondern der Archidiacon hatte die Seelsorge für die Deutschen und hielt sich einen Kaplan für Salar und Accidenz; als aber Breslauer Domherren das Oppler Archidiaconat verwalteten und dort nicht residiren konnten, wurde ein neues Canonicat errichtet und mit der deutschen Kanzel verbunden, dem Besitzer aber die canonische Portion zugewiesen, nämlich die Missalien und 60 Rthlr. Fundationsbezüge, die früher dem Archidiacon zufielen.

Carl Josef Freiherr v. Stingelheimb, dessen Familie aus Baiern stammt und der 1719 böhmischer Freiherr wurde, hatte 20. December 1721 die Priesterweihe erhalten, war von 1722 bis 1732 Archidiacon. Er hielt October und Nov. 1727, Februar 1728, Juni und Juli 1731 canonische Visitation und finden wir seinen Namen wiederholt in den Kirchenmatrikeln.

Da in vielen Kirchen Oberschlesiens wegen Armuth noch keine ewige Lampe existirte, so befahl der Archidiacon 17. November 1731 den Pfarrern, die Gutsherrschaft um eine Fundation anzugehen, widrigenfalls das Sanctissimum nicht (in der Kirche) aufbewahrt werden dürfe. In Tworkau fundirte die Herrschaft die heut noch aus der gräfl. Kanzlei gezahlte ewige Lampe. Der Prälat zog sich 1732 in seine Heimath zurück und starb als k. k. Geheimrath und emeritirter Propst von Breslau zu Regensburg 5. September 1756 1).

Papst Clemens XII. gestattete am 29. Novb. 1732 dem Michael Carl Graf Althann, Erzpriester zu Waitzen bei Pesth, das Breslauer Archidiaconat mit dem am Oppler Collegiatstift, deren Einkünfte 24 Ducaten jährlich betrugen, zugleich mit der Kirche zu Waitzen inne zu haben 2). Der Archidiacon verkaufte 1736 die Stibelgasse in der Ujester Vorstadt (26 Possessionen, die bis 1809 einen eigenen Magistrat, Bürgermeister und Stadtnotar behielten) an den Besitzer von Ujest, Carl Heinrich Graf Sobeck für 3000 Rthlr. Der alte Name verschwand allmählich und erhielt den Namen Dechantei, nicht als ob der Besitz an den Decan gekommen sei, sondern aus der corrumpirten Verdeutschung des Wortes Archidiacon. Schon im Urbar von Groß-Strehlitz aus dem Jahre 1581 tritt der Besitzer von Niewke als Erzdechant auf. Michael von Althann wurde Canonicus der Cathedrale und starb zwischen 1756 und 1757.

Joachim Ernst v. Strachwitz, geb. 1682 zu Czieschowa, studirte in Breslau, kam Februar 1720 als Pfarrer nach Groß-Strehlitz. Der Erzpriester wurde 1738 Administrator und 1748 wirklicher Archidiacon. Im Jahre 1739 hielt er canonische Visitation. Daß die Amtswirksamkeit noch fortbestand, ersehen wir aus mehreren, im Pfarrkirchenarchive zu Ratibor befindlichen Actenstücken. So publicirte er am 2. Juni 1743, daß alle Seelsorger, welche im Alumnat zu Breslau gewesen, ihrer Verpflichtung eingedenk, die jährliche Rate (Erzpriester 1 Thaler, Pfarrer 1 Gulden, Caplan 30 Kreuzer) entrichten sollen. Bei dieser Gelegenheit Rosenkranz-Bruderschaft zu St. Adalbert in Breslau. Collegiatstifts-Urkunde Nr. 279. schärfte er sämmtlichen Seelsorgern ein, wenn sie in einer die Pfarrrechte betreffenden Angelegenheit oder in einer sonst wichtigen Sache Klagen oder Bitten an ihn gelangen lassen, das schriftliche Ansuchen stets in duplo auszustellen. Am 15. Juni 1743 publicirte er, daß König Friedrich II. das Asylrecht in Kirchen und Klöstern aufgehoben, mithin Verbrecher, die sich an heilige Orte geflüchtet, auszuliefern seien. Am 28. Januar 1747 verlangte er die Einsendung des Beneficienetats und schrieb am 3. April d. J. die Collecte zur Erbauung der Hedwigskirche in Berlin aus. Väterliche Ermahnungen richtete er Mai 1748 an die Priester, „seine Mitbrüder“, als Fürstbischof Philipp Gothard von Schaffgotsch, der durch schlimme Gerüchte gegen den oberschlesischen Clerus eingenommen war, die Visitation persönlich zu halten beschloß. Erst ein Jahr später konnte der Kirchenfürst seinen Entschluß ausführen, äußerte aber schon in Ratibor, wie viel Trost er in Oberschlesien gefunden. Der Archidiacon, ein Musterbild der Geistlichen, dem namentlich Gr.=Strehlitz viel verdankt, der auch für die Strachwitzsche Familie eine Studienfundation von 2000 Floren gestiftet, starb am 22. Mai 1753. Von den Nachfolgern können wir nur kurze Notizen geben.

Leopold Junck, fürstbischöflicher Commissar, war schon 1752 Administrator.

Jean Martin de Prades, geb. 1725, residirender Domherr von Breslau und Ehrendomherr von Glogau, erscheint 1756 als Archidiacon; als solcher schloß er mit dem Canonicus Johann Anton Riedel einen vom Bischof bestätigten Vertrag, dem gemäß er die Einkünfte bezog und für die Verwaltung eine Entschädigung gab 1). Riedel erscheint noch 1764 als Administrator, de Prades starb 1782 in Festungshaft.

Leopold Winkler, geb. Oppeln 1719, ord. 18. September 1745, war 1750 Kaplan in Gleiwitz, 1752 Pfarrer in Ziemientziz, wurde Custos in Oppeln und 1767 Administrator des Archidiaconats. Idzikowski Geschichte Oppeln Seite 253.

Carl von Russig, geb. 1735, Pfarrer in Patschkau, Domherr der Cathedrale zu Breslau und des Collegiatstifts zu Brünn, war 1780—1788 Administrator und starb am 30. Mai 1809.

Leopold Ihm, geb. zu Ohlau, ord. 16. Mai 1764, 1789 Administrator, wurde Canonicus, Erzpriester und Pfarrer in Zirkwitz, † 21. Mai 1808.

Joh. Friedr. Graf v. Dunin aus Zabrze, hatte 1758 in Rauden studirt, wurde Propst in Myslowitz 1780 bis 1788, dann Domherr in Breslau und begegnet uns 1791 bis 1794 als Archidiaconatsverweser.

Carl Wenzel Durich, Custos in Oppeln, Canonicus in Oberglogau, war 1795 Administrator, starb als Pfarrer von Groschowiz 70 Jahre alt am 16. Januar 1813 zu Oppeln.

Ludwig Constantin Corvisart v. Montmarin, geb. 9. August 1767 zu Lichtenberg im Elsaß, studirte in Straßburg, wurde 1786 Licent. theol., emigrirte, vom Dompropst von Hohenlohe eingeladen, nach Breslau, erhielt 22. September 1792 die Priesterweihe, wurde Canonicus der Cathedrale und zum hl. Kreuz in Breslau, wie auch in Oppeln, 1796—1810 Archidiacon, November 1825 Generalvicar und starb 11. October 1838 1).

Mit der Aufhebung der Collegiatstifte quiescirte das Amt der Archidiacone. Nur in Gr.-Glogau blieb die Würde als Ehrentitel eines Präbendars. Schlesisches Kirchenblatt IV. Jahrgang S. 337.

Das fürstbischöfliche Commissariat Ratibor

Commissar im Allgemeinen ist jeder von einer Behörde mit Aufträgen betraute Beamte. Wie die Justiz- und Regierungsbehörde einzelne Gerichtsacte und Verwaltungsgeschäfte an andere amtsfähige Personen überträgt, so beauftragt auch der Bischof geschäftskundige Priester zur Vornahme einzelner in seinem Namen auszuführender Amtshandlungen. Der Auftrag ist entweder ein vorübergehender, in welchem Falle das Amt nach Ausrichtung des übertragenen Geschäfts erlischt, oder ein dauernder, wenn ein größerer Umfang von Pflichten in einem abgegrenzten Bezirke auf längere Zeit übertragen wird.

In den Synodalacten treten öfters solche Commissarien auf, die einen nur vorübergehenden Auftrag ausrichteten. So hatte Bischof Martin vor der im Jahre 1580 abzuhaltenden Synode durch seine Commissarien, die Collegiatkirchen, einige Jungfrauenklöster, die Schulen, Hospitäler und andere milde Anstalten visitiren und den vorgefundenen Zustand aufzeichnen lassen, um gegen öffentliche und Privat-Mißstände in der Versammlung Rath und Mittel zu finden. Bei der im September gehaltenen Synode überreichten dann diese vom Bischof verordneten Commissare ihre Berichte und beschloß die Versammlung, daß das Gute beibehalten, das einer Besserung Bedürftige dem Bischof nach seiner Weisheit und Frömmigkeit zur Abhilfe durch geeignete Heilmittel überlassen werde 1). Auch zur Wahl der Vorsteher von Klöstern, mochten diese exemt sein oder nicht, sendete der Bischof einen Commissar und war die Wahl ohne dessen Gegenwart ungiltig 2).

Daß die Commissarii perpetui an die Stelle der früheren Archidiacone (mit wesentlich veränderter Befugniß) getreten, ist eine vielfach verbreitete aber irrige Meinung. Wir finden vielmehr schon im 15. Jahrhundert fest angestellte bischöfliche Bevollmächtigte, die über eine ziemlich große Anzahl von Archipresbyteraten die Aufsicht führten. In älterer Zeit scheint jedes Archidiaconat nur ein Commissariat v. Montbach stat. syn. 136 und 143 mit dem Druckfehler quidem statt quidam. ibidem 233. gehabt zu haben. Der Propst Gregor Czefflen zu Oppeln, der 1481 als Decan von Ober-Glogau und Canonicus zu Neisse auf der Universität Krakau sich hatte immatriculiren lassen 1), war 1487 Commissar des Bischof Johannes Roth im Oppler Archidiaconat. Auf eidliche Aussage des Heinrich v. Skarbic stellte er damals ein Zeugniß aus, daß auf Zawischcz (welches damals und auch noch im Oppler Urbar 1532 Sowiczic hieß), kein geistlicher Zins hafte; die Zeugen der Urkunde Michael von Jasiona, Domherr zu Brieg und Andreas von Gleiwitz, Vicar zu Oppeln, waren Beisitzer der Verhandlung 2). Auch der S. 10 genannte Archidiacon Melchior v. Przyssowski war 1516 bischöflicher Commissar für das Archidiaconat Oppeln 3) und Christofor v. Czornberg, zuletzt Archidiacon, war bischöflicher Commissar, als er 1546 Canonicus von Ratibor wurde.

(Swinka Jacob Joahim) Siehe S. 13. Bischof Caspar von Logau sagte zum Dienstag nach Cantate 1563 eine Synode zu Breslau an und trug 14. Januar den Commissaren in Neisse und Oppeln in besonderen Schreiben auf: dies allen Aebten, Pröpsten, Prälaten, Domherrn, Commendebesitzern, Erzpriestern, Pfarrern ihres Bezirkes rechtzeitig mitzutheilen, damit Niemand einen Grund habe, seine Abwesenheit zu entschuldigen 4).

Durch Landesbrauch und unvorsichtige Gewohnheit war der Teschener Bezirk von der Herrschaft und Jurisdiction der Oppler geistlichen Behörde losgelöst. Die zu Neisse 1653 gehaltene Synode beschloß den District und die Bewohner in Bezug auf geistliche Gerichtsbarkeit dem Commissariat Oppeln und der Jurisdiction des Archidiacon zurückzustellen 5). Später erhielt Teschen und Freiwaldau je einen eigenen Commissar.

Erst nach dem Westphälischen Frieden, als ein Theil der von den Protestanten occupirten Kirchen in den kaiserlichen Erbfürstenthümern zurückgegeben wurde, scheint jedes Zeisberg, Matrikel der Universität Krakau S. 61. Cod. dipl. Sil. VI. N. 376. ibidem N. 493. Kastner Archiv I. 242. v. Montbach stat. 298. Fürstenthum mit Ausnahme des Breslauer ein Commissariat erhalten zu haben. Es bildete ein Collegium, das aus dem Commissar, 2 Assessoren (Domherren, Erzpriester oder Pfarrer des Bezirks) und einem Notar bestand. Den lateinischen Namen Vicariatus foraneus führte es von der auswärtigen Stellvertretung im Gegensatze zu dem Vicarius generalis in Breslau.

Die Schlesische Instanziennotiz von 1744 weist nach je ein Commissariat in geistlichen Sachen für das Fürstenthum Groß=Glogau, für die Fürstenthümer Schweidnitz=Jauer in Hirschberg und Jauer, für das ganze Fürstenthum Liegnitz, für das Fürstenthum Neisse, für das Fürstenthum Oppeln und endlich für das Fürstenthum Ratibor. Bei den zwei letztgenannten steht das Commissariat in geistlichen Sachen an der Spitze des Abschnittes. Die allgemeine Uebersicht des Bisthum Breslau in seinen geistlichen und weltlichen Behörden vom Jahre 1802 zählt in Pr.=Schlesien die fürstbischöflichen Commissariatämter zu Hirschberg, Gr.=Glogau, Jauer, Münsterberg, Neisse, Oppeln und Ratibor auf.

Das durch Bulle vom 9. September 1800 der Breslauer Diöcese einverleibte Neuschlesien und einen Theil vom Bezirk Czenstochau lassen wir, da der Bezirk nur kurze Zeit bei dem Bisthum blieb, unberücksichtigt.

Nachdem die Landdecanate Beuthen und Pleß, über welche Bischof von Gawronski zu Krakau, Warschau 22ten October 1811 die geistliche Gerichtsbarkeit dem Breslauer Bischof bis zur Genehmigung des apostolischen Stuhles übertragen, durch die Bulle de salute animarum 16ten Juli 1821 mit dem Bisthum Breslau vereinigt worden, erhielten auch diese ein bischöfliches Commissariat. Zunächst gehörten sie einige Zeit zum Ratiborer Commissariat, bis Erzpriester Valentin Hanusek in Pleß, der die Geschäfte einstweilen provisorisch verwaltete, 13. December 1826 als wirklicher Commissar ernannt wurde. Die Commissariate Breslau und Trachenberg wurden 20. Januar 1844 errichtet und das Commissariat G.-Strehlitz 25. April 1854 von Oppeln abgezweigt. Der Schematismus von 1857 zählt S. 8 außer den Commissarien nur noch die Syndici und Notare von 9 Commissariaten auf. Im Ratiborer Bezirk war es Thomas Strzybny, Kr.-Ger.-Rath, der als Königl. Justizrath am 19. Februar 1866 starb.

Ueber den Umfang der Pflichten gab es schon in älterer Zeit mehrere Verordnungen. Eine bischöfliche Currende aus dem 17. Jahrhundert bestimmte: Wenn wegen großer Gefahr im Verzuge der verwaisten Heerde auf das Schleunigste ein Hirt zu stellen ist, z. B. wenn ein Patron nicht sofort einen Pfarrer präsentirt 1), so sollen die bischöflichen Commissarien die Seelsorge einem geeigneten Nachbarpfarrer übertragen und unverzüglich den Generalvicar benachrichtigen 2).

Die pragmatische Sanction des Bischof Franz Ludwig vom 26. October 1699 enthält unter den Vorschriften auch folgende Bestimmung: Die Commissarien (Propst von Gr.-Glogau, Pfarrer von Neisse, Erzpriester von Landshut, von Jauer etc. haben jeden Monat dem Generalvicar und dem Official in je einem Protocollextract Alles zu berichten, was sie inzwischen in ihrem Amte verrichtet 3). Derselbe Fürstbischof befahl 10. April 1722 zu Gunsten des Clerus: In Zukunft seien bei dem Tode eines Pfarrers oder sonst eines kirchlichen Benefizinhabers Testamente, wenn solche vorhanden, nicht durch die Commissare, sondern durch die Erzpriester an das Generalvicariatamt zu schicken 4).

Die allgemeine Uebersicht des Bisthums Breslau vom Jahre 1802 verzeichnet bei jedem Commissariat nicht nur die Beisitzer und Notare, sondern enthält S. 91 auch die Amtspflichten: die Vorsitzer haben nämlich die Gewalt

  1. durch kleine Strafen die Geistlichen ihres Districts zu genauer Erfüllung ihrer Obliegenheiten anzuhalten,
Die Patrone hatten laut Oberamtspatent vom 25. Februar 1665 die Präsente binnen 6 Wochen zu ertheilen, nach deren Ablauf das Recht an den Bischof fiel. Friedeberg von den in Schlesien üblichen Rechten, Breslau 1743 I. S. 212. ibidem S. 219. ibidem S. 240.
  1. kleinere Fälle unter den Eheleuten, worüber kein Proceß eingeleitet wird, zu untersuchen und zu entscheiden; die größeren Vorfälle in Ehesachen mit dem Commissariats-Syndico zu instruiren und sodann an das fürstbischöfl. Consistorium einzusenden,
  2. die Klagen der Geistlichkeit, wenn solche nicht von Wichtigkeit sind, zu untersuchen und beizulegen,
  3. darauf zu sehen, daß sich keine fremde Geistliche einschleichen und geistliche Functionen vornehmen, ohne sich vorher hierzu zu legitimiren;
  4. die neuanzustellenden Pfarrer über ihre Tauglichkeit zu einem Pfarrbenefiz zu prüfen;
  5. die an die Geistlichkeit ergehenden Verordnungen durch die Erzpriester zu publiciren und darauf zu sehen, daß dieselben genau befolgt und ausgeübt werden;
  6. die Kirchen der Erzpriester jährlich zu visitiren;
  7. bei erfolgtem Ableben eines Erzpriesters die zurückgelassenen Effecten desselben zu versiegeln und zu entsiegeln, der Inventur beizuwohnen und dafür zu sorgen, daß die Kirchen und Fundationsäraria von dem Nachlaß oder der Erbmasse abgesondert und alle zur Kirche, Parochie und dem Archipresbyterate gehörige Inventaria, Urkunden und Schriften asservirt und dem Amtsnachfolger übergeben werden.

Jedes Commissariat soll aus 2 Assessoren und einem Syndico oder Notario bestehen, welche ordentliche Sessionen halten.

Durch längere Zeit hatten sich die Bewerber um ein Benefiz einer Prüfung vor dem Erzpriester oder Commissar unterzogen. Fürstbischof Emanuel von Schimonski aber führte 24. August 1825 das Pfarrconcursexamen in allen Commissariaten wieder ein. Die Prüfungen fanden im Mai und August durch 3 Tage vor einem Präses und mehreren Examinatoren statt und wurden die Themata für die schriftlichen Arbeiten vom General=Vicariat=Amt gestellt. Es bestand also eine Pfarrconcursprüfungs=Commission in der Regel unter Vorsitz des Commissars; nur das Beuthner Archipresbyterat hatte sich an das Oppler Commissariat und das Plesser Archipresbyterat an das Ratiborer Commissariat anzuschließen. Seit 1844 wurden aber die Prüfungen nur in Breslau und Ratibor, seit 1848 nur in Breslau jährlich zweimal gehalten.

Der Schematismus von 1842, Vorrede XXX., nennt die bischöflichen Commissariatämter und Erzpriestereien subdelegirte Behörden, bestimmt, dem Bischofe resp. dem Vicariatamt und Consistorium in Ausübung der geistlichen und weltlichen Jurisdiction zu assistiren.

Dr. Sauer's Pfarramtliche Geschäfts-Anweisung II. Auflage S. 38 giebt folgende Pflichten an: Die Commissarien revidiren die Erzpriester in ihrer erzpriesterlichen und pfarrlichen Amtsführung, während sie selbst von einem andern Commissar in gleicher Weise revidirt werden. Sie führen die ihnen übertragene Untersuchung, erstatten die erforderlichen Berichte und Gutachten und sind wie die Erzpriester die Augen des Bischofs in ihren Bezirken.

Nach einem Erlaß aus dem Jahre 1885 ist in Rücksicht auf die schwere Arbeitslast, welche bei den gegenwärtigen Verhältnissen auf diesen Würdeträgern ruht, nachgegeben, daß die canonische Visitation bei den Archipresbyteratskirchen und Pfarreien alle 2 oder 3 Jahre abgehalten werde.

Das Ratiborer Commissariat umfaßt die Archipresbyterate: Dubensko, Gleiwitz, Kostenthal, Lohnau, Loslau (vor 1742 zu Teschen gehörig), Pogrzebin, Ratibor, Sohrau. Ein großer Theil der Acten ist noch in dem Archiv der Pfarrkirche zu Ratibor erhalten.

Längere Zeit hatte der Decan des Collegiatstiftes von Oppeln als Commissar daselbst auch den hiesigen Bezirk zu verwalten; daneben erscheinen auch Vicecommissarien.

Georg Stefetius, seit 22. Januar 1592 Decan und Commissar in Oppeln, führte 15. October 1599 den Magister Valentin Caulonius in sein Pfarramt zu Gleiwitz ein.

Johann Stefetius, geboren 25. April 1578, seit 28. Februar 1614 Decan und bischöflicher Commissar. Auf seine Zuschrift und auf die Klage des Pfarrer Johann Karzel in Rybnik, verhandelte auf der Loslauer Pfarrei am 5. Januar 1616 Bernard Durcius von Obornik Erzpriester des Sohrauer Sprengels und Pfarrer von Loslau wegen des Decems zu Niewiadom. Stefetius wurde Kanzler der Kathedrale in Breslau und starb 30. October 1644.

Andreas Horzycki von Horzyc, Decan seit 23ten October 1622, 1633 Canonicus des Ratiborer Collegiatstifts und bei dem hl. Kreuz in Breslau, tritt als Commissarius in spiritualibus für die vereinigten Fürstenthümer Oppeln-Ratibor am 6. September 1634 auf 1), wurde 1644 an die Cathedrale befördert, woselbst er noch 1650 erscheint. Er hatte dem Pfarrer von Sohrau Martin Molicer, nachdem die Stadt 1629 wieder zum katholischen Bekenntnisse zurückgekehrt war, einen Auszug aus der Oppler Matrik über die Einkünfte der Pfarrei im Anfange des 16. Jahrhunderts gegeben 2).

Horzycki führte den 1636 ordinirten und 18. Juli 1640 investirten Franz Ochotski als Pfarrer in Ponischowitz ein. Friedrich Graf Oppersdorff auf Polnisch-Neukirch, der auch Güter jenseits der Oder hatte, wollte den dortigen Unterthanen den Besuch des Gottesdienstes erleichtern und beschloß in Dziergowitz eine St. Annakapelle zu errichten. v. Horzycki genehmigte 11. November 1650 die Ausführung. Die Kapelle auf einem Hügel, 17 Ellen lang 13 breit, erhielt 2 Altäre einen Tabernakel und Taufstein, eine Sacristei, ein Thürmchen mit einer Glocke und wurde consecrirt. Solarnia wurde eingepfarrt. Am 3. Sonntage und 3. Feiertage der hohen Feste wurde Gottesdienst gehalten. Der Pfarrer von Lohnau erhielt jährlich 30 Thaler und 15 Hühner. Altes Rechnungsbuch der Ratiborer Pfarrkirche In der Zunftlade der Tuchmacher zu Sohrau.

Constantin Franz Iwanicki, Dr. theol., Pfarrer in Leschnitz, Decan in Oppeln und Commissarius von 1654 bis 1680, trat 1656 all seine Rechte auf das St. Annakirchlein auf dem Chelm an die Franciskaner ab, worauf die Stiftung des Klosters daselbst erfolgte. Auch für den Ratiborer Bezirk gab er den Priestern behufs der Vollmacht Beicht zu hören, die Jurisdiction und führte mehrere Pfarrer in ihr Amt ein. Am 10. Juni 1679 verlieh er dem Michael Samuel Plauca die Pfarrei Geraltowitz bei Gleiwitz als Commende auf 6 Monate, um dieselbe Zeit dem Jacob Talapacz die Pfarrei Ornuntowitz, welche einen Beneficiat nicht aushalten konnte, als Commende und die Parochie Leszczin dem Joh. Zelasco als Commende auf 6 Monate.

Andreas Florian Scodonius, Canonicus in Oppeln, wurde auf Präsentation Ferdinand III. von der bischöflichen Administration Neisse 28. Juli 1633 als Canonicus von Ratibor investirt, 1634 Pfarrer in Leschnitz, 20. Juni 1650 Custos in Ratibor, 1651 Propst in Ober=Glogau. In dem Copulationsbuche der Ratiborer Collegiatkirche zeichnete er sich 1652 als Vicecommissarius in Spiritualibus ein. Er starb in Ratibor 2. Februar 1660. Sein in Stein gemeißeltes Bild befindet sich auf der Epistelseite nahe dem Hochaltare in der Pfarrkirche zu Ratibor in der Wand eingemauert.

Andreas Franz Sendecius, geb. zu Nicolai am 31. October 1614, wurde 1643 Canonicus, 1653 Cantor, 1660 Custos, 1666 Erzpriester, wird in den Visitationsberichten von 1687 ausdrücklich Commissarius Ratiboriensis genannt und zwar S. 189 als er den am 18. September 1677 ordinirten Gregor Panczoszyk, der später Vicar, endlich Pfarrer von Pschow wurde, die Jurisdiction ertheilte, ebenso S. 195, als er dem in Loslau geborenen, 1670 ordinirten Nicolaus Johann Macioszek, der im nächsten Jahre Pfarrer in Polom wurde, gleiche Vollmacht verlieh; abwechselnd wird Sendecius auch Commissar in Teschen genannt. Er selbst nennt sich Ratibor 5. April 1673 Custos, senior Canonicus, Erzpriester und Commissar im Herzogthum Teschen und den angrenzenden Bezirken, unter welchen die Herrschaften Loslau und Oderberg zu verstehen sind. Er starb in Ratibor am 2. October 1679 und ruht in der St. Barbara=Kapelle, deren Wohlthäter er gewesen.

Matthias Alois Scharkow, geboren Oppeln 1634, hatte auf der Universität Prag die Würden eines Magisters der Philosophie und Baccalaureus der Theologie erhalten, war der slavischen und deutschen Sprache gleich mächtig, zählte erst das 28. Lebensjahr als er 1662 die Pfarrei Neustadt übernahm, wo er sich große Verdienste erwarb. Am 25. August 1671 stellten die Bisthumsadministratoren ein gutes Zeugniß über das priesterliche Leben und die 10jährige Wirksamkeit des eifrigen Hirten aus. Er hinterließ eine gute Pfarrmatrikel, welche bis 1556 zurückgeht und reiche Nachträge der späteren Pfarrer erhielt.

Scharkow, der bereits in Neustadt Canonicus von Oppeln geworden, wurde 5. Juni 1680 daselbst Decan und fürstbischöflicher Commissar. Zum Andenken an die Pest in Oppeln, welche 1679 und 1680 in der Stadt 900 Personen, also beinahe die Hälfte der Bevölkerung hinraffte, ließ er ein Bild malen, welches eine getreue Vorstellung von dem damaligen Aussehen der Stadt und der Umgebung gewährt und sich heut noch in der Hedwigskapelle der Kreuzkirche befindet. Der Commissar war auch im hiesigen Bezirk thätig und begegnen wir ihm sehr oft in den Visitationsberichten, indem er Vielen die Jurisdiction zum Beichthören ertheilte und manchen Benefiziaten, unter andern 1685 den bisherigen Vicar Carl Ferdinand Fetscher an der Collegiatkirche als Pfarrer von Kostenthal, 1687 den Sacellan in Gieraltowitz Johann Alexander Matthaeides als Pfarrer von Kieferstädtel installirte. Scharkow starb 1688.

Georg Stablowski von Kowalowitz, Decan in Oppeln seit 14. Februar 1689, unterschrieb sich im Einnahmebuche der Pfarrkirche zu Altendorf. Als er den Erzpriestern zu Falkenberg, Zülz, Ober=Glogau, Cosel, Ratibor etc. einen vom Fürstbischof den Erzpriestern gegebenen Auftrag durch Currende mittheilte, nennt er sich am 20. Januar 1703 Verordneter Commissar in Geistlichen Angelegenheiten für das Fürstenthum Oppeln und Ratibor. Laut Visitationsbericht von 1719 gehörten die Archipresbyterate Ratibor, Sohrau, Gleiwitz und Cosel zum Commissariat Oppeln. Kurz darauf zweigten sich ab von Ratibor das Archipresbyterat Pogrzebin, von Gleiwitz die Archipresbyterate Groß-Dubensko und Peiskretscham, von Cosel die Archipresbyterate Kostenthal und Lohnau. Stablowski starb 17. November 1732.

Jeremias Ignatz Zange, geb. Oppeln 1670, studirte in Prag, erhielt in Krakau 1695 die Priesterweihe, wurde 21. März 1697 Pfarrer in Brande, 1702 in Riegersdorf, 1714 Erzpriester in Zülz, war ein vorzüglicher Redner, 1728 Administrator des Archidiaconats, März 1729 Vicecommissar in den Fürstenthümern Oppeln-Ratibor, 3ten April 1732 Decan in Oppeln und fürstbischöflicher Commissar des Fürstenthum Oppeln, starb 1745.

Anton Paul v. Mazurek, von bürgerlichen Eltern in Ratibor am 22. Januar 1688 geboren, Sohn des Georg, erhielt die niederen Weihen 14. Juni 1710, die Priesterweihe 24. September 1712, wurde Vicar in Friedland, Juni 1714 in Ratibor, 13. September 1717 Notar des dasigen Capitels, 22. September 1720 Erzpriester zu Sohrau, 14. Januar 1728 Prälat-Custos; hielt einen Caplan, der die polnischen Predigten übernahm, wurde bischöflicher Rath, Erzpriester, 2. Februar 1730 in den Adelstand erhoben, 1736 bischöflicher Commissar, ausschließlich für den Ratiborer Bezirk. Bisher hatte die Wahl einer Priorin in Ratibor stets ohne Gegenwart eines bischöflichen Commissars stattgefunden. Da dies gegen die Rechte des Ordinarius verstieß, so trug das Geistliche Amt 2. Januar 1738 dem Ratiborer Commissar auf, bei der nächsten Wahl, wofern kein bischöflicher Abgesandter vorhanden, geziemend Einspruch zu thun. Bei der Wahl der Martina Skal von Elgot am 27. März 1744 erschien unser Commissar Anton von Mazurek. In den Acten der Pfarrkirche ist noch ein Extract der Sitzung vom 7. Mai 1738 enthalten, in welcher er mit seinen Beisitzern: Scholastikus Johann Adam Bock und Erzpriester Josef Franz Waclawczik aus Lohnau über die Schulden des Erzpriesters Gotfried v. Schimonski in Sohrau verhandelt. v. Mazurek hatte einem fremden, nicht angestellten Priester Namens Scholtyssek für die Pfarrei Mechnitz die Jurisdiction verliehen. Das Geistliche Amt rügte dies am 16ten Mai 1740, da bischöflichen Commissaren dies nicht zustehe; in Zukunft möge er es unterlassen, einem in der Seelsorge nicht angestellten Priester, sei er Expfarrer oder Excaplan die Jurisdiction zu ertheilen. v. Mazurek erschien öfters im Prälatenstande auf den in Oberschlesien gehaltenen Landtagen von 1741—1743.

Die Instanziennotiz vom Jahre 1744 zählt dieselben Assessoren des Ratiborer Commissariatamtes, und als Notar Georg Gendel, Stadtsyndicus in Ratibor auf; die Sessionen wurden in der Custodie-Residenz wöchentlich Donnerstags gehalten.

Am 22. April 1748 meldete das Vicariatamt dem hiesigen Commissar v. Mazurek, daß der erwählte Fürstbischof Philipp Gotthard Graf Schaffgotsch sich geäußert: es werde, ihm sehr angenehm sein, wenn angesehene Männer aus dem Clerus seiner Consecration am 1. Mai beiwohnen; er möge daher, wenn nicht durch Krankheit oder rechtliches Hinderniß abgehalten, dabei erscheinen. v. Mazurek starb in Breslau 12. Januar 1749.

Josef Franz Waclawczyk erhielt die niederen Weihen 21. December 1720, die Priesterweihe 28. Februar 1722, wurde Pfarrer und Erzpriester in Lohnau, Canonicus zu Ratibor 23. April 1731, 1eistete 1740 den Eid als apostolischer Protonotar, 1748 bischöflicher Commissar, von Fürstbischof Gothard von Schaffgotsch während dessen Aufenthaltes in Friedek 24. Juli 1761 als Scholasticus ernannt und 28ten September in Breslau bestätigt, starb 23. November 1762.

Franz Ignatz Skiba, geb. 1705 in Lohnau, erhielt 15. Juni 1726 die minores, am 21. December d. J. auf den Tischtitel des Franz Graf Gaschin-Witoslawitz das Subdiaconat und am 21. Februar 1728 mit Dispens des Alters die Priesterweihe, wurde Caplan in Poln.-Neukirch, dann Pfarrer in Pogrzebin und Erzpriester des 1738 errichteten Archipresbyterats, 1763 fürstbischöflicher Commissar, Domherr in Ratibor, starb 1779.

Gregor Jos. Petricius, geb. Peiskretscham 1716, erhielt 20. December 1738 die minores, 24. September 1740 das Subdiaconat, war 1748—1751 Caplan in Wansen, wurde Januar 1752 Administrator und im Juli wirklicher Pfarrer von Lubowitz, später Erzpriester, 23. Juli 1779 bischöflicher Commissar und starb 30. März 1785.

Joh. Emanuel Schimonski v. Schimoni, geboren 23. Juli 1752, Sohn des Landrath Carl Josef auf Brzesnitz und der Caroline Freiin v. Gruttschreiber, wurde 22ten Februar 1771 Canonicus in Neisse, erhielt 16. März d. J. in Breslau die niederen Weihen, studirte hierauf in Rom, wurde Pfarrer in Lohnau, Canon. der Kathedrale, Prael. Cust. ad. s. Cruc. daselbst, fürstbischöfl. Commissar, copulirte in der Schloßkapelle zu Brzesnitz 18. August 1783 seine Schwester Marie Philippine mit Rudolf v. Blacha aus Glinitz, taufte 7. März 1791, 8. Juli 1792 und 18. August 1793 drei Kinder seines Bruders Joh. Heinrich, wurde 1795 Generalvicar, 1796 Scholasticus in Breslau, 11. Februar 1798 Weihbischof, 1805 Decan, 1817 Vicarius apostolicus, 16. October 1823 als Fürstbischof gewählt, starb 27. December 1832 und ist im Schiff der Kathedrale bestattet.

Andreas Weirich, geboren zu Breslau, erhielt 17ten April 1774 die niederen Weihen, 24. September auf den Tischtitel des Graf Gaschin-Lenke das Subdiaconat, 11ten März 1775 die Priesterweihe, wurde 1779 Pfarrer von Ostrosnitz, 1791 Prälat-Cantor des Collegiatstiftes, 1794 bischöflicher Commissar, 1. Mai 1795 Pfarrer von Altendorf, Fürstbischof Josef Christian Fürst von Hohenlohe meldete 14. April 1796 dem Collegiatcapitel: da aus den Acten des vergangenen Jahres hervorgehe, daß bei dem Stift nicht diejenige Ordnung herrsche, von welcher sich allein die Erhaltung und Erhebung hoffen läßt, habe er eine Generalvisitation bei dem Collegiatstift beschlossen und den Prälat Cantor und Commissar Andreas Weirich mit der Ausführung beauftragt. Der Bischof befahl dem Capitel, da er dabei das Beste des Stifts beabsichtige, dem Commissar alle Urkunden und Rechnungen zur Einsicht vorzulegen und nach Kräften beizutragen, daß das Collegiatstift aus seinem dermaligen bedenklichen Zustande gerettet und zu seinem ehemaligen Flor wieder erhoben werde. Weirich führte den Auftrag aus und reichte am 7. November das Protokoll ein. Weirich wurde 1799 Custos, 1801 Archidiacon von Groß-Glogau, Canonicus und bischöflicher Commissar daselbst. Er vermachte dem Priesterhause zu Neisse 400 Thaler und starb 30. April 1817.

Franz Seypold, geboren zu Ober-Glogau 14ten November 1753, erhielt 21. December 1776 die Priesterweihe, wurde Cooperator in Poln.-Krawarn, 19. August 1778 Administrator und 24. October d. J. wirklicher Pfarrer daselbst, 1785 Act. circuli, 15. April 1794 Erzpriester, 29. Juni 1798 Canonicus in Ober-Glogau, 3. Juni 1801 fürstbischöflicher Commissar, 15. August d J. Scholasticus und Curatus der Deutschen. Am 31. Juli 1814 fand die Einweihung des Klosters der Barmherzigen Brüder zur hl. Anna in Pilchowitz statt, zu dessen Kapelle schon am 2. Juli 1802 der Grundstein gelegt, der Fortgang des Baues aber durch die kriegerischen Unruhen gehemmt worden war. Zur Feier erschienen aus der Umgegend 6 Landräthe und 20 Geistliche, darunter die beiden Assessoren des fürstbischöflichen Commissariatsamtes, der emeritirte Erzpriester Georg v. Walhofen aus Sohrau und Pfarrer Stanislaus Sigismund aus Pilchowitz. Seypold hielt die Einsegnung und Festrede, am nächsten Morgen das Requiem für den Stifter des Klosters Rentmeister Anton Welzel. Seypold übernahm 2. April 1816 die Pfarrei Loslau, blieb fürstbischöflicher Commissar bis 1822. Am 12. Juni 1822 ist in Loslau nahe der Pfarrei plötzlich ein heftiges Feuer ausgebrochen, welches das Pfarrhaus schnell ergriff, so daß Seypold nichts retten konnte und auch die Commmissariatsregistratur vernichtet wurde. Er feierte 16. Januar 1827 sein Jubiläum, fundirte 18. August d. J. 340 Thaler auf ein Anniversar mit Officium und Conduct, 2 Cantata und 11 hl. Messen. Er starb 9. April 1828. Unter ihm wurde November 1808 der Referendar bei der Königlichen Ober=Amtsregierung Ignatz Wodak zum Notar und Syndicus des Ratiborer Commissariats an die Stelle des nach Leobschütz abgegangenen Königlichen Justizcommissar Heinze ernannt.

Johann Nepomuk Zolondek (= Magen), geboren zu Krappitz am 16. Mai 1767, wurde in Rauden, wo er 1778 als Principist 1) eintrat, mit seinem deutschen Namen ins Album eingetragen, bezog die Universität Breslau, erhielt 22. September 1787 die minores, trat als Theologe des 3. Jahres 4. Mai 1789 ins Alumnat, wurde auf den Tischtitel des Jungfrauenklosters zu Ratibor für Adamowitz 6. Juni 1789 Subdiacon und am 29. Mai 1790 ordinirt.

Nachdem er zu Belk seit 19. Juni 1790 und Gr.=Strehlitz seit 17. September d. J. als Kaplan fungirt, wurde er 7. December 1792 als Vicar an der Collegiatkirche zu Ratibor investirt, Director des Seminars daselbst, 15. December 1799 als Scholasticus investirt, nachdem er vom Kapitel dem König präsentirt, Berlin 18. November zu dieser Prälatur nominirt worden. Seit 18. Juni 1801 Custos und 12. Januar 1801 Schulen=Inspector, wurde er 1. Januar 1806 Erzpriester des Pogrzebiner Archipresbyterats. Schon 1803 hatte Zolondek in einem Umlaufschreiben den Geistlichen und Lehrern seiner Inspection den Die Schüler der vier untern Klassen hießen Parvisten, Principisten, Grammatisten und Syntaxisten, die der zwei oberen: Poeten und Rhetoren; jeder Cursus dauerte ein Jahr. Vorschlag zur Errichtung einer pädagogischen Lesegesellschaft gemacht. Erstere hatten sich sämmtlich, von letzteren nur einige dafür erklärt. In Folge eines 1810 erneuerten Circulars traten auch die übrigen Lehrer der Lesegesellschaft bei. Es wurden sofort 50 Thaler subscribirt und hiervon 37 Schulschriften besorgt, welche unter den Subscribenten circulirten und Eigenthum der Kreisbibliothek blieben. Nach Aufhebung des Collegiatstiftes wurde er Mai 1813 Pfarradministrator und nachdem die Dotation festgestellt war, im Juni 1818 wirklicher Pfarrer. Im Jahre 1816 hatte er auch das Ratiborer Archipresbyterat übernommen, schmückte 16. August 1818 den Neumarkt mit einer renovirten Statue des hl. Johannes von Nepomuk, die früher im Hofe des Jungfrauenklosters gestanden, wurde 15. September 1822 fürstbischöflicher Commissar, 1825 Synodal=Examinator. Drei Jahre später ließ er sich von der Schulen-Inspection entbinden, gab ansehnliche Beiträge zum Bau einer neuen Stadt-Schule, kaufte den Begräbnißplatz in Neugarten und stattete denselben mit einem freundlichen Kirchlein aus, stiftete 1830 einen Commensalen im Alumnat. Zolondek wurde dafür im Amtsblatte öffentlich belobt und erhielt als Auszeichnung 20. Januar 1833 den Rothen Adlerorden. Er resignirte 30. März 1834 auf die beiden Erzpriesterämter. Zolondek starb am Weihnachtsabende 1836 und fand am 28ten December seine Ruhestätte in der von ihm erbauten Kreuzkapelle. Sein Porträt, ein Oelgemälde wird im Speisesaale der Pfarrei aufbewahrt. Das Brustbild im Prälatenschmuck zeigt ein noch frisches Antlitz von slavischem Typus, das mit der Mozette bedeckte Rochett ist von reicher Stickerei, zur linken Seite ist das von ihm erbaute Pfarrhaus sichtbar. Die von seinem Nachfolger im Pfarramte gehaltene Trauerrede ist im Schlesischen Kirchenblatte Jahrgang 1837 abgedruckt.

Franz Xaver Heide, geboren 2. Juni 1801 zu Frankenstein, besuchte das Gymnasium zu Glatz, bezog 1821 die Universität Breslau, wo er theologischen und philosophischen Studien oblag, trat am 30. October 1824 ins Alumnat, erhielt 18. April 1825 die Priesterweihe, wurde Kaplan in Klein-Oels, dreiviertel Jahr später an die Pfarrkirche nach Ratibor versetzt, zugleich Religionslehrer am Gymnasium, wo er Unterricht nicht nur in Religion und Hebräisch, sondern auch in der griechischen und deutschen Sprache ertheilte. Am 15. März 1831 wurde er Curatus und 10. Juli Schulen-Inspector, weshalb er Ostern 1832 vom Gymnasium entbunden wurde. Der eifrige Priester fand neben fleißiger Seelsorge Muße zu historischen Forschungen auf dem Felde der ältesten Geschichte Oberschlesiens, wovon die 3 Jahrgänge der Zeitschrift Eunomia 1832—1834 und mehrere Aufsätze in den Schlesischen Provinzialblättern glänzendes Zeugniß ablegen. Heide wurde 28. December 1836 Administrator, 12. Mai 1837 wirklicher Pfarrer, 12. November 1837 fürstbischöflicher Commissar, 30. März 1844 Erzpriester, erhielt Pfingsten 1846 das Ehrencanonicat von Breslau, 1849 den Rothen Adlerorden, am 16. Juli 1852 das Doctor-Diplom von der theologischen Facultät in Breslau und in Folge einer beim Empfange des Kronprinzen am Bahnhofe Kandrzin Juli 1866 gehaltenen patriotischen Anrede das Ritterkreuz des Hohenzollerschen Hausordens.

Heide erwarb sich große Verdienste um Schule und Kirche, Staat und Wissenschaft. Er gründete die Handwerker-Fortbildungsschule, richtete an der Stadtschule gehobene K1assen ein, in welchen Knaben bis zur Quarta vorbereitet wurden, berief 1863 die Ursulaschwestern aus Breslau, opferte zum Bau des Klosters sein ganzes Vermögen und war durch 4½ Jahr bis zu seinem Tode Vorsitzender des Verwaltungsrathes der Taubstummen-Anstalt. Zur Zeit der Typhusepidemie 1847 bewies er sich als Helfer der Wittwen und Waisen. Treu und fest stand er zur Kirche auch in stürmischer Zeit, kämpfte gegen die Rongeanischen Bestrebungen, rief im Revolutionsjahre unter Wahrung des confessionellen Friedens den katholischen Volksverein zur Befestigung kirchlicher Gesinnung ins Leben. Auch an der Gründung des constitutionellen Vereins nahm er Theil und trat in den Versammlungen oft als Redner auf. Auf die Wahl des Felix Fürst Lichnowsky in das Frankfurter Parlament den meisten Einfluß übend, wurde er dessen Stellvertreter und nahm nach der Ermordung des Fürsten 18ten September 1848 an den Berathungen des Parlaments Theil, bis es den Sitz nach Stuttgart verlegte. Ende 1850 legte er das Amt als Kreis-Schulen-Inspector nieder.

Obschon er einen reichen Schatz von Kenntnissen besaß, drang er immer tiefer in die Wissenschaft und seine bedeutende Bibliothek, die er der Pfarrkirche vermachte, giebt Zeugniß von der Vielseitigkeit seines Wissens. Seine Mäßigung, Schonung und Milde erwarb ihm einen großen Freundeskreis. Höhere Stellungen, die ihm angetragen wurden, schlug er wiederholt aus, da er seine liebe Gemeinde nicht verlassen wollte. Das Amt als Erzpriester gab er Ostern 1865 auf und starb am 25. März 1867. Die Leichenrede hielt Domherr Dr. Sauer. In der Gruft der Grabeskapelle auf dem Friedhofe zu Neugarten wurde er bestattet. Sein Lebensbild ist nicht blos von Hugo Sterba in einer Broschüre gezeichnet, sondern auch die Provinzialblätter brachten sein Bildniß nach dem Originale von J. Kostka und eine Skizze des Lebens und Wirkens eines Mannes, dessen Name weithin noch einen guten Klang hat.

Josef Kühn, geb. Grüssau den 27. November 1817, kam 1837 von Schweidnitz auf das Mathias-Gymnasium zu Breslau, machte Ostern 1838 das Abiturientenexamen, ging nach dem Königreich Polen als Informator zu einer hocharistokratischen Familie, wo er als Deutscher auch von der Dienerschaft über die Achsel angesehen wurde. Das bewog ihn, sich auf die polnische Sprache mit Eifer zu verlegen und brachte er es in Kurzem so weit, daß er sich sogar einer Prüfung unterzog und ihm die Facultas docendi ertheilt wurde, trat 18. April 1842 ins Alumnat zu Breslau, erhielt 6. November d. J. die Priesterweihe, wurde 22ten d. Mts. Kaplan in Lublinitz, 10. April 1843 Kaplan in Gleiwitz, seit Ostern 1847 Religionslehrer und Regens Convictorii am Gymnasium zu Breslau; am 28. April 1853 als Administrator nach Gleiwitz berufen, wurde er 24. Juni wirklicher Pfarrer daselbst, 2. Mai 1854 Curator der Barmherzigen Brüder in Pilchowitz, 18. Mai d. J. Erzpriester, 1. August 1867 Commissarius des Ratiborer Commissariats.

Kühn machte sich durch die Gründung des katholischen Waisenhauses, das am 1. November 1862 eingeweiht wurde und durch die Herausgabe des polnischen Gebet- und Gesangbuches „Katolik“ zum Besten des Waisenhauses verdient. Zuletzt an der Gicht schwer leidend starb er 21ten April 1880.

Wilhelm Strzybny, geboren Schloß-Ratibor den 31. März 1825, Sohn des Königlichen Justizrath Thomas Strzybny und der Johanna von Vagedas, bezog das Gymnasium der Vaterstadt, studirte in Breslau und Bonn Theologie, erhielt 1. Juli 1849 die Priesterweihe und feierte 8 Tage später umgeben von 11 geistlichen Confratern in der Stadtpfarrkirche seine Primiz. Am 31. d. Mts. als Kaplan nach Ratibor decretirt, wurde er 3 Jahre später Curatus daselbst, gründete 8. Mai 1855 den Gesellen-Verein, wurde am 10. März 1857 Schulen-Inspector, am 27. April Pfarradministrator von Altendorf, am 9ten December 1869 wirklicher Pfarrer. Von 1862—1863 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses. Am 24. April 1875 übernahm er die Geschäfte des Erzpriesters, wurde 12ten Mai 1877 definitiv als solcher ernannt, im Auftrage des Fürstbischofs Robert am 23. October 1882 durch den Stadtpfarrer und Geistlichen Rath Schaffer vereidet und in sein Amt eingeführt, Januar 1884 als fürstbischöflicher Commissar ernannt und am 24. d. Mts. durch Obengenannten in sein neues Amt eingeführt. Der erste Auftrag vom Fürstbischof war, mehrere Schulen des Oppelner Regierungs-Bezirks in Bezug auf die gemachten Fortschritte in der deutschen Sprache zu revidiren, welchem Befehle er im Frühlinge mit Zuziehung der Königlichen Kreis-Schulen-Inspectoren nachkam.

Das Archipresbyterat Ratibor.

Die hierarchische Einrichtung der Kirche bedingt Träger verschiedener Aemter in bestimmter Stufenfolge.

Die Archipresbyterats=Einrichtung in der Breslauer Diöcese fand zugleich mit der Abgrenzung der Pfarrbezirke statt und reicht bis in den Anfang des 13. Jahrhunderts. Ein District mit einer Anzahl von Pfarreien stand nämlich unter Aufsicht eines Erzpriesters und dieser unter dem Commissar und Archidiacon. Ersterer führte auch den Namen Landdecan, decanus ruralis, im Gegensatz zu der in den Kapiteln bestehenden Dignität der Decane.

Die Geschäfte des Erzpriesters waren folgende: Er hatte im Namen des Bischofes nicht nur über die Geistlichen, sondern auch über das kirchliche und sittliche Leben der Gemeinden seines Bezirkes die Aufsicht zu führen, die bischöflichen und Synodalverordnungen durch Circulare bekannt zu machen und über deren Befolgung zu wachen, die kleineren Streitigkeiten seines Clerus zu schlichten, jährlich jede Pfarrei seines Bezirks zu visitiren und die Kirchenbücher zu prüfen, die hl. Oele in Empfang zu nehmen und an die Pfarrkirchen zu vertheilen, die Pfarrer in ihr Amt einzuführen, die Beerdigung der verstorbenen Geistlichen vorzunehmen und bei Erledigung der Benefizien Obsorge zu tragen. Auch hielt er jährlich einige Male Zusammenkünfte, um durch gegenseitigen Austausch der Erfahrungen Mittel zur Abhilfe von Schäden zu berathen, eventuell Anträge der geistlichen Behörde zu unterbreiten.

Der Erzpriester wird vom Bischofe ernannt und ist durch besondere Amtskleidung von den übrigen Pfarrern, falls diese nicht Dignitäre sind, ausgezeichnet. Eine eigentliche Jurisdiction steht ihm so wenig, als dem Commissar zu, doch erhalten beide vom Bischof gewöhnlich besondere Facultäten für den Bereich ihres Sprengels.

Die Befugnisse änderten sich im Laufe der Zeit und wollen wir einige Bestimmungen aus älterer Zeit nachweisen:

Die unter Bischof Heinrich I. im Jahre 1305 gehaltene Synode befahl den Archidiaconen bei Strafe der Suspension von ihrem Amte, eine Abschrift der Statuten zu nehmen und sie den Erzpriestern mitzutheilen, die sie dann unverzüglich den Pfarrern binnen Monatsfrist zur Kenntnißnahme zustellen sollen, damit letztere dieselben in ihren Kirchen, um sie stets vor Augen zu haben, an die Wand heften. Einen gleichen Befehl gab Bischof Nanker 1331. Auch Bischof Wenzel befahl, daß jeder Erzpriester eine Abschrift der Synodalstatuten besitzen solle.

Bischof Conrad verordnete 1446: die Erzpriester sollen ihre von der Synode fernbleibenden Priester dem Archidiacon schriftlich anzeigen. Unter Bischof Rudolf beschloß die 1473 gehaltene Synode: Bei dem Ableben eines Priesters soll der Erzpriester oder näher wohnende Pfarrer oder die bischöflichen Commissarien, falls diese nahe sind, ein Inventar der Hinterlassenschaft aufrichten und den Verstorbenen anständig begraben. Bischof Johann befahl 1509, daß jeder Erzpriester an allen Quatemberzeiten sämmtliche Priester seines Cirkels an geeignetem Orte zur Versammlung einlade und daß diejenigen, welche wegen kirchlicher Function nicht erscheinen können, das nächste Mal kommen. Im Jahre 1580 befahl Bischof Martin, daß alle Pfarrer in jedem Archipresbyterate zweimal jährlich zusammenkommen und auf den Versammlungen über Beseitigung der Mißstände und über kirchliche Geschäfte unter Vorsitz des Erzpriesters berathen. Wer Tadel verdient, soll vom Chef brüderlich ermahnt werden; schwerere Vergehen sind dem Generalvicar oder dem Bischofe selbst anzuzeigen. Auf der unter Andreas Jerin 1592 gehaltenen Synode wurde beschlossen: Die Erzpriester sollen darauf achten, daß der Ritus bei der heiligen Messe, Sacramentenspende und den Ceremonien gleichmäßig sei und nicht andere Agenden gebraucht werden; auf den Archipresbyteratsconventen sollen die Pfarrer ihre Beschwerden wegen Verkürzung der Einkünfte schriftlich überreichen. Die Synodalstatuten unter Bischof Carl Ferdinand 1652 verordnen: Die Convente sollen jährlich zweimal nämlich zwischen Ostern und Pfingsten und zwischen Michaelis und Martini der Reihe nach in je einer Kirche des Decanats mit der Messe vom hl. Geist beginnen, worauf eine Exhorte den Berathungen vorangeht. Wer ohne zureichende Ursache die Versammlung versäumt, wird mit Geld bestraft und hat ein Pfarrer und Commendar einen Thaler, ein Vicar die Hälfte zu zahlen, welcher der Kasse jener Kirche zufließt, in welcher der Convent gefeiert wird 1).

Das bischöfliche Consistorium gab 1. December 1678 ausführliche Vorschriften für die Erzpriester. Nachdem die Synoden eine lange Unterbrechung erlitten, schärften Verordnungen der geistlichen Behörde die Pflichten. Die pragmatische Sanction vom 26. October 1699 enthält auch für Erzpriester verschiedene Vorschriften: Zu diesem Amte gelangen nur gesittete, wissenschaftlich gebildete, in der Seelsorge eifrige und erfahrene Priester, die 6 Jahr fleißig im Weinberg des Herrn gearbeitet und Beweise ihrer Tüchtigkeit gegeben.

Daß in geringeren Ehesachen auch Erzpriester Commissionen erhielten, zeigt folgender Fall: Bäcker Friedrich Stefan zu Ratibor hatte sich bemüht, die Liebe der Tochter des Wirthschaftsverwalter Caspar Bernhardt in Lohnitz zu gewinnen und war in der Fastnacht 1703 mit dem Bäcker Melchior Ruzanski zur Braut Judith gegangen, hatte öffentlich Verlobung geschlossen, ihr einen goldenen Ring gegeben und den Termin zum Ehevertrage bestimmt. Aber am 6. Mai schrieb er dem Vater ab. Der betagte Verwalter sah dies als Schimpf an und bat das Consistorium die Sache durch den Erzpriester in Ratibor untersuchen zu lassen. Die geistliche Behörde trug, um den Parteien die Kosten zu so weiter Reise nach Breslau zu ersparen, demselben am 28. Juni 1703 auf, unter Zuziehung eines Rechtsverständigen die Betreffenden zu vernehmen, die Zeugen Montbach Statuta pag. 5, 8, 9, 14, 16, 94, 114, 162, 226, 282 eidlich abzuhören und das Protokoll an das Consistorium zur Entscheidung einzusenden.

Auch das Jurisdictionsexamen hatte der Erzpriester bisweilen abzunehmen. Da sich P. Angelus Neugebauer im Franciskanerkloster zu Ratibor noch ohne Jurisdiction zum Beichthören in hiesiger Diöcese befand, so wurde Gitzler vom General-Vicariat-Amt 3. August d. J. beauftragt, mit Zuziehung eines anderen Priesters sowohl jenen als die noch der Jurisdiction Ermangelnden zu examiniren und über den Ausfall zu berichten. Das General-Vicariat-Amt befahl 4. März 1716: Alljährlich soll bei jedem Erzpriester eine Zusammenkunft der Pfarrer und Curaten gehalten, die Verhandlungen nach Ostern dem Generalvicar berichtet, auch die Namen der Pfarrer und Kapläne beigesetzt werden. Das General-Vicariat-Amt ließ 14. März 1716 nach, daß die Convente, welche sonst zwei- bis viermal jährlich stattfanden, nur einmal im Jahre und zwar zur österlichen Zeit gehalten werden und befahl 14. September d. J. den Erzpriestern Kirchenvisitation alljährlich vorzunehmen. Am 18. Januar 1718 verordnete das General-Vicariat-Amt, daß bei den jährlich zu haltenden Kirchenvisitationen ein Pfarrer per majora vota gewählt als Actuarius Circuli assistire und befahl den Erzpriestern, bei den Visitationen die Jugend zu examiniren und die Lehrer zum Eifer anzuhalten; am 21. Juli 1718: Die Erzpriester sollen sich von ihren untergebenen Geistlichen monatlich schriftlichen Nachweis über den Lebenswandel der Parochianen geben lassen und dem Vicariat-Amt vierteljährlich gutachtlich berichten, wie etwaige Ausschreitungen und Aergernisse zu beheben seien: nachlässige und ungehorsame Geistliche können sie, wenn gütliches Mahnen und Strafbedrohung nichts fruchtet, mit einem bis zwei Dukaten strafen. Am 5. März 1720 befahl der Bischof: Die Erzpriester sollen eine Specification der Pfarreinkünfte bei den jährlichen Visitationen abfordern und nebst ihrer und des Actuars Unterschrift mit dem Berichte einschicken, damit das Schriftstück im Archiv der bischöflichen Canzlei deponirt werde. Am 18. März 1727 befahl er: Die Erzpriester sollen in ihren Quartalsberichten auf einem besonderen Blatte über die Testamentsvollstrecker genau berichten, welche in ihrem Presbyterat jetzt vorhanden, wie lange, Ursachen der Verzögerung, welche Mittel zur Beschleunigung und Beendigung vorhanden; und am 22. Juli d. J. verordnete er: bei den Zusammenkünften ist der Actuar zu wählen und die Wahl dem Vicariat-Amt zur Bestätigung einzureichen 1). Der Erzpriester hat dem Actuar die Kirchrechnungen zur Revision zu übergeben. Das General=Vicariat=Amt befahl am 22ten Februar 1810 nach Verordnung der Königlichen Regierung, daß Kirchenvorsteher, welche bisher vom Justizamte in der Gerichtsstube vereidet worden, nunmehr vom Pfarrer mittelst Handschlag verpflichtet, bei den Kirchenvisitationen aber vom Erzpriester vereidet und ins Amt eingeführt werden.

Dieselbe Behörde wies 9. Juli 1849 die Erzpriester an, die jährlichen Communikantenlisten unmittelbar an den Fürstbischof einzureichen. 1851 befahl Cardinal Melchior, die Kassenrevision der Erzpriester nicht durch den ActuarActuar circuli, sondern durch den Commissar vorzunehmen. Fürstbischof Heinrich gab am 29. Januar 1858 den Erzpriestern eine genaue Instruction in 14 Paragraphen und wies auch auf die Bestimmungen des unter Papst Benedict XIII. im Jahre 1725 zu Rom gehaltenen Concils, wie auf die von seinem Vorgänger auf dem fürstbischöflichen Stuhle zu Breslau Josef Christian Fürst von Hohenlohe=Waldenburg=Bartenstein 16. Mai 1808 den Erzpriestern gegebenen Anweisungen zurück.

Die Erzpriester haben gegenwärtig die Obliegenheit: die öffentlichen Currenden und Circulare, die ihnen zukommen, bekannt zu machen, die untergeordneten Pfarrkirchen jährlich zu visitiren, die Kirchenrechnungen zu revidiren, deren Richtigkeit resp. Unrichtigkeit zu bezeugen und darüber an das General=Vicariat=Amt zu berichten; kleinere Streitigkeiten des Clerus Friedeberg von den schles. Rechten I. Kap. X. in ihrem Cirkel zu untersuchen und beizulegen, bei Todesfällen derselben die Siegelung vorzunehmen. Sie sind ebensowenig als die Commissare an denjenigen Ort gebunden, von welchem das Archipresbyterat den Namen trägt.

Anfangs waren einzelne Archipresbyterate von großer Ausdehnung. Laut Register des Peterspfennig vom Jahre 1447 waren dem Ratiborer Archipresbyterat 19 Pfarreien unterstellt, nämlich Ratibor, Altendorf, Lubowitz, Markowitz, Lissek, Pstronzna, Lubom, Oderberg, Krziżanowitz, Benkowitz, Janowitz, Rudnik, Krawarn, Tworkau, Waindorf (eingegangen), Woinowitz, Ruderswald, Raschütz, Makau.

1644 hatte das Archipresbyterat 18 Parochien und 4 Filialkirchen 1).

Nach den Visitationsberichten von 1679 hatte es folgende Pfarr= und Filialkirchen: Altendorf mit Pawlau und Matka Boża, Benkowitz, Janowitz, Makau mit Krawarn, Krziżanowitz, Lissek, Lubom mit Syrin, Lubowitz, Markowitz mit Raschütz, Pogrzebin mit Brzezie 2), Pstronzna, Rogau, Tworkau mit Ruderswald, Woinowitz. 1719 wird auch Rudnik genannt, das vordem wie auch das Collegiatstift nicht visitirt worden. Die canonische Visitation des Letzteren hielt 6. November 1717 der Domdechant Johann Christof von Rummerskirch aus Breslau und 15. Mai 1737 der Archidiacon Joachim Ernst von Strachwitz.

1687 waren 14 Pfarrer, 3 Kapläne, 1 Sacellan, 18 massive Kirchen, 4 Kapellen von Holz, 1 Hospital.

1738 wurden Lissek, Lubom, Markowitz, Pogrzebin, Pstronzna und Rogau abgezweigt und bildeten nebst Ratibor-Hammer das Pogrzebiner Archipresbyterat. Wir wollen nachstehend aus den letzten Jahrhunderten die Reihenfolge der Erzpriester im Ratiborer Archipresbyterat mit kurzen Notizen angeben: Böhme, Dipl. Beiträge II. 97. Brzezie ist wahrscheinlich das früher im Sohrauer Archipresbyterat genannte Birkendorf. Das Geschlecht der in Brzezie angesessenen Trach nannte sich nach dem Orte Trach von Brzezie und Trach von Birkau.

Georg Richtinek, Pfarrer in Lissek und Valentin Sartoris als Senior des Cirkels waren 1592 auf der Diöcesansynode.

Andreas Franz Sendecius wurde 1643 Canonicus in Ratibor, 1653 Cantor daselbst, am 24. Februar 1660 als Custos erwählt und am 19. Juli eingeführt, wird 1666 Erzpriester des Ratiborer Cirkels genannt. Er führte den 1650 ordinirten Andreas Sigismund Hartmann am 24ten August 1666 als Pfarrer von Pogrzebin ein. Sendecius wurde fürstbischöflicher Commissar in Teschen. Siehe S. 28.

Paul Franz Rainoch, geboren 1621 zu Gleiwitz, ordinirt in Neisse 1649, licentiat der Theologie, Pfarrer in Schmitsch und seit 30. Mai 1650 Erzpriester des Zülzer Archipresbyterats, wurde 1654 Canonicus in Ratibor, am 22. November 1679 als Custos erwählt, 2. December investirt und am 18. d. Mts. in sein Amt eingeführt. Er starb als Erzpriester des Ratiborer Cirkels am 15. Juni 1680 und liegt in der elterlichen Ruhestätte zu Gleiwitz bestattet.

Johann Franz v. Fluschke, geboren in Breslau 1646, studirte zu Rom im Collegium Germanicum, war bereits Dr. der Theologie aber noch nicht Subdiacon, als er vom Kaiser zum Prälat=Cantor in Ratibor präsentirt und vom Bischof 1668 investirt wurde. Er erhielt zwar Sitz, aber keine Stimme im Kapitel, bis er, seit 15. Juni 1669 Diacon, 21. September d. J. die Priesterweihe erhalten. Im Jahre 1671 als Pfarrer von Zirkwitz investiert, wurde er daselbst Erzpriester, am 20. August 1680 zum Custos erwählt, als solcher 16. September eingeführt, tritt schon 1681 als Erzpriester des Ratiborer Cirkels auf. Franz Georg Plumlowsky, Pfarrer in Rogau, sendete ihm am 8ten Mai 1688 das Verzeichniß der Osterpönitenten mit genauer Angabe der Protestanten: Der Pächter Stolz pflegte bisweilen der Predigt beizuwohnen und veranlaßte andere Adelige zum Besuch des Gottesdienstes, aber die Wittwe (Gutsfrau) mit ihren Kindern kam nicht. Im October 1688 wurde er von Papst Innocenz XI. zum Domherrn von Breslau und Erzpriester bei St. Nicolai erhoben. In der Seelsorge führte er Mehrere zur Mutterkirche zurück und starb 19ten November 1691.

Friedrich Ferdinand Flade war Curatus in Brieg, wurde Scholastikus in Ratibor vom 24. Januar 1687 bis zu seinem am 12. Februar 1689 erfolgten Tode. Das Ratiborer Archipresbyterat zählte damals 14 Pfarrer, 3 Sacellane, 1 massive, 18 hölzerne Kirchen, 4 hölzerne Kapellen, 1 Hospital. Dabei ist die Stadt nicht eingerechnet, wohl aber die damals noch zum Archipresbyterat zugehörigen Pfarrorte Markowitz mit der Filiale Raschütz und Kapelle in Hammer, Lissek, Pstronzna, Pogrzebin mit der Adjuncta Brzezie, Lubom mit Syrin, Rogau.

Georg Christofor Giersdorf, baccal. theol., wurde 7. Juli 1689 Scholastikus und Erzpriester bis 1696; ging 1704 nach Wohlau, wo er noch 1707 genannt wird.

Basilius Sebastian Brettschneider, geboren 4ten September 1662 zu Freiwaldau, Sohn des Weißgerber Michael B. und der Rosina Hackenberger, studirte auf der Universität Olmütz. Nachdem er die Würde eines Baccalaureus der Philosophie erworben, widmete er sich 2 Jahr und 2 Monate den theologischen Studien und dem canonischen Recht. Am 10. Februar 1685 erhielt er vom Bisthumsadministrator Carl Neander v. Petersheide das Dimissoriale, die Weihen außerhalb der Breslauer Diöcese empfangen zu können, worauf er in Olmütz vor Pfingsten d. J. die minores und 22. September das Subdiaconat erhielt. Der Decan der theologischen Facultät Dr. Wilhelm Fröhlich stellte ihm über sein Wohlverhalten und seinen Lerneifer am 5. December ein vorzügliches Zeugniß aus. Hierauf kehrte Brettschneider nach Schlesien zurück, empfing in der Collegiatkirche zu Neisse vom Weihbischof Carl Neander am 6ten Juni 1686 das Diaconat und am 21. September die Priesterweihe. Derselbe ertheilte ihm am 18. März 1687 die Jurisdiction um Beicht zu hören. Nachdem Giersdorf nach Wohlau befördert worden, wurde Brettschneider im November 1696 Scholastikus und Curatus der Deutschen, 20. März 1698 Erzpriester des Ratiborer Cirkels. In dem vom Fürstbischof Franz Ludwig Pfalzgraf bei Rhein zu Breslau ausgestellten Diplom werden die Hauptpflichten eines Erzpriesters kurz aufgeführt. Brettschneider starb 9. März 1700.

Andreas Josef Gitzler, Sohn des Tuchmacher Jacob Franz Gitzler in Ratibor, geboren October 1670, erhielt in Prag die Magisterwürde, studirte hierauf 2 Jahre die Rechtswissenschaft und 1 Jahr Theologie in Krakau, erhielt in Schlesien 18. September 1694 die niederen Weihen, wurde am 17. Juni 1695 auf Präsentation des Kaiser Leopold als Domherr in Ratibor investirt, am 26. Februar 1696 in Krakau ordinirt, administrirte vom 26. März 1697 ab die Pfarrei Lubowitz, wurde Scholastikus am 21. Juni 1700, zugleich Erzpriester des hiesigen Districts.

Die Verehrung gegen den seligen Johann v. Nepomuk war so groß, daß man ihm noch vor seiner im Jahre 1719 erfolgten Heiligsprechung Statuen errichtete. Auch in der Kirche zu Ratibor hatte man ein solche bei dem Altare der heil. Dreieinigkeit aufgestellt. Das General=Vicariat=Amt trug aber dem Erzpriester 12. October 1706 auf, dieselbe sofort an die Seite der Kirche setzen zu lassen. Da Gitzler im Herbst 1713 den Visitationsbericht des vorigen Jahres noch nicht eingesendet, so wurde er 16. October mit 10 schweren Mark bestraft, die er binnen 8 Tagen an die bischöfliche Kanzlei einsenden und die Pfarrer, welche die Communikantenlisten nicht eingeschickt, mit je 2 schweren Mark binnen 14 Tagen belegen sollte. Er starb 8. Januar 1716.

Andreas Johann Böhm, geboren Ratibor 1662, absolvirte in Olmütz Philosophie und speculative Theologie, wurde dort Baccalaureus und am 18. September 1688 ordinirt; dann studirte er in Prag die Rechtswissenschaft, wurde licent. juris utriusque, war 9 Wochen in Rogau, dreiviertel Jahr in Freistadt Kaplan und kam im Frühling 1696 als Pfarrer nach Janowitz. Bischof Franz Ludwig Pfalzgraf bei Rhein verlieh ihm Neisse 23. Juli 1696 auf Empfehlung des Propst Johann Jacob Hoffmann v. Leichtenstern die Investitur, worauf Böhm am 15. November eingeführt wurde. Er war ein ausgezeichneter, besonders im Recht bewanderter Priester, erhielt 20. October 1702 die facultas absolvendi ab haeresi, wurde 1708 Canonicus und nach Gitzler's Tode Erzpriester, 4. November 1715 als Custos erwählt, aber erst 13. October 1717 bestätigt. Er starb 13. December 1727

Anton v. Mazurek, Erzpriester von 1736 an, siehe S.30.

Josef Franz Waclawczyk, Pfarrer in Lohnau, 1729 bereits Actuar, November 1748 Erzpriester; siehe Seite 31.

Paul Anton Schuster, geboren Ratibor, ordinirt 29. März 1721, wurde sofort Kaplan in Lubowitz, 1723 Vicar in Ratibor, 1732 Pfarrer in Benkowitz, Actuar 1735, 15. Februar 1737 als Canonicus in Ratibor investirt und am 20. März vom Decan Wilhelm v. Angelis eingeführt, November 1751 Erzpriester und starb 14. Juni 1756.

Josef Rosali, geboren Groß-Strehlitz 1702, seit 1734 Pfarrer in Janowitz, wurde nach dem Tode Schusters zunächst Decanatsadministrator, bald darauf wirklicher Erzpriester, benedicirte auf Einladung des Frhrn. v. Eichendorf die von Letzterem errichtete St. Johannisstatue in Tworkau und starb 27. Juli 1758.

Gregor Petricius, seit 1735 Pfarrer in Lubowitz, wurde 1758 Erzpriester. Der apostolische Vicar Moritz von Strachwitz ertheilte ihm 8. Mai 1770 die Facultät, Paramente, Bilder, Statuen und Kreuze zu benediciren. Er wurde 1779 fürstbischöflicher Commissar und starb 1785. Siehe Seite 32.

Johann Sczyrba, geboren 1721 Ratibor, erhielt 18. September 1745 die minores, 18. December das Subdiaconat, 9. April 1746 das Presbyterat, wurde Pfarrer in Bralin, seit October 1764 Pfarrer in Janowitz, Act. circ. 1785, als Erzpriester benedicirte er 22. October 1793 die neuerbaute Kirche in Krziżanowitz und wurde 1796 Pfarrer in Slawentziz, wo er 26. December 1803 starb.

Franz Seypold, Pfarrer in Polnisch-Krawarn, Erzpriester von 1795 bis 1816, wurde Commissar. Siehe S. 34.

Johann Zolondek, Sohn des Tischlermeister Laurenz Żołąndek zu Krappitz und der Eva geb. Halama, Erzpriester von 1816 bis 1836, wurde Commissar. Siehe Seite 36. Wegen der kriegerischen Zeit zu Anfang des Jahrhunderts und weil der Erzpriester und Commissar in Krawarn am äußersten Winkel des Archipresbyterats seinen Sitz hatte, auch wegen überaus schlechter Wohnung meist kränkelte, endlich weil er wegen geringer Dotation keinen Kaplan halten konnte, war die Visitation 14 Jahre unterblieben. Zolondek nahm sie 1816 wieder auf und berücksichtigte bei dem Revisionsgeschäfte hauptsächlich das Kirchen- und Fundationsärar und gelang es ihm das Vermögen möglichst sicher zu stellen; nur bei Lubowitz, wo der Pfarrer als Cridarius starb, konnte der erlittene Schaden nicht beseitigt werden. Das General-Vicariat-Amt gab 4. Januar und 19. December 1817 seine Zufriedenheit über den Fleiß und Eifer zu erkennen mit der Erwartung, daß er die vorgefundenen Mängel beheben und die Visitation auch auf andere Gegenstände ausdehnen werde.

Andreas Kubiczek, geboren 21. November 1774 zu Benkowitz, studirte in Rauden, Leobschütz und Breslau, kam 1798 als Kaplan nach Autischkau, wurde 1805 Vicar in Ratibor, September 1811 Sacellan in Ostrog, April 1834 Erzpriester und starb 7. April 1845.

Franz Heide war bereits fürstbischöflicher Commissar, ehe er Erzpriester wurde. Er bekleidete letzteres Amt vom 30. März 1844 bis Ostern 1865. † 1867. Siehe S. 38.

Nicolaus Morawe, geboren Zottwitz 6.December 1813, wurde 25. Mai 1839 ordinirt, am 11. Juni Kaplan in Reichthal, 13. November 1840 Kreisvicar in Loslau. Obgleich am 10. August 1841 an die Stadtpfarrkirche nach Neisse decretirt, blieb er auf dringende Vorstellung von Seiten des Magistrats und der Gemeinde in Loslau daselbst belassen, seit 28. Januar 1842 Pfarradministrator und sodann Kreisvicar. Am 14. Januar 1844 Administrator in Ostroppa, am 19. Juni d. J. interimistischer und 24ten November definitiv angestellter Lokalist in Dziergowitz. Am 15. December 1846 Curatus in Ratibor, 16. November 1854 Pfarrer in Ostrog, 7. Mai 1857 Actuar circuli, 5. April 1865 Erzpriester, starb am 28. Juli 1872.

Franz Marcinek, geboren 23. März 1803 zu Köberwitz, widmete sich zunächst der Landwirthschaft in Krziżanowitz, besuchte dann das Gymnasium zu Gleiwitz und die Universität in Breslau, erhielt 29. April 1832 die Priesterweihe, wurde Kaplan in Sodow, Pfarradministrator und seit 30. Mai 1837 wirklicher Pfarrer in Markowitz, 11. Juli 1839 Administrator in Benkowitz. Die Investitururkunde ist vom 31. August d. J. datirt. 1856 machte er eine Reise in das heilige Land, die er später in den polnischen Heften des Vereins zum heiligen Grabe beschrieb. Für die reichlichen Almosen, die er nach Jerusalem sendete, erhielt er von dem dortigen Patriarchen Josef Valerga das Diplom als Ordensritter des heiligen Grabes, wurde 15ten August 1865 Actuar circuli, 26. October 1872 Erzpriester und starb 1. Juni 1877.

Wilhelm Strzybny. Siehe S. 39.

Pfarrei Altendorf.

Dorf Altendorf,

lateinisch antiqua villa polnisch stara wieś, nordwestlich der Stadt gelegen, hieß ursprünglich: (bei der) Kirche des heiligen Nicolaus, welcher Heilige Schutzpatron der Schiffer ist. Dieses Gotteshaus ist denkwürdig wegen der Versöhnung Herzog Heinrich IV.von Breslau mit Bischof Thomas II. Zwischen beiden hatte seit 1276 Streit bestanden über zurückbehaltenen Zehnt, verlangte Steuern von bischöflichen Unterthanen, Schulden des Herzogs, über dessen Herbergsrecht auf den bischöflichen Gütern, Rückgabe kirchlicher Grundstücke etc. Thomas zog sich nach Ratibor zurück. Am 18. April 1287 verlangte Heinrich von Herzog Mesko, er solle dem Bischofe nicht länger den Aufenthalt gewähren und zog mit Heeresmacht gegen ihn. Um die Stadt nicht einer langen Belagerung und Hungersnoth auszusetzen, begab sich der Bischof im Ornate mit seinen Domherrn in das Lager des Herzogs, der von der Ankunft benachrichtigt, ganz umgewandelt aus seinem Zelte entgegeneilte und den Oberhirten ehrerbietig empfing. Nach erfolgter Versöhnung begaben sich Beide in die nahe Kirche, wo in längerer Besprechung Heinrich die Streitpunkte fallen ließ und dem Bischofe Alles zurückgab, was er ihm entrissen 1).

In Urkunden von 1313 und 1317 wird das Thor, welches die Stadt im Nordwesten begrenzt, Nicolaithor, im 18. Jahrhundert auch Coseler Thor genannt. Ehedem stand mitten im Dorfe dicht an der mit dem Dorfwege sich kreuzenden Leobschützer Landstraße eine Kapelle, welche das Bild der Versöhnung aufbewahrte. Bild und Kapelle stürzten noch vor dem Jahre 1780 ein und trat an deren Stelle eine einfache, 21' hohe, viereckige Säule von Ziegeln oben durchbrochen. In meiner Geschichte Ratibors ist zwar auf Grund eines im Landrathsamte befindlichen Actenstückes über Denkmäler des Kreises der 6. Januar als Versöhnungstag angenommen, aber jener Referent der Königlichen Regierung hatte dieses Ereigniß mit einem ganz anderen vom 6. Januar 1285 vorangegangenen verwechselt. Die Versöhnung dürfte noch vor dem Herbst 1287 stattgefunden haben.

Auf der Feldmark und im Dorfe gehörten einzelne Parzellen den Geistlichen. Bei Uebersiedelung des Collegiatstifts von der Burg in die Stadt 1416 waren dem Decan unter anderen Bezügen ein Vierdung d. h. der vierte Theil einer Mark Groschen, die damals über 11 Thaler Silberwerth hatte, auf einem Garten bei der St. Nikolaikirche und ein Vierdung auf einem Garten in Altendorf ausgesetzt.

Zu dem dereinstigen Witthum, welches Herzog Wenzel seiner Gemahlin Margarethe 19. Januar 1445 verschrieb, werden auch die Dörfer Altendorf, Breitegasse, Proschowitz, Niedane, Neugarten etc. genannt.

Ritter Zbislav v. Tworkau verkaufte 21. August 1455 dem Canonicus Wenzel von Koltorowitz für 40 Mark böhmische Groschen 8 Bauerstellen in Altendorf und eine Wiese vor dem neuen Thore. 3 Mark Zinsen davon sollte der genannte Altarist und seine Nachfolger zu einem Altare in der Pfarrkirche zu unserer lieben Frauen erhalten. Am 8. März 1456 überwies Herzog Wenzel für 10 übernommene Mark dem Jungfrauenkloster eine Mark Zins aus Altendorf, welchen der Schulz von den Unterthanen einnehmen und jährlich dem Stift abliefern sollte. Die geldbedürftige Herzogin Margareth lieh vom Collegiatstift am 25. Juli 1457 eine Summe, für welche sie einen Zins von 10 Mark auf Altendorf und Proschowitz anwies. Am 6. December 1470 wurde die große Marienbruderschaft zu Ratibor mit 5 Gulden Angerzins in Altendorf bedacht.

Nach dem Aussterben der Herzoge wurde 1532 ein Urbar von der Stadt und den Kammergütern der Schloßherrschaft angefertigt. Damals hatten die Bauern in Altendorf vor der Coseler Vorstadt 34¾ Hufen; einige Besitzer von Altendorf und Neugarten hatten auf dem Gut Ottitz 9 Hufen Grundstücke; die Mönche und der Kreuzherrnpropst besaßen je einen großen Garten frei. Die Altendorfer entrichteten ihrem Pfarrer an Zehnt von jeder Hufe 18 Groschen, gaben auch Zehnt von drei zum St. Valentin Altare gehörigen Hufen, das übrige dem Pfarrer zu Slawentzitz.

Nach dem Abgange der Königin Isabella 1557 hielt der Hauptmann des Fürstenthums Georg von Oppersdorff Freiherr von Eich und Friedstein die Domäne auf Rechnung, seit 1564 für eine geliehene Summe als Pfandgut; 3 Jahr später übernahm die Stadt den Pfandbesitz. Da sie aber durch üble Wirthschaft und Feuersbrunst in Schulden gerieth, wurde mit den Gläubigern und Schuldnern ein Vergleich dahin geschlossen, daß Hynek Petrowitz Charwat v. Wiecze auf Brzesnitz die Güter Altendorf, Neugarten, Proschowitz, Vorwerk Niedane etc. gegen Zahlung einer Pfandsumme auf 20 Jahre übernahm.

Nach dem Urbar von 1595 hatte das Kammergut 41 Bauern, welche 29½ Hufen hielten, ferner 5½ Freihufen, 14 Gärtner; sie zinsten an Geld fast 100 Thaler, 4 Malter 10½ Scheffel Roggen, 12 Malter 4½ Scheffel Hafer und 100 Hühner. Kaiser Rudolf gab 18. October 1603 den Einwohnern des Dorfes ein Stück Landes, Pasieka genannt, zur Hutung für baar 500 Thaler und einen Jahreszins von 60 Thalern. Bei dem Verkauf der Schloßherrschaft 1607 wurde Altendorf auf 7168 Thaler taxirt. Im Jahre 1631 wurde die Schloßherrschaft Ratibor wieder kaiserliches Kammergut und vom Oberregent Andreas v. Miscin verwaltet. Die Unterthanen von Altendorf und Neugarten beschwerten sich bei ihm wegen übermäßigen Roboten und baten Juni 1637 dieselben auf das Maaß von 1562 wieder herabzusetzen; die Pasieka, für welche sie wegen Armut den Zins nicht aufbringen konnten, hatten sie 1630 wieder abgetreten und baten um nochmalige Einräumung derselben, wofür sie jährlich 30 Thaler Zins zahlen wollten.

Im Jahre 1641 lag eine halbe Compagnie Reiter in Altendorf einquartiert und wurden gerade die Kammergüter am wenigsten geschont, welche gleichzeitig wöchentlich Verpflegungsgelder an andere Orte aufbringen mußten. Bisher hatte Altendorf 1600 Thaler zu Contributionen ausgegeben. Nach dem Urbar von 1642 war auf dem herrschaftlichen Vorwerke eine Schäferei mit 550 Stück Schafen. Unter dem Schloßhauptmann Wolf Niclas Mettich wurden drei Bauerstellen durch Austausch schlechter Aecker erworben und davon ein neues Vorwerk geschaffen. Die Dominikaner hatten 1636 um dasselbe gebeten. Am 11. Februar 1642 räumte ihnen der Kaiser das Wohnhaus, Scheune und die umzäunten Gärten dieses neuen Vorwerks ein mit der Bedingung, Steuern und Zinsen, welche die ehemaligen Bauern entrichtet, zu geben. Die Sache verzog sich, weil der Schloßhauptmann Georg Jedziny erst die Berechnung machen mußte. Die Dominikaner baten November d. J. um Einweisung in den Besitz und Herabsetzung des Zinses.

Am 24. April d. J. schenkte die Bürgerin Catharina Klimaschek mit Einwilligung ihres Ehemannes Johann dem Prior Cyprian Uterbowic ihren ererbten Garten, der am Ende von Altendorf lag. Es war damals Brauch, daß wenn ein Ort Liefergelder und Getreidereste nicht abführte, sich ein Commissar einlegte und die Ausstände eintrieb. Nun hatte sich aber Commissar Schröter in Altendorf, das doch keine Reste vom Michaelistermin hatte, hier einlogirt. Georg Graf Oppersdorff, für das Wohl seiner Unterthanen besorgt, bat 15. Februar 1645 von dem Jagdhause Hammer=Segenberg aus die Oberhauptmannschaft in Breslau den Executionscommissar, der bisher weder auf den Landeshauptmann noch auf den Kriegscommissar gehört und willkürlich am Orte geblieben war, zu entfernen und ihn anzuhalten, die Unkosten zu ersetzen. In Folge dessen erging 21. Februar an den Oberstkriegscommissar Maximilian von Gersdorf der Befehl, den Schröter, der nicht in den Grenzen seines Auftrages verblieben, zu versetzen.

Der Vicar der Dominikaner Alanus Sulik verpachtete Neujahr 1692 den Garten Winica nebst einem Häuschen für 5 Thaler Zins. Das Gut Altendorf lag in der Indiction 1) mit 661¼ Thaler. Die Herrschaft Seit 1527 bestand eine Schatzungssteuer. Jeder Gutsherr gab sein und seiner Unterthanen Vermögen und Einkommen gewissenhaft an. Die Summe nannte man Schatzung oder Ansage (indictio). Wurde nun eine Steuer ausgeschrieben, so gab die Indictio den Maaßstab an, wie viel ein Jeder pro mille beizutragen hatte. Unter Kaiser Carl VI. beabsichtigte man, die Schatzungssteuer in eine feste Grundsteuer zu verwandeln. Jeder mußte seine steuerbaren Realitäten genau angeben, was dann revidirt wurde. Das Fürstenthum Ratibor allein umfaßt 15 Folianten und verdanken wir die Kenntniß des damaligen Besitzstandes sowohl der Dominien als der Unterthanen dieser hochwichtigen Quelle. Die Angabe von Pferden, Ochsen und Federvieh war ausgeschlossen, weil diese in der Wirthschaft verbraucht werden. Merkwürdig ist die geringe Anzahl von Schwarzvieh. hatte nach den Befundtabellen vom Jahre 1725 Gärte mit 3½ Scheffel Aussaat 1), 350 Schafe, 28 geringe Kühe, 5 Schweine, säete zum Winter und Sommer aus je 10⅔ Malter. Im Kretscham wurden ausgeschänkt 74 Achtel (à 200 Quart) Bier, ein Eimer (à 80 Quart) Branntwein. Die Unterthanen des Dorfes lagen in der Indiction mit 1372 Thalern, hatten 50 Gärtchen zusammen von einem Malter 9½ Scheffel Aussaat im Herbst und Frühjahr, hielten 170 Schafe, 75 mittlere, 11 geringere Kühe, 31 Zuchtschweine, säeten aus Herbst und Frühjahr je 37 Malter. Orts=Schulze war Mathes Gatzka, außerdem waren 7 Groß=, 17 andere Bauern, 10 Robotgärtner, 4 Häusler. Freigüter besaßen von Zmeskal, von Burska, Türtztus, von Hoschek und Dr. Simon Michalski. Der Dechant besaß im Altendorfer Felde 6 Hufen Acker in 3 Feldern und eine Scheuer. Wilhelm von Angelis, Decan bei der Collegiatkirche, verpachtete 6. Juli 1729 diese Grundstücke den Bürgern Johann Jäkel und Martin Waczlawik auf 6 Jahr für 80 (nach 3 Jahren für 86) Gulden rheinisch, 2 Viertel Erbsen und 2 Schock Stroh; der Pfarrer in Altendorf erhielt von diesem Acker an Missalien je 2 Scheffel großes Maaß Roggen und Hafer. Diese zur Dechantei gehörigen Aecker, welche 38½ Scheffel Aussaat betrugen, kamen mit den übrigen geistlichen Besitzungen bei der Säcularisation an die Schloßherrschaft. Man rechnete die Flächen nicht nach Morgenzahl, sondern nach der Aussaat und betrug der große Scheffel 2 Morgen. Es wurde auch nicht das ganze Feld bestellt, sondern ein großer Theil zur Brache gelassen.

In den Freiheitskriegen fiel im 9. Husaren=Regiment Jacob Pirnitzka bei Dresden und Jacob Pielka im 1. Schlesischen Husaren=Regiment blieb bei Meaux auf dem Felde der Ehre. Vom Jahre 1870 ab wurde der größte Theil des Dominialgrundbesitzes in Altendorf parzellenweise verkauft. Das noch bestehende Rittergut Altendorf umfaßt nach Hectaren gerechnet 113,88 Acker und Gärten, 1,47 Hutung, 0,92 Wald, 0,17 Unland (im Ganzen 116,44 Hectar).

Vorwerke und Freigüter in Altendorf.

Ehemals bestanden hier außer dem bereits genannten herrschaftlichen Vorwerke mehrere andere, die jedoch allmälig von der Schloßherrschaft angekauft und schließlich dismembrirt wurden. Schon im Urbar von 1532 sind zwei derselben erwähnt. Anna, die Wittwe des Kanzler Wyskota v. Wodnik, hatte 2½ Freihufen und Nicolaus Klema „Koczur“ auf Sudol besaß einen Freihof von 2 Hufen. Durch Verheirathung gelangte derselbe an die Familien Reiswitz und Gaschin. Stanislaus Reiswitz machte 1586 ein Leibgeding seiner Gattin Anna Tochter des zu Pawlau gestorbenen Sebastian von Stoltz auf sein bei dem Jungfrauenkloster gelegenes Freihaus, auf das Vorwerk in Altendorf und halb Sudol mit den Bauern in Studziena auch auf die Mühle in Janowitz. Das Vorwerk Pieklo (Ort hinter dem Ofen) diminutiv auch Piekelko genannt, verkauften mit dem Freihause in Ratibor nebst einhalb Sudol 19. März 1682 die Geschwister Grafen Gaschin an Gotfried Bernard Schalscha von Ehrenfeld auf Silberkopf. Es gelangte später in den Besitz des Johann Rudolf Kolbe, der es steuerfrei genoß und 1726 dem Carl Friedrich von Rogoiski und dieser 1747 für 1000 Gulden dem Felix Graf Sobeck verkaufte.

Ein anderes v. Schalschasches robotfreies Vorwerk erbte Carl Josef von Wiplar von seiner Schwester und verkaufte es 25. Juni 1738 für 2212 Gulden dem Carl Graf Sobeck.

Das Stadnitzer Vorwerk: Feliciana von Tiessowitz geb. Stadnitz, verkaufte 1630 ein Vorwerk in Altendorf und ein Haus in der Stadt dem Landrichter Johann von Kozlowski. Später erwarb es Johanna von Prazma geb. von Gusnar. Johann Moritz Maximilian Graf Praschma veräußerte das von der Mutter geerbte Gut mit Gebäude, Garten und einem Häusler zu Proschowitz, Sohrau 6. Mai 1658 für 700 Thaler der Isolde Gräfin Praschma geb. Gräfin Oppersdorff auf Rybnik und Schwirklan. Nach dem Tode des Johann Bernard Graf Praschma kaufte es 28. Juni 1688 Andreas Franz Jacobeci 1) von den Commissarien für 1000 Thaler, da keiner aus dem Adel mehr geben wollte, während des in Ratibor gehaltenen Landrechts 20. November bestätigt und in der Oppler Kanzlei eingetragen 22. Juli 1689. 1690 erwarb es Johann Carl von Cebulka; 1693 für 1259 Thaler Johann Georg Ossinski von Zitna. Er erhielt Wien 11. December 1693 von Kaiser Leopold einen Majestätsbrief mit dem Gute frei schalten zu dürfen und 1708 (bestätigt 17. Januar 1714) kaufte es Anna Therese geb. von Salisch, Gattin des Friedrich Wenzel von Tiessowitz für 1660 Thaler. Nach den Befundtabellen war dies Vorwerk ohne Schatzung und öffentliche Abgaben. Bei demselben war ein Obstgarten von 2 und ein Säegarten von 4 Scheffeln. Obgleich der Besitzer Carl Heinrich von Larisch das Brauurbar hatte, wurde doch weder Bier noch Branntwein ausgeschänkt. Er hielt 100 Schafe, 6 Kühe, ein Schwein und betrug die Feldaussaat je 2¼ Malter. Ein zum Vorwerk gehöriger Dreschgärtner und ein Häusler hielten 2 Kühe und säeten je ½ Scheffel aus. Der Besitzer des Vorwerks hatte freie Einfuhr in den Schloß=Ratiborer Forsten. Am 25. November 1726 überließ es Carl Heinrich von Larisch dem Schloßbesitzer Carl Heinrich Graf Sobeck für 1840 Thaler resp. 2300 Gulden. Die Bestätigung erfolgte erst 9. October 1747, nachdem die Steuerreste vollständig entrichtet waren.

Das Kechendorf'sche Vorwerk. Paul Kiczka von Plußnitz verkaufte 1611 für 1400 Thaler den Freihof zwischen Hansel Kowarz und dem Hofe des Bürger Valentin Dieser Jacobeci war 1682 in Zyrawa. Fukaz dem Balzar Kechendorf von Jendrzejkowitz. Letzterer lieh 24. Februar 1632 vom Dominikaner=Convent 125 Thlr. und zahlte 7½ Thaler Interessen. Balthasar war noch 1636 Besitzer. Aber auch Paul Kiczka wird bis 1631 auf einem Freihofe zu Altendorf erwähnt. October 1630 kaufte er auf Kreuz=Propsteigrund in Altendorf von Bartholomäus Ludwig Reiswitz von Kandrzin auf Schammerwitz eine Freihufe Acker für 200 Thaler, wofür er dem Stift 2 Thaler jährlich Grundzins zu zahlen hatte. 1659 besaß es Dorothea von Holy geb. von Schipp. 1828 ist Obst als Pächter des Kechendorfschen Vorwerks im Kirchenbuch genannt.

Das Kornitzer Vorwerk, von welchem der Kirche in Altendorf jährlich ein Pfund Wachs und dem dortigen Hospital ein halbes Kalb zu entrichten war, gehörte 1725 dem Gotlieb Freiherrn von Trach; er konnte auf 5 Felder jährlich 4 Malter 2 Scheffel aussäen; die zwei Freien Mathes Murdin in Branek ein Scheffel, Blazek Polok in Neugarten 3 Scheffel; beide schänkten jährlich je ½ Eimer Branntwein aus und hielten je 2 Stück Kühe. Die Gattin Helene Freiin von Trach geb. Gräfin Sobeck verkaufte es 17ten October 1745 ihrem Bruder dem Schloßbesitzer Felix für 2700 Gulden.

Das Twardawasche Vorwerk. Der Amtsassessor Franz von Twardawa starb 11. Juli 1711. Leopold von Twardawa verehelichte sich 22. September 1733 mit Anna Barbara Lyk.

Das von Holy'sche Höfel war 1740 im Besitz des Carl von Holy.

Franz Josef von Hoschek, Justizrath des Ratiborer Kreises, besaß gleichfalls ein freies Vorwerk. Nach dem Tode der ersten Gattin von Eiselberg, mit der er vier Kinder erzeugt, Carl, Ferdinand, Josefa, Franziska, verkaufte er das Gut 29. Mai 1757 der Schloßherrschaft, weil er inzwischen Jacubowitz erworben.

Die Besitzer sämmtlicher Vorwerke lebten vor Mitte des 18. Jahrhunderts meist in dürftigen Verhältnissen und konnten auf den kleinen Gütern nicht fortkommen. Es war daher ein schöner Zug des Herzens, daß Maximiliana von Fragstein, welche im Jungfrauenkloster als Pensionärin lebte, im Testamente am 6. Februar 1751 außer mehreren Meßfundationen auch die „arme Adelschaft zu Altendorf“ bedacht, und Eva von Fragstein, Franziska von Burzinska, Maria von Rogoiska, Fräulein Dorothea und Mariane von Twardawa mit Legaten erfreute.

Das Dorf hatte 1784 bei 299 Einwohnern 33 Bauern, 16 Gärtner, 15 Häusler, 1819: 30 Bauern, 15 Gärtner, 70 Häusler, 706 Seelen; 1844: in 196 Häusern 1767 Einwohner, darunter 40 evangelische, 28 jüdische; 1855 schon 2175 Einwohner, darunter 32 evangelische, 45 jüdische, 1861 in Summa 2622; 1883 in 275 Häusern 3260 Einwohner, welche 121 Pferde, 343 Stück Rindvieh 167 Stück Schwarzvieh, 52 Ziegen, 34 Bienenstöcke halten.

Brunek

auch Brunken, Bronken, Branek ehemals genannt, ist die bis an die Psinnabrücke reichende Vorstadt; das Wort ist abzuleiten von branka das Pförtchen, nämlich das kleine Thor vor dem nordwestlichen Eingange in die Stadt. So ist nördlich von Grätz das Gebirgsdorf Branka ein Andenken an die Heerstraße, welche dort das kleine Thor bewehrte, um an die Oppa zu gelangen. Im böhmischen Gebirge giebt es mehrere Grenzorte gleicher Abstammung.

Ursprünglich hieß der Ort, durch welchen die nach Cosel führende Landstraße ging, die breite Gasse. Am 24. Juni 1331 bekundeten die Rathmänner und Schöffen zu Ratibor, daß der reiche Theodor Schuster einen Garten in der breiten Straße dem Jungfrauenstifte als Mitgabe seiner Tochter Christine geschenkt. In dem Testamente der Prinzessin Eufemia 8. December 1358 wird ein Zins von ein Schock Groschen aus den Häusern auf der breiten Gasse und am Walle genannt, welcher später dem Kloster zufiel.

Der Ort bestand aus 3 Antheilen, von denen einer der Stadt, der andere (Jungfernhof) dem Jungfrauenkloster und der dritte zur Schloßherrschaft gehörte. Auf den ersten Antheil scheint sich der Erbzins von 7 Thalern 2 Groschen 4 Heller zu beziehen, den die städtische Kämmerei 1587 aus Altendorf bezog. Der Klosterhof lag in der Indiction mit 1992 Thalern. Drei Gärten, einschließlich des Kechendorfschen, waren auf 8 Scheffel Aussaat berechnet, die zum Vorwerk gehörigen Dreschgärtner hatten zusammen 14 Gärten mit 8½ Scheffel. Außer dem Vorwerk standen auf dem Klostergrunde 14 Häuschen, Scheunen, Wohnungen der Beamten. 10 Häusler hatten das Recht, Branntwein zu brennen und auszuschänken, die Consumption betrug 48 Eimer. Die Häusler hatten 7 Kühe. Im Kretscham wurden 156 Achtel Bier ausgeschänkt. Die Schäferei war in Ottitz und standen dort 300 Stück Schafe, 20 Kühe, 5 Schweine. Zur Ackerbestellung wurden auf dem Vorwerk auch Pferde gehalten. Die Aussaat betrug im Herbst und Frühling je 12⅔ Malter. Eine Mühle mit einem Rade vom Rudniker Wasser gespeist, stand an der Grenze zwischen Rudnik und Niedane und zinste 10 Thaler. Zwei Mühlen lieferten an Metzgetreide 72 Scheffel und baar 22 Thaler. Der Niedaner Müller und 14 Häusler hielten 20 Kühe, ein Schwein; er und zwei Häusler säeten je 1½ Scheffel aus. Später durfte das Kloster dort nur zum Hausgebrauch, für die Beamten und das Gesinde brauen. Am 10. December 1746 erhielten sie ein Verbot, Bier vereinzelt auszuschänken. Noch heut besteht daselbst eine Brauerei, welche Füllbier nach der Säcularisation und Einführung der Gewerbefreiheit erwarb und seit 1866 Gustav Kaul besitzt.

Im dritten Antheile hatte die Herrschaft keine steuerbaren Realitäten. Die Indiction der Unterthanen betrug 15 Thlr. Sie hielten im Jahre 1725 15 Kühe, 3 Schweine. Der Kretschmer Johann Störtz hielt nur eine Kuh. Scholz war Mathes Gornik.

Außer dem Vorwerke des Klosters befanden sich in Brunken noch einige:

Das Brauchwitz'sche Vorwerk, ein Rittersitz seit 1526, ehemals Krumpitzhof genannt, vom Klosteramtmann Nicolaus Brauchwitz 1573 erworben. Die Indiction des Brauchwitz'schen Hofes betrug 200 Thaler.

Die Erben Susanna Jurgowitz geb. Czamor und ihr Sohn Peter Ferdinand verkauften 26. Juli 1661 eine halbe Hufe Acker in drei Feldern und eine Naplatkehufe für 140 Thaler dem Rathsherrn Paul Foltek 1). Von ihm erwarb das Gut Christian Marcian Burzinski v. Burzin. Es waren daselbst auch 3 Gärten, auf 7 Scheffel Aussaat berechnet und wurden 6 Kühe und ein Schwein gehalten; die zum Vorwerk gehörigen drei Häusler hielten 3 geringe Kühe. Das Areal betrug nach der Winter- und Sommeraussaat je 2 Malter 9 Scheffel. Wegen Armuth vermiethete der Besitzer das Feld und bezog nur die dritte Garbe. Er starb im Alter von 64 Jahren am 29. April 1724. Die Wittwe Maria Veronica von Burzinski verkaufte das Vorwerk 16. November 1726 für 1000 Thaler an Carl Heinrich Graf Sobeck auf Schloß Ratibor.

Das Rittergut Klaiowitz, dessen Gasthof den Namen Krebs (rak) führte. Donat Claj war mit einer Judith vermählt und besaß in der großen Vorstadt ein freies rittermäßiges Vorwerk mit Acker, Haus, Hofgebäuden und Kretscham. Kaiser Matthias hatte 1611 und später Königin Ludovica Privilegien ertheilt. Im Jahre 1724 hatte es Wittwe Agnes Candida Claj. Außer zwei Gärten von 2¼ Scheffel Aussaat betrug das Feld zur Winter- und Sommeraussaat je 20½ Scheffel und wurden 4 Kühe ein Schwein gehalten. Ausgeschänkt wurden jährlich ein Achtel Bier zwei Eimer Branntwein. Franz Zmeskal von Domanowitz, verehelicht mit Josefa von Kloch, verkaufte 25. September 1761 dem Neffen Johann Anton Tluk von Toschonowitz und dessen Gattin Maria Josefa geb. Brix von Montzel für 2600 Thaler das Clajsche Vorwerk. Am 19. Mai 1767 erwarb Landbücher 454. es Gotlieb Gusnar von Komorno für 5700 Gulden und 10 Ducaten Schlüsselgeld. Er starb 20. September 1787. Dessen Erben veräußerten es für 11,500 Floren dem Carl Jaroschek aus Beuthen. Bei der Uebergabe wurden die alten Privilegien und Käufe, auch die evincirte Urbar- und Schankgerechtigkeit beweisenden oberamtlichen Sentenzen dem Käufer überreicht.

Nach dem Tode des Jaroschek erstand das Vorwerk in der Subhastation 10. Juli 1811 für 6100 Thaler Realmünze und 1000 Thaler Pfandbriefe Franz Kranzfeldner und starb 11. April 1829. In der bald darauf folgenden Subhastation erwarb das Gut Jacob Hausmann aus Brunek für 5970 Thaler und veräußerte es für 7750 Thaler am 9. Mai 1833 an Johann Gotlieb Ender. Letzterer überließ es 21. Januar 1846 für 7600 Thaler dem Sohne Eduard, worauf es dismembrirt wurde.

Die katholischen Bewohner Brunkens wurden 1860 zur Stadt eingepfarrt.

Das Franciskanerkloster.

Kaiser Leopold hatte 17. April 1686 den Franciskanern der böhmischen Provinz gestattet, sich in Ratibor niederzulassen. Sie erkauften am 24. August d. J. zur Erbauung des Klosters und der Kirche einen Garten in der Großen Vorstadt für 1000 Thaler und hatte der Ordensprovinzial Bernard Sannig zum Ankauf des Platzes 971 Gulden geschenkt. Der Grundstein zum Kloster wurde 1. Mai 1689 durch den Abt Josef Franz Herink aus Rauden gelegt und das Gebäude 1692 vollendet. Inzwischen war eine hölzerne Kapelle errichtet worden. Zur Kirche legte den Grundstein am 6. October 1697 Abt Bernhard Lorenz Czernek und Weihbischof Johann Jacob Brunetti consecrirte das Hochaltar 24. Juli 1699. Im Jahre 1788 legte das Kloster ein Brauhaus an.

Nach Aufhebung der geistlichen Stifte wohnte die Säcularisationscommission im Kloster. Das Gebäude diente 1813 als Lazareth, dann als Magazin, von 1819—1823 als Gymnasium; später wieder als Lazareth, endlich wurde das Zeughaus eingerichtet und die herrliche 1707 consecrirte Kirche abgetragen. Den Klostergarten von 3 Morgen 160 Quadrat-Ruthen erkaufte die Commune Ratibor 23. November 1844 für 1125 Thaler vom Fiscus und verlegte dahin den Viehmarkt.

Die Psinnamühle

Am 14. Februar 1317 schenkte Herzog Lestko eine Mühle mit 3 Gängen bei der St. Nicolaikirche dem Kreuzherrnstifte in Ratibor und befreite sie von allen Abgaben; nur sollten sie dem Altendorfer Pfarrer 3 Mark jährlich weiter entrichten. Später tauschte die Schlossherrschaft diese Mühle gegen Naturalabgaben ein.

Nach dem Urbar von 1532 und 1567 hatte die Psinnamühle 5 Gänge, das 6. war ein Stampfrad. Der Müller hatte den dritten Theil der Nutzung und gewann die Herrschaft jährlich 13 Malter Getreide. Außerdem mußte er 10 Stück Schwarzvieh in Mast nehmen und 4 Kapauner als Zins entrichten. Die Müllerin Sofie verkaufte 1573 dem Nicolaus Brauchicz, Amtmann des Nonnenklosters, das Vorwerk Krumpitzhof hinter der Psinnamühle, worauf ein Freibrief von Herzog Hans von Oppeln 1526 gegeben war.

Das Jungfrauenkloster hatte 1581 im Jungfrauenhofe vor der Stadt zu seinem und der Vorwerke Bedarf mit kaiserlicher Erlaubniß ein Mühlchen errichtet, das die Psinnamühle an Wasserzufuhr zu beeinträchtigen schien. Es wurde daher schon 1606 ein Vertrag geschlossen, das Mühlchen abzubrechen und dafür das 6. Rad der neuerbauten Psinnamühle zu benutzen, was aber erst 1639 zur Ausführung kam. Im Urbar von 1607 ist die Psinnamühle auf 2977 Thaler taxirt. Am 24. Juli 1688 verpfändete sie Franz Eusebius Graf Oppersdorff für 500 Thaler. Später ward sie verkauft. Da aber die Besitzer die Kaufgelder und Zinsen schuldig blieben, wurde die Mühle sequestriert und dann subhastirt. Am 24. April 1704 erwarb sie Mathes Schlesiger nebst dem dritten Theil der Nutzungen, dem Gärtchen, dem bei der Oder liegenden halben Stück Acker „Pasieka“ von 1½ Scheffel Aussaat und einer Wiese unter dem Eichwäldchen Botzinietz für 1200 Thaler in Ratenzahlungen. Die Mühlsteine konnte er aus dem Steinbruch in Radoschau holen, von wo das Dominium über 15 Stück jährlich zu disponiren hatte. Nach den Befundtabellen von 1725 gehörte das sechste Rad noch den geistlichen Jungfrauen, und wurde mit demselben das Mehl für das Kloster, die Stiftsbeamten, das Vorwerksgesinde, ferner Malz und Gemenge zur Mast gemahlen.

Der Psinnamüller Thomas Lauster schloß sich am 2. Januar 1790 der städtischen Bäckerinnung an.

Die auf 6 Gängen betriebene in der Vorstadt Nr. 23 gelegene Mühle erkaufte Neujahr 1843 Josef Doms von dem Vorbesitzer Josef Przyszkowski, Vater unseres bestrenommirten Wein-Großhändlers Felix Przyszkowski in Ratibor, dessen Ungar-Weine aus ganz Deutschland begehrt werden. Doms construirte die Mühle im nächsten Jahre nach amerikanischen Principien auf Bereitung von Dauermehl und setzte sie November in Betrieb.

Die Pfarrkirche zum heiligen Nicolaus.

In den Aufzeichnungen der Franciskaner zu Ratibor aus der Zeit des siebenjährigen Krieges ist bei Erwähnung des österreichischen Lagers auf den Hügeln bei Altendorf mitgetheilt, daß die Kirche wie auf einer alten Mauer zu sehen gewesen, im Jahre 1060 erbaut worden und nach alter Ueberlieferung ehemals eine jüdische Synagoge gewesen sei. Auch die Pfarracten bestätigen, daß diese Jahreszahl bei Renovation der Kirche auf einer Wand im Presbyterium gefunden worden.

Seelsorger an derselben waren: Nicolaus, Pfarrer von Altendorf, ist 1299 Zeuge, als Herzog Przemyslav der Stadt Ratibor das Magdeburger Recht verlieh 1). Tzschoppe und Stenzel Urkundensamml. S.440.

Am 8. April 1315 tritt ein Pfarrer Nicolaus, zugleich Stiftsherr auf dem Schlosse und vielleicht der Vorgenannte als Zeuge in dem Vergleich zwischen den Dominikanern und dem Stadtpfarrer auf 1).

Am 8. April 1339 spricht Gerlach, Pfarrer der St. Nicolaikirche, als vom Bischof delegirter Richter dem Kloster Rauden den bestrittenen Zehnt von einer Ueberschaar des Schulzen in Dobroslawitz zu 2). Im Jahre 1343 ist er Canonicus des Collegiatstiftes auf der Burg 3).

Sein Nachfolger in Altendorf Peter Gotfridi von Ratibor wird von 1343—1358 dreimal in Urkunden erwähnt. Am 8. Juni 1443 transsumirt er als kaiserlicher Notar auf Befehl der Priorin Eufemia die herzogliche Bestätigung eines Kaufes vom Jahre 1340, ist 8. December 1358 Zeuge des Testamentes der Eufemia als Pfarrer von St. Nicolai vor dem Stadtthore und nahm den letzten Willen als öffentlicher Notar auf 4).

In einer Prozeßsache des Raudner Stifts gegen die Ratiborer Fleischerzunft beauftragte der Official Nicolaus von Frieberg am 4. April 1386 den hiesigen (leider nicht mit Namen bezeichneten) Pfarrer mit der Ausführung des Urtheilspruches 5). Nach dem Album der literatischen Bruderschaft an achter Stelle fungirte um jene Zeit ein Pfarrer Johannes.

Die 1432 von einem Ratiborer Bürger in Folge wunderbarer Lebensrettung zunächst von Holz erbaute Matka Boża Kirche wurde der Pfarrei Altendorf unterstellt.

Johann Cives 1439 Canonicus in Brieg, wurde 1444 Pfarrer in Altendorf und Canonicus in Ratibor. Er starb im Januar 1476.

Pfarrer Peter mit noch einigen Geistlichen war 1491 Zeuge der notariellen Schenkung mehrerer Bücher seitens des Pfarrers Mathias Senis aus Rybnik 6). Er war Cod. dipl. Sil. II. 126. ibidem S. 31. ibidem p. 149. ibidem 149—160. ibidem 40. Stifts=Matrikel. 1493 Canonicus und 1507 Sammler der bischöflichen Fertonen. Circa 1500 fundirte Peter Chranowic, Pfarrer der Sanct Nicolaikirche, 100 Gulden, die jährlich 7 Floren Ratiborer Münze Interessen brachten.

Georg Kacinos, 1537 Pfarrer in Stibrowitz, dann in Hultschin, 1551 in Altendorf, war Scholastikus von 1556 bis 1562 und hielt die polnischen Predigten in der Collegiatkirche. Seit 1558 wurde die polnische Kanzel mit der Custodie verbunden.

Andreas Riegel, Cantor des Collegiatstifts, Pfarrer von 1569 bis 25. Juni 1594. Das Kapitel erbte seine Bibliothek.

Valentin Caulonius aus Petricowitz übernahm die Pfarrei in Gleiwitz, wurde daselbst 15. October 1599 vom Decan und Commissar in Oppeln Georg Stefetius eingeführt und legte das Taufbuch an. Er war Dr. der freien Künste, wurde 13. August 1604 vom Collegiatstift dem Bischof als Prälat=Custos zur Investitur präsentirt, am 27. September 1604 investirt, übernahm vor 1615 eine Gesandtschaft an den polnischen Hof, wurde von Georg Freiherrn v. Oppersdorff auf Oberglogau im Februar als Abt von Rauden dem Bischof empfohlen, erhielt am 10. August 1616 Dispensation a pluralitate beneficiorum, denn er war auch Canonicus in Oberglogau, wo er von den Protestanten für einen Jesuiten angesehen wurde und seit 1613 Pfarrer in Altendorf. Behufs Bewerbung um die Pfarrei hatte ihm das Kapitel ein Zeugniß des Wohlverhaltens gegeben. Er hatte zu Anfang seines Pfarramtes die baufällige Feldkirche hergestellt, denn Bischof Carl gab 10. August 1617 die Erlaubniß, in der restaurirten, aber noch nicht consecrirten Kirche auf einem Portatile zu celebriren. Caulonius starb im August 1624.

Von den Vicaren, die unter ihm fungirten, können wir nur einen namhaft machen, nämlich Georg Patricius, der am 10. Juli 1609 in der Collegiatstiftskirche ein Brautpaar aus Benkowitz copulirte. Die Jungfrau diente nämlich im Dominikanernonnenkloster, welches sein Dienstpersonal zumeist aus diesem Stiftsorte wählte.

Georg Matthäides 1624 Erzpriester in Loslau, Canonicus in Ratibor seit 1628, Custos 1633, 1647 Pfarrer in Altendorf, im nächsten Jahre Canonicus in Oppeln, starb 25. November 1649.

Georg Tobiades, Vicar in Altendorf, copulirte in der Stadtkirche, 13. Februar 1640 und 16. Februar 1643, wurde März 1645 Vicar an der Collegiatstiftskirche, 17ten Januar 1640 Pate bei einer Tochter des Georg Olitori, am 30. Januar 1650 Pate bei einem Sohne des Jacob Apothekar, ebenso 11. Juni 1652 schon als Pfarrer von Benkowitz, 12. August 1657 bei der Taufe des Georg Laurentius Olitori, der 14. März 1682 ordinirt wurde und als Vicar in Ratibor 20. October 1698 starb.

Johann Crocinus legte 1651 als Pfarrer das Taufbuch an, war 25. Januar 1653 mit dem Curat Tobias Richter, dem späteren Canonicus Daniel Rotter Pate bei einer Tochter des Johann Rotter in der Stadt, Canonicus von 1654—1666. Das Geistliche Amt übertrug ihm 1666 die Grabkapelle am Schlosse.

Lucas Alois Slonina, geboren Ratibor 1633, ordinirt 24. März 1655, als Pfarrer 29. Juni 1666 instituirt war ein seeleneifriger, gegen Arme wohlthätiger Hirt und starb 1682. Aus seiner Zeit haben wir in den Archidiaconatsacten einige Notizen. Die Kirche war 33 Ellen lang, 17 Ellen breit. (Nach einer Beschreibung aus dem Anfange dieses Jahrhunderts ist die Länge auf 89', die Breite im Presbyterium auf 16' und im Schiff auf 36½' preußisches Maaß angegeben.) Sie war consecrirt, hatte herrliche Bilder und 9 Fenster, war nach Osten gewölbt, der andere Theil getäfelt und gemalt, hatte drei consecrirte Altäre mit Sculpturen, einen Tabernakel, metallnen Taufstein mit steinernem Deckel; die Kanzel war mit Schnitzfiguren staffirt; der hölzerne Thurm trug drei Glocken; der Kirchhof war umzäunt. Kirchweih wurde am dritten Sonntage nach Ostern gefeiert und die Hostien wurden aus dem Dominikanerkloster bezogen. Der Pfarrer erhielt von den fünf Dörfern je 8 Malter Roggen und Hafer. Unter ihm erhielt die Kirche eine bedeutende Fundation an liegenden Grundstücken. Gregor Zdeyszy, geboren 1623 in Ratibor, ordinirt 22. December 1657, vier Jahr später Pfarrer in Markowitz, hatte drei Grundstücke von je drei Scheffel Aussaat erkauft, nämlich ein Feld bei der Matka Boża Kirche, ein Feld hinter der Stadtziegelei, rechts von der Troppauerstraße und Wiesen in Neugarten, die bereits als Acker benutzt wurden. Dieses alles vermachte er der hiesigen Pfarrei und starb 1680.

Johann Vincenz Bromboscz, geboren 1647 in Ratibor, studirte Philosophie und Moraltheologie in Breslau, ordinirt Neisse nach Aschermittwoch 1671, erhielt vom Commissar Constantin Ivanitzki in Oppeln die Jurisdiction, war zunächst in Altendorf ein halb Jahr Sacellan, dann wurde er als Pfarrer von Groß=Gorzütz 23. Juli 1672 investirt und vom Erzpriester Andreas Flaccius aus Loslau installirt, kam 25 Jahre später nach Woinowitz, wo er 1714 starb.

Simon Franz Ottik, geboren 13. October 1658, Sohn des Ratiborer Organisten Andreas Ottik, studirte in Breslau und Krakau, erhielt 20. December 1681 zu Neisse die niederen Weihen, das Subdiaconat 23. Mai 1682 und die Priesterweihe am 19. December desselben Jahres, wurde bald darauf Pfarrer hier, legte 1686 die noch erhaltenen Copulations= und Todtenbücher an. Im Jahre 1688 waren Kanzel und drei Altäre (das Hochaltar zum hl. Nicolaus, die Seitenaltäre zur schmerzhaften Mutter Gottes und heiligen Anna (später immaculatae conceptionis) erneuert worden, das St. Sebastianaltar und das zur hl. Familie alt. Auf dem Kirchhofe standen große Linden, jedes Dorf hatte seinen eigenen Todtengräber. Eingepfarrt waren Proschowitz, Niedane, Brunken, Vorstadt Neugarten, Studzienna. Das Pfarrhaus stand auf dem Kirchhofe, war von Holz und hatte zwei Stuben. Die Pfarrmutter führte die Hauswirthschaft; bei der Pfarrei befand sich ein Obstgarten und in demselben der Brunnen. Damals war es schon uralter Gebrauch, das Osterlamm in der Reihenfolge zu weihen: In der Vorstadt ging der Pfarrer in jedes Haus, in Studzienna hielt er die Benediction in einem bestimmten Hause, für die übrigen Dörfer aber nahm er sie auf dem Kirchhofe vor.

Der 1705 gestorbene Vicedechant Peter Paul Lorin vermachte der Pfarrei einen für 70 Thaler erkauften Garten, wofür jährlich 10 Sacra zu halten waren. Ottik wird apostolischer Protonotar und Abt von Ananien genannt, war 1687 Prälat=Cantor geworden, vom Kapitel 6. März 1690 zum Custos erwählt, aber nicht investirt. Der Prälat starb 31. October 1715.

Da die Matriken in jene Zeit hinaufreichen, so können wir von da ab auch die Kapläne vollständig verzeichnen, die nöthig waren, weil Pawlau und die Feldkirche zur Parochie gehörten. Der Kaplan hatte noch im vorigen Jahrhunderte ein zwischen dem Kirchhofe und der Schule liegendes Häuschen von Holz als Wohnung.

Andreas Josef August Krassek, ein Bäckersohn aus Ratibor, geboren 1655, erhielt 15. Juni 1680 die minores, auf den Tischtitel der Hedwig Freiin von Kotulinska 21. September das Subdiaconat, 31. Mai 1681 das Diaconat und im selben Jahre am 20. December die Priesterweihe, vom Commissar Mathias Scharkow aus Oppeln die Jurisdiction, wurde sofort als Vicar hier angestellt und blieb daselbst bis zu seinem am 22. Mai 1701 erfolgten Tode.

Caspar Thaddäus Gawlik, geboren Thurse 1672, erhielt 28. Februar 1698 die minores, 17. März 1700 die Priesterweihe, war Kaplan in Altendorf von 1701 bis 1703, kam hierauf als Pfarrer nach Pogrzebin, wo er 1730 Actuar Circuli wurde und 30. April 1736 starb.

Adam Josef Czernek aus Rauden, erhielt in Neisse 31. Mai 1692 die Tonsur und niederen Weihen, 28. Februar 1694 auf den Tischtitel des Mathias von Wyplar das Subdiaconat, 10. April das Diaconat und 18. September die Priesterweihe, wurde hier Pfarrer, lieh 23. April 1708 dem Bürger Martin Czernek 50 Thaler und starb 1711.

Joachim Leopold Iwanowski. Der Erzpriester erhielt 11. November 1710 den Auftrag, falls er dafür halte, daß der Kaplan Iwanowski in Altendorf zum Beichthören hinreichend befähigt sei, ihm die beigeschlossene Jurisdictionsurkunde zu überreichen. Am 18. Januar 1712 ist er mit dem hiesigen Rector Mathias als Trauungszeuge in der Collegiatkirche eingetragen. Von 1717 ab Pfarrer in Brzezinka, kam er 1722 nach Ridultau und vom 6. December 1724 ab nach Pschow; am 8. Mai und 25. Juli 1730 hielt er Copulationen in der Stadt und blieb in Pschow bis August 1734.

Laurentius Franz Klentzka, geboren 1679 in Ratibor, Sohn des 12. Juni 1718 gestorbenen bürgerlichen Schuhmacher Jacob Klentzka, studirte in Breslau, erhielt 24ten September 1701 die minores, 6. Juni 1705 das Presbyterat, war zwei Jahre in Cosel, dann ein Jahr in Komornik, drei Jahre Hofkaplan bei Franz Graf Oppersdorff, von demselben 25. Juni 1711 als Pfarrer in Altendorf präsentirt und 13. August investirt. Zur Parochie gehörten 1150, zur Filiale Pawlau 174 Communikanten. Als Erzpriester Petrus Grzenek in Loslau 1714 starb, bewarb er sich um das in Ratibor erledigte Canonicat, erhielt aber von den Capitularen wegen seiner Unverträglichkeit nicht die erforderliche Anzahl der Wahlstimmen. Das noch vorhandene Taufbuch beginnt vom October des Jahres 1717. Der Pfarrer führte an Stelle der hölzernen Matka Boża Kirche ein neues massives Gotteshaus auf. Am 19. Juli 1723 wurde das alte Gebäude abgetragen, um in Pawlau aufgestellt zu werden und der Grundstein zur neuen Kirche gelegt. Klentzka, der viel Verdruß mit dem Schloßbesitzer hatte, verzichtete auf die Grabkapelle, die unter den Sacellan von Ostrog kam. Am 10. Juni 1725 taufte er die 1709 geborene Tochter des Israeliten Anton Lebel aus Zülz mit dem Namen Marie Therese Eleonore; Paten waren Theofil Freiherr von Trach auf Tworkau und Marie Therese Gräfin Gaschin aus Polnisch=Neukirch. Klentzka starb 13. Mai 1748 als emeritirter Pfarrer. Kapläne waren:

Georg Josef Modlich, geboren Janowitz 1687, studirte in Breslau und Olmütz, erhielt die minores 28. Februar 1711, das Subdiaconat auf den Tischtitel des Samuel von Skroński=Karmunkau am 30. Mai, die Ordination am 12. März 1712, wurde Schloßkaplan in Schammerwitz, 1716—1718 Kaplan in Altendorf, dann in Teschen, November 1718 Administrator in Janowitz, Pfarrer in Rzetiz, wo er 1751 starb.

Caspar Johann Skasik, geboren Altendorf 1686, studirte in Olmütz, erhielt 15. Juni 1715 die minores, 6. Juni 1716 das Subdiaconat auf den Tischtitel des Johann Georg Schalscha von Ehrenfeld für Silberkopf, die Priesterweihe 19. December d. J., war ein kleiner, aber gelehrter Priester, schweigsam und sittenernst, hatte als Kaplan von Altendorf 30 Gulden und das ganze Accidenz aus Pawlau, blieb von 1719—1720 hier, war 1724 Pfarrer in Lissek und meist kränklich. Er starb 1748.

Johann Deleg, geboren Dzimirz, erhielt 3. Juni 1719 die minores, das Subdiaconat 23. December auf den Tischtitel für das dem Georg von Schweinichen gehörige Gut Walzen, die Ordination 16. März 1720, wurde sofort als Kaplan hier angestellt; kam nach Gleiwitz, wo er bis 1725 blieb, wurde 1748 Administrator in Lissek, wo er noch 1755 im Schematismus aufgeführt ist.

Valentin Osietzki hier 1722, 1725—1727 in Gleiwitz, 1737 Kaplan in Cosel, 1748 Pfarrer in Pawonkau. Er starb 1756.

Anton Dudaci aus Loslau erhielt 25. Mai 1720 die minores, das Subdiaconat 8. März 1721 auf den Tischtitel des Jacob Anton Graf Dietrichstein auf Loslau, die Ordination 30. Mai d. J., war hier 1723—1724, wurde 1724 Vicar an der Collegiatkirche und starb vor 1748.

Melchior Wojak, geboren in Rzuchow, erhielt 20ten December 1721 die minores, 30. Mai 1722 das Subdiaconat auf Kornowatz, das dem Johann von Larisch gehörte, die Ordination 18. Januar 1724, wurde im Juni Kaplan in Altendorf und September 1725 in Loslau; auch er wird im Schematismus von 1748 nicht mehr aufgeführt.

Johann Musiol, geboren Rybnik, hier von October 1725 bis Mai 1726, zuletzt in Neu=Titschein, fundirte in seiner Vaterstadt für 100 Thaler zwei Messen wöchentlich.

Johann Zagola, ordinirt 6. April 1726, Kaplan von Juli 1726 bis Juni 1727 in Altendorf, 1730 in Gleiwitz, 1734 Vicar in Rybnik, 26. December 1735 bis 24. September 1736 in Ratibor.

Anton Fulneczek, Kaplan von August 1727 bis April 1728, hielt Juni 1728 eine Copulation in der Stadt, Vicar, Vicedecan und Sacristan in Ratibor, wurde 1750 Pfarrer in Altendorf.

Bernard Globisch, geboren 1703 zu Loncznik, erhielt 16. März 1725 die minores, 4. September das Subdiaconat auf den Tischtitel des Georg von Reiswitz auf Moschen, die Ordination 20. September 1727, war hier Kaplan von August 1728—1730, 1748 Erzpriester in Weißwasser, später in Teschen.

Caspar Reichert, geboren in Eckersdorf, erhielt die minores 20. Februar 1723, das Subdiaconat 16. März 1726 auf den Tischtitel des Samuel von Skroński für Karmunkau, das Diaconat 8. März 1727 und das Presbyterat 21. Februar 1728; war hier Caplan von Juli 1730—1731.

Michael Lypka, 12. April 1727 Diacon, ordinirt 13. März 1728, Caplan von Juni 1731 bis Juli 1734, als Pfarrer von Brzezinka 20. August 1739 investirt.

Johann Kaczmarczik hier August 1734 bis September desselben Jahres.

Josef Grünzweig, geboren 1705 zu Ujest, erhielt 7. Januar 1731 die minores, 28. Februar 1733 das Subdiaconat auf das Gut Sierot des Franz Carl von Wrochem, die Ordination 8. September d. J., hier von October 1734 bis Februar 1737, wurde Commendar in Altcosel und ´erließ das Geistliche Amt 28. August 1742 die Aufforderung an den Erzpriester von Mazurek, ihn zu installiren; 1748 war er Pfarrer in Jarischau, wo er 1771 starb.

Thomas Panek aus Boguschowitz erhielt 30. Mai 1722 das Subdiaconat auf den Tischtitel des Theofil von Tluk für Rogoisna, die Ordination 20. Februar 1723, war hier von Mai 1737—1743. Anfang 1744 wurde er Vicar in Ratibor.

Laurentius Adam Gorkosch, geboren Januar 1715 zu Oderberg, Subdiacon 15. Juni 1737, ordinirt am 21. December d. J. mit päpstlicher Dispens, da 13 Monate zum canonischen Alter fehlten, taufte bereits 31. März 1740 in Altendorf, wurde Cooperator in Altendorf, März 1742 Vicar in Ratibor, 26. April d. J. Canonicus, 19. Januar 1749 Decan, begraben 13. October 1753,

Valentin Sklartzik, Cooperator, Kaplan 9. August 1742—1745.

Caspar Niekrawiec, hier von April 1743 bis Juni 1748 Kaplan, inzwischen Administrator von Februar 1745 bis November 1746.

Matthäus Biada, geboren 1713, erhielt das Subdiaconat 30. Mai 1744 auf Petersdorf das dem Carl von Zmeskal gehörte, die Ordination 12. Juni 1745, wurde hier Cooperator von 26. October 1745 bis Juni 1748, dann Kaplan in Sodow, 1750—1754 in Groß=Strehlitz, 1755 Pfarrer in Dolna, fundirte 1765 dem Kloster Himmelwitz 120 Floren.

Josef Franz Colinet aus Lothringen, 27. Februar 1747 Canonicus, Decan 25. März d. J., als Pfarrer von Altendorf installirt, hielt weder Taufen noch Trauungen. Er starb 28. December 1749. Kapläne und Cooperatoren waren innerhalb der kurzen Zeit:

Jacob Urbani, geboren Ratibor, erhielt die minores 18. September 1745, Subdiacon 25. Februar 1747 auf den Tischtitel des Guidobald Graf Dietrichstein für Radlin. Der bischöfliche Commissar wurde 5. December 1747 beauftragt, den Neopresbyter Behufs Erlangung der Jurisdiction zu prüfen. Urbani kam Juli 1748 als Neopresbyter hieher, war Cooperator bis November 1748, ging nach Krappitz, wurde Juni 1750—1753 Vicar an der Collegiatkirche in Ratibor, dann Kaplan in Pschow und starb als Pfarrer von Jedlownik am 25. Mai 1757.

Johann Zuchwaletz aus Woźnik, erhielt 20. December 1721 die minores mit dimissoriale, da er aus der Krakauer Diöcese stammte, das Subdiaconat 30. Mai 1722 auf den Tischtitel für Rzetzig, das dem Franz Schmidt von Eisenberg gehörte, wurde 20. Februar 1723 ordinirt, März 1737 Vicar in Ujest, ließ sich daselbst Excesse zu Schulden kommen. Das Geistliche Amt trug 20. August 1739 dem Commissar von Mazurek auf, ihn bei Wasser und Brot ein Triduum halten zu lassen. Gebessert wurde er Kaplan in Krappitz und kam Juli 1748 hieher, wurde 1750 nach Groß=Stein versetzt, 1752 Fundatist in Patschkau, starb 1757.

Franz Letocha, geboren 1721 in Oberglogau, erhielt 21. December 1743 die minores, hier Februar 1749, taufte als Cooperator in Altendorf am 5. November 1749 in Janowitz, wurde Februar 1750 Vicar in Ratibor, 1754 Kaplan in Bilitz, dann Pfarrer in Komornik.

Anton Fulneczek, geboren Januar 1696, Kaplan in Altendorf 1727—1728, seit Juni 1728 Vicar, wurde Vicedecan und Sacristan in Ratibor, 1750 Pfarrer und im nächsten Jahre Actuar circuli. Am 1. Februar 1750 hielt er hier die erste Taufe. Er starb vom Schlage gerührt als Jubilar am 11. Februar 1776. Kapläne waren:

Johann Nawrath, geboren 1717, Subdiacon 8ten Juni 1743, wozu ihm Johann Bujakowski von Knurow auf Groß=Paniow den Tischtitel verliehen, 1748—1749 Cooperator in Laband, Januar 1750 bis April 1751 hier, 1752 in Wansen, 1753—1755 in Tworkau, kam August 1757 nach Groß=Strehlitz, wurde 1763 Pfarrer in Keltsch und starb 1778.

Laurentius Bomba aus Sakrau, erhielt 17. December 1735 die minores, das Subdiaconat 26. Mai 1736 und hatte ihm Wilhelm von Fragstein auf Belk den Tischtitel verliehen, ordinirt 22. December 1736, 1749 Cooperator in Mechnitz, April 1751 hier bis Februar 1752, dann in Raschau, 1754—1757 in Sodow.

Jacob Wieczorek, geboren Sohrau, erhielt September 1747 die minores und das Subdiaconat, im December das Diaconat, 9. März 1748 das Presbyterat, wurde Kaplan in Groß=Strehlitz, März 1752 bis Juli 1752 in Altendorf, dann Vicar am Collegiatstift, woselbst er als Senior 29ten Mai 1779 starb.

Michael Zigotta, geboren 1707 in Pawlowitz, wurde 22. September 1736 Subdiacon auf den Tischtitel des Albert Graf Tenczin für Lohnau, ordinirt 16. März 1737, war 1748 Kaplan in Groß=Zöllnig, 1750 in Namslau, April 1752 bei Custos Johann von Eicke, Juli 1752 bis Juni 1755 in Altendorf, 1756 Pfarrer in Pstronzna.

Valentin Stöber, geboren 1725, 1753 Cooperator in Kreuzdorf, 1754 in Warschowitz, Juni 1755—1758 hier, war 1765 Pfarrer in Thomaskirch.

Johann Georg Robert von Burzinski, geboren 27. März 1726, Sohn des Johann von Burzinski und der Franciska, ordinirt 1753, Cooperator in Krappitz, 1757 Kaplan in Goschütz, März 1758 bis Juli 1759 hier, wurde Pfarrer in Autischkau, Juli 1764 in Benkowitz, 1776 Actuarius und starb 17. September 1783.

Josef Cuculus, Sohn eines Böttchers in Sohrau trat 27. April 1751 ins Alumnat, 18. September Diacon, war 1757 Cooperator in Friedland, 1757—1758 in Pschow, April 1760 bis Ende October 1761 hier, 1765 Kaplan in Grzendzin, Neujahr 1766 Vicar in Ratibor. Weltpriester Franz Beutz leistete Aushilfe von November 1761 bis November 1763, worauf Carl Moczigemba bis September 1764 und Paul Cwiencek bis Mai 1765 eintraten.

Georg Wiercioch, geboren Peiskretscham Mai 1741, Subdiacon 22. September 1764 und hatte ihm Heinrich von Kalinowski auf Kemczowitz den Tischtitel verliehen, ordinirt am 23. März 1765 mit Dispens von zwei Monaten, kam im Juli nach Altendorf, wo er noch April 1766 erscheint. Die Kaplanei, das heißt das Haus, welches der Hilfsgeistliche selbst bewohnte, wird im Taufbuche 1763 genannt.

Matthäus Kulik, geboren Groß=Stanisch, erhielt 16. Mai 1764 die minores, das Subdiaconat 19. August 1764 auf den Tischtitel des Grafen Carl Gustav Röder für Friedersdorf, ordinirt 22. December desselben Jahres, hier April 1766 bis Januar 1767.

Franz von Paula Pietruszka aus Klein=Strehlitz, erhielt 6. April 1766 die minores, 17. August das Subdiaconat auf den Tischtitel des Franz Ludwig von Donat für Piechotiz, vor Weihnachten d. J. Priester, kam Februar 1767 hieher und blieb bis Ende des Jahres.

Franz Sedlak, geboren Pschow 1726, trat 4. Mai 1754 ins Alumnat, wurde 1756 Cooperator in Sohrau, 1757 in Strehlitz, 1765 Kaplan in Rybnik, hier von Januar 1768 bis August 1770, dann in Leschnitz; 16ten October 1775 als Pfarrer von Brzezinka eingeführt.

Ignatz Leja, geboren Klein=Strehlitz Juli 1740, September 1770 bis März 1772 hier, dann in Benkowitz, Pfarrer von Autischkau, von 1779 ab Vicar in Ratibor, 1791 Altarist, 1802 Sacristan und starb als Vicar Senior 28. November 1807 in Ratibor.

Johann Suchan, geboren Broschütz, erhielt 23. September 1769 die minores, 23. December das Subdiaconat auf den Tischtitel der Anna Barbara Gräfin Gaschin, geb. von Garnier, auf Lenk, ordinirt 22. September 1770, hier April 1772 bis Ende September 1776, war inzwischen 13. Februar 1776 bis Ende April Administrator.

Johann Thomiczek, geboren 1736, ordinirt 1759, 1764 bis 1765 Kaplan in Guttentag, 1767 Kaplan in Hammer, 23. Februar 1776 vom Weihbischof Moritz von Strachwitz empfohlen, 18. März vom Minister v. Hoym nominirt, wurde 1. Mai 1776 Pfarrer in Altendorf, hielt 11. Juni die erste Taufe; 1786 wurde der Glockenthurm im Barokstyl neuerbaut. Carl von Manowski fundirte 500 Gulden auf Fürbitte und Geläut an Donnerstagen und Freitagen. Für die Gruftstelle der Engelberta v. Porębska 12. December 1794 wurden 8 Thaler gezahlt. Das Proventenbuch enthält über Häuser, welche der hiesigen Kirche einen Zins entrichteten, weil sie auf geistlichem Grunde standen, Folgendes: v. Burzinski giebt von dem hinter dem Garten des Psinnamüllers bei dem Bauer Baron gelegenen Hause 2½ Thaler schlesisch; Anna Huptaska von dem hinter dem Pfarrgarten gelegenen Hause, in welchem einst der Kaplan gewohnt, 2 Thaler; Helene Kostka von dem an der größeren Kirchhofspforte zur rechten Hand gelegenen Hause 2 Thaler. Diese Häuschen sind nicht kirchliches Eigenthum, sondern wurden mit bischöflicher Genehmigung verkauft und stehen auf Kirchengrund. Die Erwerbung fand also statt: v. Burzinski kaufte 25. März 1730 und behielt sich Carl Heinrich Graf Sobek die Jurisdiktion vor: Jacob Hupta kaufte 1. Mai 1734 vom Pfarrer Klentzka und verkaufte Simon Huptas 26. August 1787 dies Haus dem Simon Malina; beide Käufe wurden vom bischöflichen Commissar bestätigt. Der Kauf des dritten Hauses am 5. Februar 1766 von Anna Kostka an Johann Foltin wurde vom Erzpriester Petricius bestätigt, der letzte Erwerb durch Franz Kieba 13. Februar 1788 ist blos mit Zuziehung des Pfarrers Thomiczek abgeschlossen worden. Der Pfarrer starb 11. März 1795 und hatte 24. August auf heilige Messen 200 Thaler fundirt. Unter ihm fungirten als Kapläne:

Franz Matussczyk (Matuschek) Kaplan in Tworkau 1774, dann in Altendorf von December 1776 bis Februar 1779; Pfarrer in Wieschowa, November 1805 Administrator in Schmitsch, starb 10. Januar 1816 zu Marklowitz plötzlich am Schlage.

Franz Urbani hier November 1780 bis Mai 1784.

Georg Ronnert, geboren Slawikau, erhielt 17. December 1785 die minores, das Subdiaconat 18. April 1786 auf den Tischtitel der Josefa Gräfin Oppersdorff für Stiebendorf, ordinirt 23. September 1786, dann 1787 hier angestellt bis Juli 1788, kam Juli 1788 nach Grzendzin, später nach Lubowitz, 1793 Kaplan in Kostenthal, 1802 Fundatist in Stanisch, von wo er alterschwach Juni 1806 abging, inzwischen 1805 Administrator in Lubom, Juli d. J. Administrator in Altzülz.

Bartholomäus Kruczek, geboren Ostrog, studirte in Rauden von 1776 ab, erhielt 10. Juni 1786 die niederen Weihen, auf den Tischtitel des Jungfrauenklosters über Gaschowitz am 22. September 1787 das Subdiaconat, nachdem er, erst 22 Jahre alt, am 30. April ins Alumnat getreten war, 16. Februar des nächsten Jahres die Priesterweihe, taufte als Neopresbyter am April und fungirte hier als Kaplan weiter vom 18. August bis Februar 1790, ging dann nach Guttentag, war von Februar bis 8. October 1791 Kaplan in Kostenthal, 1794 in Deutsch-Mülmen, 1800 Pfarrer in Autischkau, von wo er 14. Juni 1813 als Commendar nach Woinowitz versetzt, am 21. Mai 1829 starb.

Carl Dronke, geboren 29. October 1766 in Slawentzitz, Sohn eines Garnbleichers, erhielt 7. März 1789 die niederen Weihen, am 6. Juni das Subdiaconat auf den Tischtitel des Fürst Hohenlohe-Ingelfingen für alle Güter, die Ordination am 19. December d. J. mit Dispense von 10 Monaten 13 Tagen, wurde 1. Februar 1790 als Kaplan hier angestellt und blieb bis 21. September 1796, administrierte inzwischen 1794 die Pfarrei, wurde October 1796 Vicar in Ratibor, vom 19. Juli 1801 bis April 1802 nochmals Administrator in Altendorf, wurde Hofkaplan und Ceremoniar bei dem Weihbischof v. Schimonski, kehrte aber nach Jahresfrist zu seinem Benefiz in Ratibor zurück, war 1806—1811 Sacellan in Ostrog, wurde am 15. October 1811 als Pfarrer von Tost investirt und starb dort als emeritirter Erzpriester, Schulen-Inspector, Jubilar und Senior der Diöcese 22. Mai 1855.

Um die erledigte Pfarrei Altendorf, die als bedeutend galt, obgleich sie keine Widmuth, sondern nur etwas Fundationsacker hat, bewarben sich der dortige Kaplan Carl Dronke, der Erzpriester Seypold aus Polnisch-Krawarn, der Pfarrer Anton Jauernik aus Slawikau, der Fundatist Johann Frentzel in Hammer, der Vicar Johann Zolondek in Ratibor, der Kaplan Johann Wodarz in Cosel vom Commandant Generalmajor von Otto empfohlen, der Kaplan Georg Ronnert zu Kostenthal und Kaplan Bartholomäus Kruczek in Deutsch-Mülmen. Frenzel motivirte seine Bitte mit der bisher üblichen Praxis, daß bei Vacanz einer Pfarrstelle unter dem Patronat der Ratiborer Schloßherrschaft der Lokalkaplan von Hammer stets berücksichtigt worden. Sogar der Pfarrer von Branitz, Johann Hornig, der vor 1782 aus dem Cistercienserorden in Rauden ausgetreten, bat den Minister um Verleihung der hiesigen Pfründe. Aber keiner der genannten Bewerber erhielt das Benefiz, sondern der Minister von Schlesien Georg Carl Heinrich Graf von Hoym meldete 24. April 1795 der Breslauer Kammer, daß er diese beträchtliche Pfarrei, die einen geschickten und sehr gut gesinnten Geistlichen benöthige, dem Weirich verliehen.

Andreas Weirich wurde 1. Mai als Pfarrer eingeführt. (Siehe S. 32.) Da die von Schrotholz erbaute Pfarrwohnung baufällig war, so wurde 1797 ein neues Haus 25 Ellen lang, 15½ Ellen breit, erbaut. Zu den Kosten von 1800 Thalern gab die Kirchenkasse 600 Thaler, der Pfarrer und die Parochianen (letztere außer 716 Fuhren und 850 Handdiensttage) 1219 Thaler; das Domänenamt Ratibor als Patron zahlte dem Oberamtmann Brade für die gelieferten 145 Mille Ziegeln 580 Thaler. Aus dem Material des alten Pfarrhauses wurde der dem Einsturz nahe Schuppen, der bereits hatte gestützt werden müssen, errichtet.

Unter Weirich fungirten als Kapläne:

Johann Barteczko, geboren Klodnitz 1771, trat 28. October 1794 ins Alumnat und 17. Juli 1795 aus demselben, wurde Kaplan in Ostrog, 26. Juni 1796 bis 6. Juli des Jahres hierselbst, dann in Pschow von 1797 bis 1799, wurde Administrator, dann Pfarrer in Mechnitz, wo er 1839 starb.

Ludwig Joachimski, geboren 11. August 1768 in Chudow, erhielt vor Weihnachten 1792 die niederen Weihen, 23. Februar 1793 auf den Tischtitel des Max von Maubeuge=Ornontowitz das Subdiaconat, 25. Mai die Priesterweihe, wurde Senior im Alumnat, Cooperator in Slawikau, 14. October 1796 bis 10. December 1798 Kaplan in Altendorf, dann Kaplan wie auch Administrator in Loslau, 8. März 1801 Pfarrer in Pschow, September 1825 Erzpriester, starb als Jubilar 16. Mai 1848.

Carl Lontzik, geboren Preiswitz 1771, erhielt auf den Tischtitel seines Gutsherrn Franz Ludwig v. Schimonski 15. März 1794 das Subdiaconat und 16. October d. J. die Priesterweihe, war Kaplan in Janowitz von Januar 1795 bis Juli 1796, ging nach Friedland, am 12. December 1798 nach Altendorf, war Januar 1799 bis April 1802 Cooperator in Krziżanowitz, dann Kaplan in Liebenau, Januar 1804 Kaplan in Rasselwitz, starb 3. April 1806 in Dambrau.

Anton Scharf, geboren 1761 Himmelwitz, erhielt 8. März 1788 die niederen Weihen, 17. Mai des Jahres auf den Tischtitel des Georg von Hohberg=Schomberg das Subdiaconat, 20. December die Priesterweihe, war vom 8. Januar 1799 bis 20. März 1801 Kaplan in Altendorf, wurde 1816 Administrator in Polnisch=Krawarn, kam April des Jahres nach Hammer, wurde Pfarrer in Markowitz, Commorant in Ostrog und starb 2. December 1833 in der Vorstadt zu Ratibor am Schlage, der ihn schon mehrmals getroffen.

Christofor Deweth, geboren Pilchowitz 1774, studirte in Rauden 1785—1789, ordinirt 25. September 1799, Kaplan in Kujau vom 24. März 1801 bis 10. Juli 1801, in Altendorf, in Sohrau bis September 1808, Pfarrer in Brzezinka, starb am 16. April 1828 während des Archipresbyterats=Convents am Schlagfluß.

Ludwig Piszczan, geboren 1774 zu Janowitz, ordinirt 1798, Kaplan in Lohnau, Lubowitz, vom 16. Juli 1801 bis 4. December 1807 in Altendorf, dann Vicar in Ratibor, bat 1811 vergeblich um Verleihung der Pfarrei Lubowitz, wurde 1813 Pfarrer in Preiswitz und starb 3. October 1846.

Große Aushilfe in der Seelsorge leistete der Weltpriester Caspar Rudek vom 6. August 1801 bis Ende 1802. Derselbe geboren 1771 in Altendorf, war 24. September 1796 aus dem Alumnat getreten, in Ogrodzieniec Kaplan geworden und in die Heimath zurückgekehrt, hier thätig, bis er April 1802 als Kaplan nach Krziżanowitz decretirt wurde. Im September ging er nach Bendzin und wurde November 1805 Präbendar daselbst.

Anton Wilhelm Jauernik, geboren Gleiwitz 1765, studirte seit 1776 in Rauden, erhielt 23. September 1786 die niederen Weihen, 17. Mai 1788 auf den Tischtitel des von Kalkreuth=Zawade das Subdiaconat, wurde 6. Juni 1789 ordinirt, war ein Jahr Kaplan in Pilchowitz, vom 3. October 1790 bis 13. Juni 1793 Vicar in Ratibor, hierauf Pfarrer von Slawikau, hielt als solcher am 11ten April 1797 eine Taufe in Ratibor, wurde 28. Januar 1802 vom General-Vicariat-Amt Behufs Beförderung zur Pfarrei dem Minister zur Ertheilung des Placet empfohlen, am 13. Februar nominirt und 16. März investirt. Am 1. April trat er sein Amt an. Am 20. October 1806 genehmigte der Fürstbischof 40 Thaler aus der Kasse der Matka Boża Kirche zur Bestreitung der Kosten für die Bewirthung der zur Aushilfe erscheinenden Geistlichen. 1810 erwarb die Pfarrkirche durch Kauf aus der säcularisirten Franciskanerkirche für 10 Thaler das Kreuzaltar, 1814 fundirte Franz von Hoschek 150 Thaler für die Ortsarmen.

So lange Schloß Ratibor königliches Domänen=Amt gewesen, nämlich von 1794—1799, waren die zur Herrschaft gehörigen Parochien königlichen Patronats, als aber dem Fürst Sain von Witgenstein die geistlichen Güter des säcularisirten Collegiats= und Jungfrauenstifts zu Ratibor und des Cisterzienserstifts zu Rauden übergeben wurden und diese Uebergabe durch den Regierungs=Assessor Lange am 1. April 1815 an den General Director Hauptmann Brockmann erfolgte, wurden zu dem Termine sämmtliche Pfarrer. der Stadtkirche, der Propstei Rudnik, Altendorf, Benkowitz, Janowitz, Lubowitz durch Currende geladen und sind von da ab die Kirchen=Rechnungen dem General=Director zur Revision übergeben worden.

1816 war der Pfarrer Actuar Circuli; 1822 erhielt die Kirche durch Wohlthäter ein Pflaster aus Sandsteinen, 1825 wurde der Glockenthurm, der einen blechernen Wetterboden erhielt, reparirt, auch der kleine Dachthurm umgebaut und mit Blech eingedeckt. Der Pfarrer hatte das Recht, aus den Schloß Ratiborer Forsten das Brennholz zu entnehmen; statt Benutzung dieses Holzrechtes erhielt Jauernik vom Dominium 24 Klaftern Brennholz. Der Pfarrer hat den Fehler begangen, die erst zu Anfang des vorigen Jahrhunderts erbaute, ihm nach der Säcularisation angebotene, herrliche Franciskanerkirche nicht anzunehmen, in Folge dessen sie abgebrochen wurde. Im Testamente vermachte er bei der Altendorfer Kirche 400 Thaler auf Messen und Fürbitten, 100 Thaler zur Vermehrung des Kirchenvermögens, 100 Thaler für die Armen; bei der Slawikauer Kirche 100 Thaler auf Messen und ebensoviel als Geschenk, für die Pawlauer Kirche 50 Thaler als Geschenk, 100 Thaler für die Schule in Altendorf, je 50 Thaler für die in Pawlau und Studzienna, den übrigen Nachlaß seinen Verwandten. Er starb 31. December 1834 an einem Schleimfieber.

Kapläne: Christofor Schimala, geboren Gr.=Döbern 15. October 1777, ordinirt 1804, Kaplan in Grzendzin, Kostenthal, hier vom 15. December 1807 bis 21. December 1810, dann in Bodland, 1816 nach Falkowitz, September 1817 nach Wallendorf versetzt, starb vor 1840.

Paul Ciupke, geboren Schönwald 25. Januar 1771, studirte in Rauden, ordinirt 19. September 1795, Kaplan in Lubowitz bis September 1810, dann Lokalist in Lissau, Januar 1811 Kaplan in Altendorf, ging vom Freiherrn von Eichendorf vi alternativa präsentirt August 1813 als Pfarrer nach Autischkau, verlebte seine letzten Jahre als Commorant in Ostrog und starb hochbetagt 10. April 1855.

Eugen Nather, geboren 1786, erhielt in der Taufe den Namen Mathias, wurde Cisterzienser in Himmelwitz, kam als Exconventual 25. Juli 1813 hieher, ging 10. December d. J. als Kaplan nach Oppeln, taufte aber noch hierorts 5. Januar 1814 den Sohn des Schulrector Simon Halfar, Simon Eugen Caspar, welchen dessen aus Pilchowitz stammende Gattin Anna Borutzka am 2. Januar geboren. Nather starb 10. Januar 1815.

Valentin Wiskoni, geboren Sudol 1789, Präparand in Rauden, ordinirt 6. Januar 1813, hier Februar 1814 bis 7. Mai 1819, dann Kaplan in Lohnau, September Administrator in Pawlowitz, wurde 1820 Pfarrer in Rudnik und starb 19. März 1866.

Längere Zeit war kein Kaplan angestellt und leistete der Exconventual Fortunat Matuszek Aushilfe hier und in Lubowitz. Derselbe war 1773 in Altendorf geboren, hatte als Dominikaner in Breslau 16. October 1794 das Subdiaconat und 20. December d. J. die Priesterweihe erhalten, wurde nach der Säcularisation Commorant am Geburtsorte, ging immer noch in die Dominikanerkirche, um die Beicht der letzten geistlichen Jungfrauen entgegenzunehmen. Seine äußerst geringe Dotation als Exconventual betrug monatlich nur 7 Thaler 14 Groschen. Im Sommer 1818 und 1823 war er auch in Lubowitz zeitweiser Stellvertreter und starb 1843.

Dominik Janik, geboren 1797 in Benkowitz, ordinirt 1827, im August d. J. Kaplan in Rybnik, 24. April 1828 hier, wurde zwar Ostern des nächsten Jahres versetzt, kehrte aber 14. August 1830 zurück, von April bis August 1832 Administrator in Tworkau, wurde Pfarrer in Gr.=Grauden, als solcher investirt 10. Juni 1835, resignirte freiwillig und starb 23. August 1857.

Franz Perkatz, geboren Beuthen 5. December 1803, studirte in Ratibor, besuchte die Universität Breslau, ordinirt 1827, Kaplan in Loslau bis 8. März 1829, Mai 1829 Administrator in Woinowitz, December 1829 bis 14. Juli 1830 Cooperator respective Kaplan in Altendorf, wurde als Administrator nach Bielschowitz decretirt, dann Pfarrer in Kamin, 1848 in Staude, starb 10. August 1866.

Amand Dronia, geboren 3. März 1806 in Slawentzitz, ordinirt 1832, am 18. April des Jahres hieher decretirt, hielt 22. Mai die erste Taufe und blieb bis 25. März 1833, 17. Mai 1838 als Pfarrer von Krzanowitz decretirt, wurde 10. Februar 1839 Administrator in Alt=Cosel, 24. Juli investirt, October 1849 Pfarradministrator in Slawentzitz, wirklicher Pfarrer 12. Juni 1851, Erzpriester seit 2. October 1882, Geistlicher Rath.

Franz Wycislo, geboren 18. September 1805 zu Mokrau, ordinirt 1832, hieher decretirt 14. März 1833, blieb bis 16. April 1834, wurde Administrator in Sussetz, Pfarrer in Staude, 22. December 1848 Actuar, 17. August 1855 Pfarrer in Kreuzdorf, starb an Unterleibsschwindsucht September 1857.

Adolf Mentzel, geboren 1. Mai 1808 zu Loslau, ordinirt 1834, 25. April hieher decretirt, führte die Administration von Neujahr 1835 bis 21. März des Jahres. Damals waren 2412 Communikanten in der Parochie Altendorf und 380 in der Filiale Pawlau. Mentzel wurde 28. März 1836 Administrator in Ostrosnitz und 24. October 1840 Pfarrer daselbst.

Carl Poppek, geboren Ratibor 20. März 1806, ordinirt 1830, Kaplan in Ratibor, 19. Februar 1835 als Administrator von Altendorf vocirt, 7. März decretirt, hielt am 22. März die erste Taufe. Die Uebergabe erfolgte am 1. Juni. Im nächsten Jahre wurde die abgefallene Rohrdecke in der Kirche erneuert, auch wurde damals der Kirchhof vergrößert und die Eingänge gemauert; die über den Kirchhof gehende Ausfuhr aus der Pfarrei wurde auf Bitte der Gemeinde abgeschafft und verpflichtete sich letztere, den neuen Weg, sowie den Platz vor der Schule in Ordnung zu erhalten.

Poppek wurde 14. Juni 1839 Actuar Circuli. Zur Zeit der Cholera haben mehrere Einwohner von Altendorf beschlossen, zur Ehre Gottes und zur Beförderung ihres Seelenheiles eine Fundation zu errichten, nach welcher alljährlich im Advent vom 7. bis 15. December Abends ½5 Uhr Litanei mit Aussetzung, außerdem drei Cantata und sechs Messen gelesen werden, zu welchem Zweck sie 600 Thaler gesammelt.

Seit dem Tode des Pfarrers Jauernik waren Verhandlungen wegen Abtrennung Pawlaus von der Mutterkirche gepflogen und Poppek nur unter Verzicht auf die bisherige Filiale angestellt worden. Nachdem man bereits die Angelegenheit so weit gefördert, daß der erste Geistliche nach der neucreirten Pfarrei berufen werden konnte, durfte auch Poppek definitiv angestellt werden. Die Regierung empfahl ihn 28. September 1840 dem Ober=Präsident, der am 27. Januar 1841 das königliche Placet ertheilte. Die Investitururkunde datirt vom 14. März des Jahres. Am 1. Januar 1851 wurde Poppek Kreis=Schulen=Inspector.

In der Nacht zum 21. Mai 1854 wurde die Kirche mittelst Einsteigen durchs Fenster beraubt.

Poppek, der als Abgeordneter November 1856 nach Berlin ging, im December zurückgekehrt erkrankte, starb 7. Februar 1857 früh 7 Uhr an einem Leberleiden. Sein Porträt befindet sich im Pfarrhause. Universalerbe wurde Pfarrer Wittek in Pawlau. Kapläne waren:

Josef Eichler, geboren Ratibor 1807, ordinirt 1835, am 13. April des Jahres nach Altendorf decretirt, fungirte bereits 30. April, 27. December 1836 nach Gr.=Strehlitz, 24. Mai 1838 Kreisvicar in Himmelwitz, 19. März 1840 Kaplan in Schweidnitz, 29. August 1843 Seelsorger an der Strafanstalt zu Brieg, 1846 als solcher am Landarmen= und Correctionshause zu Schweidnitz.

Franz Mohr, geboren 1810 Ratibor, ordinirt 1837, 28. April des Jahres Kaplan in Altendorf, hielt 12. Mai die erste Taufe, 23. November 1839 Lokalist in Hammer, 29. März 1856 Pfarrer in Janowitz, starb 13. September 1866.

Josef Schödon, geboren 1815 in Gleiwitz, ordinirt 1839, am 11. December des Jahres Kaplan in Altendorf, 22. Juni 1841 Miedzna, 24. November 1841 wieder in Altendorf, 7. Februar 1843 Groß=Dubensko, 25. April 1843 in Krziżanowitz, seit 23. Februar 1841 Administrator daselbst, 15. December 1846 als Pfarrer investirt, starb tief betrauert 21. März 1875.

Alois Vogt, geboren Sodow 1818, ordinirt 1843, 3. Mai 1843 in Altendorf, 30. September 1846 nach Groß=Strehlitz, wurde Administrator und 4. April 1855 Pfarrer in Markowitz, starb 29. April 1864.

Carl Gratza, geboren 1820 Tworkau, ordinirt 1845 3. August d. J. Kaplan in Cosel, 30. September 1846 in Altendorf, 1. Februar 1847 Kreisvicar in Cosel, 3ten November 1848 Administrator in Lubowitz, 1853 Administrator in Schurgast, 2. December daselbst Pfarrer, 11ten September 1865 Pfarradministrator in Himmelwitz, investirt 18. September 1869, wurde Mitglied des Reichstages. Eine goldene Kette, welche er seiner Ausdauer wegen von Verehrern aus Amerika erhalten, vermachte er als Weihegeschenk der Gnadenkirche zu Maria=Zell in der Steiermark. Er starb 29. Juni 1876.

Bernard Chmielowski, geboren Lublinitz 1813, ordinirt 1841, Kaplan in Rauden, Fundatist in Gr.=Stein, 31. August 1847 nach Frauwaldau, Kaplan in Altendorf, starb hier 11. April 1848.

Johann Kleinert, geboren Groß=Strehlitz 1820, ordinirt 1848, hier 1849, wurde Schloß= und Lokalkaplan in Koschentin, Administrator in Timmendorf, 1866 Pfarrer in Brzezinka, starb 27. April 1876.

Emil Schabon, geboren 18. October 1826 Nikolai, ordinirt 23. Juni 1851, 2. September Kaplan in Altendorf, 17. August 1852 Cosel, 18. August 1853 Slawikau, 10. December Lokalist in Koschentin, 24. December 1853 Administrator in Proskau, 3. Januar 1854 Curatus in Boronow, starb 28. März 1855 an Lungenschwindsucht.

Leopold Palitza, geboren Ratibor 12. November 1827, ordinirt 1. Juli 1852, Kaplan in Altendorf, 13. Februar 1857 Pfarradministrator durch 61 Tage, hierauf nach Neudorf am 21. September, seit 9. August 1859 Lokalist in Gammau, Commorant in Tichau.

Eduard Kleeman, geboren Ratibor 1825, ordinirt 1852, Kaplan in Tillowitz, 18. August 1853 in Benkowitz, 2. September 1856 Kreisvicar in Czarnowanz, 15. April Administrator in Altendorf durch 35 Tage nach der Erkrankung des Palitza, 25. Mai 1857 Strafanstaltsgeistlicher in Ratibor, 15. October 1863 Pfarrer in Kujau, 1. October 1871 Pfarrer in Myslowitz.

Wilhelm Strybny vide Commissariatamt Seite 38, 29. April 1857 Administrator in Altendorf, 19. Mai fand die Uebergabe statt; die Investitururkunde ist 9. December 1869 ausgestellt; Mitglied des Abgeordnetenhauses von 1861—1863.

Unter seiner Amtsführung ist sowohl die Pfarr= als auch die Feldkirche innerlich und äußerlich renovirt worden. In ersterer wurde ein neues Marmorpflaster, neue gothische Altäre, deren Figuren in München gearbeitet, Communionbank geschnitzt, Taufbrunnen ebenso gothisch, passende Sätze von Leuchtern, der einzelne Satz zu 160 Thaler, angeschafft, die Sacristei erweitert und über derselben ein Chor angelegt, um den Parochianen mehr Raum zu gewähren. Werthvolle Ornate und Kirchenwäsche, auch eine prachtvolle gothische Monstranz von 820 Mark Werth, durch eine Wohlthäterin geschafft. Viele neue Steinkreuze wurden gegründet, besonders schön das auf dem alten Kirchhofe zum Andenken an die Mission, an der Straße nach Matka Boża, in Niedane am Eingang und am Ausgange des Dorfes, auf dem neuen Kirchhofe zu Altendorf, an der Chaussee nach Leobschütz, eines im Dorfe, das andere etwas weiter hinaus. Gemeindefeiertage sind der Tag des hl. Urban und des hl. Nicolaus.

Im Jahre 1860 wurden Brunken und Neugarten von dem Pfarrbezirk Altendorf abgezweigt und der Stadtparochie einverleibt. Da der innere Raum der auf dem Felde stehenden Matka Boża Kirche so beschränkt ist, daß Hunderte von Menschen außerhalb ihre Andacht verrichten und der Geistliche kaum im Stande ist, in der Sacristei die Amtskleidung zu wechseln, so haben die Jacob und Franciska Gurkschen Eheleute zu Studzienna gegen eine Rente von 120 Thalern und Wohnung im Gebäude 5ten Februar 1874 der Matka Boża Kirche 2400 Thaler zum Aufbau eines Hauses behufs Aufnahme der Geistlichen an den Ablaßfesten geschenkt.

Kapläne: Theodor Czekir, geboren 1831 Ditmerau, ordinirt 1857, am 29. Juli des Jahres Kaplan in Altendorf, 9. Juli 1858 Ujest, 21. Februar 1860 Cosel, 10. Juni 1864 Lokalist in Dziergowitz, 3. Juni 1868 Pfarrer in Groß=Gorzütz, 10. Mai 1871 in Ruptau, investirt 20. März 1873.

Theodor Neumann, geboren Ober=Glogau 1837, ordinirt 1860, am 1. September des Jahres hier, 3. November 1864 Administrator in Markowitz, 22. Mai 1867 als Pfarrer investirt.

Hugo Sterba, geboren Wartha 1834, ordinirt 1860, 10. Juli Kaplan in Benkowitz, 15. November 1864 in Altendorf, 1. September 1870 Pfarrer in Mosurau.

Constantin Sterba, geboren Wartha 7. December 1832, ordinirt 30. Juni 1868, August 1868 nach Lubetzko, 26. März 1870 nach Rosenberg, 6. September nach Altendorf decretirt, ging Mitte Juli 1875 ab, übernahm 1876 ohne bischöfliche Sendung die durch den Tod des Pfarrers Grölich erledigte Pfarrei Leschnitz und wurde 12. October durch 6 Gendarmen eingeführt. Nachdem er sich überzeugt, daß nur wenige seiner Anhänger den sacramentalischen Gottesdienst besuchten, übergab er am 28. April 1884 dem Vorstande die Kirchenschlüssel, worauf Canonicus Dr. Franz das Gotteshaus reconciliirte. Der Fürstbischof sendete als Nothseelsorger den 1870 ordinirten Vicar von Siemianowitz August Hencinski aus Gr.=Strehlitz, der aber seine Wohnung in der Stadt nehmen mußte, da Sterba die Pfarrei behielt.

In Schlesiens Vorzeit Band II. Seite 27 schildert Dr. Luchs auch die gothische aus Backsteinen gebaute Kirche in Altendorf und findet in ihr mehres Merkwürdige. Dem Bau des ausgehenden 13. Jahrhunderts gehören der Grundriß, der ganze Chor, die Mauermassen des Langhauses sammt den Streben, während alle Fenster jetzt rundbogig schließen. Der Grundriß ist wohl einzig. Man denke sich 5 Seiten eines Achtecks, an welche sich westlich zunächst je ein ausspringender Winkel von gleicher Schenkellänge, wie jene 5 Seiten und dann noch je ein in gewöhnlicher Richtung von Osten nach Westen gehender Wandtheil sich anschließt. Oder, wenn das deutlicher sein sollte, jenes gewöhnliche Fünfseit denke man sich um zwei Gewölbeviertel nach Westen verlängert, von denen das vorletzte dadurch in ganz ungewöhnlicher Weise nach Norden und Süden erweitert ist, daß nach diesen Richtungen je ein kapellenartiges Zweiseit ausspringt. An jeder Ecke und in jedem Winkel dieses so eigenthümlich gestaletteten Chors steigt vom Fußboden eine Dreiviertelsäule auf, welche ein meist nur mit zwei großen Weinblättern besetztes Kapitäl ziert, aus dem die Gewölberippe hervorsprießt. Nur der niedrigere, engere Chor ist noch ursprünglich gewölbt. Das Langhaus, von Anfang nur aus zwei Traveen bestehend, ist schon im Mittelalter nach Westen um eins erweitert worden; nur je zwei Strebepfeiler stehen hier auf der Nord= und Südseite; ebenso sind die übereck gewandten Chorpfeiler erhalten. Die Decke im Schiff ist eine moderne Gipsdecke. Von den Streben des Chores ist zu bemerken, daß drei von ihnen, die östlichsten sich noch dadurch auszeichnen, daß sie mit zwei gewöhnlichen Steinpulten versehen, in der oberen Hälfte über dem mittleren Pulte um einen halben Fuß sich verjüngen, was dem ganzen Pfeiler eine gewisse Zierlichkeit verleiht. Im Norden liegt eine Thür mit frühgothischen Profil. Der im Westen vorgelegte Thurm ist wohl aus dem 18. Jahrhundert, vielleicht aus dem Jahre 1786, welche Zahl daran steht.

Das Hospital zu Altendorf lag am großen Thore und scheint eine Stiftung der Gutsherren von Kornitz zu sein. Nikolaus Brawański von Chobrzan auf Pawlau vermachte testamentarisch 7. April 1659 dem Hospitale in Altendorf 20 Thaler 1). Nach dem Visitationsberichte von 1679 waren in dem von Holz gebauten Spitale 6 Weiber; Sorge für dieselben trug Anna Helena Baronin Reiswitz, geb. von Moczelnitz, auf Bojanow, protestantische Wittwe nach dem 23. Januar 1657 verstorbenen Heinrich Freiherrn von Reiswitz auf Kornitz.

Die Hospitaliten, worunter auch Männer, werden bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts sehr oft als Taufzeugen genannt, zuletzt 12. Mai 1805. Nachdem die Herrschaft Kornitz zergliedert worden, nahm auch das Hospital bald darauf ein Ende und ist das Andenken an dasselbe unter den Zeitgenossen längst geschwunden. Später wurden Hospitaliten aus der Stadt sehr oft gewählt in der Meinung, wenn Pathen Arme sind, so werden die Kinder reich und leben lange. Grundacten Pawlau v. I. Nr. IV.

Altendorf.
Pfarr=Schule.

Die ältesten Nachrichten gehen bis 1620 zurück, in welchem Jahre die Schule gelegentlich erwähnt wird. Es scheint, daß sämmtliche zur Parochie gehörigen Orte auch nach Altendorf eingeschult waren. Gallus, ludimagister war 26. November 1651 in der Stadtkirche bei einer Tochter des Bäckers für das Jungfrauenstift Pate. Nach den ältesten Archidiaconatsacten wurde 1653 Zacharias Johann Pietrasch angestellt, der als Organist vier Thaler Salär und das Accidenz erhielt, ein hölzernes Haus bewohnte und den anliegenden Garten benutzte.

Georg Menzyk, der durch mehrere Klassen bis zur Poesie wissenschaftlichen Unterricht genossen, tritt seit 1683 auf und wird im Altendorfer Copulationsbuche bis 1684 als Rector erwähnt, 1687 noch im Visitationsbericht Scholiarch genannt. Die Schule war unlängst von den Parochianen gebaut; hatte eine Stube, Kammer, 15 Schüler. Jeder Bauer und Gärtner gab zu St. Georg und Michaeli je einen Groschen, vom halbstündigen Geläut neun Groschen; bei jedem Gottesdienst in Pawlau drei Groschen und zu Martini zwei Viertel Roggen.

Zaremba ebenso 1695 als Schullehrer von Altendorf; Matthäus Galecki 1699 als Schullehrer genannt, starb am 3. November 1703 im Alter von 73 Jahren. Der Schullehrer Johann Chorus, ludirector, war von 1700 bis 1705 wiederholt Copulationszeuge. Laurentius Smarzowski 1707.

Mathias Hanke 18. Januar 1712 zum ersten Male und dann wiederholt als Trauungszeuge in der Stadtkirche hatte zunächst vier Schüler, wird bis zum Jahre 1766 aufgeführt. Vielleicht ist ein gleichnamiger Sohn Amtsnachfolger gewesen.

Johann Brevis wird 1719 erwähnt, war damals 50 Jahr alt, in Grzendzin geboren; vom Pfarrer angenommen, seit Neujahr hier, hatte ein Schulhaus mit Garten, bezog von der Kirche 8 Thaler, von den Bauern statt der Brote à 4 Gröschel, Neujahr 2 Gröschel und eine Schüssel Erbsen, von jedem Gärtner ein Gröschel, hielt mit dem Aspergill Umgang in Ostern, Pfingsten und an Kirchweih, bezog dafür von jedem Bauer einen Kuchen, vom Gärtner ein Gröschel.

Bisher wurden die Schullehrer vom Ortspfarrer angenommen, hatten aber selten ein bischöfliches Bestätigungs=Decret, noch waren sie vereidet. Am 22. März 1729 wurde befohlen, daß wer eine Lehrerstelle haben wolle, zunächst vom Erzpriester in der Katechetik geprüft werde.

Simon Hanke ließ 25. Juni 1743 einen Sohn taufen, wird als Pate 21. September 1745 Scholirega und bei der Taufe einer Tochter am 12. December 1746 ludirector genannt und erscheint noch 1771.

Laurentius Gotfried Sonnabend. Das Breslauer Cathedralkapitel beauftragte 30. Januar 1748 den bischöflichen Commissar Anton v. Mazurek, den Sonnabend über das einem Lehrer für Altendorf erforderliche Wissen zu prüfen und wenn er denselben geeignet (idoneus) befunden, ihm das beigefügte Decret zu übergeben. Sonnabend (Sobota) ludirector ließ 7. April 1749 eine Tochter und September 1751 einen Sohn taufen, ist 29. April 1750 Trauungszeuge und tritt 11. Januar 1751 als Pate auf.

Als im September 1769 das Schulhaus einer Reparatur bedurfte, wollten die Einwohner von Brunken nichts beitragen unter dem Vorgeben, daß sie unter Servis und Accis ständen, auch ihren Antheil zu der Saganschen Schule in Ratibor gegeben und mit zwei Ruthen nicht bestraft werden wollten; aber der Landrath wies nach, daß die nach Altendorf Eingepfarrten auch zur Schule beitragen mußten; wäre das Seminar anderwärts errichtet worden, so hätte man sie nicht herangezogen.

Im Jahre 1782 wurde das Schul= und Organistenhaus für 173 Floren 12 Silbergroschen neu aufgeführt.

Josef Bednarczyk als Taufzeuge October 1772, Scholiarch, später auch Organist genannt, quittirte Juli 1783 seinen Dienst als Organist und Schulhalter.

Josef Halfar, geboren 1755, hatte das Gymnasium in Rauden besucht, bei der Ostroger Kirche gedient und vom Scholastikus Ludwig von Francheville ein Zeugniß über seine Tüchtigkeit erhalten, worauf der Pfarrer ihn als Nachfolger wählte. Der Landrath befahl 12. Juli 1783, daß mit der Gemeinde und dem Lehrer ein Contract gemacht werde. Halfar ließ am 4. März 1784 eine Tochter taufen.

Da die Lehrstube für die Menge der Kinder nicht mehr Raum bot, so trug der Landrath 29. August 1800 dem Dominium Ratibor die Erweiterung der Schule auf; letzteres erklärte sich 9. Januar 1801 bereit, zur Vergrößerung der Schulen in Altendorf und Thurse, auch zur Erbauung eines neuen Schulgebäudes in Hammer das erforderliche Holz gratis zu verabfolgen, aber im August 1802 hatten die Gemeinden von Altendorf und Thurse noch nicht nachgewiesen, wie viel Holz erforderlich sei, noch um Auszeichnung desselben im Forste gebeten. Doch wurde den Administratoren der Schloßherrschaft bedeutet, wie es ihre Pflicht gewesen, die Arrangements selbst zu treffen. Am 5. November 1803 wurde Zeichnung und Kostenanschlag eingereicht. Brunek, welches die Absicht gehegt, auszuscheiden, erklärte endlich 23. August 1804 definitiv bei dem früheren Verbande mit Altendorf zu verbleiben.

Der Schulen=Inspector Zolondek ersuchte 28. August 1804 den Landrath, dem Lehrer, weil er einen Gehilfen bedarf, 75 Thaler Gehalt und 27 Scheffel Getreide Breslauer Maaß zu bewilligen.

Am 28. October 1804 wurde die Repartition zum Bau des Organistenhauses eingereicht. Wenn das Project zu circa 424 Thaler ausgeführt werde, habe

Schloß Ratibor wegen Altendorf282 - 22 - 4
Dominium Klajowitz1 - 22 - 7
Gemeinde Altendorf42 - 11 - 2
Proschowitz7 - 12 - 00
Niedane5 - 15 - 3
Neugarten10 - 4 - 6
Brunken Jungfrauen=Antheil5 - 20 - 8
Schloß=Antheil5 - 21 - 10
Studzienna Colleg.=Antheil9 - 14 - 4
Stadt=Antheil52 - 8 - 10

beizutragen, wenn aber das Project auf 925⅚ Thaler ausgeführt werde, so verhältnißmäßig mehr. Das Schulhaus wurde 1805 massiv erbaut, enthielt in einer Hälfte die Lehrerwohnung, in der andern zwei Lehrzimmer und ein Stübchen.

Josef Halfar cedirte Herbst 1811 die Schulstelle seinem Sohne und fungirte hierselbst als Adjuvant und Organist bis zu seinem Tode, der 24. Juli 1830 erfolgte.

Simon Halfar, geboren 1788, im Breslauer Seminar 1805—1806 vorbereitet, unterstützte zunächst seinen Vater, wird im Taufbuche 29. Juni 1808, 15. December 1809 und 12. Mai 1811 als Schuladjuvant in Altendorf genannt. Im Herbst 1811 erhielt er seine Anstellung als Lehrer. Bei dieser Gelegenheit wurden einige Bürger Ratibors, die Aecker auf Altendorfer Grunde hatten, aufgefordert, zur Salarirung des Lehrers beizutragen.

Weil in der Gemeinde keine gemeinschaftliche Hutung möglich war, da Bürgeräcker im Gemenge lagen, deßhalb auch kein Gemeindehirt angestellt werden konnte, so besuchten viele Kinder wegen Viehhüten die Schule gar wenig, andere blieben wegen Mangel an Bekleidung aus, noch andre, weil sie von den Eltern nicht entbehrt werden konnten, so daß z. B. 1818 im Ganzen 60 Kinder die Schule gar nicht besuchten.

Consistorial= und Schulrath Seidel aus Oppeln revidirte Herbst 1819 auch Altendorf. 1820 waren aus dem Orte 125, aus Proschowitz 27, Niedane 25, Neugarten 42 und aus Brunken 17 Kinder schulpflichtig. Als sie im nächsten Jahre fleißiger erschienen, reichten die Räume nicht aus und wurde Hirtenschule eingerichtet, die aber auch schlecht frequentirt wurde. Zolondek beschloß vom 1. November 1824 ab Vormittags der Ober= und Mittelklasse, Nachmittag den Kleinen Unterricht ertheilen zu lassen.

Josef Stolarz, geboren Tworkau 1804, in Oberglogau 1822 bis 1824 vorbereitet, wurde am 1. October 1824 angestellt, übernahm die Oberklasse, ging aber nach vier Wochen als Rector und Organist nach Tworkau und tauschte 1839 mit dem Lehrer in Lazisk. Am 22. October 1825 revidirte Consistorialrath Sedlag die hiesige Anstalt. Das Gebäude hatte zwei enge Lehrzimmer, welche kaum 100 von den 277 schulpflichtigen Kindern faßten, daher erschien die Errichtung noch zweier neuer Schulstuben nebst Adjuvantenwohnung nothwendig. Bau=Inspector Fritsche sollte die Beschaffenheit des Hauses untersuchen, eventualiter Riß und Anschlag zu einer zweiten Etage anfertigen. Er gab 5. März 1826 zwei Projecte ab, da doch ein zweiter Adjuvant bald nothwendig sein werde. Am 15. Juni d. J. erklärte die Ratiborer Kammer: Das Dominium Altendorf besitzt in dasiger Feldmark kein gutsherrliches Grundeigenthum und gab die Regierung 17. Juli zum Bescheid: Wenn das Dominium auf dem Territorium von Altendorf kein Baumaterial besitzt, so sei sie nicht zu unentgeltlicher Verabreichung von Material verpflichtet und liege es der Schulgemeinde ob, den Bau auf alleinige Kosten zu bewirken. Dieselben betrugen 1151 Thaler, außerdem 536 Hand= und 220 Spanndienste. Die Ziegeln wurden in der Lehmgrube des Schander gemacht, der Bau an den Mindestfordernden Maurermeister Kerber überlassen.

Das 1805 auf eine Etage massiv erbaute Schulgebäude wurde Sommer 1827 auf zwei Etagen erweitert und mit Dachziegeln gedeckt, so daß es als das schönste im Inspectionsbezirke prangte. Im October d. J. begann der Unterricht in demselben.

Die Hausbesitzer in Brunken, welche schon als Bürger die Kinder in die Stadtschule schickten, hatten auf Trennung vom hiesigen Schulverbande angetragen, da sie auch in Ratibor zu den Schullasten herangezogen waren; 7 Häuser in Ottitz, bisher zu Janowitz eingeschult, sollten in die hiesige näher gelegene Schule verpflichtet werden.

Josef Hedwig Schulamtscandidat aus dem letzten Cursus in Oberglogau, unterstützte 1828—1829 den brustschwachen Halfar in der Unterklasse, brachte es aber nicht weit, da er 249 Kinder meist nur in deutscher Sprache unterrichtete. Er ging 1. October 1830 nach Lubowitz. Statt seiner wurde wegen Mangel an Adjuvanten ein erprobter Präparand angenommen.

Franz Sage, geboren 1808, 1824—1826 in Oberglogau gebildet, seit 1. Juni 1828 Adjuvant in Lubowitz, wurde noch in demselben Jahre hier angestellt und übernahm die größeren Kinder; December 1829 wurden drei Klassen eingerichtet.

Franz Rendschmidt, geboren zu Rosenberg 1808, 1828 im Seminar geprüft, kam von Rogau, wurde bald nach seiner Ankunft zu militärischen Uebungen berufen und nach seiner Rückkehr nach Loslau befördert, von dort ging er 1833 nach Nicolai und 1842 nach Loslau zurück.

Alois Bujak, geboren 1809 zu Schippowitz, Oberglogau 1826—1828 vorbereitet, hier seit 1. December 1830, wurde 1832 Adjuvant und 1838 Lehrer in Ostrog, wo er 1. August 1880 starb.

Stiebler, geboren 1814, in Oberglogau 1830 bis 1832 vorbereitet, kam zunächst hieher und übernahm die erste Klasse.

Blasius Lorek, geboren 1810, in Breslau 1829 bis 1832 gebildet, kam gleichfalls sofort hieher, wurde 20. März 1834 nach Tworkau versetzt, Sommer 1837 Lehrer in Brzezie, starb 26. Juli 1866.

Der 1834 gestorbene Pfarrer Jauernik fundirte 100 Thaler zur Anschaffung von Schulmaterialien.

Im Jahre 1835 waren aus dem Orte 261, aus Proschowitz 56, Niedane 51 und Neugarten 67 Kinder; unregelmäßig besuchten die Schule 230, ganz blieben aus 91.

Ignaz Chluba, in Oberglogau Februar 1830 bis 1832, ging 28. September 1832 nach Lubowitz, hier Januar 1835, übernahm die untere (1.) Klasse, starb in Halemba.

Benjamin Czogala in Oberglogau 1830 bis 1832, kam März 1834 hieher, wurde 24. Februar 1837 mit N. III. recensirt, aber als practisch geübt erklärt, ging jedoch schon im März vom Schulfach ab und starb in Neugarten.

Julian Beyer, Sohn des Lehrers in Woinowitz, auf dem Gymnasium zu Ratibor vorgebildet, hier März 1837, hatte 220 Schulkinder, wurde Ende Februar 1842 als Lehrer nach Guttentag berufen. Als derselbe zu seiner Hochzeit nach Woinowitz reiste, erkrankte er 20. Juni am Nervenfieber; wurde 10. September 1852 Kämmerer in Guttentag.

Franz Birkner, geboren Hennersdorf (Ohlauer Kreis) in Breslau 1827 bis 1829, mit N. III. recensirt, war 1830 in Klein=Oels ein Jahr, in Gläsen ein halbes Jahr, in Hermsdorf ein Jahr, in Marienau 5 Jahre, in Riegersdorf ein halbes Jahr, erhielt Oberglogau 2. August 1837 N. II. kam Januar 1838 nach Altendorf, ging Neujahr 1839 nach Woinowitz und starb 26. August 1842.

Johann Nowak geboren 1807, besuchte das Gymnasium zu Gleiwitz und die Universität, wurde Lehrer in Ratibor, erhielt 6. März 1838 die Vocation für Altendorf, die am 24. April von der Königlichen Regierung genehmigt wurde. Er errichtete 1839 eine Präparandenschule und erhielt für Pflege deutscher Sprache und die eine Landschule übersteigenden Erfolge des Unterrichts das allgemeine Ehrenzeichen. 1854 wurde ein Theil des Schulgartens zur Kirchhofserweiterung verwendet.

Franz Wildner, geboren 1817, in Oberglogau 1835 bis 1838 vorbereitet, bis Ende October Adjuvant in Markowitz, hier angestellt 1. April 1839, erhielt 1844 zu einer Molkenkur in Ustron wegen Brustschwäche von der Königlichen Regierung 10 Thaler Unterstützung und wurde 1848 Lehrer in Ratibor.

Im Jahre 1841 wurde die Freigärtnerstelle Nr. 145 in der Nähe erkauft, Ende des Jahres eine geräumige Schulstube eingerichtet, was zusammen 1500 Thaler kostete. Schulpräparand Reiner ertheilte von Januar ab Unterricht den jüngsten Schülern.

Adolf Wystrychowski in Oberglogau 1839—1842 übernahm die zweite Klasse, kam nach Janow bei Myslowitz woselbst er Hauptlehrer ist.

Johann Höflich, geboren 26. August 1819 in Knispel, von deutscher Abstammung; lernte die polnische Sprache durch Umgang und aus Büchern, 1840—1843 in Oberglogau vorgebildet, hier 1. Mai 1843, unterrichtete die zweite Klasse, seit 1. April 1845, durch ein Jahr Gemeindeschreiber von Neugarten, wurde 1. October 1848 Lehrer daselbst, später in der Stadt. Präparand Franz Brzezina aus Dziergowitz gab in der untersten Klasse Unterricht.

Philipp Krocker, geboren 1826, in Oberglogau gebildet, April 1847 als Adjuvant angestellt, wurde 1849 Knaben= später Mädchenlehrer in Ratibor und Organist an der Dominikanerkirche, starb 20. September 1884.

Johann Kunisch, geboren 1827, 1847 in Ober= Glogau vorgebildet, ging Mai 1849 nach Slawikau. Am 1. October 1848 wurde Neugarten vom Schulverbande getrennt.

Ludwig Oppler, Oberglogau 1844—1847, 1849 hier, übernahm die dritte Klasse und ging Mai 1850 nach Miedzna, später nach Gostyn.

Ernst Heisig, 1840—1843 in Oberglogau, 1849 hier, wurde Lehrer in Ratibor und starb daselbst.

Johann Kitta ging nach Colonowska.

Carl Wilczek, geboren Gammau 14. October 1828, 1847—1849 im Breslauer Seminar, 1849 hier, ging 1855 als Adjuvant nach Neugarten, wurde 1. Januar 1861 an die Stadtschule vocirt.

Eduard Rzegula, in Breslau 1848—1850 vorbereitet, Adjuvant in Groß=Gorzitz, kam Mai 1850 her, ging 16. März 1851 nach Ostrog und December nach Brzezie, fehlt bereits im Schematismus von 1857.

Friedrich Mocha, Oberglogau 1845—1848, December 1850 hier, litt am kalten Fieber, ging October 1851 nach Groß=Gorzitz, war 1857 in Eintrachtshi1tte, 1865 in Imielin.

Emil Jauernik, geboren 1831, 1848—1851 Ober= Glogau, hier Ende 1851, wurde 1. October 1855 Rector und Organist in Janowitz.

Franz Werner, 1849—1852 in Peiskretscham, hier 1853, kam 3. December 1861 nach Ober=Ottitz, 1866 nach Pawlau, woselbst er noch als Hauptlehrer und Organist amtirt. Vom 1. August bis October 1855 war die Schule wegen ausgebrochener Cholera geschlossen.

Johann Pluhatsch, 1849—1852 Ober=Glogau, hier 1855, kam nach Janowitz, wurde Hilfslehrer in Lubom, ging später nach Pogrzebin, woselbst er noch als Hauptlehrer und Organist fungirt.

Friedrich Willim, besuchte das Gymnasium in Gleiwitz, die Universität Breslau von 1842—1844, 15. Mai 1855 im Lehramt angestellt, hier Februar 1856, 1865 in Tost.

Carl Kapitza, geboren 1834, Ober=Glogau 1854, in Zabrze bis 1856, dann hier, wurde in Breslau Lehrer.

Johann Choroba, 1853—1856 in Peiskretscham, hier 1856, kam später nach Groß=Wilkowitz, fehlt bereits im Schematismus von 1878.

Ferdinand Proksch, Sohn des gleichnamigen Lehrers in Tworkau, Peiskretscham 1854 bis 1857, Gorzitz, hier 14. Februar 1858, 1865 Lehrer in Nicolai, ging 1870 zum Postfach über und ist gegenwärtig Postverwalter in Miechowitz.

Johann Kulik, Peiskretscham 1856 bis 1859, hier 25. Juli 1859, 1865 in Falkowitz, 1878 in Mschanna.

Franz Drischel, Peiskretscham 1857—1860, hier 13. August 1860, ertheilte Turnunterricht, kam 4. Juli 1867 nach Groß=Strehlitz.

Johann Stoklossa, Oberglogau 1859—1862, hier 8. Februar 1863, wurde März 1867 Gemeindeschreiber in Studzienna, 29. Mai 1869 als zweiter Lehrer vocirt, 1. December 1870 vereidigt, August 1871 Gemeindeschreiber von Proschowitz, August 1872 von Niedane. Da er wegen Heiserkeit seit anderthalb Jahren die Privatstunden aufgeben mußte, gewährte ihm die Königliche Regierung Ende 1872 eine Unterstützung von 30 Thalern. Nach Nowak's Pensionirung 11. December 1873 als Hauptlehrer und Organist vocirt, trat er 1. Januar 1874 die Stelle an und wurde 11. Mai eingeführt, erhielt Ende August wegen Kehlkopfleiden einen dreimonatlichen Urlaub und starb 27. October 1874.

Oscar Knura, September 1865 Oberglogau geprüft, 1. November 1865 als dritter Adjuvant angestellt, ging als Lehrer nach Ober=Ottitz.

Ernst Hoffmann, Lehrersohn, Peiskre1scham 1866, von Krziżanowitz 4. Juli 1867 hieher decretirt, war 1878 und 1883 in Königshütte.

Alois Sciuk aus Sohrau, Peiskretscham December 1866 geprüft, 22. Januar 1867 hieher, 28. Mai 1867 nach Godullahütte, 24. Juni 1872 Roßberg, dann Sohrau.

Ludwig Oczipka, Lehrersohn aus Sabine, Ober=Glogau 1866, hier 1. Mai 1867 Adjuvant, 29. Mai 1869 als dritter Lehrer vocirt, 1. December 1870 vereidigt, vom 16. Juli 1874 ab zweiter Lehrer, als solcher 24. November eingeführt, wurde Januar 1875 Gemeindeschreiber von Niedane und Proschowitz, ging Herbst 1879 nach Kattowitz ab und kam am 1. Juni 1885 als erster Lehrer und Organist nach Altendorf zurück.

Franz Wiesner, geboren 4. October 1848 zu Klein=Strehlitz bei Neustadt, Oberglogau 1868 geprüft, war drei Jahre Adjuvant in Altendorf und wurde 1. October 1871 nach Studzienna zur ersten Lehrerstelle befördert, woselbst er noch amtirt.

Seit 1871 wurde die Industrieschule durch Frau Rector Nowak geleitet. Der Gatte ward 21. October d. J. vom Gehirnschlage getroffen, auf der linken Körperseite gelähmt und zunächst durch Präparand Wieczorek vertreten. Obgleich der Arzt Hoffnung gemacht, daß eine Wasserkur in Gräfenberg ihn herstellen werde, wozu er von der Königlichen Regierung Unterstützung erhielt, so blieb er doch dienstunfähig, wurde am 1. Mai 1873 mit 143⅔ Thaler pensionirt und zog nach Brzezinka, wo er seinen Leiden erlag.

Josef Dybala, geboren 1850 zu Warmuntau, Pilchowitz März 1870 geprüft, kam nach Zabelkau, hier 1. Februar 1872, zum vierten Lehrer 8. Mai 1872 vocirt. Schulrath Wittig ordnete 7. November die Theilung der untersten Klasse an, die 265 und Mai 1873 schon 341 Schüler zählte. Der Lehrer starb 22. Juli 1873 am Gehirntyphus. Die Königliche Regierung hatte für die zweite, dritte und vierte Lehrerstelle das zu gewährende Einkommen von Neujahr 1873 ab festgesetzt.

Alois Josko, Peiskretscham 1873 geprüft, kam 6. August d. J. zur Aushilfe, da Stoklossa im Bade zu Reinerz war; 1 Februar 1874 auf kurze Zeit nach Kosmütz versetzt, aber vom 15. November 1874 ab als vierter Lehrer präsentirt und 24. d. M. eingeführt. Die Vocation ist vom 10. December ausgestellt. Das 1873 während der Choleraepidemie zur Unterbringung der Kranken benutzte Schulgebäude blieb leer stehen, wurde im nächsten Jahre desinficirt und wieder benutzt. Josko rückte März 1876 als dritter Lehrer auf, erhielt 27. April die Vocation als definitiv angestellt und wurde 14. Januar 1879 eingeführt. Seit Juli 1879 Gemeindeschreiber von Proschowitz, wurde er 2. October zweiter Lehrer, aber schon Ende des Jahres nach Kattowitz berufen.

Josef Pastuszyk aus Friedersdorf, Pilchowitz 1871 geprüft, wurde Adjuvant in Krziżanowitz, nach dem Tode des Dybala 20. November 1873 präsentirt, trat am 1ten Februar die Stelle an und wurde 11. Mai 1874 eingeführt; am 8. August d. J. für die dritte Stelle berufen, wurde er 24. November eingeführt, ging aber 1876 als städtischer Lehrer nach Ratibor.

Victor Poplutsch aus Friedrichsthal, geboren 1853, in Pilchowitz 1873 vorbereitet, von der Königlichen Regierung als Vertreter des fehlenden Lehrers 17. März 1874 berufen, genoß das ganze Einkommen der vacanten Stelle, erhielt 1875 die zweite Lehrerstelle in Groß=Gorzütz und wurde 1. März 1876 nach Lubom befördert, 1878 zweiter Lehrer in Zawade=Herzoglich; verließ das Schulfach und ist beim Bergfach beschäftigt.

Ignatz Stoklossa, in Oberglogau geprüft, als Adjuvant Februar 1874 vocirt, starb November 1874 hier.

Robert Gritzmann aus Slawikau, Peiskretscham 1872 geprüft, für die dritte Lehrerstelle präsentirt, übernahm vom 1. Juli 1874 ab eine Stelle in Cosel, fehlt bereits im neuesten Schematismus.

Wittwe Johanna Mosler ertheilte seit 1. April 1874 Industrieunterricht für 24 Thaler.

Josef Onderka, geboren 8. Februar 1819, Lehrersohn aus Pawlau, 1. April 1843 in Oberglogau geprüft, in Lubom sofort Adjuvant, seit 1849 Lehrer in Lubowitz, wurde 30. Januar 1875 als erster Lehrer und Organist hieher vocirt und vom Schulrevisor Pfarrer Strzybny 12. April d. J. eingeführt. Seit 1875 ist die Oberklasse nach Geschlechtern getrennt. Oczipka erhielt 126 Knaben, Onderka 106 Mädchen. Letzterer wurde wegen Erkrankung 1. Januar 1885 in Ruhestand gesetzt und wohnte beim Sohne seit Mai 1885 in dem neuen Schulhause.

Heinrich Prause, Adjuvant in Groß=Gorzitz, wurde 29. Juni 1875 hier Adjuvant, übernahm Neujahr 1876 eine Lehrerstelle in Hitdorf bei Düsseldorf.

Franz Wachtarz aus Janowitz, der October 1875 die Unterprima verlassen und sich unter Leitung seines Ortslehrers für die Commissionsprüfung vorbereitet, verwaltete nach Prause's Abgange die Adjuvantenstelle, wurde zwar 1. April vereidigt, gab aber schon 1. Mai 1877 die Stellung auf, ist seit October 1884 Lehrer in Kobyła.

Durch den von Quaschnitza auf Kosten der Gemeinde ausgeführte Bau der neuen Schule 1875 verlor der Organist ⅓ des 80 Ar 40 □Meter großen Gartens. Am 28. Juni 1875 setzte die Königliche Regierung den Adjuvantengehalt auf 480 Mark fest.

1876 wird Niedane, wo eine neue Schule gebaut wurde, abgetrennt.

Emil Chodinski, geboren Bujakow 14. Mai 1857, geprüft Peiskretscham März 1876, kam von Zauditz, wurde 8. April Adjuvant, 10. April durch den Local=Schul=Inspector Strzybny in sein Amt eingeführt, 28. October 1876 vereidigt, 27. September 1877 als fünfter Lehrer vocirt, 24. November eingeführt, nachdem die Königliche Regierung 14. Juni 1876 festgesetzt, die bisherige Adjuvantenstelle in eine fünfte Lehrerstelle umzuwandeln, solche mit 600 Mark bei freier Wohnung und Brennbedarf von 11,68 Raummeter Scheitholz zu dotiren. Chodinski wurde 1881 Lehrer in Czerwentziz.

Carl Trzetziak aus Bauerwitz, in Oberglogau 1875 geprüft, kam im Juli nach Hammer, 1. Februar 1876 nach Plania, erhielt die vierte Lehrerstelle, ging aber schon 31. October d. J. nach Unterbach bei Erkrath, Kr. Düsseldorf.

Anton Sopalla, Pilchowitz 1877, Adjuvant zu Stanitz, 24. Juni 1878 als vierter Lehrer berufen, konnte erst 1. Mai 1879 antreten und wurde am 20. d. Mts. eingeführt; zur dritten Stelle vocirt, 17. December eingeführt, 1. Juli 1882 nach Golschwitz befördert.

Nachdem bisher nur die Mädchen der ersten Klasse Industrieunterricht genossen, so wurden auf Anordnung des Kreis=Schul=Inspector Januar 1880 auch die Mädchen der zweiten und dritten Klasse herangezogen und trat an die Stelle der Johanna Mosler die Nätherin Hedwig Dlugoß.

Josef Skowronek, Pilchowitz 1875 geprüft, Lehrer in Wronin, hier seit 1880, Ostern 1883 in der städtischen Schule zu Ratibor.

Adolf Adamietz, Adjuvant, ging 1. August 1882 als Lehrer an die Taubstummen=Anstalt, October 1884 versetzt in den Neisser Kreis.

Max Onderka, Lehrersohn aus Altendorf, geboren 11. October 1860 zu Lubom, 7. Juli 1881 in Oberglogau geprüft, Adjuvant Janowitz 1. August 1881, dann als vierter Lehrer 15. November 1882 angestellt, versieht seit Erkranken des Vaters die Organistenstelle.

Ignatz Klose, Zülz 1879, Adjuvant in Grzendzin, später hier.

Schülerzahl:
1800 — 1101842 — 553
1804 — 2001847 — 599
1820 — 2361857 — 455
1825 — 2771865 — 513
1839 — 5001878 — 581
1841 — 5161883 — 631

Neugarten

an der Psinna, südöstlich an die Stadt grenzend, hatte bereits 1313 einen Schulzen, war also auf deutsches Recht ausgesetzt. Der Bürger Bogon von Cosel kaufte 1370 zwei Gärten nebst den Häusern in Neugarten und schenkte sie im August dem Dominikaner Convente mit der Verpflichtung, am Altare der heiligen Jungfrau heilige Messen für seine verstorbene Gattin Gela und die ganze Verwandtschaft zu lesen. Der eine Garten brachte eine Mark Zins und lag in der Twarkgasse, wenn man aus der Stadt herausgeht, gegen den Schulz Nicolaus zu; der andere Garten brachte 1½ Mark und lag auf der langen Gasse des Dorfes von der Twarkgasse rechts gegen Studzienna hin, der Zahl nach der achte. Im Jahre 1381 kaufte die Dominikanerin Elisabeth von Krakau im Dorfe 6 Gärten, welche später an den Convent fallen sollten. Herzog Wenzel bestätigte 8. März 1456 diese 6 Gärten mit Ausnahme des in der Waldgasse gelegenen, den der Schloßhauptmann Johann Dolański von Jeykowitz vor Kurzem gekauft und wofür er den Zins in Altendorf überwies. Nach einem Zinsregister von 1491 bezogen die Dominikaner wegen des Gartens aus dem Dorfe eine halbe Mark. Der Vicar Gregor Kendziorka vermachte 1508 testamentarisch seinen Garten in Neugarten den Procuratoren und Kirchvätern des Collegiatstifts, was Valentin Montag nach Sofia bestätigte. (Dieses Feld, 40 Ruthen lang, 10 breit, gehörte bis 1832 den Kirchvätern, welche bei Anlage des Kirchhofs entschädigt wurden). Herzog Valentin verkaufte 25. November 1517 für 30 Gulden einen Freigarten in Neugarten dem Johann Schyszka. Das Urbar von 1532 nennt die Besitzer sämmtlicher Gärten und giebt deren Zins an. Angesessen waren am Orte 34 Gärtner, die circa 12 Gulden, 75 Hühner, 4 Schock Eier, außerdem Wald= und Roßzins an die Schloßherrschaft entrichteten. Mehrere Bürger aus der Stadt hielten je einen Garten und waren einige derselben zins= und robotfrei. Der Erbrichter Peter Unska nahm den Zins ein und leitete die Robotarbeiten auch derjenigen Unterthanen aus Neugarten, welche auf dem Gute Ottitz Grundstücke besaßen. Zinsfrei waren auch die fünf geistlichen Gärten, von denen je einer der Stadtkirche zu Unserer Frau, zum Hochaltar der Pfarrkirche, zum Nonnenkloster, den Vicarien und der großen Bruderschaft in der Pfarrkirche gehörte. Auf einer Wüstung hatte die Stadt eine Ziegelscheune gebaut.

Hynek Petrowitz Charwat, Pfandbesitzer eines Theiles der Kammerherrschaft, klagte im Interesse seiner Unterthanen zu Neugarten, denen die Stadt die Hutung streitig machte. Das Landrecht entschied 1586: Die Bürger sollen bei dem, was sie rechtlich besitzen, belassen werden, die Neugärtner, welche für die Benutzung der Hutung ein Schock Groschen Zins zahlen, können zugleich mit den Bürgern weiter hüten. Im Jahre 1595 hatte der Ort 7 Bauern mit 4¾ Hufen, 45 Gärtner, 10 Freigärtner; erstere zinsten zusammen 34 Thaler 6 Groschen 3 Heller je 9½ Scheffel Roggen und Hafer, 86 Hühner, 31115 Schock Eier. Die Freigärtner gaben 3 Scheffel Roggen, 9 Scheffel Hafer. Auch später erwarben Bürger einzelne Gärten, mußten aber auch für die Wegebesserung mitsorgen. Die Stadt erhielt vom Kaiser Mathias 1612 das Recht, auch Neugarten mit Bier verlegen zu dürfen. Wittwe Brigitte Hon vermachte 1689 den Dominikanern 80 Thaler zum Begräbniß und einen Garten; der übrigbleibende Nachlaß war auf heilige Messen bestimmt.

Die Indiction des herrschaftlichen Gutes Neugarten betrug 70 Thaler. Im Kretscham wurden 1725 jährlich 65 Achtel Bier (à 200 Quart) und ½ Eimer Branntwein ausgeschänkt. Schafe konnten wegen des niedrigen, nassen, der Ueberschwemmung ausgesetzten Bodens nicht gehalten werden.

Die Indiction der Unterthanen betrug 315 Thaler. Scholz Gregor Scholla war ein gewöhnlicher Häusler. Am Orte waren 5 Bauern, welche einschließlich eines Freibauern 11 Kühe, 5 Schweine hielten, 12 Gärtner hatten je eine Kuh, von einer Anzahl Häusler wurden 8 Kühe gehalten, aber 10 Häusler hatten kein Rindvieh. Die 38 Gärtchen betrugen 2⅓ Malter Aussaat. Die Unterthanen säeten auf ihren Feldern zusammen im Herbst und Frühjahr je 6 Malter aus.

Der Rath senior Jacob Franz Machniti, welcher 5. Januar 1732 starb, hatte 5 Jahre vorher Haus, Scheuer und Garten im Dorfe an die Dominikaner vermacht, damit nach seinem Tode jährlich ein Anniversarium und 12 Messen celebrirt werden. In Folge eines Prozesses, der von 1778 ab geführt wurde, verlor die Stadt die große Hutung zwischen Studzienna und Altendorf, welche 9. November 1780 der Gemeinde Neugarten gegen einen jährlichen Zins von 1⅓ Thaler zugesprochen wurde. Seit 1817, als das Oberlandesgericht von Brieg nach Ratibor verlegt worden, wohnte ein großer Theil der Beamten in neugebauten massiven Häusern.

Prälat Zolondek kaufte einen Begräbnißplatz in Neugarten und stattete ihn mit einem freundlichen Kirchlein aus, zu welchem der Grundstein 15. Mai 1832 gelegt wurde. Die Einweihung erfolgte 4. November d. J. Im Jahre 1841 wurde für das Taubstummen=Institut ein Gebäude Wallstraße Nr. 86 für 4400 Thaler erworben. Im Herbst 1849 wurde bei Anlage der Chaussee ein Theil des Dorfes gepflastert und im nächsten Frühling von der Psinna ab aufs Zollhaus zu Bäume gepflanzt, die aus der Gräflichen Renard'schen Baumschule bezogen waren. Februar 1854 wurde in der Gemeinde das Communaleinkommen=Steuersystem eingeführt und das Dorf am 1. Januar 1860 zum städtischen Communalbezirk als Vorstadt zugeschlagen.

Unter den Etablissements des Ortes ist das Keil'sche Bad hervorzuheben, welches seit mehr als einem halben Jahrhundert seine Zugkraft auf die Stadt ausgeübt. Regierungsrath Werner hatte im Jahre 1800 auf seinem an der Psinna gelegenen Grundstücke ein Badehaus 25½ Ellen lang, 6 Ellen 9 Zoll breit erbaut. In demselben befanden sich 2 Badegelegenheiten mit 5 Wannen, einem Kaminzimmer mit eisernem Kessel und eine Küche. In die Zellen führten hölzerne Wasserleitungen von dem neben dem Hause stehenden Brunnen, aus welchem das Wasser mittelst Zugwinde gehoben wurde. Die Ferdinand und Josefa Braßeschen Eheleute, welche das Grundstück 1818 erkauft, einen Park angelegt und einen neuen Tanzsaal aufgeführt, veräußerten es 1828 an die August und Agnes Keilschen Eheleute. Letztere überließen das Etablissement der Tochter Antonie, von der es sub hasta an deren Schwager Thierarzt Wehowski aus Katscher überging. Dieser vergrößerte den Tanzsaal durch einen Anbau und verkaufte die Besitzung an den Gastwirth Reichel, Pächter der Schloßrestauration, der sie dann der an den Gastwirth Andretzy verehlichten Tochter überließ. Seit 1883 ist der frühere Pächter der Villa nova Wolf Besitzer des Etablissements.

Die Zahl der Einwohner betreffend hatte Neugarten 1784 5 Bauern, 23 Gärtner, 22 Häusler, 168 Einwohner; 1819 zählte es noch ebensoviel Bauern= und Gärtnerstellen bei 341 Einwohnern, aber nur 8 Häusler. 1840 zählte der Ort in 98 Häusern 1130 Einwohner, darunter 85 evangelische, 6 jüdische. 1850 waren ein ganzer und 5 Halbbauern= 60 Gärtner= 29 Häuslerstellen und 1211 Seelen.

Neugarten.
Schule.

Bei der in Altendorf am 10. April 1839 gehaltenen Prüfung wurde als zweckmäßig vorgeschlagen, daß Neugarten mit seinen 111 Kindern eine eigene Schule baue. Die Gemeinde erklärte sich am 7. December des Jahres für das Ausscheiden aus dem bisherigen Verbande und wollten bereits Altendorf, Proschowitz und Niedane die von Neugarten zum Aufsetzen des zweiten Stockes behufs Vergrößerung der Altendorfer Schule eingezahlten Beiträge zurückerstatten, aber man kam von dem Vorhaben wieder ab. Einstweilen kaufte Neugarten am 14. August 1841 den zwischen den Haus= und Gartenbesitzungen des Ignatz Josch und Dominik Siara gelegenen Garten nebst Bauplatz vom Rentmeister Josef Duck für 825 Thaler, gab als Angeld 25 Thaler und sollten am Tage der Uebergabe 300 Thaler eingezahlt und bis October 1845 der Rest entrichtet werden.

Nachdem die Königliche Regierung durch Rescript vom 13. September 1841 die Trennung ausgesprochen, trug sie am 4. August 1842 dem Landrath auf, obwohl durch Erweiterung der Altendorfer Schule Raum geschaffen sei, dennoch mit den Vorbereitungen zur Etablirung einer Anstalt in Neugarten thätig fortzufahren und wurden sehr viele Termine gehalten. Es befanden sich am Ende von Neugarten 21 städtische Besitzungen und war es schwer nachzuweisen, wo die Grenze zwischen der Parochie Ratibor und Altendorf sei. Nach der vom Prälat Zolondek 1825 angefertigten Matrikel gehörten die um die Stadt — vom Oderthore bis zum Neuen Thore befindlichen Häuser zur Stadtkirche und endeten mit dem kleinen Hause des Apotheker Frank, weil sein größeres Haus schon zur Parochie Altendorf eingepfarrt war. Der fürstbischöfliche Commissar und Stadtpfarrer Heide meinte: die Grenze der Stadtpfarrei erstreckt sich auf die Häuser, welche links vom Doctordamm liegen, Schießhaus und die Häuser rechts gehören zum Pfarrverbande von Altendorf. Einige städtische Grundbesitzer hatten bereits Einzahlungen zum Neubau der Schule gemacht, wurden aber auf Befehl der Königlichen Regierung 4. März 1843 von den Beiträgen entbunden und erhielten das Geld zurück.

In der am 6. April 1845 gehaltenen Versammlung behufs eigner Ortschule erklärten die Besitzer Neugartens einstimmig, im nächsten Frühjahre den Bau zu beginnen. Das neue Schulhaus wurde 1847—1848 aufgeführt und kostete der Bau 1923 Thaler. Der Herzog hatte im Frühling 1847 eine Anzahl Riegel und Sparren als Gnadengeschenk gegeben und der Schulz Mathias Wrzodek 1000 Thaler der Gemeinde vorgestreckt. Schon am 19ten December 1847 hatte letztre die Herzogliche Kammer gebeten, den Adjuvanten Höflich in Altendorf, der ein Jahr hindurch Gemeindeschreiber hierorts gewesen, zur neucreirten Stelle zu präsentiren.

Das Schulhaus, Hypotheken N. 107, an der Troppauer Straße bequem gelegen, 30 Fuß lang, 40' tief, 2 Etagen hoch, ganz massiv mit feuersicherem Dache, erhielt ein großes und ein kleineres Lehrzimmer, als Wohnung zwei Stuben, eine Kammer und Küche für den Lehrer und eine Giebelstube für den in Zukunft anzustellenden Adjuvanten; ein Garten von 2 Morgen 8 □Ruthen schloß sich an das Gebäude an.

Johann Höflich (siehe S. 98), wurde von der Herzoglichen Kammer 1. August 1848 vocirt und trat sein Amt in Neugarten am 1. October an. Einige Tage vorher, nämlich am 26. September fand die Einweihung des Schulgebäudes statt. Die Kinder sammelten sich im Begräbnißkirchlein, wo Schulen=Inspector Canonicus Heide eine heilige Messe celebrirte und dann die Segnung vornahm. Bei dem Fortgange aus der Schule wurden den Kindern von den Fenstern herab Nüsse, Aepfel, Confect zugeworfen.

Höflich erhielt am 2. November vom Geistlichen Amt die Bestätigung und am 2. April 1850 das Decret, worauf er 13. d. Mts. den Eid leistete und 26. August in sein Amt feierlich eingeführt wurde. 1851 wurde die Schule von 145 Kindern besucht und Ende 1854 die Anstellung eines Adjuvanten angeordnet.

Carl Wilczek, Adjuvant in Altendorf (siehe S. 98), hier 1. Juli 1855 angestellt, bezog die Giebelstube, war vom December d. J. bis 1. November 1856 Vertreter in Pawlau. 1857 besuchten 90 Kinder die Ober= und 59 die Unterklasse. Neujahr 1861 wurde Wilczek als selbstständiger Lehrer vocirt und Ostern 1864 an die Stadtschule befördert. Damals waren noch 136 Kinder gewesen und blieben nur 120.

Als das bisherige Dorf am 1. Januar 1860 zum städtischen Communalbezirk als Vorstadt geschlagen worden, erhielt Höflich seit Neujahr 1861 statt Naturalien fixes Gehalt. Die Schule wurde als Vorbereitungsklasse für solche Kinder, die noch nicht genügend deutsch, sondern mehr polnisch verstanden und doch zum Besuch der Stadtschule berechtigt waren, benutzt. Magistrat machte auf Dr. Heide's Veranlassung 3. Juni 1861 bekannt, daß Kinder, welche nur der polnischen Sprache mächtig sind, zur Vorbildung in die Schulklassen nach Neugarten gesendet werden müssen, bis sie so weit gebracht sind, um von dem völlig deutschen Unterrichte einen Nutzen zu ziehen.

Höflich legte mit Genehmigung des Magistrats 1862 und 1863 um den Schulgarten 50 Maulbeerbäume und 630 Sträucher aus der Plantage zu Nassiedel an und benutzte, seit Wilczek weggezogen, die Giebel= und Schulstube bis 1872 zur Seidenraupenzucht.

März 1865 entwarf Schul-Inspector Strzybny das Klassenziel der hiesigen Schule, die 1866 noch 120 Kinder zählte und Herbst 1867 aufgelöst wurde, worauf Höflich an die Stadtschule befördert wurde, aber noch 6 Jahr die Wohnung beibehielt. Die inventarischen Bücher der aufgelösten Schule wurden nach Brzezie und Plania vertheilt, aus den Klassen zwei größere und eine kleinere Wohnstube gemacht und vom 1. April 1868 ab der Militärbehörde als Handwerksstuben überwiesen. Letztere wurden 1. November 1869 geräumt und die Oeconomiehandwerker nach der Herzoglichen Caserne in Ostrog verlegt, die Räume anderweitig vermiethet. Von Juni 1873 bis 25. September diente die ehemalige Schule als Choleralazareth und wurde dann, nachdem auch aus dem Stall eine Wohnung eingerichtet worden, an einen Revierbeamten vermiethet. Der Schulgarten, der dem Höflich bis Spätherbst 1873 verblieb, wurde an den Stadtrath Polko verpachtet, im Winter 1874 versuchsweise zu einer Eisbahn bewässert, um der Jugend ein Vergnügen zu verschaffen; aber das Project mußte nach zwei Jahren eingestellt werden, da der Garten nicht gleichmäßig hoch lag und das Wasser in die benachbarten Häuser und Keller drang.

Von October 1879 bis dahin 1880 wurde je eine Lehrstube im Ober= und Unterstock eingerichtet und die Kinder dann in das Schulgebäude auf der Zwingerstraße vis à vis des Ursulinerstifts untergebracht.

Studzienna.

Studzienna

eine halbe Meile südlich von Ratibor trägt seinen Namen von dem slavischen Worte Studen, studnia = Quell, Brunnen, deren es im Dorfe viele giebt. Der Ort wird 1258 zum ersten Male erwähnt. Eine von dort abgeleitete Bache floß mitten durch die Stadt zum Dominikanerkloster und in die Oder hinab, wo sich eine Mühle befand. In der Urkunde über die Holzgerechtsame 1267 ist von Grenzsteinen (des städtischen Territoriums) bei Studzienna Rede.

Aus dem Orte finden wir mehrere Persönlichkeiten, welche städtische Aemter bekleideten. So war 1341 Hanko von Studzienna Rathmann und Nicolaus von Studzienna 1361 Schöffe in Ratibor.

Ursprünglich gehörte das ganze Dorf dem Herzoge, aber allmälig wurden einzelne Antheile belastet, oder verpfändet und schließlich verkauft, so daß in den letzten Jahrhunderten das Collegiatstift den kleineren und die Stadt=Kämmerei den größeren Antheil besaßen.

Herzog Nicolaus traf 1360 einen Tausch mit Ritter Stossako, dem er für die Erbvogtei in Pilchowitz die Scholtisei in Studzienna gab. Bei Anlegung eines Ortes nach deutschem Rechte hatte der Schulz mehrere Freihufen und einen Antheil der Gerichtsgefälle erhalten. Um ein neues Canonicat zu gründen erkaufte Herzog Johann 1413 unter anderem von Andreas, Sohn des Ritter Stossako für 70 Mark zwei Theile der Scholtisei von Studzienna, nämlich fünf Hufen mit vier Gärtnerstellen und die Gerichtsgefälle. Als das Collegiatstift von der Burg in die Stadt verlegt wurde, bezog der fünfte Canonicus diese Einnahme. Zur Gründung eines anderen Altares als Einkommen eines Canonicus hatte im Jahre 1416 unter anderem Michael Wicher eine Rente von zwei Mark in Studzienna erworben, welche der neunte Canonicus bezog. Im Jahre 1445 wurde auch Studzienna zum Witthum der Herzogin Margareth bestimmt.

Im Jahre 1467 verkaufte Michael von Wendrin seinem Sohne Paul einen Antheil von Studzienna, den er von Stefan Raschütz erworben, was Herzog Johann junior am 14. November bestätigte.

Zur besseren Dotation des St. Barbara=Altares in der Collegiatkirche vermachte 1497 der Priester Laurent Golawbez testamentarisch auf eine wöchentliche Messe 70 ungarische Gulden, für welche 6 Gulden Zins aus Studzienna gezahlt wurden.

Am 10. Juni 1502 verpfändeten die Herzoge Nicolaus und Johann für 500 ungarische Gulden ein Dorf=Antheil dem Paul Charwat von Wiecze auf Krziżanowitz und zwei Jahre später erwarb der Bürger Nicolaus Rynczko aus Ratibor von den Herzogen einen Hof nebst vier Bauern= und zwei Gärtnerstellen für 28 Goldgulden.

Am Sonntage Kreuzerhöhung 1522 verpfändete Herzog Hans dem Johann Klema (Koczur) von Elgot Antheil Studzienna für 500 ungarische Gulden. Der Acker war mit 17 Scheffel Hafer und 14 Scheffel Korn besäet.

Die Bauern des Ortes gaben dem Pfarrer in Altendorf von jeder Viertelhufe je einen halben Scheffel Roggen und Hafer. Nach dem Urbar von 1532 gehörte Studzienna zur Schloßherrschaft, war aber bereits an drei Besitzer verpfändet:

  1. das Collegiatstift hatte fünf Bauern und drei Gärtner;
  2. Wenzel Charwat drei Bauerstellen;
  3. Hans (Klema) Koczur den fürstlichen Antheil.

Wir wollen zunächst einige Notizen über den ersten Antheil und dann die Besitzer der andern beiden Theile bis zu deren Bereinigung folgen lassen.

1. Das Collegiatstift bezog im Jahre 1690 für den Propst und zweiten Canonicus 100 Thaler. Nach den Befundtabellen von 1724 hatte das Stift keine steuerbaren Dominialrealitäten; hielt auf dem Vorwerke 75 Schafe, 32 Kühe, 5 Schweine, hatte fünf Bauern, vier Gärtner, vier Häusler und lag in der Indiction mit 120 Thalern. Das Oberrecht über das ganze Dorf und den Ausschank hatte die Stadt. Nach einer Specification von 1750 zinsten die fünf Bauern dem Stift 9 Thaler und leisteten 20 Fuhren.

Durch Cabinetsordre vom 28. November 1811 erwarb der Schloßbesitzer die säcularisirten geistlichen Güter um Ratibor und mit denselben auch diesen Antheil von Studzienna, der 1784 noch fünf Bauern, einige Gärtner und Häusler, 1819 5 Bauern, 4 Gärtner, 3 Häusler, 73 Einwohner, 1844 in 21 Häusern 89 Einwohner, 1861 bereits 94, aber 1883 nur 82 Einwohner zählte, welche 13 Pferde, 85 Stück Rindvieh und 2 Ziegen hielten.

2. Wenzel Charwat Petrowitz von Wiecze verkaufte 1539 für 1300 ungarische Gulden das Schloß in Bluschczau, die Dörfer Bluschczau, Rogau, Rogowiec, wüst Syrinka und im Dorfe Studzienna drei Bauern dem Hynek Jost von Tamfeld, welcher 1542 seiner Gattin Margarethe von Skrzyssowska auf die drei erstgenannten Dörfer ein Leibgeding machte und seinen Besitz in Studzienna 1565 an Georg Wraninski von Wranin veräußerte, dessen Geschlecht in der Umgegend angesessen war. Nicolaus Wraninski verkaufte seinen Antheil dem Sigismund Reiswitz auf Kornitz, in welcher Familie das Gut verblieb, bis 16. Juli 1704 Ursula Marianne Freiin von Bayer geb. Freiin v. Reiswitz es für 2700 Thaler schlesisch der Commune Ratibor verkaufte. Letztere hatte bereits den größeren Antheil des Dorfes erworben und folgen die Vorbesitzer desselben:

3. Johann Klema von Elgot wurde von seinem Bruder Nicolaus beerbt. Kaiser Ferdinand bestätigte ihm 13. Mai 1549 nicht nur den Pfandbesitz, sondern dehnte ihn auch auf zwei Töchter desselben aus, von denen eine Namens Anna in zweiter Ehe mit Sigismund Reiswitz von Kandrzin, eine andere Namens Magdalena mit Nicolaus Gaschinski von Gaschin auf Wrchles vermählt war.

Als Nicolaus von Klema auf Katscher 1557 gestorben war, machte Ferdinand 12. November der Stadt auf Ihre Bitte bereits das Versprechen, dies Pfandgut ihr nach dem Abgange der beiden Töchter gegen 500 ungarische Goldgulden zu überlassen, damit sie sich von dem durch Feuersbrunst erlittenen Schaden erhole; aber sie mußte 26 Jahre auf die Erfüllung der Hoffnung warten, denn die letzte der Töchter Anna starb als betagte Witwe erst 1583 und auch da fanden sich noch Hindernisse.

Der Schloßhauptmann Samuel Lessota von Steblau und der Oberstzollbeamte von Schlesien und der Lausitz Wenzel Eckher von Eckhofen sollten im August das Gut dem Magistrat übergeben und wurden die Erben der Wittwe: Stanislav von Reiswitz auf Kornitz, Hans von Reiswitz auf Silberkopf und Nicolaus Gaschinski von Gaschin auf Katscher aufgefordert dabei zu erscheinen. Aber Nicolaus war zum Reichstage nach Wielun verreist und wurde auf dem Wege nach Wrchles vor einem Kretscham durch den Polen Bieniecki 20. September erschossen. Seine Söhne Hans und Melcher, sowie auch die Gebrüder Reiswitz weigerten sich, bei den Terminen zu erscheinen und wollten den Besitz, den ihre Ahnen mütterlicher Seits so lange innegehabt, nicht abtreten, da die halbjährige Kündigung nicht vorangegangen. Erst 16. Juli 1584 trat die Stadt in den Besitz, nachdem ihr der Kaiser 12. November 1575 und 17. April 1583 den Antheil gegen Erlegung der 500 Goldgulden als Pfand auf 10 Jahre in Aussicht gestellt.

Im Jahre 1587 bezog die Kämmerei aus Studzienna 22 Thaler 11 Groschen Zins. Am 16. September 1593 bat die Stadt um erbliche Ueberlassung des Pfandgutes. Buchhalter Jacob Königsberger aus Troppau, welcher 1596 die Ackerstücke in Studzienna vermessen, erhielt für acht Arbeitstage und sonstige Auslagen auf zwei Pferde 18 Floren. Am 8. December 1603 verkaufte Kaiser Rudolf II. das verpfändete Kammergut nebst Kretschamverlag, dazu ein Ackerstück und Wiese hinter der Matka Boża Kirche der Stadt für eine Zugabe von 1588 Thaler zum Pfandschilling. Damals gehörten zu diesem Antheile 26 Bauern mit 13⅝ Hufen und 5 Gärtner; sie zinsten an Geld 20⅚ Thaler, an Getreide 21 Scheffel Roggen, 8 Malter 11 Scheffel 3 Viertel Hafer; ferner 119 Hühner, 3⅕ Schock Eier und säeten zur Winter= und Sommerbestellung je 18 Scheffel aus, an Heu konnten 8 Fuder gewonnen werden.

Die an einem Quellwasser gelegene Mühle, welche 6 Thaler und 48 Scheffel zinste verkauften 26. September 1712 die Erben des Paul Slawik dem Franz Hede. Laut Befundtabellen schänkte Kretschmer Johann Geisler 46 Achtel Bier und 2 Eimer Branntwein jährlich aus. Die Indiction betrug 822¼ Thaler. Die Herrschaft hatte zwei Gärten von einem Scheffel, hielt 275 Schafe, 45 Kühe, 5 Schweine; zum Vorwerk gehörten 12 Dreschgärtner, 4 Freihäusler, die 9 Gärten von 5 Scheffel Aussaat hatten, auf dem Felde je 2½ Malter aussäeten, 18 Kühe und 12 Schweine hielten, während die Herrschaft je 12 Malter im Herbst und Frühjahr als Einsaat bestellte. Scholz war 1712 und auch noch 1725 Georg Warmula.

Die Stadt veräußerte 1. September 1819 das Kämmereigut und erhielt, nachdem die Robotdienste für 8000 Thaler abgelöst waren, von dem Landesältesten Carl Josef von Jarotzki auf Langendorf, außer der Summe von 22,500 Thalern, einen jährlichen Zins von 50 Thalern, welcher nicht nur auf dem Gute eingetragen, sondern auch 1853 durch gerichtliches Urtheil festgestellt worden. Der Verkauf wurde 22. Mai bestätigt.

Gustav Adolf kaufte 1845 das Gut für 43,000 Thaler. Vom Halaminkaacker zwischen der Strafanstalt und Chaussee behielt die Stadt 6 Morgen 17 □Ruthen sich vor und kaufte 1852 einen Streifen Hutung von 89 □Ruthen hinzu. Dieser Acker wird verpachtet. Am 13. November 1854 waren die Häuslerin Josefa Kocian geb. Schiwon mit der elfjährigen Tochter Mariana und dem neunjährigen Sohn Franz in Woinowitz zur Kirmeß gewesen. Als sie in der Nacht bei großem Schnee heimkehrten, erfroren sie sämmtlich im Felde bei Sudoll und wurden fünf Tage später in Benkowitz begraben. 1868 kaufte Heinrich Merkel Guts= pächter zu Gorkau bei Nimptsch 800 Morgen Areal für 80,000 Thaler; 1872 erwarben den Antheil die Fabrikbesitzer Julius Zender, Max Samoje und J. Neumann für 120,000 Thaler. Seit 1. Juli 1874 bildet das Dominium, welches bis dahin zu Studzienna I. gehörte, einen selbstständigen Bezirk, und Studzienna I. und II. seit dieser Zeit ebenfalls nur einen Gemeindebezirk.

Durch Ackerseparationen und vielfach vorgekommene Dismembrationen wurden die ehemaligen 31 Bauerstellen bis 1865 auf 5 herabgesetzt. Seit 1. October 1884 besitzt der Ort nur ein Gasthaus, welches Franz Grud für 6000 Mark erworben.

Dieser Dorfantheil hatte 1784 25 Bauern, 15 Gärtner, 17 Häusler und 270 Einwohner, 1844 in 117 Häusern 676, 1861 in 125 Häusern 719 und 1883 in 142 Häusern 1041 Einwohner, welche 61 Pferde, 282 Stück Rindvieh, 72 Schweine, 64 Ziegen und 3 Bienenkörbe halten.

Das Rittergut hat in Hectaren: 164,81 Acker und Gärten, 13,40 Wiesen, 2,04 Hutung, 0,90 Wald, 4,66 Unland (Zusammen 185,81).

Auf einer Anhöhe am Ausgang des Dorfes an der Straße nach Ratibor steht eine St. Barbarakapelle, in deren Umgebung die Choleraleichen 1831 und 1832 begraben wurden.

Studzienna

Schule.

In Folge einer Anweisung des Landraths vom 4ten October 1764 zahlte Magistrat dem Schulmeister der hiesigen deutschen Schule 18⅓ Thaler Gehaltsantheil.

Sebastian Lindner. Diesen Namen erfahren wir aus dem Taufbuche, da Katharina Lindner 28. August 1767 und der Gatte am 21. Februar 1768 Pathen waren, 1783 ist der Einlieger Sebastian Lindner Pathe in Altendorf.

Georg Rohrbek ließ 1. November 1796 ein von der Gattin Therese Kaminski geborenes Mägdlein taufen ging als Lehrer und Gemeindeschreiber nach Bojanow und von dort verdrängt 1810 nach Zawade, 1818 nach Thurse.

Georg Heber 1779 Organist im Kreuzstift zu Ratibor, 1782 und 1796 noch in Markowitz Organist und Schulmeister, war 16. April 1802 als Schulhalter von Studzienna Taufzeuge, ließ 23. September 1804 einen von seiner Gattin Anna Proksch geborenen Knaben taufen und ging nach Sudol, wo er 6. März 1808 starb.

Johann Niewrzela, geboren 1786, besuchte einen Cursus im Breslauer Seminar und wurde sofort am 1ten Juni 1805 hier angestellt. Am 21. December 1807 war er mit seiner Gattin Nothburga Taufzeuge bei dem Kinde eines Elsäßischen Chasseur. Da er trotz ziemlich fleißigen Schulbesuchs Seitens der Kinder dieselben doch nicht hinreichend unterrichtete, mußte er oft an die Erfüllung seiner Pflichten erinnert werden. Weil die Schule nicht Raum genug bot, bezog er, nachdem die Gattin eine halbe Bauerstelle angekauft, die eigene Wohnung. Der Landrath schlug ihm vor, mit der Stelle in Bojanow zu tauschen, was er auch nach Neujahr 1822 annahm. Dort starb er nach 6 Jahren.

Jacob Liko, geboren 14. August 1785 in Hrabin, besuchte die Ortsschule, später die Normalschule und das Gymnasium zu Troppau bezog 1811 die Secunda in Leobschütz, um Theologie zu studiren. Aber die Mittel fehlten ihm. Als er im Herbst 1813 einen Besuch in Bojanow machte, wurde ihm die Gemeindeschreiberei angetragen und auf Veranlassung des Pfarrers Galda von Benkowitz übernahm er auch den Schulunterricht. Am 9ten Januar 1822 wurde er nach Studzienna befördert. Verehelicht war er mit Gertrud Clemens aus Bojanow. Da das Schulhaus schon schlecht, so machte Bauconducteur Fritsche 1823 ein Project zum Neubau, welcher 27. Februar 1825 an den mindestfordernden Zimmermeister Brosek verdungen wurde, der aber die Ausführung dem Zimmermeister Josef Seidel in Brunkenhof überließ. Das Gebäude wurde im Sommer neu und massiv aufgeführt, aber leider wurden statt der bequemeren Pulte auf Fritsche's Anordnung enorme Tische beschafft. Wenn auch Anfangs wenig für den Gesangunterricht geschah, da Liko nicht musikalisch war, so hob sich doch die Schule bedeutend. Im Jahre 1831 bei Theilung der Gemeindehutung von 227 Morgen 168 □Ruthen (Preußisches Maaß), erhielt die Schulstelle 2½ Morgen und die Gemeinde verpflichtete sich 4 Schock Stroh zum Winterfutter zu geben.

Bisher war es üblich gewesen, den Pfarrer zum Besuch der Schule mit einer Gemeindefuhre abzuholen, da aber bei vielfacher Seelsorge in der ausgedehnten Parochie derselbe wegen kirchlicher Feier oder Krankenbesuch nicht immer abkommen konnte, auch der Weg oft grundlos war, so wurde 28. August 1841 das Abkommen getroffen, daß der Pfarrer sich, wenn er frei sei, eine Fuhre miethe, welche die Gemeinde mit je 10 Silbergroschen am Jahresschluß zurückerstattete.

Am 3. December 1859 bewilligte die Gemeinde dem Lehrer auf Anregung des Landraths 20 Thaler Gehaltszulage. Am 1. October 1863 feierte Liko sein 50jähriges Dienstjubiläum und erhielt nachträglich das allgemeine Ehrenzeichen, wie auch 30 Thaler aus der Generalkasse des Ministeriums. Nachdem die Kräfte des braven Jubilars abgenommen und die Schülerzahl sich vermehrt hatte, wurde ihm ein Hilfslehrer beigegeben. Er starb in Ratibor 21. Februar 1873.

Franz Trtzka, geboren 3. December 1845, Sohn des gleichnamigen Kirchenvorstehers in Ratibor, in der Prüfung Oberglogau 8. April 1865 gut bestanden, trat Ostern d. J. die Stelle an.

Ein Erweiterungsbau der Schule, dem mindestfordernden Mauermeister Adler für 1050 Thaler verdungen, war bis Ende des Jahres 1865 vollendet. Die Kosten von 1100 Thaler wurden nach Maaßgabe der Klassen=, Grund= und Gewerbesteuer aufgebracht.

1875 wurde die größte Sumpfquelle vor dem Schulhause verschüttet und ein Blumengärtchen angelegt.

Ostern 1878 wurde das Dreiklassensystem eingeführt.

Nach erfolgter Pensionirung des Lehrers berief der Gutsherr Heinrich Merkel den bisherigen Adjuvant in Altendorf Franz Wiesner 31. August 1871 als Lehrer in Studzienna (S. 101). Derselbe trat 1. October das Amt an wurde 7. August 1872 vereidigt und erhielt 24. Januar 1874 von der Königlichen Regierung die Genehmigung als Gemeindeschreiber. Als Trtzka Juli 1872 an die neuerrichtete Stelle in Kornitz befördert wurde, unterrichtete Wiesner durch sechs Jahre allein. Seit Sommer 1875 ertheilte dessen Ehefrau Industrieunterricht für 90 Mark, September d. J. wurde ein zur Baumschule geeignetes Grundstück gehörig umzäunt und dem Lehrer übergeben. Am 6. November 1879 erhielt er das Schiedsmannsamt, später auch das von Sudoll, wurde Waisenrath vom Guts= und Gemeindebezirk und 10. März 1881 Hauptlehrer.

Carl Proske, geboren 20. April 1858 zu Gieraltowitz, geprüft Juli 1878 zu Oberglogau, erhielt 18. Juli 1878 von der Königlichen Regierung die hiesige Adjuvantenstelle, trat am 27. d. Mts. an und wurde am 1. August vereidet. Er ging am 15. September 1879 als Adjuvant nach Syrin und an seine Stelle trat der in Ziegenhals 14. August 1879 geprüfte Franz Preissner aus Oppersdorff, geboren 5ten Januar 1860, der am 22 October vereidet wurde. Die Königliche Regierung übertrug ihm 18. Juni 1881 die provisorische Verwaltung der zweiten Lehrerstelle zu Poremba vom 1. August ab.

Candidat Ludwig Kretschmer aus Urbanowitz, geboren 12. April 1861, der die erste Prüfung in Oberglogau 7ten Juli 1881 abgelegt, wurde 16. August vereidet, vertrat vom 12. Mai bis 1. Juli 1882 den an einem chronischen Rachen= und Kehlkopfkatarrh erkrankten Hauptlehrer, wurde dann zur sechswöchentlichen militärischen Ausbildung nach Cosel eingezogen.

Johann Himmel, Adjuvant in Hammer, vertrat vom 1. Juli 1882 bis 7. August den noch kranken Hauptlehrer und den seiner Militärpflicht genügenden Adjuvanten und ging nach den Ferien als zweiter Lehrer nach Brzezie.

Wiesner erhielt 10. Mai 1883 die Genehmigung zur Uebernahme einer Posthilfsstelle.

Hilfslehrer Kretschmer ging am 1. April 1884 als vierter Lehrer nach Polnisch=Neukirch.

Carl Skudelny in Slawentzitz, geboren 31. Juli 1864, geprüft in Pilchowitz März 1884, wurde vom 1. April ab Adjuvant und am 6. April vereidigt, ein Jahr später nach Groß=Nimsdorf versetzt.

Der baufällige Kuh= und Holzstall, dessen Neubau schon 1880 beantragt worden, die nasse Wohnung und das Klassenzimmer des Hauptlehrers bedurften einer Remedur und wurden 19. Mai 1884 für erstere Bauten vom Königlichen Ministerium 2000 Mark als Gnadengeschenk bewilligt. Die Gesammtkosten betrugen incl. Handdienste 3567 Mark.

September 1884 wurde der Dorfgraben regulirt und die Tümpel vor der Schule verschüttet, wodurch der Turnplatz an Umfang gewann und die Umgebung der Schule ein freundlicheres Aussehen und gesundere Luft bekam.

Anton Rother, geboren Rozmierka 10. Mai 1863, geprüft zu Peiskretscham 25. Februar 1885, kam am 1ten April hieher.

Die Lehrer erhalten für Mehrunterricht je 75 Mark.

1818 = 62 Schulkinder, 1827 = 90, 1835 = 138, 1840 = 120, 1857 = 113, 1876 = 205, 1878 = 225, 1884 = 219 Kinder nämlich 120 Knaben 99 Mädchen.

Niedane.

Niedane

an der Oder, eine halbe Meile nördlich von Ratibor gelegen, wird zuerst in der Urkunde von 1305 genannt, in welcher Herzog Przemyslav die Hutungen der Bürger bestätigt. Es ist dort nämlich Rede von den Gärten, die vom Ende Altendorfs gegen Niedane zu liegen. 1416 hatte der dritte Canonicus des Collegiatstifts neben anderen Bezügen den Decem von den herzoglichen Vorwerken Brzesnitz und Niedane. Letzteres gehörte 1445 mit zum Witthum der Herzogin Margareth.

Nach dem Aussterben der Herzoge wurde auch dieses Kammergut verpfändet. Laut Urbar von 1532 konnten auf dem fürstlichen Vorwerke an Weizen und Korn zum Herbst 10 Malter, zur Sommerung 8 Malter Hafer, 7 Malter Gerste, 1½ Malter Erbsen, 8 Scheffel Hanf, 1½ Malter Heide, 4 Scheffel Wicke, 2 Viertel Hirse ausgesäet werden. Bei dem Vorwerke lag der See Brzeznicki, die Wiese daneben lieferte 30 Fuhren und die Brzezowsker Wiese 20 Fuhren Heu. Es konnten auf dem Vorwerk 80 Stück Rind= und 60 Stück Schwarzvieh, 60 Pferde, 4—500 Schafe, ferner Gänse, Enten, Kappauner, Hühner gehalten werden. Unterthanen im Dorfe waren 49, darunter 6 Neugärtner. Von dem Inselfleck in der Oder unterhalb des Wehres bis unter Proschowitz, wo sich die Wasserarme vereinigten, gab Schloßburggraf Jacob 2 Mark 28 Groschen Zins, von dem Oderarme Struzna und von einem zweiten „Stara“ gab er jährlich eine Mark. Die Fischer mußten, wenn sie einen Lachs fingen, denselben auf das Schloß liefern, vom Störe aber den Schwanz, ebenso von jedem Biber Schwanz und Hinterfüße. Ein Eichwald lieferte Mast für 4 Schock Schwarzvieh. Im Jahre 1564 hatte der Schloßhauptmann Georg Freiherr von Oppersdorff das Gut zur Nutznießung. Auf Ottitz und Niedane war je ein stattliches Vorwerk, auf dessen Feldmark 52 Malter (großes Maaß) Getreide gesäet, durch Robotdienste geschnitten, eingeführt und ausgedroschen werden konnten, was jährlich auf 1200 Thaler angeschlagen wurde. Nach dem Grundbuche von 1567 wurden allein auf dem hiesigen Vorwerk 20 Malter ausgesäet, je 50 Stück Rind= und Schwarzvieh, auch 600 Schafe gehalten; dicht am Vorwerke waren zwei Küchengärten. Vor denselben bestanden früher einige Teiche, die aber bereits verschlämmt waren. Die Wiesen gaben 113 Fuhren Heu. Die vier Fischer am Orte lieferten mit denen zu Proschowitz und Ostrog der Reihe nach Freitags und Sonnabends ein Gericht Fische auf das Schloß.

Hinko Petrowitz Charwat von Wiecze, der mehrere Kammergüter in Pfand hatte, auch Tworkau kaufte, erhielt Januar 1579 von der Breslauer Kammer Erlaubniß in Niedane einige Gärtnerhäuser, doch nicht zu nahe am Vorwerk, aufzubauen. Nach dem Urbar von 1595 ist das Vorwerk mit Gebäuden stattlich versehen, hat 80 Stück Rindvieh und 13 Unterthanen, welche zusammen 18 Thaler 15 Groschen zinsen. Die Wittwe Hinko's, welche in Schichowitz wohnte, verödete den Wald und bedrängte die Unterthanen. Als 1603 mehrere Kammergüter zum Verkauf gelangten, schlug die Commission dem Kaiser vor, Niedane nicht zu veräußern, sondern beim Schloß zu behalten, weil die Wildbahn einträglich sei. Das Vorwerk wurde 1607 auf 8056 Thaler, das Dorf auf 601 Thaler taxirt. 1642 zählte die Schäferei 750 Stück Schafe. In den zu Altendorf geführten Kirchenbüchern heißt der Ort Medona.

In Niedane lag ein Mühlchen seit 20 Jahren wüst. Der Schloßmüller Nicolaus Barton baute es mit vielen Kosten auf und gewährte ihm deßhalb der Schloßbesitzer Franz Eusebius Graf Oppersdorff 17. September 1669 Robotfreiheit; statt einem Malter Mehl hatte er baar 16 Thaler zu entrichten, ferner 2 Hühner, 15 Eier, für Acker 18 Groschen, von 2 Wiesen 2⅔ Thaler zu zinsen. Das Gut lag mit 811½ Thaler in der Indiction, die herrschaftlichen Gärten waren auf 2 Scheffel Aussaat berechnet; die Gärten der zum Vorwerk gehörigen Dreschgärtner auf 8½ Scheffel. Es war kein Kretscham vorhanden und wurden 14 Achtel Bier, ¼ Eimer Branntwein jährlich von einem Robothalter ausgeschänkt. Ein Eichwäldchen (Kadzienec) enthielt ¼ Stallung Holz. Es wurden 450 Schafe, 30 Kühe und 3 Schweine gehalten, von den Gärtnern 22 Kühe, 5 Schweine. Die Aussaat auf den herrschaftlichen Feldern betrug je 13 Malter, die der Dreschgärtner je 2½ Malter. Ortsschulz war Jan Opala, Müller Franz Grzonka. Die an der Grenze zwischen Niedane und Rudnik gelegene Mühle gehörte dem Jungfrauenstift.

Im Jahre 1819 waren 12 Gärtner, 15 Häusler, 198 Einwohner; 1844 schon 416 Einwohner in 63 Häusern, 1861 stieg die Seelenzahl auf 480. Der Gutsbezirk hat gegenwärtig 180, der Gemeindebezirk 460 Seelen in 70 Häusern.

Die Dominialfeldmark, meist Weizenboden enthaltend, umfaßt an Hectaren: 337,89 Acker, 48,64 Wiesen, 17,89 Hutung, 9,68 Wald, 1,83 Wasser. Die Gemeindefeldmark beträgt 141,49 Hektar. Außerdem besitzen die Wirthe in den benachbarten Feldmarken an Acker 65,00 Hektar.

Das Vorwerk Wiesenhof ist 1857 errichtet.

Niedane.
Schule.

Nachdem die Seelenzahl des Orts auf 480 und die Zahl der schulpflichtigen Kinder auf 88 gewachsen war, wurde an die Gründung eines eigenen Schulsystems gedacht und die Aufsammlung eines Baufonds von 15 Thaler monatlich vom Landrath 6. October 1862 befohlen. Der Gemeinde, welche 1824 zur Erweiterung der Schule in Altendorf 200 Thaler und 1840 ebensoviel beigetragen, fiel die Zahlung schwer, zumal nur 47 Stellenbesitzer, darunter 33 Häusler waren. Gleichwohl wurde 8. August 1864 ein Termin betreffend Errichtung des Schulsystems gehalten. Auf den Bericht des Landraths vom 9. September d. J. nahm die Königliche Regierung 17. Februar 1866 mit Rücksicht auf die Mittellosigkeit der kleinen Gemeinde von dem Project Abstand, eine besondere Schule für den Ort zu errichten, wies aber darauf hin, Niedane, wo 56 Kinder und Proschowitz, wo 58 Kinder schulpflichtig, zu einem System zu vereinigen und das Schulhaus am nördlichen Ende von Proschowitz zu erbauen. In der Verhandlung am 20. März wurde jedoch bemerkt, daß dieser Platz in das Inundationsgebiet käme; Proschowitz fand kein Verlangen, aus Altendorf zu scheiden, Niedane erklärte sich zwar zur Aufsammlung eines Baufonds von monatlich 10 Thaler bereit, doch nach Ausbruch des Krieges erlosch der Eifer und bat die Gemeinde am 24. November vergeblich, von der Aufsammlung eines Fonds und alleiniger Ausführung des Bau's verschont zu werden. Die Königliche Regierung beauftragte den Landrath 26. October 1869, zur Bauausführung ein Darlehn aus der Provinzialhilfskasse entnehmen zu lassen. Maurermeister Stiebler überreichte 2. Januar 1870 Grundriß und Kostenanschlag auf 2650 Thaler. Der Baufonds war April 1868 auf 140 Thaler, Januar 1871 auf 483 Thaler gewachsen, die Zahl der Kinder 1866 schon auf 70 und 1870 bereits auf 85 gestiegen. Feldmesser Saatz überreichte 12. April 1872 den Stieblerschen Situationsplan nebst Vermessungsregister. Am 23. Mai 1873 wurde der Kaufvertrag über eine bisherige Vorwerkslandparzelle von 10 Aren für 78½ Thaler abgeschlossen. Da die erste Bauanlage zu opulent ausgefallen und auf 3585 Thaler Kosten berechnet war, so überreichte Baurath Linke 12. August 1874 eine andere Zeichnung nebst Anschlägen.

Nachdem vermittelst Ordre vom 24. Mai 1875 ein Gnadengeschenk von 2280 Mark bewilligt worden, wurde 18. November ein Termin zur Verdingung des Baues gehalten und ging Zimmermeister Robert Raschdorf mit 10,000 Mark als mindestfordernder Bauunternehmer hervor, der das Gebäude bis August unter Dach brachte.

Die Gemeinde, welche ein Darlehn von 4500 Mark aus der Provinzial=Hilfskasse hatte aufnehmen wollen, erhielt 4. Januar 1876 nur 3 mille in 15 Jahren zu amortisiren bewilligt.

Seine Durchlaucht der Herzog gab ein Gnadengeschenk von 1200 Mark, Erzpriester Strzybny trug 75 Mark bei. Im November war der Bau beendet und wurde am 25. mit dem Schulvorstand und Vertretern der Schulgemeinde vor dem Amtsvorsteher zu Lubowitz das Gehalt des neu anzustellenden Lehrers festgesetzt. Die Gemeinde, welche nur 140 Hectar Ackerfläche besaß, an Steuern 1005, an Communalabgaben 1991 Mark aufzubringen hatte, fand die Besoldung für unerschwinglich. Eine bereits gewährte Staatshilfe von 240 Mark wurde vom 1. April 1878 ab um 100 Mark erhöht.

Theofil Linek, in Peiskretscham 1872 gebildet, Adjuvant in Markowitz, 1. April 1874 bis Juli 1876 Adjuvant in Woinowitz, zweiter Lehrer in Markowitz, erhielt durch Schuleninspector Battig ein gutes Zeugniß und wurde 9. Januar 1877 von der Herzoglichen Kammer präsentirt. Am 14. Januar fand die Einweihung der Schule durch Erzpriester Strzybny statt und Linek, am nächsten Tage durch Battig eingeführt, begann mit 97 Kindern den Unterricht. Die Königliche Regierung, die erst später Kunde von dem eigenmächtigen Vorgehen des Kreisschulen=Inspectors erhielt, bestätigte die Wahl am 16. April und wurde die Vocation von der Herzoglich Ratiborer Kammer am 14ten Juni ausgestellt. Der Industrie=Unterricht, durch die Lehrerfrau für 60 Mark geleitet, begann 4. März 1882. Für den Halbtagsunterricht, den der Lehrer seit April 1877 gehalten, bezog er im December 1882 eine einmalige Zuwendung von 75 Mark. Damals waren 113 Schüler.

Proschowitz.

⅞ Meilen nördlich von Ratibor. Als Prinzessin Eufemia 9. April 1313 in das Jungfrauenkloster trat, schenkte ihr deren Bruder Lestko dieses Dorf mit Zubehör an Aeckern, Gärten, Hutungen, Wald; zwei Fischer sollten in der ganzen Oder, soweit sie das Herzogliche Gebiet berührt, für den Klostertisch fischen; Proschowitz und vier andere Dörfer sollte sie auf Lebenszeit besitzen und nach dem Tode sollten diese Güter dem Kloster zufallen. Aber schon um 1410 wurden sie als heimgefallene Appanage eingezogen. König Sigismund bestätigte zwar 28. Januar 1420 das Privilegium des Jungfrauenstiftes, aber schon 1445 finden wir auch dieses Dorf zum Witthum der Herzogin Margareth bestimmt; ja selbst der Zins von 10 Mark, den letztere für eine vom Collegiatstift geliehene Summe auf Altendorf und Proschowitz 1457 legte, ging später ganz verloren. Der Ort hieß um jene Zeit Prostwinkel.

Nach dem Urbar von 1532 waren 21 Unterthanen, die 6 Floren 23 Groschen, 32 Hühner und von 2 Seen 1 Gulden 8 Groschen zinsten. 1567 waren 11 Fischer in dem Kammergute, die auf das Schloß je einen halben Thaler zinsten und Fische lieferten. 1595 hatte es 4 Bauern mit 3 Hufen und 18 Gärtner, die zusammen 33 Thaler 27 Groschen zinsten. 1607 wurde Proschowitz auf 1160 Thaler geschätzt. Ende Juli 1637 an einem Sonntag zündete der Blitz ein Haus, in Folge dessen vier Häuser und zwei Scheuern abbrannten, Ställe und das Vieh wurden gerettet. Die betroffenen Bauern Georg Gusta, Hans Lukaszek, Martin Kasparides und der Gärtner Adam Fischer erhielten auf ihre Bitte Holz zum Aufbau der Wohnungen. Damals hielt jeder Bauer 5—6 Pferde, 10—12 Stück Rindvieh, einiges Schwarzvieh und 150 Stück Schafe. In den Befundtabellen ist das herrschaftliche Gut mit 14⅓ Thaler Indiction verzeichnet, die Unterthanen mit 277 Thaler; Scholz war Johann Zagola, ein Gärtner. Damals waren 6 Bauern, 14 Gärtner, 6 Häusler am Orte, deren Gärten auf 8⅝ Scheffel berechnet sind, die Feldaussaat betrug je 5¼ Malter. Sie hatten 38 Kühe, 10 Schweine. Im Kretscham wurden 44 Achtel Bier und ¼ Eimer Branntwein jährlich ausgeschenkt. 1784 waren am Orte 6 Bauern, 16 Gärtner, 6 Häusler, 126 Seelen; 1819 neben der selben Zahl von Bauern und Gärtnern 18 Häusler und 197 Einwohner; 1844 in 67 Häusern 388 Einwohner, darunter 13 Kohlenhändler, 1861 in 82 Wohnhäusern 473 Seelen. Der Gemeindebezirk zählt in 91 Häusern 653 Einwohner, welche 29 Pferde, 169 Stück Rindvieh, 38 Stück Schwarzvieh, 5 Ziegen, 20 Bienenstöcke halten.

Colonie Ottitz.

Das schon 1294 genannte, westlich von Altendorf gelegene Dorf, hat vier Antheile, von denen drei nach Janowitz und einer nach Altendorf eingepfarrt sind. Der Hauptantheil wurde 1629 vom Besitzer des Schlosses Ratibor an Stanislaus Reiswitz von Kandrzin auf Kornitz verkauft und gelangte in neuerer Zeit an Dr. Kuh, nach dessen Tode an den königlichen Lieutenant Wuthe.

In Ober=Ottitz wurde 1829 eine Schule für den Ort Schardzin, Mittel= und Nieder=Ottitz errichtet; Neuottitz, ⅛ Meile südlich von dem vorgenannten, ist ein Vorwerk; Mittel-Ottitz, ⅛ Meile von dem ersteren abgelegen, ist ein dem Herzog von Ratibor gehöriges Vorwerk und Nieder-Ottitz ist eine Colonie desselben Herzogs. Letztre beiden „Schloß Ottitz“ genannt, wurden 1861 mit dem Communalverbande von Altendorf vereinigt. Der Grundbesitz dieses Pertinenzgutes beträgt an Hectaren 117,24 Acker, 0,93 Wiesen. Pächter ist Carl Heinrich Hans v. Zawadzki, Hauptmann a. D. 1861 betrug die Zahl der Einwohner 63; 1883 schon 74.

Pawlau

nordwestlich eine kleine Meile von Ratibor gelegen, ist ein altes Kirchdorf.

Der ehemalige Canonicus und Herzogliche Hofkaplan Gerlach hatte zu dem Altare St. Margareth in der Schloßkapelle vier Hufen, in Schardzin mit allen Einkünften und Rechten nebst dem Vorwerk in Pawlau sammt Scheuern und Gärten fundirt, was Herzog Nicolaus 10. April 1350 genehmigte und die Colonisten von allen Leistungen befreite. Im Jahre 1416 besaß der zweite Canonicus das Vorwerk im herzoglichen Dorfe. Der Ort gehörte zu dem Witthum, welches Herzog Wenzel 1445 seiner Gattin Margareth verschrieb. Herzog Valentin veräußerte am 18. December 1506 das Gut an den Kanzler Sigismund v. Wiskota, dem es schon von Herzog Nicolaus für 800 ungarische Gulden verpfändet war. Dem neuen Besitzer und den Unterthanen wurde erlaubt, Bau= und Brennholz aus dem herzoglichen Walde zollfrei zu holen, dafür soll Wiskota ihm mit einem Roß und bewaffneten Bogenschützen neben andern Rittern des Herzogthums dienen. Das Collegiatstift lieh 7. März 1559 dem Besitzer Caspar von Wiskota 100 Gulden auf das Gut. Am 29. October 1569 verkaufte Letzterer Pawlau an Sebastian Stoltz von Gostom auf Rosnochau. Derselbe war 1557 mit Catharina, Tochter des Gothard Gotsch auf Zeiselwitz, vermählt und war 1566 gegen die Türken nach Ungarn gezogen. Er starb 1571 und hinterließ als Erben den Sohn Nicolaus, der sich mit Magdalena von Larisch verehelichte. Im October 1583 beschwerte sich Hinko Petrowitz von Charwat über den Eingriff der Wittwe Catharina Schoff (Gotsch) zu Pawlau in den Wald Luski. Johann Stoltz nahm 1626 und 1629 Gelder gegen Schuldverschreibungen auf; unter anderen lieh er auch von Anna von Fragstein geb. von Stoltz, die auf dem Freihofe zu Pawlau angesessen war, eine Summe; eine größere hatte Jenem Nicolaus Brawanski von Chobrzan auf Zyttna vorgestreckt. Zur Befriedigung der Gläubiger nach dem Tode des Johann und Georg von Stoltz ordnete der Landeshauptmann den Verkauf des Gutes an und erwarb dasselbe August 1632 von Brawanski für 7200 Thaler, von welcher Summe die Waisen nach der verstorbenen Wittwe Dorothea von Stoltz einen Theil erhielten. Der Schloßbesitzer Freiherr von Mettich hätte gern Pawlau erworben und hatte dem Besitzer 20 mille vergeblich geboten.

Nicolaus Brawanski, der 15. Juli 1639 das hinter den Dominikanern gelegene Freihaus des Paul Charwat für 350 Gulden gekauft und 1644 Hauptmann des Ratiborer Kreises geworden, war mit Margareth Beeß von Köln und Kattowitz vermählt, die das von ihrer Mutter geerbte Zyttna dem Gatten 1628 zugebracht. In zweiter Ehe nahm er Anna Maria von Bilska zur Gattin. Brawanski machte zu Ratibor am 7. April 1659 sein Testament. Er will neben seinem Freunde Charwat in dessen Familiengruft bei den Dominikanern vor dem Hochaltare begraben werden 1) und solle für 100 Thaler schlesisch allwöchentlich für ihn eine heilige Messe gelesen werden. Den drei Hospitälern in Altendorf, am neuen Thore und an dem Oderthor vermachte er zu besserem Unterhalt je 20 Thaler. Auch seine Verwandten erhielten ansehnliche Legate. Schon 1654 hatte er eine wöchentliche Messe bei dem Pfarrer Johann Cromer in Pstronzna fundirt, wofür aus Zyttna jährlich 7 Gulden gegeben werden sollten. Für die alte, der Reparatur 1736 war das Grabmal mit Rittergestalt noch vorhanden. Geschichte von Ratibor II.. Auflage Seite 794. Das Wappen der Brawanski hat eine auf dem Bären sitzende gekrönte Jungfrau. bedürftige Kirche vermachte er 50 Thaler. Am 4. Juli 1663 errichtete er noch ein Codicill, in welchem er Bestimmungen über das Begräbniß traf.

Die Wittwe verkaufte 15. November 1667 das Gut au Hedwig Salome Freiin von Kotulinska geborne Dzierzanowska auf Lancze und Boronow für 6000 Thaler schlesisch und 30 Dukaten Schlüsselgeld. Dieselbe verweigerte dem Einsammler der bischöflichen Fertonen in den hiesigen Fürstenthümern Andreas Ludwig Standky, Scholastikus und Curatus der Deutschen Ratibor, die Abgabe mit dem Vorgeben, daß sie den Decem entrichte. Deßhalb erging aus Neisse 10. Januar 1668 ein Befehl an den Landeshauptmann der hiesigen Fürstenthümer, die Gutsfrau zur Bezahlung anzuhalten. Die neue Besitzerin, welche auch Ruda und Klein=Paniow besaß, veräußerte 7.September 1680 für 9900 Gulden à 36 Groschen Gut und Dorf Pawlau mit Herrensitz, Vorwerk, Ober= und Untergerichten an Heinrich Salisch von Groß=Graben. Derselbe war mit einer von Fragstein verehelicht, die ihm sechs Kinder schenkte, von denen früh vier starben, Carl und Anna Therese bei seinem 1694 erfolgten Tode minderjährig waren. In seinem am 5. Juli d. J. errichteten Testamente wünschte er, daß Pawlau in der Familie erhalten bleibe; da er Protestant war, vermachte er unter der Bedingung, neben seiner verstorbenen Gattin bestattet zu werden, der Kirche 100 Thaler schlesisch; sollte aber dieses nicht erlaubt werden, so solle die Summe an Hospitäler und Arme vertheilt werden. Nach eingeholter Genehmigung des Generalvicars vom 25. October des Jahres wurde er in der Filialkirche zu Pawlau bestattet.

Carl übernahm das inzwischen vom Oheim Ferdinand von Salisch auf Karchwitz, Wronin und Rzetitz verwaltete Gut und vermählte sich mit Charlotte Elisabeth Freiin von Posadowska. Die Schwester Anna Therese hatte sich fünf Tage vor dem Begräbniß des Vaters mit Franz Adalbert Lichnowsky von Woschczütz verehelicht. Carl starb 1722 ohne Testament und wurde am 2. März in der Kirche bestattet. Er hinterließ sieben Kinder, einen Sohn und sechs Töchter. Vormund wurde Erdmann Jaroslav von Lichnowsky auf Lubowitz. Das Gut lag mit 1235 Thalern in der Indiction. Die drei herrschaftlichen Gärten boten 2 Scheffel Aussaat, die Felder je 26 Malter. Es wurden 600 Schafe, 24 Kühe, 3 Schweine gehalten. Zum Vorwerk gehörten 20 Dreschgärtner und 7 Freigärtner. Im Kretscham wurden 40 Achtel Bier ausgeschänkt, der Branntweinurbar war verpachtet. In zwei Teichlein konnten vier Schock dreijähriger Karpfensamen Aufnahme finden. Der Wald hatte 3½ Stallungen hartes und 3 Stallungen weiches Holz. Außerdem hatte die Herrschaft das Recht auf freies Brennholz in Ratiborer Dominialforsten. Die Unterthanen lagen in der Indiction mit 445 Thalern. Die 41 Gärtchen umfaßten 3 Scheffel Aussaat; auf den Feldern betrug letztere je 23 Malter. Am Orte waren 10 ganze, 3 halbe Bauern, 20 Gärtner, 5 Freigärtner, 3 Häusler; sie hielten insgesammt 74 Kühe, 13 Schweine. Bartholomäus Mosler hatte 18. October 1724 den Kretscham für 100 Floren rheinisch auf 3 Jahre gepachtet.

Nachdem der Sohn Adam Heinrich v. Salisch majorenn geworden, wurde ihm 20. November 1728 Pawlau im Werthe von 14 mille übergeben. An mütterlichem Vermögen waren 14,141 Thaler, an väterlichem 3045 Thaler geblieben. Die Mutter war 24. April 1725 bestattet worden. Maria Magdalena von Salisch, im Jungfrauenkloster sich ausbildend, wurde in der Collegiatstiftskirche 28. Juli 1734 mit dem Wittwer Carl Wilhelm von Eicke copuliert und waren ihr Bruder Heinrich auf Pawlau und Baron Reiswitz junior auf Schammerwitz Trauzeugen.

Adam Heinrich von Salisch verkaufte 25. Januar 1764 Pawlau an seinen Neffen Franz Albrecht von Holy für 20 mille, reservirte sich aber lebenslängliche Wohnung. Der neue Gutsherr war vermählt mit Helene Maximiliane von Larisch und leistete 13. Juli 1764 den Homagialeid für Pawlau.

Der Feldprediger Falkenthal aus Ratibor taufte 7ten Juni 1765 im Dorfe die am 1. Juni geborne Tochter Maximiliane Francisca Therese und 13. August 1766 die Leopoldine Helene, welche am 6. geboren war. Der in den letzten Jahren des siebenjährigen Krieges gewesene Lazarethprediger Magister Johann August Fischer wurde Hofmeister der von Holyschen Kinder, 1779 Prediger und Schulrector in Ratibor.

Am 24. Februar 1781 verkaufte Franz Albrecht von Holy sein Gut an Carl Erdmann von Larisch für 53,500 Floren rheinisch und Letzterer erwarb von Ersterem an demselben Tage Kornowatz für 29,000 Gulden. Pawlau wurde dem von Larisch 5. April 1782 civiliter übergeben.

Carl Moritz von Poser, der bei den von Grölingschen Husaren als Lieutenant gestanden, vertauschte 29. März 1782 seine Güter Gwozdzian, Dzielna, Skrzydlowitz und Bzenitz im Werthe von 108,000 Thalern gegen Pawlau, dessen Werth auf 40 mille berechnet wurde, lieh 1783 von der Sofie von Kamienitz geb. Freiin Eichendorff 5570 und 3860 Floren unter Verpfändung von Pawlau. Der Besitzer beabsichtigte December 1784 einen Hochofen nebst Frischfeuer anzulegen und verpflichtete sich zu Breslau 26. Juni 1788, dem Kaufmann Antonio Benzonelli 1200 Centner Eisen à 3 Thaler innerhalb 18 Monaten nach Breslau zu liefern.

Die Vorwerksäcker wurden 1788 durch den Feldmesser Sarganek vermessen, bald darauf aber noch einige mit Sträuchern bewachsene Flecke, 22 Morgen enthaltend, gerodet, zusammen 581 schlesische Morgen 140 □Ruthen, (2½ Breslauer Scheffel Aussaat = ein Morgen schlesisch) enthaltend. Zu dem Gute gehörten drei jenseits der Oder gelegene Wiesen. Im Jahre 1792 waren ansäßig 10 Robotbauern, 15 Robotgärtner, ein Kretschmer, je 11 Freigärtner und Freihäusler, 2 Auszugshäusler, 11 eingemiethete Hausleute, zusammen 355 Unterthanen. Nachdem ein massives Herrenhaus neu erbaut worden, sollte damals das alte, schon baufällige Wohnhaus abgebrochen werden. Von den zwei Vorwerken lag eins im Dorfe, das andere war vor einigen Jahren auf Rodeland neu angelegt und nach dem Besitzer „Poserfeld“ benannt. Die erst vor einigen Jahren angelegte Colonie Wilhelmsdorf hatte sieben Possessionen. Dominium und Unterthanen hatten damals noch das Recht, aus den Ratiborer Schloßforsten ihr Holz zu holen. Der hiesige Kieferwald, aus dem jährlich 300 Klaftern à 46 Silbergroschen und der Birkenwald, aus dem jährlich 6¾ Klaftern à 11⅕ Silbergroschen abgesetzt werden konnten, blieb dem Dominium zur alleinigen Benutzung. Von den zwei ehemaligen Teichen war einer zu Feld gemacht, der andere gänzlich verschlämmt. Bier= und Branntweinurbar waren dem Dorfkretschmer für einen Zins von 120 Gulden rheinisch verpachtet.

Rittmeister Carl Moritz von Poser auf Schaderwitz verkaufte 22. November 1796 Pawlau mit Wilhelmsdorf und Vorwerk Poserfeld für 105,000 Thaler an den Landrath Johann Ernst von Sack auf Czienskowitz.

Die Grundfrau Charlotte von Sack starb im Alter von 30½ Jahren am 17. Juni 1799.

Damals standen die Rusticalstellenbesitzer mit dem Dominium in Unterhandlung über Dienstablösung und Erwerb von ¾ der herrschaftlichen Vorwerksgründe. Die aufgenommenen Protokolle wurden 1807 in ein Hauptinstrument zusammengefaßt. Die 10 Ackerbauern, 28 Gärtner, 14 Häusler erhielten 1422 Scheffel Aussaat an Land, wofür sie 65,200 Thaler Kaufgeld zahlten. Das Abkommen wurde 2. October 1810 bestätigt und der Dienst=Ablösungs= und Zergliederungsvertrag am 6. November eingetragen. Die Herrschaft behielt über 500 Scheffel à 120 □Ruthen und verschiedene Gerechtigkeiten.

Thecla, Tochter des Karl von Harassowski, geboren 1768, hatte sich 18. Februar 1784 mit dem Hof= und Justizrath Adam Bernard Kufka auf Chudow und nach dessen am 12. Januar 1798 erfolgten Tode mit Lieutenant Anton von Fragstein vermählt. Letzterer kaufte 1807 das Rittergut Pawlau von Ernst von Sack für 35,000 Thaler und verkaufte es 8. September 1809 an die Gattin. Dieselbe setzte in ihrem Testamente October 1810 ihre aus erster Ehe am 5. Januar 1791 geborene Tochter Amalie, die bereits mit dem Hauptmann Johann von Fragstein zu Rawitsch verehelicht war, für 41,000 Thaler als Erbin ein und sollte der Gatte das Gut bis zu deren Majorennität verwalten. Derselbe war Lieutenant bei der Ungarischen Infanterie und am 2. October d. J. mit Amalie in Pawlau copulirt worden. 28 Tage später starb deren Mutter Thecla. Dominialpächter wurde Johann von Skrzissowski. Amalie leistete 28. Februar 1817 aus Rawitsch des Vasalleneid durch einen Bevollmächtigten.

Philipp Dwuletzki, im 4. Kürassier=Regiment, erhielt in den Freiheitskriegen bei Lützen das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

1820 erwarb Carl Graf Strachwitz auf Poln.=Krawarn, vermählt mit Fridrike von Stockmans, das Gut, wurde vom 23. Juni 1835 bis 21. April 1842 Landesältester des Ratiborer Kreises. 1839 kaufte es Erwin Baron von Bissing für 47,500 Thaler.

1822 und 1823 waren zwei Unglücksjahre für den Ort; denn es brannten 18 Possessionen ab und 22. Mai 1823 wurden die Felder gänzlich verhagelt.

1844 erwarb das Gut Oberstlieutenant Heinrich von Jordan, geboren 1795, für 58,000 Thaler und verkaufte es 1860 an den Großherzoglich Mecklenburgischen Premier von Cramon, der es schon im nächsten Jahre an Paul Klapper veräußerte.

Das Rittergut umfaßt nach Hectaren 213,45 an Aeckern und Gärten, 14,21 an Wiesen, 20,65 an Wald, 5,62 an Unland, im Ganzen 253,93.

Einwohner: 1784 10 Bauern, 26 Gärtner, 4 Häusler, 193 Einwohner; 1844 572; 1855 691; 1861 767; 1883 in 103 Häusern 1049 Seelen.

Im Gemeindebezirk werden gehalten 89 Pferde, 276 Stück Hornvieh, 97 Stück Schwarzvieh, 54 Ziegen, 24 Bienenstöcke. Im Gutsbezirk 36 Pferde, 126 Stück Hornvieh, 32 von Schwarzvieh, 4 Ziegen, 3 Bienenstöcke.

Kirche.

Nach dem Visitationsbericht von 1679 war die consecrirte Kirche ad St. Michaelem Adjuncta von Altendorf, von Holz, 22 Ellen lang, uralt und feierte Sonntag nach St. Hedwig das Kirchweihfest. Der Fußboden war die bloße Erde, der violirte Altar von Schnitzwerk; der Tabernakel aus Eichenholz befand sich an der Mauer und bewahrte das Allerheiligste. Auch war ein Taufstein und drei Glocken vorhanden. Zum Benefiz gehörte eine Pfarrhufe, ein Pfarrhaus von Holz mit Ställen, Scheuer und anliegendem Garten; ansäßig waren 11 Bauern, sämmtlich katholisch. In der Kirche waren Protestanten bestattet. Der Gottesdienst wurde am dritten Sonntage, Montag nach Frohnleichnam und an dem zweiten Feiertage von Weihnachten, Ostern und Pfingsten gehalten. Im Jahre 1684 entstand im Pfarrhause ein Brand. Das Gebäude mit einer Stube, Stallungen und Scheuer wurden wieder hergestellt. Die Einkünfte waren je 3¾ Mud Roggen und Hafer; von drei Gärtnern 24 Groschen. Pfarrer Klentzka in Altendorf legte 1714 zur Bequemlichkeit und besseren Uebersicht für Pawlau besondere Matriken an.

Die bei Ratibor gelegene, 19. Juli 1723 abgebrochene Feldkirche Matka Boża von Holz, wurde 1727 in Pawlau aufgestellt. Das Dorf leistete Hand= und Spanndienste und trug aus eigenen Mitteln die Kosten der Aufstellung. Sie bestand aus Schrotholz, war von Bindwerk mit Brettern verkleidet, mit Schindeln gedeckt, 36' lang, 32' breit, das Presbyterium 24' lang, 22' breit, der Raum im Glockenthurme 17½' lang, 16' breit.

März 1791 brannte die Pfarrei, mehrere Bauern= und zwei Dreschgärtnerstellen ab. Der Gutsbesitzer v. Poser bat am 26. d. Mts. die Breslauer Kammer um Bewilligung einer Haus= und Kirchencollecte. Es erfolgte aber keine Hilfe. Inzwischen baute die Gemeinde nach Kräften innerhalb der nächsten Jahre das Pfarrhaus und auch der Pfarrer in Altendorf, dem der Bau nicht schnell genug betrieben worden, bat die Oberamtsregierung zu Brieg die Beschleunigung zu veranlassen und einen Patron auszumitteln. Letztere trug die Ausführung dem Justizrath Carl v. Mletzko zu Miechowitz und dem Justizsecretär Ignatz Constantin Primer zu Beuthen auf, für welche Commission die Gemeinde über 100 Thaler Gebühren entrichten mußte und bei der Säumniß der Zahlung executivisch bedroht wurde.

Die Gattin des Naturalbesitzers des Gutes Lieutenant Anton von Fragstein (Civilbesitzer war von Sack), Thecla Caroline geb. von Harrassowska, welche 30. October 1810 im Alter von 41 Jahren gestorben, hatte testamentarisch 100 Gulden, die auf dem Gute haften, zu einer Messe und Fürbitte am Sterbetage fundirt.

Da die Schindelbedachung 1818 höchst desolat geworden, wurde die Kirche neu gedeckt, auch der mittlere Theil der Bretterbekleidung des Thurms erhielt eine neue Verschalung; zu den Kosten von 173 Thaler gab die Kirchenkasse 56 Thaler, Fiscus als Patron ⅔, Pawlau und Wilhelmsdorf ⅓.

Im Jahre 1826 wurden die beiden Kuppeln auf dem Glockenthurm und das Signalthürmchen mit Schindeln neugedeckt und mit rothem Oelanstrich versehen, was 100 Thaler kostete.

Da die Schwellen ohne Untermauerung waren, senkte sich das Gewölbe des Kirchengebäudes auf den Altar, weßhalb eine Reparatur 1827 erfolgte, wobei auch der hintere Theil und das Schleppdach über der Sacristei mit Schindeln neu gedeckt wurde.

Zur Pfarrwidmut gehörte ein Kieferwald, 5 Morgen 125 □Ruthen enthaltend, den der Pfarrer durch 26 Jahre geschont hatte. Da die Gemeinde ihren angrenzenden Wald November 1828 verkaufte, so bat Jauernik um Genehmigung, den Pfarrwald, der frei auf einer Anhöhe stehend durch Windbrüche leiden würde, zu veräußern und das Kapital anzulegen. Am 19. März 1828 wurde das Gehölz licitando für 780 Thaler versteigert und betrugen die Auslagen 104 Thaler. Da das Holz im Preise steige, solle ¼ der Zinsen zum Pfarrbeilaß geschlagen werden.

Schon nach dem, Ende 1834 erfolgten Tode Jauernik's und bei neuer Besetzung der Pfarrei Altendorf bat die Pawlauer Gemeinde das Generalvicariatamt um einen eigenen Seelsorger. Sie bestand aus 16 Bauern, 30 Gärtnern, 37 Häuslern und die auf dem Dominialterritorium erbaute Colonie Neu=Wilhelmsdorf aus 7 Colonisten. Die Pfarrwidmut betrug 43 Scheffel altes Maaß Aussaat. Die Gemeinde kaufte die Horritzkische Freistelle von 30 Scheffel Aussaat mit Wohnung, Stallungen, Scheuer für 1400 Thaler und wollte sie zur Pfarrei gegen die alten Pfarrgebäulichkeiten überlassen, erwarb auch ein nahegelegenes Ackerstück von 3 Scheffeln 12 Metzen Aussaat zum Aushalten einiger Kühe.

Das Geistliche Amt suchte 3. October 1835 bei der Königlichen Regierung um die Staats= und Patronatsgenehmigung zur Errichtung einer selbstständigen Parochie nach. Am 18. Februar 1836 willigte das Kirchenkollegium zu Altendorf und die Deputirten der eingepfarrten Gemeinden in die Trennung, wogegen die Herzogliche Kammer am 8. März nichts einzuwenden hatte. In den Verhandlungen vom 18. April und 14. Juni willigte das Dominium von Pawlau in die bisher nach Altendorf entrichteten Naturalien von je ein Scheffel eine Metze Roggen und Hafer an den Pawlauer Pfarrer abzugeben, nahm jedoch die Beitragspflicht zu Bauten aus. Laut Verhandlung vom 20. Februar hatte die Gemeinde einen jährlichen Zuschuß von 180 Thalern 12 Silbergroschen 6 Pfg dotirt, der hypothekarisch eingetragen wurde. Das Jahreseinkommen des Pfarrers wurde auf 402 Thaler (einschließlich der Steuer) berechnet.

Das Cultusministerium ermächtigte 14. November die Königliche Regierung die Trennung der Filialgemeinde vom ehemaligen Kirchenverbande zu bewirken, eine selbst= ständige Parochie in Pawlau zu begründen und die nöthigen Stiftungsurkunden gerichtlich vollziehen zu lassen.

Da das Haus der erkauften Freistelle zur Pfarrwohnung nicht geeignet erschien, beschloß man, ein neues Gebäude aufzuführen. Anfang 1838 waren bereits 80 mille Ziegeln ausgebrannt. Fürstbischof Leopold Graf Sedlnitzky vollzog 7. April die canonische Dismembrations= und Errichtungsurkunde. Im Herbst wurden die Fundamente zum Pfarrhause aufgeführt. Am 25. Juni 1839 bestätigte der Oberpräsident von Merkel die Urkunde über Errichtung des neuen Kirchensystems. Auf Wunsch der Gemeinde bat das Landrathsamt 1. Mai 1840 die Königliche Regierung um schleunige Anstellung eines Pfarrers. Letztere ersuchte 7ten Mai den fürsterzbischöflichen Commissar Dechant Ignatz Molerus in Katscher um gutachtliche Aeußerung, ob in seinem Bezirk qualificirte Geistliche vorhanden, die zu dieser Stelle empfohlen werden könnten. Molerus schlug am 29. d. Mts. zwei Priester vor, den Cooperator Wittek in Odersch und August Brodiak zu Branitz. Ersterer wurde am 8. October präsentirt, am 8. December durch den Landrath im Namen der Regierung vocirt. Damals war der Pfarrhausbau bereits beendet. Der Erzpriester, bereits 19ten November von der Königlichen Regierung aufgefordert, die Pfarrei zu tradiren, konnte die Einführung erst am 1. März ausführen.

Johann Wittek, geboren Elgot Hultschin 1805, hatte in Leobschütz das Gymnasium, in Breslau die Universität besucht und war 1830 ordinirt worden. Schloßkaplan in Kranowitz und Cooperator in Odersch war er nach dem Tode des dortigen Pfarrers Andreas Proske, 29. März 1839 bis zum December d. J. Administrator gewesen. Der Erzpriester Kubiczek fundirte am Tage der Einführung bei der Kirche zu Pawlau 50 Thaler zu einem Anniversarium und Fürbitten und unterschrieben sämmtliche Gäste die Fundationsurkunde. An Kirchengeräth und Paramenten war bei der Uebergabe nur wenig vorhanden, auch fehlte der Taufstein, das Kirchensiegel, der Kirchenkasten mit den drei Schlössern. Baron von Bissing obgleich Protestant, erklärte sich sofort bereit, den Taufstein zu beschaffen. Breslau 31. März 1842 wurde dem Pfarrer vom Oberpräsidenten das landesherrliche Placet ausgefertigt, die Investitur datirt vom 22. April 1843.

Am 2. Juli des nächsten Jahres wurden 255 Personen aus der Parochie gefirmt.

Freigärtner Anton Drexler in Schardzin fundirte 120 Thaler auf den Rosenkranz, welcher mit Orgelbegleitung vor dem sonntäglichen Gottesdienste gesungen werden sollte. Die Rubinschen Eheleute aus Wilhelmsdorf vermachten April 1845 100 Thaler auf vier heilige Messen und 1847 Therese Modlich 50 Thaler, Bauerauszügler Mathias Chory aus Janowitz 80 Thaler auf eine Meßfundation.

Wittek starb 27. Februar 1872.

Augustin Fiedler, geboren Oppeln 15. Juli 1833, ordinirt 1861, Kaplan in Zabrze, wurde 10. Juli 1872 Administrator in Pawlau, als Pfarrer investirt am 23ten April 1873.

Unter seiner Amtsführung geschah viel für den inneren Schmuck des alten Gotteshauses. Von der Gemeinde wurden, meist aus den Jagdgeldern durch den Scholzen Victor Guretzki eine neue Kanzel für 180 Thaler, eine Communionbank und Sitzbänke beschafft, das Presbyterium mit Marmorplatten gepflastert; Ignaz Schlischka ließ das Hochaltar für 120 Thaler staffiren, Bauer Modlich schenkte einen Kronleuchter, durch milde Gaben wurde das St. Urbanialtar für 50 Thaler staffirt, ein Taufstein von Marmor für 50 Thaler, ein heiliges Grab für 80 Thaler, sechs Begräbnißleuchter à 2 Thaler und zwei große Fahnen erworben; dem Ortspfarrer ist die Staffirung des Marienaltares für 50 Thaler und die neusilberne ewige Lampe zu verdanken; die Schulkinder besorgten zwei Fahnen. Im Jahre 1875 ließ Wittwe Catharina Dziwok zum Andenken an ihren verstorbenen Sohn ein steinernes Kreuz für 180 Thaler vor der Pfarrei errichten. Im Jahre 1885 ist eine Mauer längs der Pfarrei mit zwei gewölbten massiven Brücken über den Graben aufgerichtet worden, wozu Fiscus als Patron ⅔, der Rittergutsbesitzer Klapper 19 und die Gemeinde 29 beizutragen haben. Die vom Gutsherrn für vier Familienglieder bestimmte, mit Eisengitter umgebene Grabstätte gereicht dem Friedhofe zur besonderen Zierde. Auch die Wirthschaftsgebäude wurden durch eine Wagenremise etc. erweitert

Schule.

Nach den Archidiaconatsacten von 1687 war kein Schulhaus am Orte. Auch 1719 fehlte ein solches; wegen unzureichender Einkünfte diente der Gemeindeschreiber der Kirche umsonst. Im Archipresbyteratsproventenbuche sedis Ratiboriensis vom Jahre 1728 sind einige Einkünfte des Scholiarchen bezeichnet.

Scholiarch Gallus Zaruba in Pawlau, der 19. April 1767 im Alter von 76 Jahren an der Schwindsucht gestorben, wurde 20. April begraben.

Gegen Ende des Jahrhunderts gingen die Kinder nach Gammau. 1801 wurde aus eigenen Mitteln der Gemeinde, welche die Dominialrealitäten erworben, ein Schulhaus aufgeführt. Man gelangte aber nur aus dem Lehrzimmer in die Wohnstube des Lehrers weßhalb wegen des Durchgehens durch die Klasse viel Störung in der Schule verursacht wurde. Der Organisten= und Küsterdienst ging auf den Schullehrer über.

Johann Onderka, geboren 1784, im Seminar zu Breslau 1803 bis 1804 gebildet, wurde 1804 als Lehrer und Organist angestellt. Seit der Säcularisation besitzt Fiscus das früher dem Fürstbischof zustehende Patronat. Onderka wurde 1820 nach Lubowitz befördert.

Franz Pfleger, geboren 1792, hatte seine Bildung in Troppau erhalten und wurde 1820 provisorisch angestellt.

Obgleich man die Erweiterung der Schule durch Hinwegnahme der Wand, welche die Wohnstube des Lehrers begrenzte, in Aussicht nahm, so wurde doch ein Neubau beschlossen. Bau=Inspector Fritsch machte 1826 Riß und Anschlag, der (exclusive Hand= und Spanndienste) 835 Thaler betrug. Die arme Gemeinde nahm die Materialien auf Credit und war das Schulhaus Herbst 1827 fertig. Der vom Fiscus geforderte Patronatsbeitrag wurde 18. November 1826 verweigert, dagegen bewilligte das Ministerium 25ten Juli 1827 auf Antrag der Königlichen Regierung aus der Generalkasse 100 Thaler als Gnadengeschenk. Damals kaufte der Lehrer, der nur einen Acker von 2½ Breslauer Scheffel Aussaat hatte, eine Gärtnerstelle von 21 Morgen, die er durch einen Bauer für den dritten Theil des Ertrages bearbeiten ließ. Nachdem der Gemeindewald, worin auch der Lehrer die Hutung hatte, 1827 sub hasta verkauft worden, verlor er dieselbe. Wegen des Viehhütens hatten die Kinder nur zwei Stunden Mittags Unterricht.

Da Pfleger nur provisorisch angestellt war, so unterzog er sich auf Forderung der Königlichen Regierung 29ten August 1829 einer Prüfung. Auf Empfehlung des Schulen= Inspectors bestätigte am 15. November 1831 der Landrath im Namen der Königlichen Regierung die Vocation. Laut Revenue=Verzeichniß vom 8. Februar 1832 bezog er als Organist aus der Kirchenkasse 2 Thaler 12 Silbergroschen. Seit dem Jahre 1829 fingen auch die Mädchen an zu schreiben. Damals gab die Gemeinde von einem Garten 36 □Ruthen zu einer Baumschule.

Am 29. November 1844 starb hierselbst der Sohn des Lehrers, Albert als Stud. theol. in dem Alter von 21 Jahren.

1852 fand ein Reparaturbau statt; der erbetene Patronatsbeitrag wurde am 9. Juli abgewiesen.

Pfleger starb am 1. April 1855 an Lungenlähmung.

Jacob Faika, geboren 1807, in Oberglogau gebildet, seit 1. October 1832 in Tworkau, 1836 in Babitz, am 10. Juni 1855 von dem Landrathsamte im Namen der Königlichen Regierung vocirt, 22. October 1855 eingeführt, starb schon 17. Februar 1856, hinterließ die Wittwe und sieben minderjährige Kinder. Die dem Faika 2. Februar bewilligte Unterstützung von 15 Thaler wurde nach seinem Tode mit Genehmigung des Ministers vom 25. März 1856 der Witwe gezahlt. Die Gemeinde bat am 20. Februar vergeblich, den Substitut Carl Wilczek, der (S. 98) vor und nach dem Tode des Pfleger von März bis Juni 1855 und während der Krankheit des Faika seit 22. December 1855 den Posten versehen, zu vociren.

Franz Nikel, geboren 1824, in Ober=Glogau von 1842—1845, seit 1851 Elementarlehrer und Vorsteher der Typhuswaisenanstalt zu Georgenflur, vocirt 27. Juli 1856, 1. November angestellt und am 8. d. Mts. vereidet.

Da die für die Schule bestimmten Räume nicht mehr ausreichten, diesem Mangel aber weder mittelst eines Anbau's noch mittelst Aufsetzung eines Stockwerks abgeholfen werden konnte, beschloß man einen Neubau an derselben Stelle. Der Minister entschied 12. Juni 1860, daß da die Schule erst 1801 gegründet worden, und auch später Bauten und Reparaturen nur von der Gemeinde beschafft worden, dies keine Pfarr= sondern nur Gemeindeschule sei!

Am 30. October 1863 nahm Baurath Linke den vollständig beendeten und recht gut ausgeführten Neubau ab; wegen der zeitweis austretenden Dorfbache war das Wohnzimmer unterkellert und das Gebäude durch eine Isolirschicht von Asphalt gegen die aufsteigende Grundfeuchtigkeit geschützt; die Treppen massiv angelegt, unter= und überwölbt. Zur Tilgung der Bauschuld von 2165 Thalern wurde ein Gnadengeschenk vergeblich erbeten und 7. März 1869 nur zum Bau der Wirthschaftsgebäude 500 Thaler gewährt. Auch Rittergutsbesitzer Paul Klapper betheiligte sich mit einem Geschenk von 100 Thalern. Nikel wurde 1866 Hauptlehrer in Dittmerau.

Franz Werner, Peiskretscham 1852 entlassen, von Altendorf 3. December 1861 nach Ober=Ottitz befördert, 8. December 1866 für Pawlau vocirt und 12. Mai 1868 eingeführt, Damals wurde die Baumschule im Garten des Lehrers angelegt. Nach dem Vertrage vom 9. December 1874 wurden an die Lehrerfrau Werner und die Auszüglertochter Vincenta Zemelka je 10 Thaler für den Industrieunterricht bewilligt und als die Frau 20. Januar 1882 starb, der Tochter Clotilde gewährt. Nach deren Verheirathung übernahm den Industrieunterricht deren Schwester Marie.

Franz Göhr, geboren 1861, 17. Juni 1880 in Oberglogau geprüft, am 1. Juli als Adjuvant vocirt, am 3. d. Mts. vereidet, wurde den 1. März 1885 als zweiter Lehrer nach Dirschel berufen und an seine Stelle trat am 16. April der Schulamtscandidat Johann Böhm aus Wiese=Herzoglich.

Vom 1. October 1881 ab wurde das Dreiklassensystem eingeführt; die Baumschule 1883 vergrößert.

Schulkinder waren: 1818 64, 1826 70, 1834 143, 1854 130, 1863 171, 1872 187, 1875 213, 1878 232, 1884 210 und zwar 110 Knaben, 100 Mädchen.

Wilhelmsdorf,

eine kurz vor 1780 angelegte Colonie, welche einen Spazierort der Ratiborer bildet. Auf der Domshöhe, wo ein Gasthof steht, genießt man eine schöne Aussicht, die bis an die Karpathen und Sudeten reicht.

1842 waren 7 Häuser und 42 Einwohner; 1861 bestand das Dorf in 9 Häuslerstellen mit 5 Morgen Garten und 40 Morgen Acker fruchtbaren Lehmbodens. Der Ort ist nach Pawlau eingeschult und hatte 1861 56 Einwohner. Jetzt sind daselbst 10 Häuser mit 63 Einwohnern, von denen 9 Kinder die Schule besuchen.

Pawlau=Schardzin.

Ein kleiner Theil dieses südöstlich vom Pfarrorte gelegenen Dörfleins, auf Pawlauer Gutsländereien angelegt, gehört zu dieser Parochie. Es besteht aus 7 Häusern (eins links, die alte Schmiede Kuźnia und sechs rechts vom Dorfwege von Pawlau aus), mit 44 Einwohnern. Der andere größere Antheil ist nach Janowitz eingepfarrt.

Parochie Benkowitz.

Benkowitz,

9 Kilometer südlich von Ratibor an der Zinna gelegen, von welcher ein Arm, Psinna genannt, schon im 13. Jahrhundert abgeleitet worden, der über Studzienna fließt und sich hinter Ratibor in die Oder ergießt, während die Zinna noch auf Benkowitzer Grund in den Fluß mündet. Der Ortsname stammt vom mährischen Personennamen Benco (dreisilbig Biënko ausgesprochen) = Benedict und wurde erst kurz vor Ende des 17. Jahrhunderts von Deutschen in Binkowitz zusammengezogen.

Unter den Zeugen einer in Ratibor am 4. April 1283 ausgestellten Urkunde des Klosters Rauden wird an letzter Stelle der Zeugen Graf Jenscho (Jescho) von Benkowitz genannt. In einer späteren Urkunde treten Söhne und Verwandte des Jescho, nämlich Zygota und Georg, Arnold und Benco, sämmtlich als Erbherren des Dorfes auf. Am 11. Juni 1313 nämlich verkaufte Zygota dem Swoysko von Zauditz sein väterliches Erbtheil: den dritten Theil des Dominiums im Dorfe und auf den Feldern, Wiesen, in Wäldern und Teichen mit Ausnahme der großen Wiese, die dem Herzoge verpflichtet ist und derjenigen Aecker, die den Unterthanen gehören.

Das Kloster der Dominikanerinnen zu Ratibor, welches zur besseren Dotation mehrere Güter in der Umgegend erwarb, gelangte durch Schenkung und Kauf auch in den Besitz von Benkowitz. Zunächst verkaufte Peter, Erbherr dieses Dorfes, herzoglicher Kaplan, Canonicus des Collegiatstiftes auf dem Schloß und Pfarrer von Rybnik mit Einwilligung seiner Verwandten Benko, Nicolaus genannt Tursecz und Herbord genannt Coberna, seiner Nichte Veronika im Jungfrauenstifte 29. September 1334 eine Hufe und Bischof Nanker verlieh am selben Tage bei der Consecration der Ratiborer Stiftskirche die Feldzehnten von Benkowitz und von drei andern Dörfern dem Kloster. Damals scheint der Ort auch Berendorf genannt worden zu sein, denn der Canonicus nennt sich also auf dem Siegel, bemerkt aber zugleich, daß dies Dorf gewöhnlich Benkowitz heiße.

Am 2. Februar 1343 verkaufte Herzog Nicolaus demselben Stift sein Oberrecht und 20½ Zinshufen in Benkowitz für 200 Mark Groschen. Den letzten Antheil erwarben die Nonnen 8 Jahre später von den Gebrüdern Benco, Turez und Cobern.

Am 25. Juli 1450 veräußerte das Stift seinem Kretschmer Stanislav Baron zu Benkowitz eine hinter der Zinnabrücke gelegene Wiese, Okrulica(Rundebene) genannt, für einen jährlichen Zins von 1 Gulden und 5 Hammeln. Herzog Johann der Jüngere befreite 1479 dem arbeitssamen Manne Jan Chrzon seinen Acker zu Benkowitz, über welchen er ein Document von dem Kloster hatte, von allen herzoglichen Diensten, von den zwei Vierteln Hafer, die er von dem Acker gezinst und von anderen Abgaben. Derselbe Herzog schenkte 18. Februar 1493 kurz vor dem Tode zu seinem Seelenheile unter anderen Stiftungen all sein Recht an Benkowitz, Zawade und Elgot, so daß die Einwohner dieser Dörfer frei sein sollen von allen fürstlichen Abgaben, die nunmehr dem Kloster zu leisten waren.

1498 war Stanislaus von Benkowitz Canonicus in Ratibor.

Im Jahre 1541 wurde ein Vergleich zwischen den Dominien Benkowitz und Tworkau geschlossen, zufolge dessen letzteres durch des Ersteren Grund das Wasser in seinen Teich für einen Jahreszins von 6 Thaler leiten konnte.

Die Priorin Anna Filusowna und der Convent verkauften 23. Februar 1556 einen Garten in Benkowitz für 30 Gulden.

Jacob Zurski, Prior der Dominikaner, erwarb 1603 den Garbenzehnt von Bojanow und Benkowitz von der Schloßherrschaft Ratibor, die damals mehrere Kammergüter veräußerte.

Nach den Bekenntniß- und Befundtabellen vom Jahre 1723 bis 1725 lag das Gut in der Indiction mit 1289 Thalern. Die Herrschaft hatte zwei Gärtchen von einem Scheffel Aussaat; säete auf dem Felde je 7⅙ Malter zur Winterung und Sommerung aus, bezog von den zwei Mühlen 144 Scheffel; das Brauurbar belief sich auf 291 Achtel Bier, 26 Eimer Branntwein. Der Wald enthielt an hartem Holz 3½ Stallung und wurde die Klafter unter einem Floren verkauft. Auf dem Vorwerk standen 31 Kühe, 4 Schweine. Da das Dominium wenig Acker besaß, ein namhafter Theil der Ueberschwemmung ausgesetzt war, der Acker in vielen Theilen bestand, weder Viehtrieb noch Weide existirte, konnten Schafe nicht gehalten werden.

Die Indiction der Unterthanen betrug 2000 Thaler. Richter war Paul Galda; angesessen waren 48 Bauern, 6 Gärtner, 69 Häusler; sie hielten 425 Schafe, 158 mittlere 77 geringere Kühe, 52 Schweine, hatten 126 Gärtchen von 2½ Malter und säeten 68⅔ Malter aus.

1735 standen die Bauern in Bezug ihrer Dienste mit der Herrschaft im Proceß.

Nach einer Specification von 1769 bezog das Jungfrauenstift aus Benkowitz an Grundzinsen in Geld 312 Thaler 13 Silbergroschen 1 Heller, 180 Stück Hühner, im damaligen Werth von 12 Thalern, 15 Schock Eier, im Werth von 3 Thalern, 62 Stück 6 Haspel Gespinnst, im Werth von 12 Thalern 15 Silbergroschen, vom Vorwerk Pacht 724 Thaler 25 Silbergroschen 6 Pfennige.

1776 war der ehemalige Pächter von Gaschowitz Carl von Schweinichen Pächter des hiesigen Vorwerks; dessen Familienwappen: in Roth ein springender silberner Eber mit hervorstehendem Zahn ziert noch die Patronatsbank.

Im Jahre 1788 oder bald darauf wurden die Waldungen durch den Feldmesser Tieltsch aufgenommen und durch drei sachverständige Forstmänner abgeschätzt. Bei Benkowitz war ehemals ein Eichenwald von 1775 Morgen, aber es standen nur noch 800 alte Eichen dort, der Erlenbusch hatte 156, das Weidengesträuch an der Oder 186 Morgen. Pächter war 1789 Franz von Porembski. Derselbe wurde 21. Januar 1777 in Altendorf copulirt mit Maria Josefa von Schalscha und war Adam von Porębski aus Schonowitz Trauungszeuge.

Adam = Erdmann von Porembski, geboren 1731, seit 19. Juni 1772 auf Schonowitz, vermählt mit Anna Barbara geb. von Fragstein, Wittwe nach Johann Christof von Wiplar auf Trawnik († 1777), in zweiter Ehe zu Ratibor 17. Februar 1778 mit der 1750 geborenen Johanna, Tochter des Carl von Tluk auf Dubensko, starb am Faulfieber 22. December 1793 und wurde in der Kirche bestattet. Dessen Bruder Franz beerbte ihn. Aus diesem Geschlecht schlossen drei Fräulein in der hiesigen Pfarrkirche den Ehebund, nämlich 28. November 1797 Antonie, älteste Tochter des Adam mit dem Pächter von Ganiowitz Johann Miketta, Sohn des Andreas aus Zawada, seit 1810 auf Hultschin; 6. October 1801 Therese, geboren 1778, Tochter des ehemaligen Pächters Franz von Porembski und waren Zeugen Georg von Porembski und Anton Miketta Pächter von Ganiowitz und 17. Juni 1806 Nathalie, 19 Jahr alt, Tochter des verstorbenen Anton von Porembski, mit Anton, Sohn des Scholzen Josef Mikeschka aus Koblau.

Am 17. April 1794 brach während einer Predigt in später Nacht in dem neben der Pfarrei gelegenen Hause des Mathias Wolnik (Jarkulisz) ein Feuer aus, das sich auf beiden Seiten des Dorfes bis zum Oberkretscham fortpflanzte. Die Kirche war mit Zuhörern, die auch aus der Umgegend herbeigeströmt waren, überfüllt. Das Dach brannte in hellen Flammen und nur eine einzige Seitenthür war geöffnet, die obendrein durch das Herandrängen des Volkes sich schloß. Ein Angstschrei erhob sich in der Menge, die in banger Erwartung schwebte, verbrennen zu müssen. Doch drang das Feuer nicht in das Innere der Kirche, auch der östliche Theil des Dorfes blieb erhalten. Ein Pferdejunge hatte, weil die Rosse unruhig waren, die Lampe im Stalle stehen lassen, und waren in Folge dessen 21 Stellen niedergebrannt.

An Steuern zahlte das Dominium843Thlr. 6Gr.
der Pfarrer 55" 11"
der Schulmeister 2" 4"
die Bauern761" 7"
die kleinen Ackerleute 88" 7"
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1750Thlr.8Gr.

Die Breslauer Domänenkammer gab 15. Juli 1800 dem Jungfrauenstift die Erlaubniß, die Vorwerke Benkowitz, wo 31 Kühe und Ottitz, wo 300 Schafe standen, zu zergliedern und die Aecker an die Unterthanen veräußern zu dürfen. Das Abkommen war bereits 16. September 1799 getroffen und von der Priorin Amalie von Tluk, Suppriorin Agnes von Wallis, den vier Consiliarinen Franziska von Bujakowska, Rosalie von Rohowska, Gabriele Seichter und Eufemia von Rohowska unterzeichnet. Benkowitz kaufte sich für 44,000 Thaler und einen jährlichen Grundzins von 2000 Thalern frei. Die Grundherrschaft behielt sich den Hofplatz, die Gerichtsbarkeit, das Patronat, die Jagdgerechtigkeit, den Brau- und Branntweinurbar, die Grund- und Schankzinsen, Mühl- und Getreidezinsen, 92 Scheffel Zinshafer, Inseltzinsen von den Fleischern, von den Fischern und der Oelschlägerei, die Ehrungen an Hühnern und Eiern vor; die Unterhaltung des Spitals mit Geld, Getreide und Holz übernahm die Gemeinde, ebenso die Pflicht, Brücken, Wege und Gräben im Stande zu halten, die bisher vom Stift gezahlten Steuern zu 50 pCt. zu entrichten. Dies Abkommen bestätigte die Oberamtsregierung Brieg, 25. Juni 1804. Die Ottitzer Realitäten gab die Gemeinde bald auf und den Zinshafer löste sie in Renten ab.

Die Zergliederung des Vorwerks war für die Herrschaft wie auch für die Unterthanen vortheilhaft, für das Stift, da es mehr Einkünfte als früher erhielt, für die Bauern in mehrfacher Beziehung. Letztere konnten ihre Wirthschaften erweitern und nachdem sie von den Roboten und der Abgabe des Zehntels vom Getreide in natura frei geworden, mehr Futter und Stroh für ihr Vieh benutzen, die Aecker bequemer bearbeiten, der Wirthschaft besser obliegen. Ehemals hielt das Dominium 31 Stück Kühe, die Bauern 150, die kleinen Leute 85; im Jahre 1803 aber hatten sämmtliche Gemeindemitglieder bereits 712 Stück Kühe und Kälber. Die Hutung bei der Oder, das darauf wachsende Strauchholz und die Eichen konnten sie allein benutzen, trockene Stellen einackern, andere roden, das Weidig bot Absatz an die Büttner und Korbmacher; auch waren auf der großen Wiese hinter der Mühlbrücke bereits 11 Häuschen entstanden, von denen ein Zins entrichtet wurde. Seit der Naturalvertheilung im Jahre 1800 hatte die Gemeinde außer den Zinsen aus ihren Ueberschüssen 1801 761, 1802 484, 1803 607 Thaler auf Abschlag des Kapitals eingezahlt.

Durch Cabinetsordre vom 28. November 1811 erwarb der Schloßbesitzer von Ratibor auch die säcularisirten Güter des Jungfrauenstiftes und das Patronat der Kirchen und Schulen.

Das Dominialrestgut Nr. 82 hatte Franz Peterknecht in Pacht und wurde Arendator genannt. Lucas Cwik erwarb es 1828 für 3050 Thaler als Eigenthum und führte den Titel Arendebesitzer. Im Jahre 1841 kaufte das Gut der Erbscholz von Janowitz Johann Meixner für 2900 Thaler, veräußerte es aber schon 18. August 1843 an den Pachtbrauer in Kochanietz Anton Möser, der das Gasthaus stattlich aufführte und im Alter von 48 Jahren am 22. April 1856 starb. Die Witwe Therese Möser geb. Gold, folgte ihm am 21. November 1860 im Tode nach. Am 24. Juni 1861 kaufte der Schwiegersohn Heinrich Wodarz, bisher Lehrer in Brzezie, das Gut für 6500 Thaler.

Matthias Pospiech, Hornist im 2. Schlesischen Infanterie-Regiment erhielt in den Freiheitskriegen 1813 bis 1815 das eiserne Kreuz 2. Klasse. Der 74 Jahre alte Einlieger Gregor Dembon wurde 13. Juni 1816 auf der Hutweide unter einer Eiche vom Blitz getödtet.

Die Nachricht, die Cholera sei am 23. April 1831 in Warschau ausgebrochen und richte furchtbare Verheerungen an, erfüllte die Gemüther der nächst gelegenen Bewohner mit banger Besorgniß. Die Regierung traf zum Schutze unserer Provinz Vorsichtsmaßregeln. Gegen Polen und Oesterreich wurde ein Grenzcordon aufgestellt. Das zweite Bataillon des 10. Schlesischen Landwehr-Infanterie-Regiments besetzte zur Beaufsichtigung die Odergegend. Vom 12. bis 14. September trat eine große Ueberschwemmung des Oderthales ein. Auch die Zinna war seit Menschengedenken nicht so hoch gestiegen, als damals. Das ausgetretene Wasser verursachte unerhörten Schaden. Es drang in 16 Häuser, wodurch die Wände, Oefen, Küchen und Rauchfänge einstürzten. Die 1823 gebaute Brücke, welche an 500 Thaler gekostet, wurde ganz ruinirt. Der Gemeindevorsteher sammelte Lebensmittel für die Verunglückten, der Pfarrer Galda sendete jedem ein Laib Brod. Da das Wasser immer höher anschwoll, so ritt am 13. früh der Scholze mit drei Gerichtsmännern zum Fischer Rybarz, um die dort stehenden Militärposten abzuholen und die Schilderhäuser zu retten, aber mit Gefahr mußten sie sich nach Tworkau begeben, dort übernachten und am 14. über Kranowitz und Schammerwitz heimkehren. Die kleinen Leute haben verhältnismäßig den meisten Schaden gelitten, da Kartoffeln, Kraut und Hanf verloren gingen.

Die Cholera, welche in Oberschlesien Herbst 1831 auftrat, raffte vom 3. November bis 23. December zehn Personen aus Benkowitz und eine in Bojanow dahin. Im nächsten Jahre starben an derselben in Bojanow vom 25ten September bis Allerheiligen 13 Personen, Benkowitz vom 5. Oktober bis 7. November 6 Personen. Vier Jahr später erlagen derselben vom 26. September bis 5. December 42 Personen aus der Parochie. Vom Januar bis Juli 1848 starben in der Parochie 90 Personen an Nervenfieber und Typhus; vom 19. Juli bis Ende September 1855 erlagen 45 Personen der Cholera.

Bei Anlage der Eisenbahn 1845 wurde ein Theil des Psinnagrabens cassirt und ein neuer geworfen. Den 7. Juni 1868 vernichtete ein heftiger Brand einen großen Theil der Scheuern. Am 28. September 1878 anderthalb Stunden vor Mitternacht brannten 13 Scheuern ab; auch die mit 2100 Mark versicherte Pfarrscheuer wurde eingeäschert. Die Brücke über die Zinna an der Chaussee wurde Sommer 1884 von Holz neugebaut.

Das Wehr und die Mühlen.

Am Orte befinden sich zwei Mühlen und ein Wehr, die Obermühle im Oberdorfe, die Niedermühle in der Mitte des Dorfes nahe der Kirche am Wege, der von Ratibor über eine Brücke nach Tworkau führt und das Wehr am untern Dorfe, wo die Psinna und die Zinna sich theilen. Das Wehr ist öfters verlegt und erhöht worden, wodurch Klagen der benachbarten Grundbesitzer wegen Ausgießung des Wassers auf die Felder hervorgerufen wurden.

Am 24. Februar 1552 erschienen vor versammeltem Magistrat in Hultschin fünf glaubwürdige Männer aus Boleslau, das dem Lorenz von Drahotuß auf Beneschau gehörte im Namen der gesammten Gemeinde und ebenso fünf Männer aus Pyschcz, das den Herren Bruntalsky v. Wrbna gehörte und gaben unter Eidesleistung, wobei sie zwei Finger auf das Kreuz legten, Folgendes zu Protokoll: Die Psinna, welche von Benkowitz nach Ratibor fließt und das Wasser, welches in Benkowitz unterhalb der Piskorschmühle seit Jahren zum Psinnamüller geht, wird jetzt höher gehalten, als es früher gewesen und durch das Hochhalten wird der Weg unterhalb der Benkowitzer Brücke überschwemmt. Deshalb hat ein Mann aus Pischcz zur Wegebesserung sechs Gulden vermacht und hat der in Benkowitz geborene Johann Skadlek aus Pischcz bezeugt, daß durch die Wasserspannung bedeutender Schaden auf Feldern und Wiesen des Benkowitzer Grundes geschehe, was früher nicht vorgekommen. Diese Aussage versah der Magistrat mit Unterschrift und Siegel, damit das Schriftstück zur Klage gegen den Klosteramtmann Johann Koczenski von Rudno verwendet werde.

Troppau war für Ratibor mit einigen tausend Gulden Bürge geworden und hatte das Vorwerk Ottitz, einige Dörfer und die Psinnamühle für die Bürgschaft auf einige Jahre in Pfand erhalten. Diese Güter überließ Troppau dem Rathsherrn Daniel Maczak. Das große Wasser Fastnacht 1583 hat das Wehr an der Zinna so beschädigt, daß die Psinnamühle nicht mehr mahlen konnte. Man beabsichtigte das nicht gut gelegene Wehr bei Benkowitz nicht auszubessern, weil zur Herstellung des weggerissenen Dammes wohl 1000 Fuhren Reisig erforderlich wären, und das Ganze doch nur Flickwerk bliebe, sondern auf den Rath des Schloßhauptmann Samuel von Lessota ein neues und zwar in Benkowitz aufzurichten. Um einen neuen Graben zu schlagen und das Wasser abzuleiten, war Erde von etwa drei Viertel Aussaat erforderlich, die vom Grunde des Stifts und der Unterthanen genommen und entschädigt werden sollte. Das Kloster wollte dies nur gestatten, wenn ihm das auf dem Jungfernhofe zwei Jahre vorher erbaute Mühlchen, dessen Errichtung der Psinnamühle nachtheilig erschien, belassen werde.

Laut eines vom Kaiser Rudo1f 1606 bestätigten Vergleichs waren die Gemeinden Benkowitz, Sudol und Studzienna verpflichtet, den Mühlgraben, welcher vom Benkowitzer Wehr zur Psinnamühle bei Ratibor führt, zu räumen.

Nach dem Tode des Schloßbesitzers Georg Graf Oppersdorff auf Oberglogau, Friedek und Ratibor erhielt der jüngste Sohn Mathias die Schloßherrschaft Ratibor und wurde, weil er erst sieben Jahre zählte, von dem Oberstlandrichter Johann Bernhard Graf Praschma Freiherrn von Bilkau auf Rybnik etc. und Wenzel Paczynski von Groß-Patschin auf Zembowitz bevormundet. Zur Schlichtung des Streites zwischen dem Minorennen und dem Jungfrauenkloster wegen des Wehres in Benkowitz ordnete das Landrecht 10. Januar und 20. November 1658 eine Commission an. Dieselbe begab sich 5. Juni 1659 nach Benkowitz, nahm Einsicht von den Documenten, verhörte die Zeugen und schloß einen Vergleich dahin: Zunächst wollen die Parteien die von Kaiser Rudolf Prag 25. November 1606 getroffene Bestimmung in allen Punkten einhalten und beschließen, innerhalb drei Wochen von beiden Seiten durch solche Männer, die aus dem Müllerstande und Zimmermannshandwerk sich auf Wasserabzug verstehen, gemeinschaftlich die Mühle zu Benkowitz und das Wehr daselbst abwägen und alles so einrichten zu lassen, daß die Mühle dem Wehr und das Wehr der Mühle entspreche. Das Kloster soll einen Pfahl unter dem Rade machen und die Räder heben lassen, der Vormundschaft ein Wehr bauen, so daß laut vorerwähnter Bestätigung sie einen Graben auf die Psinnamühle, wie vormals in ganzer Tiefe und Breite überall schaffe; was die Räder bei der Psinnamühle und die Cassirung des Conventmühlchens betrifft, das haben beide Parteien bis Weihnachten auszuführen versprochen.

Schon am 16. Juni d. J. bat der Vormund Graf Praschma das Stift zur Erneuerung des Benkowitzer Wehres die erforderliche Erde aus der Nähe nehmen zu können. Im nächsten Jahre wurden die Grundsteine im Psinnamühlgraben vom Schloßwehr bis Ratibor gelegt zum Zeichen, wie tief dieser Graben geworfen werden solle, damit das Wasser den nöthigen Fall und Gang habe.

Das Kloster beabsichtigte im Frühjahr 1672 das neue Wasserwehr fünf bis sechs Schritt von dem vorigen entfernt weiter hinaufzubauen. Die Boleslauer in Besorgniß, eine Ueberschwemmung zu erleiden, wollten dies nicht zugeben und legten bei dem Landeshauptmann des Fürstenthums Jägerndorf, Verwalter des Landeskämmereramtes, Fürst Lichtensteinschen Rath Heinrich Matuszka von Topolczan auf Jacubowitz, Auchwitz und Kaldaun Verwahrung ein. Letzterer ersuchte 28. April die Priorin eine bestimmmte Erklärung zu geben, ob die Boleslauer darüber zu vernehmen seien, daß der Bau ihnen nachtheilig sei oder nicht.

Zur vollständigen Einrichtung und gänzlichen Verbesserung des Wehres in Benkowitz tauschte 5. August 1695 der Schloßbesitzer Franz Eusebius Graf Oppersdorff einen Garten gegenüber dem Tworkauer Graben, um die Erde daraus zu nehmen, gegen ein Ackerstück bei dem Ottitzer Vorwerk ein.

Franz Bernhard von Lichnowsky hatte aus der Zinna einen kleinen Graben auf Boleslauer Grund angelegt, wodurch er dem Fluße das Wasser entzog; er versprach dem Stiftshauptmann Martin Heinrich Skroński von Budzow den Graben zuwerfen zu lassen, verlangte aber, daß zu den zwei Schleussen im Wehre eine dritte zum leichtern Abfall des Wassers hinzukomme, damit bei zeitiger Oeffnung der drei Schleussen einer Ueberschwemmung vorgebeugt werde. Indeß blieb der Graben noch einige Zeit bestehen, wodurch die Niedermühle um einen Gang geringer wurde. Die Priorin Rosa Gawlowska von Grzimalow verklagte den Besitzer und ordnete der Kaiser Wien 6. September 1712 eine Commission an, welche den Thatbestand untersuchen und die Parteien vergleichen sollte. Die Commissare verfügten sich an Ort und Stelle, nahmen Alles in Augenschein und verglichen die Parteien dahin: Weil der Niedermüller das Wehr weiter hinaufgerückt und die Schwelle um eine viertel Elle erhöht, soll er das neuangelegte Wehr abtragen und solches in den vorigen Stand auf den alten Ort setzen, der Freiherr aber den Graben, durch welchen das Wasser dem Fluß entzogen wird, zuwerfen. Um bei hohem Wasserstand Schaden abzuwenden und der Ausgießung vorzubeugen, soll der Müller die vier Schleußen im Wehr öffnen.

Das Dominium Schloßherrschaft Ratibor war wegen der Psinnamühle verbunden, das Wehr bei Benkowitz im Stande zu erhalten. Da solches April 1800 einer Reparatur bedurfte, übernahm der Psinnamüller Johann Tomiczek die Ausführung gegen Erstattung der Kosten. Er ließ Faschinen hinausfahren und am 28. d. Mts. durch sechs Mann nebst einem Aufseher dieselben einlegen und befestigen. Bis zum Abend des nächsten Tages hatten sie bereits sechs Schock verarbeitet. Am nächsten Morgen aber kamen an 100 Mann aus dem Dorfe, der Niedermüller, Scholz und Gerichtsleute, verjagten die Arbeiter, zerhieben und zerissen mit den mitgebrachten Aexten das begonnene Werk, bedrohten auch die Arbeiter nochmals herzukommen und das Wasser zu spannen. Der Psinnamüller erlitt dadurch Schaden, denn statt mit vier Gängen zu mahlen, konnte er nur mit einem klappern. Er hatte aber ohne die Betheiligten zuzuziehen, eigenmächtig gehandelt und die Faschinen höher gelegt, als der Sattel oder Wehrbaum ist. Er wollte dadurch die Schloßherrschaft veranlassen, daß der Mühlgraben bei Sudol geschlemmt werde, damit er dann nicht nötig habe, das Wassermaaß zu erhöhen.

Herbst 1823 fand eine Erneuerung des Wehres statt. Zimmermeister Seidel wurde beauftragt, die Spundwand dergestalt abzuschneiden und zu zäpfen, auch den neuen Fachbaum so darauf zulegen, daß dessen Oberkante genau die Höhe des vom Wasserbau-Inspector Uhlig am 4. October am Markpfahl eingehauenen Zeichen erhalte und überall mit diesem Zeichen in vollkommener waagerechter Lage sich befinde.

Die Niedermühle

war vor Mitte des 17. Jahrhunderts schadhaft geworden. Die Priorin Magdalena Witkowska von Rudeltau ließ durch die Gerichtsmänner der Klosterdörfer Benkowitz, Kornowatz und Elgot den Werth und die zu entrichtenden Zinsen abschätzen. Hierauf kaufte Jacob Ryska 15. December 1656 die Mühle für 380 Thaler und wurde verpflichtet 3½ Malter jährlich dem Kloster zu entrichten. Zum Aufbau schenkte es ihm 4 Eichen und 30 Buchenstämme, gewährte ihm auch, bis er sich erhole, die Nachsicht in den drei ersten Jahren nur je 8 Scheffel, dann durch drei Jahre 2 Malter, nach sechs Jahren aber 3 Malter Korn und einen Scheffel Gerstengraupe, vom Teich 3 Thaler und 4 Hühner, von dem Stücklein unterhalb des Teichels 22½ Groschen zu zinsen.

1725 war Hans Georg Marschalek, Niedermüller. Er entrichtete 72 Scheffel Breslauer Maaß Roggen, 2 Scheffel halbe Perlengraupe, 2⅔ Thaler Grundzins, baute auf eigene Kosten Wehr und Wasserbett, reinigte auch den Graben.

Georg Meltzer, 1748 genannt, starb im Alter von 46 Jahren am 15. October 1763.

Anton Meltzer, geboren 1711, wird 1788 als Auszügler genannt, starb 24. October 1789. Seine Wittwe folgte ihm 86 Jahre alt erst 7. Juli 1833 im Tode nach.

Michael Lokaj beschwerte sich Mitte September 1798, daß die Einwohner den Mühlgraben ganz voll mit Hanf belegt, wodurch das Wasser nicht den gehörigen Abfluß habe und er Schaden leide. Der Landrath befahl am 18. d. Mts. den Dorfgerichten binnen 24 Stunden Hanf und Flachs aus dem Graben zu räumen. Michael Lokaj starb 26. Juni 1836.

Franz Schraj starb 25. August 1867.

Julius Schraj übernahm vom Vater die Niedermühle und betreibt dieselbe seit 1876 mit Dampf.

Die Obermühle.

Blasius Kigacz hatte 1636 eine vom Jungfrauenstift erhaltene Urkunde und einen alten Kaufbrief dem Stadtvogt Johann Czermak in Ratibor zum Aufheben gegeben. Beide Schriftstücke wurden bei dem großen Stadtbrande in der Nacht des 10. September 1637 vernichtet. Auf die Bitte des Müllers erneuerte ihm am 4. December d. J. die Priorin Constantia Klema von Elgot das eine Document, in welchem sie den Besitz und die Obliegenheiten des Mühlenbesitzers beschrieb. Das Feld geht von der Vorwerksfurche bis an die Kranowitzer Grenze (am Teich und Klostergrund), dann bis an das Wehr und mit der Wiese bei dem Teiche, beide Ufer der Psinna vom alten Wehr bis an die Vorwerksfurche mit Erlen, Weiden, Gärten, Wiesen und einem Viertel Acker vom Vorwerk, welches ihm ehemals für 30 Thaler schlesisch verkauft worden. Er hat jährlich drei Malter Korn Ratiborer Maaß (aber nur zwei Malter, wenn der Teich mit Fischen besetzt sei), 18 Groschen Wasserzins und 15 Groschen vom Vorwerksacker abzugeben.

Die andere Urkunde erneuerte der Kranowitzer Magistrat am 19. December 1640. Diese Stadt hatte nämlich von Johann Brawanski von Chobrzan auf Borutin und Kranowitz ein Stück Wiese gekauft und den Vorfahren des gegenwärtigen Müllers für einen Zins von vier Gulden überlassen. In der Erneuerung des Kaufbriefes wird ausdrücklich hervorgehoben, daß nur Letzterem die Benutzung der Hutung zustehe.

1725 war Andreas Kiatz Obermüller. Er zinste für zwei Gänge der Herrschaft zu Michaeli 72 Scheffel Breslauer Maaß Roggen, baute sich das Wehr und Wasserbett auf eigene Kosten und reinigte den Graben.

Am 6. August 1742 wurde der Obermüller Andreas Kiatz in der Kirche unter den Bänken an der nach Süden liegenden Thür bestattet. Gregor Krzewki starb 7. Juni 1747, 24 Jahre alt, Andreas Krzewki wurde im Alter von 42 Jahren am 26. April 1763 begraben.

Der Obermüller Carl Spiller war Brauer zu Kuchelna und fundirte 160 Thaler auf monatlich zwei Messen. Die Ehefrau Marianne ertrank 15. Juli 1774 Vormittag 10 Uhr auf der Boleslauer Hutung in der alten Bache 48 Jahre alt.

Johann Koza erwarb 1782 für 2400 Thaler die Mehlmühle von zwei Gängen nebst Acker von sechs Scheffel Breslauer Maaß Aussaat und verkaufte sie 20. Juni 1799 dem Sohne Johann, behielt sich aber einen lebenslänglichen Auszug vor, er fundirte 200 Thaler auf zwei Cantata und acht stille Messen und starb 28. Juni 1806, der Sohn starb 21. März 1810, erst 37 Jahre alt. Die Wittwe Martine Dembow heirathete den Ignaz Langer und starb 28. August 1827 im Alter von 45 Jahren. Die einzige Intestaterbin Josefa Koza erwarb die Mühle und ehelichte den Carl Peterknecht, der bereits 1840 als Obermüller auftrat. Sie starb 17. November 1848, er folgte 25. Februar 1851 im Tode nach. Pächter wurde August Beyer. Franz Schraj erstand bei der Licitation 3. Juli 1854 die Mühle für 10,810 Thaler und starb 25. August 1867 beerbt von seinem gleichnamigen Sohne, der die Mühle seit 1. Juli 1875 mit Dampf betreibt.

Die Erbscholtisei.

Ehemals wurden die Schulzen aus Mitgliedern der Gemeinde gewählt. Da aber bei dem steten Wechsel die Unterthanen wenig Gehorsam leisteten, wodurch sowohl das Dominium in wirthschaftlicher Beziehung Schaden litt, als auch die kaiserlichen Abgaben nicht abgeführt wurden, so beschlossen die Priorin Magdalena Januschowska v. Wyszehrad und der ganz Convent zur besseren Ordnung einen Erb- und Freischulzen in der Person des Kretschmer Paul Galda einzusetzen. In dem Erbbriefe vom 29. April 1715 befreiten sie ihn von allen Roboten und hatte er nur von seinen zwei Vierteln Acker und einigen Wiesen einen Grundzins von 2 Thaler à 36 Groschen an die Herrschaft zu entrichten. Seine Verpflichtungen waren mannigfach und glichen denen eines Wirthschafts-Inspectors. Er hatte nämlich auch die Aufsicht über das hiesige und das Ottitzer Vorwerk zu führen, bei den Handarbeiten und Brauholzfuhren gegenwärtig zu sein, bei dem Scheuern Acht zu geben, daß das Getreide gut ausgedroschen, das Stroh nicht verschleppt und auf den Schüttboden gebracht werde, von wo es durch die Unterthanen in das Kloster, oder auf den Jungfernhof abgeführt wurde. Bier und Branntwein zum Ausschank mußte er aus dem Klosterkeller mit seinen Pferden holen. Er konnte mit Wein, Eisen und Gespinnst handeln, 12 Stück Hornvieh und 15 Stück Schwarzvieh mit dem der Herrschaft hüten lassen und bezog von den herrschaftlichen Wiesen ein Fuder Heu. Paul erreichte ein Alter von 63 Jahren und hatte vor dem am 2. Januar 1745 erfolgten Tode das Schulzenamt und die Wirthschaft seinem Sohne Thomas Galda übergeben, der 1770 100 Achtel Bier und 30 Eimer Branntwein ausschänkte, im hohen Alter von 81 Jahren am 17. September 1790 starb. Inzwischen war auch der Scholz Franz Galda, erst 33 Jahre alt, 17. Januar 1785 gestorben. Franz Stuka starb 26. November 1809 im Alter von 47 Jahren. Franz Wiskoni, der ihm im Amt gefolgt war und noch 1836 dasselbe bekleidete, starb 81 Jahre alt am 8. August 1865. Johann Wiskoni trat 1837 ein. Josef Maiß erwarb die Wirthschaft und hielt in der Gemeinde gute Ordnung. Er ließ aus der Gemeindekasse die Sacristei vergrößern und eine Thür nebst Treppe als Eingang herrichten. Er starb an einem Magenleiden 7. August 1870 im Alter von 52 Jahren.

Der Erbschulz war auch im Besitz des Niederkretschams neben der Schule und verschänkte im Jahre 1770 an 100 Achtel Bier und 30 Eimer Branntwein.

Der Oberkretscham.

Andreas Czernik wird 1730 genannt.

Bartek Czerny verkaufte seine Stelle 1746, gab 10 Floren 48 Kreuzer Zins, schänkte circa 60 Achtel Bier und 12 Eimer Branntwein aus. Beide Kretschmer mußten das Bier aus der Dominialbrauerei entnehmen.

Georg Heine war Schreiber des Klosteramtmanns gewesen und kaufte 1676 den Kretscham.

Josef Czernik, genannt 1795. Die Eigenthümer wechselten oft.

Die Zahl der Einwohner und die Größe der Feldmark betreffend, hatte der Ort im Jahre 1784 48 Bauern, 34 Gärtner, 46 Häusler und 553 Einwohner, worunter viele Leinweber. 1795 waren 129 Feuerstellen; 1819 zählte das Dorf noch 48 Bauern, aber nur 7 Gärtner, 155 Häusler und Einlieger zusammen 1057 Seelen; 1825 schon 1159, 1842 in 148 Häusern 1216, 1861 in 156 Häusern 1337 und 1885 in 301 Häusern 1686 Einwohner, die 269 Pferde, 703 Stück Rindvieh, 331 Stück Schwarzvieh, 84 Ziegen und 54 Bienenstöcke halten.

Wegen der Theilung unter die Bauernschaft und die kleineren Ackerleute betrug laut Vermessungsregister vom 15. Juli 1822 die Hutung und Forstfläche nebst Unland 1222 Morgen 8 □Ruthen, nämlich 662 Morgen 122 Quadratruthen Hutung, 310 Morgen 60 □Ruthen Forstland, 249 Morgen 6 □Ruthen Wasser und ertraglose Stücke.

Die ganze Feldmark beträgt 1), an steuerpflichtigen Liegenschaften 1306 Hectar 24 Ar 70 □Meter; 2) an steuerfreien ertraglosen Grundstücken: a. Wege 45 Hectar 71 Ar; b. Wasser 22 Hectar 96 Ar 10 □Meter; 3) Hofräume und Gärten 32 Hectar 53 Ar 90 □Meter, zusammen 1407 Hectar 45 Ar 70 □Meter.

Kirche und Pfarrei.

Die Kirche wird 1447 in dem Register des eingesammelten Peterspfennig bereits genannt. Nach einem im Raudener Schloßarchive noch vorhandenen Originalschreiben aus Neisse den 30. November 1573 trug Bischof Caspar von Logau wegen seiner Krankheit dem Abt Martin die feierliche Consecration der Pfarrkirche in Benkowitz auf, damit deßwegen der Gottesdienst in irgendeiner Art nicht vernachlässigt werde. Nach den Visitationsacten vom Jahre 1679 und 1713 war übrigens die Kirche schon 1544 errichtet. Um jene Zeit oder kurz vorher amtirte nach dem Album der literatischen Bruderschaft Pfarrer Marcus. Hynek oder Heinrich findet sich unter den älteren Fundatoren des Collegiatstifts als Pfarrer von Benkowitz. Stanislaus Larisch 1614 hier, starb 1647 als Pfarrer von Tworkau.

In den Ortsacten des Königlichen Staatsarchives zu Breslau ist noch die Investitururkunde erhalten, welche Neisse 12. Juni 1631 nach dem Tode des hiesigen Pfarrers Zacharias Michaelides auf Präsentation des Jungfrauenklosters dem Matthäus Zurius ausgestellt worden. Nach einem alten im Pfarrarchiv aufbewahrten Verzeichnisse, welches die beiden vorhergehenden Pfarrer, doch ohne Angabe der Zeit und ersteren mit dem bloßen Taufnamen aufführt, folgte Georg Logetius, vormals Pfarrer in Autischkau, welcher Ort gleichfalls dem Jungfrauenstifte gehörte.

Georg Tobiades, seit Neujahr 1642 angestellt, legte die noch erhaltenen Matriken an, erscheint bei einer Taufe in Ratibor am 11. Juni 1652 als Pate und starb 1661.

Gallus Kissetius, geboren Benkowitz, erhielt 29ten März 1659 das Subdiaconat auf das Vicariat Benkowitz, 7. Juni die Priesterweihe, war 21. December 1659 Vicar, wurde 1661 Pfarrer in Tworkau.

Thomas Tobiades, vom 20. Januar 1642 bis 28. Januar 1646 Vicar bei dem Collegiatstift, beschaffte 1668 aus Sammlungen und eigenen Mitteln das St. Antoniusaltar. Tobiades und Pfarrer Laurentius Fabricius von Lubom waren Testamentsvollstrecker des im Jahre 1675 gestorbenen Pfarrers Gallus Johann Kissetius aus Tworkau. Ersterer fundirte Messen für seine Seelenruhe und starb 12. März 1678 Abends 7 Uhr, bestattet am 15. März. Kapläne unter ihm waren:

Paul Sebastian Dersska, geboren Benkowitz 19ten Januar 1637, wurde nach Absolvirung der philosophischen Studien und der Moraltheologie zu Olmütz am 11. März 1661 Minorist, erhielt am nächsten Tage auf den Tischtitel des Jungfrauenklosters das Subdiaconat, wurde 16. April desselben Jahres in Neisse ordinirt, feierte am Trinitatissonntage die Primiz am Geburtsorte, war noch 14. Januar 1675 Vicar daselbst und wurde im Herbst d. J. Pfarrer in Tworkau.

Franz Novatius, geboren 1650 zu Zawiscz bei Pleß, erzogen in Rybnik, studirte in Olmütz und Krakau, wurde an letzterem Orte 1675 ordinirt, war zunächst ein Vierteljahr Vicar in Sohrau, dann 3 Jahre Sacellan in Benkowitz, hierauf 3 Jahre Vicar in Loslau, am 28. März 1681 als Pfarrer in Ruptau investirt und vom Erzpriester Andreas Flaccius aus Loslau eingeführt. Als Vicar in Benkowitz tritt er am 28. Februar 1677 bei einer Copulation auf.

Albert Ignatz Wienczkowski, geboren Cosel 1. April 1620, studirte in Olmütz, wurde in Neisse 24. Februar 1657 ordinirt, war in Kostenthal 4 Jahre Sacellan, in Autischkau 17 Jahre Pfarrer, auf Präsentation des Jungfrauenklosters am 26. März 1678 für Benkowitz als Pfarrer investirt und von seinem Nachbar Johann Franz Zbiretius aus Janowitz in das hiesige Pfarramt eingeführt. Er war ein braver Priester und wurden auch seine Predigten gelobt. Er hinterließ das erste Wirthschafts-Inventar, das später vermehrt und zum Theil in Geld umgewandelt wurde. Er braute nach damaliger Sitte seinen Haustrunk. Die Widmut betrug 1½ Hufe, den Garbenzehnt erhielt er von fünf Getreidesorten, an Missalien bezog er aus Benkowitz je 8¼ Malter Roggen und Hafer, aus Sudol 3⅔, aus Bojanow 3½, aus Podhagi (Unterwald) und Brzecowa (am Ufer) je 7 Scheffel Roggen und Hafer; die beiden Müller am Orte gaben zu Ostern je ein Viertel Weizenmehl; vier Bauern in Sudol zinsten 24 Groschen. Die Kirche war von Holz, 30 Ellen lang, 16 breit, hatte 4 Fenster mit Eisenstäben, 3 consecrirte Altäre (das Hochaltar ad beat. Virgenem, die Seitenaltäre ad St. Antonium und Matrem dolorosam); ein Becher zur Nachspülung der Communikanten, je 12 Caseln und Fahnen, eine Orgel zu 80 Thaler, Decke und Wände waren gemalt, die Kanzel geschnitzt, später schwarz staffirt, 3 Glocken hingen im hölzernen abseitsgelegenen Thurme; der Kirchhof war umzäunt. Der Pfarrer legte 1682 das Copulations- und im nächsten Jahre das Taufbuch an, meldete 10. Mai 1686, daß in der Parochie 925 Ostercommunikanten vorhanden, fundirte 1690 dem Kloster zu Loslau 150 Floren und in Benkowitz 60 Thaler auf sechs stille Messen. Er starb 1698.

Martin Pieczuch, geboren zu Pogrzebin im Jahre 1669, hatte in Olmütz studirt und war Baccalaureus geworden, erhielt 17. am December 1695 die Priesterweihe und wurde vom Pfarrer als Hilfspriester aufgenommen.

Georg Anton Chorus, geboren Ratibor 1657, studirte als bischöflicher Alumnus in Breslau Philosophie und Theologie, wurde Neisse 17. März 1685 ordinirt, war 2½ Jahr Kaplan in Bukowitz (Frauwaldau), 5 Jahre Vicar an der Collegiatkirche zu Oppeln, dann 6 Jahre Pfarrer in Walzen, Canonicus 12. August 1692, in Benkowitz 1. November 1698 als Pfarrer installirt.

Im Jahre 1710 wurde von den Parochianen ein hölzernes Pfarrhaus mit drei Stuben, Stallung und Scheuer aufgeführt, wozu Chorus viel aus eigenen Mitteln beitrug. Im Jahre 1712 hatte er schon 1078 Ostercommunikanten. Prälat-Cantor wurde er 1715. Chorus hatte ein tragische Ende. Am Portiunkulafeste (2. August) 1717 besuchte er die Klosterkirche der Franciskaner. Abends ½8 Uhr kehrte er aus Ratibor heim. Unterwegens mochte ihn ein Schwindel oder Schlaganfall betroffen haben, denn er wurde mit dem Antlitz in der Psinna, die damals 6 Zoll tief war, gefunden sub pratis superioris zagumnie ad flumen immersa) facie in flumen), Stock und Hut lagen am Ufer, ebenso ein Balsambüchslein, das er gebraucht zu haben schien.

Da seit 19 Monaten kein Erzpriester im Cirkel war, der Prälat-Decan resignirt hatte, Custos, Cantor und Scholastikus innerhalb 5 Monaten gestorben waren, so unternahm es der einzige Resident Propst Julias Pilati Freiherr v. Thassul, gestützt auf § 17 der pragmatischen Sanction und auf ein Decret des General=Vicariat=Amtes vom 10. Februar 1716 das zum Begräbnisse Erforderliche zu veranlassen. Erst Nachmittags hatte er das traurige Ereigniß von weltlichen Leuten vernommen und machte sich sofort nach Benkowitz auf, wo er bereits 3 Vicare und den Stiftshauptmann Georg Josef Czesch, der zur Siegelung erschienen war, vorfand. Der Propst verordnete, daß der Leichnam am nächsten Tage in der Kirche zwischen dem Bruder und der Schwester, wie der Verstorbene früher den Wunsch ausgesprochen, in der Gruft verwahrt werde, am 5. aber solenne Exequien stattfinden sollten; dann versiegelte er den Speicher, eine Kiste und Kammer, in welche er nach aufgenommenem Verzeichnisse das Mobiliar bringen ließ; zur Aufsicht über die Wirthschaft, zumal Getreide eben in die Scheuer gebracht wurde, bestellte er den Vicar Andreas Wilczek, einen Freund des Verstorbenen und trug dem hiesigen Kaplan die weitere Verwaltung der Seelsorge auf. Am 5. fand die Leichenfeier statt, zu der 32 Priester erschienen. Hierauf meldete der Propst den Vorgang der Geistlichen Behörde und bat, recht bald einen Erzpriester zu ernennen, für welche Stelle er als würdigsten den Pfarrer Caspar Thaddäus Gawlik von Pogrzebin in Vorschlag brachte. Da Chorus zugleich als Altarist der Tuchmacherzunft ein besonderes Haus in der Stadt und in demselben eine volle Ausstattung (Bilder, Bücher, Meubles, Kleider, Schuldscheine etc.) hatte, so nahm der Propst mit mehreren Zeugen am 18. d. Mts. auch dieses Inventar auf. Für die Seelenruhe des Chorus sind 65 Gulden auf sechs heilige Messen fundirt. Kapläne unter ihm waren:

Franz Bartziaga, geboren Benkowitz 1673, studirte in Olmütz, wurde Priester und 1698 vom Pfarrer zu seiner Bequemlichkeit angenommen, wird 1714 noch hier genannt, wurde 1715—1727 Vicar am Collegiatstift, Altarist der literatischen Bruderschaft und starb, falls es derselbe ist, im hohen Alter am 8. Februar 1761.

Paul Ignatz Popela, geboren Benkowitz 1687, studirte speculative Theologie, wurde 1713 auf den Tischtitel des Johann Heinrich Rogoiski für Walzen ordinirt, Kaplan in Oderberg, Testamentsvollstrecker des verstorbenen Pfarrer Mathias Franz Meißel, wohnte in der Schule und erhielt den vierten Theil des Accidenz, kam nach Benkowitz, wurde 1741 Pfarrer in Ujest und starb 1748.

Franz Lorenz Novatius, geboren Radoschau 1675, studirte in Olmütz, wurde 1700 auf den Tischtitel von Adamowitz, eines dem Jungfrauenstifte gehörigen Gutes ordinirt, Vicar in Rybnik, kam 1703 als Pfarrer nach Mschanna und 15. September 1727 hieher. Zum Weihnachtsgeschenk erhielt er vom Kloster alljährlich zwei Eichen. In Benkowitz war ehemals unter den Knechten von Ostern bis Pfingsten ein Schulze aufgestellt, welcher mit seinen Adjuncten die von dem Gesinde in der Kirche begangenen Unziemlichkeiten bestrafte; da letztere aber die übrige Zeit des Jahres Excesse frei begingen, wurde auf Veranlassung des Pfarrers aus den Knechten ein Schulz auf das ganze Jahr bestellt, was sich auch in der Umgegend bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Der Pfarrer begann 1719 den massiven Kirchbau und ließ sowohl am Orte wie in Tworkau und Schillersdorf Ziegeln anfertigen, deren sehr viele in den Grund versenkt werden mußten. Er hatte 1500 Parochianen, katechisirte auch in der Schule fleißig und bezog aus den noch geringen Fundationen 7 Floren, aus den übrigen Einkünften 174 Floren. Er taufte 6. Juli 1729 ein Zwillingspaar aus Tworkau in Benkowitz, fundirte auf eine monatliche Messe für seine Seele 80 Thaler und starb in demselben Jahr.

Anton Paul Schuster (siehe Erzpriester Seite 48.) Seit 1732 Pfarrer in Benkowitz, beendete er den Kirchenbau, den sein Vorgänger bis zum Tode fortgeführt und wozu 5000 Floren aus der Kirchenkasse verwendet worden waren. Im Jahre 1730 wurde das Kreuz auf den Thurm aufgesetzt.

Von 1736—1738 ist die Kirchhofmauer auf der Straßenseite massiv hergestellt und über deren kleinen Pforte 1744 die St. Johannis von Nepomuk Statue von Stein zwischen zwei Genien mit Chronogramm aufgestellt worden. Der Kirchhof enthielt 80 □Ruthen 30 □Fuß.

Das Ober-Steueramt in Breslau bestimmte 1. April 1748, daß nach einer vom Landrath gehaltenen Untersuchung der Pfarrer laut seiner eingereichten Nachweisung einzunehmen habe: 1. an Missalien Getreide je 99 Scheffel Roggen und Hafer; b. an Manipulardecem (=Feldzehnt) 11¼ Scheffel Weizen, 117 Scheffel Roggen, 12 Scheffel Gerste und 106½ Scheffel Hafer. Das von ihm angelegte, noch erhaltene Todtenbuch beginnt mit dem Jahre 1741.

Nachdem der Bau der Kirche vollendet war, wurde sie am 22. Juni 1749 durch den Fürstbischof Philipp Gothard Graf Schaffgotsch auf den alten Titel Allerheiligen consecrirt und findet das Kirchweihfest Sonntag vor Johannis dem Täufer statt. Das Gotteshaus ist 96 Ellen lang, 32 Ellen breit und hat 10 Fenster. Der Canonicus führte 3. Juni 1753 den Kreuzweg ein und errichtete 3 Jahre später die Bruderschaft zum heiligen Altarssacramente, fundirte die Predigten am Montag und Dinstag während des 40stündigen Gebets, 200 Gulden auf vier Cantata und zwei stille Messen, wurde nach dem Tode des Anton von Mazurek Erzpriester, starb am 14. September 1756 und ist vor dem Altar des heiligen Johannes von Nepomuk bestattet, zu dessen Beschaffung er 100 Gulden verwendet hatte. Sein Porträt befindet sich im Pfarrhause zu Benkowitz.

Dem Hirten folgten zwei Wohltäter der Kirche im Tode bald nach: nämlich am 26. August 1757 der Kirchvater Jacob Lokaj im Alter von 68 Jahren, bestattet unter dem Chor und 16. Januar 1760 Thomas Nawrath 56 Jahre alt, der zu den Stationsbildern Beiträge eifrig gesammelt. Kapläne waren:

Johann Woznicka, ordinirt 23. September 1724, war 1731 Kaplan in Cosel, von November 1736—1740 hier, 1747 Kaplan in Gleiwitz, 1748 Administrator, dann Pfarrer in Pilchowitz, starb 1754

Simon Schemiczek, Bukoviensis, erhielt 22. September 1736 die minores, 16. März 1737 auf den Tischtitel des Josef Wenzel von Salisch für Kornowatz das Subdiaconat und 28. Februar 1738 die Priesterweihe, war hier Kaplan von 1741 bis 7. April 1751, wo er gottergeben starb und am nächsten Tage im Schiff der Kirche auf der rechten Seite neben dem Chor bestattet wurde. Während er October und November 1744 in Woinowitz Administrator gewesen, half in Benkowitz Marcell Janke aus. Dann leisteten Franziskaner Aushilfe, bis wieder Cooperatoren angestellt wurden.

Georg Josef Kubicza, geboren Radlin bei Loslau, erhielt 8. Juni 1743 die minores, trat 28. November d. J. ins Alumnat, wurde 30. Mai 1744 Subdiacon auf den Tischtitel des Adam Wenzel von Kisielowski für Seibersdorf, 12. Juni 1745 ordinirt, 1748 Kaplan in Groß-Dubensko, 1750 in Loslau, dann in Gieraltowitz, Juli 1751 hier, ging März 1753 nach Tost und war 1755 in Namslau.

Martin Philippi, geboren 1730, 1. April 1752 Subdiacon, 23. December d. J. ordinirt mit bischöflicher Dispens, da 11 Monate fehlten; hier April 1753 bis 2. Juni 1754, Cooperator in Bohrau, wurde 1757—1776 Pfarrer in Kujau, starb als Pfarrer von Loncznik 4. März 1786.

Georg Foiczik, geboren Sohrau, trat 5. November 1753 ins Alumnat, erhielt 29. März 1754 die Priesterweihe, war Kaplan in Benkowitz vom 11. Juni 1754 bis 26. März 1756, in Oltaschin 1760 bis 1761, kam nach Bodland.

Matthäus Adametz, geboren Benkowitz, war bereits September 1752 als Magister der freien Künste hierorts Pathe, erhielt 8. Juni 1754 die niederen Weihen, am 13. October des Jahres als Minorist Pathe in Janowitz, trat 4. April 1755 ins Alumnat, erhielt am 24. Mai auf den Tischtitel des Carl von Eicke für Lonitz, Pstronzna, Krzischkowitz, Rzuchow das Subdiaconat, am 20. September desselben Jahres die Priesterweihe, war hier Cooperator vom 27. März 1756 bis 26. Mai 1763, wurde Curatus in Woinowitz, October 1783 Administrator in Benkowitz, fundirte 160 Thaler auf ein Cantatum und acht stille Messen am hiesigen Orte, machte auch Fundationen in Polnisch-Krawarn und Woinowitz und starb als Pfarrer in Woinowitz 1. Februar 1785.

Franz von Wyplar wurde zunächst Commendar 1) in Autischkau. Am 1. October 1743 trug das General-Vicariat-Amt dem Commissar Anton von Mazurek auf, den Commendar ist ein Seelsorger ohne Investitur. bisherigen Commendar als Pfarrer einzuführen. Letzterer wurde Anfang 1757 als Pfarrer hieher befördert, wo er bereits am 7. Januar die erste Taufe hielt. Auch dieser Pfarrer fand einen schnellen Tod. Am 29. November 1764 Abends 8 Uhr stürzte er in den Keller, blieb todt und wurde am nächsten Tage bestattet. Der Franciskaner P. Christian Piwko fungirte bis am 22. Januar, wo Ignatz Hanusek aus Tworkau als Administrator eintraf.

Andreas Puff, geboren Ratibor, studirte 1752 als Grammatist in Rauden, war vom 22. Juli 1763 bis 14. April 1764 hierorts Kaplan, taufte 5. Mai 1764 in Janowitz, starb 27. März 1806 in Rauden und wurde in der Gruft unter dem Thurme bestattet.

Mathias Opperskalski, Sohn des hiesigen Lehrers, starb am 28. Juli 1764. Sein Bruder Florian hielt am 17. Juni eine Taufe.

Johann von Burzinski. (Siehe Altendorf S. 75.)

Es war von der Breslauer Kammer angeordnet worden, daß auch die Geistlichen sich mit der verbesserten Lehrmethode in Sagan bekannt machen und darüber durch ein Zeugniß des Abt von Felbiger sich ausweisen sollten. Das General-Vicariat-Amt ersuchte 28. December 1764 die Breslauer Kammer, dem präsentirten Pfarrer das Placitum zu ertheilen und von der Reise nach Sagan zu entbinden, weil er bei dem Mangel an Seelsorgern von der Parochie nicht lange wegbleiben, sich auch durch die inzwischen gedruckte Instruction mit der Methode bekannt machen und später, wenn nähergelegene Seminarien vorhanden, eins derselben besuchen könne. Die Schlesische Kammer bestand aber 8. Januar auf der Forderung und könne kein Benefiziat, so lange anderwärts Seminarien noch nicht etablirt seien, von der Reise nach Sagan dispensirt werden. Inzwischen hatte Franz Julius Sommer, Pfarrer in Rathmannsdorf bei Neisse als Dechant von Ratibor gewünscht, dem Collegiatstift näher zu sein und um das Benefiz in Benkowitz gebeten, zog jedoch auf die Kunde, daß Benkowitz durchaus polnisch, er aber dieser Sprache im allermindesten mächtig sei, das Gesuch 13. Mai zurück. Gleichwohl wurde er 1791 Pfarrer von Markowitz, wo er bis zum Tode durch 6 Jahre fungirte.

v. Burzinski hatte sich, die Kosten nicht scheuend, von einem Ende Schlesiens zum andern reisend, nach Sagan verfügt, sich dort die für die Schule nöthigen Kenntnisse erworben, einen Attest über seinen angewendeten Fleiß erhalten und bat 23. März um das Placet zur Erlangung des Benkowitzer Benefiz, dessen Einkünfte auf 212⅔ Thaler geschätzt wurden.

Ehemals genossen Kirchväter die Auszeichnung, nach dem Tode in der Gruft beigesetzt zu werden; als letzter wurde Johann Adametz, ein Bauer, am 9. October 1767 in der Kirche bestattet.

Seit 26. Juni 1765 Pfarrer in Benkowitz, wurde von Burzinski 1776 Actuar circuli, baute den Holzstall, schaffte abergläubische Gebräuche ab, z. B. das Baden der Pferde am Charfreitage, war ein eifriger Kanzelredner und Katechet, hielt 7. September 1783 die letzte Taufe, fundirte 100 Thaler auf ein Cantatum und vier stille Messen, starb am Blutsturz 19. d. Mts. und wurde am nächsten Tage vor dem Altare Matris dolorum bestattet.

Caspar Misera, geboren 1734 zu Benkowitz, war 1749 Grammatist, 1758 Theologe in Rauden, wurde 1760 ordinirt, half hier vom 11. Juli 1765 bis März 1767 aus, taufte inzwischen vom 1. Juni bis 13. d. Mts. in Janowitz, wurde 1775—1801 Präbendar in Myslowitz.

Ignatz Hanusek, geboren Ratibor 1712, erhielt Pfingsten 1746 die niederen Weihen, 25. Februar 1747 das Subdiaconat, wurde 25. Juni d. J. Priester, war 1748 Cooperator in Dzieckowitz, 1750 in Otmuth, 1751 in Chroscina, 1752 in Brosetz, 1753 in Altzülz, 1756 in Jedlownik, September 1757 bis März 1769 in Tworkau, inzwischen nach v. Wiplar's Tode Administrator in Benkowitz, wurde, nachdem er sehr oft hier Aushilfe geleistet, Kaplan, starb 25. April 1779 und wurde zwei Tage später in der Kirche bestattet.

Ignatz Leja, geboren August 1740, Kaplan in Benkowitz, war von 1773—1778 Kaplan in Cosel, Sacristan in Ratibor, starb als Vicar 28. November 1807.

Lorenz Kurek, geboren 1737 in Oppeln, erhielt 21. Juni 1761 die niederen Weihen, 5. Juni 1762 die Ordination mit Dispens über 3 Monate, war 1765 Kaplan in Krappitz, hier Mai 1773.

Caspar Staß, Kaplan vom 20. Juni 1773 ab.

Valentin Schade, hier Kaplan vom 16. März 1774 bis 2. Februar 1775.

Andreas Jaroszczik, hier Kaplan vom 17. Mai bis 4. Juni 1776.

Heinrich Poznalek, geboren Ratibor, 19. Februar 1774 Minorist, erhielt 23. December 1775 die Priesterweihe, war Januar 1777 Cooperator in Lubowitz, wurde März bis April 1778 Cooperator in Pschow, hier Kaplan vom 13. April bis 25. August d. J. und kam als Pfarrer nach Pstronzna. Nach ihm war längere Zeit kein Kaplan am Orte; Franciskaner und Nachbargeistliche leisteten bisweilen Aushilfe. Administratoren waren nach dem Tode des von Burzinski:

Anton Preidel, geboren Militsch, Sohn eines Kochs, studirte von 1770 ab in Rauden, trat 21. November 1781 ins Alumnat, das er 4. Mai ohne Decret verließ, wurde November 1783 Kaplan in Gleiwitz.

Matthäus Adametz, der ehemalige Kaplan seit dem 9. October 1783, im späten Winter fungirte ein Franciskaner.

Maximilian von Porębski, geboren Brodek November 1744, Sohn des Georg von Porębski und der Marianne von Kamienitz, ordinirt 1767, zunächst Pfarrer in Repten 1768, wurde Decan des Beuthner Cirkels 1773, am 21. September 1783 vom Jungfrauenstift für die hiesige Pfarrei präsentirt, vom Vicariatamt 29. October zur Ertheilung des Placet dem dirigirenden Minister von Schlesien empfohlen, am 15. November nominirt und Februar 1784 eingeführt, hielt die Trauungen meist selbst, begrub 12. Mai 1794 seine 85jährige Mutter, die drei Tage vorher im Herrn verschieden und 5. November d. J. den Vater, der am 2. d. Mts. 82½ Jahr alt gestorben war. Das Jungfrauenstift überreichte 15. Februar 1794 laut Edict vom 14. Februar 1793 das Vermögensverzeichniß der Benkowitzer Kirche, nämlich ein Rechnungsbuch von 1748, ein Proventenbuch von 1651, welches 7. November 1736 vom Erzpriester und 20. Mai 1737 bei der Generalvisitation vom Generalvicar Joachim von Strachwitz approbirt worden, wie auch eine Beschreibung der Gebäude, des Kircheninventars, der Einnahmen. Die massive Kirche hatte sechs Altäre, bedurfte der Pflasterung, der Glockenthurm war noch nicht völlig aufgeführt, der Kirchhof nur von der Dorfseite mit einer Mauer umgeben. Der Pfarrer beschaffte neue für 120 Thaler von Krause in Frankenstein gemalte Kreuzwegbilder, wozu er 114 Thaler beitrug und die beiden Staffirer durch 18 Wochen beköstigte. Während der Anfertigung, als eben die Bruderschaftsexhorten am Gründonnerstag Abends den 17. April gehalten wurde, entstand ein Brand, welcher das Dach der Kirche, den Thurm mit 5 Glocken, das Pfarrhaus (die Stallungen blieben stehen) einen bedeutenden Theil des Dorfes in Asche legte. Leider ging auch die Pfarrregistratur mit Ausnahme eines einzigen Schriftstückes zu Grunde. Noch in demselben Jahre wurde die Pfarrei, Thurm und Dach der Kirche wiederhergestellt. Stanke in Troppau goß drei Glocken, eine große von 15 Centner 50 Pfund, eine mittlere von 6 Centner 82 Pfund, eine kleine von 44 Pfund, wozu die Kirchenkasse 500 Thaler, die Gemeinde 101 Thaler, Georg Wyskoni aus Sudol 80 Thaler gegeben. Die Sterbeglocke von 80 Pfund und Signalglocke von 90 Pfund beschafften zwei andere Wohlthäter.

Johann von Wostrowski residirender Domherr in Breslau erbot sich die Glocken zu benediciren und waren die geistlichen Jungfrauen aus Ratibor bei der Feierlichkeit anwesend. es herrschte allgemeine Freude und Trost nach der schweren Heimsuchung. Zur Erneuerung des Kirchendaches und Thurmes hatte das Stift 800 Thaler, der Pfarrer 400 Gulden, die Kirche 200 Thaler, Thomas Lamzych 50 Gulden gegeben, zur Eindeckung des kleinen Thurmes die Knechte und Mägde 100 Gulden. Da das ehemals feste Gewölbe im Feuer sehr gelitten, so wurde dasselbe durch eine Thür verschlossen, um das Herumlaufen der Jugend auf demselben zu verhüten. Der westliche, südliche und östliche Theil der Kirchhofmauer wurde 1795 aufgeführt, wozu das Jungfrauenstift als Patron den Kalk und der Pfarrer 200 Thaler gaben.

Ein großer Wohltäter der Kirche war der Obermüller Johann Koza; er beschaffte im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts ein Leichentuch zur Bahre, für 120 Gulden ein rothes Meßgewand mit weißem Rücken und echten Tressen; für 40 Gulden ein schwarzes Meßgewand aus Manchester, gab 18 Thaler als Beitrag zum Kreuzweg, zur 80 Pfund schweren Signaturglocke 100 Gulden, zur 40 Pfund schweren Sterbeglocke 40 Thaler. Er und der ehelose Simon Jaschik fundirten 120 Thaler zu Predigten am Gründonnerstage, welche zwei Franciskaner halten sollten, für deren Abholung und Abfuhr die Gemeinde sorgte. Anfangs fanden Abends vor Charfreitag Geißelungen der Männer bei sechs Predigten statt, was später abgeschafft wurde. Seit dem Brande wurden nur drei Predigten gehalten und zwar zwei in der Nacht und eine am nächsten Morgen; da aber die beiden Reden die Zuhörer ermüdeten, so wurde die erste auf den Palmsonntag, wo großer Markt stattfindet, verlegt; die am Abend des Charfreitages übliche blieb weiter bestehen.

Als sich 1799 die Gemeinde freikaufte und die Dominialgrundstücke erwarb, wurde der auf denselben haftende Feldzehnt in eine Rente von 200 Gulden verwandelt. Aus der 1794 erbauten Pfarrwohnung wurden 1801 Schüttboden und Stallungen geschaffen und ein neues Pfarrhaus massiv aufgeführt; es ist 2 Stock hoch, 64¼' lang, 37⅓' breit und unterkellert; in der Bel-Etage befinden sich Gesindestuben mit Kammer, Kaplanstube mit Kammer, ein Stübchen für die Wirthin, Küche und Speisegewölbe, alles gewölbt; im Oberstock ein Speisesaal und vier Stuben. Das Jungfrauenstift gab das Bauholz, 80 Thaler auf Holz zum Ziegelbrennen; die Kirchenkasse 200 Thaler, der Pfarrer schoß 1380 Thaler zu, die Parochianen leisteten Spann- und Handdienste. Die Sudoler wurden zur Leistung ihres Antheils gerichtlich verurtheilt. In dem Abkommen zwischen der Gemeinde und dem Kloster vom 16. September 1799 lautete § 10: die alten Stallungen des Vorwerks neben dem Pfarrgrunde, den Schüttboden im Garten, die mittleren und neueren Scheuern müssen die Käufer vom herrschaftlichen Grunde hinwegräumen und da die Pfarrscheuern daselbst baufällig sind, soll die Gemeinde die neuen Scheuern auf dem Pfarrgrunde setzen. Auch hat sie dem Pfarrer und Organisten das Heu zu geben und alle Lasten des Hospitals zu tragen. 1803 wurde die hölzerne Scheuer mit zwei Tennen und drei Bansen nebst Wandschoppen und die Wagenremise gebaut.

Maria Anna, getauft 12. September 1737, Tochter des Franz Graf Wengersky auf Rybnik, hatte sich als verwittwete von Lippa 15. Juni 1773 mit Anton Freiherr von Kalkreuth vermählt, der am 3. März 1800 auf Pogrzebin starb. Die Wittwe fundirte 23. November 1806 bei dieser Kirche 480 Thaler zum Geläut der Todesangst und des Abscheidens Christi, wie auch auf ein Jahresgedächtniß und ging am letzten Tage des nächsten Jahres in die Ewigkeit.

Der Pfarrer resignirte 1809 wegen Augenschwäche und blieb bis zum Tode am Orte. Am 16. April 1818 meldete der Erzpriester dem Capitularvicariatamte, daß von Porembski am zweiten Pfingstfeiertage sein 50jähriges Priesterjubiläum feiern werde und erhielt am 30. d. Mts. den Auftrag, ein von demselben Amte an den Jubilar gerichtetes Glückwunschschreiben am Feste einzuhändigen und ihm auch mündlich die Theilnahme und Achtung der geistlichen Behörde zu versichern.

Der emeritirte Pfarrer Maximilian von Porembski starb am 28. Februar 1824. Er hatte des Morgens die Dorfgerichte berufen, um sein Testament zu machen. Als er die Legate niederschrieb, traf ihn ein Nervenschlag, worauf er sofort seinen Geist aufgab. Seine nächsten Erben waren die verheiratheten Töchter seines Bruders: Caroline verehelichte Lieutenant von Dombrowski, Luise verehelichte Conducteur Jurzyczek (beide in Rybnik) und Natalie verehelichte Erbrichter Miketta in Koblau.

Erzpriester Zolondek verfügte sich sofort nach Benkowitz zur Versiegelung. Am 3. März erschien der Justizrath Kersten vom Oberlandesgericht, nahm einige Siegel ab, Silbersachen, Hypotheken und das bare Geld in Depositum und versiegelte das Zurückbleibende. Das Vicariatamt machte Gegenvorstellungen, das Gericht aber berief sich auf das Reglement Berlin 8. August 1750, wonach blos die active Geistlichkeit, welche in der Seelsorge sei, in Bezug auf die Regulirung des Nachlasses unter dem geistlichen Amte stehe, aber das Reglement erwähnt weder Activität noch Emeritirung, sondern spricht von Geistlichen überhaupt und v. Porembski verrichtete alle Geschäfte eines Seelsorgers bis zum Tode, so weit es seine Kräfte zuließen. Das Oberlandesgericht beauftragte 6. April den Erzpriester, die Entsiegelung und Inventur baldigst vorzunehmen, den Mobilarnachlaß nach Ratibor zu schaffen und das gelöste Geld ad depositum zu geben. Etwas später setzte es zur Versteigerung des Nachlasses eine Termin auf den 24. Mai loco Benkowitz an.

Der Pfarrer, welcher mit dem Adel der Geburt zugleich ein edles Herz verband, war wohlthätig gegen die Armen, ein gewissenhaften Priester, treuer Freund, Urheber und Beförderer der Ackervertheilung in der Gemeinde. Bei seinem Begräbniß am 4. März waren 29 Priester erschienen und ruht er vor dem Altar matris dolorum. Die Universalerben des Verstorbenen, Pfarrer Galda und Erzpriester Kubiczek errichteten 1840 für ihn eine Fundation von 75 Thaler auf ein Anniversar mit Conduct und Salve.

Kapläne: Johann Wystyrk, war zweimal hier angestellt, zunächst von 4. April 1786 bis 22. April 1788 und von Juli 1796 bis Juli 1796, starb vor 1802.

Albert Kaluża, geboren 1765 zu Loslau, erhielt 21. Februar 1785 die minores, 10. Juni 1786 auf den Tischtitel des von Januschowski-Goldmannsdorf das Subdiaconat, 22. September 1787 mit päpstlicher Dispense von 19 Monaten 19 Tagen die Priesterweihe, hier von 29. April 1788 bis 30. Juli 1789, dann Kaplan in Cosel, 1790 Pfarrer in Rzetziz, wo er 23. April 1796 starb.

Jacob Menzel, geboren Türkwitz, erhielt 17. December 1785 die niederen Weihen, 10 Juni 1786 auf den Tischtitel des Breslauer Archidiacon Ernst von Strachwitz-Buchelsdorf das Subdiaconat, 29. October d. J. die Priesterweihe, hier August 1789 bis 10. Januar 1791, wurde Pfarrer in Landsberg, wo er 18. Mai 1806 starb.

Daniel Blachnik, geboren Rosenberg, erhielt 24ten September 1785 die minores, 17. December d. J. auf den Tischtitel des v. Schweinichen-Radau das Subdiaconat, 25. März 1786 die Priesterweihe, hier von 18. Januar 1791 bis 15. Februar d. J., wurde Kaplan in Pilchowitz, dann Lokalist in Koschentin und wird 1802 nicht mehr genannt.

Andreas Baron, geboren Groß-Strehlitz 1764, erhielt 23. December 1786 die minores, am 2. Juni 1787 auf den Tischtitel des Johann Erdmann Graf Tenczin-Grodzisko das Subdiaconat, 22. December d. J. die Priesterweihe, hier von 25. Februar 1791 bis 12. Juli 1794, schenkte zu dem Kreuzweg 9 Thaler, wurde Pfarrer in Sierokau und starb als Jubilar 5. Januar 1846.

Simon Galda, Kaplan von 3. September 1798 bis 1809, wurde hier Pfarrer. Er war 22. October 1769 zu Benkowitz als Sohn eines Schmiedemeisters geboren, studirte in Rauden, erhielt 21. September 1793 die niederen Weihen, 3. November auf den Tischtitel des Jungfrauenklosters für das Gut Benkowitz das Subdiaconat, trat 5ten November ins Alumnat, erhielt 5. April 1794 die Ordination, feierte die Primiz in der noch rauchenden Kirche des Geburtsortes, die wenige Tage vorher das Dach eingebüßt, wurde Kaplan in Polnisch-Neukirch, 1796 in Lohnau, 1798 in Benkowitz, Pfarradministrator am 9. October 1809, vom Jungfrauenkloster präsentirt, 15. November vom General-Vicariat-Amt zur Ertheilung des Placet der Breslauer Kammer empfohlen, zahlte der Seminarien-Kasse 128⅔ Thaler, worauf er die Rechte, Einkünfte, Privilegien und Lasten der Pfarrei und der Organistenstelle, wie auch das Inventar beider Kirchen verzeichnete. Da das Pfarrarchiv 1794 verbrannt war, so schöpfte er seine Nachrichten aus dem Archipresbyteratsarchiv, aus der mündlichen Ueberlieferung und schilderte den Zustand der Kirchen und Schulen aus eigner Anschauung. Damals bestanden bereits zwei äußere Kapellen, eine mitten auf dem Wege bei dem Gasthause, die andere zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk an der Westseite des Dorfes; gemauerte Säulen waren eine außerhalb des Dorfes bei der Ziegelei mit den Bildern des heiligen Nicolaus und des heiligen Florian; eine zum heiligen Urban an der Grenze der Dorfäcker neben der Ratiborer Straße. Kreuze standen je eins auf beiden Seiten des Kirchhofs, das dritte am Ende des Dorfes (na chechlowie), das vierte na Padzielkach (=Parzelle) am Ratiborer Wege, hieher geht die Procession am Gedächtnistage der heiligen Martyrer Johannes und Paulus. Das bei der Scheuerbrücke ist nicht benedicirt.

Galda erwähnt bei Beschreibung, wie der Gottesdienst gehalten wurde, eines alten Gebrauches, der sich auch in der Umgegend bis auf die Gegenwart erhalten hat, nämlich, daß am ersten Sonntage nach jeder Quatemberwoche nach dem Ausläuten eine lange Reihe eingetragener Verstorbener, und zwar aus jedem Hause zwei oder drei von der Kanzel verlesen werden, hierauf folgt ein kurze Exhorte über das Sonntagsevangelium und fünf Vaterunser mit dem englischen Gruße; nach dem Asperges wird das Hochamt mit Opfergang gehalten, woran sich die Procession wie am Allerseelentage anschließt 1).

Die Kirche hat sechs Altäre: das Hochaltar zu Allerheiligen in Mistek durch Oczko geschnitzt, der auch die Kanzel anfertigte, kostete 47 Thaler; das Altar Johannes von Nepomuk, beschafft durch Pfarrer Schuster; das Corporis Christialtar; das Altar zur schmerzhaften Mutter Gottes, 1568 durch den Junggesellen Gregor Musiol aus Sudol besorgt; das Altar des heiligen Anton von Padua, durch Pfarrer Thomas Tobiades angeschafft; St. Anna-Altar nach der Säcularisation des Klarenklosters in Troppau durch den Pächter des hiesigen Vorwerks Carl. v. Schweinichen gekauft.

Um die Bojanower vom Besuche der Kirche in Kranowitz abzuhalten, hatte Bauer Josef Zbeczka aus Bojanow 200 Thaler fundirt, damit nach allen Hochämtern an Sonn- und Feiertagen der sacramentale Segen gegeben werde, wie dies in der Olmützer Diöcese, wozu Kranowitz gehört, üblich gewesen. Hochämter fanden außergewöhnlich statt an den drei Freitagen nach Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten mit Procession durchs Dorf, am Tage St. Johannes von Nepomuk, der heiligen Martyrer Johannes und Paulus, Florian, Urban durchs Feld, an dem Gelöbnißtage St. Nicolai Zu den Pflichten der im Jahre 1343 zu Ratibor errichteten heut noch bestehenden literatischen Bruderschaft gehört auch die Verbindlichkeit, daß die Mitglieder Sonntags nach den Quatembern den Vigilien und am folgenden Tage der Bruderschaftsmesse beiwohnen und für die gestorbenen Brüder und Schwestern beten. Nach den Statuten des Bischof Rudolf findet am ersten freien Tage nach der Quatemberzeit Officium und Requiem für die Bruderschaft statt. In Gleiwitz wurde schon in alter Zeit Sonntags das officium defunctorum mit neun Lectionen und ein sacrum für die Verstorbenen gehalten, was bei der canonischen Visitation im Jahre 1679 verboten wurde. ohne Procession; an den Tagen St. Mathias, Maria Magdalena, Anna und Laurentius wurde wenigstens Nachmittag gearbeitet; wegen der gut ausgefallenen Ackertheilung zwischen Dominium und Gemeinde wurde am Annafeste nach dem Hochamte der Segen ertheilt; damals zählte die Parochie 1477 Communikanten, akatholisch war nur ein Häusler in Sudol. Zur Tilgung der Kriegs= und Contributionskosten lieh der Pfarrer aus der Kirchenfundationskasse 14. Januar 1810 630 Thaler, die bis 1826 zurückgezahlt waren. 1811 wurde mitten im Pfarrhofe ein von Steinen gemauerter Brunnen aufgefunden. Im nächsten Jahre wurden die vom Vorgänger aufgestellten Stallungen, weil sie von altem Holze gebaut und schnell hinfällig geworden, von Neuem auf Kosten des Pfarrers hergestellt. Letzterer begrub am 9. December desselben Jahres seinen 83 Jahre alten Vater.

Im Jahre 1818 wurde die Kirche mit Schindeln neu gedeckt. Der Gemeindehutungstheilungsreceß datirt vom 14. October 1822. Der Pfarrer erhielt statt der freien Hutung 19 Magdeburger Morgen Hutungsacker für Pferde und Kühe. Im Jahre 1825 erwähnt er, daß durch den Flachsbau seit 30 Jahren und den Kartoffelbau seit einem halben Jahrhundert der Feldzehnt von Getreide geringer geworden; auch das Recht, das Schwarzvieh in die Mast zu treiben, habe durch den Verlust des Eichenwaldes aufgehört.

Nach Ausbruch der Cholera wurde Anfang November 1831 ein besonderer Kirchhof am Bojanower Wege angelegt und eingeweiht. Der Kirchvater Franz Karpisch (Grochowina) starb am Kirchweihfeste 26. Juni 1833 57 Jahre alt vom Schlage getroffen in der Sacristei. Galda erbaute eine Grabkapelle St. Anna westlich der Kirche und fundirte 1835 zur Unterhaltung derselben 20 Thaler. Um Platz für den nen zu erbauenden Taufstein zu gewinnen und das Sanct Johannisaltar, welches der Pächter des Vorwerks ehemals für einige Gulden gekauft, zu entfernen, versetzte er das wenig schöne Altar in die Grabkapelle; 1837 fundirte er auf ein Stipendium für Gymnasiasten 900 Thaler; auf zwei Anniversarien und drei Messen 146 Thaler; für die Armen 50 Thaler, zur Beschenkung fleißiger Schüler 100 Thaler, dem Kloster in Pilchowitz vermachte er 50 Thaler. Er starb am 20. Mai 1839, am Titularfeste der Bruderschaft zum heiligen Altarssacramente; 43 Priester erschienen 23. d. Mts. bei der Bestattung des durch Frömmigkeit ausgezeichneten Priesters.

Paul Kuczera, geboren 23. Januar 1785 zu Krziżanowitz, 1796 Grammatist in Rauden, ordinirt 20. Mai 1809, seit Juli d. J. Kaplan in Lissek, hieher am 21ten Februar 1810 versetzt, starb am 30. Juli 1812 nach dreiwöchentlicher Krankheit am Nervenfieber, das er sich im Berufe durch Ansteckung bei einem Kranken zugezogen und wurde am 2. August begraben.

Paul Krolik, war von 1793—1810 Pfarrer in Groß=Gorzütz, Februar 1812 als Kaplan nach Zembowitz, August d. J. hieher decretirt, hielt 10. September die erste Taufe und blieb bis 30. August 1813. Von Mai 1815 bis Palmsonntag 1816 Pfarrer von Kreuzdorf, ging wegen Neigung zum Trunk an Geist und Körper geschwächt, zum Pfarrer Lorenz Goldstein nach Markowitz, wo er am 27ten October desselben Jahres vom Schlage gerührt starb.

Johann Nepomuk Imiela, geboren 1787 Ratibor, ordinirt 11. September 1813, hier vom 11. September desselben Jahres bis 6. August 1815, wurde Administrator in Lubom, Vicar in Oberglogau, 1823 Pfarrer in Rachowitz, wo er an der Brustwassersucht 28. Juli 1843 starb.

Leopold Golasch, geboren Krzanowitz, 15. November 1783, ordinirt 1807, November 1808 Kaplan in Kostellitz, Juni 1810 in Falkowitz, August 1810 in Landsberg, Februar 1814 in Rybnik, Ende September 1816 hier, ging Juli 1817 nach Friedland, April 1818 als Lokalkaplan nach Budkowitz, starb als Pfarrer daselbst Januar 1821.

Bartholomäus Schyia, geboren 1786, ordinirt 1812, October d. J. Kaplan in Falkowitz, Juli 1814 Hofkaplan und Lokalist in Ciecerzin, October d. J. Kaplan in Rosenberg, Mai 1815 in Kostenthal, hier August 1815, ging Ende September 1816 nach Tarnowitz, August 1817 nach Lubetzko, Mai 1819 Fundatist in Schwieben, dann Administrator in Centawa, wurde 1826 Pfarrer in Lubschau, wo er am 21. April 1857 starb.

Franz Wagner, geboren Ratibor 9. April 1792, trat ins Alumnat 24. April 1815, verließ es 7. Juni 1816 als Kaplan von Benkowitz, wurde Kaplan in Pschow, Groß=Strehlitz, Pfarrer in Altcosel, starb 2. Mai 1827.

Simon Morawetz, geboren Kranowitz 1791, focht 1813 als Freiwilliger im Schlesischen National=Husaren=Regiment bei Leipzig mit, wurde 23. September 1815 Subdiacon, im nächsten Jahre ordinirt, Januar 1818 aus der Olmützer Diöcese aufgenommen, und hier angestellt, Mai 1819 nach Rybnik decretirt, erhielt als Kaplan daselbst 1822 für das Accessit aus der Steinerschen Predigtfundation 20 Thaler, wurde Pfarrer in Komornik, 29ten März 1837 Erzpriester, kam 19. November 1839 nach Klein=Strehlitz und starb 5. Juni 1859.

Franz Stanjek, geboren Hochkretscham 1796, ordinirt 1820, hier von Neujahr 1821 bis Februar 1825, kam nach Rogau, wurde 17. Februar 1837 Administrator in Sakrau, 22. Juni d. J. nach Lubom, wo er 1853 starb.

Vincent Dankowski, emeritirter Erzpriester von Jablunkau, hier Commorant von März 1825—1828.

Franz Thiemel, geboren Kauthen 1798, ordinirt 1828, hier von Januar 1829 ab, starb am 20. Januar 1830.

Anton Grenzberger, geboren Ratibor 1804, ordinirt 19. September 1829, 3. Februar 1830 hieher decretirt, starb 2. April 1831 in Folge Ansteckung bei einem am Nervenfieber Erkrankten.

Johann Galleja, geboren Mokrau 1804, ordinirt 1831, seit 24. Juni d. J. hier, wurde 11. April 1832 nach Pleß decretirt, Administrator in Sussetz, 22. November 1838 Administrator und im nächsten Jahre Pfarrer in Lendzin, 1847 Actuar Circuli, starb 21. December 1863.

Andreas Glabasna, geboren 1807 Kauthen, ordinirt 1831; hier vom 9. März d. J., wurde 24. Mai 1839 Administrator und fand den 5. Juni die Uebergabe statt. Seit 25. Juli d. J. Pfarradministrator und seit 20. Juni 1842 Pfarrer in Bujakow, 7. Mai 1847 Actuar Circuli, starb 11. April 1848 als Opfer seines Eifers am Typhus.

Franz Marcinek (S. 50), 26. Juni 1833 Administrator in Markowitz, investirt 26. Mai 1837, erhielt 4. Juli 1839 für Benkowitz die Präsentation von der herzoglichen Kammer, am 11. d. Mts. das Administrationsdecret, Breslau 6. August 1839 vom Ober=Präsident das landesherrliche Placet und die Investitur 31. August 1839. Seit 1853 finden, wie in Tworkau, von der Gemeinde bestellte Hochämter an St. Nicolaus, St. Florian, St. Urban und St. St. Johannis und Paulus statt. Marcinek machte 1856 eine Pilgerreise nach Jerusalem, die er 1869 in den polnisch gedruckten Heften des Vereins zum heiligen Grabe veröffentlichte. Am 17. Februar war er abgereist, schloß sich am 26. in Triest der von der Gesellschaft des heiligen Severin geführten österreichischen Karawane an, kehrte Mitte Mai heim, blieb ein Wohlthäter jener heiligen Stätten und erhielt 4. April 1863 vom Patriarch zu Jerusalem für die dahingesendeten Almosen den Orden zum heiligen Grabe, besorgte auch für seine Kirche ein neues heiliges Grab aus Olmütz. Im Jahre 1857 wurde der Garbenzehnt einiger Grundbesitzer abgelöst und der Receß 15. März.1858 ausgefertigt. Am 17. März 1859 brannten Thurm und Dach der Kirche nochmals ab. Das Feuer brach bei dem Schwarzviehhirt aus, der im Spital wohnte. Funken von dem brennenden Nachbargebäude waren in die Durchsicht gelangt und hatten dürre Vogelnester entzündet. Die Glocken sind total geschmolzen. Libold in Gnadenfeld goß im nächsten Jahre eine zu 22 Centner 1 Pfund, eine zu 10 Centner 40 Pfund und eine zu 5 Centner 99 Pfund, die ein harmonisches Geläute gaben. Marcinek seit 15. August 1865 Actuar Circuli, wurde 26. October 1872 Erzpriester, ließ im nächsten Jahre für 500 Thaler die Pfarrkirche auf seine Kosten malen, starb 1. Juni 1877 und liegt in der Gruft der Grabkapelle St. Anna bestattet. Den Nachlaß hatte er im Testamente vom Jahre 1856 dem Kloster der barmherzigen Brüder in Pilchowitz vermacht; er stiftete in Benkowitz je ein Anniversar für sich und seine Schwester.

Andreas Zebulla, geboren Oppeln 1819, ordinirt 1843, Kaplan in Slawentzitz, Schalkowitz, 8. September 1846 Benkowitz, 12. Januar 1847 in Czarnowanz, 1ten December 1847 Administrator in Zelasna, 11. April 1849 Administrator in Czarnowanz, 12. December d. J. Administrator in Krappitz, 5. Februar 1850 nach Oppeln, 19. Februar d. J. Kreisvicar in Himmelwitz, 13. März 1852 Administrator in Kieferstädtel, 20. October 1864 bis October 1867 Lokalist in Hammer, dann bis 1871 in Godow, 4. Juli 1871 nach Woischnik, 13. September d. J. nach Lendzin, wo er bis Ende 1873 blieb, ist gegenwärtig Commorant im Kloster der Barmherzigen Brüder zu Neustadt.

Ignatz Zimny, geboren 31. Januar 1800 zu Lubowitz, studirte 1813—1814 in Rauden, wurde 14. März 1829 ordinirt, 9. April Kaplan in Groß=Strehlitz, 1. Juli 1830 Administrator in Lubowitz, September 1833 als Pfarrer daselbst investirt, ging 23. Januar 1948 nach Rogau als Administrator. Später half er als Commorant in Benkowitz, wo er bis 1853 blieb, in Ostrog und Groß Peterwitz fleißig in der Seelsorge aus und starb 22. November 1878.

Eduard Kleemann, geboren Ratibor 1825, ordinirt 1852, Kaplan in Tillowitz, hier 18. August 1853, 2. September 1856 Kreisvicar in Czarnowanz, 15. Mai 1857 bis 15. October 1863 Seelsorger an der Strafanstalt in Ratibor, hierauf Administrator in Kujau, 7. Januar 1868 Pfarradministrator in Myslowitz, investirt 1. October 1871, Actuar Circuli seit 2. Juli 1883.

Paul Kapuściński, geboren Oppeln 1826, ordinirt 1854, Kaplan in Wischnitz, 2. September 1856 in Benkowitz, ging 12. Mai 1859 als Lokalkaplan nach Ostrowine und bald darauf 5. Juli als Pfarradministrator nach Goschütz.

Julius Nowak, geboren 1824 Guttentag, ordinirt 1849, Kaplan in Rosenberg, 1852 Administrator in Kreuzburg, 6. Juni 1859 Kaplan in Benkowitz, 19. Juni 1860 Fundatist in Schimischow, 1863 Lokalist, dann 1870 Pfarrer in Groß=Stanisch, wo er 2. Januar 1883 starb.

Hugo Sterba, geboren Wartha 1834, ordinirt 1860, kam als Neopresbyter 17. Juli nach Benkowitz, ging 15ten November 1864 nach Altendorf und wurde 1. September 1870 Pfarrer in Mosurau. In polnischer Sprache publicirte er eine Novelle über die Gründung der Matka Boża Kirche und in deutscher Sprache das Leben des Canonicus Dr. Heide.

Wilhelm Tusker, geboren Ratibor 1835, ordinirt 1862, 7. August Kaplan in Seichwitz, 3. Juni 1863 in Zembowitz, 9. Februar 1864 Groß=Zyglin, 15. November 1864 in Benkowitz, 29. Juli 1865 in Kreuzdorf, 3. October 1865 Schurgast, 3. Juli 1866 Strehlitz, Tscheschen, 23. Februar 1871 nach Zülz, jetzt in Klein=Strehlitz.

Johann Borowy, geboren Groß=Chelm 1840, als Typhuswaise erzogen, von Polomski im Breslauer Knabenseminar untergebracht, ordinirt 1865, 1. August hier, 23ten Februar 1867 nach Polnisch=Wartenberg, starb Ende 1869 im Kloster der Barmherzigen Brüder zu Frankenstein.

Heinrich Linke, geboren Neustadt 1830, ordinirt 1857, am 15. September nach Schurgast, 21. Februar 1860 nach Namslau, 24. September 1861 nach Schurgast, 27. September 1864 Altcosel, seit 22. Januar 1867 in Benkowitz, 22. Juni 1869 Kreisvicar in Gleiwitz, August d. J. Administrator in Brzezinka, wieder Kreisvicar, 15. Mai 1871 Fundatist in Schimischow.

Rudolf Lubecki, geboren Deutsch=Weichsel 1844, ordinirt 1869; 3. August Kaplan in Benkowitz, 17. October 1871 nach Kattowitz, 13. März 1874 wegen Weihnachtspredigt zu 3 Monaten verurtheilt; 31. Juli 1884 als Seelsorger in Wohlau eingeführt.

Carl Wallowy, geboren Groß=Gorzütz 1846, ordinirt 1871, am 7. November 1871 Kaplan in Benkowitz, verwaltet nach dem Tode des Erzpriester Marcinek Juni 1877 mit großer Aufopferung die Pfarrei und verlieh ihm der Fürstbischof Mai 1884 die Auszeichnung des Pfarrkragens.

Die im Herbst 1878 abgebrannte Scheuer von Holz ist im nächsten Jahre durch eine massive mit 3 Bansen für 6500 Mark ersetzt worden, wozu die Versicherungssumme 2100 Mark betrug und das übrige aus Ueberschüssen der Pfarreirevenüen bestritten wurde. Bauerauszügler Jacob Nawrat ließ 1880 durch den Staffirer Gruner das Hochaltar für 240 Mark restauriren. Im nächsten Jahre wurden Kanzel und Taufstein aus freiwilligen Beiträgen für 450 Mark und bald darauf auch die übrigen Altäre durch Wohlthäter erneuert. Die an die Chaussee grenzende, ehemals von schlechten Ziegeln aufgeführte Gehöftsmauer wurde 1881 durch eine geschmackvolle von Klinkerziegeln ersetzt; im nächsten Jahre ein goldener Kelch (emaillirt) im Werthe von 322 Mark, wozu der Jüngling Anton Kubiczek 300 Mark testamentarisch vermacht, 1883 ein Bahrtuch für 150 Mark von einer Wohlthäterin und 1884 ein weißes goldgesticktes Prachtornat im Werth von 750 Mark von einer andern Wohlthäterin der Kirche geschenkt. An Stelle der leinenen rothen Anzüge, mit welchen bei Begräbnissen von Mitgliedern der Corpus Christi=Bruderschaft die Leichenträger bekleidet waren, wurden 9 Stück schwarze Tuchreverenden nebst weißen Chorröcken für 300 Mark aus freiwilligen Beiträgen beschafft.

An Stelle ehemals hölzerner Kreuze traten auch hier in letzteren Jahren mehrere steinerne; das am westlichen Eingange auf den Kirchhof errichteten 1882 die Brüder Franz Piela, Kirchdiener und Johann Piela, Bauerauszügler, das zum Andenken an die Mission 1852 aufgestellt erneuerte 1884 Agnes Gonska geb. Barciaga und das am östlichen Eingange des Kirchhofes beschafften Bauerauszügler Victor Cwik mit seiner Gattin Juliane geb. Piela. Um das Andenken an den ehemaligen Cholerakirchhof, der bereits bebaut worden, festzuhalten, wurde 1884 ein hölzernes Kreuz in der Mitte aufgerichtet.

Das Hospital

ist von dem Jungfrauenkloster errichtet und unterhalten worden und wird schon 1665 in dem Todtenbuche erwähnt. Die fünf Hospitaliten, Männer und Frauen, erhielten 2 Scheffel Breslauer Maaß Roggen und 1 Scheffel Gerste, einiges Salz und etwas Butter; was sonst zum Lebensunterhalt fehlte, reichte ihnen die Gemeinde. Das Kloster gab ihnen im ersten Jahre ein paar Stiefeln und im nächsten wurden letztere vorgeschuht. In der Urkunde des Freikaufes ist ausdrücklich bemerkt, daß die Commune die Unterhaltung der Hospitaliten mit Geld, Getreide und Holz übernimmt. Gegenwärtig erhalten 5 Weiber freie Wohnung und Beheizung, jährlich je 4 Mark von der Gemeinde, 10,50 Mark aus den Fundationen des Galda, Kubliczek, Marcinek und besorgen sie sich den sonstigen Unterhalt durch Umgang im Dorfe.

Die Pfarrschule.

Die Eintragungen in die Matriken fanden häufig durch den Lehrer statt. Im hiesigen Taufbuche steht vor dem 15. Juni 1664 die Bemerkung, daß Gregor Kurtz von da ab die Einzeichnungen vorgenommen.

Gregor Frankowitz war auf kurze Zeit sein Nachfolger. Derselbe ließ am 21. Februar 1666 ein Kind laufen und ist als Organist und Rector am 29. d. J. Pathe.

Georg Kurtz war absolvirter Rhetor und wird als Lehrer und Organist in den Archidiaconatsacten von 1673 bis 1713 genannt. 1683 wurden ihm Wohnung und Ställe von Holz gebaut und besuchten 9 Kinder die Schule. Als Organist hatte er einen Acker in zwei Theilen na klinie (auf dem Keil) und na lazach (auf den Lehden) zusammen 1½ Scheffel großes Maaß Aussaat und einen Gemüsegarten, erhielt als Organist von der Kirche drei, von der Gemeinde vier Thaler, hatte außer diesem Salar auch Accidenz, vom Neujahr und Opfer den dritten Theil, 2 Brode von jedem Bauer und je eine Weizen= und Roggengarbe. Im Jahre 1713 besuchten im Winter 12 Kinder die Schule.

Mathias Franz Hanke, geboren 1688 in Oberglogau, vom Pfarrer und Kloster angenommen und vom Geistlichen Amt decretirt, 1718 angestellt. (Seite 91.) Er erhielt von der Herrschaft zwei Fuhren Holz, für die vier Umgänge mit dem Aspergill von den Dörfern Kuchen oder einen Groschen, aus Bojanow von den 11 Bauern je ein Brod und an Geld 1 Thaler zusammen. Aus Sudol von jedem Bauer 1 Kreuzer, von der Gemeinde 1 Thaler.

Johann Kozelek, Rector, ist 6. Juli 1729 Pathe, als Zwillinge aus Tworkau in Benkowitz getauft wurden.

Andreas Franz Lerch, Rector vorher in Altendorf, ließ 10. Mai 1733 taufen. Bei der Taufe eines anderen Kindes 29. December 1737 waren außer der Suppriorin Benedicta Mitrowska von Mitrowitz, die sich vertreten ließ, der Wirthschafthshauptmann des Klosters Georg Ferdinand Holy von Poniętitz mit seiner Tochter Barbara Pathen, ein Zeichen, in welchem Ansehen auch hier der Lehrer stand.

Mathias Opperskalski, hier seit 1740, war November 1741 Copulationszeuge, ließ 10. April 1746 seinen Sohn Mathias Hermengild taufen, der 1823 als Pfarrer von Grzendzin starb. Der Rector wird 1748 auch Organist genannt. Er starb 28. Juli 1764 und wurde unter dem Chor bestattet.

Simon Winkler, geboren 1729, Organist in Janowitz, wurde Nachfolger und wirkte 41 Jahre im Schulamte. Am 28. Mai 1766 ließ er ein von der Gattin Therese Scharabatnim gebornes Töchterlein taufen. Bei der Taufe der Tochter Charlotte 12. April 1776 waren der Pächter des Klostergutes Carl von Schweinichen und Charlotte von Schweinichen Pathen. Landrath Johann Heinrich von Wrochem auf Dolendzin legte 1786 einen Schulplan vor, wonach der Lehrer 14 Floren 12 Silbergroschen, 2 Fuder Heu, 10 Scheffel Roggen Breslauer Maaß und wöchentliches Schulgeld erhalten sollte. Das Schulgebäude von Holz enthielt nur eine einzige Stube sammt Kammer, außer dem Hause befand sich ein Viehställchen und Scheuerchen. Winkler übergab 1797 sein Amt dem Schwiegersohn, tritt im Taufbuche noch 9. Juni 1800 als „alter Rector“ auf und starb bei seinem geistlichen Sohne dem Pfarrer Lorenz Winkler zu Lubom am 28. September 1805.

Johann Frank, geboren Wanowitz 1768, erhielt 14. Juli 1786 von dem Seminar=Director Cisterzienser Anton Hrabak in Rauden das Attest, verehelichte sich als Rector in Krziżanowitz 5. Mai 1790 mit Josefa geb. Winkler und kam 7 Jahre später hieher. Der Schulen=Inspector Prälat Zolondek gab ihm 1799 das Zeugniß, daß er tüchtig sei, dem Schulwesen vorzustehen, lobte die gute Führung, wie auch Treue und Fleiß im Schuldienst.

Da das Schulhaus baufällig, die Lehrstube so eng war, daß sie nur für 20 Kinder ausreichte, daher von den 200 Schulpflichtigen nur wenige die Schule frequentirten, so erschien ein Neubau und die Anstellung eines Präceptors dringend geboten. Bolik machte am 15. März 1799 den Anschlag. Im Sommer wurde das Bauholz zugeführt und ein massives Haus errichtet; aber Thüren und Fenster waren klein, die Lehrstube zwar 23' lang, 24' breit, jedoch der Backofen darin angebracht; die Wohnstube war 16' lang, 14½' breit, die Kammer 16' lang, 8½' breit, ein Kämmerchen 6¼' lang, 5½' breit; die 4½' breite Küche finster; ein Keller. Auch neue Stallungen wurden aufgeführt. Der Lehrer, welcher anfangs nur 13 Floren, ein Fuder Heu. 6 Scheffel Roggen Deputat und kein Schulgeld erhalten, bezog nach dem Schulreglement vom 18. Mai 1801 nunmehr 13 Floren rheinisch, an Naturalien von der Gemeinde 3 Scheffel 1 Metze Roggen, als Organist 98 Brode, von jedem Bauer eine Garbe Roggen und eine Wettergarbe Weizen, hatte an Acker ein Scheffel Aussaat und eine ebensogroße Wiese.

Als Adjuvanten, welche der Lehrer zunächst auf eigene Kosten unterhielt, die aber in der Lehrstube wohnten, fungirten zu Anfang des Jahrhunderts:

Präceptor Josef Czeka von 1801—1804.

Adjuvant Franz Berger 1809.

Alexander Frank, geboren 1791, hier von Juli 1812 bis Ende 1814, wurde in Babitz Lehrer und ehelichte 23. Mai 1815 Catharina, Tochter des hiesigen Bauer Blasius Stucka.

Felix Weiß aus Woinowitz 1815.

Am 18. Februar 1818 war die Schulprüfung gut ausgefallen. In drei Abtheilungen waren 45, 33 und 69 Kinder unterrichtet worden. Die Königliche Regierung beauftragte den Schul=Inspector, dem Pfarrer und Lehrer ihre Zufriedenheit über den Fleiß, welchen sie auf die Bildung der Jugend verwendet, auszudrücken. Wie in Benkowitz müssen überall die Kinder mit dem Nöthigsten aus der Naturlehre und Erdbeschreibung bekannt gemacht, im Singen geübt und zum Verstehen der deutschen Sprache angehalten werden. Die Struve'schen Tabellen über das Benehmen bei Lebensgefahren und in Unglücksfällen wurden empfohlen.

Damals waren 143 schulpflichtige Kinder, von denen die größeren Vormittags, die kleineren Nachmittags den Unterricht genossen. Die Königliche Regierung drang 3ten März 1818 auf einen Vergrößerungsbau und solle der Lehrer sich nur seinem Dienste widmen und nicht Gemeindeschreiber sein; auch solle ein Adjuvant fest angestellt und für ihn Wohnung und eine Lehrstube angebaut werden. Die Gemeinde bat aber am 16. Mai dem Frank den Gerichtsschreiberposten zu belassen, da er schon 22 Jahre treu gedient, für die Gemeinde während des Krieges Leib und Leben gewagt, sie mit Rath und That unterstützt habe; das schlechte Fundament erlaube nicht, ein Stockwerk aufzusetzen, sei doch schon die südliche Mauer der Lehrstube gesprungen!

Johann Brzoska, geboren 1798, in Oberglogau vorbereitet, wurde 3. October 1818 Präceptor, unterrichtete früh 59, Nachmittag 70 Kinder, erhielt Beköstigung und 39 Thaler vom Lehrer, der als Gemeindeschreiber von drei Orten mit andern Arbeiten zu viel zu thun hatte und die Schule ganz dem Adjuvanten überließ. Brzoska ging im October 1820 als Lehrer nach Zabelkau, wo er nach halbjährigem Leiden 1831 starb.

Ignatz Zimny, geboren 1801, im Oberglogauer Seminar geprüft, wurde November 1820 angestellt.

Franz Olschowka, geboren 1800, im Breslauer Seminar geprüft, hier 17. November 1821 angestellt.

Anton Brzezina geboren 1799, Oberglogau gebildet, hier 1. October 1822, war 1857 Lehrer in Dzirgowitz. 1823 waren 155 Kinder, aber das Schulzimmer reichte nur für 90, wenn diese gedrängt sitzen sollten. Bau=Conducteur Fritsche gab sein Gutachten dahin ab, daß ein Erweiterungsbau der Lage wegen nicht möglich sei, sondern das ganze Gebäude abgetragen und ein neues Schulhaus aufgeführt werden möge. Die Gemeinde erkannte die Nothwendigkeit an, bat aber 18. December 1824 um eine Frist von einigen Jahren, da viele Wirthe nicht im Stande seien, die Abgaben zu bestreiten und die Interessen zu bezahlen, auch viele Eltern den Kindern den für die Schule nöthigen Anzug nicht verschaffen können.

Conrad Barabasch, geboren 1805 in Oberglogau 1822 bis 1824 gebildet, hier vom 1. October 1824 bis Januar 1825.

Am 24. October 1825 revidirte Consistorialrath Sedlag aus Oppeln die Schule und wohnte der Adjuvant noch im Lehrzimmer. Da der Bau nur auf eine Lehrstube berechnet war, so mußte ein neuer Anschlag gemacht werden, der sich auf 1229 Thaler belief. Der große Regen Juni 1826 hinderte die Anfertigung von Ziegeln und die warme Jahreszeit Bauholz zu fällen. Die Herzogliche Kammer lehnte 23. December einen Patronatsbeitrag ab. December 1827 waren 28 mille Ziegeln fertig, Februar 1828 wurden 40 Stück Balken angefahren. Aber im Frühlinge mußte die Gemeinde zum Oderuferbau durch 5 Wochen täglich 5 Fuhren und 50 Handarbeiter stellen, vom 19. Mai bis 28. Juni täglich 14 Fuhren durch 2 Wochen, 13 Fuhren durch 4 Wochen, 9 Handarbeiter durch 6 Wochen an den Bau der Leobschützer und Troppauer Landstraße stellen; auch waren pro Johanni 1294 Thaler Zinsen zu entrichten. Im Herbst waren 68 mille Ziegeln und das erforderliche Bauholz vorhanden, im Winter wurden noch Bretter, Kalk und Grundsteine angefahren, so daß der Bau 1829 zu Stande kam. Die Bitte an den Patron am 26. Juli d. J. aus der Kirchenkasse 200 Thaler zu bewilligen, wurde abgeschlagen. Baurath Degner und Kammerrath Aschersleben untersuchten die übrigen dem Einsturz drohenden Gebäulichkeiten und erachteten auch deren Neubau als nothwendig; gleichwohl weigerte sich die Herzogliche Kammer, nachdem 1832 die Stallungen massiv, die Scheuer auf Bindwerk mit Brettern für 137 Thaler 18 Silbergroschen aufgeführt waren, zu Patronatsbeiträgen und offerirte 300 Thaler, falls sie für alle Zukunft von jeder Bauverpflichtung entbunden werde; aber die Gemeinde verlangte zunächst Betheiligung an den Kosten für die Bauten der Nebengebäude und eine Ablösungssumme von 400 Thalern.

Carl Seifried, geboren 1806, in Oberglogau 1823 und 1824 vorgebildet, kam October 1826 von Lubom hieher. Da der Adjuvant den ganzen Unterricht versah, sollte 1827 ein zweiter Adjuvant auf Kosten des Lehrers angestellt werden. Frank gab März 1829 den Schulposten auf, behielt die Gemeindeschreiberei, die 58 Thaler einbrachte, und blieb Organist. Die Gemeinde wollte dem neuen Lehrer Wohnung geben und 10 Thaler jährlich zuschießen, bis beide Posten wieder vereinigt sein werden. Aus Mangel an Adjuvanten blieb die Hilfsstelle, für welche 1824 das Gehalt ermittelt war, längere Zeit unbesetzt. Während in den Revisionsberichten die Gemeinde als Patron gegolten, wurde Ostern 1835 zum ersten Male das Dominium Schloß Ratibor als Patron verzeichnet, weil dieses die Gerichtsbarkeit ausübte. Erzpriester Kubiczek schenkte 1831 auf Schulprämien 100 Thaler.

Franz Sage, geboren 1807, in Oberglogau 1824 bis 1826 vorgebildet, bisher in Altendorf, wurde December 1829 interimistisch angestellt, war nach Gutachten der Prüfungs=Commission vom 27. März 1835 zur Anstellung reif und wurde, als Seifried 16. October 1837 nach seinem Geburtsorte Krziżanowitz abging, Schullehrer. Organist Frank starb 10. April 1839 an Brustentzündung im Alter von 71 Jahren.

Sage tauschte mit dem Lehrer in Markowitz und starb als Lehrer in Rauden.

Johann Wildner, 3. Mai 1839 nach Oberglogau als Adjuvant decretirt, ist Lehrer in Schonowitz.

Franz Dreist, geboren 1. September 1801, war in Babitz, dann 17. Mai 1828 als Lehrer in Markowitz bestätigt, erhielt 13. Juni 1839 die Vocation. wurde 26ten März 1840 als Organist und Rector in Benkowitz angestellt. Das am 1. Juli 1841 und 19. Februar 1843 getroffene Abkommen, wonach die Einlieger die Verpflichtung zum Kleinhacken des Deputatholzes in eine Abgabe von 5 Silbergroschen verwandelten, genehmigte die Königliche Regierung 18. April 1842. Am 5. October 1844 verpflichtete sich die Gemeinde einen Beköstigungszuschuß von jährlich 20 Thalern für den Adjuvanten zu geben. Nach Verfügung der Königlichen Regierung vom 12. December 1857 sollten für den Adjuvanten 15 Thaler Gehaltszuschuß repartirt werden. Dreist, der sehr lange an Lungen= und Luftröhrenaffection gelitten, starb 8. Februar 1859.

1840 wurde die Unterklasse durch den Seminaristen Clemens Fiegel, jetzt Hauptlehrer in Thurze, 1841 durch den Präparanden Andreas Piela (gestorben als Hauptlehrer in Stanitz) versehen.

Johann Sukatsch, geboren 1822, in Ober=Glogau 1839—1842, angestellt 1. April 1842, 1857 Lehrer in Antonienhütte.

Josef Marcinek, geboren 1822, Oberglogau 1840 bis 1843, 21. Juni 1843 hieher decretirt, 1845 nach Tworkau versetzt, starb März 1856 als Vorsteher der Waisenanstalt in Birtultau.

Nicolaus Maase, geboren 1822, Oberglogau 1839 bis 1842, hier 1845, war 1857 Lehrer in Loslau, ist dort auch gestorben.

Anton Barrabasch aus Kranowitz, geboren 1824, Zeugniß vom 21. März 1844, hier seit 1. November 1845, erkrankte 14. Juli 1846 an Lungenentzündung und erhielt von der Königlichen Regierung 10 Thaler Unterstützung, ist jetzt Hauptlehrer in Skrzyszow.

Anton Swiedergall, hier von 1846, litt an Entzündung der Bronchial=Schleimhaut von April bis October 1846 und erhielt gleichfalls 10 Thaler Unterstützung, starb bei seiner Mutter in Ratibor 1848.

Carl Pawlik, geboren 1826, Oberglogau 1843 bis 1846, Adjuvant in Slawikau, kam April 1847 her, ging Juni 1851 zur Ausbildung für die Waisenanstalt nach Hamburg, ist jetzt in Godullahütte.

Theofil Dwuletzki, geboren Pawlau 1828, Oberglogau 1845—1848, Adjuvant in Groß=Gorzütz, kam Juli 1851 hieher, vertrat den erkrankten Lehrer Dreist seit Herbst 1851 in Schule und Kirche; war 1855 der älteste Adjuvant des Schul= und Inspections=Bezirkes verzichtete auf weitere Anstellung, heirathete ein Bauermädchen und übernahm die Wirthschaft.

Julius Gaida, geboren 1831, Oberglogau 1848 bis 1851, hier 1852, wo ihm die polnische Sprache noch schwer fiel, ging 10. Februar 1851 nach Brzezie, 1. Januar 1861 Lubowitz, 5. Februar 1863 nach Golleow, später nach Miedzna.

Heinrich Wodarz, geboren Pogrzebin 1834, Oberglogau 1851 bis 1854, wurde Adjuvant in Brzezie kam 10. Februar 1858 nach Benkowitz, sollte Substitut des Dreist werden, entsagte dem Lehrfach und wurde Brauereibesitzer in Benkowitz.

Josef Rinke, geboren 1838, Oberglogau 1855 bis 1858, kam 22. November hieher, ging 6. Mai 1859 nach Syrin und 16. Januar 1862 nach Lubom, wurde Knabenlehrer in Ratibor.

Carl Frank, geboren Autischkau 23. Januar 1822, trat 1842 aus dem Seminar zu Oberglogau, Adjuvant in Birawa bis 1. Mai 1845, wurde Lehrer in Lohnau, 1859 Nachfolger des Dreist, starb im Bade zu Ustron 27. Juli 1861.

Franz Sobel, geboren 26. September 1833 zu Ratibor. 1853 aus Peiskretscham entlassen, wurde Hilfslehrer in Rauden, hat 1855 bei dem 23. Infanterie=Regiment in Neisse gedient, 14. August 1861 nach Benkowitz vocirt, kam am 1. October an, wurde 13. Mai 1862 als Hauptlehrer bestätigt. Seine Gattin Ottilie geb. Grabowski, geboren zu Rauden, begann 1. Juni 1873 den Industrieunterricht. Sobel wirkt noch gegenwärtig mit Eifer und Erfolg im Kirchen= und Schulamte.

Rudolf Kraiczyrski geboren 1839, aus Peiskretscham, 1858 Adjuvant in Gorzitz, hier 13. October 1861 ertheilte auch Turnunterricht, ging August 1867 als Lehrer nach Knieja, später nach Königlich=Dombrowka.

Ignatz Planetorz, geboren 1846, Oberglogau 1865 geprüft, Adjuvant in Lubom, 3. December 1867 hieher versetzt, ging 1872 als Lehrer nach Bojanow, woselbst er noch wirkt.

Wilhelm Gratza, geboren Bosatz 1843, 1864 in Peiskretscham geprüft, Adjuvant in Czwiklitz 1864—1868, Pawlowitz, Kreis Pleß, 1868—1870, 30. Juli 1370 nach Brzezie, 13. April 1871 hieher als zweiter Lehrer berufen, 21. November vereidet. Am 10. December 1873 bewilligten die Schul=Interessenten für Ertheilung des Halbtagsunterricht eine Remuneration. Er vertrat im August den fehlenden dritten Lehrer. 1876 wurde die Adjuvantenstelle in die zweite Lehrerstelle umgewandelt und mit 647,12 Mark Gehalt, 5 Hektoliter 61,6 Liter Roggen, 1 Hektoliter 12,5 Liter Gerste, 11 Kubikmeter 685 Kubikdcm. Holz und Wohnung im neuen Schulhause dotirt. Die wachsende Zahl der Schüler hatte nämlich mehr Lehrkräfte beansprucht und ein zweites Schulgebäude erforderlich gemacht. Dasselbe wurde am Ausgang des Dorfes rechts von der Straße nach Ratibor aufgeführt. Am 7. Juni 1875 hatte die Gemeinde beschlossen, den Bau dem Bauer Anton Barciaga zu übergeben und war jener im nächsten Sommer vollendet worden. Kostenanschlag des zweiten Schulgebäudes betrug 16149,31 Mark; Barciaga hat es erbaut für 14977,65 Mark. 1876 wurde auch die dritte Lehrerstelle creirt und mit 587,12 Mark Gehalt, 5 Hektoliter 61,6 Liter Roggen, 1 Hektoliter 12,5 Liter Gerste, 11 Kubikmeter 685 Kubikdcm. Holz und Wohnung im neuen Schulhause dotirt.

Wilhelm Kosmuetzki, 1873 in Oberglogau geprüft, 1. August 1875 Adjuvant in Deutsch=Krawarn, dann von 12. Juni bis 7. November 1876 zu Klebsch, wurde als dritter selbstständiger Lehrer 23. Februar 1877 vocirt, trat die Stelle am 3. April an und wurde Ende April 1879 nach Deutsch=Krawarn befördert.

Albert Gaida, 1876 in Pilchowitz geprüft, war Hilfslehrer in Pischcz, später in Bolatitz. Nachdem die Königliche Regierung auf Vorschlag des Kreis=Schulen=Inspectors 27. September 1879 genehmigt, daß er zur dritten Lehrerstelle befördert werde, wurde er 6. November vocirt, kam Neujahr 1880 an und ward 20. Februar in sein Amt eingeführt. Herbst 1881 ging er nach Klein=Peterwitz.

Paul Harnoth, geboren 30. Juni 1861 zu Friedersdorf, 7. Juni 1881 aus Oberglogau zunächst Adjuvant in Klein=Peterwitz und als solcher 10. October 1881 hier eingeführt, diente 1882 beim 3. Oberschlesischen Infanterie=Regiment Nr. 62 in Cosel, Juli 1883 wurde Halbtagsunterricht genehmigt, wurde 1. April 1885 nach Breslau befördert.

Constantin Wilpert, Adjuvant, geboren zu Bauerwitz am 18. Februar 1861, Pilchowitz 1885, hier am 16. April 1885, Juli d. J. für die 10. Lehrerstelle in Chorzow präsentirt.

Franz Sobel, geboren zu Hammer, Pilchowitz 1884, seit April in Glowczütz, hier August 1885.

Schulkinder waren: 1828 102, 1840 191,1857 218, 1865 220, 1878 281, 1884 285, nämlich 125 Knaben, 160 Mädchen, 1885 280, (117 Knaben, 163 Mädchen).

Sudol,

nördlich von Benkowitz gelegen, wird das erste Mal 1334 erwähnt, als Bischof Nanker den Feldzehnten dem Jungfrauenkloster schenkte. Der Ort hieß damals Suchdol Trockenthal im Gegensatz zu dem benachbarten auf Ratibor zu gelegenen quellreichen Dorfe Studena (Studna=Brunnen). Das Gut gehörte bereits im 15. Jahrhunderte dem Geschlecht Klema von Elgot. Als die Herzöge Nicolaus und Wenzel am 25. April 1435 dem Sobek Bielik von Oderberg und dessen Bruder Mathes ihr Dorf Olsau für treue Dienste schenkten, steht unter den Zeugen Johann Klema v. Suchdol am zweiter Stelle. Derselbe tritt auch 23. Februar 1479 in einer zu Ratibor ausgestellten Urkunde auf. Der Landrichter Nicolaus Klema-Kocur (Kater), wohnte in Ratibor und gab dem Prior des Dominikanerklosters 1530 alle Quartale 1½ Thaler auf fromme Fürbitten. Er kaufte 1545 von der Familie Bitowski von Fulstein das bischöfliche Lehn Katscher und hatte mit seiner Gattin Salome v. Zwole nur Töchter. Eine derselben Anna vermählte sich zunächst mit Nicolaus von Skrzidlowski, in zweiter Ehe mit Sigmund Reiswitz von Kandrzin auf Kornitz. Der Vater verschrieb ihr 1555 800 Thaler auf Sudol. Eine andere Tochter Magdalena verehelichte sich mit Nicolaus von Gaschin und schenkte ihm 1557 halb Sudol, ein Haus und Garten in Ratibor, auch brachte sie ihm den halben Lehnsantheil Katscher zu. Zwei Jahre später übergab Anna ihrem Schwager ihren Antheil an Katscher, so daß er das ganze Lehn allein besaß: Sudol aber behielt er nur zur Hälfte, so daß letzterer Ort fortan aus zwei Antheilen bestand.

Erster Antheil von Sudol.

Nicolaus von Gaschin, welcher 20. September 1583 in Polen erschossen worden, hinterließ zwei Söhne Johann und Melchior. Ersterer theilte mit seinem Bruder 24ten März 1584 den vom Vater ererbten Besitz und übernahm Halbsudol, erhielt 1586 für seine Familie den böhmischen Ritterstand, starb 1610 und wurde in der Kreuzkapelle der Dominikanerklosterkirche bestattet. Sein Denkstein ist in der Wand noch zu sehen. Sein Bruder Melchior auf Katscher, der Rosenberg und Albrechtsdorf gekauft, erbte Halbsudol und verschrieb am 24. August 1611 den Dominikanern auf dies Gut 100 Thaler, für deren Zinsen sie alle Freitage eine heilige Messe für die Familie lesen sollten.

Melchior hielt treu zum Hause Habsburg und erlangte am 5. April 1621 die Freiherrenwürde mit dem Prädikat „von und zu Rosenberg.“ Er hinterließ von seiner Gattin Margareth von Skal vier Söhne und zwei Töchter, welche 7. Januar 1633 in den Grafenstand erhoben wurden. Joachim Ludwig, der zweite Sohn hinterließ nur zwei Töchter: Judith Margareth und Euphemia Polixena. Letzte ehelichte 1673 den Franz Albrecht von Lichnowsky auf Lubowitz und starb schon in den nächsten Jahren; auch Judith war vor dem 21. Juli 1679 aus dem Leben geschieden; denn an diesem Tage schlossen die Mitglieder der Familie mit ihrem Neffen Julius Ferdinand Graf Jaroschin einen Vergleich, wonach letzterer halb Sudol (Vorwerk und Feld), Vorwerk Pieklo in Altendorf und einen freien Platz in Ratibor für 1500 Thaler überließen, welche Güter ihm bereits verpfändet waren. Letztere fielen aber an die Gaschin zurück, denn am 19. März 1682 verkauften die Geschwister Ferdinand Otto Graf Gaschin Freiherr von Rosenberg auf Freistadt, Wyssoka, Katscher zugleich in Vertretung der Johanna Emerentia Gräfin Gallas geb. Gräfin Gaschin und Comtesse Catharina Benigna, ferner Georg Adam Franz und Rudolf Graf Gaschin dem Gotfried Bernard Schalscha v. Ehrenfeld auf Silberkopf den Antheil Sudol mit dem Platze vom Freihause in Ratibor und dem Vorwerk in Altendorf für 4166⅔ Thaler. Der Käufer war Wirthschaftshauptmann bei Graf Gaschin in Polnisch-Neukirch gewesen, hatte 16ten Mai 1676 den böhmischen Ritterstand erhalten und 1680 Silberkopf erworben. In zweiter Ehe vermählte er sich 28. Mai 1684 mit Eva Constanze Victoria von Skal, kaufte 1687 Makau, 1698 Mosurau, machte 6. Mai 1698 sein Testament und starb am nächsten Tage. Die Söhne theilten sich in die väterlichen Güter. Philipp Florian erhielt halb Makau, Josef Anton die andere Hälfte des Ortes, Carl Franz Mosurau und Johann Georg Silberkopf mit Halbsudol. Letztgenannter verkaufte am 16. Februar 1718 mit seiner Gattin Johanna Therese, Tochter des Carl von Zagiczek, halb Sudol dem Christian Florian v. Ehrencron auf Brzesnitz, Lodnitz und Tabor für 4800 Thaler schlesisch. Von nun an blieb dieser Antheil durch 91 Jahre bei dem 1⅜ Meilen entfernten Brzesnitz und führte davon seinen Beinamen.

Die Indiction des Gutes Halbsudol betrug nur 14 Thaler, da der Besitzer hier keine steuerbaren Realitäten hatte, außer daß im Kretscham 30 Achtel Bier und ein Eimer Branntwein jährlich ausgeschänkt wurden. Vieh wurde nicht gehalten und das Wiesenheu nach Brzesnitz geführt. Im Antheile waren 11 Bauern 2 Halbbauern 1 Häusler, die 49 Stück Kühe 150 Schafe und 13 Schweine hielten.

Der aus Kuchelna stammende Viehhirt Simon Biskup wurde 23. September 1747 von einem ungezähmten Stier durchbohrt und starb sofort ehe der Priester herbeieilen konnte.

Die nachfolgenden Besitzer sind bei Brzesnitz aufgeführt. Als Carl von Schimonski auf Brzesnitz am 4. October 1809 den Antheil Sudol an den Justizcommissar und Syndicus der Oberschlesischen Landschaft Franz August Taistrik für 8000 Thaler verkaufte, erhielt dies Zweiggut den Namen Ober-Sudol. Der Besitzer desselben erwarb von dem andern Antheile 27 Morgen Ländereien und Wiesen, das Bier- und Branntweinregal für 1241 Thaler und verkaufte am 21. Februar 1817 sein Rittergut für 17,500 Thaler an die Gemeinde Ober-Sudol.

Zweiter Antheil.

Derselbe führte durch fast dreihundert Jahre den Namen Kornitzer, seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts auch den Namen: Trach'scher Antheil und hieß seit 1809 Nieder-Sudol. Der fleißige Topograph Knie machte 1845 in seiner Uebersicht der Dörfer, Flecken und Städte die Bemerkung, daß in Sudol die Aecker und Gehöfte des Brzesnitzer und Kornitzer Antheils unter einander gemengt liegen und der Grund dieser nicht einmal örtlich bedingten Trennung nicht ermittelt werden kann! Im Vorstehenden ist bereits nachgewiesen, wie der eine Antheil 1718 zur Herrschaft Brzesnitz gelangte und auch schon angedeutet, wann und wie der andere an Kornitz gedieh und soll nunmehr die Aufeinanderfolge der Besitzer dieses zweiten Antheils gleichfalls verzeichnet werden.

Nicolaus Klema von Elgot hatte noch Ganzsudol besessen. Durch dessen Töchter trat die Theilung ein. Magdalena brachte ihren Antheil dem Nicolaus von Gaschin auf Katscher zu und Anna den ihrigen dem Gemahl Sigismund Reiswitz auf Kornitz, der 11. Februar 1625 Vorwerk Ottitz, die Dörfer Bojanow, Woinowitz und Lekartow erkauft, wurde von seinem Sohne Heinrich beerbt, der 23. Januar 1657 starb und nur zwei Töchter hinterließ. Anna vermählte sich zunächst mit Ferdinand Dreski von Märzdorf aus Bransdorf, dann mit Carl Freiherr v. Trach, Edler von Birkau. Ursula Marianna, welche Kornitz, Lekartow, Bojanow, Ottitz, Woinowitz und Halbsudol geerbt, nahm 1669 in erster Ehe den Melchior Wilhelm v. Skal auf Moschen, Müllmen etc. und in zweiter Ehe 22. Juli 1680 den Paul Reinhard von Beyer. Am 2. Januar 1705 verkaufte sie mit Einwilligung ihres Ehemannes für 25 mille Thaler schlesisch Bojanow, Ottitz, Lekartow, Halbsudol, das Kornitzer Haus und den Garten in Ratibor an ihren Neffen, den Sohn des Carl Freiherrn von Trach, Namens Silvius Erdmann auf Bransdorf, Kornitz, Woinowitz, Slawikau, Zittna, der schon am 28. Juli 1710 starb und von seinem Bruder Gotlieb Carl beerbt wurde. Letzterer erwarb die Herrschaft Tworkau und war Landeshauptmann von Jägerndorf. Die Indiction von Ottitz, Lekartow und Halbsudol betrug 1249 Thaler, die des ganzen Dorfes 744 Thaler.

Der Ausschank in Sudol wechselte alljährlich mit dem Kretscham im andern Theile und wurden 8 Achtel Bier, wie auch etwas Branntwein consumirt. Die 11 Bauern und 10 Gärtner hielten 62 Schafe, 44 Kühe und 11 Schweine.

Gotlieb Freiherr von Trach verkaufte 2. Mai 1731 die Güter Kornitz, Bojanow, Woinowitz, Lekartow, Dzimirz, Zittna, Vorwerk Ottitz und Halbsudol an Hieronymus Edler von Bernini. Der Verkauf des in Altendorf gelegenen Kornitzer Vorwerks ist S. 58 erwähnt; das Kornitzer Landhaus auf der Jungfrauenstraße (Grotefendts Hotel „Deutsches Haus“) nebst Spitalgarten veräußerte die Wittwe des Gotlieb Freiherrn von Trach, geb. Gräfin Sobeck, die sich mit dem General von Weichs in dritter Ehe vermählt, 1765 für 1000 Thaler an Johann Anton Toscani.

Antheil Sudol II. blieb mit Kornitz in der Familie von Bernini bis 1788, wo es Kurt Graf Haugwitz kaufte.

Dominial-Ländereien befanden sich in diesem Antheile nicht, sondern die Unterthanen gaben Zins: in Geld 71 Thaler 13 Silbergroschen 8 Pfennige und in Getreide 11 Scheffel 4 Metzen. Die Robot der zur Herrschaft Kornitz gehörenden Ackerbauern zu Lekartow, Halbsudol, Bojanow und Woinowitz bestand in je dreitägigem (vierspännigem) Roß- und Fußdienst auf den Vorwerken. Die Großbauern waren, weil sie mehr Acker besaßen, verpflichtet, in der Saatzeit an einem vierten Tage der Woche mit drei Pferden und drei Eggen hinter dem Hofezuge zu eggen. In den Wintermonaten hatten die Bauern statt Ackerdienste zu leisten, Klaftern zu schlagen, Holz aus dem Zyttnaer, später aus dem Dzimirzer Walde, Dung, Kalk etc. anzufahren. Donnerstag im Winter war wegen des Ratiborer Marktes robotfrei. Da jeder Bauer Gesinde und sechs bis acht Pferde hielt, so konnte neben der Frohnarbeit für die Herrschaft der eigene Acker ganz gut bestellt werden. Doch klagten die Unterthanen wegen Ueberbürdung und scheint eine kleine Erleichterung eingetreten zu sein. Justizratz Taistrik kaufte 22. October 1814 vom Freibauer Johann Wollny das Gut N. 9 für 2000 Thaler. Die beiden Bauern Mathes Zajonc und Franz Burzig, welche von Georgi bis Martini wöchentlich je drei Tage, von Martini bis Georgi je zwei Tage Spanndienste der Grundherrschaft leisteten, je 3 Thaler 18 Silbergroschen Grundzinsen, an Wachtgeld 20 Silbergroschen zahlten, Gespinnst lieferten, beim Schafebaden und -scheren halfen, machten sich 26. October 1814 robotfrei, indem sie die Hälfte ihrer Felder und Wiesen gegen Empfang von je 100 Thalern dem Justizrath Taistrik überließen und nur die Hälfte der Grundzinsen erlegten.

Anfang October 1816 verkaufte der Staats- und Cabinetsminister Graf Haugwitz durch den Bevollmächtigten Justiziar der Kornitzer Herrschaft Greupner der Gemeinde Sudol Kornitzer Antheils (Scholz war Marcell Kurzidem, Gerichtsleute Johann Kostka, Thomas Badziura, Valentin Ploch, im Beistand des Rector Frank aus Benkowitz) das Dorf mit Rechten und Lasten, Roboten, Zinsen und Ehrungen für 8600 Thaler.

Am 4. September 1857 entstand ein großes Feuer, welches 33 Wohnhäuser, 12 Scheunen und 2 Speicher in Asche legte.

Im Jahre 1784 hatte der Brzesnitzer Antheil 11 Bauern 3 Gärtner 87 Seelen; der Kornitzer Antheil 11 Bauern 10 Gärtner 3 Häusler.

1825 zählte ganz Sudol 356 Seelen; 1844 Sudol I. in 36 Häusern 210 Einwohner und Sudol II. in 32 Häusern 256 Einwohner; 1855 Sudol I. 206, Sudol II. 261 Einwohner; 1861 Sudol I. in 39 Privatwohnhäusern 232 und Sudol II. in 44 Häusern 243 Seelen. 1883 in 74 Häusern 578 Seelen, welche 98 Pferde, 265 Stück Rindvieh, 122 Stück Schwarzvieh, 25 Ziegen und 29 Bienenstöcke halten.

Gratialkirche.

Eine Kapelle am Orte stand seit 1771, obgleich Dr. Luchs im zweiten Bande der Schlesischen Vorzeit Seite 30 meint, daß der dreiseitig schließende Chor noch dem alten gothischen Bau zuzusprechen sein dürfte.

Der Auszügler Caspar Ploch beabsichtigte dieselbe zu erweitern, damit jährlich wenigstens einige Male, besonders an den aufgehobenen Feiertagen darin Gottesdienst gehalten werde. Bei einem Besuch des Generalvicars Emanuel von Schimonski an seinem Geburtsorte Brzesnitz trug Ploch seinen Wunsch vor und erhielt mündlich die Genehmigung zur Erweiterung. Er erbaute auf eigene Kosten ein massives Kirchlein mit Hochaltar, Kanzel und Orgel, bestimmte Neujahr 1803 zur Bestreitung der Unterhaltungskosten und Reparaturen 100 Thaler der Benkowitzer Pfarrkirche und machte sich verbindlich zur Salarirung eines Geistlichen nach erfolgter Einweihung 200 Floren zu bezahlen. Die Gemeinden beider Antheile beschlossen 17. Juni 1804 einstimmig, zur Unterhaltung eines Geistlichen der Benkowitzer Pfarrkirche als ein beständiges Fundationskapital 1200 Floren zu bestimmen und machten sich verbindlich, das Kapital entweder mit 5 pCt. zu verzinsen und die Zinsen an den Pfarrer in Benkowitz jährlich abzuführen, oder aber die Summe in vier Terminen abzuzahlen und die Ausleihung des Kapitals demselben zu überlassen. Die Verbindlichkeit zur Zinsenzahlung solle vom Tage der Einweihung der Gratialkirche halbjährlich gerechnet werden. Zur Sicherheit verpfändeten sie correaliter ihre Wirthschaften und Grundstücke. Der Pfarrer soll jeden Monat an einem ihm beliebigen Sonntage entweder selbst oder durch seinen Kaplan Gottesdienst halten und soll der Klingelbeutel zur Unterhaltung der Kapelle verwendet werden. Schließlich erklärten sie, in der Folge nie dahin trachten zu wollen, daß die Gratialkirche zu einer Filiale erhoben werde und machten sich verbindlich, ohne Beihilfe der Dominien die etwa fehlenden Unterhaltungskosten und Reparaturen des Gotteshauses selbst zu bestreiten, die bisherigen Beiträge zur Pfarrkirche zu leisten und die Emolumente dem Pfarrer abzuführen.

Die Gratialkirche wurde 11. November 1804 unter dem Titel „Mariä Verlobung“ durch den Fürstbischöflichen Commissar Franz Seypold aus Polnisch-Krawarn benedicirt und wird das Kirchweihfest am zweiten Sonntage im November gehalten. Das Gotteshaus führt den Namen Gratialkirche deßhalb, weil die ehemalige St. Nicolaikapelle aus besonderer Begnadigung zur Kirche umgestaltet wurde. Die beiden Dominien gaben ihren Consens am 6. August und 6. December desselben Jahres. Das Fundationsinstrument wurde von der Kriegs- und Domänenkammer 3. März 1805 und vom General-Vicariat-Amte am 13. April desselben Jahres bestätigt. Von den 12 Bänken beschaffte eine Josef Carl von Schimonski, der auch das Repositorium in der Sacristei und ein Reliquiarium Sanct Crucis mit Authentica besorgte.

Die Gemeinde schaffte die Mauer um den Kirchhof, ließ später öfters auf eigene Kosten Gottesdienst halten und sendete die Fuhren, aber außer Beicht und Messe werden keine Sacramente gespendet. Ein Kreuz steht auf dem Kirchhofe, ein zweites mit 10 Thaler Fundationskapital zur Conservirung an der Studzinnaer Grenze. Der Bauerauszügler Caspar Ploch starb 24. November 1808 im Alter von 70 Jahren und wurde als Fundator in hiesiger Kirche bestattet. Allmählig wurden auch Fundationen errichtet, die hier persolvirt werden sollten. So gab 7. Juni 1822 die unverehelichte Hedwig Tomiczek 60 Thaler auf drei Seelenmessen an den drei ersten Freitagen der Fastenzeit, wobei der Sudoler Lehrer ein Lied zum Leiden Christi zu singen habe. Am 30. December 1829 gaben die Philipp und Hedwig Wiskonischen Eheleute 100 Thaler auf fünf heilige Messen an drei Freitagen in der Fastenzeit und an dem ersten Freitage nach Ostern und Pfingsten nebst Lied oder Litanei, die der Sudoler Lehrer unter Orgelbegleitung zu singen habe. Bei Mangel eines Kaplans kann mit Wissen des Pfarrers ein fremder Geistlicher die heiligen Messen celebriren.

Bei der Errichtung der Kirche war auf die Besoldung des Organisten keine Rücksicht genommen worden. Als es 1840 zur Differenz zwischen Pfarrer und Gemeinde kam, so stiftete, obgleich die Geistliche Behörde entschieden, daß die Gemeinde für die Besoldung des Organisten Sorge tragen müsse, doch Pfarrer Marcinek um allen späteren Unannehmlichkeiten zu entgehen, 15. August 1845 freiwillig 40 Thaler, wofür der Lehrer in Sudol jährlich die Zinsen empfing. Bei Einzahlung des Stiftungskapitals wurde der Brzesnitzer Antheil mit 458 Thalern 24 Silbergroschen 10 Pfennige, der Kornitzer mit 341 Thaler 5 Silbergroschen 2 Pfennige berechnet.

Der Freibauer Vincent Kostka vermachte 24. Februar 1850 auf ein Anniversar 80 Thaler, der Bauer Nicolaus Kotula 11. April 1853 auf Fürbitten an den 12 Sonntagen 20 Thaler, die Anbauer Wittwe Josefa Kramarczyk 10. Juni 1860 auf ein Requiem cantatum und eine stille Messe 100 Thaler; 7. Juni 1863 wurden auf zwei Requiem cantata für Franz und Adam Thomiczek 120 Thaler fundirt. Für den 21. November 1870 im Kriege gefallenen Simon Konieczny gab der Stiefvater Anastasius Popela am 30. Juli 1872 auf ein Requiem cantatum und eine Messe 100 Thaler; für Josefa Kramarczyk geb. Glombik, wurden auf ein Anniversar und eine stille Messe 4. August 1872 100 Thaler fundirt.

Zur Begründung eines Pfarrsystems stiftete der in Sudol geborene Pfarrer Wiskoni in Rudnik am 14. Januar 1864 ein Legat von 17,750 Mark, welches bis Ende 1873 auf 25,380 Mark, bis 1884 auf 35,730 Mark anwuchs.

Am 6. Dezember 1868 kaufte die Gemeinde von Wilhelm Morawetz die Häuslerstelle N. 128 für 400 Thaler und im Viehtriebe 1 Morgen 140 □Ruthen für 40 Thaler und überließ diese Grundstücke 24. März 1871 der Kirche zur Errichtung einer Pfarrei, wozu der Minister 24. Mai 1871 die Genehmigung ertheilte.

Andreas Kramarczyk testirte 29. Januar 1883 ein Grundstück von einem Morgen Flächeninhalt und wurde im nächsten Jahre ein massives Pfarrhaus mit schönen Räumen aufgeführt.

Schule.

In der Disposition der Schulen des Kreises 1765 wurde Bojanow nach Sudol geschlagen.

Der Landrath Johann Heinrich von Wrochem zeigte 10. October 1782 den Dominien zu Kornitz und Brzezie an: Bei Revision des Dorfes Sudol haben die Ortsgerichte beider Antheile erklärt, eine eigene Schule zu erbauen und einen besoldeten Schulmeister zu halten, was unter der Bedingung angenommen worden sei, daß das Schulhaus für eine Wohn- und geräumige Lehrstube angelegt und mit gemauertem Schornstein versehen werden müsse; der Platz, wo ehemals ein gemeinschaftliches Hirtenhaus gestanden, sei auszuzeichnen. Am 16. April 1788 verfügte er die Absetzung des bisherigen Schulmeisters wegen Untüchtigkeit und Streitsucht und genehmigte die Ansetzung des Invaliden vom Haggerschen Regiment Lorenz Piella. An Gehalt bezog er: a. vom Dominium 5 Floren rheinisch, 5 Scheffel Roggen, 1½ Fuder Heu, freie Hutung; b. von Sudol 6 Floren und 5 Scheffel Roggen; c. von Bojanow 8 Floren und 8 Scheffel Roggen.

Die Kinder kamen 1798 wegen Hofearbeit und Gesindemangel nicht fleißig in die Schule, doch wollte der Lehrer ein Verzeichnis der schulpflichtigen Schüler aufnehmen. Das Gebäude, nämlich noch das Hirtenhaus, war in gutem Stande. Der Lehrer bezog von der Gemeinde nur 5 Floren und 3 Scheffel Roggen großes Maaß, vom Dominium nichts.

Schulmeister wurde Carl Krzewki, geboren 1733 zu Benkowitz, der 1751 in Rauden seine Studien begann und Instructor der Saganschen Methode wurde. Er besaß ein Attest aus dem Ratiborer Seminar, hatte aber dasselbe 1797, als Magistrat ihm die Schule in Studzinna übertragen wollte, abgegeben. Im Jahre 1799 wohnte der Lehrer in einer 8 Ellen langen, 7 Ellen breiten Stube und ertheilte darin im Winter Unterricht an 40 schulpflichtige Kinder, in der anderen wohnte der Hirt. Wegen geringen Einkommens lebte er vom Gespinst.

Am 29. August 1800 befahl der Landrath der Gemeinde, unter Vermeidung unangenehmer Ahndung dem Hirten eine andere Wohnung anzuweisen. Am 9. April 1801 erklärte sich das Kornitzer Wirthschaftsamt bereit, das zur Vergrößerung des Schulgebäudes erforderliche Holz unentgeltlich zu geben. Am 22. April 1802 verfügte der Landrath an die Dominien, das Stübchen für den Lehrer in Stand zu setzen und die Lehrstube zu repariren und die Breslauer Kammer befahl 9. Juni für den neuen Lehrer das im Reglement 18ten Mai 1801 festgesetzte Gehalt auszumitteln.

Carl Krzewki, Schulhalter von Sudol, starb 2. November 1801 im Alter von 67 Jahren. Seine Wittwe Marianna, die nach Benkowitz zog, folgte ihm 27. April 1806, 68 Jahre alt, im Tode nach.

Georg Heber, geboren 1748, war von 1802—1805 Lehrer in Studzienna gewesen (Seite 119), wurde hieher versetzt und starb 6. März 1808.

Josef Krause erwarb 1793 das Seminarzeugniß in Rauden, trat zum Militär, wurde als Trompeter nach 14jährigem Dienst entlassen und 1808 als Lehrer hier angestellt. Nach dem am 28. März geschlossenen Contract erhielt er 7 Scheffel Getreide großes Maaß, 4 Klaftern Holz und 25 Thaler, Hutung für zwei Kühe, Schwarzvieh und Gänse.

Das Schulhaus war bereits schlecht und drang 1818 die Behörde auf einen Neubau. Im Januar waren bereits 40 mille Ziegeln und 12 Balken Holz vorräthig.

Da die Schülerzahl sich vermehrte und die Kinder wenig lernten, so wurde die Anstellung eines Adjuvanten nöthig. Es war Mathias Sobetzko, geboren 1799, aus dem Seminar 1823.

Nachdem Krause 17 Jahre 5 Monate hier gelehrt, mußte er unter der Bedingung abgehen, daß ihm 10 Gulden und 2 Scheffel Roggen vom Nachfolger jährlich gereicht wurden; er starb pensionirt 14. April 1843, 70 Jahre alt.

Am 4. Februar 1826 wurde der Gehalt von dem Steueramt für den ehemaligen Adjuvanten und neuen Lehrer repartirt, die Vocation aber erst 19. December 1829 bestätigt. Er nahm Sofie Seifried zur Ehegattin und wurde 1. Januar 1833 nach Ruderswald versetzt.

Franz Machaczek, geboren 1809, in Breslau 1829 bis 1832 gebildet, Adjuvant in Janowitz seit 15. Juli 1832, wurde Sommer 1833 hier Lehrer, 1. April 1843 Organist und Lehrer in Woinowitz, starb 29. Juni 1876.

Durch Wegschaffung des Backofens und Anwendung von Subsellien wurde das Lehrzimmer 1841 vergrößert.

Robert Gottwaldt, geboren 27. Juli 1815 Ratibor, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, machte 1839 in Oberglogau vor der Commission die Prüfung, wurde für befähigt gefunden und Mai d. J. Adjuvant in Markowitz; 1. Juli 1840 nach Bukau als selbstständiger Lehrer befördert, erhielt er 1. März 1843 für Sudol die Vocation, bestätigt 4. März 1844. Das Einkommen dieser Stelle betrug 18 Scheffel 8½ Metzen Preußisches Maaß Roggen, 3 Scheffel Weizen, 16 Centner Heu und 4 Schock Stroh, 3 Scheffel Gerste, 9 Klaftern Leibholz und 50 Thaler Gehalt und Nutznießung von circa 5½ Scheffel Preußisches Maaß Aussaat Hutungsland, für welche die Schule im Jahre 1861 bei der Ackerseparation in der Nähe des Dorfes nur 4 Morgen erhielt. Das Gehalt, anfänglich 50 Thaler, wurde im Jahre 1867 auf 70 Thaler und im Jahre 1868 auf 168 Thaler jährlich erhöht. Ein Erweiterungsbau sollte im Jahre 1848 stattfinden, doch unterblieb derselbe bei den damaligen unruhigen Zeiten und erst im Jahre 1857 wurde der Neubau des Schulhauses auf der Stelle des alten Schulgebäudes ausgeführt; im Oberstocke befindet sich die Schulstube und im Unterstocke die Wohnung des Lehrers.

Schulkinder waren: 1799 40, 1842 76, 1857 71, 1865 74, 1878 110, 1884 110.

Bojanow,

8 Kilometer südwestlich von Ratibor an der Zinna und eine kleine Strecke südlich von Woinowitz gelegen, hat mit letzterem Orte in alter Zeit nicht nur eine gemeinsame Geschichte, sondern auch die Bedeutung der Namen beider Orte ist eine gleiche. Wojna und boj heißt Krieg, Kampf und ist leicht möglich, daß in grauer Vorzeit dort eine Schlacht stattgefunden und bei Anlage beider Dörfer der Name von dem ehemaligen Schlachtfelde gewählt worden.

Ein Ritter und Landsasse Gerhard von Bojanow tritt 1313 in einer Benkowitz betreffenden Urkunde als Zeuge auf. Prinzessin Eufemia vermachte in ihrem Testamente 1358 unter anderen Dotationen dem Jungfrauenstifte auch das Dorf Bojanow mit dem Vorwerk und allem Zubehör; das Gut wurde aber 50 Jahre später als heimgefallene Apanage eingezogen. Im Jahre 1370 hatte der Dominikaner-Convent in Bojanow eine Wiese, die unter den Wiesen des Jungfrauenstiftes lag. Mitte September 1522 verpfändete Herzog Johann von Oppeln und Ratibor das Dorf den Gebrüdern Johann und Nicolaus Klema von Elgot, welche ihm 300 ungarische und 100 böhmische Gulden geliehen und dafür aus Bojanow einen Zins von 32 Gulden erhielten.

Nach dem Urbar von 1532 hatte Bojanow 30 angesessene Unterthanen, welche 19¼ Hufen hielten und 38 Gulden zinsten. Die Mühle hatte zwei Räder und war Eigenthum des Müllers, zinste 4 Malter Mehl, 1 Scheffel Malz, mästete von Michaelis bis Fastnacht und von da bis Ostern je 2 Schweine. Nachdem der Kaiser 1567 bewilligt, die verpfändeten Schloßgüter und Zinsen zur Herrschaft einzulösen und Ratibor letztere in Pfand nahm, wurde die Stadt aufgefordert, den Schwiegersöhnen des Nicolaus Klema: Sigismund von Reiswitz und Nicolaus von Gaschin auf Wrchles die 300 ungarische Floren und 100 Thaler in Münze auszuzahlen, aber Ratibor hatte sich durch Uebernahme der Schloßherrschaft so tief in Schulden gestürzt, daß es auch die kleine Summe nicht aufbringen konnte oder auch weil es nur wiederkäufliche Zinsen betraf, nicht zahlen wollte.

Rathsherr Daniel Maczak in Troppau, dessen Magistrat für die Schulden der Stadt Ratibor Bürgschaft geleistet, erhielt auch Bojanow, Woinowitz und Lekartow bis 1588 in Pfand. Nach dem Urbar von 1595 hatte ersteres Dorf 27 Bauern mit 26¼ Zins- und 1 Freihufe, 7 Gärtner; es zinste 56 Thaler 5 Groschen, 1 Scheffel Weizen, vier Malter Roggen, ½ Stein Inselt, 4 Schweine, 248 Hühner, 91330 Schock Eier, 66 Fuder Heu. 1607 wurde Bojanow auf 6086 Thaler, der Erlenwald auf 150 Thaler taxirt. Die drei vorgenannten Dörfer und das Vorwerk Ottitz kamen als bisheriger Theil der Schloßherrschaft Ratibor 1629 für 34,000 Thaler in den Erbbesitz des Stanislaus Reiswitz von Kanderzin auf Kornitz und blieben bei diesem Hauptgute bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts.

Nach den Befundtabellen von 1725 lag das Herrschaftliche Gut mit 300 Thalern in der Indiction, hatte vier Gärtchen auf 7 Scheffel Aussaat, hielt 400 Schafe, 16 Kühe, 2 Schweine, säete je 11½ Malter zur Winterung und Sommerung aus, hatte 20 Dreschgärtner, 6 Freigärtner, bezog von der Mühle mit zwei Gängen des Georg Steiner 50 Scheffel Metzgetreide. Im Kretscham wurden 57 Achtel Bier ausgeschänkt. Da der Branntweinurbar auf sämmtlichen Gütern der Herrschaft Tworkau-Kornitz um 100 Floren verpachtet war, so entfiel auf Bojanow 1 Thaler 12 Silbergroschen. Die Unterthanen lagen in der Indiction mit 600 Thalern. Scholz war Mathes Wieczorek, außerdem waren angesessen 14 Bauern, 30 Gärtner, die 43 Gärtchen zusammen auf 6 Scheffel besaßen und je 28 Malter zum Herbst und Frühjahr aussäeten. Das Gut hatte mit Nieder-Sudol denselben Herrn, seit 1788 Curt Graf Haugwitz S.201.

Die drei bisher zum Dominium Kornitz gehörigen Gemeinden Bojanow, Woinowitz und Lekartow haben sich 1796 nicht nur von allen herrschaftlichen Roboten, Zinsen, Ehrungen, Laudemien frei gekauft, sondern es fielen ihnen auch die den Dominien zustehenden Hutungs-, Brau-, Brenn-, Arende- und Jagdgerechtigkeiten, auch die in jedem Orte belegenen Vorwerksrealitäten, nämlich der Gemeinde Bojanow das Vorwerk daselbst, der zu Woinowitz das dortige Vorwerk und der Gemeinde Lekartow das Vorwerk Ober-Ottitz eigenthümlich zu. Der Kaufpreis dafür war 16,000 Thaler, außerdem kauften die drei Gemeinden von demselben Staatsminister Graf Haugwitz noch die Hälfte des zu Zyttna gelegenen Dominialwaldes von 589 Morgen 170 Quadratruthen für 30,000 Thaler. Nur die Gerichtsbarkeit behielt sich der ehemalige Besitzer vor, wofür sie einen jährlichen Schutz- oder Jurisdictionszins von 176 Thalern in die Kornitzer Rentkasse erlegen sollten.

Dieser Dismembrations- und Freikaufsvertrag, in welchem sich die Schuldner Alle für Einen und Einer für Alls zur Zahlung verpflichteten, wurde unterm 5. October 1797 vom Staatsminister für Schlesien Graf Hoym auf Allerhöchsten Specialbefehl genehmigt, unterm 29. Januar von der Oberamtsregierung nach beigebrachter Zustimmung der Oberschlesischen Landschaft verlautbart, unterm 2. Februar bestätigt und am 12. October 1798 das Gerichtsamt befehligt, die Regulirung des Hypothekenwesens nach Lage der Dismembration vorzunehmen. In Folge dessen rissen die Erwerber die Vorwerke ein, verkauften die Bestände und Inventarienstücke, ließen die Dominialäcker ihren Stellen zutheilen, lichteten den schönen Wald, besaßen die Brau-, Brenn-, Jagd- etc. Gerechtigkeiten in Gemeinschaft und zahlten dem Grafen auf Abschlag der Kaufgelder 129 mille, so daß sie ihm noch 62 mille schuldig blieben. Allein von dem gezahlten Gelde war auch nicht ein Groschen aus dem Vermögen der Käufer hergegeben, vielmehr hatten sie mit großen Opfern und auf mancherlei Wegen bedeutende Summen aufgenommen, die später zu Protestationen wegen nicht vollständig empfangener Valuta und andern processualischen Weitläufigkeiten wegen Zinsen und nicht innegehaltenen Abschlagszahlungen vielfältige Veranlassung gaben, so daß schon im Entstehen dieses Correalbandes der Keim zu seiner künftigen Auflösung gelegt wurde.

Ursprünglich hatten die reluirten Gemeinden von Otto Sigismund von Ramin 130 mille zu 5 pCt. geliehen, die auf sämmtliche Stellenbesitzer als Correalschuld eingetragen, später an den Hofagenten Dr. Kuh zu Breslau gediehen und von diesem, da verschiedene Einwendungen gegen die Valuta gemacht wurden, 23,600 Thaler nachgelassen und gelöscht wurden. Die Forderung von 106,400 Thaler gedieh durch Erbschaftsgang und Cessionen an den Dr. med. Carl Kuh zu Breslau (wovon ⅕ seiner minorennen Schwester Julie zustand). Eine zweite Schuld stammte von Otto Gotlieb v. Ramin, welche durch Concessionen an die Graf Schlabrendorffschen Erben gedieh, deren Forderung 10 mille betrug; die dritte Post zu 4 procent zinsbar, bestand aus rückständigen Kaufgeldern für die zergliederten Vorwerke, gehörte dem Graf Haugwitz zu Este bei Venedig und betrug 62,000 Thaler. Schon zu Anfang des Jahrhunderts und noch mehr in den Kriegsjahren kamen wegen rückständigen Zinszahlungen Mandate, Executionen, Abalienationen und Subhastationen vor. Im Jahre 1828 waren bereits 44,600 Thaler Zinsen rückständig. Die Kuhschen Erben ließen von 144 Stellenbesitzern 116 subhastiren und mußten, um ihr Kapital zu retten, dieselben erstehen.

Bojanow hatte 2402 Preußische Morgen Flächeninhalt. Kuh arrondirte die Feldmarken, stellte 926 Morgen für die Gemeinde Bojanow zum Ankauf und dotirte jedes Bauerngut robotfrei mit 50 Morgen Grund für 800 Thaler, verlangte nur den vierten Theil baar als Angeld, schenkte ihnen die Wirthschaftsgebäude und Inventarienstücke; diejenigen, welche nicht kaufen konnten, erhielten die Stellen in billige Zeitpacht. Trotz der Menschenfreundlichkeit und Uneigennützigkeit Seitens des Dr. Kuh beschwerten sich Einige der ehemals frei Gewesenen über das Unglück: jetzt selbst arbeiten und hinter dem Pfluge einhergehen zu müssen!

Bis zum Jahre 1845 zahlte die Gemeinde einen Geldzins der Kirche in Jedlownik, über welchen im Abschnitt Woinowitz S. 571 und 575 Näheres folgen wird.

Am 1. Juli 1851 kaufte das Vorwerk Lieutenant Rudolf von Gräve. Willisch wurde 2. Januar 1858 landschaftlicher Sequester. Carl Fürst Lichnowsky erwarb das Gut in der Subhastation laut Adjudicatoria vom 11ten März 1859 für 69,000 Thaler. Am 31. Mai d. J. wurde der Besitztitel berichtigt.

1863 ist der Ort mit Bränden stark heimgesucht worden und Juni 1879 verursachte die ausgetretene Zinna bedeutende Schaden.

Das Gut Bojanow umfaßt 204,19 Hectar Acker und Gärten, 39,47 Hectar Wiesen, 8,54 Hectar Unland, in Summa 252,20 Hectar. Die Gemeinde enthält 8 Halbbauern, 6 Viertelbauern, 18 Gärtner, 46 Häuslerstellen, die Feldmark umfaßt 1021 Morgen; es werden 90 Pferde, an 200 Stück Rindvieh, 32 Schweine und 11 Ziegen gehalten. Der Müller Ignatz Thomiczek schloß sich am 2. Januar 1790 der Bäckerzunft in Ratibor an. Die Wassermühle befindet sich noch am Orte und ist als Mehlmühle, seit 25 Jahren mit Dampfbetrieb, im Besitz des Kaufmann Tarlau, hat gegenwärtig einen Umsatz von mehr als eine Million Mark jährlich.

Die Zahl der Einwohner betrug: 1784 257 Seelen (15 Bauern, 31 Gärtner, 2 Häusler), 1825 513, 1842 584 Seelen in 111 Häusern, 1861 512, 1875 616; Ende 1880 hatte der Gutsbezirk 82, der Gemeindebezirk 543 Personen; 1885 bestehen 14 Bauerngüter, 16 Gärtner-, 52 Häuslerstellen mit 630 Seelen.

Kapelle.

Noch zu Anfang des Jahrhunderts wurde mit einer an einer Linde hängenden Glocke Angelus geläutet, dann ein hölzernes Kapellchen errichtet. Die 1818 erweiterte, massiv erbaute Kapelle weihte Prälat Zolondek in Gegenwart des Pfarrer Simon Galda ein und schenkte ihr ein großes 1673 angefertigtes Oelgemälde, den heiligen Nicolaus darstellend, welches 1818 und 1853 renovirt wurde.

Die Gemeinde richtete die bisherige Kapelle zur Darbringung des heiligen Meßopfers ein und erhielt 20ten November 1871 durch den Ceremoniar an der Domkirche Franz Wache aus Breslau ein Altare portatile. Fürstbischof Heinrich gab 20. Januar 1872 die Erlaubniß zur Celebrirung, jedoch nur für solche Wochentage, an denen sich der Pfarrer dazu geneigt erklärt; an Sonn- und Feiertagen solle darin keinerlei Function stattfinden; auch dürfen keinerlei Rechtsansprüche auf besondere gottesdienstliche Verrichtungen in derselben in Folge dieser Erlaubniß gemacht werden, noch sollen dem Pfarrer von Benkowitz dadurch Verpflichtungen erwachsen. Die Gemeinde habe um Celebrirung geziemend nachzusuchen und wegen Fuhre und Remuneration das Erforderliche mit den Geistlichen zu vereinbaren. Zufolge des unter demselben Datum ertheilten fürstbischöflichen Auftrags benedicirte Pfarrer Marcinek 11ten November 1872 die Kapelle, welche im nächsten Jahre nach Westen um einige Fuß erweitert wurde. Tischler Theodor Piela erbaute das Altar im gothischen Stile und dessen Bruder, der Historienmaler Franz Piela, fertigte das Bild der unbefleckten Empfängniß. Der Forstmeister Vincent Magerle, der in Bojanow als Pensionär lebte, gab nachdem er Kohlengrubenantheile in Niewiadom geerbt, mehrere Beiträge zum Bau der Kapelle und fundirte 10. September 1874 300 Mark, deren Zinsen er, sei es zu Bauten sei es zur Anschaffung des zum Gottesdienst Erforderlichen bestimmte. Er starb 14. Februar 1882 und hat ein Denkmal auf dem Kirchhofe in Benkowitz. Am 12. Mai 1879 erfolgte die Abnahme der von Dürschlag aus Rybnik erbauten Orgel.

Schule.

Ehemals war der Ort nach Benkowitz eingeschult. Die Vorschrift der Breslauer Kriegs- und Domänenkammer vom 24. Mai 1764 und das Reglement vom 3. November 1765 veranlaßte die hiesige Gemeinde eine Schule zu errichten und wurde Carl Krzewki als Lehrer angestellt. Derselbe ließ 21. Januar 1767 in der Pfarrkirche ein Kind taufen. Sein Nachfolger Andreas Macioch erscheint 29ten October 1794 als Pate. Georg Rohrbeck, bisher Lehrer in Studzienna (siehe Seite 119), bekleidete nach ihm den Posten längere Zeit ohne Tadel, aber die Gemeinde kündigte ihm im Sommer 1806 den Dienst und schloß mit dem Oeconom Fröhlich über die Verwaltung des Schul- und Gemeindeschreiberdienstes einen Contract. Der Landrath rügte am 20. Juni, daß die Dorfgerichte sich hatten beikommen lassen, ohne nähere Instruction der Königlichen Schul=Inspection zu handeln und befahl den Lehrer ungekränkt und in den Emolumenten befriedigt, erst im October abgehen zu lassen. Er fand in Zawada und 1818 in Thurse Anstellung.

Johann Kiebel, vom Schulen=Inspector Zolondek empfohlen, wurde Neujahr 1808 gleichfalls von der Gemeinde seines Amtes entlassen und der Unterricht dem Lehrer Werner am 4. Januar anvertraut. Die Schuldirection ließ aber durch den Pfarrer Andreas Bensch aus Lissek und Justizcommissar Wodak im Termine zu Bojanow 11. März die gegen den Lehrer gemachten Anklagen untersuchen und bis zum Austrage der Sache die Emolumente durch die Gemeinde verabreichen. Laut Nachweisung von 1810 bezog der Lehrer an Gehalt 22⅓ Thaler, 6 Scheffel Roggen, je 2 Scheffel Weizen und Gerste, 4 Klaftern Holz.

Franz Mucha begrub 1812 ein Kind.

Jacob Liko, geboren 1785, gebildet in Troppau und Leobschütz, wurde 26. November 1813 angestellt und heirathete 30. August 1814 Gertrud, Tochter des Josef Clemenz aus Bojanow. Er erhielt 50 Thaler Nominalmünze = 28 Thaler 27 Silbergroschen 2 Pfennige, 10 Scheffel Deputat, 4, später 5 Klaftern Holz. Am 3. März 1818 befahl die Königliche Regierung durch den Landrath, dem Lehrer das reglementsmäßige Einkommen auszumitteln und den Neubau eines Schulhauses einzuleiten, auch die Leute durch Strafen anzuhalten, ihre Kinder fleißiger in die Schule zu schicken. Die Deputirten erklärten im Termin am 14ten April: das Haus sei noch gut, nur wohne der Lehrer wegen Enge des Raumes sehr unbequem: eine Erweiterung lasse sich nicht anbringen, da das Schulhaus zwischen zwei Possessionen eingekeilt sei; man wolle einen Platz aussuchen, um ein massives Haus auszuführen. Mai 1821 begannen die Sammlungen der Gemeinde auf die Anschaffung des Kalkes. Maurermeister Josef Pietrzyk machte Ende des Monats den Kostenanschlag auf 651¼ Thaler. Herbst desselben Jahres war der Bau vollendet; das Lehrzimmer 18½' breit, 20' lang, der Anbau 23¼' lang, 14¼' breit; drei Fenster im alten, vier Fenster im neuen Anbau; die Lehrerwohnung 19½' lang und 19' breit, das Nebenzimmer 15¼' lang und 14' breit; das alte Wohnhaus war einstöckig, der massive Anbau zweistöckig.

Johann Niewrzela (S. 119), wurde 1. Juni 1805 in Studzienna als Lehrer angestellt, mußte aber auf Vorschlag des Landraths mit dem Lehrer Jacob Liko tauschen. Am 9. Januar 1822 begann er hier sein Amt. Da die Schulstelle weder Acker noch Garten hatte, so einigten sich Mai 1824 Lehrer und Gemeinde auf zwei Stückchen Wiese von 11 Metzen, ein Gärtchen von 2 Metzen, 2 Schock Roggenstroh, das Gebund von 24 Pfund, 6 Centner Heu à 15 Gebund à 10 Pfund, 1 Scheffel Land zur Hutung. Das Behältnis zur Aufnahme von Stroh und Heu fand eine Erweiterung. Der Lehrer wohnte im Oberstock und starb 30. Januar 1828 im Alter von 42 Jahren. Die Gemeinde wählte als Nachfolger den ehemaligen Kanzleiassistent und nunmehrigen Gemeindeschreiber Goląbek, der aber von der Behörde nicht angenommen wurde.

Lorenz Moczigemba, geboren Rudnik 1799, 1824 im Seminar geprüft, Adjuvant in Thurse, wurde bei der Gromada Anfang April 1828 als Nachfolger erwählt. Der bisher an der Schule fehlende Brunnen wurde 1831 gebaut. Die definitive Vocation des bisher interimistisch fungirenden Lehrers durch Dr. Kuh erfolgte 15. Februar 1832. Da keine Hutung am Orte existirte, wurden 2 Morgen 30 Quadratruthen Acker und 1 Morgen 98 Quadratruthen Wiese der Schulstelle geschenkt.

Das Lehrlocal war bereits zu klein und erhielten die Kinder abwechselnd Unterricht, weßhalb die Königliche Regierung 20. August 1842 das Landrathsamt beauftragte, einen Erweiterungsbau zu veranlassen. Das Project dazu nebst Situationsplan lieferte Bauinspector Linke 13. Januar 1843 und wurden von April ab monatlich 20 Thaler in die Steuerkasse als Baufonds eingezahlt. September 1844 konnte bereits in der neuen Schulstube Unterricht ertheilt werden. Professor Dr. Kuh hatte als Vorschuß sämmtliches Baumaterial gegeben, wie auch das Arbeitslohn an Maurer und Zimmerleute vorgestreckt. Die Kosten betrugen 597⅓ Thaler, wozu das Dominium 356 Thaler 8 Silbergroschen, die Gemeinde 241 Thaler 2 Silbergroschen beitrug. Im Jahre 1852 war der Gurtbogen in einem Lehrzimmer im Erdgeschoß gesprungen und wurde die Reparatur durch Mauermeister Benke aus Ratibor ausgeführt.

Moczygemba ließ sich 1. October 1871 pensioniren und bezog das Emeritendrittel mit 60 Thaler, erhielt vom 1ten Februar 1872 ab aus der Wittwen- und Waisenkasse 15 Thaler, wohnte einige Zeit bei seinem Schwiegersohne Lehrer Benek in Pyschcz und starb 17. December 1882 in Bojanow.

Ignatz Planetorz, geboren Czissek 31. Juli 1846, Oberglogau 1865 geprüft, ging auf kurze Zeit nach Syrin, Mai 1866 nach Lubom, December 1867 nach Benkowitz, wurde 17. Juni 1871 Substitut in Bojanow, erhielt 21ten August 1872 die Bestätigung als Lehrer und leistete 14ten November 1872 den Diensteid. Planetorz ist seit 1874 zugleich Gemeindeschreiber. Weil mehrere Lehrer des Oppler Departements wegen Verbesserung in andere Regierungsbezirke übersiedelten, so suchte die Königliche Regierung dem entstehenden Mangel durch eine den dort geltenden Normen entsprechende Erhöhung der Gehälter vorzubeugen. Für Bojanow setzte sie das Einkommen der Lehrerstelle vom 1. Januar 1876 von 750 auf 810 Mark fest.

Da die Räume, welche ohne dies dem Zwecke nicht entsprachen, unzulänglich geworden und ein Neubau dringend geboten erschien, wurden zu den Verhandlungen durch fünf Jahre wiederholt Termine abgehalten. Am 20. Mai 1879 beschloß die Gemeinde, vom 1. Juli ab alle Quartale 300 Mark aufzubringen, erklärte aber 20. April 1881 in Folge der Armuth des größten Theils der Einsassen und der Belastung des Grundbesitzes mit hohen Abgaben außer Stande zu sein, den Bau aus eigenen Mitteln auszuführen und baten um Staatsbeihilfe. Nachdem ein von Schmied Anton Lukoschek an dessen Besitzung gelegenes Gartengrundstück eingetauscht, aber wegen Nähe des Dominialstalles und der Schmiede als ungeeignet befunden worden, erbot sich am 3. Juli 1882 die Gemeinde ein am Anfang des Dorfes nach Kranowitz zu belegenes Grundstück von 18 Aar 27 Quadratmeter als Schulbauplatz zu schenken. Die Königliche Regierung genehmigte 5. Juni 1883 das vom Kreisbau-Inspector Schorn für 231 Mark angefertigte Project.

In der Streitsache der Gemeinde gegen Fürst Lichnowsky ist erstere durch Beschluß des Kreisausschusses vom 20. November 1883 mit der Klage wegen Heranziehung zu ⅔ der Baukosten abgewiesen worden, weßhalb sie die Bitte um Staatshilfe erneuerte, aber am 1. Juli 1885 entschied das Ratiborer Amtsgericht zu Gunsten der Gemeinde. Am 16. Juni 1884 hatte Regierungs- und Schulrath Dr. Montag mit dem Kreis-Schulen-Inspector Dr. Rhode das Aeußere der Schule in Augenschein genommen, um die Dringlichkeit des Neubaues zu prüfen.

Schulkinder waren: 1828 74, 1842 87, 1857 66, 1865 83, 1873 135, 1878 113, 1881 107, 1884 113.

Parochie Janowitz.

Dazu gehören folgende Ortschaften: Janowitz, Czyprzanow, Lekartow mit Bahnhof „Woinowitz“, Ober-Ottitz, Neu-Ottitz, Schardzin mit Ausschluß der fünf Häuser von Pawlau-Schardzin, Kornitz mit der Colonie Sechshäuser und dem Vorwerk Paulshof, endlich die Colonie Pobiehof bei Groß-Peterwitz. Bei der Personenstands-Aufnahme im November 1884 zum Zwecke der Steuereinschätzung wurde in diesen Ortschaften die Seelenzahl auf zusammen 2212 festgestellt, darunter vier Familien evangelisch und keine Juden. Die Sprache der Bewohner ist polnisch und mährisch untermischt.

Dorf Janowitz,

8,5 Kilometer südwestlich der Kreisstadt, an der Zinna gelegen, gehört zu den ältesten Orten der Gegend.

Am 15. April 1339 vermachte der Besitzer des Gutes Ritter Mesco von Kornitz mit Genehmigung des Herzog Nicolaus von Ratibor das halbe Dorf der Stadtpfarrkirche mit der Bedingung, daß der jedesmalige Pfarrer von Ratibor, dem die Nutznießung des Gutes zukommt, wöchentlich eine heilige Messe für das Seelenheil der Familie des Fundators celebrire.

Pfarrer Johannes Dzecko hatte sich die Gunst seines Landesherrn in hohem Maaße erworben. In einer Urkunde vom 30. November 1364 spricht der Herzog von den großen Diensten, welche der genannte Pfarrer ihm und seinem Lande, besonders bei de apostolischen Stuhle und auch anderweitig geleistet. Wahrscheinlich hatte letzterer die Dispensation zur Vermählung mit der Falkenberger Prinzessin Jutta, die im dritten Grade mit der ersten Gemahlin verwandt war, in Rom ausgewirkt. Aus Dankbarkeit nun will der Herzog den Stadtpfarrer belohnen und befreit die Bauern von Janowitz und Ganiowitz, welche der Pfarrkirche unterthan sind, von allen Leistungen und Abgaben an den Herzog und seine Nachfolger.

Johann Strzelka von Belschnitz und Rohow besaß einen Antheil von Janowitz und verkaufte denselben am 12. November 1498 dem Propst Gallus Gwoźdz um 170 ungarische Gulden; doch sollte der Schulz dem Herzoge mit einem Pferde dienen.

Magdalena und Nicolaus gaben 24. Juni 1499 kund: Der verstorbene Herzog Hanus habe 40 Gulden Zins auf Woinowitz und Bojanow für 400 ungarische Gulden dem Propst Peter und dem Kapitel verschrieben; darauf haben sie für 170 Gulden dem Propst Gawel Gwoźdz und seinem Nachfolger das halbe Dorf Janowitz erblich überlassen, so daß sie ihm nur noch 230 ungarische Gulden schuldig bleiben; den Zins von 23 Gulden legen sie auf ihre Nutzungen in Woinowitz; sollten die Unterthanen säumig sein, so haben die Gläubiger das Recht, den Vogt zur Zahlung anzuhalten.

Es haben sich noch Zinsregister aus der Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten, aus welchen zu ersehen ist, daß das Collegiatstift 16 Unterthanen in Janowitz hatte. Laut Visitationsbericht von 1688 bezog der Propst aus Janowitz an Geldzins 30 Thaler 8 Groschen, an Getreidezins je 14 Scheffel Roggen und Hafer.

Die Gemeinde (Vogt Jacob Kubiczek) und die Aeltesten des Dorfgerichts (Andreas und Martin Nowak) schlossen mit dem Propst als Grundherrschaft 2. April 1681 folgenden Vergleich: Bisher hatten sie 14 Scheffel Hafer, 18 Scheffel Korn alljährlich als osep (= Schüttgetreide), außerdem den geistlichen Decem in die Propstei entrichtet und die Roboten geleistet; der Propst erließ ihnen auf deren Bitte diese Verpflichtungen gegen Uebernahme der landesherrlichen Steuern, die sie fortan für die Grundherrschaft abführen sollten. Aber das gegenseitige Abkommen bestand nicht lange; wegen der Roboten entstanden schwere Prozesse, die an das Oberamt und an den kaiserlichen Hof gediehen. Ehe dort entschieden wurde, vereinigten sich die Parteien auf dem Schloß Ratibor 18. Mai 1729 auf Veranlassung der Commissarien Johann Bernard Freiherr von Welczek und Groß-Dubensko auf Laband, Johann Gotlieb Tluk von Toschonowitz auf Rogoisna Landesältesten. Als Mandator des Propstes Johann Jacob v. Brunetti war der Decan Wilhelm v. Angelis erschienen und der Franz Ignatz von Morawetz als richterlicher Beistand gewählt. Die unterthänigen Bauern versprachen außer den Steuern der Herrschaft einen Grundzins zu zahlen und statt der Frohndienste je 4 Thaler jährlich abzuführen. Am 27. Juni d. J. wurde der Vergleich zu Janowitz zu Protokoll gebracht und auch vom Ratiborer Stadtsyndikus Franz Johann Friderici unterschrieben und untersiegelt.

Am 22. September 1707 wurde ein gefundenes Kind getauft, welches durch einen reitenden Schloßdiener anderswoher gebracht und an der Straße auf Lekartow zu unter einem Zaun ausgesetzt worden war. Nach begründeter Vermuthung stammte es von adeligen Eltern und wurden Franz Freiherr Lichnowsky auf Kuchelna und Frau Dorothea geb. Kotulińska, Gattin des Burggraf aus Schammerwitz, als Paten erbeten und dem Kinde der Name Moritz nach dem Heiligen des Tages gegeben.

Am 13. August 1717 wurde dem verstorbenen herrschaftlichen Schäfer Laurentius Cyrz von dessen Eheweibe Susanna in Kornitz ein Kind als Hermaphrodit geboren, das die Namen Laurentius oder Marianna erhielt.

Zur Vermeidung von Streitigkeiten zwischen dem Propst und Kapitel wurde 1721 ein Vergleich geschlossen und vom Bischof bestätigt; nach demselben wurde Ersterer von letzterem abgesondert und ihm die Kapitulargüter Janowitz und Grzegorzowitz cedirt, so daß er als Dominialherr die Roboten, Zinsen, Laudemien zu seinem Nutzen verwenden konnte. Die Indiction des Gutes betrug 375 Thaler. Am Orte waren damals 17 Bauern, 16 Gärtner, 12 Häusler, welche 100 Schafe, 66 Kühe, 17 Schweine hielten und je 29 Malter aussäeten.

Das Kapitel zu Ratibor leistete in Neisse 18. März 1743 wegen der demselben gehörigen Güter Janowitz etc. durch den Mandator Custos und Erzpriester von Mazurek den Eid der Treue an den König.

Am 3. April 1743 machten sich sechs Kinder Kügelchen aus einer Wurzel, spielten damit und aßen sie schließlich; zum großen Schmerz der Eltern und Umstehenden fielen sie zu Boden, tobten und brüllten; erst nach sechs Stunden kamen sie wieder zu sich, aber zwei der schwächsten, nämlich Johann, Sohn des Nicolaus Strzyczeko 3½ Jahr und Barbara, Tochter des Urban Kajnus, 3¼ Jahr alt starben.

Bisher hatten die Gemeinden Janowitz und Ganiowitz nach der Indiction von 1350 Thalern auch die propsteilichen Steuern abgeführt, aber seit 1. Juni 1743 wurden Herrschaft und Unterthanen getrennt catastrirt und führte der Propst vom 1. Juni 1744 seine Steuern monatlich mit 6 Thaler 18 gute Groschen 8 Denar regelmäßig ab. Obgleich die Gemeinde die propsteilichen Aecker besaß, führte sie doch die Zinsen nicht ab. Vicar Thomas Walter als Administrator der Propstei ließ, da die Gemeinde die viermonatliche Contribution mit 41 Gulden schuldig geblieben, eine Execution von 15 Husaren mit einem hitzigen Officier October 1745 nach Janowitz abgehen. Letztere verlangten 6 Dukaten pro Stunde Gebühren und mußten die Leute 67 Thaler aus der Kirchenkasse aufnehmen. Das goß Oel ins Feuer. Auf Veranlassung einiger unruhiger Köpfe reichten die beiden Gemeinden Beschwerden an die Breslauer Kammer ein, welche dem Landrath auftrug, unter Zuziehung eines Juristen dieselben zu untersuchen und beizulegen. Das Protokoll wurde Janowitz 12. October 1746 aufgenommen und von dem Landrath Carl Josef von Schimonski, dem Assistent Franz Johann von Hoschek, Rudolf von Grohmann, Amts- und Landesadvocat aus Oppeln und Thomas Walter auf Seite der Unterthanen, die nicht schreiben konnten, unterzeichnet. Es handelte sich hauptsächlich darum, daß die Gemeinden seit alter Zeit 1062 Gulden Steuer im Rest waren, die sie dem Propst aufbürden wollten. Die Sache gelangte an die Oberamtsregierung zu Oppeln und schwebte der Prozeß ziemlich lange. Das Tribunal Berlin 8. December 1750 bestätigte das Abkommen von 1729 und erklärte die Gemeinde schuldig, den Decem in Garben und Körnern für die Vergangenheit von der Zeit ab, wo der Propst die Dominialsteuern selbst eingezahlt, wie auch in Zukunft zu entrichten und die versessenen Steuern an den Staat abzuführen. Das Rescript vom 31. Juli 1751 wurde am 15. September den Parteien publicirt.

Als das Collegiatstift 13. März 1754 sich über den Besitz der Güter Janowitz, Ganiowitz, Gammau, Studzienna, Schardzin, Czyprzanow auswies, brachte es nur die Schenkung des Myscie von Kornitz 1339 zum Zeugnis. Nach der Säcularisation wurde auch dieser Antheil, der doch nicht dem Stift, sondern der Pfarrkirche geschenkt worden, eingezogen und auf Antrag des Staatsraths Wilken wurde 12. April 1813 der Besitztitel der obengenannten Güter für den Fiscus eingetragen. Durch Verträge gelangten die Güter des Jungfrauenstiftes, Collegiatstiftes, Dominikanerklosters, der Kreuzpropstei und des Cisterzienserstiftes Rauden an den Schloßbesitzer.

Juli 1853 grassirte die Viehpest in Janowitz. Am 1. September 1861 Nachmittag 3 Uhr brach in einer Scheuer ein Feuer aus, welches bei starkem Nordwestwinde in einer Stunde die Hälfte des Dorfes sammt Kirche und Schule, auch Czyprzanow bis auf 7 Häuser mit allen Nebengebäuden und Scheuern in einen Aschenhaufen verwandelte. Am 8. November 1877 äscherte eine größere Feuersbrunst das halbe Dorf ein.

Die Erbscholtisei.

Barbara, Wittwe des Jacob Scholtysek, verkaufte am 19. December 1685 für 300 Thaler dieselbe dem Schwiegersohn Franz Modlich. Letzterer erhielt 10. Februar 1696 die Bestätigung großer Privilegien, deren Documente 1637 in Ratibor verbrannt waren. Das Gut war frei von allen Zinsen, Roboten, Kriegsvorspann, hatte den Branntweinurbar, das Recht des Ausschanks auch von Wein, Handwerker auf seinem Grunde und eine Koppel Windhunde zur Hasenhetze zu halten. Nur in Landesnothdurft hatte es dem Kapitel mit einem Pferde unter dem Adel aufzusitzen. Propst Julius Freiherr Pilati von Thassul verkaufte 29. August 1723 das neuerbaute Wirths-, Brau- und Branntweinhaus mit Inventar dem Georg Brylka von Ujest für 200 Thaler schlesisch, 32 Thaler Zins und 4 Fäßchen Bier à 60 Quart. Er schänkte 40 Achtel Bier und einen Eimer Branntwein aus. Die Landstraße lag außer dem Dorfe. Thomas Jedlitzke, Pächter in Gammau, kaufte 1728 von der Gemeinde die Freischoltisei sammt den dazu gehörigen fünf Viertel Acker, Wiesen, Hutungen, Gärten und veräußerte den Besitz 7. Februar 1743 an Johann Friedrich Jeitner für 1800 Thaler schlesisch. Derselbe Erb-, Lehn- und Gerichtsscholz überließ 1777 das Eigenthum dem Sohne Michael, der sich 28. Januar d. J. mit Thecla, Tochter des Kretschmer Gotfried Engelbrecht zu Brunek verehelicht hatte. Der Vater starb 23. Mai 1779, der Sohn 10. Februar 1828. Letzterer hinterließ nur Töchter. Sie verkauften 22. März 1827 die Erbscholtisei mit Bier- und Branntweinurbar für 7000 Thaler dem Brauer Johann Meixner in Beneschau. Derselbe wurde 12. Juni 1842 als Wittwer mit Caroline, Tochter des Bauer Franz Sciborski in hiesiger Kirche copulirt. Am 22. August 1880 kauften Carl Thomas Wirthschaftsinspector aus Nassiedel und dessen Gemahlin Caroline geb. Borzutzki die Erbrichterei nebst Inventar und Zubehör für 111,000 Mark.

Janowitz zählte 1784 16 Bauern, 16 Gärtner, 5 Häusler, 198 Seelen; 1819 16 Bauern, 16 Gärtner, 8 Häusler, 242 Seelen; 1842 in 43 Häusern 344; 1855 in 43 Häusern 362 Seelen; 1861 in 52 Häusern 365 Seelen; 1883 in 50 Häusern 410 Seelen, hält 77 Pferde, 223 Stück Rindvieh, 2 Schafe, 124 Stück Schwarzvieh, 18 Ziegen, 52 Bienenstöcke.

Die Pfarrkirche

wird zuerst bei Schenkung des Sandvorwerks behufs Errichtung einer Canonicatspräbende am Collegiatstift 1368 und dann 1416 unter den Bezügen der Domherren bei Versetzung des Stifts von der Burg nach der Stadtpfarrkirche erwähnt. Der Propst besaß nämlich unter anderen Einkünften im Dorfe Janowitz an Zehnt und Zins 9½ Mark Groschen im Werth zugleich mit dem Patronatsrechte über die Pfarrkirche daselbst. Eine Bestätigung für die Existenz der letzteren finden wir 1447 in dem Zinsregister des Peterspfennig. In der Stiftsmatrikel erfahren wir zum Jahre 1463 sogar den Namen des damaligen Pfarrers. Auf Antrag der Vicare und des Pfarrers Valentin in Janowitz wurde nämlich im Generalkapitel bewilligt, daß letzterer vom Chordienst in der Collegiata frei bleibe und den Vicaren für die Vertretung jährlich 3 Mark böhmische Groschen zu entrichten habe; als Strafe für Nichteinhaltung des Abkommens wurden 20 Gulden festgesetzt, die zur Hälfte dem Kapitel, zur Hälfte dem verletzten Theile zufließen sollten.

Aus den Gerichtsbüchern lernen wir den Pfarrer Andreas Flakius kennen. Er hatte den Wenzel von Reiswitz auf Kornitz verklagt und entschied das Landrecht zu Ratibor den 2. September 1596 also: Der Garbenzehnt vom Kornitzer Vorwerke ist nach Janowitz zu führen; von den Neuländereien, das heißt den zum Vorwerk hinzugegrabenen Aeckern gebührt dem Pfarrer nichts; da aber letzterer nachgewiesen, daß in Kornitz ehemals Bauerstellen gewesen, von denen der Pfarrer pro Hufe je 1 Scheffel Roggen und Hafer an Missalien erhalten, sich auch herausgestellt, daß der Besitzer einige Bauernäcker in Benutzung hat, soll er binnen 12 Wochen die Missalien davon entrichten 1).

Ein Andreas Flaccius war 1597 Pastor an der Schloßkapelle zu Janowitz bei Römerstadt, ein Pfarrer gleichen Namens etwas später in Pohlom und zuletzt in Loslau.

Simon Canabius war bis 1605 Vicar in Gleiwitz gewesen und dann hierselbst Pfarrer. Unter ihm wurde 1607 der Thurm errichtet. Canabius wurde 1611—1618 Pfarrer in Bauerwitz, dann Commendar in Fridek und Canonicus in Ratibor. Als Dekan von Loslau fundirte er 1623 in Ratibor 120 Floren auf Messen, vermachte dem Seminar in Olmütz 600 Floren und der Kirche zu Loslau 1000 Thaler auf heilige Messen. Er starb am 23. Juni 1625.

Im Jahre 1614 legten die Janowitzer auf ein Altar in der Collegiatkirche 7 Gulden zusammen, die der Geistliche Jacob übergab.

Simon Franz Fabricius war bis 1619 Pfarrer in Markowitz und wurde dann hieher befördert; er legte 1648 die ältesten Matriken an. Franz Fabricius wurde 26. Februar 1667 von Carl Max v. Reiswitz für Kranowitz präsentirt und starb daselbst 12. April 1680.

Simon Czech soll nach den Aufzeichnungen des Pfarrers Weiß hierorts das Pfarramt verwaltet haben. Da In derselben Angelegenheit hatte sich das Kapitel in Ratibor an den Bischof gewendet, daß er als Oberhauptmann auf den Landeshauptmann der Fürstenthümer Oppeln=Ratibor einwirke. Andreas v. Jerin schrieb 2. September 1595 an Georg Freiherrn von Oppersdorff, darob zu sein und die Sachen dahin zu richten, daß dem Pfarrer in Janowitz der gebührende Zehnt von Wenzel von Reiswitz zu Theil und nicht Ursache fernerer Klage gegeben werde. K. Staatsarchiv Breslau, Ortsacten von Janowitz Seite 14. Simon Ludwig Czech von 1647—1651 in Slawikau auftritt, so mag er vorher oder nachher das hiesige Benefiz inne gehabt haben.

Von 1659—1678 nennt sich in den Kirchenbüchern Thomas Villicus sacellanus. Derselbe als Vicar in Janowitz gab 6. September 1659 in einem noch im Archiv der Ratiborer Pfarrkirche befindlichen Schreiben Auskunft über einen ihm gewordenen Auftrag.

Johann Franz Zbiretius, geboren 1634 in Ratibor, lag den Studien der Philosophie und Moraltheologie in Olmütz ob, erhielt in Schlesien 21. December 1657 die minores und am nächsten Tage auf den Tischtitel des Pfarrer zu Bielitz das Subdiaconat, im nächsten Jahre zu Olmütz die Priesterweihe. Er wurde zunächst vier Jahr Commendar in Groß-Gorzütz und auf Präsentation des Patrons Propst Doctor Andreas Marquart am 3. August 1665 durch Thomas Tobiades von Benkowitz als Pfarrer eingeführt, bewohnte ein hölzernes Haus und gab sich seinem Berufe mit Fleiß und Eifer hin. An Einkünften hatte er 1 Hufe Acker, je 7 Malter 8 Scheffel Roggen und Hafer, außer 4 verpachteten Hufen, von denen das Dominium Ottitz die Frucht nahm und solche dem Pfarrer verweigerte. In Janowitz entrichteten Bauer Laurentius Niewiera und seine Nachfolger Garbenzehnt von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen; in Kornitz erhielt er aus den der Mühle anliegenden Äckern Garbenzehnt und von jeder Mühle ein Viertel Weizenmehl. Am 5. März 1672 bestattete Zbiretius seine verstorbene Mutter in der Gruft.

Nach dem Visitationsbericht vom Jahre 1679 war die Kirche zu Ehren des heiligen Bischof Martin v. Tours von Holz erbaut und consecrirt, die Decke getäfelt und gemalt; ein großes Crucifix befand sich in der Mitte, ein Chor fürs Volk über der Thür nach Westen, Kanzel und Bänke waren einfach, der Fußboden gepflastert, die drei Altäre von schöner Form, aber nicht consecrirt; der Tabernakel geschnitzt und gemalt, der Taufstein von Holz; im Thurme befanden sich drei Glocken, der Kirchhof war umzäunt, das Patronatsrecht hatte der Propst.

Die Kirche bezog von der Gemeinde Lekartow einen Zins von 8 Silbergroschen, genannt z moczydła, das heißt von der Bleiche; der Baarbestand betrug 40 Thaler; an Inventar waren vorhanden: 2 silberne vergoldete Kelche mit Patene, 4 Leuchter, 1 Rauchfaß, 8 Caseln und Alben, 16 Kelchtücher, 3 Antipendien, 3 zinnerne Ampel, 1 Missale, 14 Altardecken, 8 Vela, Corporalien, Purificatorien und 6 Fahnen. Im Jahre 1683 fundirte Müller Valentin Zarzyna in Janowitz eine Wiese hinter Ratibor unter den Spitalwiesen, für deren Benutzung der Pfarrer 6 Messen für den Fundator zu lesen, der Kirche 18 Groschen zu entrichten und dem Kreuzherrenstift in Ratibor 27 Groschen zu zinsen hatte.

Im Jahre 1688 wurde die Kirche, weil alt und baufällig von Grund aus, nach allen Richtungen vergrößert und ein Chor auf drei Seiten errichtet; der hohe, mit Schindeln gedeckte rothangestrichene Thurm hatte eine mit Blech beschlagene Kuppel und drei Glocken, die vierte auf der Kirche; vor dem Kirchhofe standen zwei Kreuze, von denen eins mit rothangestrichenem Gitter umgeben war. Zur Parochie gehörten drei Dörfer und ein Vorwerk, nämlich: 1) Janowitz, dem Kapitel gehörig; 2) Kornitz, den Erben des Carl Heinrich von Trach auf Kieferstädtel gehörig, deren Vormünderin Frau Anna Helene v. Reiswitz auf Bojanow war; 3) Lekartow, im Besitz des Melchior Wilhelm v. Skal auf Moschen und 4) das zu Lekartow gehörige Vorwerk Ottitz, erst damals nach Janowitz eingepfarrt. Amtmann und Rendant in Kornitz waren protestantisch. An Einkünften sind 1688 angegeben: a. der Kirche: Der Ertrag des Klingelbeutels, welcher währen der Predigt eingesammelt wird; freiwillige Gaben für Leichen, die in der Kirche stehen, 18 Groschen für die halbe Wiese na spitalkach hinter Ratibor, 52 Groschen von der Gemeinde Lekartow für die Wiese z moczydła. Nach dem Credo wird die Predigt in polnischer Sprache gehalten: Katechese findet das ganze Jahr statt, Sonnabends wird die lauretanische Litanei gebetet, bei der Taufe werden drei Paten zugelassen, Ostercommunikanten waren 340; der im Dorfe stattfindende Krankenbesuch geschieht feierlich, die Hostien werden von der Collegiatkirche zu Ratibor bezogen, Kirchweih wird Sonntag nach Martini gefeiert, das Aveläuten erfolgt täglich dreimal; die Türkenglocke wird wieder aufgenommen werden. In der Kirchenkasse lagen damals 230 Thaler und 50 Thaler waren zu dem eben stattfindenden Kirchenbau von Wohlthätern gesammelt worden. Schule und Pfarrei wurden aus dem Holze der alten Kirche reparirt. Die Parochianen aller drei Dörfer waren sonst zu den Baulasten verpflichtet, aber der Pfarrer baute soeben auf eigene Kosten eine Wohnstube mit Kammer und Eingang, einen Speicher, Ställe, Keller und Gartenzaun. b. Einkünfte des Pfarrers: Er hat freie Hutung für das Vieh, das mit der Gemeinde weidet, kauft das erforderliche Holz, hält ein altes Dorfweib als Wirthschafterin. Der Pfarrbeilaß beträgt 3 Scheffel Roggen. Ein Garten liegt bei der Pfarrei, ein anderer bei dem Bauer Niewiera; der Acker in drei Theilen hat 14, 13 und 11 Scheffel Aussaat. Von Pobiegow bezieht er statt Garbenzehnt 1 Thaler, von der Gemeinde Janowitz an Decem 17¾ Scheffel; vom Müller daselbst ein Viertel Weizenmehl, an Tischgroschen gaben die Bauern je 1 Obolus (=Silbergroschen), Gärtner und Einlieger je 2 Kreuzer, zur Kolenda die Bauern Hülsenfrüchte und je 1 Groschen, die Gärtner und Einlieger je 1 Groschen. Aus Kornitz: vom Dominium für die eingezogenen Bauerstellen je 14 Scheffel Roggen und Hafer; von einem nach der Kornitzer Mühle zu gelegenen Acker Garbenzehnt. Aus Lekartow: an Decem von der Gemeinde je 11 Scheffel Roggen und Hafer. Aus Czyprzanow: von der Gemeinde je 6¾ Scheffel Roggen und Hafer. Aus Ottitz: Decem vom Vorwerk statt der Gärtner, denen es einen Theil der Aecker verliehen. 1 Scheffel, von einem Bauernacker, den das Dominium besäet. 1 Scheffel Roggen und Hafer.

Zbiret copulirte in Makau am 18. Juli 1695 den Georg Fabian mit Ursula Lucznia aus Cosel, fundirte 40 Thaler auf 6 Messen und starb Ende des Jahres.

Andreas Johannes Böhm (Siehe Seite 47), wurde 15. November 1696 als Pfarrer von Janowitz installirt, 1708 Canonicus, begrub 11. August 1710 seine 80jährige Mutter Catharina in der Kirche neben den Weiberbänken. 1712 waren 547 Ostercommunikanten. Am 13. Mai 1713 starb Marianna, Tochter des Michael Heymann aus Kornitz, die obgleich erst 9 Jahre alt, doch schon die heilige Wegzehrung empfangen. Im selben Jahr starben noch zwei besondere Wohlthäter der Kirche, nämlich am 4. October die fast 100 Jahr alte Agnes Herud, die in der Kirche bestattet wurde und am 10. November Valentin Kubisch, der auf Anschaffung der Orgel 100 Thaler schlesisch gegeben. Im Jahre 1713 werden vier Altäre genannt; drei auf der Evangelienseite, das der Mutter Gottes vom Kalvarienberge, das Josefs- und das Marienaltar.

Andreas Johann Böhm, seit 19 Jahren Pfarrer, wurde 4. November 1715 als Custos erwählt. Das Collegiatstift wies in einem Bericht über verschiedene Angelegenheiten an den Fürstbischof auf Annullirung der Wahl hin. Da aber aus dem beigelegten Wahlprotokoll hervorging, daß sämmtliche Kapitularen ihre Stimme durch den Scholastikus den Scrutatoren verschlossen eingehändigt und der Propst den Vorsitz geführt, so ließ Franz Ludwig durch das Consistorium 12. April 1717 erwidern, er sehe nicht ein, warum die Wahl für ungiltig erklärt werden solle, etwa vorgekommene Mängel könnten ergänzt werden. Am 13. October erfolgte die Bestätigung. Auf die Bitte, das Janowitzer Benefiz beibehalten zu dürfen, hatte der Fürstbischof 27. September die Dispensation auf zwei Jahre ertheilt, doch solle er die Stelle durch einen Kaplan, der sein anständiges Auskommen habe, verwalten lassen. Böhm hatte nun einen schlimmen Stand gegen den Propst, der als Dominialherr von Janowitz den Feldzehnt bezog und den Sackzehnt dem nicht residirenden Pfarrer verweigern wollte. In dem Processe, der mehrere Jahre währte, wendete sich der Propst Julius Pilati Freiherr von Thassul bis an die Nuntiatur in Wien.

Die 16jährige Tochter des Juden Jacob Löwl aus Groß-Peterwitz hatte vom 19. November 1714 bis 10ten Februar 1715 im Pfarrhause zu Janowitz Religionsunterricht genossen und um die heilige Taufe gebeten. Diese fand am 10. Februar in feierlicher Weise statt und empfing Maria Barbara während des Hochamts die heilige Communion. Paten waren der Propst Julius Freiherr Pilati von Thassul, Johann Ludwig Reiswitz von Kanderzin auf Kranowitz und Schammerwitz, Anna Helene v. Reiswitz, Helene von Rogoiska, Georg Josef Czesch, Wirthschaftshauptmann des Ratiborer Jungfrauenstifts, Matthäus Wenner, Pächter in Kornitz, Jacob Baluschek, Wirthschaftshauptmann in Groß-Peterwitz, Matthäus Wenner, Rentschreiber aus Bojanow, die Fräulein Johanna und Josefa von Reiswitz; Assistenten der Taufe waren Andreas Josef Gitzler, Scholastikus, Christofor Canin, Pfarrer in Kranowitz, Tobias Duchek, Pfarrer in Groß-Peterwitz, Franz Kurz, Commendar in Woinowitz. Die Neophytin hatte vorher an der Krätze gelitten, von der keine ärztliche Kunst sie zu befreien vermocht, aber nach der Taufe schwand ohne Heilmittel der Ausschlag. Am 16. Januar 1716 verehelichte sie sich in Janowitz mit dem Bürger Franz Opolski aus Ratibor. Böhm setzte im Testamente 23. August 1726 das Collegiatstift als Erben ein, er hatte die Stiftung des vierzigstündigen Gebets an den drei Tagen vor Aschermittwoch in Ratibor, wozu die Bürgerin Brzozowska 200 Thaler vermacht hatte, durch 100 Thaler erhöht und starb am 13. December 1727.

Damals waren in der Kirche, wie bereits angedeutet, zwei Marienaltäre, das eine zu Ehren der Gottesmutter zu Czenstochau. Bei den Glocken ist im Visitationsbericht von 1719 notirt, daß Schlangen wegen des Geläutes hier nicht existiren und wenn hergebracht, bald verenden. 1724 waren 660 Katholiken und nur 1 Protestant in der ganzen Parochie, wozu Janowitz, Kornitz, Lekartow, Czyprzanow, Ottitz und Pobiegow gehörten.

Am 30. December 1726 starb der Scholz Jacob Wiskoni aus Lekartow und wurde als besonderer Wohltäter vor einem Marienaltare an der Wand bestattet. Kapläne:

Paul Ignatz Popela, geboren Benkowitz 1687, studirte speculative Theologie, erhielt 20. December 1710 die minores, 24. September 1712 auf den Tischtitel des Johann Heinrich von Rogoiski aus Dzimirz das Subdiaconat, 15. April 1713 die Priesterweihe, wurde zunächst Kaplan in Oderberg, wo er in der Schule wohnte, war von December 1717—1718 Vicar in Janowitz, 1726—1737 Erzpriester in Ujest.

Georg Josef Modlich, Sohn des Schulzen Georg in Janowitz, geboren 18. April 1687 (siehe Altendorf S. 71), taufte als Schloßkaplan von Schammerwitz 5. Mai 1713 in hiesiger Kirche, war von 1716 bis 1718 Kaplan in Altendorf, von November 1718 bis Ende 1719 Adminstrator in Janowitz, erhielt 24 Gulden (=20 Thaler schlesisch) Salar und den dritter Theil des Accidenz und betrug die Pfarreinnahme nur noch 80 Floren. Die weiteren Schicksale des Kaplans bei Altendorf Seite 71.

Andreas Franz Bindosz, geboren 15. November 1691 in Ratibor, Sohn des Mathias Pindos, wurde Kaplan und 1719 Pfarrer hierselbst, bestattete 21. Februar 1729 seine 70 Jahre alte Mutter Marie am St. Josefsaltare, starb 15. Januar 1734 und wurde rechts vor dem Hochaltare bestattet.

Josef Mathias Rosali (Siehe Erzpriester Seite 48), taufte als Nachfolger im Pfarramte zuerst 11. Februar 1734. Er nennt die Pfarrkirche noch „zu St. Martini.“ Da aber ehemals Carl Maximilian von Reiswitz auf Schammerwitz eine silberne Krone der heiligen Dreieinigkeit auf dem Hochaltare anfertigen ließ, so gab dies, wie ähnliche Umstände bei anderen Kirchen, auch hier Veranlassung, den alten Titel fallen zu lassen und das Gotteshaus statt zu Ehren Sanct Martini später zur heiligen Dreieinigkeit zu nennen, auch das Patrocinium auf diesen Tag zu verlegen. Der Pfarrer erkrankte vom December 1734 bis 12. Februar 1735.

Der Wirthschaftsbeamte in Kornitz hatte mit Genehmigung der Herrschaft zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk eine würdige Kapelle erbaut und den Pfarrer ersucht, dieselbe nebst der Statue des Heiligen zu benediciren. Ein anderer Parochian hatte um Bendicirung des Statue des heiligen Florian, die er neben seinem Hause aufstellen wolle, gebeten. Da auch in der Parochie mehrere Kreuze errichtet waren, sowohl in Dörfern als auf Feldern und Wegen, wo am Tage St. Markus und an den Bitttagen Stationen gehalten werden, da ebenso nächstens ein neues Kreuz neben der Kirche aufzustellen war, weil das vorige morsch umgestürzt, so bat Rosali April 1748 ihm die facultas benedicendi verleihen zu wollen oder durch einen Würdigeren, vielleicht den Erzpriester von Mazurek die Segnung halten zu lassen. Das Vicariatamt trug dem genannten Commissar am 23. d. Mts. auf, die Benediction vorzunehmen falls ein Fonds zur Erhaltung ausgemittelt oder sonst Sicherheit wegen des Fortbestehens vorhanden sei.

Der Pfarrer bestattete 7. Januar 1749 seinen 70 Jahre alten Vater Johann, der ein Sohn des aus Italien eingewanderten Bürgers gewesen, wurde 1756 Decanatsadministrator, bald darauf wirklicher Erzpriester, fundirte 80 Thaler auf Messen, starb 27. Juli 1758 und wurde 2 Tage später vor dem Hochaltare bestattet. Während der folgenden Vakanz fungirte sein jüngerer Bruder Franz Rosali, Pfarrer in Polnisch-Neukirch.

Kapläne waren: Anton Hanke, hier 1735, starb als Pfarrer von Chroscina 1753.

Paul Smeja, geboren Ratibor, erhielt 22. December 1736 die minores, 8. September 1737 das Subdiaconat auf das dem Carl Ludwig Graf Gaschin gehörige Gut Polnisch-Leuthen, 28. Februar 1738 die Priesterweihe, nannte sich 1. Mai 1738 Administrator, 24. Juni d. J. Cooperator, taufte noch am 19. März 1739.

Laurentius Bernard Rompel, geboren Rauden 1711, erhielt 26. December 1733 die niederen Weihen, den 15ten Juni 1734 das Subdiaconat auf den Tischtitel des Johann Adam von Larisch, Besitzer von Dzierzno und Lubie, wurde 1758 Pfarrer, hielt 20. August die erste Taufe, starb plötzlich am 11. April 1764 und wurde vor dem Sanct Josefsaltare bestattet. Administrator wurde Commendar Paul Cwienciek aus Woinowitz.

Johann Sczyrba, siehe Erzpriester Seite 48, durch die Breslauer Domänenkammer hierher präsentirt unter der Bedingung, daß er eine deutsche Schule anlegen und zum Unterhalt des Lehrers beitragen werde, nahm unter Ablehnung dieser der Gemeinde zukommenden Last das Benefiz 16. Juli 1764 an, tritt am 27. October bereits als Pfarrer auf, wurde Actuarius circuli, baute die Gruft in der Kirche und wurde nach dem Tode des Gregor Petricius 1785 Erzpriester. Paul Cwienciek, der nach Resignirung der Woinowitzer Pfründe hier wohnte und die kleine Glocke im Thurme beschaffte, starb als Jubilar 14. Mai 1789 im Alter von 86 Jahren und wurde zwei Tage später in der Gruft bestattet.

Sczyrba resignirte Juni 1796, wurde Pfarrer und Erzpriester in Slawentzitz, wo er 26. December 1803 starb.

Carl Lontzik (siehe S. 80), Sohn des Lehrer in Preiswitz, wurde zunächst Kaplan in Janowitz, wo er bis Juli 1796 blieb, dann nach Friedland ging.

Josef Schneider, geboren Rauden 29. März 1768, trat als Theologe des zweiten Jahres 5. November 1787 ins Alumnat, erhielt von Anton Graf Strachwitz auf Wirbitz den Tischtitel und 27. Februar 1790 das Subdiaconat, 9. April 1791 die Priesterweihe, wurde zunächst Kaplan in Lubowitz bis 1793, dann Vicar und Mitglied der literatischen Bruderschaft in Ratibor, 24. Juni 1796 Pfarrer in Janowitz, zahlte 35½ Thaler an die Seminarienkasse als Einkommen der ersten Quartals und erscheint 1797 als Taufzeuge in Rudnik. Im Jahre 1812 wurde der Glockenthurm vom Blitz getroffen. Die Pfarrei kam bei der Säcularisation unter das Patronat des Schloßbesitzers. Am 7. April 1815 wurde der Pfarrer sowohl vom Sacularisationscommissar als auch vom Generalbevollmächtigten des Fürst Sayn von Witgenstein, Hauptmann Brockmann aufgefordert, die Kirchenrechnung zu legen und den Vermögensstand nachzuweisen. Der Pfarrer starb 13. April 1818 am Nervenkrampf. Zu der erledigten Stelle meldete sich 17. April vergeblich Kaplan Andreas Bierniak in Gleiwitz.

Franz de Paula Thaddäus Weiß, geboren Rauden 1782, besuchte seit 1790 das Gymnasium daselbst, trat in den Cisterzienserorden, erhielt 1808 die Priesterweihe, wurde Professor am Gymnasium daselbst und nach Verlegung desselben nach Gleiwitz Februar 1816 Seelsorger im Königlichen Arbeitshause zu Brieg. Durch den Oberlandesgerichtspräsident Scheller aus Ratibor empfohlen, erhielt er vom Fürst Sayn von Witgenstein die Vocation für Janowitz. Das General-Vicariat-Amt beauftragte 21. Mai 1818 den Erzpriester Zolondek, dem Exconventual Weiß das Pfarrexamen abzunehmen und ihn in Janowitz einzuführen, was erst am 13. Juli erfolgte, nachdem er schon 12. Juni hier eingetroffen war. Das Placet ertheilte der Oberpräsident 24. August d. J. Die quarta seminaristica betrug 74 Thaler. Die Investitururkunde datirt vom 23. September. Bereits bei seinem Antritte war die Wohnung so schlecht, daß sie nach dem Gutachten des Bau-Inspector Degner einer gründlichen Reparatur unfähig, nur für kurze Zeit in bewohnbaren Zustand versetzt werden konnte. An Missalien bezog er von der Gemeinde Janowitz je 35½ Scheffel Roggen und Hafer, von der Gemeinde Czyprzanow je 13½ Scheffel, von der Gemeinde Lekartow je 21 Scheffel, vom Vorwerk Kornitz je 28 Scheffel, vom Vorwerk Ottitz je 2 Scheffel; an Garbenzehnt von einem Acker bei der Kornitzer Mühle 2 Schock, vom Vorwerk Pobiehof 24 Silbergroschen Zins. Im Jahre 1828 wurde die Scheuer mit massivem Fundament und gemauerten Pfeilern gebaut und die Stallungen neu bedeckt, wozu Patron ⅔ beitrug. Am 5. Februar 1821 wurde durch Gewaltsamen Einbruch von der Sacristeidecke aus das ganze Silberzeug der Kirche bis auf einen Kelch von vier Räubern gestohlen; einige zerbrochene Stücke wurden später aufgefunden und von denselben mit Hinzunahme milder Beiträge eine Monstranz und zwei Kelche in Breslau angefertigt; diese Beiträge (500 Gulden) wurden vom Patron Franz Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst und den Gemeinden aufgebracht.

Nach dem Tode des Pfarrer Ring wurde Weiß Administrator in Woinowitz und bat 19. Januar 1830 um Verleihung dieser Pfründe, da er das Vertrauen der Parochianen sich erworben. Die Königliche Regierung vermeinte jedoch in dem Schreiben an den Minister Freiherrn von Altenstein, ihn nicht vorschlagen zu können, da er noch nicht genug Verdienste habe und seine bisherige Stelle nicht zu den geringeren gehöre

Nachdem der Pfarrer im baufälligen Wohnhause zu Janowitz unter Lebensgefahr zugebracht und sechsmal vergeblich die Herzogliche Kammer um einen Neubau ersucht, endlich sich auch an die Königliche Regierung gewendet, wurde das Pfarrhaus neu erbaut und am 30 October 1837 eingeweiht. Weiß war ein bedeutender Hortologe, verschönerte den Garten und schmückte ihn mit einem Sommerhäuschen.

Im Jahre 1838 wurde die Kirche von der Mittagseite mit Schindeln für 35 Thaler neu gedeckt. Pfarrer Ludwig Piszczan in Preiswitz, ehemals Vicar in Ratibor, fundirte August 1838 bei hiesiger Kirche ein Jahresgedächtniß für seinen Vater, den ehemaligen hiesigen Lehrer Ignatz Piszczan. Im Jahre 1845 wurden Schüttboden und Wagenremise neu gebaut. Der Besitzer des Vorwerks Ober-Ottitz Dr. Kuh und die vier Parcellenbesitzer der abalienirten Stücke lösten die Verpflichtung von jedem Morgen Land 6 Pfennige, in Summa 5 Thaler 22 Silbergroschen an die Pfarrei zu zahlen, 27. August 1849 in Geld ab. Müller Franz Jahn aus Schammerwitz fundirte 1854 zur Rosenkranzandacht 150 Thaler. Der Pfarrer starb 6. Januar 1856 und ruht in der von seinem Legat erbauten Gruftkapelle, von welcher laut Bestimmung des General-Vicariat-Amts vom 2. Juli d. J. die 72 Quadratfuß zum Pfarrgarten gehörig verbleiben. Die Bücher waren der Pfarrbibliothek vermacht worden. Administrator wurde der unten genannte Kaplan Glombik.

Der russisch-polnische Emigrant Emmerich Podolski half vom 15. August 1845—1846 mit Genehmigung der geistlichen und weltlichen Behörde dem bejahrten Pfarrer in der Seelsorge aus. Später fungirte ein Kaplan als Hilfspriester, dem die Gemeinde Salar und Weiß die Kost gab.

Robert Uherek, geboren Hultschin 1823, ordinirt 1848, Kaplan in Ratibor bis Juli 1852, dann hier, wurde Pfarrer in Königshütte und starb 9. Mai 1860.

Valentin Glombik, geboren Altendorf 1827, ordinirt 1854, wurde 23. August Kaplan hierselbst, erhielt 18ten Januar 1856 das Administrationsdecret und fand 12. Februar die Uebergabe statt. Er wurde 19. April d. J. Kaplan in Slawikau und 12. Mai 1860 Lokalist in Dziergowitz, wo er 25. Mai 1864 starb.

Franz Mohr (siehe Altendorf S. 86), erhielt auf Präsentation des Herzog von Ratibor 29. März 1856 die Investitur und wurde 24. April eingeführt. Die Kirchengemeinde kaufte 1860 einen Morgen vom Pfarrgarten zum Begräbnisplatze für 200 Thaler. Am 21. Juli 1861 wurde der neue Kirchhof benedicirt. Am 1. September 1861 wurden Kirche und Schule durch Feuer zerstört, letztere unter Aufnahme von 2500 Thalern aus der Provinzialhilfskasse für den Kirchenbau bald wiederhergestellt und eine Schulstube zum Gottesdienst eingerichtet. Am 22. Juni 1864 genehmigte das General-Vicariat-Amt und 17. September der Fürstbischof die Abtretung eines Theiles des Pfarrgartens gegen 2 Thaler pro Quadratruthe zum Kirchplatz und die Ziegelfabrikation auf dem Pfarracker gegen 5 Silbergroschen pro mille und sollte der Ertrag als Pfarrbeilaß capitalisirt werden. Am 15. Juni 1865 Mittags bald nach der Frohnleichnamsprocession brach nochmals im gottesdienstlichen Locale ein Feuer aus, wobei aber wegen der Glut nichts gerettet werden konnte und das Schulgebäude abermals niederbrannte. Der Gottesdienst wurde zunächst in der kleinen Gruftkapelle gehalten. Am 26. d. Mts. beschloß die Gemeinde, in der ehemaligen Malzdörre der Brauerei für 25 Thaler Miethe ein Andachtslocal einzurichten, das am 29. August benedicirt wurde. Der Tabernakel war aus der Ostroger Kirche geliehen. Am 11. Juni 1865 fand die Grundsteinlegung zur neuen Kirche statt.

Pfarrer Mohr starb am Lungenschlage erst 55 Jahre 10 Monate alt am 13. September 1866 früh um 1 Uhr. Pfarrer Schödon aus Krziżanowitz hielt die Grabrede. Administrator wurde der bisherige Kaplan.

Franz Arnold, geboren Ratibor 1835, ordinirt 1861, war vorher Kaplan in Rachowitz, seit 10. Juli 1866 Kaplan in Janowitz; die Uebergabe der Administration fand am 3. October statt. Arnold kam 10. October nach Ostrog und wurde 23. December 1872 Pfarrer in Deutsch-Czernitz.

Isidor Jacob Zawadzki, geboren in Lublinitz 10ten Mai 1833, ordinirt 1859, Kaplan in Ratibor seit 1. September 1860, wurde 20. October 1866 Administrator und fand die Uebergabe der Parochie am 3. November statt, die Investitururkunde datirt vom 1. Juni 1867.

Zawadzki sorgte dafür, daß der Kirchenbau, welcher wegen des Krieges sistirt war, bald wieder in herrlicher Weise fortgesetzt und binnen 2 Jahren so weit gediehen war, daß am 22. November 1868 die Benediction durch den Erzpriester Morawe stattfinden konnte. Am 26. Juli war bereits das Thurmkreuz in Gegenwart des Patrons und seiner erlauchten Gemahlin in feierlichster Weise benedicirt und aufgestellt worden. Die Frau Herzogin verehrte einen messingnen 16armigen Kronleuchter; mehrere Wohlthäter schenkten die drei gemalten Fenster im Presbyterium, welche von Adolf Seiler aus Breslau gefertigt worden. Im nächsten Jahre wurde mit dem vom Kirchbau gebliebenen Bau- und Rüstmaterial das baufällige Stallgebäude massiv wiederhergestellt. Die Franz und Agnes Ottlikschen Eheleute schenkten noch in demselben Jahre die beiden vor der Kirche stehenden Sandsteinfiguren der Immaculata und des heiligen Johannes von Nepomuk, gefertigt vom Bildhauer Rosenberg zu Münster in Westfalen. Im Jahre 1871 wurden die Altäre und der ganz innere Ausbau vom Tischlermeister Josef Winkler aus Breslau geliefert und im folgenden Jahre die 17stimmige Orgel von Haas aus Leobschütz, zu welcher Fürstbischof Heinrich 500 Thaler beigetragen, aufgestellt. Am 11. November 1872 benedicirte mit bischöflicher Genehmigung der Ortspfarrer sämmtliche fünf von Liebold aus Gnadenfeld gegossene Glocken. Im nächsten Jahre wurde die mit Stroh gedeckte und mit Holzwänden bekleidete Scheuer in ein völlig massives Gebäude umgestaltet. Von 1875 ab fand durch mehrere Jahre die Ablösung des sämmtlichen Decems statt. Die Anton und Magdalena PlockschenPlochschen Eheleute schenkten 1883 eine prachtvolle silberne und ganz vergoldete gothische Monstranz mit vielen echten Edelsteinen, Emaillen und Figuren, ein Kunstwerk aus dem Atelier des Emailleur und Goldschmied Franz Winter zu Cöln.

Zawadzki hat eine ausführliche Chronik aller zur Parochie gehörigen Orte ausgearbeitet, welche einen starken Folianten einnimmt und besonders die Kirchen-, Pfarrei- und Schulverhältnisse umfaßt.

Pfarr-Schule.

Ehemals waren mehrere Dörfer der Umgegend eingeschult, nämlich außer Czyprzanow und Lekartow noch Schardzin, Kornitz, Ober-, Neu und Galli-Ottitz.

Am 7. Januar 1661 war bei einer Taufe in Janowitz der dasige Rector Blasius Sralek, sonst Sylvester genannt, Pate. Derselbe starb 17. November 1684.

Matthäus Silvester, geboren 1653, dessen Sohn hatte Philosophie absolvirt und folgte 1684 im Amte. Am 25. November 1685 führte er die Jungfrau Barbara Larysczyk als Gattin heim. Er hatte einen Garten von 3 Viertel Aussaat; jeder Bauer in Janowitz gab ihm von einer halben Hufe vier Brode und zwei Wettergarben und einen Groschen, für das Singen der Passion erhielt er 6 Groschen, von 17 Gärtnern 1 Thaler. Aus Kornitz erhielt er ehemals 56 Brode, aber da das Dominium nach Verjagung der Bauern aus deren Aecker ein Vorwerk gemacht, verweigerte es die Brode. Von der Kolenda erhielt er den dritten Theil. Die Schule war 1687 baufällig. Er starb am 20. April 1714 im Alter von 61 Jahren, nachdem er durch 30 Jahre hier hochverdient fungirt und wurde in der Kirche unter dem Chore bestattet.

Dem Vater folgte im Amte 1714 der in Janowitz 31. August 1697 geborene Sohn Johann Silvester. Auch er erhielt 94 Brode und ging jährlich viermal mit dem Aspergill. Er hatte einen Garten bei der Schule von drei Viertel Aussaat. Von den 23 Bauern erhielt er je zwei Garben, auch aus den übrigen Orten hatte er Bezüge. Am 21. October 1721 heirathete er Jungfrau Susanna, Tochter des Michael Moczygemba aus Czyprzanow; war 9. Januar 1758 noch Taufzeuge, fehlt aber im Todtenbuch, war somit verzogen.

Simon Winkler, geboren 1729, tritt als Pate schon 23. März 1759 auf. Die Breslauer Domänenkammer berichtet 19. Juni 1764 dem Landrath Johann Heinrich von Wrochem auf Dolendzin: dem Pfarrer Sczyrba in Bralin sei die einträgliche Pfarrei in Janowitz verliehen worden, er müsse sich aber verpflichten, eine deutsche Schule anzulegen und auf eigene Kosten einen deutschen Lehrer anzusetzen. Der Landrath erwiderte, daß Schule und deutscher Lehrer bereits vorhanden, letzterer aber wenig Emolumente habe und sollen ihm vom Dominium 12 Scheffel Roggen und 12 Gulden als Zuschuß gewährt werde, auch der Pfarrer könne zu besserer Einrichtung der Schule etwas hergeben. Indeß wählte die Gemeinde statt des bisherigen Lehrer Winkler, der nach Benkowitz ging, am 1. September 1764 mit Genehmigung des Propstes als Grundherrn von Janowitz den bisherigen Lehrer von Tworkau Wenzel Karwinski, Sohn des gleichnamigen Bürgers in Fridek, welcher 6. April 1767 Taufzeuge ein von der Gattin Anna Hoffmann geborenes Knäblein 9. Juli d. J. taufen ließ. Wenzel Karwinski ist noch 4. Januar 1772 Taufzeuge bei einem Mädchen des Schaffers auf dem Kornitzer Vorwerk Grzibowitz und scheint als Lehrer von Woinowitz gestorben zu sein.

Ignatz Piszczan, geboren 1751, war drei Jahre in Ruderswald, drei Jahre in Pogrzebin angestellt, hatte 1770 die Normalschule in Ratibor besucht und das Fähigkeitszeugnis erhalten, sprach aber nur gebrochen deutsch, unterrichtete hier seit 1774 in der polnischen, mährischen und deutschen Sprache. Als Lehrer erhielt er an Salar von Janowitz 5 Floren, von Lekartow und Kornitz je 4 und von Czyprzanow und Schardzin je 3 Floren. Das baufällige Schulhaus hatte nur eine Stube. Am 14. August 1774 ließ Piszczan einen Sohn Ludwig taufen, der 1798 die Priesterweihe empfing. Im Jahre 1786 wurde ein Anschlag auf einen Neubau gemacht, der sich auf 135 Thaler belief. Herbst 1787 war das Schulgebäude fertig, hatte aber nur ein Lehrzimmer und wohnte der Lehrer in der Kammer. Von Czyprzanow und Lekartow kamen nur wenige, von Kornitz fast gar keine Kinder in die Schule. Schulpflichtig waren aus Janowitz 15, von Kornitz 8, von Czyprzanow, Lekartow und Schardzin je 6 Kinder. Im Jahre 1794 lernten 4 Kinder schreiben.

Im Jahre 1798 besuchten aus Janowitz von 28 schulfähigen Kindern 23 die Anstalt, aus de übrigen Dörfern kamen wegen Armuth und Entfernung keine. Als Organist erhielt Pischczan von der Kirche 2 Thaler Festivalien, von den Gemeinden 135 Brode, 1 Schock Wettergarben; drei Viertel sandigen Ackers waren für 36 Silbergroschen verpachtet. 1799 waren bereits 102 schulfähige Kinder und beschlossen die Gemeinden einen Präceptor anzunehmen, wozu es aber noch nicht kam. Am 31. März d. J. fiel die auf die Kirche zu gelegene Wand ein und wurde das Schulhaus aus Mitteln der Gemeinden für 193 Thaler erweitert; es war 12 Ellen lang, 10 Ellen breit, 4½ Ellen hoch. Lekartow weigerte sich den Beitrag von 23⅓ Thaler zu entrichten und zog der Kreisdragoner das Geld ein. Pischczan starb 30. April 1806. Sein Sohn Ludwig, der Pfarrer von Preiswitz geworden, fundirte 1838 ein Requiem mit Conduct für ihn und machte auch für die armen Schulkinder eine Fundation von 100 Thalern.

Franz Kaschny, geboren 1782, 20. März 1806 in Oberglogau geprüft und sofort hier angestellt, amtirte 49 Jahre am Orte. 1817 wurde der normalmäßige Gehalt repartirt. 1816 war die Wand in der Wohnstube und die Querwand in der Kammer, worauf das Kuchelgewölbe lag, eingestürzt und wurde das ganze Gebäude 1818 reparirt, auch die Lehrstube erweitert, daß sie die 104 schulfähigen Kinder aufnehmen konnte, doch blieb letztere dunkel; 1822 wurden deßhalb zwei neue Fenster angebracht. Damals besuchten 146 Kinder die Schule und sollten die größeren früh, die kleineren Nachmittag unterrichtet werden. Am 16. November 1819 hatte Consistorialrath Seidel auf einer Revisionsreise auch die hiesige Schule besucht.

Nachdem das Local als zu finster und niedrig, auch für die 140 Kinder zu beengt befunden worden, beschloß man einen Neubau auszuführen, zwei Lehrstuben anzulegen und einen Adjuvanten anzustellen. Bau-Inspector Fritsch machte Mai 1826 den Anschlag und am 19. December 1827 wurde ein Termin anberaumt, um die Ausführung dem Mindestfordernden zu übergeben. Am 30. October hatte sich die Herzogliche Kammer auf Schloß Ratibor geweigert, mehr als das Material zu geben, zumal die Wohnung des Organisten keines Neubau's bedürfe und früher nur die Gemeinden die Pfarr- und Schulgebäude unterhalten. Damals wurden 7 Ottitzer Häuser vom Janowitzer Schulverbande getrennt; Herbst 1828 lagen 70 mille Ziegeln und 500 Fuhren Sand vorräthig. Der Bau wurde ausgeführt. Im Frühjahr 1830 waren nur noch zwei Oefen und die Bänke zu beschaffen. Zu den Kosten von 1000 Thalern trugen bei:

Die Gemeinde Janowitz 469 Thl. 9 Silbgr. 9 Pfg.
" " Czyprzanow 190 " 1 " 6 "
" " Lekartow 143 " 4 " 9 "
Das Dominium " 143 " 4 " 9 "
Die Gemeinde Kornitz 54 Thl. 9 Silbgr. 3 Pfg.

Ober-Ottitz und Schardzin waren 1829 ausgeschult worden, da ersterer Ort eine eigene Schule erhielt. 1831 waren 172 schulfähige Kinder, nämlich aus dem Orte 57, aus Czyprzanow 36, Lekartow 34 und Kornitz 45.

Franz Machaczek wurde hier 15. Juli 1832 als Adjuvant angestellt, ging April 1833 nach Sudol (S. 208.)

Ferdinand Peuker, geboren 1813, in Oberglogau von 1830—1832, hier 1833—1838, hatte zuletzt die Oberklasse und war 1857 Lehrer in Syrin.

Johann Wildner, geboren 1818, 1839 in Oberglogau geprüft, 26. April desselben Jahres hier, wurde Lehrer in Schonowitz.

Josef Fabian, geboren 1818, in Oberglogau 1836 bis 1839, Mai 1839 hier, unterrichtete die mittleren und größeren Kinder, wurde 1845 Gemeindeschreiber, war 1856 Lehrer in Nieder-Mschanna, woselbst er starb.

Im Jahr 1843 war das Schulhaus für 207 Thaler mit Schiefer gedeckt worden.

Franz Krause, geboren 1827, Schulcandidat, kam April 1847 hieher als Adjuvant, wurde December 1849 nach Tworkau, später nach Ober-Ottitz versetzt.

Theodor Krayczyrski, geboren 1829, in Breslau 1847—1849, hier 1849 angestellt, unterrichtete die Größeren. Im Jahre 1851 wurden 12 Thaler Beköstigungszuschuß für den Adjuvanten bewilligt.

Seit sämmtliche Rusticalbesitzungen von Lekartow subhastirt wurden und die Hälfte durch Dr. Kuh zum Vorwerk Neu-Ottitz zugeschlagen wurde, sind dem Lehrer von den eingezogenen Stücken jährlich 5 Scheffel 3¾ Metzen Roggen und 5⅓ Thaler Holzgeld geliefert worden. 1851 kaufte Kaufmann Scheurich das Vorwerk, wollte ihm aber das Einkommen nur als Lehrer, nicht als Organist geben. Kaschny, der in der Revolutionszeit wegen seiner treuen und conservativen Gesinnung mancherlei Unannehmlichkeiten erlitten und bereits 1852 kränkelte, starb 31. August 1855.

Emil Jauernik (S. 99), Adjuvant in Altendorf, am 1. October 1855 in Janowitz als Lehrer und Organist angestellt, 18. Januar 1856 von der Herzoglichen Kammer vocirt, vom General-Vicariat-Amt 17. April decretirt, 7ten Juni vereidet und eingeführt, unterrichtete in beiden Klassen.

Seit alter Zeit hat jede Bauerstelle der eingepfarrten Orte ein gewisses Stück des Pfarr- und Schulgartens einzufriedigen und zwar die in Czyprzanow die Südseite des Schulgartens.

Der Retablissementsbau der 1861 abgebrannten Schule kostete 600 Thaler.

Johann Pluhatsch (S. 99), kam 1. März 1853 oder Ende 1855 nach Janowitz, erkrankte Anfang 1856 und im darauf folgenden Sommer am Nervenfieber, erhielt 1859 statt der bisherigen 12 Thaler Beköstigungszuschuß 20 Thaler; auch gab die Schulgemeinde zur Beheizung der beiden Lehrzimmer statt der bisherigen 7 nunmehr 12 Tonnen Kohlen. Adjuvant Pluhatsch und der Lehrer Jauernik erhielten für die Verluste bei dem Feuer 1861 von der Königlichen Regierung je 10 Thaler. Ersterer wurde Hilfslehrer in Lubom, später in Pogrzebin.

Julius Steiner, geboren 1844, am 10. August 1863 in Oberglogau für das Lehrfach geprüft, wurde hier Hilfslehrer, vertrat im ersten Semester 1865 den erkrankten Lehrer Machaczek in Woinowitz und erhielt, da am 15ten Juni 1865, ein Tag nach der Prüfung die Schule nochmals abbrannte, von der Königlichen Regierung 8, der Rector 20 Thaler. Aus der Schulkasse wurden zur Anschaffung von neuen Lehrmitteln 20 Thaler bewilligt. Steiner ging 21. October 1865 nach Zabelkau.

Das neuerbaute Schulhaus erhielt zwei Lehrstuben und Wohnung für den Hauptlehrer und Adjuvanten.

Johann Osieka, geboren 1846, für das Lehramt 4. August 1866 zu Oberglogau mit N. II. censirt, trat 15. August d. J. die hiesige Stelle an, ertheilte den Turnunterricht und ging 1. Februar 1872 nach Zabelkau, 10ten Juli 1873 Roschkau und Januar 1880 nach Ruderswald. Die Gemeinde hatte Mai 1868 einen weiteren Beköstigungszuschuß von 15 Thalern bewilligt. 1872 schied Kornitz, wo eine besondere Schule errichtet worden, aus und fiel die Schülerzahl in Janowitz von 230 auf 160 herab. Jauernik erhielt laut Regierungs-Verfügung vom 18. Mai 1869 in Vertretung der Adjuvantenstelle für Mehrunterricht 40 Thaler, seit 1. Januar 1876 180 Mark.

Josef Stosiek aus Wilkau, Oberglogau, 1872 vom General-Vicariat-Amt 7.August decretirt, hier am 3ten September, 29. Juli 1873 nach Polnisch-Krawarn als zweiter Lehrer vocirt, verwaltete von Neujahr 1876 ab die Stelle in Rohow, ging 1. August 1877 nach Lublinitz und ist gegenwärtig Lehrer in Slawitz.

Auf Antrag des Gutsbesitzers Wuthe verfügte die Königliche Regierung 10. August 1874 Vorwerk Neu-Ottitz aus dem hiesigen Verbande auszuschulen und mit Ober-Ottitz zu vereinigen. Ein Protest des Schulvorstandes vom 28ten November wegen dadurch entstehender Ueberbürdung hatte keinen Erfolg.

Die Lehrerfrau ertheilte seit 1. Juli 1875 Industrieunterricht gegen 60 Mark. Auch wurde damals ein neuer Turnplatz eingerichtet.

Kreis-Schulen-Inspector Bottig hatte den 20 Jahre alten Primaner Heinrich Przybyla als Hospitant nach Janowitz geschickt, nachdem die Adjuvantenstelle zwei Jahre unbesetzt geblieben. Er wurde 19. April 1876 provisorisch angestellt mit der Verpflichtung, die Lehrerprüfung im nächsten Jahre zu machen und wurde 25. April vereidigt. Aber schon in demselben Jahre wagte er in Ziegenhals die Prüfung, die für ihn ungünstig ausfiel. So war Jauernik seit 10. November wieder allein. Auch Carl Böhm, geboren in Leschnitz, Peiskretscham 1877, der 1. April hieher berufen und 11. d. Mts. vereidigt worden, blieb nur kurze Zeit und ist gegenwärtig Lehrer in Dubensko. Der Hauptlehrer wurde 1879 als Schiedsmann erwählt.

Max Onderka, geboren 1861, Sohn des Rector in Altendorf, hatte 7. Juli 1881 zu Oberglogau die Prüfung bestanden und wurde 1. August angestellt, am 21. vereidigt, ging aber schon im nächsten Jahre als vierter Lehrer nach Altendorf. Am 1. October 1881 wurde durch Schulen-Inspector Porske das Dreiklassensystem eingeführt.

August Hartmann, geboren 1863, geprüft in Oppeln 3. August 1882, Adjuvant in Altendorf, hier 15. November 1882 bis Ostern 1885. Seitdem unterrichtete Jauernik alle 3 Klassen allein. Die Gemeinden Janowitz, Lekartow und Czyprzanow verzichteten 20. Februar 1883 auf Weiterbewilligung der Staatshilfe zur Besoldung der Lehrer.

Paul Wientlocha, geboren 1864, Rosenberg 1885, hier Adjuvant seit 10. Juli d. J.

Schulkinder waren: 1787 41, 1799 105, 1822 146, 1842 177, 1857 136, 1865 192, 1874 162, 1878 170, 1884 199, nämlich 106 Knaben, 93 Mädchen.

Das Hospital

in Janowitz hatte der 1718 verstorbene Schulz Paul Wisconi aus Lekartow erbaut. Es wird schon 1706 erwähnt, da Anna Herodica am 12. Februar in demselben verstarb. Am Neujahr 1721 starb darin Martin Czorny.

Pfarrer Pischczan in Preiswitz, gebürtig aus Janowitz, vermachte 1838 50 Thaler zur Zinsen-Vertheilung unter die Spitalweiber; zu selbigem Zwecke Pfarrer Weiß 50 Thaler und Pfarrer Sczyrba 80 Thaler. Außerdem legirte Pfarrer Weiß 80 Thaler als Hospitalbaufonds, welches Zins auf Zins capitalisirt wird, bis ein Neubau des 1861 abgebrannten Hospitals möglich werden wird.

Czyprzanow,

östlich mit Janowitz zusammenhängend und mit diesem Orte eine Dorfreihe bildend, erhielt diesen Namen erst 1461, hieß früher Sandvorwerk und galt als Antheil von Janowitz. Um den Gottesdienst zu erhöhen und zum Seelenheile der Angehörigen hatte Herzog Johann und seine Gemahlin Anna am 26. December 1368 ein neues Canonikat in der Schloßkapelle errichtet und ausgestattet. Zur Dotation gehörte auch ein Vorwerk in Janowitz frei von allen Diensten und Abgaben, nur der Feldzehnt mußte an die Pfarrkirche fortgezahlt werden. Das 7 Hufen betragende Feld setzte der Canonicus Johann Mensura Neujahr 1389 zum Besten des Kapitels mit Genehmigung des Herzogs und mit Einwilligung der Stiftsherrn zu Bauerngüter aus; sieben Wirthe kauften nämlich für 42 Mark Groschen das Terrain als Erbbesitz, theilten es gleichmäßig unter sich und zahlten jährlich einen Zins von 7 Mark Groschen, entrichteten außerdem von jeder Hufe an Weihnachten 4 Hühner, an Ostern 24 Eier; sonst waren sie frei von allen Diensten, Roboten und Lasten. Der Präbendar behielt sich jedoch vor, auf diesem Grunde eine Mühle zu bauen, das Schulzenamt und den Kretscham zu besetzen. Dies Sandvorwerk gehörte zu den Bezügen des vierten Canonicus und mag vom Cantor Cyprian († April 1431), dem es zuerst ausschließlich zugetheilt worden, den Namen erhalten haben. Im 17. und 18ten Jahrhunderte wird der Ort auch nebenbei mit Pěpřanow (= Pfefferdorf) bezeichnet.

Nach einem Zinsregister vom Jahre 1550 hatte das Collegiatstift am Orte 5 Unterthanen, die einige Robot bei dem Vorwerk Gammau leisteten. Das Gut lag in der Indiction mit 120 Thalern, hatte weder Gärten noch Vorwerk, da der Acker, welcher 13 Malter betrug, aber nur zum dritten Theil besäet wurde, meist an die Janowitzer verpachtet war. Die Dreschgärtner hatten zwei Gärten mit 11 Scheffel Aussaat, hielten 3 Kühe, 1 Schwein; am Orte waren 1725 6 ganze, 2 Halbbauern; 7 Häusler hatten 18 Gärtchen von 6 Scheffeln, säeten je 9¼ Malter Roggen und Hafer, hielten 100 Schafe, 37 Kühe, 9 Zuchtschweine. Die Indiction der Unterthanen betrug 30 Thaler. Scholz war damals Bartholomäus Kotula.

Nach der Säcularisation gelangte der Ort an die Schloßherrschaft. Er hatte 1865 6 Bauern, 2 Gärtner, 15 Häusler, welche 371 Morgen Acker, 8 Morgen Gärten, 14 Morgen Wiesen, 13 Morgen Hutung, 22 Pferde, 35 Kühe und 6 Schweine hielten. Das Dorf ist in Folge der großen Feuersbrunst vom 1. September 1861 fast ganz neu erbaut; die Ratiborer Feuerwehr leistete außerordentliche Hilfe, leider büßte dabei das brave Mitglied Gasthofbesitzer Horatschek aus Neugarten sein Leben ein. (S. 224.) Im Jahre 1875 fand die Gemeindetheilung statt.

Die Mühle mit zwei Rädern, auf Janowitzer Grunde liegend, pachtete 29. September 1681 Valentin Zarzina und vermachte 3. November 1683 testamentarisch seine bei Brzezie gelegene Wiese der Pfarrei und Kirche zu Janowitz als Meßfundation. Georg Zarzina erwarb 1. Juni 1693 vom Kapitel die Mühle erblich und zinste 18 Thaler.

Franz, Sohn des Müller Johann Skopek verehelichte sich 8. Januar 1770 mit Elisabeth, Tochter des Janowitzer Schulzen Gotfried Jaitner und erscheint noch 1784 als Mühlenbesitzer.

Die Wassermühle mit zwei Rädern und je zwei Gängen, seit 1869 mit Dampfbetrieb, 1 Kilometer westlich als Enclave von Janowitz, soll ehemals im Dorfe Czyprzanow gestanden haben. Gegenwärtig besitzt die Mühle die Landwirthschaftliche Zuckerfabrik-Actien-Gesellschaft Groß-Peterwitz, welche statutenmäßig ein christlich sociales Unternehmen ist.

Mathias Jurasch verkaufte 24. October 1677 den Kretscham für 106 Thaler dem Michael Moczygemba, 1701 war Paul Smolka Besitzer und 16. August 1727 kaufte Ignatz Smolka die väterliche Besitzung. Durch Anlage des Janowitzer Kruges erlitt der hiesige Kretschmer viel Einbuße, doch da eine Kirche in der Nähe und Durchtrieb zum Schwarzviehmarkt stattfand, wurden in den Befundtabellen 1725 auf den Ausschank 20 Achtel Bier und 2 Eimer Branntwein angenommen. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts besaß den Kretscham Ignatz Moczygemba, dem Michael Ploch, verehelicht mit Marianna geb. Moczygemba folgte; Anton Ploch seit 1787 Besitzer, starb 17. October 1802 im Alter von 42 Jahren.

Czyprzanow hatte 1819 128, 1842 178, 1855 170, 1861 162, 1882 196, 1884 221 Einwohner, die 26 Pferde, 84 Stück Rind- und 16 Stück Schwarzvieh und 15 Ziegen halten.

Kornitz,

9 Kilometer westlich von Ratibor, ist einer der ältesten Orte Oberschlesiens und wurde in den letzten Jahrhunderten Hauptgut einer großen Herrschaft.

In einer zu Ratibor am 4. April 1283 ausgestellten Urkunde für das Stift Rauden, welchen die Herzoge Mesco von Ratibor und Przemyslav von Auschwitz den Umtausch von Deutsch-Cernitz gegen Woschczütz gestatten, erscheint Jescho von Kornitz, Unterkämmerer von Teschen, als Zeuge. Es ist wahrscheinlich, daß dieser Ritter den Ort gegründet, da er sich hier niedergelassen und seine Familie in der Umgegend sich ansiedelte. Seine Tochter Bogusca, Gattin des Thomeslaus von Chyrnice, verkaufte 1317 ihr Erbe in Bogunitz dem Jungfrauenstift in Ratibor. Derselbe Johann und sein Sohn Misco hatten damals ihren Hofplatz in Ratibor für dasselbe Kloster umgetauscht. Mstik von Kornitz tritt in Urkunden von 1337—1340 wiederholt auf, ebenso Janko und Hanko von Kornitz 1375—1376.

1479 saßen die Gebrüder Johann und Georg (Rottenberg) von Katscher auf Pobiehof und Kornitz. Die Familie Rottenberg führte den slavischen Namen Perzina = Pyrzina von pyrzic roth sein. Georg Perzina, Erbherr in Kornitz, mit Schulz und Gemeinde von Kornitz verpflichteten sich 15. Juni 1498 für geliehene 40 Floren jährlich 4 Floren Zins an den deutschen Curatus des Collegiatstiftes zu zahlen.

Elsca, Tochter des Nicolaus v. Rottenberg, vermählte sich mit Wenzel von Reiswitz und brachte ihm Kornitz zu. Dessen Sohn Sebastian Reiswitz v. Kanderzin, Landrichter der Fürstenthümer Oppeln-Ratibor, 1555 mit Groß-Petrowitz belehnt, nahm das bischöfliche Tafelgut Petrowitz 1560 in Pfandbesitz. Stanislaus Reiswitz, seit 1614 im Besitz von Kornitz, vergrößerte die Herrschaft Kornitz 11. Februar 1625 durch Erwerb von Vorwerk Ottitz, den Dörfern Bojanow, Woinowitz und Lekartow, mit der Wiese in Proschowitz für 20,000 Thaler. Ihm folgte der Sohn Heinrich, der auch halb Sudol besaß und 23. Januar 1657 starb. Er hinterließ nur die Wittwe und Töchter: Ludmilla wurde 21. November 1661 mit Georg von Trach in Ratibor copulirt; Anna vermählte sich zunächst mit Ferdinand Dreski von Märzdorf und schloß nach dessen Tode 6. August 1669 Ehepacten mit Carl Trach von Birkau auf Kieferstädtel. Am 14ten Januar 1684 machte sie ihr Testament. Ihre Kinder waren a) aus erster Ehe Anna verehelicht mit Carl Heinrich von Zahradek; b) aus zweiter Ehe Silvius Erdmann, Carl Gotlieb, Marie Helene, Johanne Eleonore vermählt mit dem Wittwer Hans Heinrich Sebastian Graf Curschwand, Franciska Charlotte. Gotlieb und dessen Schwester Gräfin Curschwand waren 16. Mai 1704 Paten bei der Taufe der Tochter des Burggraf Michael Neumann in Kornitz. Als Silvius Erdmann (ein eifriger Protestant) in erster Ehe 1697 mit Leopoldine Luise Gräfin Maltzan (geboren 2. Juni 1660, + 6. November 1706) Slawikau gegen Kieferstädtel eingetauscht und in zweiter Ehe mit Gotliebe Agnes Freiin von Bludowska vermählt, mit Hinterlassung eines Posthumus Traugot Erdmann am 28. Juli 1710 gestorben war, entstand mit der Wittwe und dem Bruder Gotlieb ein Proceß. Man einigte sich jedoch gerichtlich in Teschen am 16. Juni 1711 dahin, daß Gotlieb Kornitz, Woinowitz, Zittna, Bojanow, Ottitz, Lekartow, halb Sudol, das Kornitzer Vorwerk in Altendorf, das Haus in Ratibor, alles im Gesammtwerth von 80 mille übernahm mit der Verpflichtung, nachdem ihm 20 mille Erbes gelassen, er die Schulden von 25 mille bezahle und 5 mille der Freiin von Beyer geb. Reiswitz auf Lebenszeit mit 6 pCt. verinteressire; Slawikau, Grzegorzowitz, Summin, Gurek, Elgot-Gottartowitz, Rowin, Klokoczin, Gardawitz, Mosczisk blieb der Wittwe, welche den Ernst Christof Graf Manteuffel heirathete.

Die zweite Tochter Heinrichs Ursula Maria verkaufte 2. Januar 1705 mit Consens ihres Ehegemahls Paul Reinhard Freiherr von Beyer Bojanow, Ottitz, Lekartow, halb Sudol etc. an Silvius Erdmann auf Bransdorf, Kornitz, Woinowitz, Slawikau, Zytna, der von seinem Bruder Gotlieb, welcher 1714 Tworkau kaufte, nach obengenannter Einigung beerbt wurde.

Die zweite Tochter Heinrichs Ursula Maria verkaufte 2. Januar 1705 mit Consens ihres Ehegemahls Paul Reinhard Freiherr von Beyer Bojanow, Ottitz, Lekartow, halb Sudol etc. an Silvius Erdmann auf Bransdorf, Kornitz, Woinowitz, Slawikau, Zytna, der von seinem Bruder Gotlieb, welcher 1714 Tworkau kaufte, nach obengenannter Einigung beerbt wurde.

Die Indiction des Gutes Kornitz betrug 825 Thaler. Der Küchengarten, der große Garten, der Hopfengarten, das Gärtchen zwischen den Scheuern und das bei der Mühle hatten eine Fläche von 1 Malter 1 Scheffel Aussaat. Auf dem Vorwerk wurden 800 Schafe, 33 Kühe, 4 Schweine gehalten und je 20 Malter 9 Scheffel zum Winter und Sommer ausgesäet. Zum Vorwerk gehörten 22 Dreschgärtner und 10 Freigärtner, die 35 Kühe, 12 Schweine hielten und je 3 Malter im Herbst und Frühjahr aussäeten; die 32 Gärtchen hatten 3 Scheffel Aussaat Flächeninhalt. Die erbliche Mühle mit einem Gange an einem von Regenwasser gespeisten Bach zinste 18 Scheffel Getreide; der Dorf- und der Bergkretscham oberhalb des Dorfes schänkten zusammen 97 Achtel aus; der Branntweinurbar war auf der gesammten Kornitzer Herrschaft einem Juden für 100 Thaler verpachtet. Im Schloß-, Mittel- und Langenteich waren Karpfen; der Nieder- und Oberteich wüst; zwei kleine Strichteiche. Der Birkenwald hatte 3 Stallungen. Der Freiherr, welcher schon im Sommer 1718 sich bemüht, Kornitz zu veräußern, verkaufte 2. Mai 1731 die Güter Kornitz, Bojanow, Woinowitz, Lekartow, Dzimirz, Zytna, Vorwerk Ottitz, Halbsudol an Hieronymus Edler v. Bernini. (Seite 200 und 201.)

Die Familie Bernini aus dem Venetianischen stammend, erhielt Wien 2. Januar 1731 den Ritterstand und das Incolat. Bei einem Brande in Kornitz am 5. Februar 1732 wurde ein 50 Jahre alter Maurer aus Troppau bei Einsturz des Schornsteins von den Ziegeln erdrückt und blieb auf der Stelle todt. Die drei Brüder Hieronymus, Stefan, Abt in Gargnano und Josef besaßen die oberschlesischen Güter gemeinschaftlich. Hieronymus erwarb 1736 laut Abkommen von Anna Maria v. Twardawa geb. v. Mletzko das Gut Dzimirz und starb 1740, Paul Josef starb 1758 und hinterließ die Söhne Carl, Bernardin, Johann Anton, Benedict, Paul, von denen die ersten vier Geistliche waren und nur Paul sich mit Therese Gräfin Verila verehelichte. Paul war Bevollmächtigter der übrigen Familienglieder, welche die Republik Venedig 1751 in den Grafenstand erhob und ihr die Grafschaft Santi Bonifazi zu verwalten gab. Paul starb 1763, sein Oheim, Abt Stefan, am 10. Februar 1770. Nach dessen Tode folgten als Erben Pauls Kinder Hieronymus, Bernard, Stefan und Josef. Stefan am churfürstlichen Hofe zu Coblenz leistete 11. Juli 1770 durch den Justizcommissar Adam Bernard Kuffka den Vasalleneid. Hieronymus Graf Bernini verkaufte 5. November 1788 für sich und seine Brüder Kornitz und Dzimirz an Curt Graf Haugwitz auf Krappitz, Steinau und Rogau für 120,000 Thaler. Letzterer nahm sofort auf die erworbenen Güter 67 mille auf und ließ zur bequemeren Bewirthschaftung die Vorwerke Paulshof und Neuhof bauen. Am 31. März 1792 wurden Dzimirz und Zytna von der Herrschaft separirt und letztere mit Ausschluß des Waldes, Jägerhaus und der Wiesen bei Ratibor dem Moritz Freiherrn von Stillfried für 49,500 Floren veräußert.

1732—1745 war Johann Franz Ludwig Geschworener Landesbuchhalter des Fürstenthums Troppau, Administrator der Stiftsgüter St. Clarae, bevollmächtigter Inspector der Güter Kornitz, Dzimirz und der Herrschaft Beneschau und 1751 Johann Georg Czagotty. 1765 war Amtsverwalter Anton Franz Müller, 1767 Georg Josef Schindler Substitut. Am 23. August 1776 starb der Pächter von Kornitz Johann Jurczyk im Alter von 49 Jahren.

Der Königliche Kammerherr Paul Graf Haugwitz, welcher die Herrschaft Kornitz und die Dominialrealitäten der Güter Woinowitz, Lekartow, Bojanow sub hasta 20ten September 1828 meistbietend erstanden, verkaufte Kornitz mit Paulshof und Neuhof für 63.610 Thaler an den Fiscus, nachdem Friedrich Wilhelm III. am 1. Mai 1830 die Ermächtigung ertheilt. Am 1. Juli fand die Uebergabe statt und acht Tage später wurde der Receß über die erfolgte Materialübergabe des Ritterguts Kornitz an den Königlichen Fiscus (vertreten durch Präsident Rother), ausgefertigt. Fiscus verkaufte Kornitz 16. Juni 1836 dem Dr. Wilhelm von Eickstedt zu Breslau, Bruder des Major Friedrich auf Silberkopf für 37,800 Thaler, welche noch heut als Kaufgelder hypothekarisch eingetragen sind. Ihm folgte 26ten Januar 1874 Bruno von Eickstedt.

Dominialvorwerke: Neuhof oder Grzobowiec, südöstlich, 1849 cassiert, Paulshof, nordöstlich, nahe bei Schardzin gelegen. Die Colonie Sechshäuser hieß ehemals Wesola, Wydmuchow, auch Wymyslow.

Das ehemals befestigte Schloß hatte unter Bernini eine Kapelle und ist die Kirchenfaçade an dem zu Wohnzimmern eingerichteten Gebäude noch erkennbar. Die Glocke am Giebel des Wirthschaftsgebäudes, früher an der Schloßkapelle enthält als Inschrift: PAVLUS JOSEPHUS DE BERNINI, DOMINUS KORNITZ 1747. Schloßkapläne von Kornitz werden in den Kirchenbüchern von Janowitz und Groß-Peterwitz nicht erwähnt, während die von Schammerwitz in der Janowitzer Kirche häufig functionirten.

Wie an vielen andern Orten, so verließen auch hier im 30jährigen Kriege die Bauern ihre verwüsteten Besitzungen, welche das Dominium einzog; seitdem giebt es hier nur Gärtner und Häusler. Der Ort hatte 1784 ein Vorwerk, eine Mühle, eine Bleiche, 30 Gärtner, 5 Häusler, 185 Seelen; 1842 376, 1855 352, 1861 374 und 1884 schon 442 Einwohner und zwar zählte der Gemeindebezirk in 46 Häusern 292, der Gutsbezirk 150 Seelen; im ersteren werden 4 Pferde, 99 Stück Rindvieh, 25 Stück Schwarzvieh, 28 Ziegen, 8 Bienenstöcke, im letzteren 47 Pferde, 134 Stück Rindvieh, 22 Stück Schwarzvieh, 760 Schafe gehalten. Im Jahre 1871 hatte die Gemeinde, in der ein Kretscham, ein Müller, 20 Gärtner, 21 Häusler, außerdem Einlieger und Auszügler sich befanden, 294 Morgen Grundbesitz, auf dem 13 mille Schulden lasteten.

Schule.

In Folge des Reglements von 1765 war hier eine Schule, zugleich für Lekartow errichtet und am 30. August 1768 waren die Emolumente festgesetzt worden; die Schule ging jedoch wieder ein.

Die 1817 gefaßte Absicht für Kornitz und Schardzin ein eigenes System zu gründen, scheiterte an der Armuth dieser Gemeinden. Als 1828 in Janowitz ein neues Schulhaus aufgebaut werden sollte, tauchte wiederum der Entschluß auf, ein eignes zu errichten; aber der neue Gutsherr war dem Plane abgeneigt und die Gemeinde selbst zur Ausführung zu schwach. Der Schulbesuch wurde durch die drückenden Unterthänigkeitsverhältnisse gehemmt, indem (fünf Häuser ausgenommen, welche täglich nur eine Person zur Robot stellten) jedes Haus täglich zwei Personen zu herrschaftlichen Dienst schicken mußte und die Leute für ihre häuslichen Arbeiten die heranwachsenden Kinder nicht entbehren konnten.

Auf Anregung des Landraths beschlossen 1840 die Einwohner, wenn ihnen Staatshilfe zu Theil werde, ein eignes Schulsystem zu bilden, aber aus eigenen Mitteln für den Schulhausbau und Lehrergehalt aufzukommen, seien sie außer Stande. Etwas später wurde eine Wanderschule im Kretscham errichtet. Da nämlich der Weg nach Janowitz für die Kinder zu beschwerlich war, erhielten sie im Winter dreimal wöchentlich durch den Adjuvanten von Janowitz Unterricht im gemietheten Locale. Weil Adjuvant Krause mit der Gemeinde Kornitz nicht gut stimmte, wurde 1849 Krayczyrski in Janowitz angestellt. Das Local war klein und obwohl noch ein Fenster eingesetzt wurde, dunkel. Die Gemeinde besaß 1855 nur 45 Possessionen mit 258 Morgen. Da die Wanderschule ihre Uebelstände hatte und Kornitz bereits 63 schulpflichtige Kinder zählte, so wurde doch endlich dem Plane eine eigene Schule zu beschaffen näher getreten und sollten laut Verfügung vom 20. Januar 1857 jährlich 50 Thaler zum Schulbau aufgesammelt werden. Zum Schulhause selbst schenkte der Gutsherr einen Platz 85′ lang, 59⅔′ breit, 45 Quadratruthen enthaltend, welche Schenkung erst später, nämlich 19. August 1868 gerichtlich aufgenommen wurde.

Die Beiträge, welche bereits erhöht worden, wurden 1863 auf 10 Thaler monatlich herabgesetzt, so daß April 1863 erst 431 Thaler an Baufonds gesammelt waren. Der Kirchen- und Schulbau in Janowitz nahm damals die Kräfte der Gemeinde sehr in Anspruch, denn von den aus der Provinzialhilfskasse geliehenen 2500 Thalern entfielen auf Kornitz 8 pCt.

Im Jahre 1868 waren 54 schulpflichtige Kinder und wurde 10. August d. J. das Bauproject und der Kostenanschlag auf 2120 Thaler gemacht. Nachdem durch Allerhöchste Ordre vom 28. März 1870 ein Gnadengeschenk von 550 Thaler bewilligt worden, wurde am 1. März 1871 dem Gärtner Hyacinth Sollich als Entrepreneur für 2000 Thaler der Zuschlag ertheilt. Der Fürstbischof genehmigte eine Collecte zum Schulbau, welche 291 Thaler 26 Silbergroschen 6 Pfennige einbrachte. Am 27. September d. J. wurden laut Verfügung der Königlichen Regierung vom 26. August Verhandlungen über Dotirung des Lehrers gepflogen und am 6. Juni 1872 vom Dominium die Vocation ausgestellt. Zwei Tage später nahm Baurath Linke das im Bau vollendete Schulhaus ab.

Franz Trtzka (S. 120), Hilfslehrer in Studzienna, kam am 1. Juli 1872 an; am 2. fand die Einweihung der Schule statt und am 3. begann der Unterricht. Trtzka wurde auch Gemeindeschreiber. Laut Revenueenverzeichniß vom 6. Juni erhielt der Lehrer 20 Scheffel 7 Metzen Roggen, 4 Scheffel 1½ Metzen Gerste, 7 Klaftern Holz, 101 Thaler fixirtes Gehalt aus Staatsfonds auf 10 Jahre je 30 Thaler (die vom Neujahr 1873 bis Ende 1882 auf 70 Thaler erhöht worden), Benutzung von ½ Morgen Gartenland, 18 Thaler als Entschädigung für Hutung und Winterfutter. 1878 waren 75 Schüler.

Franz Trtzka ging 31. Januar 1881 als Lehrer nach Stolzmütz.

Peter Latta, geboren Groß-Peterwitz, war als Knabe schon am hiesigen Orte beschäftigt und bekannt, 1874 in Oberglogau geprüft, zunächst in Bielschowitz, dann bis 1ten December 1878 in Mikultschütz angestellt, hierauf in Rosdzin Lehrer geworden und wurde 20. November 1880 von Bruno von Eickstedt hieher vocirt.

Die Industrieschule übernahm October 1876 für 40 Thaler die Frau des Lehrer Trtzka und begann den Unterricht am 6. d. Mts. Nach der Versetzung des Gatten folgte als Industrielehrerin die Ehefrau des Latta und seit April 1882—1885 die Frau des Lehrer a. D. Dubowy aus Groß-Peterwitz, welche vor ihrem Tode daselbst zur katholischen Kirche zurückkehrte.

Lekartow,

östlich von Janowitz gelegen und mit dem Dorfe ziemlich verbunden. Der Ort war 1445 mit andern Dörfern als Witthum der Herzogin Margareth bestimmt. Unter den Mannen und Landsassen des Herzogs Hans junior v. Ratibor begegnen wir 23. Februar 1479 an letzter Stelle dem Ritter Friedrich von Lekartow. Das Dorf gehörte zum fürstlichen Kammergut. Laut Urbar von 1532 hatte der Scholz Nicolaus eine Freihufe und einen Freikretscham, mußte den herrschaftlichen Zins einnehmen, die Unterthanen bei der Robot ordnen und bei Kriegszeiten auf dem Schloße (mit einer Armbrust) dienen. Die Unterthanen gaben außer dem Zehnt von 21 Groschen und 5 Gulden Zins an die Herrschaft an Decem dem Pfarrer zu Steinau 1 Gulden 8 Groschen, der Propstei Ratibor 50 Groschen und dem Pfarrer von Janowitz von jeder Viertelhufe je ½ Scheffel Roggen und Hafer. Die Verleihung der Janowitzer Pfarrei hat der Fürst (Georg Markgraf von Brandenburg). Bernard von Tieschowski nahm Lekartow in Pfand bis es 1567 die Stadt Ratibor für 350 Thaler an sich brachte. Aber schon 1577 wurde es mit einigen andern Gütern dem Daniel Mačak überlassen. (S. 210).

Nach dem Urbar der Schloßherrschaft von 1595 hatte Lekartow 8 Bauern, welche 2 Frei- und 8¼ Zinshufe besaßen und 13 Thaler 3 Groschen, Hafer, Hühner und Eier zinsten. 1607 wurde das Gut auf 1104 Thaler taxirt, von dem Freiherrn von Mettich zunächst in Pfand, zwei Jahre später in Erbbesitz genommen und 1625 mit Bojanow, Woinowitz und Vorwerk Ottitz an Stanislav Reiswitz von Kanderzin auf Kornitz verkauft. Nach den Befundtabellen von 1725 hatte die Herrschaft nur den Bier- und Branntweinausschank zur Nutzung und wurden 17 Achtel Bier wie auch etwas Branntwein jährlich ausgeschänkt. Die Indiction der Unterthanen betrug 300 Thaler. Der Scholz Johann Wiskoni hatte ein Teichel, von Regenwasser unterhalten, besetzt mit anderthalb Schock dreijährigem Karpfensamen; es waren 9 Ackerbauern und 10 Gärtner am Orte, deren 27 Gärtchen betrugen Aussaat an Flächeninhalt 4 Scheffel; die Feldsaat im Herbst und Winter betrug je 16⅓ Malter. Die Unterthanen hielten 75 Schafe, 46 Kühe, 11 Schweine.

Lekartow blieb bei der Herrschaft Kornitz, bis es sich 1796 freikaufte.

Dr. Kuh erwarb als Realgläubiger sub hasta 1829 die Dominial- und fast zwei Drittel der Rusticalgrundstücke (mit Ausnahme der Erbscholtisei) und vereinigte sie mit dem Vorwerk Ober-Ottitz, veräußerte aber 70 Morgen 131 Quadratruthen an die Besitzerin der Erbscholtisei Josefa Wiskoni. 1830 besaß er in Lekartow 508 Morgen und die Stellenbesitzer 488 Morgen. 1851 veräußerte Dr. Kuh in Lekartow 700 Morgen an Wilhelm von Eickstedt auf Ober-Ottitz. Die Erbscholtisei blieb sehr lange in der Familie Wiskoni. Auf Paul folgte 1718 Johann, Jakob 1726, Andreas starb 24. Mai 1782 als Auszügler im Alter von 83 Jahren. Josef starb 28. Juli 1774 im Alter von 35 Jahren; die noch junge Wittwe Magdalena heirathete 30. Januar 1775 den Bauernsohn Johann Schramek aus Alt-Ratschein. Florian Wiskoni starb als Auszügler 2. November 1853, 82 Jahre alt und war ein gelehrter Mann. Josef Wiskoni wurde 1. Februar 1837 im Rudniker Walde von einem Baumast erst 28 Jahre alt erschlagen. Ihm folgte als Erbscholz Bernard Tlach.

Lekartow zählte 1532 nur 17 Unterthanen; 1784 hatte das Dorf und Vorwerk Ottitz 10 Bauern, 9 Gärtner. Die Zahl der Einwohner betrug 1842 230, 1855 232, 1861 265, 1882 in 50 Häusern 312, die 26 Pferde, 118 Stück Rindvieh, 39 Stück Schwarzvieh, 14 Ziegen, 7 Bienenstöcke halten.

Ottitz,

westlich von Ratibor in der Nähe der Matka Boża Kirche gelegen, hieß ehemals Ottonis villa, Ottendorf, slavisch Oczycy. Am 3. September 1291 verlieh Herzog Przemyslav dem Vogt Thilo von Ratibor volle Freiheit für seine vier Hufen in Ottendorf und am 23. Januar 1298 schenkte derselbe Herzog seinem Diener Fritsche zwei Freihufen daselbst. Dem Jungfrauenkloster vermachte er 1306 das auf dem blanken Felde gelegene Dorf Ottitz mit 30 kleinen Hufen. Der ehemalige Stadtvogt Werner und dessen Schwiegersohn Heinrich von Grauden verkauften 1321 dem Jungfrauenstift drei zur Scholtisei gehörige Hufen in Ottitz, was der Stadtmagistrat am 4. November bekundete. Zu den Einkünften des Propstes am Collegiatstift, gehörte 1416 eine Freihufe in Ottitz, die jährlich 1 Mark 2 Groschen eintrug; die Vicare hatten den Decem, der sich auf 14 Mark belief, mit dem Herzoglichen Vorwerk daselbst. Bei dem Aussterben der Herzoge gehörte Ottitz zur Kammerherrschaft des Schlosses. Die Stadt Troppau leistete 1567 für Ratibor, welches die Schloßherrschaft in Pfandbesitz nahm, Bürgschaft und erhielt als Pfand Vorwerk Ottitz mit mehreren Dörfern. Dasselbe Pfand cedirte Troppau 1577 dem Daniel Mačak, der ihr 10,000 Floren geliehen, auf vier Jahre.

Nach dem Urbar von 1595 waren bei dem Vorwerk Ottitz drei alte und zwei neue Teiche, nach dem vom Jahre 1607 war das Vorwerk auf 9823 Thaler, das Gehölz dabei auf 100 Gulden rheinisch taxirt.

Hans Christof Freiherr v. Mettich, der das kaiserliche Kammergut 1609 erblich erworben, verkaufte davon 1625 das Vorwerk Ottitz, die Dörfer Bojanow, Woinowitz und Lekartow für 34,000 Thaler an Stanislaus Reiswitz von Kanderzin auf Kornitz und Lubom. Die Indiction des Vorwerks Ottitz betrug 549 Thaler. Im Jahre 1725 wurden 600 Schafe, 24 Kühe, 3 Schweine gehalten, in vier Strichteichlein befanden sich 24 Schock dreijähriger Karpfensaamen; ein Garten hatte 6 Scheffel Aussaat, auf dem Felde wurden im Herbst und Frühjahr je 16½ Malter Roggen und Hafer ausgesäet. 12 Dreschgärtner und 8 Freibesitzer gehörten zum Vorwerk; ein Kretscham war zu Lekartow und einer zu Sudol.

Dieser Antheil Ottitz blieb bei der Herrschaft Kornitz bis zum Jahre 1796, wo ihn die Gemeinde Lekartow erwarb. Letztere veräußerte 5. Juli 1806 vom Vorwerk Ottitz 135 Morgen Acker und 8 Morgen Hutung robotfrei für 12,812 Thaler an die Gemeinde Schardzin und siedelten sich 15 Häusler auf den erkauften Vorwerksländereien an.

Ober-Ottitz erwarb 1846 Dr. Reimann, vermählt mit Charlotte geb. von Gilgenhein, die als Wittwe hierselbst 17. Juli 1852 im Alter von 70 Jahren 9 Monaten am Schlagfluß starb, später Premier-Lieutenant Paul Wuthe. Das Gut mit neuem Wohnhause umfaßt 720, die Rusticalfelder 42 Morgen, wovon 698 Morgen Acker, 28 Morgen Gärten und 15 Morgen Wiese. Ober-Ottitz zählte 1842 308, 1855 nur 167 und 1861 163 Einwohner; 1884 mit Neu-Ottitz 254 Einwohner.

Vorwerk Neu-Ottitz, südlich vom vorbenannten gelegen, gehörte ebenfalls zur Herrschaft Kornitz und gedieh nach Dr. Kuh an Freiherrn von Eickstedt auf Gieraltowitz und von diesem kaufte es der Besitzer von Ober-Ottitz Paul Wuthe, der es noch inne hat.

Der dem Jungfrauenkloster gehörige Antheil von Ottitz, nämlich ein Vorwerk war mit dem in Brunnek (S. 60) gelegenen Vorwerk vereinigt und brachte zu Ende des vorigen Jahrhunderts 426 Thaler 17 Silbergroschen ein. Von den Dominialrealitäten des 1802 dismembrirten Vorwerks Ottitz wurde 30. August eine Ackerparzelle von einem großen Scheffel Aussaat an den Landrath Gottlob von Wrochem verkauft.

Durch die Säcularisation der Stifte und Klöster im Jahre 1810 fielen deren Besitzungen dem Fiscus anheim. Der König überließ durch Cabinetsordre vom 28. November 1811 die Güter des Jungfrauen- und Collegiatstifts, der Kreuzpropstei etc. an den Besitzer der Schloßherrschaft Ratibor.

Colonie Ottitz (S.129) ist bei der Parochie Altendorf beschrieben.

Schule.

Auf Veranlassung des Besitzers Dr. Kuh wurde 1829 für den Ort und Schardzin ein eigenes Schulsystem gegründet und festgestellt, daß auch die Kinder von Neu=Ottitz von Janowitz getrennt hieher eingeschult werden. Letzteres wurde erst 1874 perfect. Das Schullocal, welches noch bis heute existirt, wurde aus einem Stalle hergestellt. Erster Lehrer daselbst war Anton Unger. Er war tüchtig in seinem Fache, außerdem ein Pomologe und Seidenbauer.

Franz Krause 1847 aus dem Seminar, kam sofort als Adjuvant nach Janowitz, December 1849 nach Tworkau, 1850 nach Ober-Ottitz; wurde 1861 aus dem Schulfach entlassen.

Franz Werner (Seite 144), hier seit 1861, ging 8. December 1866 nach Pawlau.

Oscar Knura (Seite 100), hier seit 1867, wurde in Pawlau 9. Mai 1871 mit Ottilie, Tochter des Gendarmen Josef Himmel aus Wilhelmsdorf, copulirt.

1874 trat Neu-Ottitz in den Verband.

Schulkinder waren: 1842 73, 1856 70, 1865 60, 1874 80, 1878 123, 1883 148.

Schardzin,

5,5 Kilometer westlich von Ratibor, ehemals Czardyna, Zarzyna, auch Scherdze genannt. Der Canonicus und herzogliche Kaplan Gerlach hatte zur Dotation des St. Margarethenaltares in der Stiftskirche zu Schloß Ratibor vier Hufen in Schardzin mit allen Einkünften nebst dem Vorwerk in Pawlau geschenkt. Herzog Nicolaus genehmigte 10. April 1350 die Schenkung und befreite die etwaigen Ansiedler von allen Lasten. Da aber die Cultur des zu einer Canonicatspräbende gehörigen Vorwerks Schardzin unsägliche Mühe und Kosten verursachte und wenig einbrachte, so beabsichtigte man die Aecker des Allods an Bauern gegen einen Jahreszins nach deutschem Rechte auszusetzen. Herzog Johann gab seine Einwilligung dazu und Bischof Wenzeslaus genehmigte den Plan nach reiflicher Ueberlegung mit seinem Domcapitel Breslau am 17. November 1383.

Das Vorhaben scheint aber nicht zur Ausführung gekommen zu sein. Im Jahre 1416 bezog der Dechant von einer halben Hufe des Feldes Schardzin 1½ Mark breiter Groschen und 1561 hatte das Kapitel Streit mit Wyskota von Wodnyk wegen einiger Felder „Schardzin“ genannt.

Der Ort wird, wahrscheinlich wegen seiner Unbedeutendheit in keinem Visitationsberichte der Archidiaconatsacten als irgend wohin eingepfarrt genannt und erst 1730 in den Kirchenmatriken von Janowitz aufgeführt. Nach einem Bericht des Collegiatstifts vom Jahre 1750 hatte Schardzin keine Bauern, sondern nur Gärtner und Häusler, welche dem Decan, Custos und Scholastikus Handdienste leisteten. Am 5. November 1810 wurde das Stift aufgelöst und auch Schardzin kam an die Schloßherrschaft.

Im Jahre 1784 bestand hier ein Vorwerk und waren 13 Gärtner ansäßig. 1842 waren 168, 1855 schon 205, 1861 nur 194 und 1882 bereits 333 Seelen. Das Dörflein enthielt 1861 nur 28 Häuslerstellen, 1883 schon 52 Häuser mit 249 Morgen milden Lehmboden, worauf 21 Pferde, 126 Kühe, 51 Schweine, 22 Ziegen, 5 Bienenstöcke gehalten werden. Eingeschult ist der Ort nach Ober-Ottitz.

1873 sprang die alte Glocke in dem Thürmchen der Dorfkapelle St. Johannes v. Nepomuk, welche umgegossen wurde. Sie trug folgende Inschrift: DANIEL NICL HAT MICH GOSEN LUBOWITZ 1800. SANCT JOANNES ORA PRO NBOIS. (sic anstatt NOBIS.)

1885 ist der Neubau einer Schule begonnen, welcher auf 13,149 Mark 84 Pfennige Baarkosten und 2116 Mark Hand- und Spanndienste Kosten veranschlagt ist.

Pobiehof (= Pobiegow),

mährisch Pobehov, nördlich vom Kirchdorfe auf Gr.-Peterwitz zu gelegen. Ritter Martin von Pobiehow war am 19ten September 1415 einer der 11 Schöffen des Ratiborer Landgerichts. Nicolaus, Besitzer des Vorwerks, machte 1426 mit Propst Nicolaus in Ratibor einen Vertrag, nach welchem er für einen auf einer Kirchenwiese anzulegenden Teich und Aufwerfen eines Dammes eine halbe Mark Groschen Zins zu zahlen sich verpflichtete, was Herzog Wenzel 5. April 1441 bestätigte.

1479 waren Johann und Georg Gebrüder (Rottenberg) von Katscher auf Pobiehof und Kornitz angesessen. Nach dem Tode des Johann Rottenberg fiel der Ort 1555 durch Theilzettel der Schwester Elisabeth, vermählt mit Wenzel von Reiswitz zu; drei Jahre später überließen Stanislav, Wenzel, Johann, Sigismund und Bartholomäus ihrem Bruder Sebastian Reiswitz auf Peterwitz das vom Oheim Johann Rottenberg geerbte Pobiehof. Im August desselben Jahres schenkte die Wittwe des Wenzel Reiswitz Elisabeth geb. Rottenberg die Mühle dem Sohn Stanislav mit der Verpflichtung, nach ihrem Tode seinen Geschwistern 200 Thaler auszuzahlen. Ursula Maria von Beyer geb. Freiin v. Reiswitz verkaufte 1681 die Mühle, wegen welcher schon seit dem Großvater Stanislav v. Reiswitz auf Kornitz Streit gewesen, für 500 Thaler dem Collegiatstift. Das Vorwerk blieb bei dem Allodialantheil Gr.-Peterwitz, welchen Heinrich v. Reiswitz 14. September 1676 an Wenzel Graf Oppersdorff veräußerte. Am 22. März 1717 brach des Nachts im Dorfe Feuer aus, wobei zwei aus Groß-Peterwitz geborene Knaben im Schafstalle verbrannten. Nach dem Tode des Carl Josef Graf Oppersdorff erwarb den Allodialantheil 10. April 1772 sub hasta Otto Heinrich Graf Schrattenbach für 12,500 Thaler. Auf dem Allod, dessen Indiction schon zur Zeit des Wenzel v. Reiswitz 200 Thaler betrug, wurden 300 Schafe, 4 Schweine gehalten; der Schäfer, Flur- und Scheuerwärter hatten zusammen vier Kühe; das Vorwerksareal wurde mit je 9½ Malter im Herbst und Frühjahr besäet. Der Kaiserlich Königliche Kämmerer Otto Heinrich starb 1733. Ihm folgte sein Sohn Franz Anton geboren 1712, wirklicher Geheimer Rath, Landeshauptmann in Mähren, 1736 vermählt mit Maria Josefa Gräfin von Wrbna; er entließ 24. Juli 1740 zwei Bräute aus der Erbunterthänigkeit. 1783 erbten die Söhne Otto Wolfgang, vermählt mit Elisabeth Gräfin Starhemberg und Fürstbischof zu Lavant Vincent Josef Graf Schrattenbach. Nachdem die Güter 16. Mai 1801 allodificirt worden, kaufte Peterwitz 2. December 1803 für 25,300 Thaler der Stiftskanzler Peter Alois Bolik, der am 19. October 1819 starb. Dessen Schwiegersohn, Husaren-Rittmeister Benneke erwarb es 11. November 1823 für 10 mille; das Vorwerk wurde cassirt und die Grundstücke dismembrirt, woraus die Colonie Pobiehof entstand, welche nebst dem diesseitigen Theile des Dorfes Groß-Peterwitz zur Parochie Janowitz gehört. Das Dorf jenseits der alten Zinna gehört schon zum Olmützer Bisthum.

Bei dem Bau des Pfarrhauses zu Janowitz 1836 erklärten die 12 Pobiehofer Häusler, daß sie zwar der Nähe wegen die Kirche zu Groß-Peterwitz besuchen, auch die meisten kirchlichen Handlungen daselbst verrichten lassen, dafür aber dem Pfarrer von Janowitz besonders bezahlen; sie würden lieber zur Kirche nach Peterwitz halten, umsomehr als sie alle Steuern und Abgaben dahin leisten, auch die Kinder dorthin in die Schule schicken und den Geistlichen von dort zur Krankenversehung rufen; außer den Stolataxgebühren leisten sie dem Pfarrer in Janowitz und den Kirchenbedienten keinen Decem. In Folge dessen werden seit den letzten Decennien sämmtliche actus parochiales in der Pfarrkirche zu Janowitz vorgenommen und die Krankenbesuche von ebendaselbst besorgt.

Philipp Waxmann kaufte Peterwitz 19. December 1854 für 60 mille, Kaufmann Emanuel Friedländer aus Gleiwitz 1862 für 35,000 Thaler; Reinhold Seidel, Brauer in Tworkau, kaufte 14. April 1869 Schloß=Brauerei, Hofraum und Garten für 16 mille. Später erwarb diesen Besitz sub hasta die Gemeinde.

Das ehemalige Dominium Pobiehof umfaßt jetzt drei Grundbücher: Pobiehof-Groß-Peterwitz, Pobiehof-Janowitz und Pobiehof-Czyprzanow.

Parochie Polnisch-Krawarn.

Dazu gehören nur die beiden Kirchorte Polnisch-Krawarn und Makau.

Dorf Polnisch-Krawarn,

11,5 Kilometer nordwestlich von Ratibor gelegen, bildete mit Makau in alter Zeit die westliche Grenze des Herzogthum Ratibor und führt den Beinamen „Polnisch“ zum Unterschiede von dem im Fürstenthum Jägerndorf an der Oppa gelegenen Deutsch=Krawarn.

Von den der bischöflichen Tafel zustehenden Zehnten aus Krawarn, Makau und Lichan (später eingegangenes Dorf) schenkte Bischof Laurentius 1223 auf Ansuchen des Herzog Kasimir und mit Einwilligung des Domcapitels zwei Drittel den geistlichen Jungfrauen in Rybnik. Als der Convent nach Czarnowanz versetzt wurde, verblieben dem Stifte nicht nur die alten Einkünfte, sondern es wurden noch neue Schenkungen hinzugefügt; so befreiten die Herzoge Mesco und Przemyslav 1288 drei Dörfer des Czarnowanzer Klosters Krawarn, Radoschau und Knieżenitz von herzoglichen Lasten und Diensten, nur zu neuen Befestigungen sollten sie Beihilfe leisten, bei eintretenden Expeditionen im Lande sollten die Krawarner einen vierspännigen Wagen, die andern beiden Dörfer zusammen einen solchen senden, sobald sie zu deutschem Rechte ausgesetzt sein werden. Auch die Schulzen haben dem Herzoge nichts zu leisten, damit sie für das geistliche Stift um so bereitwilliger Sorge trügen. Die erlangten Freiheiten, welche in der Folge nicht beachtet wurden, stellte Herzog Lestko in den genannten Orten wieder her und verpflichtete die Einwohner nur zur Beihilfe bei Befestigungen zum Landeswohle und zu Beiträgen bei Hochzeiten in der herzoglichen Familie. Propst Johann und der Convent in Czarnowanz ertheilten 1371 der Scholtisei in Krawarn besondere Freiheiten und in einer Gammau betreffenden Urkunde vom Jahre 1375 begegnet uns der Name des Schulzen, der Jeklyn hieß. Zu den Bezügen der Vicare am Collegiatstift Ratibor gehörte 1416 auch 1 Mark Groschen jährlichen Zinses von Krawarn. Johann Scheffler, ein Ratiborer Stadtkind, gründete 1426 zum Seelenheile seiner Eltern Nicolaus und Catharina ein neues Canonicat an dem Collegiatstift und wies dazu die Rente von vier Besitzern aus dem Dorfe an, nämlich 2½ Mark vom Scholz Peter Barban, je 2 Mark von Hänslin Barban und Philipp Rothe und 3 Vierdung 2 Groschen von Johann Kemphe.

Klostergüter wurden als fürstliche Kammergüter angesehen und so finden wir 1445 auch Krawarn unter den Besitzungen, die das Witthum der Herzogin Margarethe bilden sollten. Die Nonnen hatten das Schloß respective Wirthschaftsgebäude rechts von der Schmiede und wo jetzt der Hof ist, wohnte ehemals der Freischulz. Czarnowanz theilte zu Ende des 15. Jahrhunderts das Schicksal der meisten geistlichen Stiftungen, welche dadurch verarmten, daß Fürsten und Adelige sich unrechtmäßiger Weise in den Besitz der Güter setzten. Von den 24 Fundationsdörfern gingen 20 verloren.

Nach den ältesten Gerichtsbüchern der Fürstenthümer Oppeln=Ratibor hatte 1502 Johann von Trach Krawarn in Besitz. Propst Paul in Czarnowanz klagte 1514 bei Papst Leo X., daß 13 Dörfer unrechtmäßig in fremden Besitz gekommen, darunter halte Krawarn der Kanzler des Herzogs (Caspar) Wyskota von Wodnik. 1551 begegnen wir dem Sohne desselben Sigismund auf dem Gute. Caspar Wyskota auf Tworkau verkaufte 1564 Krawarn dem Johann Beeß von Cöln und Kattowitz, etwas später gab letzterer dem Caspar Beeß einen Antheil und begegnen wir dem Caspar 1586 in einer Kranowitzer Urkunde als Besitzer. Derselbe machte 1592 der Susanna, Tochter des Heinrich v. Strzela ein Leibgeding auf das Gut. Es schwebte schon seit längerer Zeit Proceß zwischen dem Kloster Czarnowanz und den damaligen Besitzern. Der Abt zu St. Vincenz in Breslau Johann Queschwitz als Visitator des Klosters, wendete sich an den Landeshauptmann der Fürstenthümer Oppeln=Ratibor, um den Streit durch Besichtigung an Ort und Stelle bei dem nächsten Landrecht in Oppeln zu schlichten. Nicolaus von Blacha auf Bierdzan und Melchior von Zyrowski auf Halbendorf wurden als Beistand von der Breslauer Kammer zum Ausritt am 28. October 1596 ernannt. Damals traten daselbst als Theilbesitzer noch Johann und Caspar v. Beeß auf. Letzterer starb im nächsten Jahre. 1602 erscheint Georg sen. Nawoj von Dolna als Besitzer eines Antheils.

Caspar v. Beeß erwarb 6. August 1601 halb Krawarn für 5000 Thaler und 8. December 1603 Makau für 8000 Thaler. Er starb 1611. Die Wittwe Dorothea geb. Strzela verkaufte diese Güter 23. Juni 1611 für 27,000 Thaler an den Schwager Johann Beeß sen. Freiherrn von Cöln und Kattowitz, der 1612 die Herrschaft Löwen zu einem Fideicommiß seiner Linie machte und 1615 starb. Wegen einer Geldforderung war Johann Freiherr von Jaroschin auf Fulstein Besitzer von Krawarn geworden — 1626 war er Kreishauptmann von Ratibor —, aber 12. Juli 1639 sollten die Brüder Caspar und Wilhelm von Beeß durch Wilhelm von Trach in ihr Gut wieder eingeführt werden. Der Nachfolger Wilhelm von Beeß auf Löwen starb 19. Juni 1667. Dessen Schwester Susanna, seit 1629 an Jan Dobschütz von und auf Chorula vermählt, erhielt Krawarn. Die Tochter Helene Elisabeth v. Dobschütz wurde Gattin des Adam Leonhard, Sohn des Gotfried von Dobschütz. Carl Victorin von Beeß protestirte, daß ein Fremder in den großväterlichen Besitz gelangt sei.

Leonhard gab dem Pfarrer Nicolaides, so oft er von Makau herüberkam, was immer am dritten Sonntage erfolgte, bei sich den Tisch und als in Makau das Pfarrhaus einstürzte, die Colonie Strzalowski als Pfarrthei, das heißt als Pfarrhaus und Wirthschaftsgebäude und starb 14ten Januar 1691.

Unterdessen hatte Albrecht Leopold v. Paczynski, geboren 1639, Sohn des Kammerprocurator Johann Stanislaus auf Bitschin, Preiswitz und Schwientochlowitz 1680 Krawarn erworben. Der neue Besitzer war Landschreiber von 1669 bis 1688, hatte 1679 Tatischau gekauft, brachte 1685 Lohnia und Wydow an sich, wurde 1688 Kanzler, erwarb 1691 Halbendorf und Birkowitz, 1693 Rudno, 1702 Klischczau bei Gleiwitz, erlangte vom Kaiser Leopold durch Diplom de dato 28. Juli 1692 eine Anerkenntniß über die Stammverwandtschaft mit den ausgestorbenen Grafen von Tenczin und zugleich die Reichsgrafenwürde mit der Erlaubniß sich von Tenczin zu nennen und zu schreiben. Der Graf war vermählt mit Catharina, Tochter des Plesser Landrichter Martin von Kozlowski auf Czwiklitz und Rudoltowitz, baute in Bitschin das massive, drei Stockwerk hohe geräumige Schloß, verkaufte 1701 Polnisch=Krawarn seinem Sohne Franz Albrecht und starb am 3. Februar 1706.

Inzwischen hatte Johanna Barbara, Tochter des Besitzers, seit 1694 Gattin des Carl Graf Hoditz auf Roßwald und Fullstein auf dem Schlosse einige Zeit sich aufgehalten und daselbst am 19. April 1696 einen Sohn geboren, welchen der Kaplan des Kanzlers, Simon Paul sechs Tage später mit den Namen Leopold Georg Julius Franz taufte. Paten waren Franz Freiherr von Larisch auf Kujau, Karwin etc. und Susanna von Bujakowska geb. v. Paczyńska. Er wurde ein gelehrter Jesuit und starb zu Brünn 16. October 1778.

Franz Albrecht Paczyński, Reichsgraf von Tenczin und Groß=Patschin, geboren 23. Mai 1670, kaufte 5. März 1701 vom Vater für 36,000 Gulden rheinisch Krawarn, erbte Bitschin und baute 1709 die Kirche in Krawarn von Grund auf neu. Nachdem er die erste Gattin Caroline von Sedlnicki am 24. December 1715 durch den Tod verloren, verehelichte er sich mit Franziska von N., kaufte 1719 Antheil Makau und wurde einige Jahre später kaiserlicher Rath und Oberstlandrichter der Fürstenthümer Oppeln=Ratibor. Der Wirthschaftshauptmann Ludwig Rogoiski von Rogoźnik starb vom Schlage getroffen am 24. November 1705 und wurde in der Kirchengruft bestattet. Im Amt folgte ihm kurze Zeit Johann Friedrich von Paczynski, ein Neffe des Kanzlers. 1718 war Johann Piętak ein ehemaliger Zimmermann, Wirthschaftshauptmann, der die neue Kirche mit einer Thurmuhr schmückte und am 1. April 1748 begraben wurde, die Wittwe folgte ihm erst Neujahr 1770 bereits 94 Jahre alt im Tode nach. Die Indiction des Gutes Polnisch=Krawarn betrug 1000 Thaler, die der Unterthanen ebensoviel. Die vier herrschaftlichen Gärten hatten an Flächeninhalt 1⅙ Malter Aussaat. Im Kretscham wurden 48 Achtel Bier und 4 Eimer Branntwein ausgeschänkt. In drei Teichen waren 22 Schock dreijähriger Karpfensamen, auf dem Vorwerk standen 800 Schafe, 30 Kühe, 6 Schweine; es wurden je 35 Malter ausgesäet; der Wald enthielt 10 Stallungen hartes, 3¼ Stallung weiches Holz. Am Orte befand sich kein Scholz; Gemeindeältester war 1725 Paul Czarny. Vor dem 30jährigen Kriege war die Ansässigkeit stärker, da 11 ganze, 7 dreiviertel=, 10 Halb=, 2 Viertelbauern, 16 Gärtner und 3 Freigärtner hier wohnten, nunmehr aber nur noch 16 Bauern, 40 Gärtner, 3 Freie blieben, die 250 Schafe, 114 Kühe, 24 Zuchtschweine hielten und je 48½ Malter aussäeten. Die 90 Gärtchen an den Häusern hatten 6¼ Scheffel Flächeninhalt.

Der Graf kaufte 21. Juli 1732 die Herrschaft Schimischow inclusive Rosmirz, Suchau und Grodzisko, starb 2. Mai 1736 und wurde am 4. Mai im Franziskanerkloster zu Ratibor bestattet

Franz Albrecht Paczynski, Reichsgraf von Tenczin und Groß-Patschin auf Bitschin etc., verlobt seit 5. August 1728 und vermählt am 14. Februar 1729 mit Caroline Josefa, Tochter des Landeshauptmann Carl Heinrich Graf v. Sobeck auf Koschentin und Ratibor, nach deren am 2. Mai 1734 erfolgten Tode 1736 mit Maximiliane Gräfin Sobeck und endlich in dritter Ehe mit der 1723 geborenen Schwester der Verstorbenen, Comtesse Caroline, starb als kaiserlicher wirklicher Kämmerer 14. Juni 1770 zu Bitschin und wurde am 17. Juni bei den Franziskanern zu Gleiwitz bestattet. Ihm folgte aus dritter Ehe der einzige Sohn Johann Erdmann auf Schimischow, wo er 1777 eine Fundatistenstelle gründete, dessen Inhaber zugleich Kaplan von Rosmierz wurde. Johann Erdmann war vermählt in erster Ehe mit Maria Therese Gräfin Wiltzek, in zweiter mit Anna Gräfin von Thun und starb 1803. Ehe die hiesige Herrschaft verkauft wurde, finden wir vom Spätherbst 1772 bis Frühjahr 1773 auf dem Schlosse zwei polnische Herren: Franz Xaver Albinowski (?), der 23. October eine Patenstelle übernahm und den Starost Johann Graf Dembowski, der mit seiner Dienerschaft hier weilte. Bei der Taufe eines Kindes des Kammerdiener Romani 3. Februar war der Graf selbst mit Fräulein Elisabeth von Naefe aus Mosurau Zeuge und am 14. März ist ein Diener des Starost Pate bei einem Kinde des Organisten. Die Gäste waren noch am 24ten April anwesend.

Georg Ludwig Freiherr von Dalwigk, geboren 27ten December 1723, Generalmajor und Chef des Cürassier=Regiments in Ratibor, hatte die Herrschaft Guttentag von 1768—1774 besessen und erwarb 23. Januar 1775 Polnisch=Krawarn mit Makau für 80,000 Thaler. Im Kaufbriefe ist das freie Holzungsrecht dem Pfarrer und seinen Nachfolgern gewahrt, ebenso vom Dominium Makau an Decem je 2 Scheffel Roggen und Hafer großes Maaß, vom Feld in Makau 24 Thaler schlesisch.

Freiherr von Dalwigk wurde 1781 Generallieutenant und 1785 mit dem Schwarzen Adler=Orden geschmückt, überließ 5. Juli 1788 Krawarn für 40 mille seinem Schwiegersohn Rittmeister Balthasar Philipp von Thun, der sich mit der 1759 geborenen Tochter Luise Antonie vermählt hatte. Dalwigk starb als General der Cavallerie zu Ratibor am 27. September 1796.

Philipp Balthasar von Thun war November 1751 geboren, Sohn des Otto Balthasar und der Charlotte Freiin von Liebeneck, besaß 1795—1799 auch Dirschel und Ehrenberg, verlor damals durch den Tod im Bade Landek seine Gattin, erwarb 1799 Wyssoka, Nieder=Elgot, verkaufte deßhalb Krawarn und Makau für 270,000 Thaler, war auch Canonicus zu Magdeburg, besaß 1800—1815 Ottmuth, kaufte Zweibrod und Schmolz und † daselbst 1816.

Ernst Joachim Graf Strachwitz, Sohn des am 3. März 1724 geborenen, 11. Juli 1810 gestorbenen Graf Carl Josef auf Kamienitz und der Maria geb. Bujakowska, welche 14. August 1732 geboren, schon 29. September 1775 starb. Der Graf besaß Kalinow von 1781—1780, Sacrau und Oberwitz 1788—1796, Nieder-Elgot 1793—1797, Dombrowka 1797—1802, kaufte 1796 die Standesherrschaft Loslau, die er bis 1807 besaß, erwarb 1799 Ottmuth und Odersch und am 3. Februar 1800 die beiden Herrschaften Krawarn und Makau, 1816 Rösnitz, 1822 Roswadze. In erster Ehe 28. September 1780 mit Maria Franziska Gräfin Nayhaus vermählt, welche 11. August 1793 zu Miedar starb, nahm er in zweiter Ehe die 5. August 1770 geb. Elisabeth v. Schimonska, Wittwe des Anton v. Gilgenheim.

In den Jahren 1813 und 1814 hat das Dominium Krawarn 6 Bauernstellen eingezogen und 1816 bis 1817 haben 6 Bauern für Robotablösung die Hälfte der Grundstücke überlassen. Der Graf baute in Krawarn ein Schloß und wählte es für sich und seine Familie zum bleibenden Sitze. Er starb daselbst am 5. März 1826 und wurde in der herrschaftlichen Gruft beigesetzt. Die Wittwe bewirthschaftete die Güter durch Inspector Kern, baute 1832 das Pfarr=, 1833 das neue massive Schulhaus und wohnte zuletzt in Ratibor, wo sie 25. April 1852 starb.

Carl Graf Strachwitz, geboren 9. September 1769 aus der zweiten Ehe, wurde königlicher Lieutenant, vermählte sich 31. März 1818 mit Friderike von Stockmans, welche 25. März 1837 starb, erwarb 1820 Pawlau, wurde Landesältester von 1820—1839, übernahm die Herrschaften Krawarn und Makau, überließ dieselben jedoch von 1834 bis 1839 der Mutter Elisabeth Gräfin Strachwitz geb. Schimonska, verehelichte sich 27. April 1841 zu Troppau mit Maria Freiin von Harassowska und verkaufte 1842 Krawarn und Makau für 311,000 Thaler dem Neffen Amand Graf Gaschin. Derselbe geboren 17. August 1815, Sohn des Graf Leopold und der 19. September 1836 verstorbenen Ernestine geb. Gräfin Strachwitz, Mitbesitzer der Lehnsherrschaft Katscher, war vermählt mit Fanny geb. Gräfin Leszczyc-Suminska auf Neu=Grabia in Westpreußen. Am 12. April 1853 fundirte Amand 100 Thaler auf eine Messe an seinem Geburtstage, nach dem Tode für seine Seelenruhe. Amand wurde Malteserritter, war ein tüchtiger Landwirth und wackerer Nimrod, starb 25. März 1866 in Breslau an einem Herzübel, an dem er 1½ Jahre gelitten. Die einbalsamirte Leiche wurde einstweilen in der Gruft des barmherzigen Brüderklosters eingesetzt und später in die fertig gewordene Gruftkapelle zu Makau gebracht. Der 22. August 1852 geborne Sohn Niclas, Malteserritter, starb zu Wien 1. März 1877. Auch seine Leiche wurde nach Makau gebracht und in Gegenwart von 12 Geistlichen vom Ortspfarrer feierlich bestattet. Er hatte ein neues Vorwerk (Schloßhof) aufgebaut, an Stelle des alten Parkes einen neuen angelegt und das Schloß umgebaut.

Die verwittwete Mutter Kaiserlich Königliche Sternkreuzordensdame 1), Ehrendame des Malteser= und des Veranlassung zur Stiftung dieses Damenordens gab eine am 10. September 1668 in der Kaiserlichen Hofburg zu Wien entstandene Feuersbrunst, in welcher das in einem goldenen Crucifix eingesetzte Stück vom wahren Kreuze Christi unter der Asche unversehrt erhalten blieb. Die Kaiserwittwe Eleonore, Mutter des Kaiser Leopold, errichtete 8 Tage später zur Erinnerung an die unversehrte Erhaltung der Partikel und zu größerer Verehrung des heiligen Kreuzes einen Orden, dessen Abzeichen auf der linken Brust an einem schwarzen Bande ein viereckiges Kreuz ist, an dessen Ecken Sterne funkeln; mitten durch das Kreuz gehen zwei Linien, rinnsherum sind vier Adler sichtbar. Die Unterschrift lautet: Salus et gloria. Papst Clemens IX. bestätigte den Orden und vertraute die Aufsicht dem Erzbischofe von Wien an. Die Großmeisterin begnadet an den Gedächtnißtagen des heiligen Kreuzes mit dem Orden Damen aus den höchsten Ständen, welche in der Hofburgkapelle durch einen Cardinal oder den Erzbischof investirt werden. Der deutsche Ritterorden 1809 aufgehoben, wurde 1834 erneuert und später reorganisirt. baierschen Theresienordens, auch Inhaberin des Marianenkreuzes des deutschen Ordens, folgte 16. Juli 1879 im Tode nach. Auf einer Anhöhe zwischen Polnisch= Krawarn und Stolzmütz beherrschen drei hohe, mit Blech beschlagene Kreuze die Umgegend. Sie sind seit Herbst 1862 Votivdenkmäler zur dankbaren Erinnerung an die Rettung aus drohender Lebensgefahr, in welcher Gräfin Fanny bei dem Durchgehen der Pferde geschwebt.

Erbin der Herrschaft wurde die am 7. December 1837 geborene erste Tochter Wanda, Kaiserlich Königliche Sternkreuzordensdame, seit 15. Mai 1856 vermählt mit Hugo Graf Henckel von Donnersmarck, geboren 31. Juli 1832, Ehrenritter des souveränen Malteserordens, königlich preußischer Lieutenant a. D.

Zum Rittergute gehören drei Vorwerke: 1) Amandhof; 2) Kopanina nordwestlich, 1877 von der Besitzerin mit Genehmigung der Königlichen Regierung in „Niclashof“ umgeändert; 3) nordöstlich Turmas, vor 200 Jahren von 16 Bauernstellen aufgerichtet. Das Rittergut hat an Hectaren 1064,10 Acker und Gärten, 11,54 Wiesen, 318,87 Wald, 24,81 Unland, 0,40 Wasser (Zusammen 1419,72 Hectar.) Die Rusticalgemeinde bestand 1864 aus 2 Halbbauern, 42 Gärtner= und 20 Häuslerstellen, welche 882 Morgen Acker besaßen, 37 Pferde, 106 Kühe und 25 Stück Schwarzvieh hielten.

Einwohner waren: 1782 (2 Vorwerke) 16 Bauern, 42 Gärtner, 6 Häusler, 394 Einwohner; 1844 591, 1855 877, 1861 1107 Seelen. Im Jahre 1883 waren im Gutsbezirk 564 Personen und wurden 53 Pferde, 204 Stück Rindvieh, 166 Stück Schwarzvieh, 3146 Schafe gehalten; der Gemeindebezirk zählte 730 Einwohner, die 123 Pferde, 341 Stück Rindvieh, 110 Stück Schwarzvieh, 37 Ziegen, 96 Bienenstöcke halten.

Kirche.

An dem sehr alten Orte bestand schon in früher Zeit eine auch im Register des Peterpfennigs 1447 genannte Kirche, über welche das Prämonstratensernonnenkloster Czarnowanz das Patronat bis zur Säcularisation hatte. Als der Ort noch dem Jungfrauenstifte gehörte, bezog der Pfarrer vom Dominium den Garbenzehnt in vier Getreidesorten. In der Collegiatsstiftsmatrikel wird 1544 Johann Baranowski als Pfarrer von Polnisch=Krawarn erwähnt. Nach eingetretener Glaubensneuerung kam die Kirche in die Hände der Protestanten, wurde aber im Anfange des 17. Jahrhunderts wieder zurückgegeben und Filiale von Makau. Johann Beeß Freiherr von Cöln und Kattowitz und seine Gattin Johanna Sedlnicka von Choltiz ließen 1614 das kleine Marienaltar errichten, das später in die Makauer Kirche gebracht wurde. Ehemals war die Pfarrei nicht soweit vom Gotteshause entfernt, sondern stand in dem am Kirchhofe gelegenen Garten. Letzterer wurde gegen die Colonie Strzalowski am 1. April 1670 ausgetauscht. Bei der Verhandlung fungirten als Deputirter Pfarrer Urban Jurcik von Grzendzin und Polnisch=Neukirch, als Zeugen Johann von Kozłowski, Wirthschaftshauptmann in Polnisch=Neukirch, Scholz Simon Piszkala von Krawarn und Gemeinde.

Laut Archidiaconatsacten von 1679 war die Kirche zu Ehren Märiä Geburt consecrirt, von Holz, 28 Ellen lang, 14 Ellen breit, hatte drei Altäre (das Hochaltar zur heiligen Dreieinigkeit) zwei Glocken und feierte das Kirchweihfest am zweiten Sonntage nach Aller Heiligen. In der Kirche waren Protestanten bestattet. Damals hatte der protestantische Grundherr Leonhard von Dobschütz das Pfarrhaus mit Ställen und Scheuern erbaut und war Nicolaides, dessen Personalien bei Makau folgen, nach Krawarn übersiedelt. Er legte 1688 die Tauf=, Trauungs= und Todtenbücher für jede der beiden Kirchen gesondert an und waren die Eintragungen seit 1662 auf Pergamentsblättchen verzeichnet. Die Widmut in Krawarn, wo zum Herbst ein Malter ausgesäet wurde, hielt der Pfarrer selbst in Bewirthschaftung; dort war auch ein je zwei Stadien langer und breiter Wald zu seiner Benutzung.

Simon Wolnik, geboren 1652 zu Studzienna, studirte in Olmütz Moral und speculative Theologie, wurde Baccalaureus der Philosophie, ordinirt Neisse December 1677, war ein Vierteljahr Kaplan in Sohrau, ein Jahr in Groschowitz, ein halbes Jahr in Kranowitz, ein Jahr in Lubowitz, ein Jahr Schloßkaplan in Groß=Peterwitz, zwei Jahre in Ujest, dann wieder ein Jahr in Lubowitz, kam 1684 hieher und wurde zwei Jahre später Pfarrer in Krziżanowitz.

Mathias Anton Foycik, geboren Ratibor 1656, war in Prag Magister geworden, hatte seine Studien in Breslau vollendet, erhielt 23. December 1684 die niederen Weihen, Neisse 22. September 1685 die Ordination, war Kaplan in Lubowitz, Vicar in Makau und wurde bei zunehmender Augenschwäche des Pfarrers dessen Coadjutor. Nach dem am 8. Juli 1693 erfolgten Tode des Nicolaides wurde er Administrator, nannte sich von Frühling 1697 ab durch ein Jahr designirter Pfarrer, seit August 1698 bereits ordentlicher Pfarrer. Nachdem er noch am 18. Januar 1706 eine Trauung gehalten, starb er vier Tage später, wurde in der kleinen Gruft bestattet und im Todtenbuche als Wohlthäter beider Kirchen bezeichnet. Seine Mutter Hedwig folgte ihm im Alter von 90 Jahren den 24. Juni 1710 im Tode nach. Vicare waren:

Mathias Josef Anton Sochatius, geboren Oderberg, 15. März 1687 Minorist, 12. Juni Subdiacon, 4. Juni 1689 Presbyter, war vom 1. September d. J. bis Ende März 1691 hier Vicar.

Johann Anton Matiegek, geboren Oppeln, 21ten Februar 1682 Minorist, 12. September Subdiacon, 27. Mai 1684 Presbyter, hier vom December 1691 bis Ende 1692.

Johann Jacek, geboren Ujest 1658, ordinirt 1682, war Schloß=Kaplan bei Eva Constantia von Schalscha auf Makau, starb 30. April 1694 und wurde neben dem Josefsaltar unter dem Taufstein bestattet.

Laurentius Josef Custos, geboren Chudow 1677, studirte in Prag und Neisse, 24. September 1701 Minorist, 23. September 1702 Subdiacon auf den Tischtitel des Gutes Polnisch=Krawarn, 3. März 1703 Diacon, erhielt in Prag die Priesterweihe, wurde Kaplan in Cosel 2 Jahre, hielt als hiesiger Pfarrer 12. März 1706 die erste Taufe und 18. Juli die erste Copulation. Statt der vom Dominium eingezogenen Birken= und Fichtenwälder wurde ihm das Recht gewährt, freies Brennholz zu holen. Im Jahre 1709 wurde durch Albrecht Graf Tenczin die Pfarrkirche von Schrotholz neu und größer gebaut, mit Schindeln gedeckt, 7 Ruthen lang, 3¼ breit, gedielt, später mit Quadersteinen gepflastert, hatte drei Altäre: das Hochaltar zu Ehren Mariä Geburt, mit Schnitzwerk meist vergoldet auf Kosten des Patrons und der Kirche, die Nebenaltäre zu Ehren der heiligen Dreieinigkeit und zu Ehren der heiligen Familie (hl. Josef.) Kirchweih Sonntag nach Martini. Die rothgemalte Kanzel war mit den Statuen der vier Evangelisten geschmückt. Je eine Gruft war für die Priester und Herrschaft bestimmt; der alte Glockenthurm blieb beibehalten. Im Berichte von 1724 ist der Pfarrer nach Lebenswandel und zureichenden Kenntnissen belobt. In der Parochie waren 800 Katholiken und ein Protestant. Im Winter von 1732 zu 1733 tauften Franciskaner. Custos copulirte noch 23. Juli 1739 und taufte 19. September fast erblindet, vermachte testamentarisch 40 Thaler zur Pflasterung der Kirche, starb im October und wurde in der kleinen Gruft begraben.

Carl Kicheknecht, geboren 28. December 1708 in Ratibor, Sohn des Johann, erhielt 22. September 1736 die minores, 8. September 1737 die Priesterweihe wurde 11. Februar 1738 Cooperator, respective Kaplan in Polnisch=Krawarn, 3. November 1739 Administrator daselbst bis 7. Februar 1740, Kaplan in Tworkau von Februar 1740 bis Juni 1742, starb als Pfarrer von Kamienitz 18ten Juni 1748.

Georg Thaddäus Fichner, geboren 1704 Benkowitz, erhielt 22. December 1731 die minores, 28. Februar 1733 das Subdiaconat auf den Tischtitel des Franz Max von Görz auf Czernitz, Kaplan, dann Pfarrer in Pniow, kam in den ersten Tagen des Jahres 1740 als Pfarradministrator hier an, feierte 6. Januar das erste Hochamt. Erzpriester v. Mazurek erhielt 28. August 1742 den Auftrag, denselben als Pfarrer zu installiren.

Aus dem neubeschafften Taufstein wurde 27. Februar 1752 zu erst ein Sohn des Wirthschaftshauptmann Florian Piętak vom Erzpriester und Canonicus Paul Schuster getauft. Wittwe Franziska Lochmann geb. Bon, die einen Meßkelch geschenkt, wurde 30. März 1753 begraben.

Caspar Misera (S. 171) leistete von Juni bis Ende August 1760 hier Aushilfe.

Laurentius Urbanides, der bereits als Hofkaplan von Schonowitz 18. August 1768 hier getauft, begegnet uns von Februar 1770 bis August 1772 wiederholt im Taufbuche, wohnte in Makau und ging im Herbst als Kaplan nach Grzendzin; auch Franciskaner aus Ratibor leisteten Aushilfe in der Parochie.

Scholz Grzeszka schenkte 1749 die Signalglocke Sanct Urbani, ein Graf Henckel ein schönes rothes Meßgewand. Graf Tenczin führte 1760 die Brüderschaft des heiligen Johannes von Nepomuk ein, nachdem er von Papst Clemens XIII. verschiedene Ablässe für dieselbe erwirkt. Die Mitglieder der gräflichen Familie, viele Geistliche, adelige, bürgerliche und bäuerliche Personen auch aus der Umgegend traten ein. Der Graf lud als deutschen Festredner meist einen Cisterzienser aus Rauden ein und gab den Priestern auf dem Schloß das Mahl. Später wurden fremde Geistliche nicht mehr geladen, weil die Einkünfte des Pfarrers dazu nicht ausreichten und wurde 1809 das letzte Mitglied in die Bruderschaft aufgenommen.

1771 wurde der Kreuzweg eingeführt. Der Pfarrer, welcher an seinem Geburtsorte sehr oft Trauungen hielt, starb 19. August 1778.

Franz Seypold (S. 33), leistete 19. December 1776 vor der Ober=Amtsregierung den Eid der Treue, wurde hier Cooperator, 19. August 1778 Administrator, von Frau Generalin von Dalwigk im Namen ihres abwesenden Gemahls präsentirt, 28. August 1778 vom Weihbischof dem Minister von Schlesien zur Ertheilung des Placet empfohlen, 24. September nominirt, zahlte 12 Thaler in die Seminarkasse, wurde 24. October investirt. Im nächsten Jahre wurde die Kirche ansehnlich bestohlen, indem man das Eisen des kleinen Sacristeifensters ausbrach. Seypold meldete sich 1795 und 1801 zu der vacanten Pfarrei Altendorf, weil er als Erzpriester und Schul=Inspector im Mittelpunkt des Kreises leichter als im Winkel seinen Amtsgeschäften nachkommen könne und er gegenwärtig auf einer der geringsten Pfarreien außer Stande sei, einen Kaplan zu halten. Er gelangte indeß zu hohen Würden. Als Scholastikus und Curatus der Deutschen in Ratibor ging er bis 1810 alle Donnerstage in die Stadt, um die Fundationsmesse zu lesen. Die deutschen Predigten und Katechesen hielt ein Vicar in der Collegiatkirche, der dafür besoldet wurde. 1815 wurde die in drei Feldern liegende Widmut von 103 Morgen 154 □Ruthen gegen herrschaftliche Grundstücke in einem Felde eingetauscht. Dieser Pfarrer verfaßte ein Jnventarien=, Proventen= und Fundationsverzeichniß, gab auch kurze Notizen über seine Vorgänger. In der Kirche, welche 1812 ganz von Neuem von Schrotholz und untermauert aufgebaut worden, waren vier Altäre: das Hochaltar zur Mutter Gottes, die Altäre zu den 14 Nothhelfern, Sanct Josef und Johann von Nepomuk. Er übernahm 2. April 1816 die Pfarrei in Loslau.

Anton Scharf (S. 80) hielt hier 7. October 1801 die erste Taufe, wurde Makauer Localkaplan genannt und meldete sich 21. Februar 1813 zur erledigten Pfarrei Woinowitz, war 1816 Administrator hier.

Anton Rohowsky, geboren Osterwitz 19. Mai 1781, studirte in Leobschütz, besuchte die Universität Breslau, ordinirt 23. Mai 1807, wurde Cooperator in Troplowitz, 22. Juli 1811 Kaplan in Odersch, vom Grundherrn präsentirt, zunächst über seine Qualification zur selbstständigen Verwaltung der Seelsorge vom Prälat Zolondek geprüft und ihm dann das Administrationsdecret vom 14. März 1816 zugestellt. Die Investitur erfolgte 15. Mai d. J. Ernst Graf von Strachwitz fundirte 5. März 1824 auf zwei Anniversarien für den am 15. Juli 1819 zu Ciecerzin kinderlos gestorbenen Bruder Graf Johann Gustav und dessen am 11. Januar 1824 zu Breslau gestorbenen Gattin Caroline geb. Freiin Welczek, wie auch nach dem eigenen Leben für sich und seine Gattin 100 Thaler. Nach einer Beschreibung von 1828 war der Kirchhof 10 Ruthen lang, 11 breit, zur Hälfte gemauert; der andere Theil an der Grenze des Dominialgartens von Brettern wurde vom Dominium besorgt. Die Glocken gehören der Gemeinde und wird vom Ausläuten nichts bezahlt. Am 2. Juli 1844 wurden in Ratibor 1141 Personen aus hiesiger Parochie gefirmt. Neujahr 1842 fundirte Carl Graf Strachwitz 50 Thaler zu einem Anniversar für die hier 25. März 1837 verstorbene erste Gemahlin Friderike geb. Stockmans. Der Pfarrer fundirte bereits 1846 auf eine Anniversarien= und Meßstiftung für Polnisch=Krawarn und Makau je 100 Thaler und vermachte 1855 zur Verbesserung der Pfründe 150 Thaler als Pfarrbeilaß.

Ernst Joachim Graf Strachwitz hatte 7. October 1824 zum Neubau der Kirche 2000 Thaler geschenkt, wovon einstweilen die Interessen, nach dem Tode des Fräulein Amalie von Wittich das Kapital gezahlt werden sollte und genehmigte das Cultusministerium 27. April 1826 die Annahme des Vermächtnisses. In dem 19. November 1841 aufgenommenen Erbvergleich hat Heinrich Graf Strachwitz auf Proschlitz die Berichtigung der Legate übernommen und wurden am 30. Januar 1847 die 2000 Thaler zur Kirchenkasse eingezahlt, aber noch 1853 die früheren Zinsen excitirt.

Amand Graf Gaschin, der bereits 1853 eine Meßstiftung gemacht, fundirte 1856 ein neues Kreuz, das Canonicus Dr. Heide benedicirte.

Josef Nitsch, Pächter von Ganiowitz, hatte dem Pfarrer 20 Thaler zur beliebigen Verwendung übergeben, letzterer bestimmte die Summe zu Fonds eines Kreuzweges in Krawarn und war das Kapital durch die Zinsen, von denen parochus nur ein viertel bezog, 1854 auf 100 Thaler gewachsen. In demselben Jahre wurde ein weißes Pluvial auf Kosten der Kirchenkasse beschafft. Auf den 1851 gemachten Antrag auf Ablösung der Forst= und Weideberechtigung erfolgte am 7. Mai 1855 der Vergleich.

Rohowski feierte 4. Mai 1857 sein 50jähriges Priesterjubiläum und erhielt Gratulationen vom Fürstbischof und General=Vicariat=Amt, den von den Concircularen gewidmeten Kelch schenkte er der Kirche. Die Decorirung mit dem rothen Adler=Orden war Berlin 25. April 1857 gewährt worden. Er erfreute sich noch einer festen Gesundheit, verlor erst 78 Jahre alt den ersten Zahn, ging zur Jagdzeit alle Abende auf den Anstand, ritt auch sehr gern bei schlechtem Wege zu seiner Filiale, schrieb aber ungern; auf einem Ritt bei stürmischer Winterzeit zog er sich ein Blasenübel zu, lag acht Tage krank und starb am Lungenschlage 16. Februar 1860 Abends 6¾ Uhr. Die Bücher hatte er der Pfarrbibliothek vermacht. Universalerbe wurde sein Bruder Ignatz, ein hiesiger Bauer.

Severin Hauptstock, geboren 1829 zu Oppeln, ordinirt 1855, 10. October Kaplan in Miechowitz, 20. April 1858 Zabrze, 10. Mai 1859 in Cosel, Administrator in Krawarn von 21. Februar bis 21. Mai 1860; 6. März fand die Uebergabe statt; Hauptstock ging 25. Mai nach Alt=Repten, 8. Juli 1861 nach Rachowitz, starb als Kaplan im Bade Ustron 23. Juli 1863.

Alexander Schreyer, geboren Ober=Glogau 1826, ordinirt 1850, 25. Juni Kaplan in Slawikau, 20. März 1852 Administrator in Proskau, 1. Februar 1853 Localist in Dzirgowitz, erhielt 10. Mai 1860 das Administrationsdecret und erfolgte 21. Mai 1860 die Uebergabe; Schreyer wurde 17. September 1861 Administrator in Krzanowitz und 10. März 1863 als Pfarrer investirt.

Für die Holzablösung 1860 waren 800 Thaler Kapital eingenommen worden.

Franz Siemko, geboren Loslau 1. October 1825, ordinirt 23. Juni 1851, wurde Kaplan in Frauwaldau, 17. August 1852 in Ratibor, 30. Juli 1857 daselbst Curatus, erhielt 9. October 1861 das Administrationsdecret für Polnisch=Krawarn, 8. October 1866 die Investitur und wurde 12. November durch den Erzpriester in Gegenwart des Pfarrer Wilhelm Strzybny aus Altendorf und Leopold Palitza aus Gammau als Pfarrer eingeführt.

Amand Graf Gaschin ließ 1863 das Hochaltar für 140 Thaler durch Maler Klose aus Ratibor staffiren und neue Fenster anfertigen. 1866 wurde der neue Kirchhof angelegt und im Jahre 1868 die dem Einsturz nahe Pfarrscheuer massiv erbaut. Decem, Tischgroschen und Colenda wurden 1873 mit 2450 Thalern abgelöst. Zu der vom Pfarrer bald nach seinem Antritt zunächst in Makau, dann in Polnisch=Krawarn eingeführten Bruderschaft des lebendigen Rosenkranzes vermachte Gärtner Franz Wrtki im Testament 1. Juni 1867 eine Fundation von 170 Thalern mit der Verpflichtung, daß an allen Sonntagen Nachmittags der Rosenkranz vom Organist und Volk gesungen werde. Im Jahre 1875 wurden die beiden Treppen zur Kirche aus Backstein mit einem Kostenaufwande von 1800 Mark angelegt, wozu die Kirchenkasse 1400, den Rest die Patronin und der Pfarrer gaben. Zu dem damals neu angelegten Kirchhofe gab der Patron 1½ Morgen wie auch das Material zur Umzäunung desselben; die Arbeitskosten trug die Gemeinde. Der Ortspfarrer stellte 1881 aus eigenen Mitteln vor dem Haupteingange zur Kirche ein steinernes Kreuz und im nächsten Jahre die steinerne Figur des heiligen Johannes von Nepomuk, welche oben an der Kirchhofsmauer gestanden, an der andern Seite des Haupteinganges zur Kirche auf, so daß jetzt zwei schöne hohe Standbilder zu beiden Seiten des Haupteinganges stehen. Bei Renovation der Kirche 1884 erhielt diese auch einen zweiten eisernen Anker, um nicht auseinander zu gehen und ließ damals die Gemeinde die Stationsbilder staffiren. Da die Mittelglocke gesprungen war, ließen die Patronin Wanda Gräfin Henckel von Donnersmarck und der Pfarrer dieselbe 1884 in Gnadenfeld neu gießen. Letzterer benedicirte sie nach eingeholter Erlaubniß auf den Namen Josef. Im Jahre 1884 ließ die Grundherrin Wanda Gräfin Henckel von Donnersmarck für 3300 Mark die Altäre, Communionbank, Kanzel, Taufstein durch Maler Klose aus Ratibor staffiren, die innere Kirche pflastern und ausmalen, auch eine herrschaftliche Betkapelle nach Süden massiv erbauen.

Pfarr=Schule.

Johann Wentrich, 1679 angestellt, hatte ein ziemlich gutes Schulhaus, einen Küchengarten, einen Acker von 1 Scheffel Aussaat, schrieb Einnahmen und Ausgaben der Kirche auf und erhielt von jedem Bauer 2 Brode und von jedem Gärtner 2 Kreuzer. Als er 1688 ein Kind taufen ließ, wird er Scholaris später auch Scriba (Gemeindeschreiber) genannt. Wahrscheinlich war es dessen gleichnamiger Sohn, der bei dem Tode am 19. Mai 1693 juvenis parvae scholae studiosus genannt wird. Johann Wentrich wird noch 1695 als Scriba bezeichnet.

Paul Suchanek, geboren Gleiwitz 1663, hier seit 1690, vom Pfarrer und Dominium angenommen, vereidet, verstand etwas Latein, erhielt 1713 von 16 Bauern je 2 Brode und von 28 Gärtnern je 1 Groschen, ließ 24. Februar 1695 ein Söhnchen taufen, das mit der Mutter Sabina zwei Tage später starb. Der Wittwer heirathete 20. Juli 1699 seine Dienerin, die tugendsame Magdalena Kreyczy aus Rosenberg. Er erhielt 1719 Accidenz, ferner 23 Brode, Neujahr und für vier Umgänge mit dem Aspergill 1 Gröschel, oder 2 Eier, von den Gärtnern je 2 Kreuzer.

Paul Suchanek, Scholaris, ist 24. December 1713 Taufzeuge und tritt später als Scholiarch auf, heirathete 2. Mai 1717 Helene, Tochter des Franz Doscig aus Makau.

Paul Lampka, Organist, wurde 6. Mai 1743 mit Marianna Czekala in hiesiger Kirche copulirt, ließ noch 18. Juli 1748 einen Sohn taufen, worauf er nicht mehr im Amte erscheint. Ein Paul Lampka aus Benkowitz hergezogen, vielleicht derselbe, stand hierorts 16. März 1760 zu Pathen.

Gregor Dudina, geboren 1694, war als hiesiger Organist 7. December 1753 und später Taufzeuge. Dessen Tochter Josefa wurde 19. Februar 1759 mit Caspar Joisch aus Bierawa copulirt. Dudina starb als Organist von Krawarn und Makau mit den heiligen Sacramenten versehen October 1760 und wurde am 14. d. Mts. begraben. Die Wittwe Catharina folgte ihm nach zwei Jahren im Tode nach. Der Schwiegersohn Caspar Joisch ist als Organist von Krawarn 24. November 1760 Taufzeuge, begrub als solcher 29. April 1764 ein vierjähriges Töchterlein und ließ 9. Mai 1764 ein Kind taufen.

Mathias Wilczek war inzwischen 27. Juni 1763 als hiesiger Organist Copulationszeuge und tritt im nächsten Jahre zu Gammau auf.

Georg Wilaschek, Organist, geboren 1745, Sohn des Martin Wilaschek aus Deutsch=Krawarn, am 17. Juli 1767 und 22. October 1768 Taufzeuge, wurde 17. Juli 1769 mit Anna Chlubiczek getraut, welche vorher auf dem gräflichen Schlosse zu Reichwald in Diensten gestanden und 19 Jahre zählte. Bei der Taufe einer Tochter 5. November 1775 und später wird er ludimagister (=Schulmeister) genannt.

Im Jahre 1775 wurde von rohen Lehmpatzen ein geringes Schulhaus, das nur eine Stube und Schlafkammer enthielt, auch ein Stall für das Hornvieh und ein Scheuerchen gebaut. Der Lehrer hatte bei dem Hause ein Gemüse= und Baumgärtchen, einen Acker bei den Dominialwiesen am Wege nach Gammau mit je 1 Scheffel Breslauer Maaß zu Sommer= und Wintersaat und pflegte die Gemeinde den Acker zu bestellen, von den Müllern, 16 Bauern aus Krawarn und 13 Bauern in Makau erhielt er je 2 Brode, von 4 Halbbauern je 1½, von 3 Viertelbauern je 1 Brod, was zu Gelde gerechnet, pro Brod 5 Silbergroschen, im Ganzen 11 Thaler 25 Silbergroschen ausmachte. Vom Dominium bezog er vierteljährlich 5 Viertel Roggen, je 1 Viertel Gerste und Erbsen, 1 Reichsthaler. Seit Einführung der neuen Saganer Methode gab die Gemeinde zu Krawarn und Makau je 10 Floren. Als Organist hatte er noch an Wettergarben von jedem Bauer zwei von Roggen und eine Garbe von Weizen, vom Halbbauer eine von Weizen, vom Viertelbauer eine Roggengarbe. Für den Umgang mit dem Aspergill von jedem Bauer einen Kuchen, gleich 6 Denar, von den andern die Hälfte. Für das Verzeichnen der Liste von den Ostercommunikanten die Hälfte des Tischgroschens, in Makau 4 Thaler, von den gesammelten Eiern den dritten Theil.

1816 wurde ein Stück Acker von 2 Morgen 131 Quadratruthen gegen Herrschaftlichen Grund eingetauscht. Willaschek starb 1819. Er war alt und unfähig zu lehren geworden und mußte sein Nachfolger den Unterricht aller Kinder mit den Anfangsgründen beginnen.

Anton Kukleński, geboren 1792, besuchte seit 1804 das Gymnasium in Rauden, 1810—1811 das Seminar in Oberglogau, wo er 26. August approbirt wurde, war Adjuvant oder Lehrer in Bierawa, hier 5. November 1819 angestellt, erhielt 6. Februar 1820 die Vocation.

Im Prüfungsprotokoll von 1822 berichtet Zolondek: Die Ortseinsassen sind äußerst arm; die 16 ehemaligen Bauernstellen sind bis auf 2 halbe eingegangen und giebt es daher nur noch (43) Gärtner und (18) Häusler, (42 Einlieger) am Orte, die täglich mit zwei bis drei Personen roboten müssen; die Eltern sind deßhalb genöthigt, die Schulkinder im Alter von 10 bis 11 Jahren in Dienst zu geben. Der Unterricht ist wegen Mangel an Raum getheilt und wird früh den Größeren, Nachmittag den Kleineren gegeben. Auch wird derselbe gestört, da der Lehrer in der Nebenstube wohnt, zu welcher sich der Eingang in dem Klassenzimmer befindet.

Die Zahl der Schüler wuchs und beschloß man einen Erweiterungsbau, wozu Bau=Inspector 1826 den Anschlag machte, im nächsten Jahre fand aber die Gemeinde für besser, an einer anderen Stelle einen massiven Neubau aufzuführen. Fritsch sendete dazu am 6. Juli 1828 den Plan ein und kam der Bau 1829 zu Stande, so daß im nächsten Winter nur noch im Innern einiges zu vervollständigen war.

Am 12. December 1840 gewährte der Gutsherr Graf Strachwitz in Rücksicht mehrerer eingezogener Bauerngüter dem Lehrer auf der babia góra freie Hutung für zwei Kühe und ein Stück Schwarzvieh, an Gräserei ein Beet Klee von 60 Ruthen Länge und 2 Ruthen Breite Schlesisches Maaß; zum Deputat trug der Grundherr von jeder eingezogenen Stelle nach Verhältniß der Aussaat bei. Zur Befriedigung des Hutungsanspruchs stellte das Dominium Ende 1855 1½ Morgen Acker zur Benutzung durchs ganze Jahr zur Disposition.

Am 12. November 1862 starb Kukleński an Lungenentzündung und fundirte die Wittwe Wilhelmine 17. Februar 1863 auf ein Jahresgedächtniß 100 Thaler. Der Organistenposten in Makau wurde getrennt.

Franz Wildner, geboren 1831, in Oberglogau von 1849—1852 vorbereitet, am 12. April 1854 in Ostrog, seit 3. December 1862 interimistisch angestellt, erhielt Neujahr 1863 die Vocation als Lehrer und Organist, amtirt noch am Orte.

1870 wurde ein Stockwerk aufgesetzt und eine schöne Schulstube geschaffen.

Johann Habrom, Lehrer in Slawikau, wurde October 1872 provisorisch als zweiter Lehrer angestellt, fehlt bereits im Schematismus von 1878.

Josef Stosiek (Seite 245), Adjuvant in Janowitz, 29. Juli 1873 als zweiter Lehrer nach Polnisch=Krawarn vocirt, 27. November 1875 vereidigt, verwaltete von Neujahr 1876 ab die Stelle in Rohow, ging 1. August 1877 nach Lublinitz, später nach Slawitz. Seit 1. October 1875 gab Franziska Nowak für 42 Mark Industrieunterricht. Juli 1876 wurde ein Turnplatz beschafft.

Bernard Glomb, Pilchowitz 1876, wurde Adjuvant in Halbendorf, 12. August 1877 präsentirt, 24. April 1878 vocirt, verließ 1. Mai 1879 Polnisch=Krawarn und ist Lehrer in Städtisch=Dombrowa bei Beuthen. Am 15. August 1878 hatte die Königliche Regierung Einrichtung des Dreiklassensystems genehmigt.

Ludwig Pietzionka aus Woitsdorf, Peiskretscham 1880, provisorisch als zweiter Lehrer 1. April d. J. angestellt und 1. Mai vereidigt, ging nach Baranow im Posenschen berufen, 15. Februar dahin ab.

Franz Reichel, geboren zu Gammau 26. October 1862, Pilchowitz 1882, Hilfslehrer in Bodland, 1. April 1883 hieher vocirt, 25. Juni eingeführt.

Seit 1884 ist ein Neubau der Schule im Gange.

Schulkinder waren: 1818 67, 1827 90, 1834 120, 1840 134, 1846 145, 1850 130, 1857 127, 1863 148, 1865 167, 1870 235, 1875 220, 1878 236, 1884 226.

Makau

an der Zinna, 10 Kilometer südwestlich von Ratibor. Im Jahre 1222 gehörte das Gut Makowe dem Graf Werner, der damals Palatin des Herzog Kasimir von Oppeln war. Bischof Lorenz consecrirte am 19. November 1223 die St. Johanniskirche und dotirte sie mit dem Zehnt der Burg Makow, Gammau und Bogdanowe. Die Kirche, zu Ehren des heiligen Johannes des Täufer genannt, steht in naher Beziehung zum Ritterorden der Johanniter.

Seceh, der Sohn des Conrad, im Begriff nach Jerusalem zu pilgern, überließ seinem Bruder Stoignew und dessen Söhnen den ihm zustehenden Gutsantheil mit dem Vorbehalt, im Falle seiner Rückkehr wieder in den Besitz desselben zu treten. Stoignew behauptete zwar gegen seinen Vetter Dirsierai sein alleiniges Recht auf Makow, weil aber Seteh, der Halbbruder Stoignews jenseits des Meeres Gott dienend diese Besitzung den Johannitern vermacht, schenkte auch er denselben 1224 sein Recht. Graf Gozlav vermachte circa 1237 den Comturen Bogusa zu Gröbnig und Petrco zu Makau von dem Gute Jedlownik die zur Burg Cosel gehörigen Ackerstücke in Czissek. Herzog Mesco sprach am 1. Mai 1240 Makow den Johannitern zu gegen die Gebrüder Resco und Stoignew, nachdem diese den Termin, an welchem sechs Ritter gegen die Ansprüche jener zu schwören bereit waren, versäumt hatten. Derselbe Herzog erlaubte bei seiner Anwesenheit in Makau am 25. d. Mts. den Johannitern, welche ihn in ihre Bruderschaft aufgenommen, ihre drei Erbgüter Makow, Repten und Blottnitz nach Neumarkter Recht auszusetzen und verzichtete auf die Obergerichtsgefälle. Am 27. August desselben Jahres gewährte er den Johannitern wegen deren Wohlthätigkeit gegen Arme und Kranke Marktgerechtigkeit für das Dorf Makau. Endlich bestätigte er den Ordensrittern am 8. Mai 1241 alle Besitzungen, welche sie in seinem Herzogthum inne haben, nämlich Makow, Repten, Blottnitz, Czissek und gewährte denselben die Freiheiten nach Neumarkter Recht. Der Johanniterprior Moritz urkundete am 29. Mai 1261 den Verkauf der Scholtisei zu Machow mit 1½ Freihufen, 7 Gärten und dem dritten Theile von den Strafgefällen durch Johann von Crew an den Johanniterbruder Friedrich. Nach einer Urkunde des Collegiatstiftes vom Jahre 1369 war Witko von Sohrau Comtur daselbst und in einer Urkunde über Gammau vom Jahre 1375 ist Schulze Andreas Zeuge. 1418 bekundet Comtur Johann von Wilickowitz, daß die Gebrüder Johann und Paul eine halbe Hufe für 18 Mark dem Nicolaus Smid verkauft haben. Am 13. November 1424 bestätigte der Ordensmeister dem Nicolaus Schmid die von Hans Richter erkaufte Erbscholtisei und soll er den dritten Theil der Strafgefälle, von jedem Eide 1 Groschen, ferner ein Teich an der Niedermühle, eine Wiese bei dem Ordenshause, 3 Hufen freies Erbe zu eigner Bewirthschaftung und 4 Zinshufen der Bauern, von den beiden Kretschamen 3 Mark Groschen haben. Comtur von Makau war damals Johann 1).

Copialbuch Breslauer=Kammerurkunden auf der Pfarrei Ostrog.

Zu der von Johann Scheffler 1426 gegründeten Canonicatspräbende gehörten 1½ Mark Zins, welche Bernhard Kitlitz und eine halbe Mark, welche Nicolaus Kitlitz in Makau entrichteten.

Herzog Nicolaus von Ratibor, dem 1437 bei der Theilung des Herzogthums das Gebiet von Rybnik und Jägerndorf zugefallen, suchte sich durch geistliche Güter zu bereichern und nahm dem Jungfrauenstift Bauerwitz nebst sechs Dörfern, auch Gut und Vorwerk Makau hatte er schon früher an sich gezogen, wofür ihn Comtur Andreas zu Striegau in Bann gethan. Der Bischof Conrad vertrug Beide Breslau 2. April 1433. Sachwalter des Herzogs war der Ratiborer Domherr Peter von Laßlau. Abt Johann in Rauden verkaufte 23. März 1451 einem Müller ein Drittel der Mühle zu Makau für 24 Mark Groschen und einen Zins von 7½ Maltern Korn; ferner soll er, da das Stift jährlich von der Mühle 14 Scot (24 Scot = 1 Mark) dem Herzog und eine schwere Mark dem Comtur in Makau zinse, auch davon den dritten Theil beitragen. Herzog Johann der Jüngere lieh 1457 vom Canonicus Gallus Gwozd 80 ungarische Gulden und legte den Zins von 7 Gulden den Unterthanen in Makau auf. Unter den Rittern, welche eine von den Herzogen Hanus und Nicolaus von Oppeln 30. Mai 1497 ausgestellte Urkunde bezeugten, befindet sich auch Johann junior von Machau. Als der Erbrichter Dolenski gestorben, gab der junge Herzog Nicolaus dem Erbrichter Bartholomäus Bobrek eine Urkunde über den Besitz, namentlich über den Scholzenwald, welche die Mutter Herzogin Magdalena am 4. November 1493 bestätigte. Comtur war Stanislaus.

Laut Urbar von 1532 gehörte ein Theil des Dorfes (33 Bauern, 17 Gärtner) zur Herrschaft Ratibor, ein anderer dem Johanniterorden und wurde die Comturei mit der zu Troppau vereinigt; die dem Abt zu Rauden gehörige Mühle mit drei Rädern hielt Müller Georg und zinste ihm 6 Malter Korn und vier Schweine. Die vor dem Dorfe gelegene Mühle gehörte der Comturei. Das Kammergut nahm Ende August 1557 für 1350 Thaler (1562 mit Steigerung von 200 Thaler) Wenzel Reiswitz v. Kanderzin in Pfand; 1565 brachte Ratibor, das bereits einen großen Theil der Schloßherrschaft in Pfandbesitz hatte, auch Makau für 1550 Thaler an sich. Der Comtur Georg Lessota von Steblau in Troppau und Makau vermeinte 1570 einige Robotforderungen in dem andern Theile von Makau zu haben, aber die Stadt wahrte ihren Pfandbesitz bei dem Landrecht. Samuel Lessota von Steblau, seit 1574 Schloßhauptmann, der bisher nur ein Haus mit Garten bei Ratibor besaß, erwarb Makau für 4000 Thaler als Pfandbesitz, welches weder ein Vorwerk, noch Teiche, noch Wald besaß, sondern nur Silber= und Getreidezinsen abführte. Nachdem die Commissarien Wenzel Scheliha von Rzuchow, Verwalter des Kanzleramts und Hans v. Oderwolf auf Alt=Stradun, Burggraf des Schlosses Oppeln, das Dorf taxirt, wurde 3. Juni 1585 ein Grundbuch angefertigt und bat der Hauptmann 11. März 1591, da er bereits in kaiserlichen Diensten alt geworden, ihm das Pfandgut erblich hinzulassen. Nach dem Urbar der Herrschaft von 1595 hatten die 33 Bauern 38¼ Hufen, 10 Morgen nebst 3 Freihufen und zinsten mit den 17 Gärtnern zusammen 27 Thaler 18 Groschen, fast 3 Malter Weizen, 4 Malter 3½ Scheffel Roggen, 16 Malter Hafer, 32 Gänse, 166 Hühner. Samuel Lessota baute in Makau ein stattliches Vorwerk und Wohnhaus auf, setzte auch Gärtner aus. Lessota zog mehrere Bauernäcker zum Vorwerk hinzu und bedrückte die Unterthanen. Aus Rache wurde dem Nachfolger Jaroslav Lessota Mai 1597 eine Scheuer angezündet, wobei nicht blos ihm Alles, sondern auch vier andere Wirthschaften, nämlich die des Scholzen, eines Bauern und zweier Gärtner abbrannten; nur zum Aufbau der Scheuer wurde dem Pfandinhaber das Holz bewilligt. Samuel, der 10. October 1598 bei der Collegiatstiftskirche begraben wurde, fundirte vor seinem Tode 200 Thaler, wofür die Vicare in Ratibor am St. Barbaraaltare alle Sonnabende eine heilige Messe für den Stifter celebriren sollten. November 1601 erbot sich Abraham v. Schimonski die 4 mille dem Lessota zu entrichten und noch 6 mille dem Kaiser zu leihen, falls ihm Makau überlassen werde.

Als 1603 viele verpfändete Güter der Schloßherrschaft in Erbbesitz einzelner Gutsherrn übergingen, erwarb Caspar Beeß Freiherr von Cöln und Katowitz auf Halb=Krawarn das Gut Makau inclusive Brauurbar für 8000 Thaler. Weil sich Beeß einige Regalien, die dem Ritterorden zustanden, anmaßte, so bat der Comtur David Freiherr v. Logau Anfang Juni 1606 die Schlesische Kammer um eine Abschrift des Urbars, da ihm nicht zustehe, dem Orden etwas zu vergeben. Nach Caspars Tode verkaufte 1612 der Bruder Hans Beeß senior Makau der Wittwe des Caspar Dorothea geb. Strzela für 9000 Thaler. Abt Johann Dorn von Rauden veräußerte 13. December 1639 die Mühle dem Johann Reiswitz auf Silberkopf, Brzezie und Letzterer 1620 für 1300 Thaler dem Johann Georg Blacha von Lub auf Rybna, Hauptmann der Herrschaft Beuthen, der die vorhingenannte Wittwe geheirathet. Erich v. Blacha erscheint 1649—1654 auf Dirschel und Makau. Die Indiction des Blachaschen Antheils betrug Gut und Unterthanen zusammen 1329 Thaler, die der Commende 1282 Thaler. Johann Georg von Blacha starb 1672. Nach dessen Tode und zwar 1676 kaufte Adam Wilhelm Stolz von Gostom (= Simsdorf), vermählt mit Helene Dreßler v. Scharfenstein den größeren Antheil. 1685 erscheint er auch als Besitzer von Twardawa und verkaufte 14. Juli 1687 Makau dem Gotfried Bernard Schalscha von Ehrenfeld auf Silberkopf und Sudol (siehe Seite 199) für 10,500 Thaler. Letzterer erwarb 1698 Mosurau, machte 6. Mai d. J. sein Testament, starb am nächsten Tage erst 58 Jahre alt, wurde einstweilen in der Kirche vor dem Hochaltare in der Gruft beigesetzt und am 20. August in die neue Gruft gebracht. Er hatte sich am 28. Mai 1684 mit Eva Constanze Victoria v. Skal vermählt, die als Wittwe in Makau wohnen blieb, am 9. October 1702 einen Loslaßschein für Unterthanen aus Silberkopf ausstellte und 8. November 1704 sich mit Johann Rogoiski von Rogożnik verehelichte. Die Söhne theilten sich in die Güter: Philipp Florian v. Schalscha erhielt Mittel=Makau, schloß 9. Februar 1711 einen Ehevertrag mit Anna Susanna Dorothea Charlotte, Tochter des Paul von Larisch und starb 1. Juni 1719. Dessen Bruder Josef Anton, in erster Ehe mit Elisabeth von Larisch verheirathet, die im Kindbette 19. August 1714 starb, führte in zweiter Ehe Maria Josefa von Wiplar als Gattin heim, verkaufte halb Makau und zog nach Troppau. Carl von Schalscha erhielt Mosurau und heirathete 3. October 1719 Johanna von Zmeskal.

Die im Dorfe belegene Mühle (Commender) verkaufte 20. Januar 1706 Anna, Wittwe nach Johann Subert an Jacob Kubitzek aus Janowitz und dessen Ehefrau Anna geb. Subert für 400 Thaler schlesisch und Michael Heinrich verkaufte mit Einwilligung des Philipp Florian v. Schalscha 1. November 1714 seine Untermühle mit 2 Gängen nebst einem Viertel Acker in drei Feldern dem Peter Russek für 338 Thaler.

Franz Albrecht Graf Tenczin auf Krawarn erwarb 1719 für 10,500 Thaler die eine Hälfte von Makau und Josef Ignatz von Tetzler am 25. Februar 1723 für 11,600 Thaler die andere Hälfte. Die Indiction des Tenczinschen Antheils betrug 652¼ Thaler, die der Unterthanen 652½ Thaler. Zwei Gärten hatten 4 Scheffel Flächeninhalt, auf dem Felde wurden je 22⅓ Malter ausgesäet, 500 Schafe, 17 Kühe, 3 Schweine gehalten. Der Eichwald betrug ⅙ Stallung. Der Kretschmer schänkte 48 Achtel Bier, 4 Eimer Branntwein aus, die zweigängige Obermühle zinste 4 Scheffel Weizen, 68 Scheffel Roggen. In diesem Antheile waren 7 Bauern, eine Wüstung, 5 Freie, 18 Gärtner, die zusammen 62 Kühe, 14 Schweine hielten, von 10 Gärten 5 Scheffel, auf dem Felde je 24 Malter aussäeten. Eine Erbscholtisei existirte nicht, Gemeindeälteste waren Urban Sebrala, Richter Friedrich Binczik. Die Indiction des Tetzlerschen Antheils betrug 653¼ Thaler, die der Unterthanen 652¼ Thaler. Es wurden auf dem Gute 500 Schafe, 20 Kühe, 5 Schweine gehalten, je 25 Malter ausgesäet, der Wald hatte zwei Stallungen weiches Holz; der Niedermüller Peter Russek zinste an Geld 10 Thaler, ferner 4 Scheffel Weizen, 12 Scheffel Roggen, 56 Scheffel Mehl. Auf diesem Antheile waren 8 Bauern, eine Wüstung, ein Freier, 19 Gärtner, die insgesammt 55 Kühe, 20 Zuchtschweine hielten, je 23¾ Malter aussäeten, Martin Nowak war Vogt. Beide Antheile hatten freies Brennholz im Schloß Ratiborer Forsten.

Den Tetzlerschen Antheil erwarb Franz Albrecht Graf Tenczin am 16. November 1724 für 11,500 Thaler, so daß er ganz Makau besaß, welches nunmehr mit Krawarn vereinigt blieb. General von Dalwigk hatte zwar 1788 Krawarn dem Schwiegersohn und Makau dem eigenen Sohne Georg Ludwig Friedrich bestimmt, aber schon nach zwei Jahren war letzteres Gut in den Händen des v. Thun. Ein Urbar zwischen Rittmeister Philipp von Thun und der Gemeinde Makau wurde 1790 errichtet. Damals bestanden im Dorfe 88 Besitzungen nämlich 13 ganze Robot=, 4 zweidrittel Robot=, 1 eindrittel Robotbauer, 6 freie Viertelbauern, 14 Freigärtner, 24 Angerhäusler und 26 Dreschgärtner. Dem Dominium stand das Holzrecht in den herrschaftlich Ratiborer Wäldern noch zu. 1797 und 1798 hat Justizrath Josef von Pelka aus Loslau die Güter abgeschätzt und betrug der Werth von Makau 168,994 Thaler. Zwischen Makau und Pawlau fiel 5. August 1798 ein Wolkenbruch. Eine Frau aus Makau, die sich auf einen Baum retten wollte, wurde fortgerissen und fand man sie erst den zweiten Tag darauf. Anton Koczur vom 2. Schlesischen Landwehr=Infanterie=Regiment blieb bei Belle Alliance auf dem Felde der Ehre. Nach Zimmermann zählte Makau 1783 in beiden Antheilen drei Vorwerke, 17 Bauern, 42 Gärtner, 8 Häusler, nach Knie 1844 in 114 Häusern, ein Vorwerk im und zwei außer dem Dorfe westlich Rogau, östlich Widow, 634 Seelen, nach Triest hatte 1861 Makau 773 Einwohner, die sämmtlich katholisch waren. Ende 1880 umfaßte der Gemeindebezirk in 208 Häusern 753 Einwohner und wurden 55 Pferde, 224 Stück Rind=, 96 Stück Schwarzvieh, 30 Ziegen, 23 Bienenstöcke gehalten. Das Rittergut umfaßt nach Hectaren: 541,50 Acker, 53,72 Wiese, 1,54 Hutung, 1,75 Wald, 14,98 Unland (Zusammen 613,49 Hectar). Der Gutsbezirk hat 208 Seelen und werden 58 Pferde, 177 Stück Rind, 69 Stück Schwarzvieh, 1831 Schafe gehalten.

Kirche.

Schon im Jahre 1223 bestand hier ein Pfarrsystem und war die Kirche im Besitz der Johanniter. Die große Glocke trägt die übliche Inschrift: Rex gloriae veni cum pace Mariae. I. N. R. J. und MCCCCLXXXXIII (= 1493). Laut Urbar von 1532 besetzte der Comtur mit Bewilligung des Markgrafen Georg von Brandenburg die Pfarrei. Ein Neubau der Kirche war 1613 begonnen, aber die Consecration 1679 noch nicht erfolgt. Doch hatte das Gotteshaus den alten Titel zum heiligen Johannes dem Täufer beibehalten und feierte das Andenken an die Errichtung Sonntag nach Johannes Enthauptung. Es war 28 Ellen lang, 14 Ellen breit, hatte 3 Altäre und 3 Glocken, über der Kirche kein Thürmchen; der Fußboden war zur Hälfte gedielt, zur Hälfte gepflastert. Die meist lutherischen Parochianen besuchten die Kirche und traten in den nächsten 10 Jahren sämmtlich zum Glauben der Väter zurück.

Adam Augustin Nicolaides war zu Jaschiona am 23. Januar 1626 geboren, hatte philosophischen und theologischen Studien in Tyrnau obgelegen. In der Mitte des Jahrhunderts war es noch Sitte, den Titulus mensae dem Theologen auf die zu erwartende Stelle zu geben und erhielt Nicolaides das Subdiaconat auf den Tischtitel als Vicar von Janowitz. In Neisse 16. März 1652 ordinirt, wurde er Vicar in Ratibor, auf Präsentation des Malteser Ferdinand Ludwig Graf Kolowrat für Makau und des Protestanten Wilhelm von Beeß für Krawarn, als Pfarrer von Makau und Krawarn 17. October 1662 investirt, zog 1677 nach Einsturz der Pfarrei von Makau nach Krawarn, hielt wegen Erblindung seit 1675 einen Vicar, mit dem er in einer hölzernen baufälligen Hütte wohnte. Der Pfarrer bezog 1) aus Makau von den 19 Bauern je 3 Viertel Roggen und Hafer, vom Besitzer Adam von Stolz von 9 Bauerngütern je 3 Viertel Roggen und Hafer. Die Widmut hatte der Malteser Graf Kolowrat in Pacht für 12 Thaler; 2) aus Krawarn von den 34 Bauern je einhalb Scheffel Roggen und Hafer, vom Schulz 16 Silbergroschen. Carl von Dobschütz verweigerte die 12 Scheffel Roggen und Hafer vom Vorwerk. Der Pfarrer starb 8. Juli 1693 und wurde in der kleinen Gruft zu Krawarn bestattet. Nach dem Todtenbuche soll er 41 Jahre bei deu hiesigen Kirchen fungirt haben; danach wäre er schon 1652 also 9 Jahre vor der Investitur hier angestellt gewesen. Im letztgenannten Jahre wurden viele Kirchen den Katholiken zurückgegeben.

Vicare waren Franz Anton Novatius, geboren 1650. Ein Franz Novatius war bei Pleß geboren, in Rybnik erzogen, hatte in Olmütz studirt, 1675 in Krakau die Priesterweihe erhalten und war 1681 in Ruptau investirt worden. (Seite 163.)

Mathias Anton Foytik, Cooperator seit 1688, wurde Pfarrer in Krawarn. In Makau blieb ihm ein Garten von 3 Viertel Aussaat und eine Widmut von einem Hufe Acker. 1698 wurde die Gruft gebaut. Das Pfarrhaus, 1713 noch leerer Platz mit anstoßendem Garten, wurde wieder aufgebaut. Nach dem Visitationsbericht von 1719 war noch kein Pfarrhaus, sondern nur ein an den Lehrer vermietheter Garten vorhanden, auch kein Acker, weil die Malteser bei Verkauf des Gutes denselben wahrscheinlich mitverkauft und bezogen die Vorgänger davon 12 Thaler, was vom Dominium noch entrichtet wurde; von letzterem wurden auch statt des Decems von eingezogenen Bauerngütern 12 Thaler gezahlt. Von der Gemeinde erhielt der Pfarrer je 15 Scheffel Roggen und Hafer, vom Müller 1 Viertel Weizenmehl. Der Kirchvater Bauer Georg Dembowski, welcher 13. April 1722 starb, vermachte von einem Acker einen jährlichen Zins von 20 Silbergroschen für die Kirche und 10 Silbergroschen auf eine heilige Messe. 1727 goß Franz Stanke in Troppau die Mittelglocke.

1746 vermachte der Convertit Gotfried König, gebürtig aus Löwen, der im Alter von 80 Jahren mit den heiligen Sakramenten versehen hier Juni gestorben und 12. beerdigt worden, 20 Thaler schlesisch auf zwei heilige Messen für sich und seine Ehefrau Marianna, die ihm neun Tage später in die Ewigkeit folgte. Veit Durschlag, ein Schmied, der 6. Juli 1761 starb, fundirte 20 Thaler auf Messen.

Bei der Grundsteinlegung der neuen Kirche 26. Juli 1777 war der Besitzer des Gutes selbst zugegen, legte den ersten Stein, gab 70 Scheffel Kalk aus Mosurau und 50 mille Steine. Der Bau war 1788 vollendet; die Kirche wurde mit Schindeln gedeckt und benedicirt. Sie ist 42 Ruthen lang, 14 breit, mit Quadersteinen gepflastert, erhielt 3 Altäre: 1) Sancti Joannis Baptistae; 2) Beatae Mariae Virginis 3) Sancti Michaelis. Der Kirchhof 62 Ruthen lang, 32 breit, 1816 noch ohne Planken, wurde von der Gemeinde mit Brettern eingezäunt.

Die Gemeinde beschaffte 1794 die Signalglocke Sanct Nicolai. Am 28. April 1800 stiftete die verwittwete Niedermüllerin Rosalie Muthwill 20 Thaler auf einen zu errichtenden Kreuzweg. Brauer Anton Kluger fuhr 1808 von der Kirchweih aus Bauerwitz, wo er seine Tochter besucht, heim, erkrankte unterwegs und starb 24. October zu Makau. Kurz vorher hatte er seiner Gattin Magdalena 60 Thaler auf das Geläut Freitag Nachmittag gegeben.

1813 wurden die Sitzstellen mit à 8 Silbergroschen verkauft. Wegen Anlage eines neuen Mühlgrabens wurde 12. November 1828 ein Wiesenfleck von 150 □Ruthen umgetauscht. Nach einer Beschreibung aus demselben Jahre war das Pfarrhaus in Makau über 100 Jahre alt, von Schrotholz gebaut, 5 Ruthen lang, 2 Ruthen breit, enthielt 3 Stuben, 2 Kammern, einen Keller; dabei Stallungen, Scheuer etc. Der Garten 20 Ruthen lang und fast ebenso breit; der über dem Wege liegende Brunnen war mit Holz ausgelegt; die Pfarräcker bei der Coseler Straße auf drei Stellen hatten 100 Breslauer (= 136 Pr.) Morgen und war der ehemalige an vier Stellen liegende Acker in Thurmas umgetauscht.

Am 26. Februar 1846 erschienen bei dem fürstbischöflichen Commissar, Stadtpfarrer Heide, Deputirte und erklärten: Da in Makau nur jeden zweiten Sonntag Gottesdienst abgehalten wird, das Dorf aber 100 Hausnummern hat und es bis nach Krawarn eine starke halbe Meile ist, so wollen wir mit Einverständniß des Pfarrers einen Localkaplan anstellen lassen und auf unsere Kosten erhalten. Das Vorhaben kam aber nicht zur Ausführung.

Im Jahre 1862 schenkte die Gräfin zwei neue weiße Ornate, im nächsten Jahre ließ der Graf die Kirche mit Schiefer decken, die Gemahlin die Kirche äußerlich weißen, Fenster und Thüren streichen und die Thurmknöpfe vergolden. Im Jahre 1866 wurde an der Nordseite der Kirche eine Familienbegräbnißkapelle erbaut, in welcher Amand Graf Gaschin 15. November d. J., dessen Sohn Nicolaus 4ten März 1877 und dessen Mutter Fanny 19. Juli 1879 beigesetzt wurden. Sie hatte 26. Juli 1877 auf Jahresgedächtnisse 150 Thaler fundirt und wurden der Kirchenkasse 30. December 1879 noch 300 Mark zu einem am 16ten Juli zu haltenden Anniversar übergeben.

Auf einer Seite des Kirchhofes steht die massive Statue des heiligen Johannes, welche Thomas Dzimirski fundirt hatte; auf der andern Seite stand ein Kreuz, welches Matthäus Durschlag zur Beendigung eines Zwistes hatte errichten lassen; nachdem der Wind 1863 das morschgewordene umgeworfen, ließen vier Einwohner ein neues aufstellen.

Eine kleine Kapelle Sanct Johannis Nepomuk steht mitten im Dorfe, welche der Obermüller Kubiczek errichtet hat und erhalten muß. Am Ende des Dorfes, wo der Weg nach Krawarn und Stolzmütz sich trennt, steht auf einem Hügel ein Kreuz, ebenso auf dem Scheidewege rechts von Stolzmütz nach Krawarn und auf dem Ratiborer Wege nach Pawlau rechts von Widow. Kirchweih wird jetzt Sonntags nach Sanct Martini gefeiert.

Pfarr=Schule.

Nach den Archidiaconatsacten vom Jahre 1679 fungirte als Lehrer Johann Jassura, der einen Garten hatte, Accidenz bezog und von jedem der 29 Bauern 2 Brode und 3 Garben erhielt. Ihm folgte schon im nächsten Jahre Wenzel Fabian, geboren 1646. Nach dem Visitationsbericht von 1687 fehlte nicht blos das Schulhaus, sondern auch ein Platz zum Aufbau. Der Lehrer erscheint 7. Februar 1694 als Trauzeuge und starb 4. März 1698. Sein 1673 geborener Sohn Georg Fabian war zunächst Brauer geworden, verehelichte sich 1695 mit Ursula Lucznia aus Cosel und als diese kaum drei Jahre später starb, 21. Juli 1698 mit Eleonore, Tochter des Brauer Adam Bienczyk. Im Jahre 1697 angestellt, wird er Juli 1707 Scholiarch, später auch ludirector genannt. Nach dem Visitationsbericht von 1713 war das Dorf, welches 19 Bauern und 24 Gärtner zählte, noch ohne Schulhaus, der Lehrer wohnte auch 1719 im eigenen Hause, erhielt vom Dominium 2 Scheffel Roggen und 2 Thaler, von jedem Bauer 2 Brode; es waren damals nur noch 11 Bauern vorhanden, da 8 Stellen unlängst vom Dominium eingezogen worden; es erhielt der Lehrer ferner von jedem Bauer 3 Wettergarben (zwei von Roggen eine von Weizen), von jedem der 24 Gärtner 2 Kreuzer, von den vier Umgängen 2 Gröschel oder einen Kuchen respective einige Eier; vom Accidenz den dritten Theil; bei der angestellten Prüfung erschienen die Kinder gut unterrichtet. Georg Fabian starb 24. October 1738.

Erst 1789 wurde wieder ein Lehrer angestellt, welchem die Gemeinde 30 Floren, 6 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Gerste, 4 Klaftern Holz versprach. Da weder Dominium noch Gemeinde ein Schulhaus bauen wollten, mußte er sich einmiethen. Die Gemeinde reichte ihm nicht einmal das Versprochene, weßhalb die Stelle oft verlassen wurde und längere Zeit unbesetzt blieb. Am 31. März 1792 war Organist Georg Willaschek Pate. Ein Bericht vom Jahre 1794 lautet: Die Schule in Makau hat erst vor einigen Jahren ihren Anfang genommen, da auf Geheiß der Herrschaft die Gemeinde einen Schullehrer habe annehmen müssen. Es ist kein ordentliches Schulhaus vorhanden, sondern nur eine Stube unlängst zum Unterricht erkauft worden. Das Brod wird dem Schulhalter daselbst bitter gewürzt, indem sie ihn, wenn denselben die Herrschaft nicht stützte, alle Stunden gern wieder abgeschafft sähen. Ein Bericht des Erzpriesters vom Jahre 1800 lautet: Das Schulhaus soll an dem Orte gestanden haben, wo jetzt ein Robotgärtner wohnt; der Lehrer Georg Willaschek ist in einem elenden herrschaftlichen Robothäusel eingemiethet, woselbst er nicht Raum für sich, vielweniger für eine ziemliche Anzahl von Schulkindern hat.

Anton Hoppe, Makauer Schulhalter, wurde 4. October 1797 mit Johanna, geschwächten Tochter des Andreas Sittna aus Troppau copulirt.

Josef Beyer, geboren Dirschel 1774, im Raudener Seminar 6. December 1790 als befähigt erklärt, wurde Adjuvant in Bleischwitz, Buslawitz, Piltsch, 1. November 1797 interimistischer Lehrer in Makau und 1800 nach Woinowitz befördert. 30. Mai 1799 ließ er eine von der Ehefrau Juliane Juretzka geborne Tochter Caroline taufen.

Florian Hawel, Schulmeister, ließ 19. März 1802 eine von der Ehefrau Marianna Slaboin geborene Tochter Josefa taufen.

Johann Newrzella, Schulhalter, geboren 1776, brachte 4. März 1803 einen von der Ehefrau Nothburga Haran geborenen Sohn Maximilian zur Taufe, wurde 1805 Lehrer in Studzienna. (S.119). Sein Nachfolger Johann Haßny starb als hiesiger Schulmeister 22. April 1808 im Alter von 68 Jahren. Lehrer Ignatz Scharla, welcher bei einer Taufe am 26. Juni 1808 als Pate fungirte, scheint an der hiesigen Schule angestellt gewesen zu sein, da kein anderer Ort angegeben ist.

Johann Rohowski, geboren 1803, Oberglogau 1822, als Lehrer 18. April 1826 bestätigt, erhielt 1862 auch den Organistenposten von Makau, fundirte 22. Februar 1872 ein Jahresgedächtniß für seine Gattin und sich nach seinem Tode, trug als Jubilar auf Emeritirung vom 1. Januar 1873 an und wurde zur Ermittelung des Drittels als Pension 10. September 1872 ein Termin gehalten. Sie betrug 76⅔ Thaler. Rohowski lebt in Boblowitz, Kr. Leobschütz.

Franz Hupka, geb. Gr.=Nimsdorf 1843, Oberglogau 1863, war von 1863—66 in Plawniowitz, von 1866—67 in Syrin, von 1867 bis Ende 1872 in Lubom, vom 1. Januar 1873 ab als erster Lehrer in Makau. Als Entschädigung für die Viehhutung erhielt er 1876 bei Gelegenheit der Ackerseparation 1 Hectar 28 Ar 70 Quadratmeter Acker; der Industrieunterricht begann Juli 1875 durch Vincenta Frantzke. Während des Baues eines neuen Schulhauses wurde Halbtagsunterricht in dem Bauernhause des Johann Sebralla gehalten.

Die Königliche Regierung verfügte 14. März 1879 Kreirung einer Adjuvantenstelle und hat das Königliche Ministerium 30. März 1880 eine Staatsbeihilfe von jährlich 200 Mark auf zwei Jahre bewilligt.

Eduard Kunz, geboren 1860 zu Badewitz, Peiskretscham 1880, am 1. April d. J. angestellt.

Schulkinder waren: 1842 118, 1857 130, 1865 127, 1871 160, 1875 176, 1878 188, 1883 170, 1885 190.

Parochie Kreuzenort.

Dorf Kreuzenort, bis 1874 Krzyżanowitz.

Der Name ist abzuleiten von Krziżan = Christian oder von Krzyż = Kreuz, weil zwei stark frequentirte Landstraßen sich kreuzten, liegt 15 Kilometer südöstlich von Ratibor entfernt. In ältester Zeit besaßen das Rittergut Mitglieder der angesehenen Familie Tworkowski. Milota vermählte sich 1371 mit Barbara, Tochter des in der Groß=Strehlitzer Gegend reich begüterten Stefan Swentopelk von Zyrowa. Wie viele andre Dörfer, so hatte auch Krziżanowitz ehemals zwei Antheile. Milota Tworkowski saß von 1407—1415 auf einem und Dobesch auf dem andern Gute. 1479 bis 1484 wird Johann als Besitzer genannt.

Im Jahre 1496 erscheint Paul Charwat v. Wiecze, der 1502 Antheil Studzienna erwarb und 1507 auch Roschkau besaß, das er wahrscheinlich schon mit Krziżanowitz erworben hatte. 1526 erlangte er den böhmischen Adelstand mit dem Prädicat Petrowitz. Von 1551 bis 1554 tritt Johann Petrowitz Charwat auf; 1558 Johann und Wenzel. Paul Charwat erkaufte im letztgenannten Jahre für 100 Thaler die Mühle Oletzki bei Krziżanowitz. Nach Wenzels Tode erkaufte Paul von der Wittwe Juliane Lissko aus Deutsch=Leuthen dessen Hälfte von Krziżanowitz, Roschkau und Elgot für 8500 Gulden und besaß also das ganze Gut, das jedoch unter den Söhnen Paul und David wieder zur Theilung kam. Laut Bericht des Pfarrers Moritz hatte Paul eine Fundation von 160 Thalern auf 14 Messen gemacht, nach den Archidiaconatsacten hafteten 400 Thaler auf wöchentlich zwei Messen und Fürbitte in der Fastenzeit für den gleichnamigen Stifter 1).

Nach dem Tode des David Charwat kaufte 1. December 1661 von der Wittwe das Gut für 5000 Thaler Isolde geb. Gräfin Oppersdorff, Gattin des Johann Bernard Graf Praschma auf Rybnik und Slawikau, machte eine Fundation von 200 Gulden und werden die 19 Messen noch gegenwärtig gelesen. Außerdem vermachte sie in ihrem Der letzte des Geschlechts David Franz lebte in der Altendorfer Vorstadt, starb 1. August 1720 84 Jahre alt und wurde feierlich begraben; er war Zeuge gewesen, als am 25. Januar 1689 Johann Ferdinand Charwat mit der Wittwe des Wenzel Graf Oppersdorff in Ratibor copulirt worden. Testamente 300 Thaler, damit im Minoritenkloster zu Oberglogau 10 stille Messen vierteljährlich und ein Anniversar mit Officium defunctorum und Conduct gehalten werden. Die Tochter Candida übernahm bei der schwesterlichen Theilung die Verpflichtung, alljährlich 18 Thaler Interessen nach Oberglogau zu senden. Die Vormünder Johann Georg Graf Oppersdorff, Johann Bernard Graf Praschma und Guardian Franz Basilius Littich stellten darüber auf Schloß Ratibor 1. Mai 1688 ein Document aus.

Anna Helene geb. Gräfin Praschma, seit 1686 Gattin des Max Ludwig Freiherr von Jaroschin, cedirte 13. December 1687 den vom Vater ererbten Antheil dem Johann Bernard Graf Praschma auf Brzezie, Pogrzebin, Klokoczin, Gottartowitz und Rowkowin. Letzterer verkaufte 9. October 1699 Halb Krziżanowitz für 9000 rheinische Gulden dem Mathias Nicolaus von Rostek auf Pilgramsdorf [=Pielgrzymowice] und von diesem erwarb denselben Antheil schon im nächsten Jahre Benigna Esther Freiin Wengerska geb. Gräfin Praschma auf Rybnik für 7800 Thaler, den andern Theil verkauften 1708 nach dem Tode des Johann Bernard Graf Praschma, der in Krziżanowitz ein stattliches Herrenhaus aufgeführt, Commissare für die Waisenkinder in der Subhastation für 6000 Thaler dem Carl Gabriel Freiherrn von Wengersky auf Rybnik, so daß nunmehr das ganze Gut vereinigt war. Zu Anfang des Jahrhunderts war aus 10 Bauergütern, deren Besitzer zum Theil gestorben waren, zum Theil sich verlaufen hatten, am Ende des Oberdorfes das Vorwerk Lichtenberg und eine Schaftrift daneben angelegt worden; auch wurde das Jungvieh aus dem andern Vorwerk hier aufgezogen. Am Orte befand sich ein Revierjäger und ein Fischer wohnte im Walde an der alten Oder. Das Gut Krziżanowitz lag in der Indiction mit 2877 Thalern. Bei dem Vorwerke befanden sich folgende Gärten: Der Vorderschloßgarten, der Gemüsegarten, ein Garten bei dem St. Kunigundenkirchlein, der nur zur Gräserei benutzt wurde, weil Obstbäume dort nicht gediehen, „Matzkau“, ein Werder bei der Oder diente Gräserei; diese vier Gärten wurden auf 2 Malter, 1 Scheffel Aussaat berechnet; der Czirnovagarten war mit 6 Häuslern besetzt, die je eine Kuh hielten. Die zum Vorwerk gehörenden Dreschgärtner hatten sieben Gärtchen, zusammen mit 1¾ Scheffel Aussaat. An Teichen waren vorhanden: der Schloßteich mit Regenwasser gespeist, in der Olszyna (Erlenwäldchen) drei Teichel, zu denen das Wasser von den Feldern herabkam, außerdem zwei Teichel; zwei Strichteichel waren mit 10 Schock Strichkarpfen und zwei Teichel mit 10 Schock dreijährigen Karpfensamen besetzt. Aus dem Eichenwalde, der mit Aspenholz vermischt war und 1½ Stallung enthielt, wurde nichts verkauft, sondern das Holz zum Schloßbedarf verwendet. Bei dem Schloßvorwerk wurden 700 Schafe, 52 Kühe, 9 Schweine gehalten, die Hutung an der Oder war öfterer Ueberschwemmung ausgesetzt. Ausgesäet wurden je 22 Malter und von den Häuslern je 8⅔ Scheffel. Die Unterthanen des Dorfes lagen in der Indiction mit 1568 Thalern 27 Groschen. Scholz war 1724 Friedrich Giela; die 15 Bauern hielten 11 Gärten mit 7 Scheffel Aussaat, 350 Schafe, 57 Kühe, 24 Schweine, säeten aus zusammen je 26⅙ Malter; 42 Gärtner und Häusler. Der Kretscham hatte bedeutenden Ausschank, weil am Orte zwei Straßen zusammenkommen, für Fremde Gelegenheit zu bequemer Uebernachtung geboten war, auch die Beamten und Diener sich einen Trunk gestatteten; es wurden jährlich 115 Achtel (à 200 Quart) Bier und 16 Eimer (à 80 Quart) Branntwein ausgeschänkt. Der Windmüller Jacob Gaida war ein Zimmermann und hatte die Mühle in Pacht.

Carl Gabriel Freiherr v. Wengersky, welcher 30ten September 1714 Reichsgraf wurde, 1726 Pilchowitz, 1731 Ruderswald kaufte, starb im April 1736. Dessen Sohn Franz Carl, Kämmerer des Großherzogs von Toscana, Hauptmann des Ratiborer Kreises, folgte 1747 im Tode nach. Freiherr von Eichendorf wurde Vormund der Minorennen. Am 7. März 1757 bat er die Behörde um ein Darlehn auf das Gut Krziżanowitz und reichte eine Specifikation des Verwalters Anton Franz Libor vom vorhergehenden Jahre ein, in welcher die Kriegslieferungen auf 1800 Thaler veranschlagt waren, man sei nicht im Stande, den Rest der Fourage zu geben. Das Vieh der Bauern sei durch den öfteren Transport ruinirt; es sei bereits militärische Execution vollstreckt, auch schon der Verwalter Libor in Arrest nach Ratibor gebracht worden. Letzterer besorge nun täglich, nach Cosel abgeführt zu werden, da wiederum militärische Execution angedroht worden; der Ruin der Pupillen stehe bevor wenn das Darlehn nicht bewilligt oder der Consens dazu nicht gegeben werde. Letzterer wurde sofort ertheilt.

Anton Graf Wengersky, der jüngste Sohn, der majorenn geworden nach dem zwischen den Geschwistern 22. Mai 1754 zu Rybnik errichteten Erbreceß die Herrschaft Krziżanowitz nebst Roschkau und Ruderswald übernommen und am 3. Juni 1765 den Homogialeid geleistet, starb auf dem hiesigen Schlosse am kalten Fieber am 9. Mai 1775 erst 34 Jahre alt und fundirte 228 Thaler auf ein Amt und 24 Messen jährlich.

Johann Carl Fürst Lichnowsky auf Odrau, Kuchelna und Grabowka, wirklicher Geheimer Rath und kaiserlicher Kämmerer, kaufte 22. November 1775 für 21,000 Thaler die Güter nebst Kirchlehn, welche ihm am 19. Juli des nächsten Jahres übergeben wurden. Am 8. April 1788 disponirte der Fürst letztwillig, bat in einem Schreiben den König um Erlaubniß, ein Fideicommiß zu errichten und ersuchte den Großkanzler Freiherrn von Carmer um Befürwortung. Durch Cabinetsordre vom 16. Juli d. J. wurde die Stiftung eines Majorats von den unter preußischer Herrschaft belegenen Allodialgütern bewilligt. Das Fideicommiß bildeten: a. die Herrschaft Kuchelna nebst den Dörfern Kuchelna, Borutin, Boleslau, Owschicz, Pyschcz, Wrzessin, Strandorf, Rohow, Köberwitz, Sczepankowitz; b. die Herrschaft Grabowka mit Lubom, Syrin, Niebotschau; c. die Herrschaft Pschow (10. Juli 1774 erworben, September 1806 verkauft) mit Antheil Ridultau, Zawade, Doly; d. die Herrschaft Krziżanowitz nebst Roschkau, Ruderswald, ferner die Dörfer Zabrzeh und Wehowitz (1802 verkauft).

Noch vor Ausfertigung der Urkunde war der Fürst am 19. April gestorben. Sein Sohn Fürst Carl, seit 1788 Majoratsherr, starb 1814. Dessen Sohn Eduard, Verfasser einer Geschichte des Hauses Habsburg in acht Bänden, starb Neujahr 1845; dessen Sohn Felix kämpfte in Spanien für die Sache der Legitimität, gab Erinnerungen aus den Jahren 1837—1839 und für Portugal aus dem Jahre 1842 heraus, sorgte als Director der Wilhelmsbahn dafür, daß der Schienenweg die Stadt Ratibor berührte, wurde als Mitglied der Nationalversammlung erwählt und zu Frankfurt am Main 18. September 1848 ermordet. Dessen Bruder Fürst Carl folgte im Majorat. Das den Park beengende Schloßvorwerk wurde 1860 cassirt und ein neues Vorwerk begründet, das Schloß selbst durch einen Saalanbau und Thurm erweitert. Der ausgedehnte anmuthige Park zeichnet sich durch großartige Gewächshäuser aus und wird von Naturfreunden bei den Extrazügen gern besucht. Durch Cabinetsschreiben des Königs vom 22. October 1861 wurde dem jedesmaligen Haupte des Hauses das Prädicat „Durchlaucht“ zuerkannt.

Kaiser Wilhelm hat mittelst Erlaß vom 8. April 1874 die Umänderung des Namens Krziżanowitz in die Bezeichnung Kreuzenort genehmigt. Das Rittergut umfaßt: 441,91 Hectar Acker und Gärten, 104,58 Wiesen, 5,22 Hutung, 65,54 Wald, 9,29 Unland, 19,03 Wasser, insgesammt 645,57.

Das Dorf zählte im Jahre 1784 zwei Vorwerke, 17 Bauern, 52 Gärtner, 296 Seelen, 1844 in 196 Häusern 1023 Seelen, 1855 914, 1861 977 Seelen. 1883 zählte der Gutsbezirk in 6 Häusern 93 Seelen und wurden in demselben 608 Schafe, 6 Pferde, 79 Stück Rind=, 36 Stück Schwarzvieh und 3 Ziegen gehalten. Der Gemeindebezirk in 119 Häusern mit 1136 Einwohnern, hat 62 Pferde, 332 Stück Rind=, 106 Stück Schwarzvieh, 39 Ziegen, 31 Bienenstöcke.

Die Colonie Lapatsch, abgeleitet von łapać fangen, łapacz Fänger, was sich auf Fische und Vögel beziehen kann, da sie am Oderwalde lag, ist eine Ansiedelung nordöstlich vom Dorfe und von demselben durch den Bahnhof getrennt. Nach den Befundtabellen von 1725 wohnten hier vier Häusler und ein Kretschmer, die je eine Kuh hielten; zu Anfang dieses Jahrhunderts standen daselbst an der Oder 11 Häuschen. Im Jahre 1880 wurde mit dem Bau einer Oderbrücke bei Lapatsch und der Chaussee durch Kreuzenort bis Lubom begonnen. Chaussee und Oderbrücke sind am 1. December 1881 dem Verkehr übergeben worden.

Pfarrkirche.

Obgleich in der Umgebung des Bischof Thomas zu Ratibor 1286 ein Pfarrer Nicolaus aus Crisanowitz auftritt, so ist es doch trotz der Nähe des Ortes von genannter Stadt fraglich, ob dieses Dorf gemeint sei, wie Neuling in Schlesiens älteren Kirchen S.58 annimmt. Wahrscheinlich ist jener Nicolaus Nachfolger des Sulislav zu Crisanowitz im Ottmachauer Gebiete (Stenzel Bisthum 169 und 224). Erst in dem Register des Peterspfennig 1447 wird die hiesige Parochie erwähnt. Weitere Nachrichten bieten die ältesten Gerichtsbücher. Paul Charwat v. Wiecze verklagte 1570 seine verwittwete Schwägerin Juliane Charwat, daß sie den Unterthanen der Waisengüter Krziżanowitz und Roschkau gewäehrt habe, den schuldig gebliebenen halbjährigen Decem dem nun verstorbenen Pfarrer Stanislav abzugeben und Paul Petrowitz Charwat verklagte 1576 den Johann junior von Beeß auf Tworkau, daß er den Pfarrer Valentin zu Krziżanowitz bedrohe, nachdem er seine Unterthanen bei dem Schlämmen des sumpfigen Teiches bedrückt.

Nach den Archidiaconatsacten von 1679 war die alte, von Holz zu Ehren Maria Geburt erbaute Kirche 23 Ellen lang, 12 Ellen breit, hatte drei hinsichtlich des Schnitzwerkes prächtige, aber nicht consecrirte Altäre: Hochaltar Maria Geburt, das Seitenaltar St. Anton von Padua und ein drittes an der Epistelseite, vier Fensterchen, zwei Thüren; die aus gehobelten Brettern zusammengefügte Kanzel war gemalt, die Decke getäfelt, die Wände waren mit einigen Bildern geziert, die baufällige Sacristei von Holz, der Kirchhof umzäunt; es waren zwei Glocken vorhanden, die kleinere mit der Jahreszahl 1495. Kirchweih wurde Sonntag nach Maria Geburt gefeiert.

Simon Andreas Mataszek, geboren zu Brzezie 1631, hatte in Olmütz studirt und daselbst 24. September 1661 die Priesterweihe erhalten, wurde auf Präsentation der Isolde Gräfin Praschma am 13. Juni 1670 für Krziżanowitz investirt, war gegen die Leute finster, aber Parasit auf dem Schlosse. Das Pfarrhaus von Holz hatte nur eine Stube nebst Kammer und eine Gesindestube; die Einkünfte waren gering; an Acker besaß der Pfarrer 18 Scheffel altes Maaß Winter= und Sommeraussaat, vom herrschaftlichen Vorwerk erhielt er den Garbenzehnt, er amtirte 16 Jahre am Orte und starb 1686.

Simon Wolnik (S. 275), wurde 2. Mai 1686 investirt und durch den Erzpriester Scholastikus Friedrich Ferdinand Flade eingeführt. Die Wiese lieferte 4 Fuhren Heu, wurde aber später von der ausgetretenen Oder weggerissen. Nach dem Visitationsbericht von 1687 war die Kirche zu Ehren Beatae Mariae Virginis et Sanctae Annae dedicirt. Unter der Kanzel war ein neuer Taufstein beschafft worden, der Beichtstuhl fehlte noch, der bis zur Kuppel gemauerte Thurm trug zwei Glocken die dritte befand sich über dem Kirchendach; die Zahl der Communikanten, Roschkau eingeschlossen, betrug 280 Seelen, nur der Kretschambesitzer war lutherisch.

Am östlichen Ende des Dorfes gegen den Wald hinter dem Schlosse stand eine vom Dominium aus Holz und Lehm zu Ehren der heiligen Kunigunde erbaute Kapelle, in welcher sich ein Altar befand, an dem jährlich einmal celebrirt wurde, das Dach war aber schon schlecht und wurde 1713 darin nicht mehr Gottesdienst gehalten, doch lebte dort ein von der Herrschaft fundirter Eremit. Die Kapelle ist längst abgebrochen.

Wolnik scheint 1691 propter crematum ins Priesterhaus nach Neisse verwiesen worden zu sein. Von dort ging er in die Heimat und kam endlich nach Groß=Peterwitz, wo ihn der brave Gastwirth Friedrich Jäckel pflegte und kleidete. Er celebrirte daselbst. Als sich aber Pfarrer Ferdinand Duchek in Groß=Peterwitz mit Jäckel verfeindete, hielt sich Wolnik zur Kirche nach Janowitz. Auf einen Bericht des Duchek an das Geistliche Amt, forderte letzteres den Erzpriester und Scholastikus Gitzler 17. März 1704 auf, den Verklagten zu citiren und ihm die Rückkehr in die Olmützer Diöcese zu verbieten. Gitzler entkräftete die Verleumdungen, legte ein von der Gemeinde Groß=Peterwitz ausgestelltes Führungsattest bei und frug an, ob der bejahrte Priester, der wegen Kränklichkeit zur Uebernahme einer Kaplanei bereits zu schwach sei, wieder in das Emeritenhaus befördert werden solle.

Andreas Josef Wiesiolek, geboren Altendorf 1653, ordinirt 23. Mai 1682, wurde Kaplan in Raschau, blieb ein halbes Jahr in Slawentzitz ein Jahr in Pogrzebin, 1687 bis 1688 in Sohrau, wurde dann Vicar in Ratibor und am 6. December 1691 als Pfarrer von Krziżanowitz investirt. Er war zu diesem Benefiz durch Johann Georg Graf Oppersdorff als Vormund der Graf Praschmaschen Minorennen präsentirt worden. Am 29. December 1695 war er mit noch 7 Geistlichen bei dem Begräbnisse der Mutter des Pfarrer Johann Henner in Haatsch zugegen. Andreas Wiesiolek, Mitglied der Sodal. maj. Virg. Mar., starb 1698.

Andreas Augustin Goląbek starb am 20. April 1705 und wurde 3 Tage später bestattet.

Laurentius Dominik Keker aus Ratibor, getauft 6. August 1668, Minorist 27. März 1694, ordinirt 26ten Februar 1695, wurde Schloßkaplan in Rybnik, 1705 Pfarrer Krziżanowitz, legte die noch vorhandenen Kirchenmatrikeln an, indem er das Todtenbuch bis 1704 zurückführte, das Taufbuch mit 1705 und das Copulationsbuch mit dem nächsten Jahre begann. Er blieb am Orte bis August 1710 und starb als Pfarrer von Rybnik 10. Mai 1715.

Johann Andreas Janas, geboren Gostiz 1680, wurde in Olmütz, wo er studirt, auf den Tischtitel des Josef Graf Gaschin für das Gut Wyssoka 1705 ordinirt, war ein Jahr Kaplan in Lohnau, zwei Jahre in Oderberg, zwei Jahre in Freistadt, kam August 1710 hieher und wurde nach vier Jahren durch Gunst des Patrons Freiherrn von Wengersky nach Rybnik befördert, wo er den 11. Mai 1733 starb. In dem fünf Tage vorher ausgestellten Testamente vermachte er der hiesigen Kirche 100 Gulden.

Anton Franz Tomaschny, geboren 1689 zu Loslau, ordinirt 1713 auf den Tischtitel des Leopold von Centner=Ober=Marklowitz, wurde Vicar in Rybnik, kam schon 1716 als Pfarrer hieher und hatte bereits 600 Parochianen. Nach dem Bericht von 1719 war das Hochaltar St. Anna von Schnitzwerk und die Seitenaltäre in honorem St. Antonii und Beatae Virginis; die Kirche mit polnischen Bildern ganz bemalt, Kanzel und Chor sehr klein, die Hostien wurden aus Oderberg bezogen. Kirchweih wurde noch Sonntag nach Maria Geburt gefeiert.

An Einkünften bezog der Pfarrer den Zins von 12 Thalern aus der Fundation des Petrowitz Charwat, wofür in der Fastenzeit wöchentlich zwei Messen zu celebriren waren, 10 Floren aus der Fundation der Candida Comtesse Praschma für 24 Messen und den Zins von 100 Floren für eine monatliche Messe zur dereinstigen Seelenruhe des Pfarrer Paul Schluchala aus Tworkau. Er bezog den Feldzehnt vom Dominium an Weizen, Roggen und Gerste, aus den vom Dominium eingezogenen Bauernstellen je 6 Scheffel Roggen und Hafer und einen Thaler; von der Gemeinde an Decem je 6 Scheffel Roggen und Hafer, an Tischgroschen von jedem Bauer 2 Kreuzer, an Neujahr je 1 Silbergroschen und Hülsenfrüchte, von den Gärtnern je 1 Silbergroschen; aus Roschkau von der Gemeinde vier Scheffel Roggen, ½ Scheffel Hafer und 1 Thaler, von einem Acker, den drei Bauern inne hatten, den Feldzehnt; Tischgroschen, Opfer, Accidenz etc.

Der Pfarrer hatte bei einem Krankenbesuch sich an der Gesundheit geschadet und fast alle Haare verloren, weßhalb er bat, wenigstens in Winterszeit eine Perücke tragen zu dürfen. Im Jahre 1728 schenkte Thomas Kreyczy eine Kuh zur Benutzung des Pfarrers, wofür derselbe 8 Silbergroschen der Kirche abgeben solle; wenn die Kuh eingehe, so sei für die verkaufte Haut ein Kalb zu erwerben. Im Mai 1735 wurde auch er nach Rybnik befördert, wo er noch 1748 lebte und daselbst das Fest Mariä Schmerzen zuerst mit Vesper, Predigt und Hochamt feierte. Thomaschni starb Rybnik 22. September 1748.

Johann Bomba aus Gammau, 16. März 1726 Minorist, 12. März 1729 ordinirt, wurde Schloßkaplan in Brzesnitz und von Juli 1735 bis Januar 1755 Pfarrer in Krziżanowitz. Marie Kachel, Hedwig Harusek aus Markowitz und Franz Michalski, Bauer in Kornitz, schenkten 2. September 1740 als Pfarrbeilaß je eine Kuh gegen die Verpflichtung je eine heilige Messe jährlich zu lesen; später bezog der Benefiziat statt des Nutzviehes je 8 Thaler und mußte dafür die fundirten Messen celebriren. In dem Inventar, welches der Pfarrer über Kirche und Schule im Jahre 1750 anfertigte, ist erwähnt, daß der Gutsherr beabsichtigte, die Bruderschaft Mariä Schmerzen mit 100 Thalern schlesisch zu fundiren, aber von dem Vorhaben abkam, sodaß später Pfarrer Moritz gezwungen war, die Summe aus eigenen Mitteln zu geben. Er starb 1754 oder 175517. Januar 1755.

Administrator wurde Georg Foitzik, Kaplan in Benkowitz (S. 169.)

Caspar Langer, geboren 1706, erhielt 20. März 1734 das Subdiaconat, nachdem ihm Georg Friedrich v. Bujakowski auf Groß=Paniow den Tischtitel ertheilt. Er war 1748 Cooperator in Gläsen, 1749 Kaplan in Jedlownik. 1751—1755 Vicar in Rybnik und traf April 1755 als Pfarrer hier ein, verlor aber sein Augenlicht und mußte einen Cooperator annehmen, welche Einrichtung die Nachfolger durch lange Zeit beibehielten. Unter ihm wurde das Pfarrhaus aus Holz und mit Strohdach aufgeführt, es hatte nur eine Wohnstube mit Kammer, eine Gesindestube mit Kammer und eine gewölbte Küche. Langer starb 25ten Januar 1782.

Stefan Pelka, Bauersohn aus Broschütz, geboren November 1746, Minorist 2. September 1768, trat 15ten November 1769 ins Alumnat, erhielt auf den Tischtitel des von Görtz für Miestitz 23. December 1769 das Subdiaconat und 27. Mai 1770 mit Dispens die Ordination, war vom 9. Juli 1771 bis December hier Kaplan, 1779 Kaplan in Cosel, 1784 Administrator in Dolna.

Georg Kowalik, geboren Leschnitz 1738, war Administrator von 1772 bis Februar 1779, wurde zunächst in Pyschcz Administrator, seit April 1779 Pfarrer, woselbst er 14. April 1809 starb.

Andreas Olik, Sohn des Kämmerer in Krappitz, geboren December 1756, trat 4. November 1776 ins Alumnat, erhielt 29. Mai 1779 mit päpstlicher Dispens von 18 Monaten 7 Tagen die Priesterweihe, war Cooperator von August d. J. bis Juli 1781, dann Kaplan in Groß=Strehlitz, wurde Pfarrer in seiner Vaterstadt, wo er noch 1806 wirkte.

Anton Simon, 1779 Kaplan in Gleiwitz hier von August 1781 bis Januar 1782.

Paul Czwiencziek (S. 234), administrirte die hiesige Pfarrei von Januar bis Februar 1782.

Peter Umlauf, geboren 1738, war Administrator in Groß=Strehlitz von 1781—1782, hier vom 25. Februar Administrator, wurde Pfarrer und begrub 19. Juli 1790 seinen 80jährigen Vater. An Stelle der hölzernen Kirche wurde mit Beibehaltung des Thurms von 1791 bis 1793 zu Ehren der heiligen Anna ein neues massives Gotteshaus aufgeführt; dasselbe 48 Ellen lang, 21 Ellen breit, erhielt 8 Fenster, eine größere und kleinere Eingangsthür, wurde mit Schindeln gedeckt, der Fußboden mit viereckigen Schiefersteinen gepflastert. Der Patron Carl Fürst Lichnowsky beschaffte das Hauptaltar, gab auf wiederholte Bitten des um den Bau eifrigen Pfarrers außer anderer Hilfe ein Tausend Gulden baar, 700 Gulden flossen aus der Kirchkasse; außer einer Kirchencollecte und den Gaben einzelner Wohlthäter hatten die benachbarten Gemeinden freiwillig Fuhren gestellt. Am 22. October 1793 weihte Erzpriester Johann Sczyrba aus Janowitz die Kirche ein. Der ummauerte Kirchhof 108 Ellen lang, 34½ Ellen breit, hat zwei größere und drei kleinere Eingangspforten und wurde mit Pappeln bepflanzt. Umlauf verpachtete den Naturalzehnt und den Acker von 30½ Scheffel Ratiborer Maaß Aussaat der Herrschaft für 200 Gulden, was auch sein Nachfolger beibehielt. Der Pfarrer vermachte testamentarisch 100 Thaler auf eine neue Kanzel und den Taufstein, 206 Floren auf eine monatliche Messe und seine Büchersammlung (81 Werke) der Pfarrei. Er starb an Brustwassersucht am 2. September 1794 und wurde in der Gruft vor dem Hochaltare bestattet.

Andreas Bensch, geboren Elgot 22. November 1769, ordinirt 1793, wurde vom 12. Februar 1794 ab bis 13. September 1805 Kaplan in Tworkau, inzwischen September und October 1794 hier Administrator, endlich Pfarrer von Lissek, wo er 26. November 1827 starb.

Anton Krawarz, geboren 6. Juni 1769 in Groß=Strehlitz, Sohn der Schwester des Pfarrer Umlauf, erhielt 19. März 1791 auf den Tischtitel des Ernst Graf von Strachwitz für Proschlitz das Subdiaconat, 22. September 1792 die Priesterweihe, wurde Kaplan in Reichthal, 6ten October 1794 Pfarrer hierselbst. Die staatliche Ernennung datirt vom 9. November. Der Oheim hatte schon bei Lebzeiten ihn dem Fürsten als Nachfolger empfohlen, Krawarz erwarb als Geschenk des Pfarrer von Porembski aus Benkowitz die Kreuzwegbilder, welche am 28. Januar 1798 aufgestellt wurden, starb noch sehr jung an Asthma 4. März 1798 und wurde in der Kirchengruft bestattet.

Ignatz Romainski, geboren Zülz 1774, ordinirt 1798, Kaplan in Krziżanowitz, Loslau, 1801 Tost, Raschau, Februar 1805 Groß=Rosmirz, 1806 Cosel, starb in Laband 2. April 1807.

Josef Pampuch, geboren 1760 in ChroszczChrosczütz, erhielt 24. September 1785 die niederen Weihen, 17. December das Subdiaconat auf den Tischtitel der Gräfin Gaschin für Turawa, 25. März 1786 die Priesterweihe, war 1788 in Pilchowitz, vom 2. Februar 1795 in Lubowitz, dann in Rybnik, bald darauf bis 16. Juni Schloßkaplan in Brzesnitz, administrirte die hiesige Pfarrei von März bis October 1798, wurde Administrator in Loslau, kam nach Kaplan Pelka hieher zurück, hielt sich 1821 in Chrosczütz auf, wurde Pfarrer in Zelasna, feierte 1836 sein Jubiläum und starb 6. Juli 1844 an den Folgen eines in seiner Wohnung fünf Wochen vorher erlittenen Falles.

Jacob Moritz, geboren am 6. Juli 1769 zu Alt-Hratschein bei Nassiedel, Sohn eines Schulzen. Von den zwei Söhnen sollte einer die ansehnliche Wirthschaft erben, der andere zunächst studiren und sich den Beruf frei wählen. Jacob entschied sich für den Priesterstand. Während er den theologischen Wissenschaften mit Eifer oblag, starb der Bruder. Von den Eltern heimgerufen, um das väterliche Erbe zu übernehmen, blieb er seinem Vorhaben treu und überließ die ihm zugedachte Besitzung seiner Schwester, erhielt 25ten September 1792 die Priesterweihe, fungirte 6 Jahre als Kaplan in Beneschau und Hofkaplan in Kuchelna, trat in die Breslauer Diöcese und erhielt auf Präsentation des Fürst Lichnowsky die Pfründe. Das Generalvicariatamt empfahl ihn 13. August 1798 dem dirigirenden Minister Graf Hoym zur Ertheilung des Placet und zur Festsetzung von 22½ Thalern für die Hauptschul=Seminarienkasse. Statt der drei Kühe übernahm er das Aequivalent von je 8 Thalern. Da er den Acker verpachtete, so verkaufte er die größere Scheuer für 40 Gulden und bezog von dem Kapital die Zinsen, dagegen vergrößerte er die vom Vorgänger errichtete kleinere Scheuer auf eigene Kosten und baute ebenso die Kaplanei, wozu die Gemeinde nur die Bedachung besorgte. Im Jahre 1799 wurden die Sitzbänke für das Volk auch die an der Seite des Hochaltars für die Beamten angeschafft und erstere für 6 Silbergroschen auf Lebenszeit verpachtet. Im nächsten Jahre ist das Chor für das Volk gebaut worden, wozu Patron das Material, die Kirchenkasse 100 Thaler gab und die Gemeinden Hand= und Spanndienste leisteten. Hedwig Schulik fundirte 1. Juli 1803 20 Thaler auf zwei heilige Messen und Catharina Tarabek Ende 1806 hundert Gulden auf ein Cantatum und drei heilige Messen.

Nach einer Beschreibung aus dem Jahre 1810 lag der Pfarracker an zwei Stellen, einer hinter dem Pfarrgarten auf Tworkau zu von 24 Scheffeln Aussaat und der andere „Naplatek“ unter den Dominialfeldern gegen den Wald zu am Wege nach Tworkau 6½ Scheffel Altmaaß, zusammen nach jetzigem Maaße 88 Scheffel. Die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk im Dorfe war von den Knechten angeschafft, die hinter dem Dorfe auf Roschkau zu stehende Johannes Nepomuk=Kapelle soll das Dominium beschafft haben, außerdem war eine St. Urbanisäule auf Tworkau zu; alte Leute versicherten damals, daß sich eine Marienstatue an der Roschkauer Grenze befunden habe.

Einen Acker nahe bei Roschkau von drei Viertel Aussaat benutzte ein Kirchvater und lieferte dafür seit alter Zeit den Meßwein. In der Kirche befanden sich damals und noch 1824 auf dem Bilde der schmerzhaften Mutter Gottes zwei Denkmünzen mit Oehr an einer 54 Ellen langen Kette, ein Dukaten von 1734 an einem Kettchen, später eine thalergroße Münze, zwei Münzen von 1599 und 1732; auf dem Bilde Mariä Empfängniß und auf dem Haupt Jesu je eine Krone, links des Kindes hing am Namen Mariä ¼ Dukaten. Die verwittwete Stadtinspector Luise Kauffer geb. Wolczki zu Ratibor fundirte 1824 auf das Donnerstag= und Freitaggeläut 100 Thaler.

Im Jahre 1826 wurde das Pfarrhaus 27 Ellen lang und 17 Ellen breit massiv aufgeführt und mit Flachwerk gedeckt; unten befindet sich ein Kaplanzimmer und eine Gesindestube, Küche, Speisegewölbe, zwei Keller; oben vier Zimmer nebst Bibliothekraum, unter dem Dach der Schüttboden; neben der Pfarrei unter einem Dache, 49 Ellen lang, 14 Ellen breit, Pferde= und Kuhstall, Kammer auf der einen Seite, auf der anderen Wagenremise, Holz= und Kohlenschuppen; ein Scheuerchen mit Bansen gegenüber der Pfarrei im Garten. Der Receß über Zehnt und Hutungsablösung datirt vom 29. Juli 1836.

Moritz feierte 25. September 1842 seine Secundiz. Erzpriester Kubiczek hatte die Königliche Regierung auf das wichtige Ereigniß schon am 1. Juni aufmerksam gemacht und die Verdienste des Jubilars geschildert. Aus diesem Schreiben erfahren wir, daß dessen Vater allgemein geachtet, das Ehejubiläum erlebt und das Schulzenamt 46 Jahre mit Ehren verwaltet. Als Pfarrer erwarb sich Moritz das volle Vertrauen der Gemeinde, des Patrons, wie auch der geistlichen und weltlichen Behörden, die ihm fortwährend ihr Wohlwollen kund gaben. Er hat in seinem Wirkungskreise viel Gutes geleistet. Die allgemein anerkannte Ordnungsliebe und Friedfertigkeit der Gemeinde ist sein Werk. Der gute Zustand der Kirchen=, Pfarr= und Schulgebäude ist ihm zu verdanken. Unter ihm ist nämlich die Pfarrkirche mit einem neuen schönen Hochaltar, einem massiven Orgelchor, neuen Bänken, zwei neuen Glocken, Staffirung der Kanzel und des Taufsteins geziert worden, unter ihm ist der Kirchhof mit einer Mauer eingefriedigt und die massive Pfarrwohnung nebst Widmutsgebäuden erbaut, auch das neue schöne Schulhaus aufgeführt worden. Insbesondere hat sich sein Amtseifer in der Zeit der Noth, des Krieges und der Cholera ausgezeichnet, wo er so Vielen rettende Hilfe und Unterstützung gewährte, oder mit weisen Rathschlägen zur Hand ging. In den 24 Jahren, wo er der Parochie vorstand, wurde er mehrmals aufgefordert, einträglichere Stellen anzunehmen, aber das Vertrauen, das ihm der Fürst und das Volk gewährte, hielt ihn bei seinen Parochianen fest; unter ihnen wollte er sein Haupt niederlegen.

Die Königliche Regierung brachte am 8. Juni dem Ministerium durch den Ober=Präsidenten den Pfarrer bei der seltenen und erfreulichen Veranlassung zu einer ehrenden Auszeichnung in Vorschlag und bat bei Se. Majestät befürworten zu wollen, daß dem Jubilar die Insignien des rothen Adler=Ordens huldreichst verliehen wurden. Nach dem Antrage des Ministers Eichhorn geruhte Friedrich Wilhelm IV. mittelst Allerhöchster Cabinetsordre vom 13. August dem Pfarrer den Orden zu verleihen, was am 18. September der Königlichen Regierung zu Oppeln bekannt gegeben wurde mit dem Auftrage, die Insignien in angemessener Weise einzuhändigen. Die Königliche Regierung beauftragte 2ten October den Landrath Wichura mit einem Glückwunschschreiben die Auszeichnung dem Jubilar zu überreichen, was er am 22. d. Mts. am Tage vor dem Kirchweihfeste ausführte. Der Pfarrer starb allgemein betrauert am 19ten Februar 1844 und erhielt im Schlesischen Kirchenblatt, Beilage zu Nr. 10 einen Nekrolog. Er hatte seine in 45 Werken bestehende Büchersammlung der Pfarrbibliothek vermacht, 120 Thaler auf ein Anniversar und Fürbitten fundirt. Sein in Oel gemaltes Brustbild schmückt noch heut den Speisesaal.

Carl Lontzik (Seite 80), war hier Cooperator von Neujahr 1799 bis April 1802. Caspar Rudek (S. 81) folgte ihm sofort bis zum August desselben Jahres. Josef Mentel, Kaplan in Polnisch=Neukirch, hier August 1802, wurde Pfarrer in Rzetzitz.

Thomas Mokrosch, geboren Lublinitz 16. December 1762, ordinirt 1790, Cooperator in Brande, Kaplan in Brieg, Peiskretscham, Krappitz, Slawikau, hier von September 1802 bis März 1803, dann Fundatist in Polnisch=Neukirch, Juni 1806 Kaplan in Autischkau, November d. J. nach Grzendzin, September 1807 Administrator und 2 Monate später Pfarrer von Lublinitz, starb Neujahr 1837 an Brustwassersucht.

Stefan Pelka, geboren Broschütz, Kaplan in Lohnau, hier von April 1803 bis August 1804, dann nach Rachowitz, September 1807 Kaplan in Grzendzin, starb zu Broschütz 28. Juli 1829. Josef Pampuch, der ehemals hier Administrator gewesen, kam Juli 1804 als Kaplan zurück.

Andreas Ploch, geboren 1773 zu Himmelwitz, ordinirt 1796, Hofkaplan in Radau, Kaplan in Gr.=Rosmierz, kam von Belk hieher September 1804, ging Februar 1805 nach Groß=Strehlitz, November 1806 nach Rosenberg, Juni 1807 nach Schmitsch, December 1812 nach Grzendzin, starb daselbst als Kaplan 22. Februar 1816 an Brustentzündung.

Michael Gitzler, geboren Olbersdorf 1780, ordinirt 1804, Kaplan in Krziżanowitz von März 1805 bis 22ten Juli 1809, wurde Pfarrer in Pyschcz, ging Juni 1822 nach Deutsch=Mülmen, wo er 29. August 1839 Actuar circuli wurde und 13. November 1843 am Schlage starb.

Ignatz Dzurek, geboren 1783 in Dzieschowitz, ordinirt 1809, kam schon im November d. J. hieher, blieb bis September 1812, ging nach Lubowitz, war vom 27ten Februar bis 8. Juni 1818 in Tworkau, wurde Administrator in Komornik, starb ohne festen Sitz Februar 1833 in Grzendzin.

Benno Graf, geboren 1762 zu Oppeln, trat 8ten September 1786 in den Minoritenorden, seit 1803 Klosterprediger in Cosel, hoffte nach der Säcularisation vergebens eine Anstellung an der dortigen Pfarrkirche zu erhalten und bat deßhalb 16. Juli 1811 um Erhöhung seiner Pension, da er für 10 Thaler monatlich sich nicht Wohnung, Kleidung, Holz, Licht, Kost und Bedienung schaffen könne; als Utraquist habe er in der Seelsorge den in der Festung erkrankten Soldaten viel Hilfe geleistet. Es wurde ihm erwidert, wenn er den Stadtpfarrer unterstütze, so müsse auch dieser ihn wieder unterstützen. Am 9. August 1812 erhielt Graf das Decret als Kaplan nach Krziżanowitz und wurde ihm daher die Pension von der Säcularisationscommission auf 4 Thaler 14 Groschen herabgesetzt. Als er im Winter auf schlechtem Pfade zu einem Kranken ritt und das Unglück hatte, sich Schaden zu nehmen, wurde er 5. Februar 1813 seiner Stelle entbunden und zog sich nach Ostrog zurück, wo er 13 Thaler 18 Groschen Pension, bisweilen auch eine kleine Unterstützung erhielt und am 18. Januar 1831 durch den Tod von seinen Leiden erlöst wurde.

Zum Salar des Kaplans, den der Pfarrer unterhielt, gab die Gemeinde nur eine kleine Beihilfe, weßhalb Moritz seit 1813 die Seelsorge allein verwaltete; als er aber wegen allmähliger Erblindung einer Hilfe bedurfte, so wurde durch die Munificenz des Felix Fürst Lichnowsky unter Bewilligung der geistlichen Behörde das Gehalt eines Amtsgehilfen für den Jubilar bestimmt.

Josef Schödon (Seite 86) wurde 25. April 1843 dem Greise zur Seite gegeben und nach dessen Tode als Administrator 23. März 1844 decretirt. Am 19. April fand die Uebergabe durch den Erzpriester Kubiczek statt. Nachdem er 27. November 1846 das landesherrliche Placet erhalten, wurde er als Pfarrer 15. December 1846 investirt. Schödon kam in den Genuß von 70 Morgen Widmut, 10 Morgen Wiese, je 47 Scheffel Roggen und Hafer an Missalien, 107 Scheffel abgelösten Feldzehnt, Fundationalien, Stolgebühren, Colenda, Offertorien und gab jährlich 59⅙ Thaler Steuern; statt der Kühe wurden 56 Thaler Beilaßcapital gewährt.

Die Kirche wurde 1860 renovirt, das Altar, der Taufstein, die Kanzel staffirt, ein neuer Kreuzweg nach Sebastini gemalt, der Thurm erhöht und mit einer Pyramidenspitze versehen, das Kirchendach mit Schiefer bedeckt. Maurermeister Gloger hatte die Arbeiten in Entreprise genommen.

Schödon starb tief betrauert von seinen Amtsbrüdern und Parochianen an einer Lungenentzündung am 21. März 1875. Zu der Jahres vorher begründeten Marcellus=Druckerei hatte er eine Actie von 50 Thalern entnommen, welche seine Universalerbin der literatischen Bruderschaft auf eine jährliche Messe überließ.

Wegen des Culturkampfes trat eine Vacanz ein. Von 1875 bis 1877 wurden für 3769 Mark Reparaturbauten zum Theil aus den Ersparnissen der Pfarrei ausgeführt. Der Commissar von Schuckmann bewilligte 14. April 1877 die Entnahme von 1392 Mark.

Nachdem die benachbarten Geistlichen in der Seelsorge Aushilfe geleistet, wurde am 3. August 1882 ein selbstständiger Hilfsseelsorger von der Gemeinde feierlich empfangen.

Paul Porschke, geboren Guttentag 1840, ordinirt 1866, wurde 4. December Kaplan in Kopienitz, 22. October 1868 zu Neustadt im Kloster der barmherzigen Brüder, seit 1876 in Folge des Culturkampfes Commorant in Neustadt, von wo aus er seit 1880—1882 die verwaiste Pfarrei Deutsch=Probnitz pastorirte, dann 5 Monate Commorant in Zabelkau, Anfang August 1882 in Kreuzenort Seelsorger. Am 3. März 1884 wurden ihm die Kirchensiegel und Matriken zugestellt.

Das Ehepaar Gärtner Jacob Tarabek und Marianna stellte Juli 1884 statt des hölzernen außerhalb des Kirchhofes an der Straße vis-á-vis der Pfarrei stehenden Kreuzes ein massives, von Bildhauer Kokeż bearbeitetes, aus Stein her. dessen Unterbau 3'10" Länge, 3' Breite hat.

Im Sommer 1884 wurde jenseits des Feldweges hinter dem Pfarrgarten ein Kirchhof angelegt und vom Ortsgeistlichen benedicirt, das Hochaltar renovirt, ein neues Altarbild, von Professor Hieronymus Richter aus Glatz gemalt und 25. Juli aufgestellt und das alte gegenüber an der Wand des Orgelchores angebracht. Die Eheleute Josef und Marianna Komor aus Kreuzenort fundirten ein neues steinernes, von Steinmetz Billik gefertigtes Kreuz, welches vor dem östlichen Eingange des Kirchhofes am 25. Juli 1885 seine Aufstellung fand.

Pfarr=Schule.

Auch hier beginnen specielle Nachrichten erst mit den Visitationsberichten. Im Jahre 1679 war Gregor Pilchowski Lehrer und Organist. Er hatte einen Acker von 3 Scheffeln Aussaat und gab ihm jeder Bauer 2 Brode. Zur Reparatur der Schule war auch Roschkau verpflichtet.

Rector Georg Golombek, absolvirter Grammatist, war am 19. December 1683 und Ende 1687 Pate in Benkowitz. Er hatte 1688 bereits ein gutes Schulhaus, Garten und Acker, erhielt Accidenz und 64 Brode.

Simon Franz Golombek, geboren 1667, wahrscheinlich Sohn des Vorgängers, trat 1703 sein Amt an und starb pensionirt 24. Mai 1735. Das Schulhaus wird 1719 als baufällig dargestellt und klagte der Lehrer, daß zu seiner Zeit sechs Bauernstellen zu Gärtnerstellen herabgekommen, wodurch er die Brode verloren; von den 15 Bauern in Roschkau erhielt er noch die Brode und übrigen Emolumente an Neujahr, Umgängen und Accidenz wie am Pfarrorte.

Anton Kolek, geboren 1714, Lehrer von November 1734 ab, war 25. November 1755 und 23. September 1760 Copulationszeuge in Tworkau, starb 13. Februar 1762.

Josef Duschek, geboren 1736, starb 30. October 1790.

Johann Frank aus Deutsch=Wanowitz, geboren 1768, besuchte zur Erlernung der neuen Lehrmethode das Seminar zu Rauden und erhielt vom Director Anton Hrabak 14ten Juli 1786 das Befähigungsattest, verehelichte sich 1790 mit Josefa, Tochter des Lehrer Simon Winkler aus Benkowitz und erhielt 1797 die Stelle des Schwiegervaters. Zwei Jahre vorher war das Schulhaus auf Kosten des Patrons und der Gemeinden neu aufgeführt worden.

Paul Seifried, geboren 1773, hier 1797 angestellt, starb 22. November 1829 an Lungenentzündung.

Carl Seifried, geboren 1806, trat 1824 aus dem Seminar, wurde Adjuvant in Lubom, 1826 interimistischer Lehrer in Benkowitz, 13. October 1831 nach seinem Geburtsorte befördert.

Nach dem Revenüenverzeichnisse vom 15. December desselben Jahres erhielt der Küster seit vier Jahren statt der Kuchen zu Ostern, Pfingsten und Kirchweih an Festivalien von Krziżanowitz 6 Thaler 17 Silbergroschen 6 Pfg., von Roschkau 2 Thaler 20 Silbergroschen.

Seifried blieb unverheirathet. Eine Schwester führte ihm die Wirthschaft. Der brave Lehrer starb 18. Februar 1869.

Nachdem die Schule bereits über 200 Kinder gezählt hatte, wurde ein Adjuvant angestellt. Der erste war: Johann Bujak wurde 17. Februar 1844 nach Ostrog versetzt Clemens Fiegel, Oberglogau 1843, am 21. Juni nach Tworkau decretirt, kam 22. Mai 1844 hieher, wurde 14ten October 1845 nach Markowitz, 2. December nach Rauden versetzt und ist Hauptlehrer in Thurse. Gustav Kollritsch, geboren, 1824, Oberglogau 1844, Adjuvant in Markowitz, kam 14. October 1845 hieher, ging 1847 als Lehrer nach Brzesnitz, woselbst er noch als Hauptlehrer amtirt. August Werner aus Groß=Peterwitz, hier seit Februar 1850, fehlt bereits im Schematismus von 1857. Josef Titz, geboren 1833, 1852 Oberglogau, ging 17. Februar 1858 nach Ostrosnitz, später nach Schedlitz, woselbst er noch fungirt. Emil Nieborowski kam von Ostrosnitz 17. Februar 1858 hieher. Theodor Beck, Peiskretscham 1855, 1. August in Zawade, Ende Juli des nächsten Jahres nach Tworkau, von wo er 16. Januar 1862 hieher kam, 7. Juni 1862 nach Syrin ging, später als Lehrer nach Gottartowitz, 2ten April 1875 nach Zwonowitz befördert wurde. Carl Dowerg, 1862 aus dem Seminar, wurde Adjuvant in Rogau, 24ten Juli 1865 Substitut in Olsau, 3. Juli 1866 als Adjuvant hieher decretirt. Emanuel Koszubek, Ober=Glogau 1866, hier seit 20. August d. J., ging 22. September 1868 nach Thurse, wurde Inhaber der Kriegsdenkmünze für Combattanten 1870/71 und Lehrer in Adamowitz, später nach Mühlsdorf befördert. Carl Pollak, Oberglogau 1868, 22. September hier, Juli 1870 nach Roschkau als selbstständiger Lehrer befördert, wo im Jahre 1870 ein neues Schulsystem mit mehr als 80 Kindern errichtet wurde.

Julius Wolff, geboren 12. December 1838 Oberglogau 1856, Hilfslehrer in Polnisch=Neukirch, 27. März 1869 hieher vocirt. Die Königliche Regierung genehmigte 22. Juli die provisorische Ueberweisung der Lehrerstelle an Wolff, der sie 3. December als Lehrer, Organist und Küster antrat.

Josef Pastuszyk (Seite 102), 29. April 1871 als Adjuvant angestellt, ging 1. Februar 1874 nach Altendorf. Josef Thusek, Oberglogau 1872, Adjuvant in Kosmitz, 1. Februar 1874 hier, leistete 3. Juni den Diensteid, wurde 24. November zweiter Lehrer, verließ 31. März 1876 den Schuldienst und ist Rentmeister in Polen. Der Industrieunterricht begann 1. Juli 1875 durch die Lehrerfrau Emilie Wolff für 60 Mark. Peter Bortlik, Pilchowitz 1876, Hilfslehrer in Zabelkau, dann in Deutsch=Krawarn, vocirt 1. Februar 1879, seit April hier zweiter Lehrer, wurde Ende des Jahres nach Roschkau befördert. Emanuel Piegsa, Rosenberg 1879, Adjuvant in Marquartowitz, 15. November 1879 vocirt, konnte von dort erst bei Eintritt des Nachfolgers abkommen und vertrat ihn einstweilen von Januar bis Ende März 1880 Adjuvant Otto Kühnel in Ruderswald. Piegsa ging October 1883 nach Syrin. Adolf Schuppik, Rosenberg 1877, Lehrer in Syrin, hieher vocirt als zweiter Lehrer 1. October 1883.

Schulkinder waren: 1843 219, 1857 204, 1864 196, 1878 254, 1883 264, 1885 267.

Roschkau,

19 Kilometer südöstlich von Ratibor wird zum ersten Male 1507 genannt, als der junge Herzog Valentin dem Paul Charwat von Wiecze das Brauurbar und den Ausschank in den Kretschamen zu Krziżanowitz und Roschkau bewilligte. Es blieb ein Pertinenzgut von Krziżanowitz. Die Indiction der Herrschaft war sehr hoch, nämlich 1062½ Thaler und fand sich der Besitzer beschwert. Nach den Befundtabellen befand sich bei dem Gute eine kleine Mühle mit einem Gange an unbeständigem Wasser bei einem Teichel und arbeitete nur im Frühjahr. Jacob Stoschek hatte sie für 8 Thaler von 1724 ab auf drei Jahre in Pacht. Da in Roschkau keine Beamten, Reisende zum Uebernachten keine Bequemlichkeit fanden, so war der Ausschank gering, zumal sich die Einwohner mit einem Trunk Wasser begnügten. Der Kretscham setzte nur 24 Achtel Bier und 2 Eimer Branntwein ab. In einem Dorfteichlein konnten 3 Schock dreijähriger Karpfensaamen gesetzt werden, am Oderufer bei der Krziżanowitzer Grenze stand eine halbe Stallung Espen und Eichen, darunter einige sehr alte. Schafe konnten wegen der niedrigen Lage und geringen Hutung nicht gehalten werden. Die Herrschaft hatte zwei Gärten von 3 Scheffeln, 41 Kühe und 5 Schweine; die Aussaat auf dem Felde betrug je 51⅓ Malter. Die 10 Gärtner hatten zwei Gärten von 1¼ Scheffel, hielten einschließlich dem Müller 11 Kühe und säeten an Getreide je 3 Malter aus.

Die Indiction der Unterthanen betrug 937½ Thaler. Schulz war Kuba (= Jacob) Chwostek. 13 Ganz= und 2 Halbbauern hatten 11 Gärtchen von 4¼ Scheffel, hielten 49 Kühe, 17 Schweine und säeten zusammen je 11 Malter im Herbst und Frühjahr aus. Nordwestlich vom Dorfe ⅛ Meile entfernt am Wege nach Kreuzenort befindet sich ein stattliches herrschaftliches Vorwerk „Neuhof“ genannt, welches 988 Morgen Fläche umfaßt. Nach Hectaren berechnet hat das Rittergut: 243,66 Acker und Gärten, 0,23 Hutung, 0,93 Wald, 7,21 Unland, 2,42 Wasser (Zusammen 254,45).

Roschkau hatte 1784 ein Vorwerk, 17 Bauern, 12 Gärtner, 2 Häusler. Die Seelenanzahl betrug 1844 nur 413 und 1861 schon 485. Im Gutsbezirk sind gegenwärtig 143 Seelen und werden 45 Pferde, 169 Stück Rind=, 30 Stück Schwarzvieh gehalten; im Gemeindebezirk mit 465 Seelen werden 43 Pferde, 212 Stück Rind=, 134 Stück Schwarzvieh, 11 Ziegen, 32 Bienenstöcke gehalten.

Kapelle.

Da es den älteren Personen beschwerlich fiel, bei schlechtem Wetter nach der einer halben Meile entfernten Kirche am Pfarrorte sich zu begeben und man die Jugend an Sonn= und Feiertagen Nachmittags gern an heiliger Stätte versammelt wissen wollte, so fanden sich einige Wohlthäter, die statt der bisherigen Glocke, deren Gestell bereits morsch geworden, eine besondere Andachtsstätte schaffen wollten. Die Bauern Paul Blokesch und Norbert Gaida richteten am 11. März 1881 ein Gesuch an das Landrathsamt um Genehmigung zum Bau einer Kapelle in einem dazu angekauften an der Dorfstraße gelegenen Garten. Architect Slupik in Ratibor lieferte das Project auf 3800 Mark ohne die innere Ausschmückung berechnet. Am 12. Mai 1882 übernahm die Gemeinde die Unterhaltung der Kapelle. Bildhauer Mrowetz aus Ratibor lieferte einen geschmackvoll gearbeiteten, gothischen Altar. Sonntag den 1. Juli 1883 wurde die Kapelle durch Erzpriester Strzybny feierlich eingeweiht und unter den Schutz des allerheiligsten Herzens Jesu gestellt. An der Feier nahmen außer zwei Priestern eine große Menge Volk Theil, die in Prozessionen aus der Umgegend hergekommen. Wohlthäter beschafften den in Oberglogau gemalten Kreuzweg, welcher 25. März 1884 benedicirt wurde.

Schule.

Da die Entfernung nach Krziżanowitz über eine halbe Meile beträgt, die Seelenzahl von Roschkau im Jahre 1863 auf 485, der schulpflichtigen Kinder auf 86 angewachsen war, wurde an Gründung eines eigenen Schulsystems gedacht und der erste Termin zur Verhandlung mit den Interessenten am 16. April gehalten. Die Königliche Regierung befahl am 12. November desselben Jahres monatlich 12½ Thaler aufzusammeln. Mauermeister Gloger reichte 15. November 1864 Situationsplan, Zeichnung und Kostenanschlag ein und gab 10. October 1865 einen Erläuterungsbericht zum Project. Die Königliche Regierung lieferte indeß 30. Januar 1866, da jener zu großartig ausgefallen, ein billigeres Project auf 1800 Thaler. Mittelst Allerhöchster Ordre vom 4. Mai 1867 wurde ein Gnadengeschenk von 245 Thalern bewilligt und von der Gemeinde waren bis October 1868 zum Baufonds 400 Thaler gesammelt worden. Am 10. Juni 1869 übernahm Gastwirth Josef Kollar aus Kranowitz die Ausführung des Schulbaues nach der 24ten März 1866 entworfenen und 22. Februar 1867 revidirten Anschlagszeichnung für 1558 Thaler.

Anton Schlifka, Mauerpolier aus Kranowitz und Zimmerpolier Vincenz Quiotek von Kranowitz begannen das Werk am 1. Juli 1869 und war der Bau Ende des Jahres ziemlich vollendet, so daß im nächsten Jahre nur einige Mängel zu beseitigen waren. Ein Hauptfehler bestand in der Lage an einem vorüberfließenden bedeutenden Bache und in der tiefen Unterkellerung, was beständige Feuchtigkeit der Wohnung zur Folge hatte.

Carl Pollak (Seite 320), Adjuvant in Kreuzenort, erhielt schon 13. Februar 1870 die Präsentation und wurde das Revenüenverzeichniß am 7. April d. J. angelegt. Im Juli 1870 erfolgte die Anstellung und am 6. October 1871 die Bestätigung Seitens der Königlichen Regierung. Im nächsten Jahre ist ein massiver Kuhstall aufgeführt worden. Am 1. August 1873 wurde der Lehrer nach Zabelkau befördert.

Johann Osieka, seit 1. Februar 1872 in Zabelkau, 10. Juli 1873 nach Roschkau vocirt, von der Königlichen Regierung 28. d. Monats bestätigt; 1875 wurden die Kellerräume zur Entfernung der Feuchtigkeit drainirt und im nächsten Jahre ein Brunnen bei der Schule angelegt. Osieka wurde Januar 1880 nach Ruderswalde befördert.

Die Bauerntochter Marie Wyrchowy ertheilt seit 23. Februar 1875 Industrieunterricht und nach deren Verheiratung vom 1. August 1879 ab Franciska Riemel, der seit Mai 1880 Frau Lehrer Bortlik folgte. Die bisherige Remuneration von 24 Mk. wurde 1882 auf 42 Mk. erhöht.

Peter Bortlik (S.321), nach Kreuzenort 1. Februar 1879 als zweiter Lehrer vocirt, wurde im Herbst desselben Jahres nach Roschkau befördert. Die Vocation datirt vom 10. October, die Bestätigung vom 21. Januar 1880.

Juli 1882 wurde der Turnplatz nebst Geräthen angelegt. 1884 die Scheuer aufgeführt.

Schulkinder waren: 1878 109, 1883 119.

Parochie Lubowitz.

Dazu gehören Brzesnitz, Elgot, Ganiowitz, Grzegorzowitz; bis 1873 Leng, Schichowitz und Zawada.

Lubowitz,

9 Kilometer nördlich von Ratibor gelegen, ist ein uralter Pfarrort. Der Name stammt aus dem Slavischen und hat von der Ortslage auf einem Höhenrande des linken Oderufers seine Bezeichnung erhalten. Łeb im Genitiv łba heißt nämlich Haupt, Helm, Sturmhaube; das Adjectivum lautet: łbowy. In dem Kaufbriefe vom Jahre 1489 wird das Gut ausdrücklich Łbowic genannt. Daneben machten sich der leichten Aussprache wegen zwei Formen geltend, die eine anknüpfend an das gestrichene ł Olbowitz, Albowitz, Elbowitz und die andere durch Einschiebung eines dumpfen Vocals: Lubowitz, welche Bezeichnung dann geblieben. Beide Formen sind aufgeführt, als die Herzöge Wenzel und Nicolaus Ratibor 1431 das Gut Lbowitz oder Olbowitz dem Gemahl der Dorothea Jomki schenkten. Herzog Hanus bestätigte am 24. März 1489, daß Georg und Johann von Lbowitz ihr Gut für 200 ungarische Gulden (Dukaten) dem Waniek (= Wenzel) Hossek von Grzegorzowitz verkauften. Der Vorbesitzer behielt den vom Orte angenommenen Namen, denn Jan Łbowski war 1491 mit mehreren Rittern in der Umgebung des Herzogs Zeuge eines Vergleichs, den das Jungfrauenkloster und Waniek Scheliha von Rzuchow über die Teichufer zwischen Bogunitz und Gureck schlossen. 1551 war noch Martin Lubowski Besitzer. Dann treten Mitglieder der Familie Wraninski von Wranin, denen auch Slawikau gehörte, als Besitzer von Lubowitz auf, namentlich von 1551—1574 Wenzel, der als Landrechtsbeisitzer bei Abfassung der Landesordnung Herbst 1561 mitwirkte und als Schloßhauptmann von Ratibor starb. Auf Lubowitz folgte Nicolaus Wraninski, dessen Bruder Adam 1576 in Ratibor während des Marcellus=Jahrmarktes ermordet wurde.

Nicolaus, vermählt mit Eva von Dobschütz machte im December 1594 sein Testament und besaß auch Slawikau. In den Grundacten von Slawikau begegnen wir im nächsten Jahre dem Nicolaus junior auf Lubowitz, der noch 1609 als Besitzer erscheint. Wenzel Wraninski auf Lubowitz war Juli 1614 Zeuge, als Helene geb. Noß von Grabow, Gattin des Ditrich Jordan von Altpatschkau dem Johann Welczek von Dubensko das Gut Halb=Schonowitz verkaufte. Nicolaus junior auf Lubowitz und Nicolaus senior auf Slawikau liehen 1632 von dem Altarist der Tuchmacherzunft 50 ungarische Floren. Das Gut wurde noch weiter mit Schulden belastet. Die Gläubiger verkauften es nach dem Tode des Sigmund Wenzel 1646 für 6000 Thaler an Adam Lichnowsky v. Woszczitz. Er war der jüngste Sohn des auf Kuchelna, Strandorf, Pischcz und Owschiz angesessenen, schon 1637 verstorbenen Bernard von Lichnowsky. Adam lieh 1657 unter Verpfändung von Lubowitz von der Wittwe Anna Helene Reiswitz auf Studzienna 768 Dukaten. Er war vermählt mit Elisabeth, Tochter des Samuel Lessota von Steblau auf Tworkau und der Salome, Burggräfin zu Dohna. Frau Elisabeth kaufte durch Vertrag vom 5ten Januar 1665 von Ferdinand Leopold Graf Oppersdorff für 8000 Thaler das Gut Schonowitz. Der Sohn Franz Albrecht, Protestant, schon 1672 auf Lubowitz genannt, schritt dreimal zur Ehe: erstens mit Polixena Eufemia, Tochter des Joachim Ludwig Graf Gaschin auf Orzegow bei Ungarisch=Brod, welche 1676 starb, zweitens mit Catharina Sofie, Tochter des Sigismund Jaroslav von Skrbensky, welcher 1650—1670 Kuchelna, aber auch Popelau, Radzegow und Chwalowitz besaß; drittens mit Anna Therese, Tochter des Heinrich von Salisch auf Pawlau und wurde die Ehe daselbst am 20. October 1694 eingesegnet.

Im Jahre 1709 ergoß sich die Oder elfmal und richtete großen Schaden an, 1713 trat die Ueberschwemmung zwölfmal ein, die Leute säeten drei= bis viermal aus und ernteten gleichwohl nichts; zwei Jahre später namentlich am 29. Mai verursachte das Wasser wieder große Noth.

Franz Albrecht von Lichnowsky machte am 8. April 1699 sein Testament. Er will in der Lubowitzer Kirche begraben werden, wo seine Eltern bestattet sind, weßhalb er der Kirche 40 Floren vermacht. Zu Erben setzte er ein seinen Sohn Erdmann Jaroslav, der das Gut für 8000 Thaler annehmen solle. Vier Monate später, nämlich 30ten August starb er. Weil er aber Protestant war, so mußte die Genehmigung zur Bestattung im katholischen Gotteshause erst vom Generalvicar eingeholt werden, weßhalb sich das Begräbniß bis zum 25. September verzog. Die Wittwe wollte sich mit Wenzel Friedrich von Tieschwitz, Lieutenant des König von Polen vom Holsteinschen Regiment zu Fuß verehelichen und richtete deßhalb Januar 1701 ein Gesuch an den Scholastikus Erzpriester und ehemaligen Pfarrer von Lubowitz Andreas Josef Gitzler. Erdmann Jaroslav vermählte sich mit der Wittwe des Wenzel Hynek v. Larisch auf Brzesnitz Beate Eleonore von Salisch und verkaufte am 30. September 1723 Lubowitz für 10,500 Thaler an Anton Ferdinand Harasowski von Haras aus Hultschin für 10,500 Thaler, der sich 13. Februar 1719 mit Marie Caroline, Tochter des Bohuslav von Salisch, Hauptmann in Hultschin verehelicht hatte.

Aus den Befundtabellen erhalten wir zum Jahre 1725 einige wirthschaftliche Notizen über dieses Gut. Die Indiction betrug 750 Thaler; die drei Gärten der Herrschaft hatten 4 Scheffel an Inhalt, die 52 Gärtchen der 30 Dreschgärtner 5 Scheffel; letztere hielten 30 Kühe, 5 Schweine und säeten je 2 Malter und 5 Scheffel Roggen und Hafer aus, die Herrschaft aber je 11½ Malter. Auf dem Vorwerke standen 350 Schafe, 22 Kühe, 5 Schweine. Der Wald hatte 54 Stallungen harten und ¼ Stallung weichen Holzes; in zwei Teichen waren 45 Schock dreijähriger Karpfensaamen eingesetzt.

Franziska von Salisch geborne von Januschowska, seit 1717 Mitglied der Marienbrüderschaft in Hultschin, starb in Lubowitz und wurde 2. März 1729 vor dem Kreuzaltar bestattet. Nachdem der Besitzer die erste Gattin 2. Mai 1730 durch den Tod verloren, schritt er zur zweiten Ehe mit der 1693 gebornen Maria Elisabeth v. Skrbeńska aus dem Hause Schönau, welche 1739 auf eine monatliche Messe 200 Gulden fundirte, im Alter von 46 Jahren starb und am 20. September in der Antonienkapelle ihre Ruhestätte fand. In dritter Ehe wählte er Caroline von Gusnar, erwarb 1746 Godow und starb daselbst 12. November 1756.

Der Sohn Franz Wilhelm Josef, getauft 13. April 1726, folgte auf Lubowitz, vermählte sich mit der vier Jahre älteren Franciska von Aulock, verkaufte 20. Juli 1756 das Gut für 14,000 Floren an Gotlieb Rudolf Gusnar von Comorno. Käufer übernahm die auf dem Gute haftende von der Vorbesitzerin gemachte Fundation von 200 Floren und die mütterlichen Erbtheile der vier Kinder. Der Verkäufer wurde Vormund des Philipp Graf Colonna, Generalbevollmächtigter desselben, errichtete ein Familienfideicommiß und starb 8. April 1806 zu Groß=Strehlitz.

Gotlieb von Gusnar veräußerte schon 21. September 1765 für 5100 Speciesdukaten à 2½ Reichsthaler sein Gut an Marie Eleonore verwittwete von Studnitz geborne von Hein, Gattin des Carl Heinrich von Kloch, der am 4. Januar 1726 geboren, in Brieg studirt hatte, Capitän bei dem Regiment v. Tauentzien, später Major wurde und Radoschau erwarb. v. Gusnar erwarb Klajowitz (S. 62). Heinrich v. Kloch starb 24. Juni 1799. Schon am 23. August 1785 hatte die Gattin für 41,000 Thaler Lubowitz und für 87,000 Thaler Radoschau an Adolf Freiherrn v. Eichendorff verkauft, nachdem derselbe 23. November 1784 die Erbtochter Caroline von Kloch, mit der er schon 1. Juni 1782 in Lubowitz eine Beamtentochter aus der Taufe gehoben, zur Gattin gewählt. Ihre Eltern erfreuten sich des Glücks bei ihren Kindern auf Schloß Lubowitz, wo heiterer Glanz und frohe Geselligkeit herrschte, zumal die Offiziere der Garnison Ratibor häufige Gäste waren, den Lebensabend zuzubringen. Adolf besaß von 1791 bis 1797 die Herrschaft Tost und Peiskretscham, überließ 1791 Radoschau seinem Bruder Rudolf und erwarb 23. Mai 1795 für 106 mille die Herrschaft Slawikau. Als seine Mutter 18. September 1798 zu Radoschau gestorben, nahm er dies Gut wieder an sich und starb am 27. April 1818 zu Lubowitz an einem Lungenleiden im Alter von 62 Jahren; die Wittwe Caroline folgte ihm 56 Jahre alt an Brustentzündung leidend am 15. April 1822 im Tode nach. Erben wurden die Söhne Wilhelm und Josef, letzterer als romantischer Dichter hoch gefeiert. Ihr Onkel Vincent Freiherr von Eichendorff blieb in Lubowitz wohnen und starb 65 Jahre alt an Entkräftung am 23. November 1823. Der Glanz des Hausstandes, die langjährigen schweren Lasten des französischen Krieges hatten die Güter mit Schulden überbürdet und wurden dieselben allmälig verkauft. Lubowitz fiel sub hasta 1823 an den Oberlandesgerichtsrath Wilhelm Zöllmer, Radoschau 1824 an Carl Graf Strachwitz, Slawikau 1831 an Justizrath Ernst von Eickstedt.

Lubowitz gedieh 1839 an den Justizcommissar und späteren Landrath Carl Wichura, 17. April 1851 an Salomo Meyer von Rothschild , 28. April 1852 an Victor Herzog von Ratibor, der das Schloß renoviren ließ. Generaldirector Hermann Willimek starb 2. April 1876. Das Rittergut umfaßt in Hectaren 189,46 Acker und Gärten, 28,28 Wiesen, 1,65 Hutung, 17,04 Wald, 11,56 Unland (insgesammt 247,99).

Am Orte bestanden 1784 ein Vorwerk 25 Gärtner= und 6 Häuslerstellen: 1844 lebten in 45 Häusern 341 Einwohner, 1855, 350, 1861 361, 1880 schon 441; 1882 zählte der Gemeindebezirk 297, der Gutsbezirk 143 Seelen, in ersterem wurden 1883 gehalten 5 Pferde, 95 Kühe, 30 Schweine, 12 Ziegen, 40 Bienenstöcke; in letzterem 26 Pferde, 56 Kühe, 715 Schafe, 23 Schweine.

Kirche und Pfarrei.

Die Parochie, zu welcher bis in die neueste Zeit außer dem Orte noch Elgot, Brzesnitz, Ganiowitz, Grzegorzowitz, Leng, Schichowitz und Zawade gehörten, ist sehr alt und wird auch 1447 im Register des Peterpfennigs genannt. Damals hatte der hiesige Pfarrer Mathias in seinem letzten Willen eine Summe zur Stiftung eines Altares in der Marienkirche zu Leschnitz vermacht, die auf Zins ausgeliehen 10 Mark Groschen einbrachte, welche der Altarist als Kanzelredner beziehen sollte. Der zur Ausführung der Testamentsbestimmung erwählte Stadtpfarrer Peter Dudko begab sich nach Breslau, um die kirchliche Genehmigung zu der Altarstiftung einzuholen. Bischof Petrus bestätigte 18. Juni 1448 die Fundation und verpflichtete den Altaristen zu zwei Messen wöchentlich, eine zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria, die andere zum Seelenheile des Pfarrer Mathias von Olbowitz und der verstorbenen Christgläubigen.

Pfarrer Peter Olbrecht von Lubowitz und Canonicus Peter Beyer vermachten laut Incorporationsbuch 1457 zu ihrem eigenen und der Verwandten Seelenheile 14 Floren Jahreszins aus Kranowitz zu dem Altare Mariä Himmelfahrt in der Collegiatkirche zu Ratibor und sollten wöchentlich zwei Messen gelesen werden. Der genannte Peter Paul Albrecht wurde 1462 Canonicus und lebte noch 1485. Der jedesmalige Pfarrer bezog den Garbenzehnten nicht blos aus Schichowitz und Zawade, sondern auch aus Podlesie bei Nicolai, aus Sczeykowitz und Palowitz bei Sohrau. Eine Urkunde Sohraus vom Jahre 1518 bestätigt, daß die Palowitzer Gemeinde den Zehnt nach Lubowitz abführte.

Im Jahre 1568 Freitag nach dem Fest der Enthauptung des heiligen Johannes 3. September wurden die Unterthanen zu Leng von dem in Ratibor gehegten Landrecht verurtheilt, dem Pfarrer zu Lubowitz den Garbendecem zu geben und weil sie ihn zwei Jahre nicht abgeliefert, dafür innerhalb 12 Wochen 20 Gulden zu zahlen. Leider wird der Pfarrer nicht genannt, wohl aber der Patron und Mitkläger Wenzel Wranicki und der Sachwalter der Gegenpartei Wenzel von Reiswitz.

Der bischöfliche Commissar Andreas Horzycki (S. 27) stellte aus der alten Matrikel zu Oppeln am 27. Juni 1629 ein kurzes Verzeichniß der hiesigen Pfarreinkünfte auf. Die Haupteinnahme bestand in dem Garbenzehnten von den Feldern und war es sehr beschwerlich, denselben abzuholen.

Paul Meridies hatte in der Collegiatkirche 6. Juli 1627 eine Taufe gehalten und stellte ihm der Bisthumsadministrator Johann Friedrich Breuner Freiherr v. Stübing Neisse 22. Januar 1631 die Investitur für Lubowitz nach Amovirung des bisherigen Prädikanten aus. Weil die Patrone die Ausübung ihres Rechts lange versäumt hatten, war es für diesen Fall an den bischöflichen Stuhl gelangt. Meridies war 1639 Pfarrer in Polnisch=Neukirch.

Unter dem Pfarrer Thomas Vincent, der 18ten Januar 1646 eine Copulation hielt, wurde 1651 aus der Kirchenkasse das Hochaltar beschafft, wie eine Inschrift bezeugt: Curatum Altare hoc ad Dei praepotentis gloriam ejusque magnae matris honorem sumptibus ecclesiae, praeside tunc Rev. Patr. Thoma Vincentio parocho loci hujusce 1651.

Gregor Wąsig, geboren Groß=Strehlitz, erhielt 22ten Februar 1655 die niederen Weihen, am 10. Juni 1656 auf den Tischtitel eines Graf Oppersdorffschen Alumnus das Subdiaconat und am 23. Februar 1657 die Priesterweihe, wurde Vicar an der Collegiate und taufte als solcher am 7. April d. J. Am 27. September 1665 tritt er das letzte Mal als Vicar auf und übernahm die combinirten Pfarreien Lubowitz und Slawikau, war 1665 auch Canonicus in Ratibor und protonotarius apostolicus, taufte noch 16. Februar 1674 und starb vor Ende des Monats.

Thomas Franz Przypadek Vicar von Lubowitz, copulirte in hiesiger Kirche 5. Februar 1668 und taufte 29. September 1668, tritt bis 7. October auf.

Paulus Post von Januar bis März 1669 Vicar.

Franz Johann Slanin, geboren Ratibor, ordinirt 9. April 1667, tritt vom 21. October 1675 bis 19ten Januar 1676 als Vicar hier auf.

Ferdinand Wilhelm Trach Freiherr v. Brzezie (auch v. Birkau), 1640 von protestantischen Eltern geboren, convertirte als Page am Hofe des Bischof Sebastian von Rostok, erhielt 23. Februar 1665 die minores, 21. Mai das Subdiaconat, neun Tage später das Diaconat und am 24. September d. J. die Priesterweihe. Der Oppler Commissar Constantin Ivanitzki ertheilte ihm die Jurisdiction. Der Neopresbyter wurde schon am 23. December desselben Jahres als Pfarrer von Centawa eingeführt, wo er über 8 Jahre verblieb. Auf Präsentation des Franz Albert von Lichnowsky auf Lubowitz und Georg Wenzel von Raschüz auf Ganiowitz, wurde er am 11. März 1674 für Lubowitz investirt. Am 8. Juli 1680 wurde er vom Canonicus Daniel Rotter als Canonicus in Ratibor eingeführt. In Lubowitz baute er auf seine und der Parochianen Kosten auf einem erhabenen Orte ein neues Pfarrhaus mit zwei Stuben, Küche, Kammer, Schüttboden unter dem Dache; mitten auf dem Platze war ein Zimmer mit Eingang, welches auf bloßen Säulen ruhte und von allen vier Seiten mit einer Galerie umgeben war. Das Pfarrhaus war das schönste im ganzen Archipresbyterate; auch Ställe, Scheuer, Brauhaus waren im besten Stande, nur mangelte ein Brunnen und mußte das Wasser auch für das Vieh aus der Oder geholt werden.

Aus dem Jahre 1679 datirt die erste Beschreibung der Pfarrkirche und der Revenüen der Stelle. Das Gotteshaus 32 Ellen lang, 15 Ellen breit, aus Schrotholz gebaut, war zu Ehren Mariä Geburt consecrirt, durch acht Wochen violiert, feierte das Kirchweihfest am Sonntage nach dem 8. September. Die Grundschwellen waren mit Ziegeln untermauert. Die Kirche hatte 5 Fenster, 3 Altäre (das Hochaltar Beatae Virginis Mariae, die anderen St. Crucis und St. Anton v. Padua), einen eleganten Tabernakel, eine geschnitzte und gemalte Kanzel, zwei Thüren und zwei Glocken; die Decke war getäfelt, der Fußboden gepflastert. Auf dem Glockenthurm befand sich ein großes Muttergottesbild, das man von der Straße sehen konnte. Der Kirchhof war von einem Bretterzaun umgeben. 1687 wurde von einem Wohlthäter aus Zawada Namens Jacob Wardenga die schwarzgemalte Kanzel beschafft, wie eine lateinische Inschrift über dem Eingange bezeugt. Damals waren auch die Wände gemalt. Der Pfarrer legte 1688 das Todtenbuch an und hatte bis dahin 30 Protestanten in den Schooß der Kirche zurückgeführt.

Die Einkünfte der Pfarrei bestanden aus Lubowitz und Elgot im Garbenzehnt von allen Getreidesorten: aus Brzesnitz vom dritten Theil der Aecker, welche hinter Elgot bis zur Czerwientzitzer Grenze und bis zur Oder liegen, außerdem werden von den Aeckern „Gladon“ an Missalien gegeben von jeder Hufe ein Viertel, zusammen je 3¾ Scheffel Roggen und Hafer, aus Grzegorzowitz soll der Garbenzehnt sowohl vom Vorwerk als vom Dorfe gegeben werden, aber der Pfarrer erhält weniger, aus Leng ebenso und an Missalien 11 Scheffel Hafer, aus Schichowitz erhält der Pfarrer wegen schwieriger Anfuhr 4 Scheffel Weizen, 2 Scheffel Roggen, 1 Scheffel Hafer, aus Zawade ist der Garbenzehnt für 5 Thaler abgelöst, aus Ganiowitz von jedem Stiftsunterthan 1 Scheffel Hafer, von dem andern Dorfantheile soll jeder Bauer zwei Viertel Hafer geben, entrichtet aber nichts, aus Sczeikowitz und Palowitz bei Sohrau je 2¼ Thaler, aus Podlesie wird seit Menschengedenken nichts entrichtet, aus Czienskowitz soll Garbenzehnt von zwei Hufen gegeben werden, es ruht aber die Abgabe. Zur Pfarrei soll eine Hufe Acker gehören, aber kaum drei Theile sind vorhanden. Jeder Gärtner und Häusler giebt zu Ostern 1 Silbergroschen.

Hatte Freiherr von Trach früher ein martialisches und weltmännisches Aeußere gezeigt und war er namentlich ein Liebhaber von Jagdhunden gewesen, so zog er sich im Alter von 54 Jahren von der Welt zurück. Er verließ seine Pfarrei und errichtete sich 1694 am Annaberge bei Zyrowa auf eigene Kosten eine Einsiedelei, wo er ein exemplarisches Leben führte. Briefboten trugen damals eine Lanze oder einen Spieß mit sich, theils zur Nothwehr, theils um leichter über Gräben zu setzen. Ein solcher Bote kam 16. Mai 1701 gegen Abend zu unserem Einsiedler und forderte für einige vor zwei Jahren geleistete Dienste Bezahlung. Man kam in Wortwechsel, wobei der Greis mit dem Spieß durchbohrt wurde und am nächsten Tage starb. Der Mörder wurde ergriffen und in Groß=Strehlitz hingerichtet.

Simon Wolnik (Seite 306), ordinirt 1677, war zweimal hier Kaplan, nämlich 1683—1684 und wird in der Matrikel auch 24. October 1689 genannt.

Mathias Anton Foitzik (Seite 275), hielt als hiesiger Vicar eine Trauung 9. October 1689 und blieb bis 9. Juli 1692.

Ignatz Bernard Folwarczny am 15. und 29. Juli 1692 als Pfarrer von Lubowitz genannt, scheint ein Ordenspriester gewesen zu sein.

Andreas Josef Gitzler wurde 26. März 1697 Administrator hierselbst und schied von Lubowitz, als er 21ten Juni 1700 Scholastikus geworden. (Seite 47.)

Thomas Koch, geboren in Ratibor, erhielt 21ten September 1697 das Subdiaconat, taufte 16. Mai 1700 in Abwesenheit des Pfarrer, starb hierselbst.

Caspar Gawlik, hier Kaplan bis 21. März 1701 (Seite 69.)

Christofor Josef Menzyk, geboren Ratibor 1670, erhielt 18. Juni 1694 die niederen Weihen, 24. September 1695) die Priesterweihe, fungirte zunächst von September bis November 1696 in Polnisch=Krawarn, war 3½ Jahr Commendar in Woinowitz, wurde Ende März 1701 Pfarrer in Lubowitz legte von 13. Februar 1709—1713 die noch gut erhaltenen Matrikeln an; 1713 waren 63, 1714 nur 48 Taufen. Der Pfarrer hatte den Feldzehnt von 16 Bauern und 10 Gärtnerstellen, copulirte in der Stadtkirche 6. Juni 1717 einen Elgoter, starb als Wohlthäter der Armen 5ten April 1725 und wurde in der Kirche am 7. d. Mts. bestattet. Als Pfarrbeilaß vermachte er inventarisch je 1 Scheffel Roggen und Hafer. Damals zählte die Parochie 1250 Katholiken und einen Protestanten. Die Lampe vor dem Hochaltare brannte nur an Sonn= und Festtagen während des Gottesdienstes. Das Patronat hatte Erdmann von Lichnowsky und das Collegiatstift (wegen Ganiowitz).

Das Alumnat oder Priesterseminar in Breslau wurde 1731 eröffnet. Kurz vorher begegnen mir in Lubowitz wiederholt Candidaten des geistlichen Standes, die sich vielleicht hier zu ihrem Berufe vorbereiteten. So taufte 22. October 1715 Diacon Josef Baron aus Zawade nach erhaltener facultas des Pfarrers ein Kind aus Grzegorzowitz, 2ten Januar 1716 Diacon Georg Ende aus Ratibor, 1 November d. J. Gregor Wilhelm Sczuka, 30. März 1717 Caspar Sadelko aus Ratibor, Neujahr 1719 Georg Filipek aus Radlin. Sczuka war 1721 Pfarrer in Tworog, 1738 in Wischnitz, 1740 in Gleiwitz, machte daselbst als Erzpriester 17. März 1749 auf eine monatliche Messe für sich und die Eltern eine Fundation bei hiesiger Kirche.

Paul Anton Schuster war Mai 1721 bis 11. Mai 1723 hier Kaplan, siehe Seite 48.

Johann Zahurnicki aus Ratibor taufte als hiesiger Kaplan 3. und 9. Juni 1723, verschwindet aber bald.

Josef Rumpeli, geboren Markowitz, erhielt 7. Juni 1721 die minores, 28. Februar 1722 auf den Tischtitel des Johann Josef Graf Gaschin für Sakrau das Subdiaconat, 27. März 1723 die Priesterweihe, fand hier im Juli bis Juni 1724 seine erste Stellung, wurde Vicar in Ratibor, wo er 19. März 1737 starb.

Anton Liko, am 7. Februar 1698 in Ratibor getauft, wurde Sommer 1724 bis März 1725 hier Kaplan.

Andreas Josef Bednarczyk, 13. März 1725 hier, wurde nach dem Tode des Pfarrer Menzyk im April 1725 Administrator, blieb als Kaplan bis 6. Mai 1726, seit 1735 Pfarrer in Rokitsch, wo er 1749 starb.

Gotfried Leopold von Schimonski, geboren 1695 in Swithaw, Sohn des Gotfried Ludwig, studirte speculative Theologie im Collegium Germanicum zu Rom, erhielt in Breslau 17. Februar 1718 die Priesterweihe, wurde sofort Kaplan in Kostenthal, kam 1721 als Pfarrer nach Altcosel=Bierawa, am 24. August 1725 nach Lubowitz, verfaßte März 1726 ein Verzeichniß der Rechte und Einkünfte der Kirche und Schule, nebst Inventar, in welchem er sich Canonicus vom heiligen Grabe zu Liegnitz nennt, blieb hier bis Januar 1727, worauf er Erzpriester in Sohrau wurde und als Dr. theologiae 28. März 1763 daselbst starb.

Joachim Puntzowski tauft hier zum ersten Male am 22. Juni 1726 und zuletzt 13. Mai 1727, wurde Kaplan in Groß=Strehlitz, 1730 Pfarrer in Otmuth, wo er 1761 starb.

Johann Grall, Pfarrer von Lenschütz, wurde Mai 1728 Administrator, starb als Pfarrer von Lenschütz 22. Februar 1732.

Johann Tumulka, geboren in Elgot 1696, erhielt 3. Juni 1719 die minores, 13. December auf den Tischtitel des Carl Josef von Wrochem=Czerwentziz das Subdiaconat, 12. März 1720 die Priesterweihe, wurde 12. Januar 1729 Administrator in Lubowitz, 1748 Kaplan in Groschowitz, 1749 in Hammer, war von 1756—1766 Pfarrer in Markowitz.

Paul Bernard Masson erhielt 29. März 1721 die Tonsur und niederen Weihen, 7. Juni auf den Tischtitel des Carl von Eicke=Sierakowitz das Subdiaconat, 20. Februar 1723 die Priesterweihe, wurde 10. Juli 1729 als Pfarrer in Lubowitz eingeführt, nachdem er schon 9. Mai hier eine Taufe gehalten.

Im Jahre 1737 wurde das Altar des hl. Johannes von Nepomuk renovirt, wie eine Inschrift kund giebt. Am 25. Januar 1739 vermachte der Pfarrer den Franciskanern in Cosel 400 Gulden auf wöchentlich zwei heilige Messen und bei der Pfarrkirche zu Lubowitz 504 Thaler 20 Silbergroschen auf vier Requiem, 30 Messen und Fürbitte nach der Predigt. Er tritt zum letzten Male im Copulationsbuche 24. Januar 1752 auf und starb 10. Juni d. J.

Kapläne waren: Thomas Perskot, geboren Jeschiona, erhielt die minores 18. December 1723, das Subdiaconat auf den Tischtitel des Franz Graf Gaschin=Przedborowitz 23. December 1724, die Priesterweihe 21. December 1726, wurde 15. April 1731 bis 16. September 1732 Kaplan in Lubowitz, 1740—1746 Pfarrer in Ostrosnitz.

Matthäus Schmolka, geboren 1704 zu Dziergowitz, erhielt 7. Januar 1731 die minores, 22. September auf den Tischtitel des Adam Wenzel Woiski v. Wittendorf auf Elgot das Subdiaconat, 8. März 1732 das Presbyterat, wurde zunächst Kaplan in Lubowitz vom 22. August 1733 bis 5. October 1734, 1748 in Kaltwasser, von 1752 bis 1765 Curatus in Boronow.

Paul Biskup, geboren 1702, erhielt vom Kloster Rosenberg den Tischtitel auf Elgot, das Subdiaconat 19ten September 1733, die Priesterweihe 30. März 1734, war vom 4. October 1734 bis 14. Februar 1737 Kaplan in Lubowitz, 1748 Cooperator in Schmitsch, 1750 bis 1752 Kaplan in Krappitz, Herbst 1753 Cooperator in Jeschiona, 1754—1765 Fundatist in Bierdzan.

Anton Fleischer, geboren Sukau, erhielt die minores 4. Juni 1735, das Subdiaconat 7. December auf den Tischtitel des Wenzel Leopold Schipp von Branitz auf die Güter Steblau und Bitschiniez, die Priesterweihe 31. März 1736, 2. April 1737 bis 9. December 1738 Kaplan in Lubowitz.

Anton Trojan aus Kadlub, erhielt die minores 4. Juni 1735, das Subdiaconat 17. December auf den Tischtitel des Carl Josef von Schimonski=Kalinowitz, das Presbyterat 22. September 1736, war 8. December 1737 Hofkaplan in Brzesnitz, von Januar 1739 bis 26. November 1748 Kaplan in Lubowitz, 1749 bis 1752 in Lublinitz, hierauf in Warschowitz, 1753 Cooperator in Sohrau, starb daselbst 30. Januar 1754 am Schlage.

Josef Chalik taufte 29. December 1748 als Cooperator.

Andreas Wysocki aus Leschnitz, erhielt die minores 9. April 1735, das Subdiaconat 17. December auf den Tischtitel der Wittwe Therese Gräfin Gaschin geb. Gräfin Guttenstein auf Bodzanowitz, die Priesterweihe 22. September 1736, war Februar 1749 bis 8. Februar 1750 Cooperator in Lubowitz, 1756 Cooperator in Jeschiona, starb vor 1765.

Georg Piwko, geboren Cosel, erhielt 20. März 1734 die minores, 15. Juni das Subdiaconat auf den Tischtitel des Ludwig Larisch von Groß=Nimsdorf auf Dziechowitz, die Ordination 24. September 1735, 1748—1749 Kaplan in Tost, 1750 bis 1751 in Lubowitz, seit November 1752 bis 1753 in Sohrau, 1755—1757 in Pilchowitz, starb vor 1765.

Gregor Josef Petricius, geboren Peiskretscham 1716, erhielt die minores 20. December 1738, das Subdiaconat 24. September 1740, fungirte in mehreren Städten, 1748 bis 1751 Kaplan in Wansen, wurde Januar 1752 Administrator, meldete 10. Juni den Tod des Pfarrers und bat den Patron Anton Ferdinand von Harassowski um Verleihung der Pfründe, da er aus seinen Mitteln viel in die Wirthschaft verwendet, was er sonst verlieren möchte; im Juli Pfarrer von Lubowitz. Im Jahre 1776 briet die Magd Catharina aus Zawade Fett, in Folge dessen die Pfarrei, zwei Scheuern und Schuppen in Brand geriethen, nur das große Schlafgemach des Pfarrers und die Ställe blieben erhalten. Leider ging auch das Tauf= und Todtenbuch, welches von 1749—1766 reichte, dabei zu Grunde. Der Pfarrer wurde Erzpriester und bischöflicher Commissar, fundirte 45⅓ Thaler auf sechs heilige Messen und starb 30ten März 1785. Unter ihm fungirten:

Georg Swiętek, 24. November 1773 Cooperator, von 25. April 1775 bis 1. November 1776 Kaplan.

Heinrich Poznalek (S. 172), war vom 6. December 1776 Cooperator in Lubowitz, wurde zeitweise verschickt z. B. als Administrator in Pschow , 13. April 1778 bis 25ten August 1778 Kaplan in Benkowitz, war 16. Juli 1782 noch hier, endlich Pfarrer in Pstronzna.

Ignatz Leja, vom 28. März 1778 bis 25. August 1778 hier. (S. 76.)

Johann Rinke, geboren Zülz, erhielt die niederen Weihen Breslau 22. August 1781, das Presbyterat 1782, wurde sofort Kaplan in Lubowitz und war von 1783 bis 1784 Kaplan in Groß=Strehlitz, kam 1785 als Cooperator zurück.

Johann Peter, war Mai 1765 als Schulcandidat zur Erlernung der neuen Informationsmethode nach Sagan geschickt worden und erhielt am 3. Januar 1766 das Zeugniß, daß er die dortige Lehrart von Grund aus erlernt und in deren Gebrauch sich geübt habe. Er war Mai 1783 Kaplan in Lubowitz und wurde Administrator hieselbst, mußte auch hier noch seine ehemals erworbenen Kenntnisse verwerthen, indem er alle Lehrer des Ratiborer, Leobschützer und Coseler Kreises in der neuen Methode zu unterrichten hatte, blieb bis 17. April 1785.

Nach dem Ableben des Pfarrers Petricius hatte das Collegiatstift den bisherigen Vicar Carl Moczygemba zur Lubowitzer Pfarrei präsentirt. Die Breslauer Domänenkammer verlangte 10. April 1785 vom Bezirksrath Schröder über das Betragen, die Gesinnungen und Eigenschaften des Moczygemba Bericht zu erstatten. Derselbe theilte 4. Mai mit, daß er den Vicar persönlich nicht kenne, aber zuverläßig erfahren: wie er ein Ratiborer Stadtkind, 52 Jahre alt, 22 Jahre in der Seelsorge, 1775 Kaplan in Zülz, 10 Jahre Vicar bei der Collegiatkirche sei, ein gelehrter artiger Mann, von untadelhafter Aufführung und exemplarischem Lebenswandel. Auch das Vicariat=Amt hatte ihm am 11. April zur Erlangung des Placet der Domänenkammer empfohlen und ersucht, die Quarta seminaristica auf 15 Thaler festzusetzen. Das Nominationsdecret wurde 1. Juni ausgestellt. Der Pfarrer, welcher 19. August 1785 die erste Trauung hielt, starb aber schon 17. September 1788 im Alter von 56 Jahren an Schlafsucht.

Johann Moczygemba, der jüngere Bruder des Vorgängers, geboren Ratibor 25. Juni 1737, Sohn des Franz, studirte 1749 Grammatik in Rauden, ordinirt 1761, 1762—1765 Kaplan in Pschow, Erzpriester in Seibersdorf bei Freistadt, vom Baron Eichendorf präsentirt, vom Vicariat=Amt 14. October zur Erlangung des Placet empfohlen, am 30. d. Mts. nominirt, wurde 1788 Pfarrer in Lubowitz, 1797 Actuar circuli, starb als Cridarius an Geschwulst den 17. Mai 1811, 74 Jahre alt und verlor die Fundationskasse durch ihn 200 Gulden. Unter ihm fungirten:

Laurentius Winkler, der Sohn des Lehrer Simon, wird im Raudner Album 1775 als Syntaxist aus Benkowitz genannt, war 29. Mai 1786 Kaplan in Lubowitz, 2ten October 1788 bis 17. December d. J. Administrator, dann Kaplan bis 7. October 1789, wurde vor 1802 Pfarrer in Lubom, ließ die Pfarrei administriren, wurde 1804 Hofpater in Lubom und ging mit der Lubomer Kirchenkasse nach Oesterreich durch.

Georg Ronnert, geboren Slawikau, war 1779 Rhetor in Rauden, erhielt die minores 17. December 1785, das Subdiaconat 18. April 1786 auf den Tischtitel der Gräfin Oppersdorff=Stiborowitz, 23. September die Priesterweihe, wurde sofort Kaplan in Altendorf, 26. October 1786 bis 6. Juni 1791 in Lubowitz, war zu Anfang des nächsten Jahrhunderts Fundatist in Stanisch, 1805 Administrator in Lubom, Juli d. J. Administrator in Altzülz.

Josef Schneider (S. 234), war 13. Juni 1791 bis 19. Juni 1793 Kaplan in Lubowitz.

Jacob Stokowy, geboren in Skrzissow 1764, studirte seit 1776 in Rauden, erhielt 2. Juni 1787 die minores, am 22. December das Subdiaconat auf den Tischtitel des Graf Gaschin=Sacrau, 11. Mai 1788 die Priesterweihe mit Dispens von 2 Monaten 7 Tagen, wurde zunächst Kaplan in Peiskretscham von 1788—1792, hierauf 15ten October 1793 bis 25. Januar 1795 Kaplan in Lubowitz, wurde 22. December 1796 zum Pfarrer in Krzanowitz nominirt, machte zur Jubelfeier des Canonicus Erzpriester Sylvester Padiera in Groß=Strehlitz 10. December 1807 ein lateinisches Carmen 1) in elegischem Versmaaß.

Josef Pampuch (Seite 312), war 2. Februar 1795 bis 16. Juni d. J. Kaplan in Lubowitz, dann in Rybnik.

Peter Giemza, geboren Himmelwitz 1767, erhielt 20. September 1788 die minores, 6. Juni 1789 das Subdiaconat auf den Tischtitel der Gräfin von Fernemont=Miedar, das Presbyterat 18. September 1790, fungirte zunächst in Lohnau, 24. Juni 1795 bis 13. Februar 1796 in Lubowitz, 1797—1805 Vicar in Gleiwitz, wurde September 1805 Administrator in Laband, Informator bei Carl von Stachelski auf Dziersno, seit Januar 1809 in Guttentag, starb daselbst schon am 28. März desselben Jahres am Schlage.

Friedrich Untzner, geboren Oberglogau 1768, ordinirt 1792, Cooperator in Lubowitz, 1794 in Polnisch=Lissa, starb 1800.

Josef Schauner, geboren 1769 Oberglogau, erhielt 23. Februar 1793 das Subdiaconat auf den Tischtitel des Leopold Graf Seherr=Thoß=Dobrau, die Priesterweihe 21ten September desselben Jahres, wurde Cooperator in Friedersdorf, Slawikau, 27. December 1796 Kaplan in Lubowitz, dann in Groß=Dubensko und Lohnau, Administrator und Januar 1804 Pfarrer in Polnisch=Wartenberg, starb daselbst als Erzpriester und Schulen=Inspector 24. September 1812.

Paul Ciupke, Kaplan in Lubowitz von 20. Januar 1797 bis 16. October 1810. (S. 83.) Als nach dem Diöcesan=Blatt IV. 100. Tode des Johann Moczygemba die Pfarrei Lubowitz erledigt wurde, bat das hiesige Dominium die Königliche Regierung am 18. Mai 1811: das Benefiz dem Ciupke, der es vor allen Andern verdiene, zu verleihen, weil er hier durch 14 Jahre bei einem alten Pfarrer fast die ganze Last der Seelsorge mit unermüdetem Eifer getragen, die Liebe und das Vertrauen der Gemeinde erworben; auch ihm werde es angenehm sein, mit einem so verträglichen Pfarrer zusammen zu leben. Aber die Vocation war bereits einem Andern zugesagt. Der Dichter Josef Freiherr von Eichendorff setzte in seinem Hauptwerke dem würdigen Priester unter dem Namen Victor ein Denkmal liebender Erinnerung.

Ludwig Pisczan, 1800 Kaplan in Lubowitz. (S. 81.)

Josef Weleda, geboren Loslau 16. November 1785, studirte seit 1796 in Rauden, wurde 1809 ordinirt, Kaplan in Gieraltowitz, 22. October 1810 in Lubowitz, 19. Mai bis 2. Juli 1811 Administrator, September 1812 Kaplan in Cosel, August 1814 in Rogau bei Pogrzebin, wo er 1825 starb.

Bisher hatte das Patronatsrecht abwechselnd das Collegiatstift (wegen Ganiowitz) und der Grundherr von Lubowitz; nach der Säcularisation trat statt des Stiftes die Königliche Regierung ein.

Dominik Luge, geboren 1773 Oppeln, ordinirt 1797, Kaplan in Krappitz, 1800 Vicar, dann Curatus in Oberglogau, bat 21. Mai 1811 die Königliche Regierung um Verleihung der Pfarrei, wurde 19. Juni 1811 als Administrator decretirt, 13. Juli vocirt und am 11. November wirklicher Pfarrer. Bei seinem Antritte fand er alle Gebäude: Wohnhaus, Scheuern, Stallungen in allerschlechtester Beschaffenheit vor. Als er am Getreide deßhalb Schaden erlitten und die Eingepfarrten in Güte zur Reparatur nicht zu bewegen waren, sendete der Landrath einen Kreis=Dragoner zur Execution. Man bat den Pfarrer, den Landrath um Zurückberufung des eingelegten Polizisten zu ersuchen, aber kaum war letzterer weg, so ruhte die Arbeit und wurde erst bei Wiederkehr des Landdragoners aufgenommen. Zunächst wurden Stallungen und Wagenschuppen errichtet und erst 1818 das Pfarrhaus massiv neu aufgeführt. Dasselbe enthielt vier Zimmer, Gesindestube, Küche, zwei Keller, ist 24 Schritt lang, 19 Schritt breit, wurde aber mit Schoben gedeckt.

Als Caroline Freiin von Eichendorff am 15. April 1823 in der Sanct Antonienkapelle, wo die Eltern ruhen, beigesetzt ward, wurde die Kapelle mit Ziegeln gepflastert. 1825 wurden auch die Ställe sämmtlich unter einem Dache 48 Schritt lang, 14 Schritt breit, massiv erbaut, außerdem waren zwei Scheuern vorhanden. Der Brunnen war 17 bis 18 Klaftern tief. Die Kirche erhielt Sommer 1823 neue Schindelbedachung und neue Untermauerung der Schwellen.

In der Nacht vom 15. zum 16. Juli 1823 kurz vor Mitternacht brannten die herrschaftliche Scheuer, der Schafstall und Schüttboden ab; auch die pfarrlichen Gebäude, nämlich die Holzremise, der Pferde=, Kuh=, Schwarzvieh= und Hühnerstall, der Brunnen und Heuschuppen wurden ein Raub der Flammen. Die Lohnauer Spritze schützte die Kirche, die Pfarrei und zwei Scheuern. Doch zersprangen die Fenster und das Dach der Pfarrei glimmte bereits.

Da das Dominium unter den Hammer kam und die Nachlaßmasse unzulänglich war, gingen zwei Fundationscapitale, das des Stoklossa mit 333⅓ Thaler und das des Zauk mit 80 Thaler der Kirche zur Hälfte verloren.

Luge verfaßte Ende 1823 eine Beschreibung und das Inventar der Kirche. In der Nacht vom 29. zum 30ten Juni 1827 drangen Diebe in die Sacristei und Kirche und raubten einen silbernen Kelch, wie auch ein schönes Ciborium. Der Pfarrer starb an zurückgetretener Gicht 13. Juni 1830 um 9 Uhr Abends. Hilfsgeistliche waren:

Johann Müller, geboren Dzirgowitz 1770, besuchte seit 1778 das Gymnasium in Rauden, ordinirt 1794, 1802 Cooperator in Teschen, Kaplan in Slawikau, hier zur Aushilfe 1828, wurde Schloßkaplan in Polnisch=Neukirch (ob Pfarrer in Kostenthal 2. Juni 1831—1836), starb in Slawikau 16. Februar 1847.

Ignatz Zurek, Kaplan in Lubowitz von September 1812 bis 20. Februar 1813. (Seite 316.) Nach ihm wurde längere Zeit kein Kaplan angestellt und fand Aushilfe aus der Nachbarschaft statt, namentlich durch den Dominikaner Exconventual Frater Fortunat Matuschek. (Seite 77.)

Johann Rybarz, geboren Tworkau 14. Mai 1799, ordinirt 5. Mai 1828, war im Frühling 1829 in Grzendzin, kam im Sommer als Substitut des abwesenden Pfarrers nach Lubowitz, ging nach Lohnau, wurde 6. August 1831 Pfarrer in Rokitsch, 31. Mai 1837 Administrator in Tarnau, Kaplan in Klein=Strehlitz 22. August 1843, Kaplan in Loncznik, starb als Pfarrer von Schreibersdorf 5. April 1850. Als Pfarrer Luge längere Zeit an der Gicht litt, wurde ihm ein Stellvertreter zur Seite gegeben. Es war:

Jacob Gęsty, geboren 1804 Lissek, ordinirt 20ten April 1829, Kaplan in Ratibor, hier 23. Juni 1830 bis 7. Juli d. J. Administrator, wurde Kaplan in Gr.=Strehlitz September d. J. in Beuthen, dann in Krappitz, starb 1834.

Ignatz Zymny (S. 184), 1. Juli 1830 als Administrator in Lubowitz decretirt, die Präsentation wurde vom Ober=Präsidenten 5. September 1833 bestätigt und die Investitururkunde 20. September d. J. ausgefertigt. Aus seiner Zeit lauten die Berichte über Kirch= und Pfarreinkünfte: Die Kirche in Kreuzform gebaut, ist mit Brettern gedielt und hat fünf Altäre. 1) ad beatam Virginem, 2) rechts zum heiligen Josef; 3) links zum heiligen Antonius; 4) Johannes von Nepomuk; 5) zum heiligen Kreuz. Das Schiff ist 34' lang, 29' breit; das Presbyterium 31' lang, 22' breit, 15½' hoch; die St. Josefskapelle 27' und 19'; die St. Antonikapelle 24½' und 19'; die Sacristei 16¾' und 13¼'; der Thurm 19½' und 19½'; der Kirchhof 60 Schritte lang, 70 Schritte breit. Der Acker besteht in drei Parzellen auf Lubowitzer Grunde: a. Czarnotta auf dem Wall; b. auf dem Wege nach Ganiowitz nur noch 11½ Scheffel Aussaat, weil bei Erweiterung der Ganiowitzer Straße auf Verlangen des Landraths zwei Viertel ohne Entschädigung abgetreten werden mußten; c. auf Brzesnitzer Terrain 12 Scheffel. In Elgot: 10 Bauern geben Naturalzehnt. 1822 war auf Ablösung angetragen worden und der Receß wurde 1830 ausgefertigt; in Zawade: 6 Großgärtner geben 4 Thaler Geldzehnt; in Leng: 10 Bauern 8 Thaler 14 Silbergroschen und je 1 Scheffel Hafer; in Schichowitz 4 Bauern geben Sackzehnt; in Ganiowitz geben 7 Bauern 7 große Scheffel Hafer; in Grzegorzowitz geben 15 Gärtner den Feldzehnt. Das Lubowitzer Dominium gab nur von vier erkauften Bauernstellen den Decem. In Brzesnitz war der Sackzehnt vom Dominium und der Feldzehnt von der Oberseite verloren. Szczejkowitz bei Rybnik gab statt des Feldzehnt 1 Thaler 9 Silbergroschen. Der Pfarrer entrichtete 90 Thalern an Steuern.

Am 5. December 1841 machte Bau=Inspector Linke einen Anschlag auf eine Hauptreparatur an der Kirche, welche im nächsten Jahre vollständig untermauert, gepflastert und mit Schindeln gedeckt wurde; März 1844 stürzte der alte Brunnen auf der Pfarrei ein. Am 2. Juli 1844 wurden in Ratibor 1430 Personen aus hiesiger Parochie gefirmt. 1848 fand die Feldzehntablösung statt.

Zymny war gutmüthig aber schwach in der Selbstbeherrschung und wurde Ende 1847 pensionirt, doch nach dem bald darauf erfolgten Tode des Pfarrer Franz Drost zu Rogau als Administrator daselbst 23. Januar 1848 angesetzt. Später half er als Commorant in Benkowitz, Ostrog und Groß=Peterwitz fleißig in der Seelsorge aus. Er starb 22. November 1878.

Carl Gratza (S. 86), Kreisvicar in Cosel, erhielt am 3. November das Administrationsdecret für Lubowitz. Am 15. November erfolgte die Uebergabe. Gratza ging Ende 1853 nach Schurgast, wurde Pfarrer von Himmelwitz, machte sich durch Zurückführung der Abgeirrten in Zawade verdient.

Theodor Richter, geboren 24. April 1824 zu Chutow, ordinirt 1. Juli 1849, 31. d. Mts. Kaplan in Rauden, 9. September 1851 in Cosel, hierauf Schloßkaplan und Localist in Koschentin, übernahm December 1853 die Pfarreiverwaltung in Lubowitz, wurde 10. Juli 1855 investirt. Derselbe ließ das Innere der Kirche durch Klose in Oelfarbe malen und trug der Herzog die Kosten für Staffirung der vier Altäre, Kanzel, Taufstein. Der biedere Priester starb 27. Juni 1879.

Auf Grund des Gesetzes vom 14. Juli 1880 sorgte die Geistlichkeit in Ratibor für Lubowitz.

Emanuel Kempa, geboren Rosmirka 1842, ordinirt 1866, wurde zunächst Kaplan in Ostrog, dann seit Ende des Jahres in Ratibor. Am 8. September 1883 erhielt er die Pfründe in Lubowitz als Hilfsseelsorger. Die Kirchenbücher, welche nach Richters Tode zunächst im Landrathsamte, dann in der Stadtpfarrei aufbewahrt worden, wurden ihm 27. December 1883 übergeben.

In der Lubowitzer Kirche wurden in den letzten zwei Jahren das Gitter und die Stufen des Hochaltares beseitigt und dafür eine Communionbank errichtet, durch Wohlthäter eine prachtvolle weiße mit kunstmäßigen Stickereien versehene Casel und desgleichen ein Antipendium für das Hochaltar, sowie ein Teppich im Werthe von 100 Mark beschafft. Aus der Kirchenkasse ist eine messingne Krankenlaterne und ein zinnernes Lavacrum für die Sacristei besorgt.

Schloßkapelle in Lubowitz.

Aus den Tauf= und Copulationsbüchern erfahren wir die Namen einiger Schloßkapläne:

Johann Bomba taufte am 27. September 1730 in der Pfarrkirche und ging in gleicher Eigenschaft nach Brzesnitz, wurde Pfarrer in Krziżanowitz. (S. 309.)

Stanislav Wycisk, geboren Ditmerau, taufte 27ten December 1734 in Lubowitz, kam bald darauf als Kaplan nach Pschow, wo er 18. Januar 1738 starb.

Anton Barth aus Zülz erhielt 19. December 1733 die minores, 18. März 1734 auf den Tischtitel des Ludwig von Nostiz für Suchau das Subdiaconat, taufte mit Erlaubniß des Pfarrers 30. August 1735 in Lubowitz, copulirte daselbst 23. und 30. Januar 1736, war 1748—1755 Cooperator in Lonczik wo er starb.

Lorenz Winkler, (Seite 340), Pfarrer zu Mokrau, 21. December 1792 nach Lubom befördert, taufte als Hofkaplan 28. Januar 1804.

Bernard Heinke, geboren Jauernik bei Bautzen 1769, erhielt 3. März 1792 die Tonsur und minores, 24. März das Subdiaconat, 24. Mai das Diaconat, war von September 1793—1799 Hofpater und Informator in Lubowitz, wurde Ceremoniar, August 1808 Erzpriester und Schulen=Inspector in Zirkwitz, wo er circa 1841 starb.

Pfarr=Schule.

Im Jahre 1669 war Caspar Heimann Rector. Ihm folgte Paul Bilica, der in den Archidiaconatsacten 1679 genannt und 1680 im Taufbuche als Rector bezeichnet wird. Er hatte einen Garten von 6 Metzen, erhielt Accidenz und von jedem Bauer ein Brod. Urban Dworski, hier seit 1686 als Lehrer und Organist, hatte 10 Schulkinder, erhielt von jedem Bauer ein Brod, vom Gärtner 1 Groschen, an Festivalien 1 Gulden; für das Orgelspiel gaben die Gemeinden 9 Thaler, die Kirche 5 Gulden, der Pfarrer an jedem Sonn= und Feiertage 4 Kreuzer, dem Scholar 1 Silbergroschen für das Essen. Ludwig Rzedecka aus Rosenberg, geboren 1661, war noch 1719 im Organistenamte.

Ludwig Franz Kaminski, 1696 als Lehrer und Organist angestellt, hatte 1713 nur vier Schüler, war 2. und 6. Juni 1717 Copulationszeuge, erhielt von jeder Taufe 2 Kreuzer und ein Stück Brod nebst einem Käse, von der Trauung 2 Silbergroschen, vom Begräbniß nach Klassen 3 Silbergroschen bis 1 Thaler. Kaminski 1720 auch im Altendorfer Copulationsbuche genannt, starb 70 Jahre alt 18. December 1742.

Organist Sebastian Stroka, war 26. Juli 1744 Copulationszeuge, seit 1745 Schulmeister, 30. April 1747 Pate.

Franz Lampka, Organist, war 21. Juli 1750 und noch 29. Januar 1788 Trauungszeuge. Der Landrath meldete 2. August 1767 dem Erzpriester Petricius: Statt des polnischen Organisten (Lampka) und des deutschen Präceptor Zydek wolle er, da sie abgesonderte Wohnung haben und die eine zu erweitern sei, den Anton Richter, welcher Schulmeister in Markowitz gewesen, als Organist und Lehrer anstellen. Petricius entgegnete: Er habe mit Einwilligung der Gutsherrschaft den Candidat Franz Lampka, der das Orgelspielen verstehe und in der Arithmetik bewandert sei, nach Ratibor zur Erlernung der Saganschen Methode gesendet und wolle den unruhigen Richter hier missen.

Josef Henke, geboren 1767, erhielt Rauden 19. August 1786 das Seminarattest, schloß 1789 den Contract über Salar und Deputat, der von der Breslauer Kammer approbirt wurde: er erhielt nämlich von der Gemeinde 26 Floren 2 Silbergroschen, vom Domininm 12 Scheffel Roggen, eine halbe Fuhre Heu und freie Hutung. Am 8. April 1797 wurde ihm ein Sohn Franz geboren, welcher Lehrer in Sohrau, 1821 in Loslau wurde und sich durch die Chronik von Loslau einen verdienten Namen machte.

Unser Lehrer ging zu weiterer Ausbildung nach Oberglogau und wurde nach bestandener Prüfung Neujahr 1801 definitiv angestellt. Da die Wohnung zu klein und baufällig, Küche und Schornstein nicht gemauert waren, so wurde, nachdem Maurermeister Bolik den Riß und Conducteur Jaroschek den Kostenanschlag auf 648 Thaler, die Hand= und Spanndienste auf 149 Thaler gemacht, 1802—1803 auf Kosten des Kirchenärars ein neues Haus aufgeführt, welches näher an die Straße zu stehen kam. Damit die Passanten nicht durch die Fenster sehen, ließ der Lehrer einen Staketenzaun herstellen, der das Gehöft umschloß, auch den Garten ließ er einzäunen. Da er beides auf eigene Kosten ausgeführt, so wurden die Auslagen mit 35 Thaler erst 1822 der Wittwe Franciska geb. Jäckel ersetzt.

Die Breslauer Schuldeputation bestätigte 11. November 1815 die vom Landrath eingereichte Gehaltsrepartition. Danach hatte der Lehrer 9 Klaftern Holz, 15 Scheffel Roggen, je 1 Scheffel Gerste, Erbsen, Hirse und 50 Thaler.

Im Jahre 1818 waren Schulkinder: aus dem Orte 49, aus Ganiowitz 16, aus Grzegorzowitz 35, Elgot 11, Brzesnitz 60. Dem Befehle vom 4. März 1819, einen Adjuvanten anzustellen, für welchen im October die Repartition des Gehalts angefertigt wurde, konnte wegen Mangel an Hilfslehrern nicht genügt werden und wurde einstweilen ein Aspirant angenommen. Hencke, der am 13. November 1819 noch Pate gestanden, starb vier Tage später am Schlagfluß erst 54 Jahre alt.

Johann Onderka (Seite 142), Lehrer in Pawlau, am 17. December 1819 von der Vormünderin Caroline Freiin v. Eichendorf geb. v. Kloch vocirt und im nächsten Jahre hier angestellt.

Nachdem er mit seltener Hingebung und Berufstreue 45 Jahre in seinem Amte gewirkt, schied er als Lehrerveteran des Kreises am 19. September 1849 aus dem Leben. Zweiundzwanzig Collegen hatten sich zum Begräbniß eingefunden, welches Erzpriester Krause aus Slawikau aufs Feierlichste abhielt. Die Leichenrede wies nach, was der Verstorbene seiner Schule als Lehrer, der Kirche als Organist und Küster, der zahlreichen Familie als Vater und Erzieher, seinem Stande als biederer treuer Amtsgenosse und seiner Gemeinde als Muster und Vorbild gewesen. Von fünfzehn Kindern waren ihm sechs ins Jenseits vorausgegangen, zwei Söhne haben den Beruf des Vaters gewählt; allen Kindern hat derselbe auf Kosten eigener Entbehrung eine solche Erziehung gegeben, daß sie eine achtbare Stellung einnahmen. Die Lehrer widmeten ihrem Collegen ein Nachruf im Schlesischen Kirchenblatt S. 350.

Franz Reiner, geboren 1802, in Oberglogau geprüft, wurde 1. October 1820 Adjuvant.

Mathias Sobetzko (Seite 208), war hier 1822 Aspirant, 1823 im Seminar ausgebildet, October 1824 in Sudol, 1833 in Ruderswald, seit 1844 in Godow, starb daselbst.

Im Sommer wurde nur Mittags von 12—3 Uhr unterrichtet, aber auch diese wenigen Stunden wurden meist versäumt.

Vincent Krayczirski, geboren Deutsch=Krawarn 28. November 1802, besuchte 1819 bis 1821 in Troppau die höhere Schule, wurde Anfang Juni 1823 angestellt, bezog außer Kost 30 Thaler Nominalmünze, wurde 1824 Lehrer in Zawade. 1824 fand eine Reparatur des Schulhauses auf Kosten der Interessenten statt.

Lorenz Moczygemba, geboren 1799, in Oberglogau von 1822—1824, kam sofort hieher. Bei der Revision am 25. October 1825 tadelte Consistorialrath Sedlag, daß beide Lehrer gemeinschaftlich unterrichten und der Adjuvant im Lehrzimmer wohne.

Johann Geyer, geboren 1803, in Oberglogau vorgebildet, hier Januar 1827, wurde Lehrer in Syrin und trat aus dem Schulfache.

Franz Sage (Seite 96), hier 1. Juni 1828, kam bald darauf nach Altendorf, war 1857 in Groß=Rauden, wo er starb.

Im Jahre 1828 wurde ein besonderes Schulgebäude aufgeführt, bis Herbst unter Dach gebracht und im nächsten Jahre ausgebaut. Die Kosten betrugen 831 Thaler. Das neue Gebäude wurde den Lehrern zur Wohnung gegeben und das alte zu Lehrstuben eingerichtet; das eine war 20' lang, 21' breit, das andere hatte bei 20⅓' Länge nur 15½' Breite, aber erst 1830 wurde die zweite Lehrstube eingerichtet.

Josef Hedwig (Seite 96), war zwar von Altendorf am 1. October 1830 hieher decretirt, entsagte aber dem Lehrfache.

Ignatz Chluba (S. 97), hier 28. Juli 1832, ging Januar 1835 nach Altendorf.

Anton Onderka, Oberglogau 1835 bis 1838, seit April hier, ging Juli 1840 nach Belschnitz. Damals besuchten die Schule aus dem Orte 48, aus Ganiowitz 20, aus Grzegorzowitz 72, aus Elgot 26, aus Brzesnitz 100 Kinder. Mai 1847 schied Brzesnitz aus dem Verbande aus. Anton Onderka entsagte nach 15 Jahren dem Schulfache, starb in Ruderswald 1. October 1866 als Concipient an der Cholera.

Josef Onderka (Seite 102), hier 1. April 1843 Adjuvant, schon am 22. September 1849 am Begräbnißtage des Vaters vom Patron als Nachfolger vocirt, aber erst 17. April 1852 vereidigt und eingeführt. Aspirant Johann Cisner leistete zunächst Aushilfe und wurde 1858 hier Adjuvant.

Franz Schäfer, geboren Ratibor, 1851 Oberglogau, hier October d. J. Adjuvant, wendete sich zum Bergfach, erkrankte, ging zu seinem Bruder, dem Seminar=Director in Oberglogau und starb an der Schwindsucht.

Auf Veranlassung der Prinzessin Amalie, Schwester des Herzogs wurden seit Juli 1852 von den Schwestern des Lehrers 12 Mädchen im Nähen und Stricken für 12 Thaler Remuneration unterwiesen. Der Lehrer veranlaßte die Knaben Pflug, Rechen, Grabeisen, Wurfschaufel, Eggen, Dreschflegel im Kleinen anzufertigen; auch eine kleine Windmühle wurde hergestellt.

Johann Kroker, Enkel des Lehrer Kaschny in Janowitz, Peiskretscham 1853, hier September 1853, war 1865 Lehrer in Zwonowitz, 1878 Hauptlehrer in Wachow.

Vom Neujahr 1854 ab erhielt der Lehrer für Hutungsentschädigung 9½ Thaler.

Johann Cisner, geboren Slawikau, ehemals hier Aspirant, Peiskretscham 1854, Hilfslehrer in Rzetzitz, seit September 1858 hier Adjuvant, war 1865 Hilfslehrer in Brzezie, später Hauptlehrer daselbst.

Julius Gaida, geboren Branitz, Oberglogau 1851, in Benkowitz 1852, ging 10. Februar 1858 nach Brzezie, Neujahr 1861 hier, kam 5. Februar 1863 nach Golleow, später nach Miedzna, arbeitete im Landrathsamt zu Rybnik und ist Besitzer eines Steinbruches in Czernitz.

August Zaruba, Oberglogau 1859, 8. October 1859 Adjuvant in Raschütz, 2. März 1863 hier, war 1867 verheirathet und wohnte in Elgot, wurde Lehrer in Ruda später in Kobyla, starb daselbst 1884.

Der Lehrer als Organist erhielt das Mitbenutzungsrecht des 1865 auf der Pfarrei gegrabenen Brunnens und war Gemeindeschreiber von fünf Schulgemeinden.

Carl Jauernik, Sohn des Lehrer in Rudnik, Oberglogau 1868, Adjuvant in Lubowitz, 13. Juli 1871 als zweiter Lehrer vocirt, wurde 1874 Lehrer in Klein=Rauden, später in Stanitz, woselbst er noch als Hauptlehrer amtirt.

Rudolf Ender, Oberglogau 1873, Adjuvant in Kempa, 10. December 1874 hieher vocirt, 3. Mai 1875 eingeführt, ging als Lehrer nach Ponientschütz, wurde 1882 Seminarlehrer in Pilchowitz.

Nachdem Onderka 31. Januar 1875 nach Altendorf berufen worden, wurde Nachfolger

Wilhelm Selzer, Peiskretscham 1865, wurde zweiter Lehrer in Groß=Grauden, von dort 3. Juni 1875 hieher vocirt, trat am 1. Mai die Stelle an.

Für den nothwendig gewordenen Neubau der Schule waren bereits einige tausend Thaler aufgesammelt worden.

Johann Dirska, Peiskretscham 1876, Adjuvant in Budzisk, hier 15. Januar 1877 Adjuvant, übernahm die Verwaltung der zweiten Lehrerstelle, ging 1. November 1877 an die neu errichtete Schule zu Czerwentziz, später nach Berlin an die Gemeindeschule.

Paul Swiętek, Oberglogau 1865, seit 1. Juli 1877 Hilfslehrer in Rogożna, 20. December d. J. hieher vocirt, kam Neujahr an, übernahm 169 Kinder, welche in zwei getrennten Abtheilungen unterrichtet wurden, wurde 15. Juni 1878 eingeführt, gab Neujahr 1881 das Lehrfach auf, ging zum Bergwesen.

November 1877 übernahm Marianna Jesussek für 42 Mark den Industrieunterricht. Am 1. September 1878 wurde das Dreiklassensystem eingeführt, 1881 Leng abgezweigt.

Theodor Wolf, Oberglogau 1872 geprüft, Lehrer in Kostenthal, vom Kreis=Schulen=Inspector vorgeschlagen, wurde 10. September 1881 vocirt, nahm Wohnung in Elgot.

Den 16. April 1885 wurde ein dritter Lehrer angestellt: Franz Lerch, geboren den 31. December 1864 in Friedersdorf, vorgebildet zu Zülz.

Der 1877 eingeführte, seit einiger Zeit ruhende Industrieunterricht wurde durch die Lehrerfrau Selzer für 60 Mark Januar 1882 wieder aufgenommen. Im April desselben Jahres wurde Selzer Standesamtsstellvertreter.

Wegen Neubau der Schule wurde seit 3. März 1883 im Gasthause zu Ganiowitz unterrichtet. Wolf erkrankte 25. Juni an Lungenentzündung und genas erst 27. August.

Der Bauunternehmer Zimmermeister Raschdorf legte 2. Juni 1883 die erste Balkenlage und stellte vierzehn Tage später das Gesperre auf. Anfang September wurde das Gebäude mit Flachwerk eingedeckt, am Ende des Jahres vollendet. Von Neujahr ab konnte in zwei Klassen unterrichtet werden. Das Gebäude enthält vier Lehrzimmer, Wohnung für zwei Lehrer und einen Adjuvanten. Küster bewohnt ein besonderes Haus.

Schulkinder waren. 1818 171, 1822 181, 1826 199, 1833 212, 1840 266, 1844 283, 1848 204 (Brzesnitz abgezweigt), 1857 212, 1865 217, 1871 282, 1878 320, 1884 242 = 114 Knaben, 128 Mädchen.

Brzesnitz.

Dieses 7 Kilometer von Ratibor am linken Oderufer gelegene Dorf trägt seinen Namen von der Oertlichkeit, da brzeżny abgeleitet von brzeg „am Ufer liegend“ bezeichnet. Das stimmt auch mit den alten Karten überein, auf welchen, ehe die Durchstiche stattfanden, der Fluß bis an das Dörfchen reichte. Dem gegenüber liegenden Zawada (Zawodą = jenseits des Wassers) entsprechend, soll in alter Zeit dort ein Uebergang über das Wasser stattgefunden haben. Ein von Czerwentziz herabkommender Bach ergießt sich daselbst in die Oder.

Brzesnitz wird zum ersten Male in einer Ratiborer Collegiatstiftsurkunde vom Jahre 1416 erwähnt. Das dritte Canonicat bezog nämlich den Zehnt vom herzoglichen Vorwerk und die neunte Präbende 4 Mark Zins vom Dorfe. So war es noch 1444. Am 12. Januar 1445 verschrieb Herzog Wenzel seiner Gattin mehrere Güter, darunter auch Brzesnitz als Witthum. Später kam der Ort in den Pfandbesitz des Mathias von Ossinski, der 1477 nach Vereinbarung mit den Stiftsherrn den Decem in Geld abführte. Im Anfange des nächsten Jahrhunderts hatte Brzesnitz schon einen eigenen Besitzer. Die herzoglichen Brüder Nicolaus und Johann mit Wissen und Willen ihres jungen Bruders Valentin genehmigten 15. Januar 1501 dem Kanzler Christof von Tiachowski auf Brzesnitz für geleistete Dienste, daß er, seine Töchter, Erben und zukünftige Besitzer des Guts und die Unterthanen daselbst Brennholz und Rütticht zu Zäunen vom Thurser Lug und aus dem Schichowitzer Walde auch Stockholz holen dürfen, ohne Stammgeld für letzteres zu geben. Am 17. Januar 1524 bestätigte Herzog Johann von Oppeln als Erbe des Ratiborer Fürstenthums dem Nicolaus Holy von Ponientschütz die erworbenen, von seinem Vorgänger Herzog Valentin allodificirten Lehngüter Ponientschütz, Blazeowitz, Witoslawitz, Slawikau und Brzesnitz. Zdislav von Holy besaß genannte Orte noch 1530—1533. Ihm folgte Johann Czepla von Belk, Hauptmann von Ratibor 1555. Von dessen Tochter Anna, Wittwe des Stoß von Twaroskow, erwarb Hynek Petrowitz Charwat v. Wiecze, dessen Großvater Paul schon 1496 im Kreise sich niedergelassen, 1555 Witoslawitz, 1565 Brzesnitz, kaufte 1572 Czienskowitz, nahm zwei Jahre später von den Ratiborer Kammergütern Schichowitz, Leng und Thurzy, ein Jahr darauf auch Neugarten, Altendorf, Proschowitz und Niedane in Pfandbesitz. Dazu erkaufte er 1585 noch die Herrschaft Tworkau. Vermählt mit Salome, Tochter des Bartholomäus Pelka auf Lenschütz, machte er 1596 sein Testament und hinterließ nur drei Töchter: Marusse, Gattin des Jaroslav Lessota von Steblau auf Tworkau, Fräulein Johanna auf Brzesnitz und Magdalene, die sich später mit Abraham Sokolowski auf Czechowitz verehelichte und Dzimirz nebst Gottartowitz erwarb.

Nach dem Tode der Johanna erhielt gemäß der Theilung von 1602 Magdalena Brzesnitz und verkaufte dies Gut mit Hof und Vorwerk April 1609 an Wenzel Trach von Brzezie auf Kurnitz (= Kornitz) und Kieferstädtel für 10,200 Thaler schlesisch. Der Garbenzehnt von den Vorwerken Niedane und Brzesnitz wurde noch 1624 stiftungsmäßig einem Canonicus entrichtet.

Ursula Freiin von Trach geborne Rohn von Gaschic auf Kieferstädtel und Brzesnitz wohnte in Lohna. Die Herrschaft und Unterthanen in Brzesnitz hatten nach der 1501 verliehenen Urkunde das Recht, sich aus den herzoglichen Wäldern Holz zu holen. Nach dem Tode des Oberregenten der Kammergüter unter dem Nachfolger Thomas Ferdinand Teuffel von Zeilberg und Höllenstein wurde ihr vom Ratiborer Forstbereiter die freie Einfuhr verweigert, indem letzterer vorgab, ohne besonderen Befehl seines Herrn nichts gewähren zu können. Die Besitzerin ersuchte daher Lohna 29. Januar 1635 unter Beischluß einer Copie jener Urkunde den Oberregenten, den Forstbereiter anzuweisen, ihr und den Leuten kein Hinderniß zu Stellen. Da ferner in Brzesnitz verschiedene Parteien, auch wohl ganze Compagnien einquartieren, welche an Pferden und Vieh Schaden verursachen, bat sie um Genehmigung, bei drohender Gefahr das wenige Rindvieh sammt den Schafen in das Vorwerk Niedane bergen zu dürfen, das Futter wolle sie selbst liefern. Teuffel gewährte ihr aus Ratibor 1. März 1635 die erstere Bitte.

Am 28. October 1645 verkaufte Brzesnitz mit Rittersitz Johann Trach von Brzezie der Margarethe v. Dzirzanowska geb. von Krzydlowska verwittweten von Jarocka mit Bewilligung des Ehegatten Adam für 8000 Thaler und 100 Dukaten. Sie erbaute auf einer Anhöhe einen Rittersitz, außerdem westlich vom Dorfe ein neues Vorwerk „Neuhof“ und überließ beides nebst dem halben Dorfe aus mütterlicher Liebe mit Genehmigung des Gatten 1667 für 2500 Thaler und 125 Thaler Schlüsselgeld dem Stiefsohn Magnus Friedrich Jarocki von Jaroschin. Der eigene Sohn zweiter Ehe Johann Christof von Dzirzanowski erhielt an demselben Tage das andere halbe Dorf Althof und einen Rittersitz für denselben Preis. Von da ab ist auf längere Zeit Ober= und Nieder=Brzesnitz zu unterscheiden und geben wir im Folgenden getrennt die Besitzer bis zur Vereinigung dieser Theilgüter. Die Indiction eines jeden Antheils betrug für Herrschaften und Unterthanen je 655 Thaler.

Nieder=Brzesnitz.

Johann Christof Dzirzanowski verkaufte nach dem Tode seiner Halbschwester Catharina Christine von Jarocka verehelichten Larisch v. Nimsdorf am 23. April 1671 seinen Antheil Brzesnitz dem Pächter v. Borutin Johann Ferdinand Larisch von Nimsdorf, Rath und Landrichter des Troppauer Fürstenthums für 3000 Thaler schlesisch. Der Vater Adam Dzirzanowski lebte damals noch und erhielt bis zum Tode vom Käufer außer Naturalbezügen noch 60 Thaler jährlich. Dessen Gattin Margarethe nahe an 70 Jahren machte 26. Januar 1672 ihr Testament und bestimmte den Kindern des Magnus Friedrich von Jarocki Anna Catharina 200 Thaler, dem Jacob Stanislaus und der Eleonore je 50 Thaler; Gottfried von Welczek auf Rudnik wurde Vormund dieser Mündel.

Johann Ferdinand von Larisch, der Krzanowitz und Langlieben erworben, verkaufte 11. December 1680 mit Genehmigung der Gattin Helene Salome gebornen Zajiczek von Hoschczialkowitz dem Hynko Wenzel von Larisch und seiner Gattin Elisabeth Julie geborne Bilska von Bila auf Slawnig Halbbrzesnitz mit Ober= und Niedergerichten, Rittersitz und Althof für 5000 Thaler. Der neue Besitzer machte 21. Juli 1692 das Testament und setzte seine Söhne Wenzel Henning und Johann Ferdinand von Larisch als Erben ein; der ältere Sohn sollte kurz darauf mündig werden. Ihm verkauften die Commissare am 26. November 1697 das Theilgut für 6000 Thaler und 50 Thaler Schlüsselgeld. Er war mit Beate Eleonore von Salisch vermählt, erfreute sich aber nicht lange des Besitzes, indem er schon 1702 ins Grab stieg. Die Commissare verkauften 17. April 1703 das Waisengut für 7200 Thaler und 100 Gulden rheinisch Schlüsselgeld dem Johann Erdmann Schipp von Branitz auf Steblau und Bitschinitz, der sich 25. November 1692 mit Marianna Gottliebe, Tochter des Wenzel von Zborowski auf Czwiklitz vermählt hatte.

Ober=Brzesnitz.

Magnus Friedrich von Jarocki starb schon 1678. Die Commissare veräußerten 23. April das Waisengut Halb=Brzesnitz mit Rittersitz und Neuhof der Catharina geb. v. Larisch und deren Gatten Georg Kozłowski v. Kozłow auf Halb=Pilchowitz und Czwiklitz. Er war Landrechtsbeisitzer und machte 30. April 1697 eine Fundation von 400 Floren, wofür monatlich drei Messen und vierteljährlich ein Cantatum für sich, die Gattin Catharina und Fräulein Dorothea gehalten werden sollten und hinterließ außer einem Sohne Adam, die Töchter Susanna verehelichte von Gusnar, Ludmila verehelichte v. Larisch, Salome verehelichte v.Strzinski, Catharina und Dorothea. Die jüngste wurde von Carl Bernard v. Schweinichen bevormundet. Adam hatte bereits 24. März 1696 das Gut dem Johann Erdmann Schipp von Branitz für 6800 Thaler verkauft. Obgleich es 24ten October 1708 meistbietend zum Verkauf kam, erwarb er dasselbe doch wieder, zumal er es um den billigen Preis von 639 Thaler erstehen konnte. Die nunmehr vereinigten Theile von Brzesnitz veräußerte er nach kurzer Zeit für 14,300 Thaler schlesisch dem Buchhalter in Schlesien Christian Florian Simon v. Ehrencron, der Wien 28. October 1704 in den Ritterstand erhoben worden. Verlautbart wurde der Kauf zu Ratibor am 20. April 1709.

Ganz=Brzesnitz.

Simon von Ehrencron besaß auch Lodnitz und nach dem Tode seines Schwiegervaters Caspar von Franzen seit 1715 Tabor und erwarb 26. Februar 1718 Halb=Sudol für 4800 Thaler. Von nun an blieb Halb=Sudol, auch Sudol I. genannt, durch ein ganzes Jahrhundert mit Brzesnitz vereinigt.

Die Befundtabellen von 1725 bieten für den Ort mancherlei Angaben. Das Dominium lag in der Indiction mit 800 Thalern. Bei dem Schlößchen befand sich ein Küchengarten, in welchem einige Obstbäume standen, bei dem Unterhofe ein Grasgarten mit einigen Bäumen besetzt, bei dem Brauhause ein Obstgärtchen, alle drei von 8½ Scheffel Größe. Die sechs Gärtchen, welche den 6 zum Vorwerk gehörigen Gärtnern und den 7 Freigärtnern gehörten, hatten zusammen 1 Scheffel Aussaat. Es befanden sich am Orte drei oberschlächtige Wassermühlen, jede von einem Gange, die aber nur von Regenwasser betrieben wurden; Obermüller war Andreas Gatzka, Mittelmüller Mathes Hermann, Niedermüller Jan Schirschin, sie zinsten zusammen 13 Scheffel Metzgetreide. Die sieben Teichel: im Dorf, Gatzka, kleiner Teich, Trzymak (= Hälter), Podwaluska, ein wüstliegender und Waluska waren mit 19½ Schock dreijährigem Karpfensaamen besetzt. Der Forsten bestand aus fünf Stallungen und enthielt einen großen Kieferwald an der Czerwentzitzer und Elgoter Grenze, sieben kleinere Stücke mit dem an der Elgoter Grenze bis zum Wege liegenden Bergwäldchen, den Schierlas an der Czerwentzitzer und Rudniker Grenze, mit Kiefern und etwas lebenden Gehölz bestanden, vier gegen das Dorf Brzesnitz zwischen den Aeckern gelegene Stücke; Herrschaft und Unterthanen hatten das Recht auf kiefernes Brennholz im Ratiborer Dominialforsten. Es wurden 200 Schafe, 40 Kühe, 5 Schweine auf dem Vorwerk gehalten; Der Kretschmer Georg Kapella, der 80 Achtel Bier und 2 Eimer Branntwein ausschänkte und die sieben robotfreien Gärtner hielten 8 Kühe. Das Dominium säete je 27 Malter, 5 Freigärtner 10 Scheffel im Herbst und ebensoviel im Frühjahr aus. Die Indiction der Unterthanen betrug 510 Thaler. Außer dem Scholz Matthäus Schlenska gab es noch acht Bauern und 26 Gärtner, deren 50 Gärtchen enthielten 5½ Scheffel und die Feldaussaat betrug je 17 Malter 11 Scheffel. Sie besaßen 95 Kühe und 12 Schweine.

Simon von Ehrencron hinterließ bei seinem 1724 erfolgten Tode nur zwei Erbtöchter Maria Barbara, welche sich mit Johann Julius von Frobel auf Zossen und Marie Eleonore, die 1702 geboren, am 17. Juni 1721 sich mit Carl Josef Schimonski von Schimoni auf Wachow und Leschna, Sohn des Gottfried Ludwig vermählte. Die Trauung vollzog zu Lubowitz Gottfried Leopold v. Schimonski, der damals Pfarrer von Altcosel und Birawa war und als Erzpriester von Sohrau starb. Marie Eleonore brachte ihrem Gatten nicht blos das Gut Brzesnitz und zwei freie Rittersitze bei Troppau (den Dominatzker und Kotulinsker Hof) zu, sondern setzte ihn mit ihrem Gelde in Stand im Jahre 1733 Wyssoka mit Kadlubetz, Kalinowitz und Elgot für 66,000 Gulden rheinisch zu kaufen. Deßhalb bestimmte sie im Codicill 2. October 1735, daß Brzesnitz und Halb=Sudol ihren Töchtern zufalle, der Gatte aber Wyssoka behalten solle. Sie vermachte dem Fräulein Johanna von Schimonska, die sich auf dem Schlosse aufhielt 500 Thaler, dem Bernhard v. Schimonski 50 Thaler, auch 600 Thaler an Kirchen und Klöster auf heilige Messen und wurde nach ihrem 21. Februar 1736 erfolgten Tode mit Erlaubniß des Ortspfarrers am 2. März Abends 9 Uhr in der Klosterkirche der Franciskaner zu Ratibor bestattet. Eine Wittwe Anna Catharina von Schimonska, die auf dem Schlosse zu Brzesnitz gelebt, war 27. November 1729 in Lubowitz bestattet worden.

Carl Josef von Schimonski, welcher Landrechtsbeisitzer im Fürstenthum Troppau und Rath geworden, Wachow und Leschna 1732 verkauft hatte, schloß zu Neisse am 26. Januar 1738 einen Ehevertrag (15. Februar vermählt), mit der am 12. October 1719 geborenen Caroline, Tochter des Adam Freiherrn von Gruttschreiber auf Krolkowitz und der Clara Regina geborne Freiin von Hund, welche als Gattin 21,000 Gulden in die Ehe brachte. Der Gemahl bekleidete wichtige Aemter. Er wurde 19. Februar 1743 Landrath des Ratiborer Kreises, bei Errichtung der Schlesischen Landschaft 1770 Landesältester und durch Cabinetsordre vom 8. August 1773 Director der Oberschlesischen Fürstenthumslandschaft. Obgleich langjähriger Chef des Kreises, hatte er sein Bureau nicht in der Stadt, sondern am Wohnorte. Als die Schwägerin Barbara, welche am 21. Mai 1727 für sich und ihre Descendenz das Ritterstandsincolat im Herzogthum Schlesien erhalten, gestorben und seine Töchter erster Ehe herangewachsen waren, setzte er sich mit letzteren bezüglich ihres mütterlichen Erbtheils 18. Juli 1746 auseinander. Er bestimmte nämlich jeder 8000 Floren rheinisch und eine Ausstattung, sie überließen ihm dagegen Brzesnitz im Werthe von 32 mille Gulden rheinisch. Am 3. October d. J. vermählte sich die 27. August 1728 getaufte Tochter Maria Anna mit Johann Josef v. Zborowski auf Rudoltowitz und hielt auch diese Trauung zu Lubowitz der bereits genannte Pfarrer Leopold Gottfried von Schimonski.

Am 17. April 1747 verkaufte der Landrath die beiden Höfe bei Troppau den dortigen Jesuiten für 8000 Floren rheinisch und das Gut Katharein 1766 an Carl Philipp von Schlangenfeld. Die jüngere Tochter Johanna Anna war 1746 unter dem Ordensnamen Caroline in das Dominikanernonnenkloster zu Ratibor getreten, nachdem sie ihr väterliches und mütterliches Erbtheil am 18. Juli erhalten. Da sie zu ihrer Ausstattung als geistliche Braut nur 2000 Gulden bedurfte, so schenkte sie 1757 ihrer verheiratheten Schwester 2000 Gulden, ihrem Halbbruder Johann Carl 2000 Thaler und zur klösterlichen Einkleidung ihrer Verwandtin Eleonore von Schimonska wies sie 500 Gulden an.

Im Jahre 1765 erbte der Besitzer von seiner am 20. Juni verstorbenen Tochter Marianne von Schimonska den väterlichen Pflichttheil, übernahm nach dem Tode des Felix Graf Sobeck auf Schloß Ratibor die Vormundschaft über die Minorennen, lieh 1770 unter Verpfändung von Brzesnitz und Halb=Sudol von Gottlieb Freiherr v. Henneberg auf Zauditz als Vormund der Freiherr v. Eichendorff'schen Pupillen 1000 Gulden rheinisch und starb hochbetagt 11ten August 1776 am Husten. Sein 10 Jahre früher errichtetes Testament wurde am 22. August publicirt. In zweiter Ehe waren ihm außer mehreren Kindern, die zeitig starben, geboren worden: Johann Carl am 19. Juli 1742. Als sich derselbe 24 Jahre alt mit Marie Therese geb. v. Görtz vermählte, überließ ihm der Vater die Herrschaft Wyssoka; nach wiederholtem Güterwechsel werden wir ihm zuletzt auf dem väterlichen Gute begegnen. Johann Emanuel von schwächlicher Körperconstitution wurde Fürstbischof (S. 32.) Leopold, geboren 1756, wohnte 1795 in Ratibor und starb daselbst 25. Februar 1809. Johann noch 1794 im Testamente der Mutter gedacht. Marie Philippine vermählte sich 18ten August 1783 mit dem Wittwer Rudolf von Blacha auf Glinitz. Die kirchliche Einsegnung fand in der Kapelle zu Brzesnitz durch den Canonicus Emanuel von Schimonski statt. Die Geschwister Leopold und Johann v. Schimonski, wie auch der Comtur Friedrich Leopold von Bornstädt auf Skronskau, Gatte der Josefa von Blacha waren Trauzeugen. Sie starb 1817. Maria Franciska Romana Barbara vermählte sich 1779 mit Carl Josef Freiherr von Larisch=Nimsdorf auf Ottmuth, der 28. Februar 1799 starb, sie folgte erst 1843 zu Breslau im Tode nach. Johann Heinrich. Die Mutter hatte ihrem jüngsten Sohne ihr Gut Brzesnitz, Antheil Sudol und Vorwerk Neuhof für 46,666 Thaler überlassen, sich aber einen großen Auszug vorbehalten; dann zog sie nach Ratibor, wo sie 26. Juli 1796 starb. Friedrich Wilhelm II., welcher 19. und 20. August 1788 in Ratibor weilte, ließ sich vom hiesigen Ziergärtner Ignatz Franczke eine Anweisung zur Annanascultur geben und weil sie sich in der Anwendung bewährte, sendete er ihm ein Jahr später 20 Friedrichsd'or. Der neue Besitzer, 1790 mit Antonie, Tochter des fürstlichen Raths Anton Leopold Freiherrn von Kalkreuth auf Czienskowitz, Kiowitz etc. verehelicht, ließ durch den Pfarrer von Lohnau und Canonicus von Schimonski in der Schloßkapelle zu Brzesnitz folgende Kinder taufen: 17. März 1791 Georg Johann Josef Valentin Anton Zacharias, 8. Juli 1792 Maria Johanna und 19. August 1793 Anton Guido. Am 5. August 1793 kaufte er von der Schwester Franciska das Gut Piece und am 4. October für 23,300 Thaler von den Franz von Larisch'schen Eheleuten Sczirbitz, das er aber zwei Jahre später veräußerte. Auch Brzesnitz mit Zubehör hatte er durch Vertrag vom 15. Mai 1794, wobei die Mutter ihr Wohnungsrecht in einem Theile des Schlosses behielt, dem Carl von Adlersfeld für 69,500 Thaler und 100 Dukaten verkauft.

Letzterer geboren 21. December 1748 war der Sohn des Leopold „Fritz von Adlersfeld“ auf Rudnik und Mosurau und der Anna Marie v. Rottenberg, hatte sich 18. Februar 1794 mit der 1764 geborenen Catharina, Tochter des Robotgärtner Ignatz Kalitzka verheirathet, ließ 20. April 1795 einen Sohn Anton Ignatz Carl taufen und verkaufte schon am nächsten Tage, in der Absicht Mosurau zu erwerben, Brzesnitz der Josefa geb. Udritzki, Gattin des Anton Graf Gaschin Majoratsherrn auf Polnisch=Neukirch, für 74,000 Thaler. Nachdem ihr Gemahl im Februar 1796 gestorben, verkaufte sie 7. September 1797 Brzesnitz an den Vicelandschaftsdirector Johann Carl von Schimonski. Derselbe hatte die Herrschaft Wyssoka im Juni 1782 an Gustav Freiherrn v. Welczek verkauft, Schlogwitz von 1789 bis 1799, Leschnitz von 1790 bis 1804, Roswadze von 1790 bis 1796 inne, war Landesältester des Groß=Strehlitzer Kreises von 1770—1798, und des Neustädter Kreises von 1789—1798 und von 1800—1810; als Landschaftsdirector durch Cabinetsordre vom 19. August 1798 bestätigt, blieb er in dieser Stellung 6 Jahre und erwarb 1805 Klebsch. Durch Dismembrationsvertrag vom 21. Juni 1803 hatte er seinen Unterthanen in Brzezie und Sudol an Realitäten für 40 mille überlassen. Da sein Schwager Carl Josef Freiherr von Larisch in großer Dürftigkeit starb, hielt sich dessen Tochter Marie Josefa schon 1800 bei ihm auf, stand mit dem Dichter Josef von Eichendorff 20. April d. J. Pate und wurde in der hiesigen Hauskapelle 19. November 1805 mit Lieutenant Carl von Görtz copulirt. Am 16ten Juli 1809 starb der obengenannte Johann Heinrich von Schimonski über 40 Jahre alt am Schlage.

Am 2. März 1809 verkaufte der Landschaftsdirector Johann Carl von Schimonski Brzesnitz mit Halbsudol für 56 und Klebsch für 24 mille an seinen dritten Sohn, den Rittmeister Carl; bald darauf, nämlich am 13. Februar 1810 starb er zu Sakrau mit Hinterlassung von 9 Kindern.

Der Rittmeister Carl hatte sich 24. März 1809 zu Ornontowitz mit seiner Nichte Beate v. Heidebrand verlobt und brachte sie 3000 Thaler als Ehevermächtniß zu, während ihr der Bräutigam ein Gegenvermächtniß von 6 mille versicherte. Die Hochzeit fand 20. Februar 1810 statt. Carl, der bereits am 4. October 1809 Halbsudol an den Justiz=Commissar und Syndicus der oberschlesischen Landschaft Franz August Taistrzik für 8000 Thaler veräußert hatte, verkaufte 9. Juni 1817 dem Wilhelm Gottlob von Wrochem, damals Lieutenant von der Armee und Ritter des eisernen Kreuzes, Sohn des Landraths Gottlob auf Pschow, das Gut Brzesnitz für 34 mille.

Wilhelm Gottlob, am 19. September 1792 geboren, leistete 26. October 1817 den Homagialeid. Bis dahin hatte die Gemeinde die Gerechtigkeit, freies Brennholz und Zaunruthen (Reißlatten) aus dem Ratiborer Schloßwalde zu nehmen. Durch einen 1831 errichteten, 1834 bestätigten Receß, wurde dieselbe gegen Entschädigung durch Ländereien aufgehoben, auch die Jagdgerechtigkeit auf dem rechten Oderufer an das Schloß Ratibor abgetreten.

Wilhelm v. Wrochem kaufte bis 1835 in den Subhastationen die vom Dominium Brzesnitz dismembrirten Realitäten und außerdem 4 Bauergüter und 12 Freigärtnerstellen (1482 Morgen 107 □Ruthen) für 18,568 Thaler; der Kaufpreis für die dismembrirten Realitäten betrug 17 mille.

Major Friedrich von Eickstedt auf Silberkopf hatte zwar 2. November 1833 für 17 mille Brzesnitz sub hasta erstanden, überließ es aber für die gleiche Summe dem Vorbesitzer. Circa 1840 ging das Vorwerk Neuhof ein.

Wilhelm Gottlob von Wrochem vermählte sich zu Schönwald 31. Januar 1818 mit Caroline von Jordan, geboren 29. October 1787, gestorben 28. December 1871 zu Ratibor, war von 16. Juni 1820 bis Johannis 1850 Landesältester des Ratiborer Kreises und hinterließ bei seinem am 11. Januar 1861 erfolgten Tode fünf Kinder:

Agnes, geboren 30. August 1820, vermählt 29ten October 1843 mit Georg von Tepper=Laski, der als Geheimer Justizrath 25. Mai 1878 starb. Caroline, geboren 20. October 1821, vermählt mit Gustav von Pritzelwitz, General und Gouverneur in Mainz. Wilhelm, geboren 11. September 1825. Emilie, geboren 5. April 1828, vermählt 9. Juni 1862 mit Major Heinrich von Walther. Curt, geboren 9. October 1834, starb als Major zu Sangershausen 8. September 1873.

Wilhelm von Wrochem senior hatte 3. September 1857 seinem gleichnamigen Sohne, damals Premierlieutenant a. D. Brzesnitz geschenkt. Als Rittmeister und Landesältester verkaufte letzterer das Gut 1. December 1867 an Victor Herzog von Ratibor für 220 mille, reservirte sich aber Wohnung bis zum 1. Juli 1883. Auf Antrag des Herzogs vom 23. Mai 1871 ist das Rittergut der Fideicommißherrschaft Ratibor zugeschrieben worden. Es umfaßt 506 Hectar, wovon 415 Hectar Acker und Gärten, 32 Hectar Wiesen und 39 Hectar Wald enthalten. Brzesnitz hatte 1784 zwei Vorwerke, drei Mühlen, 8 Bauern, 44 Gärtner, 223 Seelen; 1855 652, 1861 717 Seelen. Der Gemeindebezirk umfaßte bei der letzten Volkszählung December 1880 in 110 Häusern 724 Personen und wurden 89 Pferde, 227 Rinder, 74 Schweine, 39 Ziegen, 12 Bienenstöcke im Jahre 1883 gehalten, auf dem Gutsbezirk bei 192 Seelen 46 Pferde, 93 Rinder, 912 Schafe, 35 Schweine und 2 Ziegen.

Schloßkapelle in Brzesnitz.

Daß eine solche noch in vorpreußischer Zeit bestanden, geht aus den Kirchenmatriken von Lubowitz hervor, woselbst als Hofkapläne auftreten:

Johann Bomba, October bis December 1730, wurde Pfarrer in Krziżanowitz.

Anton Trojan (S. 337), vom 8. December 1737 bis Ende December 1738.

Das Kathedralkapitel zu Breslau genehmigte 16ten October 1747 auf Bitten des Carl Josef von Schimonski für fünf Jahre, daß in der zur Darbringung des Meßopfers geschmückten, von profanen Gebrauch freien und von weltlichen Geschäften abgesonderten Hauskapelle durch einen approbirten Priester auf einem Portatile celebrirt werden dürfe mit Ausnahme von Weihnachten, Neujahr, Epiphanie, Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Frohnleichnam und Kirchweih. Anwesend dürfen nur sein die Herrschaft, adelige Gäste, ein oder der andere von der Dienerschaft. Ohne Genehmigung des Pfarrers dürfen nie pfarramtliche Functionen, am wenigsten die Spendung der heiligen Communion stattfinden.

Als die gegebene Erlaubniß sich ihrem Ende näherte, bat der Landrath aufs Neue um die Concession und erhielt sie 11. Juli 1752. Auf Ansuchen des bischöflichen Commissar Johann Franz Wacławczik wurde sie 19. Juni 1757 nochmals ertheilt, zumal dem im Alter vorgerückten Besitzer schon schwer fiel, in der entlegenen Pfarrkirche zu Lubowitz wegen des schlimmen Weges dem Gottesdienst abzuwarten.

Carl Schubert war 5. März 1794 Taufzeuge und hielt 5. Juli 1794 eine Taufe.

Josef Pampuch, (S. 312), Hofkaplan bei Josefa Gräfin v. Gaschin von November 1795 bis 20. Januar 1798.

Die ehemalige, dem Schloß gegenüber liegende Kapelle wurde zu einem Schoppen verwendet.

Schule in Brzesnitz.

Johann Brevis (Seite 91). Als ludirector von Brzesnitz ließ er ein Kind 15. December 1698 taufen und waren Paten die Fräulein Catharina v. Kozłowska, Elisabeth v. Lichnowska nebst dem Organist und Rector Ludwig Franz aus Lubowitz. Brevis wurde 1719 nach Altendorf befördert Das Dorf wurde später nach dem nahen Lubowitz eingeschult. Vom Jahre 1806—1810 kam aber kein einziges Kind in den Unterricht, da der Gemeindeschreiber Lippa im Dorfe das Lehramt ausübte; aber auch nach Aufhebung der Winkelschule besuchten die Schulkinder den benachbarten Ort immer noch schlecht. Die Eltern, zur Erfüllung ihrer Pflicht wiederholt aufgefordert, baten 14. Februar 1826 um Genehmigung zum Bau einer eigenen Schule, da die Kinder auf dem Wege vielen Unfällen, auch der Gefahr einem tollen Hunde zu begegnen, ausgesetzt wären. Doch verging noch geraume Zeit, ehe ihr Wunsch zur Ausführung kam.

Nachdem 1840 die Zahl der hiesigen Kinder größer, als am Schulorte geworden, tauchte der Plan, ein selbstständiges Schulsystem zu gründen, von Neuem auf. Im Frühlinge 1846 wurde das Gebäude unter Dach gebracht und im Sommer ausgebaut. Die Kosten betrugen 1600 Thaler. Mai 1847 konnte die Anstalt mit 95 Kindern eröffnet werden.

Gustav Kollritsch (S. 320), geboren 14. Januar 1824 zu Ratibor, Oberglogau 1844, Adjuvant in Krziżanowitz, wurde 1847 Lehrer, hatte 1857 schon 120, 1865 bereits 144, 1878 und 1883 an 190 Kinder; 1885 103 Knaben, 94 Mädchen.

Anton Hanslik, geboren 10. Januar 1857 zu Köberwitz, besuchte bis zur Prima das Gymnasium zu Ratibor, wurde 1878 vom Kreis=Schulen=Inspector Schwarzer als interimistischer Lehrer in Brzezie angestellt, machte 10. Februar 1881 die Commissionsprüfung in Peiskretscham, wurde 1. März d. J. als Hilfslehrer nach Brzesnitz berufen, ging 1. März 1882 nach Tworkau.

Oscar Karuth, geboren 2. August 1861 zu Groß=Peterwitz, Peiskretscham 1882, Hilfslehrer seit 1. März desselben Jahres bis 15. August 1883, ging nach Sczedrzik, dann nach Vogtsdorf.

Carl Matyssek, geboren Turawa 2. Januar 1861, Oppeln 1883, hier vom 15. August d. J.

Elgot.

Elgot, slavisch Lhota, Ligota, bezeichnet eine zinsfreie Colonie und giebt es unzählige Orte gleichen Namens in Schlesien. Im Ratiborer Kreise giebt es deren drei und wird zum Unterschiede von Elgot=Tworkau, Elgot=Hultschin das zur Pfarrei Lubowitz gehörige Herzoglich=Elgot genannt, weil es zu Anfang dieses Jahrhunderts mit den übrigen Gütern des Jungfrauenstiftes an die Schloßherrschaft Ratibor gelangte.

Am 3. Februar 1337 kaufte nämlich das genannte Kloster für 60 Mark Prager Groschen einen Antheil des Dorfes von Isolda nachgelassener Wittwe des Peter Stral und deren Söhnen Fredko und Peschko; den zweiten Antheil erwarb das Stift am 21. September 1338 für 100 Mark Prager Groschen mährischer Zählung d. h. à 64 Groschen von der genannten Wittwe und deren Söhnen Friedrich und Peter.

Viele Güter, welche sich im Erbbesitz von Privatpersonen oder geistlichen Stiftern befanden, besaßen doch nicht das Oberrecht und mußten dafür den Fürsten einen Zins entrichten; doch verliehen letztere aus besonderer Gunst die oberste Gerichtsbarkeit den Besitzern. So schenkte auch Herzog Johann III. von Ratibor am 18. Februar 1493 kurz vor seinem Tode zu seinem Seelenheile dem Kloster all sein Recht an Benkowitz, Zawade und Elgot, sodaß die Bewohner dieser Dörfer frei sein sollen von allen fürstlichen Abgaben, die nunmehr dem Kloster zu leisten waren. Dafür verpflichteten sich die Jungfrauen zu allen Quatemberzeiten für die Verstorbenen des herzoglichen Hauses Vigilien zu halten und zum Todtenamt zu singen.

Zwischen dem Besitzer von Lubowitz Wenzel Wraninski und dem Kloster hatten wegen Elgot Streitigkeiten obgewaltet und wurde 2. Juni 1571 folgende Uebereinkunft geschlossen durch Stanislav Reiswitz von Kandrzin auf Kornitz, Johann Dlugomil v. Birawa, Lucas Pelka v. Borislawitz auf Urbanowitz und dem kaiserlichen Procurator Seitens des Jungfrauenstifts Wenzel von Reiswitz:

Den Graben, welchen die Elgoter aufgeworfen, immer gehörig zu räumen und da sie solchen ohne Einwilligung des Nachbars geschlagen, dafür dem Besitzer von Lubowitz jährlich 5 Morgen Land bei seinem Vorwerk zu bearbeiten und einen neuen Graben von der Weide aus zur Ableitung des unnöthigen Wassers in den Behälter und Teich zur Hälfte zu machen, damit es den gehörigen Abfluß wie früher habe. Das abfließende Wasser soll durch den Fischhälter auf Lubowitz geleitet werden, die Elgoter sollen dafür dem Besitzer drei Tage je 3 Morgen Land pflügen (zur Brache, zur Wintersaat, zum Samenkorn), jeder der zwei Gärtner hat zwei Arbeitstage bei dem Heumachen und Kornschneiden. Für die umgepflügten Grenzzeichen soll jeder der Schuldigen einen halben Morgen bearbeiten und sollen die erneuerten Grenzzeichen im Beisein beider Besitzer errichtet werden. Der Grundherr von Lubowitz soll vom Futter aus Stolka den zehnten Theil beziehen. Der Vertrag wurde Oppeln Ende Februar 1572 bestätigt.

Das Gut der Herrschaft war mit 50 Thalern angesagt. Die Indiction der Unterthanen betrug 700 Thaler. In Ermangelung eines Kretschams hatte 1725 ein robotsamer Bauer den Ausschank und setzte, weil keine Passage, nur 16 Achtel Bier und ein Eimer Branntwein ab. Die Häusler hatten gar keinen Acker und weideten ihre 7 Kühe auf Rainen nach Gunst der Besitzer. Unter den 44 Gärtchen zusammen 1 Malter 2 Scheffel Flächeninhalt waren zehn Obstgärte. Der Richter Bartholomäus Barthon und neun Bauern hatten ihre Felder oberhalb des Dorfes zwischen der Brzesnitzer und Lubowitzer Grenze beisammen gelegen, säeten je 13 Malter aus und hielten 125 Schafe, 37 Kühe, 10 Stück Schwarzvieh.

Nach einer Rechnung vom Jahre 1769 bezog das Jungfrauenstift aus Elgot an Grundzinsen 9 Thl. 18 Slbgr. und 10 Stück Gespinnst im Werthe von 2 Thalern. Durch Cabinetsordre vom 28. November 1811 erwarb der Schloßbesitzer zu Ratibor die ein Jahr vorher säcularisirten Güter des Stifts, darunter auch Elgot, welcher Ort im Jahre 1784 10 Bauern, 2 Häusler, 66 Einwohner, im Jahre 1819 10 Bauern, 3 Häusler und 81 Einwohner, 1842 in 21 Häusern 142 Einwohner, 1855 138, 1861 141, 1882 in 20 Häusern 148 Einwohner zählte, welche 43 Pferde, 104 Stück Hornvieh, 36 Schweine, 2 Ziegen, 5 Bienenstöcke halten.

Ganiowitz,

nördlich von Lubowitz gelegen, 10 Kilometer von Ratibor entfernt. Ein Antheil war schon in ältester Zeit Eigenthum der Pfarrkirche zu Ratibor (S. 220.) Vor 1416 gehörten zu den Einkünften des Propstes am Collegiatstift 8½ Mk. Prager Groschen polnischer Zahl als Zins von Ganiowitz welcher mit dem halben Dorfe der Pfarrkirche zustand, die dort fünf Unterthanen hatte. Am 2. April 1681 schloß die Gemeinde des kirchlichen Antheils (Vogt Andreas Czogala und geschworener Schöppe Gregor Zicha) und die Gemeinde Janowitz mit ihrem Grundherrn dem Propst einen Vergleich dahin lautend: bisher hatten sie Robot geleistet und an Zins je 10½ Scheffel Roggen und Hafer entrichtet; der Propst erließ ihnen diese Obliegenheiten gegen Uebernahme der landesherrlichen Steuern, die sie fortan für die Herrschaft abführen sollten. Bald darauf gelangte das Collegiatstift auch in den Besitz des andern Antheils von Ganiowitz, der mit Slawikau verbunden war. Besitzer war 1551 Paul Wraninski v. Wranin, Sohn des Matthäus. Nach seinem 1574 erfolgten Tode erhielt das Gut die Wittwe Dorothea geborne Dobschütz auf vier Jahre. Als Nicolaus Wraninski gestorben, kaufte Slawikau, Wranin, Grzegorzowitz und Ganiowitz der Biergeldeinnehmer Mathias Nos v. Grabow, dem seit December 1594 der Landeshauptmann Georg Freiherr von Oppersdorff auf kurze Zeit folgte. Das Gut kam in die Familie Wraninski zurück und tritt 1648 Nicolaus als Besitzer auf. Anna Wraninska verehelichte sich mit Georg Wenzel von Raschitz und starb 17. März 1676, der Wittwer folgte ihr 23. Juni 1682 im Tode nach und sollte das Waisengut Ganiowitz nebst Grzegorzowitz zu Gunsten der Minorennen verkauft werden.

Das Collegiatstift ersuchte 19. October 1691 den Kaiser, das ferngelegene Gut Jarkowitz bei Troppau, das jährlich nur 15 Thaler Nutzen brachte, veräußern und das Pupillargut Ganiowitz erwerben zu dürfen. Leopold forderte Wien 2. November ein Gutachten vom Oberamte ein. Der Bischof theilte letzterem am 6. März 1692 wichtige Gründe mit, welche es bei Abfassung des Berichts berücksichtigen wolle: Das Collegiatstift Ratibor habe an Zinsen von den Städten Sohrau und Gleiwitz große Verluste erlitten und wolle statt Kapitalien auf Interessen auszuleihen, lieber Grundstücke erwerben; von Ganiowitz besitze es bereits einen Antheil, was die Bewirthschaftung des andern erleichtern werde; käme letzterer in andere Hände, so könnte das Stift Widerwärtigkeiten erleiden. Der Canonicus Wilhelm von Trach als Ortspfarrer von Lubowitz wurde im December nach Wien gesendet, um die Erlaubniß zur Erwerbung einzuholen und erhielt an Diäten täglich einen Gulden. Der Kauf von Antheil Ganiowitz und Grzegorzowitz wurde 5. October 1695 abgeschlossen.

Die Indiction des herrschaftlichen Gutes betrug 300 Thaler, die der Unterthanen 100 Thaler. Die Mühle Gatzka, welche nur von Regen und Quellwasser betrieben wurde, ging nach Zerreißung der Dämme ein, wurde aber 1725 wieder aufgebaut, auch der Kretscham ward wieder aufgerichtet, in welchem jährlich 14 Achtel Bier und ein halber Eimer Branntwein ausgeschänkt wurden. Sieben Bauern zwei Gärtner und vier Häusler hielten 35 Kühe und 8 Schweine. Später erfolgte die Anlage eines Vorwerks und wurde dasselbe mit Grzegorzowitz und Gammau dem Josef Stoklossa verpachtet, der außer 21 Scheffel Getreide für die residirenden Domherrn und 6½ Scheffel für die Vicare und Kirchendiener 1270 Gulden Pacht zahlte, von welcher Summe aber 980 Gulden 54 Kreuzer für königliche Steuern in Abzug kamen. Der Rest langte kaum für die Kirchendiener, vielweniger für die Fundationalien. Josef Stoklossa machte 5. April 1746 eine Fundation.

Ganiowitz und Gammau wurden 15. Februar 1762 für 400 Gulden rheinisch dem Johann Jurczyk verpachtet. Durch Cabinetsordre vom 28. April 1811 erwarb der Schloßbesitzer auch die Güter des Collegiatstiftes. Im Jahre 1782 zählte der Ort 7 Bauern, 2 Gärtner, 5 Häusler, zusammen 63 Einwohner, 1819 schon 7 Bauern, 4 Gärtner, 6 Häusler und 99 Seelen, 1844 in 18 Häusern 134 katholische Einwohner, 1861 7 Bauern, 2 Gärtner, 9 Häusler, 189 Seelen. Im Jahre 1883 zählte der Gemeindebezirk, wozu die westlich gelegene Colonie Gacky gehört, in 25 Häusern 173 Seelen und wurden 36 Pferde, 103 Stück Rind=, 42 Stück Schwarzvieh, 8 Ziegen, 8 Bienenstöcke gehalten, im Gutsbezirk 12 Pferde, 69 Stück Rind= und 7 Stück Schwarzvieh.

Grzegorzowitz,

gleichfalls nördlich von Lubowitz gelegen, 11 Kilometer von Ratibor entfernt, bestand schon in alter Zeit aus mehreren Antheilen. Zwischen dem Pfarrer Johann Bryger zu Ratibor, Czenko Zigrod (v. Slawikau), Paschke von Grzegorzowitz war ein Gegenstreit entstanden und verglich man sich dahin: Der Pfarrer trat einen Flecken Wiese nahe bei Grzegorzowitz ab und erhielt dafür zwei Flecken, den einen diesseits Ganiowitz gegen Grzegorzowitz hin, den andern jenseits des Dorfes auf Cosel zu gelegen; beide Theile wollten sich einen Weg machen, so breit, daß ein Wagen ausweichen kann, damit Jeder zu seinem Eigenthum fahren könne. Diesen Vergleich bestätigte am 14. Juli 1405 Herzogin Anna mit ihren Söhnen Johann und Nicolaus.

Im Besitz folgte die Familie Hossek, welche von diesem Orte den Beinamen trug. Machna, Tochter des Wenzel Hossek von Grzegorzowitz, vermählte sich mit Nicolaus Husyt und bekannte 1457, daß sie ihr Erbtheil erhalten, was Herzog Hans am 3. März bestätigte. Dieselbe Gattin verzichtete 12. Februar 1467 auf ihr Gut zu Gunsten des Collegiatstiftes. Waniek, Sohn des Wenzel war von 1474 bis 1496 Besitzer eines anderen Theiles, worauf Johann Hossek folgte.

Im Jahre 1690 besaß der Propst unter anderen Einkünften den Decem von einigen Aeckern in Grzegorzowitz und einige Jahre später kaufte für 6600 Thaler das Collegiatstift einen Antheil des Dorfes von den Kindern des Wenzel Raschitz von Sczirbitz.

Am 16. Juli 1698 verkaufte das Kapitel dem Mathes Milostni den Kretscham nebst Acker von 2 Scheffeln Aussaat mit der Erlaubniß, Branntwein zu brennen und auszuschänken für 60 Thaler und einen jährlichen Zins von 18 Thaler. Die Mühle am Lengon auf Schichowitzer Grund, welche Valentin Jezusek am 30. September 1699 von Paul Tunkel erkauft, zahlte 6 Thaler Zins und lieferte der Herrschaft 24 Scheffel Metzkorn. Die Indiction des Gutes betrug 100 Thaler; die Herrschaft hatte zwei mit lauter Pflaumbäumen besetzte Gärten von 2½ Scheffel Größe, drei Teiche, in welchen 7½ Schock dreijähriger Karpfensaamen sich befanden, an Wald 1¾ Stallung. Das Dominium hielt 450 Schafe, 19 Kühe, 2 Schweine; die Feldaussaat betrug je 12⅚ Malter. Der Kretschmer, welcher sonst 18 Achtel Bier und 1½ Eimer Branntwein ausgeschänkt, erlitt wegen des in Ganiowitz neuerrichteten Kruges Einbuße. Im Dorfe waren 9 Frei=, 9 Robotgärtner, 11 Häusler, die 40 Kühe und 10 Schweine hielten.

Das Stift verkaufte mittelst Consenses vom 6. November 1809 vom Vorwerk 50 Morgen für 5000 Gulden und tilgte die zur Bezahlung der französischen Kriegscontribution und anderen Kriegsbeiträgen ein Jahr vorher gemachten Schulden. Am 30. Juni 1832 ließ Hans von Wallhoffen, Gutspächter von Ganiowitz und Grzegorzowitz, eine Tochter und 8. März 1841 den Sohn Victor Carl taufen, der 7. März 1868 Malteserritter wurde.

Im Jahre 1784 hatte das Collegiatstift ein Vorwerk 26 Bauern, 23 Gärtner, 13 Häusler, seit der Säcularisation „Herzoglicher Antheil“ genannt, 1819 schon 26 Bauern, 22 Gärtner, 48 Häusler, 240 Seelen, 1844 bereits 400 Einwohner, 1861 424, 1883 648 und zwar im Gemeindebezirk 610 Einwohner, welche 19 Pferde, 195 Stück Horn=, 72 Stück Schwarzvieh, 14 Ziegen, 53 Bienenstöcke hielten; der Gutsbezirk, wo 4 Schweine und 2 Ziegen gehalten wurden, zählte 38 Seelen.

Grzegorzowitz. — Slawikauer Antheil.

Slawikau, ein schon 1223 genannter Pfarrort, war längere Zeit im Besitz der Familie Sigrod, die sich auch später danach nannte. Stanislav Zygrod verkaufte 1451 für 280 Mark das Gut dem Nicolaus Holy v. Ponientschitz, in dessen Familie es bis 1531 blieb, wo es Nicolaus Scheliha „Buren“ erwarb. Ihm folgten die bereits bei Ganiowitz genannten Besitzer. Friedrich Freiherr v. Oppersdorff veräußerte 8. März 1619 Slawikau und Antheil Grzegorzowitz für 18,000 Thaler dem Heinrich Stolz von Gostom. Die Gattin Helene geb. Rottenberg von Katscher und Dirschel, welcher auf die Güter 4000 Thaler als Leibgeding verschrieben waren, übergab als Wittwe 24. Juni 1648 ihr Testament. Ende September 1649 erwarb die Herrschaft von den hinterbliebenen Waisen Johann Bernard Graf Praschma, der sie 27. Juni 1688 seinem gleichnamigen Vetter auf Nieder=Schwirklan für 10,000 Thaler veräußerte. Letzterer vertauschte es 15. Juni 1701 gegen Kieferstädtel mit Silvius Erdmann Freiherr von Trach. Nachdem letzterer 28. Juli 1710 gestorben war, heirathete die Wittwe Agnes Gottliebe Caroline geb. von Bludowska am 5. November 1713 den polnischen Geheimen Cabinetsrath Ernst Christof von Manteuffel.

Das Gut Grzegorzowitz lag in der Indiction mit 168 Thaler; das Vorwerk war aus zwei Bauernäckern zusammengezogen worden; die zwei Gärtchen hatten 2 Scheffel Größe, auf dem Vorwerksfelde wurden je 3½ Malter ausgesäet, 30 Kühe und 2 Schweine gehalten. Der Kretschmer schänkte 5 Achtel Bier und 1 Eimer Branntwein aus. Im Dorfe waren 2 Halbbauern und 3 Gärtner, die neun Kühe und drei Schweine hielten. Die Gutsfrau verkaufte 1731 Slawikau, Antheil Grzegorzowitz, Sumin und Gurek für 38,000 Gulden dem polnischen Hofrath und Minister Friedrich Gregor von Lautensak in Wien. Kammerdiener desselben, später Wirthschaftsinspector war Johann Ludwig Czarnetzki, der aus dem Teschenschen stammte. Da er dem Herrn lange treu gedient, so vermachte er ihm 26. August 1756 3000 Gulden und schenkte ihm im Testamente 24ten März 1761 das verschuldete Miestiz, bat auch ihm wegen des guten Herkommens und vorzüglicher Eigenschaften den Adel zu verleihen.

Auf Slawikau folgte Johann Gotthold v. Drechsler von 1761 bis zu seinem Tode 1772. Dessen Wittwe Hedwig Sofie geb. von Ingersleben starb 16 November 1792. Die Verwandten verkauften 23. Mai 1795 den Besitz dem Adolf Freiherrn von Eichendorff auf Lubowitz und Tost und seiner Gattin Caroline. Adolf lieh 18ten December 1799 20 mille von Beate Gräfin Dyrhn geborne Freiin von Dalwigk unter Verpfändung dieser Herrschaft und die Gattin lieh 1804 vom herzoglichen Braunschweiger Regierungs=Präsidenten zu Oels Moritz Rudolf v. Seidlitz zur Bezahlung der Gläubiger 24,000 Thaler.

Justizrath Ernst Erdman von Eickstedt, der 1831 die Herrschaft für 62 mille erworben, starb 3. December 1865 nachdem er ein Fideicommiß errichtet, das 18. Juli 1866 bestätigt wurde. Ernst, geboren 14. November 1751, der den Schloßbau vollendete, starb 22. Juni 1873. Gegenwärtiger Majoratsbesitzer ist Ernst von Eickstedt.

Die Verpflichtung zur Entrichtung des Naturalgarbenzehnts, welche auf einer Fläche von 48 Morgen 61 □Ruthen des hiesigen Vorwerks für den jedesmaligen Besitzer des Gutes Ganiowitz haftete, ist durch ein Kapital von 288 Thaler laut Receß von 28. April 1853 abgelöst. Ein Jahr später erfolgte die Ablösung der Abgaben und Handdienste.

Das Rittergut Grzegorzowitz=Slawikau umfaßt 16 Hectar Acker und Gärten, 10,66 Wiese, 4,26 Hutung, 0,83 Wald, 1,62 Unland; die Gemeinde bestand 1784 aus 10 Gärtnern und Häuslern, 1844 aus 81 Einwohnern, 1861 in 16 Häusern 113 Einwohner, welche damals sechs Pferde, 29 Stück Horn=, 6 Stück Schwarzvieh hielten.

Lokalie Zawade

1873 errichtet, umfaßt die bis dahin zur Parochie Lubowitz gehörigen Orte Leng, Schichowitz, Zawade.

Leng,

ehemals lug =Sumpf, 1370 lateinisch Langana genannt, am rechten Oderufer, 8 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt gelegen, gehörte schon in ältester Zeit zu den herzoglichen Domänen, dann zu den kaiserlichen Kammergütern, respective zur Schloßherrschaft Ratibor. Die Dominikaner hatten daselbst 1370 eine große Wiese Gruszka und eine daneben gelegene Strozna genannt. 1532 gaben drei Unterthanen der Kirche je eine Kerze und wenn kein Honig war, eine Geldentschädigung, dem Pfarrer einen Scheffel Hafer.

Nach dem Urbar von 1567 lieferten die Bauern von Thurse, Schichowitz und Leng der Reihe nach Freitags und Sonnabends der Herrschaft ein Gericht Krebse.

Pfandherren des Kammergutes waren: die Stadt, später Wenzel von Reiswitz, 1574 Hynek Petrowitz Charwat von Wiecze. 1607 wurde Leng auf 3010 Thaler geschätzt, der Eichwald auf 1500 Thaler. Nach dem Urbar von 1595 hatte der Ort 11 Bauern mit 5½ Hufen, 1 Gärtner; sie zinsten 32 Thaler 15 Groschen, 1 Malter 10 Scheffel Hafer, 124 Hühner, 3 Schock Eier, 30 Fuder Heu. Das Gut der Schloßherrschaft lag mit 48 Thalern in der Indiction, die der Unterthanen betrug 285 Thaler 8 Groschen. Der Wald hatte zwei Stallungen. Im Kretscham wurden 25 Achtel Bier, 3 Eimer Branntwein ausgeschänkt. Die Einwohner hatten 1725 nur kleine Obst= und Küchengärten von einem Malter Aussaat, hielten 38 Kühe, 11 Schweine und säeten auf den Feldern je 5 Malter Getreide aus. Es waren 10 Ackerbauern, 6 Gärtner, 8 Häusler; der Scholz Anton Masloch war robotsamer Bauer. 1784 waren 11 Bauern, 16 Gärtner, 11 Häusler, 152 Seelen. 1819 zählte Leng 11 Bauern, 6 Gärtner, 28 Häusler, 200 Seelen, 1844 in 48 Häusern 488, 1861 nur 466 und 1882 mit Wiesenhof bereits 624 Seelen in 90 Häusern. Im Gemeindebezirk 46 Pferde, 260 Stück Hornvieh, 47 Schweine, 12 Ziegen, 40 Bienenstöcke. Im Gutsbezirk 28 Stück Hornvieh, 5 Schweine.

Das Rittergut umfaßt 3,98 Acker und Gärten 1,37 Wiesen, 2,92 Hutung, 3,24 Wald, 0,10 Unland (11,61).

Schule.

Am 8. Januar 1873 verfügte die Königliche Regierung die Ausschulung der Ortschaft Leng aus dem Schulverbande Zawade und deren Constituirung zu einer besonderen Schulsocietät. In dem deshalb am 8. Februar abgehaltenen Termine verpflichtete sich die Gemeinde monatlich 15 Thaler als Baufonds zu sammeln und bat um einen Staatszuschuß. Im Juli suchte Baurath Linke unter drei Plätzen den geeignetsten aus, der nahe der Kirche an der nach Schichowitz führenden Landstraße lag; die im November ausgebrochene Cholera hinderte das Zusammenkommen Behufs Berathung über den Kauf des Bauplatzes und Gartenlandes, später lag der Verkäufer Häusler Johann Wallach am Typhus nieder, und noch später erkrankte dessen Gattin Johanna. Ostern 1875 waren 124 Kinder schulpflichtig. Am 31ten August 1875 fand wiederum ein Termin über den Neubau und die Beitragspflicht statt und wurden die Baukosten auf 10,572 Mark berechnet. Der Baufonds, der Ende 1873 nur 150 Thaler, Februar 1876 schon 633, October 918, Ende 1877 bereits 1704 Mark betrug, reichte nicht weit hin. Die Gemeinde, welche an Grundbesitz nur 213 Hectar besaß, erhielt mittelst Allerhöchster Ordre vom 5. December 1877 als Gnadengeschenk 3000 Mark bewilligt.

In der Licitation am 17. Juni 1878 erhielt Kretschmer Franz Mika den Zuschlag für 9280 Mark, mußte aber 2000 Mark Caution stellen, die sich auf 3200 Mk. erhöhte. April 1879 nahm die Gemeinde aus der Provinzialhilfskasse ein in neun Jahren zu amortisirendes Darlehn von 3800 Mark auf.

Obgleich der Neubau schon 1879 ausgeführt war, mußte doch die Heizung der Zimmer, die Entwässerung der Keller, wo das Eis erst im Spätfrühlinge aufthaute, die Anschaffung der Schulutensilien, die Umzäunung von Hofraum und Garten ausgeführt werden. Einen Zuschuß zu den Subsellien von 520 Mark wurde Berlin 31. August 1880 bewilligt.

Am 4. Februar war die Repartition erfolgt und die Schule mit 145 Kindern 17. August 1881 eröffnet.

Josef Hupka, Oberglogau 1871, Lehrer in Zülz, zweiter Lehrer in Markowitz, erhielt 29. September 1881 die Vocation. Zum Gehalt wurde eine Staatsbeihilfe von 360 Mark jährlich Berlin 30. September d. J. bis Ende März 1886 bewilligt. Am 1. Juli 1882 übernahm die Lehrerfrau für 60 Mark den Industrieunterricht. Da 1883 schon 146 Kinder schulpflichtig waren, verlangte die Königliche Regierung 28. April und 18. Juni die Anstellung eines Adjuvanten; zu dessen Gehalt auf einen Bericht vom 14. September eine Staatsunterstützung von 400 Mark jährlich bis Ende März 1889 am 28. September bewilligt worden.

Max Liko aus Zawodzie bei Kattowitz, 1883 geprüft, übernahm am 1 . März 1884 die Verwaltung der Adjuvantur.

Nachdem schon December 1881 zur Tilgung der Schulden ein Allerhöchstes Geschenk von 1384 Mark bewilligt worden, wurden August 1883 noch 350 Mk. gewährt.

Schichowitz,

ehemals Ciechowic, 10 Kilometer von Ratibor, Lubowitz gegenüber, auf dem rechten Oderufer, an der Sumina, wo eine Oderfähre existirte, an deren Stelle 1885 eine Brücke trat, gehörte ebenfalls zur Schloßherrschaft Ratibor. Im Jahre 1532 zinsten sechs Unterthanen 4 Gulden 17 Groschen, Hafer 6 Scheffel 24 Hühner, zwei Unterthanen gaben Honigzins oder eine Kerze. Im Jahre 1572 verkaufte Paul von Wraninski seinem Bruder Wenzel die dasige Mühle, welche 1857 zur Entwässerung cassirt wurde.

1595 hatte der Ort 8 Bauern mit 4 Hufen, einen Gärtner; sie zinsten 9 Thaler 33 Groschen, 1 Malter 4 Scheffel Hafer, 20 Hühner, 72 Eier. Die Wittwe des verstorbenen Pfandherrn Hynek Petrowic Charwat wohnte 1603 in Schichowitz, das auf 950 Thaler, der Eichwald auf 200 Thaler taxirt wurde. Die Indiction des Gutes betrug 48 Thaler; ausgeschenkt wurde an Bier 28⅗ Achtel, Branntwein 2 Eimer. Der Erlenwald unterhalb des Babitzer Teiches enthielt zwei Stallungen. Die Indiction der Unterthanen betrug 271½ Thaler. Der Robotgärtner Blasius Zurek war 1725 Schulz; am Orte waren acht Bauern, 14 Gärtner, 3 Häusler; die Gärten betrugen circa 5 Scheffel, die Feldaussaat je 4½ Malter, an Kühen wurden 61, an Schweinen 8 Stück gehalten.

Die neue Oderbrücke 173 Meter lang, 8,4 Meter breit, auf massiven Stirnpfeilern und 10 hölzernen Pfeilern ruhend, ist unter Oberaufsicht des Landesbaurath Keil aus Breslau von dem Regierungsbaumeister Ansorge für 240 mille, wozu die Provinzialbehörde 111,000 Mark als Beihilfe gespendet, durch den Bauunternehmer Franz Segeth aus Lubom in 14 Monaten vollendet worden und wurde der Bau 16. September 1885 in Gegenwart der herzoglich Ratiborer Familie, des Landraths, des Bauraths, der Geheimen Räthe von Selchow und Doms, des Stadtrath Polko etc. feierlich abgenommen und dem öffentlichen Verkehr übergeben. 17 Ortsvorsteher aus der Umgegend hatten Spalier gebildet, die Ehrenpforten am Ein= und Ausgange waren mit Fahnen in deutschen, schlesischen und herzoglichen Farben geschmückt.

Das Dorf zählte 1784 eine Mühle, 8 Bauern, 8 Gärtner, 10 Häusler, 105 Einwohner, 1844 in 61 Häusern 313, 1861 in 72 Häusern 337, 1882 in 72 Häusern 406 Einwohner.

Zawade,

9 Kilometer nördlich von Ratibor, zwischen der Oder und Sumina, war schon in früher Zeit im Besitz des Jungfrauenklosters. Herzog Johann schenkte demselben 18. Februar 1493 sein Oberrecht an Benkowitz, Zawade und Elgot, so daß die Bewohner dieser Dörfer frei wurden von allen fürstlichen Abgaben, die nunmehr dem Kloster zu leisten waren. Die Indiction des Gutes Zawada betrug 100 Thaler. Der Kretschmer Alexander Walach schänkte 1724 an Bier 37 Achtel, an Branntwein einen Eimer jährlich aus. Der Eichwald enthielt 3¼ Stallungen. Die Aussaat betrug nur je sechs Scheffel und trat öfters Oderausguß ein. Die 35 Gärtner und 2 Häusler hielten 63 Kühe, 20 Schweine. Für die Lenger Hutung unter Jurisdiction der Ratiborer Schloßherrschaft zahlte die Gemeinde jährlich 24 Thaler.

Nach einer Rechnung von 1769 bezog das Stift aus dem Orte an Grundzinsen 126 Thaler 7 Silbgr. 10 Pfg., 20 Stück vier Zaspeln Gespinnst, im Werthe von vier Thalern. 1811 erwarb der Schloßbesitzer das säcularisirte Gut, welches 1784 32 Gärtner, 5 Häusler, 159 Seelen, 1819 12 Gärtner, 45 Häusler, 282 Einwohner zählte, 1842 waren 101 Häuser, 521 Einwohner, 1861 hatte der Ort 67 Häuslerstellen und 489 Einwohner, 1882 aber 656 Seelen in 104 Häusern; es wurden 57 Pferde, 281 Stück Hornvieh, 47 Schweine, 13 Ziegen, 18 Bienenstöcke gehalten.

Urban Gomolka im 9. Husaren=Regiment fiel in den Freiheitskriegen bei Streckenwalde.

Aecker, Wiesen und Gärten haben schweren, der Ueberschwemmung ausgesetzten Lehmboden. Das Rittergut enthält 88,36 Hectar Acker und Gärten, 103,38 Wiesen, 0,68 Hutung, 30,20 Wald, in Summa 225 Hectar.

Kirche.

Die drei am rechten Oderufer gelegenen Dörfer Leng, Zawade und Schichowitz beschlossen, da der Besuch der Pfarrkirche in Lubowitz beschwerlich war, ein eignes Gotteshaus zu errichten. Gelegenheit bot sich in dem Abbruch der hölzernen Kirche zu Ostrog, woselbst ein massiver großer Monumentalbau in gothischem Stile aufgeführt wurde. Nachdem der Fürstbischof 28. März 1868 die Genehmigung zum Ankauf ertheilt und das Landrathsamt am 5. November die Aufstellung in Zawade am Wege von Schichowitz nach Ratibor gestattet, wurde Ostern 1869 der Bau fertig. Fundatoren waren Schmied Josef Janik und mehrere Genossen. Zur inneren Ausschmückung der Kirche baten die Gemeinden am 28. August um eine Collecte, welche aber nicht genehmigt wurde, da das Verhältniß zur Mutterkirche noch nicht geregelt war. Einstweilen wurde das Pfarrhaus gebaut und bat die Gemeinde 11. Juli 1869 den Fürstbischof um Anstellung eines eigenen Geistlichen, was aber noch nicht gewährt werden konnte, weil Pfarrer Richter 1855 ohne Vorbehalt investirt worden und das Grundstück Nr. 152, auf welchem das 31 October 1869 benedicirte Gotteshaus stand, der Lubowitzer Kirche überwiesen werden sollte.

Eine erneuerte Vorstellung der Gemeinde vom 15ten Januar 1871 bei dem Fürstbischofe mit dem Anerbieten von 200 Thaler Jahresgehalt für den Geistlichen, wurde 21. d. Mts. gleichfalls abgewiesen, weil dazu 400 Thaler erforderlich seien.

Im Frühlinge desselben Jahres erregte das Gerücht, daß in der Kirche auf einem Dielenschwamme ein Bild des Kreuzes oder der heiligen Jungfrau gesehen werde, die Gemüther. Nachdem bei der Geistlichen Behörde Remedur nachgesucht worden, wünschte der Fürstbischof am 3. Juni desselben Jahres polizeiliche Schließung der Kirche. Da sie aber Privatbesitz und Widerstand der Fundatoren zu fürchten war, so unterblieb die Ausführung.

Die Gemeinde, welche bereits zwei Glocken, eine für 55, die andere für 104 Thaler erkauft, baten nach dem französischen Kriege um Ueberweisung von Bronze zum Guß einer großen Glocke. Aber die Regierung fand am 8ten December 1871 die Beschaffung einer dritten Glocke als nicht nothwendig.

Waren Einzelne aus den Gemeinden schon in Erregung gegen die geistliche Behörde gekommen, so wurde es dem altkatholisch gewordenen Weltpriester Paul Kaminski aus Kattowitz leicht die Gemeinden für sich zu gewinnen, wenn sie ihren ursprünglichen Wunsch, einen Ortspfarrer zu besitzen, erreicht sahen. Kaminski hielt ihnen am 17. November d. J. in Zawade Gottesdienst und übernahm notariell durch den Rechtsanwalt Sabarth aus Ratibor die Benutzung der Kirche zur Abhaltung des Gottesdienstes an jedem zweiten Sonntage. Der Vertrag war aber nichtig, weil die Contrahenten auf Grund einer gerichtlichen Verhandlung vom 7ten Januar 1870 über Kirche und Haus keine Disposition mehr hatten.

Fünf Männer erklärten ohne Ermächtigung der Uebrigen am 26. November 1871 die Gemeinden als altkatholisch, doch wurde die Gründung einer altkatholischen Gemeinschaft von der Königlichen Regierung am 11. März 1872 und ebenso vom Ministerium am 16. Mai abgewiesen. Kaminski, der bis Juni persönlich Gottesdienst hielt, gewann einen littauer Mönch Vincent Waszkiwitsch, der bisher in der Nähe Warschaus gelebt, welcher in Zawade am Feste Petri und Pauli Gottesdienst halten sollte. Die Genehmigung dazu erhielt er in letzter Stunde per Depesche vom Regierungs=Präsidenten v. Hagemeister. Kaminski wurde im September angewiesen, von jedem Actus ministerialis dem Pfarrer in Lubowitz behufs Eintragung in die Kirchenbücher Anzeige zu machen.

Am 1. October ermächtigte der Fürstbischof den Pfarrer Gratza, der mit den hiesigen Verhältnissen vertraut war und 11 verwandte Familien in den Gemeinden besaß, die kirchlichen Verhältnisse neu zu ordnen. Durch seine Belehrung und die Bemühungen Richters kehrten die Kaminskischen Anhänger bis auf sieben Personen zur Kirche zurück, zumal die Excommunikation vom 27. Mai 1871 auf den Kanzeln verkündet worden. Auch der Mönch revocirte und ging mit Gratza nach Himmelwitz. Letzterer kaufte von den Fundatoren die Pfarrwohnung und ließ durch den Kreisvicar Johann Lampka aus Himmelwitz seit 2. November 1872 Gottesdienst abhalten.

Nachdem Richter freiwillig seine Ansprüche auf die drei Gemeinden aufgegeben, fertigte der Fürstbischof die Errichtungsurkunde am 27. September 1873 aus. Am 17ten December war Termin Behufs Feststellung des Bedürfnisses zur Errichtung einer selbstständigen Pfarrei, sowie der Prästationsfähigkeit der alten und neuen Parochie. Die Parochianen von Lubowitz widersprachen der Trennung, da die Gemeinden dann zu arm seien, um Bauten zu bestreiten, die Zawader verlangten: Fürstbischof als Patron solle zwei Drittel geben, aber Schichowitz und der dritte Theil von Zawade wollten bei Lubowitz bleiben. Der Minister nahm 13. Mai 1874 Anstand, dem Antrage des Fürstbischofs auf Erwirkung der staatlichen Anerkennung für die Errichtung der Pfarrei und auf Ertheilung der Staatsgenehmigung für deren Grunderwerb Folge zu geben, abgesehen davon, daß in Folge des Gesetzes vom 11. Mai 1873 die Anstellung eines Pfarrers behindert war.

Johann Lampka, geboren Lubowitz 16. Juli 1838, ordinirt 1866, 24. Juli Kaplan in Himmelwitz, 31. Juli 1869 in Lublinitz, 18. September 1872 Administrator in Woischnik, später Vicar in Himmelwitz, machte sich um die hiesige Gemeinde hochverdient, indem er alle vierzehn Tage zunächst daheim, dann hier Gottesdienst hielt, sich aber durch die aufreibende seelsorgerliche Thätigkeit am 26. August 1880 einen frühen Tod zuzog.

Auf Grund des Gesetzes vom 14. Juli 1880 sorgte die Pfarrgeistlichkeit von Ostrog für die verwaisten Gemeinden. Im nächsten Jahre wurde die Kirche in Zawade vollständig restaurirt. Zu ihr gehörte das Pfarrhaus, ein Garten von 3 Vierteln, ein Acker von 6 Morgen und 10,200 Mk. Kapital.

In Folge eines von den Gemeinden 10. November 1882 an den Minister gerichteten Schreibens betreffend die nunmehrige Errichtung einer selbstständigen Pfarrei war 18. Januar 1883 Termin in Ratibor, in welchem die Zahl der am linken Oderufer wohnenden Parochianen auf 2326, der am rechten auf 1670 ermittelt wurde. Der Herzog von Ratibor lehnte das ihm angetragene Patronat ab. Obgleich durch die neu angelegte Chaussee und durch den auf dem Kreistage 22. November 1883 beschlossenen Bau einer Brücke bei Schichowitz der Weg nach Lubowitz erleichtert schien, so wurde doch die Kirche in Lubowitz, welche 281,08 Quadratmeter umfaßt, also kaum die links der Oder wohnenden Parochianen aufnehmen kann, als zu klein für die Aufnahme der am rechten Oderufer gelegenen erfunden.

Schule.

Da es für die Kinder beschwerlich war, die Wege, welche nach jedem Austreten der Oder grundlos waren, zu passiren, so wurde eine Wanderschule eingerichtet.

Das 1804 gebaute Schulhaus stand auf herrschaftlichem Anger und mußte 1818 reparirt werden. Hencke in Lubowitz hielt bis 1805 einen Adjuvanten; da aber später kein Lehrer nach Zawade ging, um zu unterrichten, so verweigerten die drei Gemeinden Gehalt und Getreide.

Georg Rohrbek, Lehrer in Bojanow und von dort verdrängt, fand hier eine Anstellung und ließ 23. Juni 1807 ein Kind taufen. Die vom Kreis=Steueramt 10. October 1815 ausgestellte Gehaltsrepartition weist nach, daß in Zawade 57, in Leng 45 und in Schichowitz 38 Stellenbesitzer waren. Später erwarben in Zawade mehrere Einwohner Dominialgrundstücke.

Rohrbek ging 1818 nach Thurse, ist aber 22. Juni 1823 wieder als Schullehrer von Zawade Pathe.

Carl Gromotka, geboren 1778, hatte in Rauden einige Kenntnisse erworben, dann bei der Aushilfe in Benkowitz sich vervollkommnet und wurde 1. October 1818 hier angestellt. Im nächsten Jahre waren aus dem Orte 50, aus Leng 25 und aus Schichowitz 29 Kinder schulpflichtig. Wegen nicht vorhandener Gemeindehutung wurde im Sommer von 12 bis 3 Uhr und nur im Winter durch 5 Stunden unterrichtet.

Vincent Kraiczyrsky (S. 349), wurde März 1824 als provisorischer Lehrer angestellt, führte Ende Januar 1826 seine Braut heim, machte laut Verfügung der Königlichen Regierung in Oberglogau am 22. und 23. August 1828 die Ascensionsprüfung, erhielt 10. September das Fähigkeitszeugniß, 12. Mai 1829 die Vocation von der herzoglichen Kammer und 4. März 1830 das Decret vom Generalvicariatamte, wurde 1. October eingeführt und vereidigt. Da die Lehrstube für 115 Kinder zu eng geworden, so drang die königliche Regierung 15. October 1826 auf Erweiterung. Bau=Inspector Fritsch sendete 15. November 1828 Zeichnung und Kostenanschlag ein. Die herzoglich Ratiborer Kammer schlug 26. März 1829 die Bitte der Gemeinden wegen Theilnahme des Baues und Verabreichung eines Theils von Bauholz ab. Doch bewilligte der Herzog zum Schulbau vom Platze Malibera einen Antheil von 1½ Morgen unentgeltlich und überließ die Disposition der alten Schule den Gemeinden, offerirte auch ⅔ Credit auf das Bauholz. In diesem Jahre gab die Gemeinde dem Lehrer auf landräthliche Verfügung 1½ Breslauer Scheffel Gartenland im gepachteten Felde und da die Gräserei noch fehlte, 1 Schock Stroh, 6 Ctr. Heu.

Da die Oder bei der Ueberschwemmung Sommer 1829 einen bedeutenden Einriß gemacht und die Leute zum Schutze des Dorfes mit der Uferdeckung beschäftigt waren, so unterblieb der Bau. Doch wurden im Herbst 30 mille, Ende d. J. 90 mille Ziegeln fertig.

1829 waren 130 Schulkinder; damals wurden die Perikopen und im nächsten Jahre Kabaths Biblische Geschichte beschafft. Als der Lehrer auf Anregung des Revisors die schulpflichtigen Kinder aus dem Taufbuche auszog, wurde die Zahl um 45 Köpfe größer, so daß bereits 172 schulpflichtig waren und 21. December 1830 ein neuer Riß und Anschlag gemacht werden mußte. Ende September und Anfang October 1831 stand die Schule unter Wasser. 1832 war das Gebäude fertig, aber noch nicht ausgetrocknet. August 1834 wurde ein Brunnen angelegt. Im nächsten Jahre begann die methodische Gesangsübung; da 1838 bereits 235 Kinder die Schule frequentirten, so wurde Halbtagsunterricht eingeführt.

Schon damals sollte auf die Anstellung eines Adjuvanten Bedacht genommen werden und sollte der Schul=Inspector bei der Geistlichen Behörde sofort Anträge machen. Im Jahre 1845 sprach die Königliche Regierung die Besorgniß einer Vernachlässigung aus; da doch anderen Schulen mit weniger Kindern Adjuvanten zugewiesen würden, so hätte dies auch hier möglich werden müssen, wenn die Nothwendigkeit öfter und mit gehöriger Dringlichkeit geltend gemacht worden wäre. Heide erklärte aber am 6. August, daß Adjuvanten zunächst bei Organisten und Küstern aus drei Gründen Anstellung finden: 1) bei zahlreichen zerstreuten Parochianen, also vielen Begräbnissen, Hochzeiten und anderen kirchlichen Functionen, übernimmt Adjuvant den Unterricht; 2) letzterer hat Gelegenheit, sich im Organisten= und Küsteramt auszubilden; 3) er kann bei besser situirten Organisten leichter beköstigt werden. Die Königliche Regierung erwiderte 15ten August auf den letzten Punkt, daß durch Circularverfügung vom 20. December 1840 jeder Hauptlehrer berechtigt sei auf Beköstigungszuschuß für den Adjuvanten zu beantragen; ein zweites Lehrlocal und Wohnung sei zu beschaffen und die Anstellung des Hilfslehrer zu beschleunigen. Nun war erstres bereits vorhanden; auch gäbe es zwei Giebelstuben, eine sei von den acht Kindern des Lehrers bewohnt, die andere könne der Adjuvant beziehen. Die Repartition wurde 20. September angefertigt. Mißjahre und Ueberschwemmungen hinderten die Ausführung. Am 28. April 1848 erlaubte die Königliche Regierung, daß bei dem herrschenden Nothstande, der bewegten Zeit und dem Lehrermangel die Anstellung eines Adjuvanten bis nach der Ernte ausgesetzt bleiben könne.

Am 19. März 1851 wurde über den Anbau einer Scheune verhandelt, jedoch wieder Abstand genommen aus dem Grunde, weil die Schule nur mit einem Garten dotirt sei.

Auf Befehl der Königlichen Regierung vom 26. Juni 1851 war ein Monat später Termin wegen des Beköstigungszuschusses, der diesmal auf 12 Thaler erhöht, am 28. Juli 1859 auf 30 Thaler genehmigt wurde. Im October 1851 wurden die Bänke, im April Katheder und Bücherschrank in das zweite Schullocal beschafft. Seit 1. December 1851 half der ehemalige Seminarist Gallisch aus.

Da der Lehrer nach Aussage des Schul=Inspectors vor allen Standesgenossen am meisten der Unterstützung bedurfte, indem er eine zahlreiche Familie besaß und durch häufige Ueberschwemmungen und Mißjahre seine Ernte verlor, so erfreute er sich öfters einer Unterstützung seitens der Königlichen Regierung. So wurden ihm 10. Juli 1847 8 Thaler aus dem Extraordinarium angewiesen und als er Mai des folgenden Jahres am Typhus erkrankte, erhielt er 10 Thaler auf Kurkosten, als die Felder vor der Ernte 1851 fast total verhagelten 8 Thaler, 1854 wegen erlittener Ueberschwemmung 15 Thaler, 1859 8 Thaler, 1861 einen Gehaltszuschuß von 40 Thalern. Als im Sommer d. J. die Zawader Hutungstheilung stattfand, wurde auf den Lehrer Rücksicht genommen und vier Morgen 150 □Meter gutes Oderniederungs Hutungsland gewährt. Inzwischen waren auch Adjuvanten ihm zur Seite gegeben worden, so:

Heinrich Franzke, Peiskretscham, angestellt 17ten August 1852, machte October 1854 die Nachprüfung.

Theodor Beck (Seite 320), hier 1. August 1855.

Josef Cwielong, Peiskretscham 1856, hier 1. September 1856, kam nach Langendorf, ist Hauptlehrer in Wiegschütz.

Robert Pludzialek, Peiskretscham, angestellt 1ten September 1857.

Josef Schultzik, Peiskretscham 1858, hier 1. September 1858, war 1865 Lehrer in Nicolai, ist im Jahre 1883 noch daselbst gewesen.

August Materne, Peiskretscham 1859, hier 1. August 1859, kam 23. November 1861 nach Ponischowitz, war 1865 Hilfslehrer in Alt=Chechlau, 1878 Lehrer in Kaltwasser, jetzt Hauptlehrer in Lonkau.

Josef Fristaczki, Peiskretscham 1860, zunächst Adjuvant in Preiswitz, kam 23. November 1861 hieher, war 1878 Lehrer in Kattowitz, wo er noch fungirt.

Franz Nagel, Peiskretscham 1858, hier 19. December 1862, ist abgegangen und starb nachdem er Bürgermeister geworden.

Da wegen des erhaltenen Schulackers eine Scheuer nöthig wurde, die armen Gemeinden aber sich weigerten dieselbe allein zu errichten, so bestätigte das Ministerium 3. October 1863 eine Resolution der Königlichen Regierung vom 12. April über die Nothwendigkeit des Baues. Die Ausführung wurde 1864 für 300 Thaler an den Bauer Franz Komor unter Leitung des Mauermeister Adler und Zimmermeister Seidel verdungen und schon im Sommer beendet.

Alexander Cedzich, 1859 Peiskretscham, 8. Februar 1861 in Breslau geprüft, hier November 1864. Da er sehr guten Fleiß zeigte, im Turnunterrichte Vorzügliches leistete, zum stehenden Heere eingezogen, einige Zeit ohne Gehalt geblieben, erhielt er 18. Juli 1865 als Unterstützung 15 Thaler, ging 10. Februar 1866 nach Thurse, October 1867 nach Baranowitz, wurde Lehrer in Solarnia, ist gegenwärtig in Ruda bei Slawikau.

Inzwischen mußte die 9. September 1862 gelieferte Zeichnung und Veranschlagung auf 471 Thaler wegen geringer Ausdehnung durch ein neues Bauproject 26. Januar 1863 verbessert werden.

Johann Kohlsdorffer, Oberglogau 1861, kam von Gr.=Gorzütz 10. Februar 1866, ist im Mai d. J. gestorben.

Kraiczyrski beantragte 22. Juni 1871 seine Pensionirung und wurde vom 1. Juli ab die Adjuvantenstelle in eine zweite Lehrerstelle mit 120 Thaler erhoben.

Emanuel Müller, Peiskretscham 1863, 1865 Hilfslehrer in Lagiewnik, Miedar, Wyssoka, 14. December 1871 als zweiter Lehrer vocirt und Kohlsdorffer, Schwiegersohn des Rector, als Hauptlehrer Weihnachten vocirt, wurden 24. Mai 1872 eingeführt und vereidet. Nach Berechnung des Landrathsamtes vom 13. December 1871 mußte Kohlsdorffer dem Vorgänger 101⅔ Thaler abgeben, so daß ihm nach Abrechnung der Wittwen= und Lehrerpension, wie auch der Steuer nur 55 Thaler blieben.

Josefa Lepiorz gab seit Neujahr 1873 an Mittwochen und Sonnabenden 1—3 Uhr Industrieunterricht.

Müller ging 1. Juli d. J. nach Groß=Lassowitz, war 1880 Bahnarbeiter bei Kanderzin.

Andreas Barrabasch, 1864 aus dem Seminar zu Oberglogau, wurde Hilfslehrer in Bolatitz, war von Juni 1869 bis zu seiner Anstellung in Hratschein außer Amt, fungirte in Pyszcz als Gerichtsschreiber, als zweiter Lehrer auf Battigs Verwendung 8. Januar 1874 hieher vocirt, kam am 15. d. Mts. an, wurde 9. März d. J. eingeführt und 3. Juni vereidigt. Seit Mai war wegen der 198 Kinder der Unterklasse Halbtagsunterricht. Er ist gegenwärtig Concipient in Ratibor.

Barrabasch, Schwiegersohn des Lehrer Ludwig Kosinski in Zawada=Beneschau und Vater von zwei Kindern bewohnte miethweise für 30 Thaler ein kleines Haus, wobei ein Garten, weil die Schule nur Raum für einen Adjuvanten bot. Seit August 1875 gab dessen Gattin Industrieunterricht für 60 Mark. Im Herbst wurde die Unterklasse nach Geschlechtern getrennt. Im August 1876 gestattete die Königliche Regierung dem Kohlsdorffer Uebernahme des Schiedsmannamtes.

Am 7. September 1876 erklärte Barrabasch, freiwillig aus dem Schulamte zu scheiden, was Ende October erfolgte; Kohlsdorffer blieb allein mit 369 Kindern. Durch Verfügung vom 10. Februar desselben Jahres war sein Einkommen auf 810 Mark festgesetzt worden.

Carl Böhm, (Seite 246), Adjuvant in Janowitz, als zweiter Lehrer 15. November 1876 vocirt, hier 29ten Mai 1877, am 18. December eingeführt und verpflichtet, kündigte die Stelle am 20. Mai 1878, weil er nach Ornuntowitz befördert wurde.

Victor Poplutz, geboren 13. Februar 1853 zu Dorotheendorf, in Pilchowitz März 1873 geprüft, 1874 in Altendorf, 1875 Groß=Gorzütz, seit 1. März 1876 in Lubom, bereits verheirathet als zweiter Lehrer 26. September 1878 vocirt, trat am 1. September die Stelle an, wurde 13. November eingeführt.

Am 13. August 1879 wies die Königliche Regierung dem Hauptlehrer wegen der Ueberschwemmung 50 Mk. zu.

Poplutz, der in Uebereilung seine Stelle gekündigt, dann wieder die Resignirung zurückgenommen, die zweite Prüfung in Oppeln 1. December 1879 nicht bestanden, wurde 15. Januar 1880 entlassen, ist in Berlin Privatlehrer.

Ignatz Sedlaczek, Pilchowitz 1879 geprüft, Adjuvant in Kozlow, von der Königlichen Regierung vom 1. März mit der provisorischen Verwaltung der zweiten Lehrerstelle betraut, am 5. März 1880 vom Localschul=Inspector eingeführt, 29. Juli 1880 vocirt, erhielt Mai 1881 die provisorische Verwaltung einer Lehrerstelle in Bauerwitz. Da jedoch die hiesige keinen Bewerber fand, so mußte sich Sedlaczek noch ein Jahr gedulden. April 1881 waren aus dem Schulorte 118, aus Leng 129, aus Schichowitz 96 Kinder schulpflichtig und wurde Leng, das ein eignes System erhielt, ausgeschult.

Hugo Bannowsky, 8. März 1882 in Pilchowitz geprüft, provisorisch 1. März 1882 hier, 19. April vereidigt, 23. September 1883 als zweiter Lehrer vocirt, 21. April 1884 vereidigt. 1885 am 21. März starb Kohlsdorffer und wurde Bannowsky Hauptlehrer 1. Mai d. J. Provisorisch zweiter Lehrer ist Franz Wrana seit dem 1ten Mai 1885. Er kam von Bielau (Kr. Ratibor). Geprüft am 25. Februar 1881 in Zülz.

Der Regierungs= und Schulrath Dr. Montag revidirte 19. Juni 1883 in Begleitung der Kreis=Schul=Inspectoren Porske und Dr. Rhode die hiesige Schule und befriedigte namentlich der fleißige Schulbesuch.

Schulkinder waren: 1826 115, 1830 172, 1835 216, 1846 243, 1852 221, 1859 204, 1864 240, 1870 271, 1874 310, 1878 392, 1884 207 und zwar 113 Knaben, 94 Mädchen, aus dem Schulorte 116, Schichowitz 91.

Parochie Ostrog.

Das Schloß.

Burgen, deren es im Herzogthum mehrere gab, waren nicht blos für den jeweiligen Aufenthalt des Fürsten, sondern auch zum Schutze des Landes bestimmt. Von ihnen herab erspähte man jede feindliche Regung in der Ferne. Ratibor wird 1108 zum ersten Male genannt. Auf der Burg saß ein Kastellan, der die obere Gerichtsbarkeit über das zugehörige Gebiet hatte, die niedere Gerichtsbarkeit übte der Landrichter aus. Die mit deutschem Recht bewidmeten Ortschaften waren dem Hofrichter untergeben. Im 14. Jahrhundert verschwand der Titel Kastellan und trat der Name Schloßhauptmann an die Stelle, während der Titel Burggraf den über die Schloßgüter gesetzten Amtmann bezeichnete. Als nach dem 1282 erfolgten Tode des Herzogs Wladyslav die Söhne das Land theilten und vier Dynastien entstanden, wurde Ratibor bleibende Residenz des jedesmaligen Fürsten.

Unter der Regierung des Herzogs Johann von Oppeln, der gar nicht nach Ratibor gekommen zu sein scheint, da er seine Kanzlei am Residenzorte hatte, so wie unter den Markgrafen von Brandenburg, die in Jägerndorf Hof hielten, wurde das hiesige Schloß nur von Beamten bewohnt. Als Markgraf Georg am 21. October 1532 die Stadt und Schloßherrschaft Ratibor durch seine Gesandten übernahm, ließ er ein Grundbuch aufrichten, das uns so wie die späteren Urbarien einen Einblick in die damaligen Verhältnisse gewährt.

An der Schloßmauer war ein Brauhaus, dem Schloß gegenüber ein Malzhaus, bei dem Schloß ein Baumgarten, darin eine alte Badestube und zwei Fischhälter, ein anderer größerer Baumgarten lag gleichfalls vor dem Schlosse.

Nach dem Abzuge der Königin Isabella von Ungarn, die 1551 Siebenbürgen gegen die Fürstenthümer Oppeln, Ratibor und Münsterberg eingetauscht, der aber die baufälligen Schlösser nicht gefielen, weshalb sie 1556 in die Heimath zurückkehrte, fielen die Fürstenthümer wieder an Kaiser Ferdinand I., der sie durch Landeshauptleute verwalten ließ. Das Kammergut Ratibor hielt der Kaiserliche Rath und Hauptmann unseres Fürstenthums Georg v. Oppersdorff zunächst auf Rechnung, später gegen eine dem Kaiser geliehene Summe in Pfand. Er ließ eine Papiermühle stattlich errichten, kaufte 1559 vom Bürger Caspar Turski auf dem Schloßgrunde ein Freihaus mit großem Garten um einen billigen Preis und ließ auf dem Garten sieben Häuser nach dem Schlosse zu erbauen, wozu er das Holz aus dem Dzirgowitzer und Babitzer Forsten nahm, legte auch daneben einen Kretscham an. Sämmtliche Anlagen und den Schloßkretscham nahe der Brücke gelegen, verkaufte er im Februar 1562 für seine Person. Letzteren erwarb Martin Marchalow für 200 Thaler und überließ ihn bald darauf dem Johann Mesopust. Bei dem Stadtbrande 1574 wurde auch das Schloß von den Flammen erreicht, fing an 20 mal Feuer, wurde aber glücklich erhalten.

Der von den polnischen Ständen am 22. August 1587 zum Könige gewählte Erzherzog Maximilian kam auf seiner Reise hier durch und übernachtete auf dem Schlosse; von hier ging er über Gleiwitz, Beuthen nach Krakau. Von der Schloßmauer war nur noch die Hälfte vorhanden, welche auch schon dem Einsturz drohte. Das große Wasser hatte nämlich die anliegenden Ringmauern unterspült und eingerissen.

Juli 1593 wurden die Pfandinhaber, wie auch der Abt von Rauden und das Jungfrauenkloster zur Lieferung von Holz aufgefordert, weil dem ganzen Gebiete an der baulichen Erhaltung eines so ansehnlichen Schlosses nicht wenig gelegen sein müsse.

Das Urbar von 1595 giebt uns eine genauere Beschreibung der Oertlichkeit. Das Schloß umflossen von der Oder, deren ein Arm auf auf die Brett= und Schloßmühle zugeht, ist mit einer niedrigen Mauer umgeben, welche aber gegen die Oder hin eingegangen ist. Bei dem Eingange ist ein Thorhaus und Stübchen von Holz, dabei ein alter Eingang in's Schloß. Dicht daneben steht die Kirche mit einer Dreßkammer (Sacristei), die aber sehr baufällig, darüber Kammern und Boden. Unter der Kirche ein nicht gewölbter Raum und Gefängniß. Ferner ein Wein=, zwei gewölbte Bierkeller, dahinter eine Küchenkammer und ein Gewölbe. Ueber dem Keller die Treppe hinauf ein Stall, rechts eine Stube, zwei Gewölbe und eine Schlafkammer, links eine große Stube, in welcher das Landrecht gehalten wird, ein Gewölbe, ein Stübchen, eine kleine Schlafkammer. Auf dem Obergaden (Belétage) ist ein großer Saal, eine Stube und Schlafkammer, gegenüber eine Kammer; das Dach darüber ist noch gut mit drei leeren und der Rüstkammer. Dahinter ist ein Gebäude, in welchem die Uhr, gegenüber ein Gewölbe, eine große Küche, daneben eine Kammer, Stube, Vorhaus, darunter ein großer Stall. Auf der dritten Seite ein gewölbtes Back= und Vorhaus, daneben zwei Ställe, darüber eine Stube, Kammer und großer Boden, dann wieder eine alte Stube und Kammer von Holz. Daneben alte Mauern mit zwei Gewölben. Alles ist mit Schindeln gedeckt. Die Wächter können auf dem Schloß rings herumgehen, doch sind die Mauern an vielen Stellen zerissen.

Bei der 1637 in der Stadt entstandenen Feuersbrunst wurde auch das Schloß ergriffen, in welchem einige Zimmer und Schüttböden ausbrannten.

Die Herrschaft Ratibor, von 1532—1609 und seit 1631 Kaiserliches Kammergut, kam 1642 in den Besitz des Georg Graf Oppersdorff auf Oberglogau und wurde wieder ein Urbarium errichtet: das Kirchenlehn (Patronat) gehört zum Dominium Ratibor! Das Schloß, mit der Burgfriedengerechtigkeit begabt, liegt an einem schönen luftigen Orte, welcher von einer Seite von der Oder, von der andern durch eine aus der Oder geleitete und in dieselbe fließende Mühlbache umgeben ist. Die Schloßkapelle hat einen Thurm, dessen Uhr die Viertel= und ganzen Stunden schlägt. Das Brauhaus dicht beim Schloß am Mühlgraben ist massiv, das Branntweinhaus neben der Walkm